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noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf
erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan
Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen
deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte
Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den
Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng-
länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich '
dennoch nicht entschließen.
Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere
von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie-
chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen
wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um-
zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel
und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang
Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über
die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser
Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis
Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere
einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel
durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher
Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti-
gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner
Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde
manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus
Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein-
den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von
Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und
suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie-
chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl
es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be-
gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen
an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten,
schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer
neun und trieb den zehnten in die Flucht.
In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben
ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender
Weise erzählt:
45. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam
Zum heil'gen Land gezogen kam,
Da musst er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge, wüst und leer.
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich Friedrich Isaak Isaak
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den Rhein und durch Deutschland, und weil er strenge Mannszucht hielt,
so kam er glücklich vor Constantinopel an, wurde aber von dem griechi-
schen Kaiser, welcher in Constantinopel seinen Sitz hatte, argwöhnisch
behandelt. Bei einer in Kleinasien vorgenommenen Musterung fand man
das ganze Heer der Kreuzfahrer auf 100,000 Mann zu Fuß und eben
so viele Ritter und Reiter angewachsen; die Weiber, Kinder, Mönche,
Knechte u. dgl. miteingerechnet, betrug die ganze Zahl des Christenheercs
gegen 600,000 Seelen. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, von Hunger
und Hitze gequält, von den Türken schrecklich verfolgt und von den
Griechen mannigfaltig verrathen, zogen sie durch Kleinasien und erkämpf-
ten nach achtmonatlicher Belagerung Antiochien. Doch fast hätten die
Sieger in dieser Stadt ihr Grab gefunden. Während sie nemlich hier
unter sich zankten und stritten, schloß sie ein mächtiges türkisches Heer
ein, und die Hungersnoth erreichte unter ihnen den entsetzlichsten Grad.
Da gab ein Priester vor, der Apostel Andreas habe ihm im Traum
die heilige Lanze gezeigt, mit der Christi Seite durchstochen worden;
sie liege in einer Kirche, die er bezeichnete, unter der Erde begraben.
Man grub nach, und der Priester stieg wirklich mit der Lanze hervor.
Keine Feder kann die Begeisterung schildern, welche dieses Lügenstück unter
den ausgehungerten Kreuzfahrern erzeugte. Sie öffneten bald die Thore,
wankten, Schatten ähnlich, doch in guter Ordnung dem Feinde ent-
gegen und erfochten einen vollständigen Sieg. Doch noch ein ganzes Jahr-
lang hatten sie viel zu leiden, ehe sie Jerusalem erblickten. Namen-
lose Wonne ergriff sie, als die langersehnte Stadt endlich vor ihren
Blicken lag. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, warfen sich nie-
der, küßten den Boden und wären freilich gern nur gleich eingezogen.
Aber die Stadt hatte eine feste Lage und war von 60,000 Muhamme-
danern besetzt, während das große Heer der Kreuzfahrer auf 20,000
Mann zu Fuß und 1500 Reiter zusammengeschmolzen war. Erst nach
einem furchtbaren, wochenlang fortgesetzten Kampf erstürmten sie die Stadt
(1099). Nun ging es an ein Würgen, das beispiellos war. Alle
Straßen wurden mit Mord erfüllt; ja Viele, nicht zufrieden, das Blut
der Ungläubigen stießen zu sehen, weideten sich an ihren Qualen, in-
dem sie bald dieselben nöthigten, von hohen Thürmen sich herabzustür-
zen, bald mit schwachem Feuer sie bis zum langsamen Tode marterten.
Etwa 10,000 Muselmänner suchten hinter den Mauern des Tempelber-
ges Schutz; sie sielen alle unter den Schwertern der Christen. Das
Blut floß in Strömen die Höhe hinab und soll sogar Leichen sortge-
spült haben. Als die Eroberer des Türkenblutes satt waren, traf die
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Extrahierte Personennamen: Apostel Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Constantinopel Constantinopel Kleinasien Kleinasien Christi
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144. Die Areuzzüge. 1096—1291.
1. A)as heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände der
Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert schon um der
Abgaben willen, die sie entrichten mußten. Indessen eroberten die Seld-
schucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspischen Meer
seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jerusalem, und nun
wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jerusalem mißhandelt.
Schon der mächtige Papst Gregor Vii hatte auf Hilfe gedacht. Da er-
schien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter von Amiens, welcher
Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor dem Papst Urban Ii
mit der dringendsten Bitte um Hilfe wider die Ungläubigen (Muhamme-
daner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und auf einem Esel rei-
tend, in ein härenes Pilgerkleid gehüllt, mit einem Struck umgürtet, das
Kreuz in der Hand und barfuß durchzog er Städte und Länder und schil-
derte auf Gassen und Straßen, auf Märkten und in Kirchen mit glühen-
den Farben und unter heißen Thränenströmen die Bedrängnisse des heiligen
Landes. Bald glühte ein Feuer der Begeisterung durch die ganze Christen-
heit, und endlich wurde aus zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach
dem gelobten Lande beschlossen. Gott will es! Gott will es! so erscholls
aus tausend Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe
Kreuz von Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen,
das sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte
man deßwegen Kreuzfahrer und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große
Versprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und welche fast 200 Jahre lang fort-
dauerte.
2. Die ersten Schwärme, die beiläufig 200 000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hatten. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und frommer Herzog
aus Frankreich. Mit 90 000 Streitern zog dieser über den Rhein und
durch Deutschland, und weil er strenge Mannszucht hielt, so kam er glück-
lich vor Konstantinopel an, wurde aber von dem griechischen Kaiser, welcher
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Peter_von_Amiens Urban Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Frankreich Rhein Deutschland
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gebracht!" Worauf er noch mit starker Stimme sprach: „Ach Herr Gott,
wir sind ja allesamt schwache Menschen und mit schrecklichen Sünden be-
sudelt. Habe ich in meinem Regiment den Unterthanen zu viel gethan
oder bin anderen Leuten überlästig gewesen, so züchtige mich und suche es
an meinem Leibe in diesem Leben, und schone dort der Seele!" Hierauf
empfieng er das heilige Abendmahl und sprach dann nicht mehr viel. Am
folgenden Tage, den 24. Febr. 1496 Abends 5 Uhr, schlief er sanft
ein und wurde dann in der Kirche des Stiftes Einsiedel im Schönbuch,
das er selbst gestiftet hatte, ohne alles Gepränge beigesetzt. Später wurden
seine Gebeine in die Stiftskirche zu Tübingen übergetragen, wo sein Grab-
mal zu sehen ist.
3. Als Kaiser Maximilian drei Jahre nachher durch Württemberg reiste,
besuchte er auch Eberhards Grab und sprach: „Hier liegt ein Fürst, weise
und tugendhaft wie keiner im Reich; sein Rath hat mir oft genützt." Das
ganze Land trauerte über den Tod eines solchen Fürsten, und um so mehr,
da man keine Ursache hatte, von seinem Nachfolger das Beste zu erwarten.
Aber auch die Noth, welche in den nächsten Jahrzehnten über Württemberg
hereinbrach, mußte dazu helfen, die Herzen für die Saat des Wortes Gottes
zuzubereiten; denn vor dem Sämann kommt immer erst der Pflug.
161. Die Türken in Aonstantinopel. 1453.
1. fängst schon war im Abendlande das Römerreich unter den Stürmen
der Völkerwanderung zugrund gegangen, als das oströmische oder griechische
Kaiserthum, dessen Sitz Konstantinopel war, noch immer sein Dasein fristete.
Aber je länger je mehr erstarb in diesem Reiche alles geistige Leben, und
auch das Christenthum, dessen man sich rühmte, wurde zum todten Buch-
staben. Da drang zu Ende des 13. Jahrhunderts ein türkischer Volks-
stamm, die Osmanen, in Kleinasien ein und machte von dort bald auch
Angriffe auf das griechische Reich in Europa. Sultan Muhammed Ii
setzte sich die vollständige Eroberung desselben zum Ziel und erklärte dem
griechischen Kaiser Konstantin Xv den Krieg. Vergebens wandte sich dieser
Hilfe suchend an die abendländische Christenheit. Selbst die Reichen Griechen-
lands versteckten lieber ihr Geld, als daß sie es dem Kaiser gaben, um
Kriegsvolk zur Rettung des Vaterlandes zu werben. Dennoch verschmähte
Konstantin schimpfliche Unterwerfung.
2. Muhammed begann am 6. April 1453 mit 300 000 Mann Land-
truppen, 300 Galeeren und 200 kleineren Schiffen die Belagerung von Kon-
stantinopel. Nur etwa 8000 Waffenfähige vermochten die Belagerten ihm ent-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Muhammed_Ii Muhammed Konstantin Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Aonstantinopel Konstantinopel Kleinasien Europa