140
berg 1544, Jena 1557, Gießen 1605, Kiel 1665, Halle 1694,
Breslau 1702, Göttingen 1734, Erlangen 1743, Berlin 1810,
Bonn 1818, München 1827.
Sigismund veranlaßte die Kirchenversammlung
zu Constanz 1414, welche die in der Kirche ausgebrochenen
Streitigkeiten schlichten sollte. Hier wurve Johannes Huß,
Professor der Theologie zu Prag, der als Anhänger des Eng-
länders Wiklef (ft. 1384) gegen mehrere Kirchenlehren aufge-
treten war, da er nicht widerrufen wollte, am 6. Juli 1415
verbrannt. Gleiches Schicksal traf im folgenden Jahre seinen
Freund und Schüler Hieronymus von Prag. Darüber
entbrannte in Böhmen der Hussitenkrieg, der von beiden
Seiten aufs Grausamfte geführt wurde. Der einäugige, fin-
stere Ziska und die beiden Procopius führten die Hussiten und
blieben gegen die kaiserlichen und Reichsheere siegreich. Nicht
Böhmen allein, sondern auch die benachbarten Länder Schle-
sien, Sachsen, Bayern, Oesterreich litten unter diesem Kriege,
und erst 1433 kam ein Vertrag zu Stande, durch welchen den
Hussiten manche Forderung zugestanden und die Ruhe zurück-
geführt wurde.
8.23. Nach Sigismund kam die Krone von Deutsch-
land wieder an das habsburgische Haus und blieb
von da an fast ununterbrochen bei demselben. Auf Al-
brecht Ii. 1438—1439 folgte sein Vetter Friedrich Iii.
Während seiner langen, aber kraftlosen Regierung 1440
—1493 vermochte er weder der immer mehr um sich
greifenden Unordnung, den Fehden und dem Faustrechte
zu steuern, noch auch nach außen Deutschland's Ansehen
zu behaupten. Die Schweizer, welche schon 1386
ein starkes österreichisches Heer unter Herzog Leopold Iii.
durch den aufopfernden Heldenmuth Arnold's von
Winkelried, der sich, um den Uebrigen Bahn zu
brechen, mit Todesverachtung in die Lanzen der feind-
lichen Ritter stürzte, bei Sempach geschlagen hatten,
rissen sich immer mehr von Deutschland los; Mailand
machte sich unabhängig; die Ungarn und die Böh-
men wählten sich eigene Könige; die Türken setzten
sich durch die Eroberung Constantinopel's 1453
in Europa fest.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johannes_Huß Ziska Sigismund Friedrich_Iii Friedrich Leopold_Iii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Jena Kiel Breslau Göttingen Berlin Bonn Prag Sachsen Bayern Oesterreich Sempach Deutschland Mailand Ungarn Europa
151
Besatzung, welche der Pfalzgras Philipp der Streitbare an-
führe, und der Bürgerschaft, die sich mit unerschütterlickem
Muth vertheidigte, rettete die Stadt. Die Stürme d»r Be-
lagerer wurden siegreich abgeschlagen und Soliman zum
Abzug genöthigt. Als er 1532 wieder durch Ungarn gegen
Wien heranzog, stellte sich ihm Karl V. selbst mit einem noch
durch Hülfsvölftr aus Spanien, Italien und den Niederlanden
verstärkten deutschen Heer entgegen. Soliman wagte leinen
Angriff und kehrte nach Constantinopel zurück, blieb aber bis
zu seinem Tode, der während der Belagerung der durch Zriny
heldenmüthig vertheidi gen Festung Szigelh in Ungarn 156ö
erfolgte, stets ein gefürchteter Nachbar.
§. 26. Ferdinand I. 1556—1564 und Mariini-
l tan Ii. 1564—1576 regierten mit Mäßigung, und es
gelang ihnen, die durch die feindselige Stimmung der
Katholiken und Protestanten bedrohte Ruhe in Deutsch-
land zu erhalten. Unter Rudolf Ii. 1576-1612 stieg
aber das gegenseitige Mißtrauen, und seine Folge war
das Entstehen zweier Bündnisse, der protestantischen
Union 1608 und der katholischen Liga (Ligue) 1610.
An der Spitze der Union stand der Kurfürst Friedrich
von der Pfalz, der Liga Herzog Maximilian von Bayern.
Gegen das Ende der Regierung des Kaisers Matthias
(1612—1619) kam die Erbitterung im dreißigjäh-
rigen Kriege (1618—1648) zum Ausbruch. Den
Protestanten in Böhmen hatte nämlich Rudolf Ii. durch
den Majestätsbrief 1609 freie Religionsübung zuge-
sichert, unter seinem Nachfolger aber wurde die prote-
stantische Kirche zu Klostergrab niedergerissen, die zu
Braunau geschloffen, und als die Protestanten, die sich
in ihrem Rechte verletzt glaubten, auf ihre Beschwerde
keine Abhülfe fanden, erkannten die Böhmen den Nach-
folger des Kaisers Matthias, Ferdinand Ii. (1619 —
1637), nicht als ihren König an und wählten statt
seiner den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz. Der
ligistische Feldherr Tilly besiegte in der Schlacht am
weißen Berge vor Prag 1620 die Böhmen, Fried-
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Extrahierte Personennamen: Philipp_der_Streitbare Philipp Muth Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I. Rudolf_Ii Rudolf Friedrich
von_der_Pfalz Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Matthias
( Rudolf_Ii Rudolf Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Tilly
152
rief) V. entfloh, der Aufstand der Böhmen wurde streng
bestraft, und die erschreckte Union löste sich auf. Ein-
zelne protestantische Fürsten standen zwar noch im Felde,
aber auch sie wurden geschlagen, unter ihnen der Mark-
graf Friedrich vonbaden-Durlach, den Tilly bei Wim-
pfen am Neckar 6 Mai 1622 überwand. Hier war
es, wo 400 tapfere Pforzheimer, um den Rückzug des
Markgrafen zu decken, muthig Stand hielten, bis sie
alle gefallen, der Markgraf aber gerettet war. Auch
König Christian Iv. von Dänemark, der 1624 an der
Spitze des niedersächsischen Kreises für die Protestanten
auftrat, wurde bei Lutter am Barenberge (im Braun-
schweigischen) 1626 besiegt und von Tilly und Wallen-
stein zum Frieden von Lübeck 1629 genöthigt. In dem-
selben Jahre hatte Ferdinand Ii. durch das Reftitutions-
edict den protestantischen Fürsten die Zurückgabe aller
seit 1552 eingezogenen Kirchengüter befohlen und die
Ausführung dieses Edicts mit gewaffneter Hand bereits
beschlossen, als der König Gustav Adolf von Schwe-
den, der sich in einem Kriege mit Polen als tüchtigen
Feldherrn bewährt hatte und auf Frankreichs Hülfe
zählte, mit einem kleinen, aber trefflichen Heere am
24. Juni 1630 in Deutschland erschien. Zum Entsätze des
von Tilly belagerten Magdeburg, das von diesem am
10. Mai 1631 schrecklich verwüstet wurde, kam er zwar
zu spät, aber 7. September 1631 siegte er bei Breiten-
feld, drang gegen den Rhein vor, wandte sich von da
nach Bayern, erzwang den Uebergang über den Lech
und besetzte München 1632. In dieser gefährlichen
Lage dachte der Kaiser wieder an Wallen stein, den
er 1630 entlassen hatte, und vertraute ihm mit fast un-
umschränkter Gewalt den Oberbefehl an. Derselbe ver-
trieb sofort mit einem neu geschaffenen Heere die Sach-
sen aus Böhmen und zog dann den Schweden nach
Bayern entgegen. Gustav Adolf griff ihn am 24. Au-
gust 1632 vergeblich in seinem verschanzten Lager bei
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_vonbaden-Durlach Friedrich Tilly Christian_Iv Tilly Ferdinand_Ii Ferdinand Gustav_Adolf_von_Schwe- Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Deutschland Magdeburg Rhein Bayern Schweden Bayern
153
Nürnberg an und folgte ihm von hier nach Sachsen.
Bei Lützen kam es 6. Nov. 1632 zum Kampfe; Gustav
Adolf fiel, aber die Schweden behaupteten das Schlacht-
feld. Wallenstein blieb hierauf unthätig in Böhmen
stehen und trat in Unterhandlungen mit den Feinden
des Kaiserhauses. Er wurde daher, des Verraths ver-
dächtig, in der böhmischen Grenzfestung Eger 15. Febr.
1634 ermordet, und des Kaisers eigner Sohn, Ferdi-
nand, übernahm den Oberbefehl.-
Albrecht von Wallenstein (eigentlich Waldstein) ge-
hörte einem reichen böhmischen Adelsgeschlechte an und focht
unter Tilly in der Schlacht am weißen Berge mit. Später
machte er dem Kaiser das Anerbieten, ein Heer für ihn zu
werben, eroberte Holstein, Schleswig, Jütland und versagte
die Herzoge von Mecklenburg; nur Stralsund widerstand
ihm heldenmüthig. Zwar hatte er geschworen, die Stadt zu
erobern, und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden
wäre, aber dennoch mußte er nach sechsmonatlicher Belage-.
rung. die ihn 12000 Mann gekostet, 1628 abziehen. Für seine
Dienste war er schon 1627 zum Herzog von Friedland
erhoben worden, nun wurde er sogar mit Mecklenburg be-
lehnt, allein die wegen seine- Erpresmngen und seines Ueber-
muthes gegen ihn auf dem Relchstage zu Regensburg erho-
benen Klagen zogen 1630 seine Entlassung nach sich. Er be-
gab sich auf seine großen Güter ln Böhmen; als aber Tilly
von Gustav Adolf geschlagen worden, erschienen kaiserliche
Gesandte bei ihm, und nach langem Zögern übernahm er es,
ein neues Heer zu sammeln. Auf die Kunde, daß der Fried-
länder werbe, strömten Tausende zu seinen Fahnen. Bei
Nürnberg maß er sich zum ersten Male mit seinem Gegner;
Gustav Ädols's Sturm aus sein Lager wurde abgeschlagen.
Dieser folgte ihm hieraus nach Sachsen und ließ in der
Schlacht bei Lützen sein Leben. Die auffallende Unthä-
tigkeit, welcher sich Wallenstein nach dieser Schlacht überließ,
und der Verdacht des Verraihes, den er dadurch auf sich lud,
kostete ihn das Leben. Er war ein Mann von großen Feld-^
cherrngaben, aber unbändigem Ehrgeize. Gerne beschäftigte"
er sich mit Sterndeutung (Astrologie), und kurz vor seinem
Tode hatte ihn der Astrologe Seni verlassen, mit welchem er
seiner Gewohnheit gemäß die Sterne befragt hatte.
Gustav Adolf, der Sohn des Königs Karl Ix. von
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolf Gustav Adolf Albrecht_von_Wallenstein_( Albrecht Waldstein Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Ädols's Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Karl_Ix Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Eger Holstein Schleswig Friedland Regensburg Sachsen
161
kanischen Besitzungen mit Frankreich zerfallen war, unter-
stützt, begann er den dritten schlesischen oder siebenjäh-
rigen Krieg 1756—1763.
1756 eroberte Friedrich Dresden, schloß das sächsische
Heer bei Pirna ein, schlug die zu dessen Entsatz heranziehen-
den Oesterreicher bei Lowositz und nahm das sächsische Heer
gehangen. 1757 beschloß auch der deutsche Reichstag zu Re-
gensburg den Reichskrieg gegen ihn, und Preußen schien
bei der 'Menge und der Macht seiner Feinde unrettbar ver-
loren. aber in der Feldherrngröße seines Königs fand es seine
Rettung. Er besiegte 6. Mai die Oesterreicher bei Prag, wo
sein tapferer Schwerin den Heldentod fand, verlor zwar
18. Juni gegen Daun die Schlacht bei C oll in, schlug aber
die mit den Reichstruppen vordringenden Franzosen bei Roß-
dach 5. Nov. in die Flucht und überwältigte, rasch in Schle-
sien erscheinend, die Oesterreicbcr bei Leuthen 5. Dec^enun
wandte er sich gegen die Russen, die 1757 Ostpreußen ^besetzt
hatten und von da weiter vorgedrungen waren, und siegte in
der mörderischen Schlacht bei Zorndors 25. August 1758,
erlitt aber durch den nächtlichen Ueberfall bei Hochkirch in
der Lausitz 14. Oct. eine schwere Niederlage. Dennoch be-
hauptete er sich in Schlesien, mußte sich aber 1759 auf die
Vertheidigung beschränken und unterlag am 12. August bei
Kunersdorf an der Oder den Russen.^Dresden wurde von
Daun genommen, 11000 Preußen unter Fink mußten sich
20. Nov. bei Maren ergeben, und nur Friedrichs geistige
Ueberlegenheit und unerschütterlicher Muth vermochte in dem
ungleichen Kampfe auszuharren. Auch Herzog Ferdinand von
Braunschweig hatte gegen die Franzosen und Sachsen die
Schlacht aus der Höhe von Bergen bei Frankfurt a. M.
13. April 1759 verloren, hielt sich aber an der Weser und
siegte bei Minden 1. Aug. Das Jahr 1760 gestaltete sich
glücklicher für Friedrich. Er siegte 15. Aug. bei Liegnitz
über Laudon, befreite das von den Russen und Oesterreichern
besetzte Berlin, gewann 4. Nov. durch Ziethen's Tapfer-
keit die Schlacht bei Torgau und erkämpfte sich Winter-
quartiere in Sachsen. Aber nun schienen auch alle seine
Hülfsquellen versiegt, und selbst England's Unterstützung sollte
ihm nach dem Tode Georg's Ii. <23. Oct.) nicht mehr zu
Theil werden. Da trat durch das Ableben der Kaiserin Eli-
sabeth von Rußland (1762), deren Nachfolger Peter Iii.
11
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Dresden Friedrich August August Maren Friedrichs Muth Ferdinand_von
Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Peter_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Pirna Prag Hochkirch Lausitz Schlesien Daun Friedrichs Sachsen Frankfurt_a._M. Liegnitz Berlin Torgau Sachsen
Hl
— 247 —
tige Kriege. Zwar besiegte er die Russen 1700 bei
Narwa, die Polen 1702 bei Clissow, aber bei Poltawa
1709 von Peter d. Gr. überwunden, blieb er mehrere
Jahre in der Türkei, die er *u einem erfolglosen Krieg
gegen Rußland reizte, und fiel, nach der Rückkehb in
sein Vaterland, vor der Festung Friedrichshall 17,18.
Das erschöpfte Schweden hatte Esthland, Liefland, Im
germannland verloren und behielt in Deutschland nur
Stralsund und die Insel Rügen. Gustav Iii. (1771
—1792) war ein tüchtiger Regent, dem es durch weise
Einrichtungen Schwedens Macht und Ansehen wieder
zu heben gelang; nach seiner Ermordung durch Ankar-
ström kam aber sein Sohn Gustav Iv. auf den Thron,
der Pommern und Finnland gänzlich einbüßte und
1809 die Krone niederlegte. Sein Oheim und Nach-
folger Karl Xllf. (1809—1818) adoptirte 1810 den
französischen Marschall Bernadotte, der ihm als Karl
Xiv. (1818—1844) nachfolgte. 1814 wurde Norwe-
gen mit Schweden vereinigt. Der jetzige König, der
seinem Vater Oscar I. (1844—1859)nachfolgte, heißt
Karl Xv.
Schweden und Norwegen enthalten 13737 Q. M. mit
beinahe 5 Mill. E. Die Hauptstadt des Reiches ist Stock-
bolm mit 110000 (£• Außerdem: die Universität Upsala, die
Hafenstädte Gothenburg und Karlskrona. Die Hauptstadt von
Norwegen ist Christiania mit 40000 E. Außerdem: Bergen
und Drontheim. Der nördlichste bewohnte Ort ist der Han-
delsplatz Hammerfest nahe dem Nordcap mit 40» E. — Unter
den Schriftstellern Sckweden's sind besonders der Naturforscher
Linne, st. 1778, der Chemiker Berzelius, geb. 1779, und der
Geschichtschreiber Geiser, geb. 1783, zu merken.
5. Amerika.
§. 79. Seit der Entdeckung Amerikas befanden sich
die verschiedenen Länder dieses Erdthcils Jahrhunderte
lang in Abhängigkeit von Europa. Zuerst trennten sich
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Extrahierte Personennamen: Clissow Peter_d Gustav_Iii Gustav Gustav_Iv Gustav Karl_Xllf Karl Marschall_Bernadotte Karl
Xiv Karl Karl_Xv. Linne Berzelius Geiser
Extrahierte Ortsnamen: Narwa Poltawa Deutschland Schwedens Pommern Finnland Norwegen Gothenburg Karlskrona Norwegen Christiania Drontheim Hammerfest Nordcap Amerika Amerikas Europa
— 154
Schweden, geboren 1599, übernahm schon 1611 nach des
Vaters Tode die Regierung. Als 1629 die Sache der deut-
schen Protestanten verloren schien, entschloß er sich, ihnen
beizustehen. Denn er selbst war Protestant, und der franzö-
sische Minister Richelieu, der unter Ludwig Xiii. in Frank-
reich regierte und die Macht des Hauses Habsburg mit Be-
> sorgniß und Eifersucht immer mehr zunehmen sah, versprach
ihm Unterstützung an Geld. Zn Deutschland fand er Anfangs
die Aufnahme nicht, die er erwarten durfte. Die Kurfürsten
von Brandenburg und Sachsen zögerten, Bündnisse mit dem
Fremden gegen den Kaiser einzugehen, und über dieser Zöge-
rung ging Magdeburg verloren. Eine Stunde von Leipzig,
bei dem Dorfe Breitenfeld, sah er sich zum ersten Male
7. Sept. 1631 dem sieggewohnten Tilly gegenüber. Lilly
zagte, aber der tapfere kaiserliche General Pappenheim
drängte ihn zur Schlacht. Nach fünfstündigem Kampfe sieg-
ten die Schweden; verwundet retteten Tilly und Pappenhemi
kaum ihr Leben und wandten sich nach Westphalen, der König
aber zog nach Franken, nahm Schweinfurt und Würzburg,
stürmte Hanau, besetzte Offenbach und Frankfurt (17. Nov.),
ging bei Oppenheim über den Rhein und zog am 13. Dec.
1631 in Mainz ein. Von da wandte er sich 1632 nach Bayern
und traf wieder auf Tilly, der ihm den Uebergang über den
Lech streitig machen wollte. Tilly wurde schwer verwundet,
und sein Heer zog sich nach Ingolstadt zurück, wo er 30. April
starb. Nun eilte Gustav Adolf dem von Wallenstein be-
drängten Nürnberg zu Hülfe und entschloß sich hier zum
Sturm auf die^starken Verschanzungen des Feindes. 3000
seiner tapferen Streiter fielen, aber der Angriff mißlang. Er
wandte sich wieder der Donau zu, als jidoch Wallenst in in
Sachsen einfiel, eilte Gustav Aeolf zum Schutze des Landes
herbei. Wallenstein stand mit 20000 Mann bei Lützen; am
5. Nov 1632 laaerte sich ihm Gustav Adolf mit 12000 Mann
zu. Fuß und 7000 Reitern gegenüber. Am 6. Nov. grinen
mit gewohntem Muthe die Schweden an, tapfer hielten aber
auch die Kaiserlichen Stand. Unentschieden sctwa-kte die
Schlacht, als Gustav Adolf, der seinem von der feindlichen
Reiterei bedrängten Fußvolke zu Hülfe eilte, von mehreren
Kugeln getroffen mit dem Ausrufe: „Mein Gott! Mein
Gott!" vom Pferde sank. Herzog Bernhard von Wei-
mar stellte sich an die Sppe des verwaisten Heeres, das
den Tod seines Führers zu rächen bereit war, aber auch die
Gegner fochten mit bewundernswerthem Muthe, vor Allen
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Ludwig_Xiii Ludwig Tilly Pappenheim Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Aeolf Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Wei-
155
Pappenheim, der während der Schlacht mit seinen Reitern
erschienen war, Piccolomini, Tcrzka rc., bis Pappenheim's
Tod ihren Muth brach und die Schweden das Schlachtfeld
behaupteten. Am folgenden Morgen suchten sie die Reiche
ihres Königs. Von elf Wunden bedeckt und von den Hufen
zertreten, lag sie fast unkenntlich unter einem Haufen von
Todten. Sie wurde nach Stockholm gebracht und hier in
einer Kapelle beigesetzt. Auf dem Schlachlfelde bei Lützen
bezeichnet ein Denkmal die Stelle, wo er fiel. Seine acht-
jährige Tochter Christine folgte ihm auf dem Throne,' die
Regierung führte der Reichskanzler Arel Orenstierna.
§.27. Ferdinand besiegte die Schweden unter
Bernhard von Weimar bei Nördlingen 1634. Bernhard
zog sich nach dem Elsaß zurück, und der Kurfürst Johann
Georg von Sachsen schloß mit dem Kaiser 1635 Frie-
den, dem nach und nach die Mehrzahl der protestanti-
schen Reichsstände beitrat. Dagegen stellte sich jetzt
Frankreich offen auf Schwedens Seite, bei Wittstock
siegte Bauer 1636, Bernhard von Weimar bei Rhein-
felden 1638, Torstenson bei Leipzig 1642 und bei Jan-
kow 1645, Bayern wurde von den Franzosen und
Schweden unter Türenne und Wrangel verwüstet, Prag
1648 von Königsmark bedrängt: da machte der west-
phälische Friede (am 24. Oct. 1648 zu Münster mit
den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden abge-
schlossen) dem dreißigjährigen Krieg ein Ende. Kaiser
Ferdinand Ii. war während des Krieges gestorben, und
sein Sohn Ferdinand Iii. 1637—1657 war ihm auf
dem deutschen Kaiserthrone gefolgt.
In dem westphälischen Frieden wurde hauptsächlich
Folgendes fcstgesetzt: Schweden erhielt den größten Theil
von Pommern, die Insel Rügen, die Stadt Wismar und die
Stifter Bremen und Verden; H essen-Cassel die Abtei Hers-
feld; Brandenburg (für seinen Verlust in Pommern) die
Stifter Magdeburg. Halberstadt, Minden und Camin; B a y e r n
die Oberpfalz nebst der Kurwürde; Karl Ludwig, Fried-
rich's V. Sohn, die Rheinpfalz mit der Kurwürde, wodurch
die Zahl der Kurfürsten auf acht stieg; Frankreich den
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Extrahierte Personennamen: Piccolomini Christine Arel_Orenstierna Ferdinand Bernhard_von_Weimar Bernhard Johann
Georg_von_Sachsen Johann Wittstock Bernhard_von_Weimar Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand Karl_Ludwig Karl Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Pappenheim Tcrzka Schweden Stockholm Schweden Frankreich Schwedens Rhein- Leipzig Schweden Prag Schweden Pommern Wismar Brandenburg Pommern Halberstadt Minden Rheinpfalz Frankreich
156
I
größeren Theil des Elsaß; Mecklenburg die Bisthümer
Schwerin und Ratzeburg; die Niederlande und die
Schweiz wurden als selbstständige Staaten anerkannt, den
Lutheranern und den Neformirten in Deutschland gleiche
Religionsfreiheit wie den Katholiken zugestanden, den
deutschen Fürsten und Reichsständen die Landeshoheit in
ihren Gebieten verliehen, dem Kaiser als Oberhaupt des
Reiches kaum der Schein einer Macht gelassen.
Einer langen Zeit bedurfte Deutschland, um sich von
den Wunden zu erholen, die ihm dieser Nrieg geschlagen hatte.
Durch das Schwert, durch Hunger und Seuchen war fast die
Hälfte der Bevölkerung umgekommen, viele Ltädte und Dör-
fer waren von Grund aus zerstört oder standen ganz verödet,
die Felder lagen unbebaut, viele Kirchen und Schulen waren
geschlossen, Handel, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst vernich-
tet, aller Wohlstand untergraben, Rohheit und Sittenlosigkeit
waren weit verbreitet, und erst nach vielen Jahren verschwan-
den allmählich die Spuren dieses entsetzlichen Elends.
8- 28. Auf Kaiser Ferdinand Iii. folgte sein Sohn
Leopold! 1658—1705. Seiner friedlichen Gesinnung
ungeachtet wurde er in mehrere Kriege verwickelt. 1663
drangen die Türken durch Ungarn bis nach Mähren
vor, wurden aber 1664 von Montecuculi bei dem Klo-
ster St. Gotthard an der Raab geschlagen und zu einem
Waffenstillstände genöthigt. 1672 erhob König Lud-
wig Xiv. von Frankreich wiederholt Ansprüche auf
die spanischen Niederlande, denen der Kaiser, der Kur-
fürst von Brandenburg und der König von Spanien
entgegen traten. Ludwig Xiv. wurde zwar von den
Schweden unterstützt, die in Brandenburg einfielen,
aber Kurfürst Friedrich Wilhelm schlug sie 1675 bei
Fehrbellin, und der Friede von Nimwegen beendigte
1678 den Kampf. Bald darauf wurde ein neuer Krieg
mit den Türken durch die empörten Ungarn veranlaßt,
welche 1682 ihr Königreich unter türkischen Schutz stell-
ten. Mit 200000 Mann rückte der Großvezier Kara
Mustafa gegen Wien und eröffnete 14. Juli 1683 die
Belagerung der Stadt. Der Kaiser entfloh, aber Wien
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Extrahierte Ortsnamen: Ratzeburg Niederlande Deutschland Deutschland Ungarn Frankreich Brandenburg Spanien Schweden Brandenburg Fehrbellin Nimwegen Ungarn Wien
160
schlesischer Krieg 1740 — 1742) und schlug die Oester-
reicher bei Mollwitz 1741. Unterstützt von einem fran-
zösischen Heer erschien nun auch der Kurfürst Karl
Albrecht von Bayern 1741 in Oesterreich (österreichi-
scher Erbfolgekrieg 1741—1748) und erlangte über-
dieß 1742 die deutsche Kaiserkrone als Karl Vii. 1742
— 1745. In ihrer Bedrangniß fand Maria Theresia
bei den Ungarn, die sie persönlich zur Hülfe aufgerufen
hatte, die kräftigste Unterstützung. Auf den Rath Georg's Ii.
von England schloß sie 1742 mit Friedrich Ii. Frieden
und überließ ihm den größeren Theil von Schlesien,
befreite hierauf Oesterreich und Böhmen von den Fein-
den, besetzte Bayern nach dem Siege bei Simbach 1743,
nöthigte Karl Vi!., sich nach Frankfurt a. M. zurückzu-
ziehen, und als Georg Ii. selbst zu ihrem Beistand in
Deutschland erschienen war und die Franzosen unter
Noailles 27. Juni 1.743 bei Dettingen am Main be-
siegt hatte, wünschten Frankreich und Bayern den Frieden.
Die Sieger gewährten ihn nicht. Da begann Fried-
rich Ii. 1744 den zweiten schlesischen Krieg, durch
den es auch dem Kaiser möglich wurde, Bayern wieder
zu erobern. Er starb zu München 1745; sein Sohn
Marimilian Joseph versöhnte sich mit Oesterreich und
sprach seine Anerkennung der pragmatischen Sanction
aus. Maria Theresia's Gemahl, Franz I., wurde nun
deutscher Kaiser 1745—1765. Friedrich Ii. behauptete
1745 durch die Siege bei Lohenfriedberg. Sorr und
Kesselsdorf den Besitz von Schlesien, in den nun fol-
genden Friedensjahren reifte aber Maria Theresia's
Plan, die durch Friedrich Ii. zu hober Bedeutung ge-
langte preußische Macht zu demüthigen. Durch ihren
gewandten Rathgeber, den Minister Kaunitz, gelang eine
Annäherung zwischen Oesterreich und Frankreich; Ruß-
land und Sachsen schlossen sich dem Bündnisse an.
Friedrich Ii. kam jedoch den Feinden zuvor und, nur
von England, das über die Grenzen seiner nordameri-
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Extrahierte Personennamen: Karl
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Extrahierte Ortsnamen: Oester- Mollwitz Oesterreich Ungarn England Oesterreich Simbach Frankfurt Deutschland Dettingen Main Frankreich Bayern Oesterreich Lohenfriedberg Schlesien Oesterreich Frankreich Sachsen England