8
§ 2.
Geographische Lage.
Elsaß-Lothringen bildet die südwestliche Spitze von
Deutschland; es liegt zwischen 5° 54' und 8° 14' öst-
licher Länge von Greenwich (gleich 23° 35' und 25°
54' östlicher Länge von Ferro, oder 3° 35' und 5°
54' östlicher Länge vom Pariser Meridian), und
zwischen 47o 29' und 49° 30' nördlicher Breite.
§ 3.
Grenzen.
Seine Grenzen sind: im Norden das Großher-
zogtnm Luxemburg, die preußische Rheinprovinz und
die bayrische Pfalz; im Osten der Rhein, welcher
es von dem Großherzogtum Baden trennt; im
Süden die Schweiz und Frankreich; im Westen
Frankreich, wo der Kamm der Vogesen teilweise die
Grenze bildet.
8 4.
Aberftäche.
Das Land zerfällt der Bodenbildung nach in drei
Regionen, in die bergige, die hügelige und die ebene.
Die letzte dehnt sich aus vom Rhein bis an die
Vorhügel, mit einer Breite von 16 bis 30 Kilometer
und einer Länge von 160 Kilometer von Mülhausen
bis Lauterburg. Sie ist abwechselnd mit Wäldern,
Wiesen, Feldern und Gärten bedeckt und von zahl-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Deutschland Luxemburg Rhein Baden Frankreich Frankreich Rhein Mülhausen Lauterburg
38
Das Land zerfällt in zwei Bezirke, Elfaff und Loth-
ringen, an deren Spitze Bergmeister stehen.
Das Bauwesen teilt sich in Wasserbau-
Verwaltung und Hoch- und Wegebauver-
waltung. Die^ Wasserbauverwaltuug teilt sich in
7 Wasserbaubezirke, denen Wasserbauinspektoren vor-
stehen. Die Hoch- und Wegebauverwaltung umfaßt
drei Bezirke unter Bezirksiuspektoren, denen sich der
Landesverteiluug entsprechend Kreisbauinspektoren
unterordnen.
Landwirtschaft und M e l i o r a t i o n s-
wesen. Dem landwirtschaftlichen Interesse des
Landes dienen folgende Anstalten: das Laudesgestüt
zu Straßburg, die landwirtschaftliche Versuchs-
statiou zu Rufach, die Obst- und Gartenbauschule zu
Brumath, die landwirtschaftliche Schule zu Rufach,
die Technische Winterschule in Straßburg sowie die
Fischzuchtanstalt zu Hümngeu.
Das Meliorationswesen umfaßt vier Bezirke:
Straßburg, Zaberu, Colmar und Metz, denen Melio-
rations-Bauinspektoren vorstehen.
M i l i t ä r w e s e n. In Elsaß-Lothringen steht
das Xv. Armeekorps, bestehend aus der 30. Division
(Metz) und der 31. nud 33. Division (Straßburg);
außerdem sind noch Teile des Viii., Xii. und Xiv.
Armeekorps sowie zwei bayrische Infanterie- und ein
Kavallerieregiment dorthin verlegt worden. Das Ge-
neralkommando befindet sich in Straßburg. Festungen
ersten Ranges sind Metz und Straßburg, außerdem
sind noch Diedenhosen, Büsch und Neubreisach befestigt.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
78
Universität, ein Landgericht, drei Gymnasien, eine Ober-
realschule, eine Realschule, ein Lehrer- und ein Lehrer-
innenseminar, eine Präparandenschnle (in Nendorf bei
Straßburg), zwei Taubstummenanstalten, ein Haupt-
steueramt. Starke Garnison. Die Stadt, in letzter
Zeit mächtig erweitert und zu einer der stärksten
Festungen Europas ausgebaut, wird von einem
Kranze von Forts umgeben. Es sind dies:
1) Fort Fransecky in der Ruprechtsau, 2) Fort
Moltke bei Reichstett, 3) Beste Roou bei Ben-
deuheim, 4) Fort Podbielski bei Mmidolsheim,
5) Beste Kronprinz bei Niederhausbergeu, 6) Beste
Großherzog von Baden bei Oberhausbergen, 7) Fort
Fürst Bismarck bei Wolfisheim, 8) Fort Kronprinz
von Sachsen bei Lingolsheim, 9) Fort von der Tann
bei Geispolsheim, 10) Fort Werder bei Jllkirch-Gra-
fenstaden, 11) Fort Schwarzhof am Altenheimer Hof;
ferner auf badischem Gebiet 12) Fort Blumenthal
bei Auenheim, 13) Fort Bose bei Kork, 14) Fort
Kirchbach bei Sundheim. Die Stadt hat 11 Thore:
1) das Weißturmthor, 2) das Kronenbnrgerthor,
3) das Steinthor, 4) das Schiltigheimerthor,
5) das Jllthor, 6) das Ruprechtsauerthor, 7) das
Kanalthor, 8) das Kehlerthor, 9) das Metzgerthor,
10) das Spitalthor, 11) das Schirmeckerthor.
Die Citadelle, 1682 erbaut, hat 2 Thore, wovon eines
nach der Stadt, das andere nach dem Rheine führt.
Die Stadt ist in vier Kantone eingeteilt: den Ost-,
Süd-, West- und Nord-Kanton.
Znm Nord-Kanton gehört die Ruprechtsau, Tivoli
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
93
mit einer Reihe von Außenwerken oder Forts um--
geben, nämlich:
Fort Mantenffel (St-Julien), Fort Zastrow (les
Bordes), Fort Gäben (Queuleu), Fort Prinz August
von Württemberg (St-Privat), Fort Steinmetz (Jbelle-
croix), Fort Voigts-Rhetz (Moselfort), Beste Friedrich
Karl und Fort Manstein (St-Quentin), Fort Alvens-
leben (Plappeville), Fort Kamecke (Woippy), Fort
. Hindersin (8t-Lloy).
Die Mosel teilt sich hier in drei Arme, die zwei
Inseln bilden. Auch die Seille teilt sich beim Eintritt
in die Stadt in mehrere Arme. Fünfzehn Brücken
verbinden die verschiedenen- Stadtteile.
Die Stadt hat an hervorragenden Plätzen: den
Domplatz, den Paradeplatz (Place d'armes), mit der
Statue des Marschalls Fabert; den Kaiser-Wilhelms-
platz (Place Royale) mit dem Reiterstandbild Kaiser
Wilhelm I., den Theaterplatz (Place de la Comedie),
den Regierungsplatz it. s. w.
Metz hat mehrere ansehnliche Spaziergänge: die
Esplanade, mit der Statue des Marschalls Ney und
schöner Aussicht auf das Moselthal, le Jardin d'amour
und die Promenadenanlagen um die Stadt.
Die Stadt besitzt zahlreiche öffentliche Gebäude.
Sehenswert sind: die Kathedrale mit ihrem 108 Meter
hohen Turme, nach dem Straßburger Münster das
schönste gotische Gebäude von Elsaß-Lothringen. Ferner
die Kirche Notre-Dame, von St. Martin mit neu
hergestelltem Turm, St. Segolene, St. Maximin,
St. Eueaire, St. Bineenz und St. Simon; der bischös-
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Extrahierte Personennamen: Zastrow August Friedrich
Karl Friedrich Karl Manstein Kamecke_(Woippy Wilhelm_I. Martin Maximin Simon
230
Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*)
In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten.
Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten.
100. Sitten jener Zeit.
Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht
*) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen.
**) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.
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Iriedrich Uössell's
Weltgeschichte
für T
und
zum Privatunterricht heranwachsender Mädchen.
Sechzehnte Anklage,
berichtigt und bis auf die Gegenwart fortgesetzt
Friedrich Kurts,
gtector in Särieg. Georg-Eckert-Institut
für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Schul buchbibliothek
Dritter Theil.
Mit Stahlstichen.
Stuttgart.
Verlag von Albert Heitz.
I880!
75137296
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Iriedrich Friedrich_Kurts Friedrich Albert_Heitz
Vorgänge in Sachsen und Hannover.
163
von Braunschweig war sein Sohn Karl gefolgt, während dessen Minderjährigkeit eine Regentschaft die Geschäfte leitete und eine sogenannte „revidirte Landschaftsordnung" einführte. Herzog Karl gestattete sich, nachdem er selbst das Ruder in die Hände genommen hatte, mehrfache Eingriffe in dieses Landesgesetz und verfuhr in jeder Beziehung mit unkluger Härte und Willkür. Bald nach den Juliereignissen in Paris erhob sich deshalb auch in Braunschweig ein Volksaufstand, bei welchem das herzogliche Schloß in Brand gesteckt und Karl zur Flucht genöthigt wurde (September 1830). Sein Bruder Wilhelm übernahm die Regierung, zunächst im Namen seines Bruders; nach einiger Zeit aber, als Herzog Karl des Thrones verlustig erklärt worden war, trat er die Herrschaft aus eigener Machtvollkommenheit an. Der verbannte Herzog ist 1873 in Genf gestorben.
In Sachsen, wo bis zum Jahre 1827 der König Friedrich August ein väterliches Regiment geführt hatte, erregte seines Bruders und Nachfolgers Anton katholischer Eifer viel Mißvergnügen, welches auf Veranlassung mancher strengen Maßregel der Polizei durch eine geschäftige Oppositionspartei sorgfältig genährt wurde. So wurde es denn den unruhigen Geistern nicht sehr schwer, nach der französischen Julirevolution auch in Dresden und Leipzig bedenkliche Aufstände zu erregen, welche der König jedoch dadurch beschwichtigte, daß er seinen beliebten Neffen Friedrich August zum Mitregenten erhob, welcher ihm 1836 als König folgte. Mit den Ständen wurde ein neues Landesgrundgesetz berathen und festgestellt.
Im Kurfürstentum Hessen regierte der zurückberufene Wilhelm I. bald nach der Vertreibung der französischen Herrschaft mit großer Willkür. Unter seinem Sohn Wilhelm Ii., welcher sich auch durch Härte der Herrschaft und durch sein leichtsinniges Privatleben, besonders durch die Erhebung einer unwürdigen Person zur Gräfin von Reichenbach, um die Liebe und Achtung seiner Unterthanen brachte, wuchs die Mißstimmung und führte zuletzt gleichfalls zu einem Tumult, in Folge dessen der Kurfürst eine Verfassung gab und seinen Sohn Friedrich Wilhelm zum Mitregenten ernannte. Bald darauf überließ er diesem ganz die Regierung und zog sich selbst nach Frankfurt zurück, wo er 1847 starb.
In Hannover brachen gleichfalls einige Zeit nach der Julirevolution Unruhen aus, besonders in Güttingen, indem das Volk
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Wilhelm Karl Karl Friedrich_August Friedrich August Anton Friedrich_August Friedrich August Wilhelm_I. Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
228
Neueste Geschichte. 3. Periode. Ungarn.
wurde Jellachich zum Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen in Ungarn ernannt, bald aber zur Bekämpfung des Octoberauf-standes in Wien dorthin berufen. In Folge der Unterdrückung der Revolution in Wien faßte der östreichische Hof den Beschluß, den Gesammtstaat wie früher mit einheitlicher Gewalt zu regieren und nicht den einzelnen Ländern selbständige Verfassungen zu gewähren. Als nun Kaiser Ferdinand, welcher den Ungern weitgehende Verheißungen gemacht hatte, die Krone niederlegte, pro-testirten die Ungern dagegen und wollten Franz Joseph nicht früher anerkennen, bis er in Ungarn gekrönt wäre und ihre besondere Verfassung anerkannt hätte. Kossuth erließ an das Land die feurigsten Aufrufe und sammelte in kurzer Zeit ein Heer von 200,000 Mann.
Im December rückte der neuerdings zum Oberbefehlshaber einer großen Armee ernannte Fürst Windischgrätz in Ungarn ein und kam in den ersten Tagen des Jahres 1849 vor Ofen. Kossuth zog sich nach Debreczin zurück, indem er die ungarische Krone (des heiligen Stephan) und die Reichsinsignien mitnahm. Windischgrätz hielt mit Jellachich seinen Einzug in Ofen und Pesth, während im Süden und Osten, besonders in Siebenbürgen, die slavischen Stämme den fürchterlichsten Kampf gegen die Magyaren fortsetzten. Dem polnischen General Bem, welcher den Oberbefehl über die ungarischen Truppen in Siebenbürgen erhielt, gelang es zwar, einen Theil der Slaven, die Walachen und die Szekler, zu gewinnen und nun mit ihrer Hülfe die Sachsen und Siebenbürgen desto härter zu bedrängen; diese riefen jedoch die Russen zu Hülfe, welche dort fürerst mit 6000 Mann einrücken und dadurch den Oestreichern den Kampf erleichterten.
Aber immer heftiger entbrannte die nationale Wuth der Magyaren, welche sich durch eine Anzahl tüchtiger polnischer Führer, Dembinski u. A., verstärkten und unter Görgey, Klapka u. a. den Oestreichern bald empfindliche Niederlagen beibrachten. Bem verdrängte die Russen und die Oestreich er wieder aus Siebenbürgen, die Festungen Szegedin, Arad und das starke Komorn widerstanden den Stürmen der östreichischen Armee und im April konnten die Magyaren bereits wieder in Pesth einziehen. Fürst Windischgrätz wurde nun abberufen und durch den Feldmarschall von Melden ersetzt, aber auch dieser vermochte dem Vordringen der Magyaren nicht Einhalt zu thun; die Belagerung Komorns wurde aufgegeben und Ofen fiel nach dem fürchterlichsten Kampf in die
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Franz_Joseph Franz Fürst_Windischgrätz Kossuth Stephan) Windischgrätz Dembinski
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Wien Wien Ungarn Ungarn Siebenbürgen Siebenbürgen Sachsen Klapka Arad Pesth
Aufstand in der Pfalz und in Baden.
235
mußte. Es hielt nicht schwer, das noch nicht wieder beruhigte Land jetzt von neuem aufzuregen, zu welchem Zweck überall zahlreiche Volksvereine gestiftet wurden. Vorzüglich aber hatten es die Demagogen in Baden auf die Verführung des Militärs abgesehen, welche ihnen auch so weit gelungen war, daß in der Bundesfestung Rastatt am 11. Mai 1849 eine Soldatenempörung ausbrach. Als hierdurch dieser wichtige Ort in die Hände der Demokraten geliefert war, hielten dieselben in Offenburg eine stürmische Volksversammlung, in welcher die maßlosesten Anträge und Beschlüsse zum Vorschein kamen und ein Landesausschuß zur Durchführung der Reichsverfassung (aber ohne das preußische Oberhaupt) gebildet wurde. Noch an demselben Tage wurde die Hauptstadt Karlsruhe von dem wilden Aufstande ergriffen, der Großherzog mit seinem Ministerium floh nach Germersheim und von da nach dem Elsaß, und eine provisorische Regierung, Brentano und Struve an der Spitze, zog in Karlsruhe ein. Ueberall im ganzen Ländchen machten die Soldaten mit den Aufrührern gemeinsame Sache, und die Offiziere wurden zum Theil ermordet, zum Theil verjagt. Nun zogen aus allen Nachbarstaaten und von fern her alle Revolutionskämpfer und zahlreiches Gesindel nach Baden, wo, wie es schien, der Kampf für die demokratische Sache zur Entscheidung kommen mußte. Mit den Empörern in der Pfalz wurde ein enge Verbindung angeknüpft und ringsum die Saat des Aufruhrs ausgestreut, welche jedoch weder in Hessen, noch in Württemberg in gehoffter Weise aufgehen wollte.
Der Großherzog von Baden hatte sich unterdeß nach Ehrenbreitstein und von da nach Frankfurt begeben, und zuerst die Reichsgewalt, dann Preußen um Hülse gebeten. Preußische Truppen rückten, nachdem auch die baiersche Regierung ihre Unterstützung für die Pfalz nachgesucht hatte, unter dem Oberbefehl des ritterlichen Prinzen von Preußen nach dem Süden vor. Die badischen Empörer aber riefen den Polen Mieroslawski, welcher schon den Aufstand in Posen und Sicilien geleitet hatte, herbei. Die preußischen Truppen rückten zunächst in die Pfalz ein und indem sie die Aufständischen vor sich her trieben, stellten sie in dem baierschen Lande die Ruhe schnell her. Dann setzten sie über^ den Rhein, besiegten die badischen Insurgenten bei Wag Häusel und hatten in kurzem das ganze Land bis zum Bodensee in ihrer Gewalt, indem die revolutionären Haufen überall auseinanderstoben, die Bauern nach Hause zogen und die Freischärler sich nach der
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Ministerium Hassenpflug.
239
Beamten und selbst das Militär der Regierung die Mitwirkung bei Zwangsmaßregeln versagte, so wandte sich der Kurfürst, der von Kassel nach Wilhelmsbad geflüchtet war, an den Bundestag in Frankfurt mit einem Gesuch um Bundeshülfe. Diese wurde zugesagt und baiersche Truppen rückten zur Execution der Bundesbefehle in Hessen ein. Preußen aber, welches den Bundestag nicht anerkannte, bestritt ihm auch die Besugniß zu dieser Execution und ließ gleichfalls Truppen in Hefsev einrücken. Einen Zusammenstoß freilich wollte man sürerst sorgfältig vermeiden, und ein Conflict preußischer und baierscher Truppen'bei Bronzell wurde für ein Mißverständniß erklärt.
Gleichzeitig drohte auch in Bezug auf Schleswig-Holstein ein offener Zwiespalt zwischen Oestreich und Preußen auszubrechen. Der Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark war am 2. Juli 1850 in einen wirklichen Frieden umgewandelt worden, und die Herzogtümer, welche sich nun selbst überlassen waren, nahmen nach vergeblichen Unterhandlungen mit Dänemark den Krieg wieder auf. Sie beriefen zum Obercommando den frühern preußischen General von Willisen, unter welchem ihre Armee jedoch bei Jdstedt, Missunde und bei Friedrichsstadt geschlagen wurde. Dänemark hatte sich inzwischen an die Großmächte gewandt und diese hatten, mit Ausnahme Preußens, beschlossen, die Holsteiner zur Unterwerfung zu bewegen und nöthigen-falls zu zwingen. Oestreich war der Ansicht, daß der deutsche Bund hier handelnd auftreten müßte; Preußen dagegen, weil es den Bundestag nicht anerkannte, widersprach auch hierin Oestreichs Anträgen. Eine Entscheidung schien aber um so dringender, als die fremden Mächte mit einer Einmischung drohten.
Der Zwiespalt zwischen Preußen und Oestreich war nun auf dem Punkt angekommen, wo anscheinend nur noch das Schwert entscheiden konnte. In beiden Staaten, wie in ganz Deutschland, bemächtigte sich der Gemüther die größte Aufregung. Fürst Schwarzenberg, der östreichische Premierminister, schien entschlossen, die Sache bis auss äußerste kommen zu lassen, und bereits ließ die östreichische Regierung große Truppenmassen in Böhmen sammeln. Der Einfluß des Ministers von Manteusfel und der dringende Rath des Kaisers von Rußland, mit welchem der Gras von Brandenburg in Warschau eine Zusammenkunft hatte, vermochten den König von Preußen, den Weg der Verständigung mit Oestreich nochmals zu versuchen, und den
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
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