Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 83

1895 - Straßburg : Heitz
83 hier große Mälzereien, Bierbrauereien, Käsereien, Konservenfabrik, Eisfabrik, Wachstuchfabrik, Cham- Pagnerfabrik. Auch wird bedeutender Wein- und Holz- Handel getrieben. R e i ch st e t l (1780 Einw.), starker Senfbau. — Am Hange der Hausberge, die von Forts gekrönt sind, liegen die Dörfer M u n d o l s h e i m' (760 Einw.), .Niederhausbergen (600 Einw.), Mittel- h ausberge u (300 Einw.) und Oberhaus- bergen (900 Einw.), letztere an der Straßenbahn Straßburg-Truchtersheim gelegen. Eckbolsheim (1600 Einw.) und W o l fi s h e i m (1270 Einw.), mit Straßburg durch eine Straßenbahn verbunden. Achen- heim (970 Einw.), bedeutende Ziegelbrennereien, Tabak- und Hopfenban. 2. B r u ma th^(5540 Einw.), am linken Ufer der' Zorn, an der Eisenbahnlinie Straßburg-Zabern-Avri- court, in einem Wiesenthal, gegen Norden mit Hägeln, gegen Säden mit Waldungen umgeben. Mittelpunkt des Hanfhandels. Man findet daselbst Bierbrauereien, eine Seifenfabrik, Mählen, Gerbereien und eine Ziegel- brennerei. Obst- und Gartenbauschule in Grafenburg. 'U Stunde von Brumath. Unweit vou Brumath befindet sich die Irrenanstalt von S tephan sfeld, welche im Jahre 1835 da- selbst gegründet wurde, mit Filiale in Hördt. 3. H o ch f e l d e n (2530 Einw.), an der Eisenbahn- linie Straßbnrg-Zabern-Avricourt, hat eine Mähle, Ziegel- und Kalkbrennereien. Anch findet man da- selbst Gips und Torf.

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 95

1895 - Straßburg : Heitz
95 treffliche Weine; Vaillsres (670 Einw.) hat Stein- gruben und Kalköfen. 2. Pange (315 Einw.), an der französischen Nied, an der Eisenbahnlinie Eoureelles-Tetercheu, mit einer gotischen Kirche und einem Schloß ans dem 17. Jahr- hundert. Bahnstation. Remilly (936 Einm.), Knotenpunkt der Eisen- bahnlinie Saarburg-Metz und Beningen-Rmnilly-Metz, ein hübsches reinliches Dorf an der französischen Nied, mit einer schönen Kirche. Bahnstation. Courcelles a. d. Nied (240 Eunv.), in der Nähe das Kaiserliche Schloßgut Urville. 3. Gorze (1320 Einw.), an einem kleinen Flusse dieses Namens in einem reizenden Thälchen, 18 km von Metz, war im Mittelalter eine Festung. Diese Stadt hat viel gelitten in den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts. Von ihrer früheren Größe ist nichts mehr vorhanden als die Ruine einer Abtei und die Spuren einer römischen Wasserleitung, welche bei Jouy-aux-Arches über die Mosel nach Metz ging. — Es befindet sich daselbst eine Bezirksarmenanstalt und eine Blödenanstalt. Ars an der Mosel (3300 Einw.), an der Eisen- bahnlinie Metz-Pont-K-Monsson, in einer freundlichen Lage am Eingange des Mancethales, hat ausgedehnte Eisenwerke. Bahnstation. Novsant (1420 Einw.), an der Eisenbahnlinie Metz-Pont-Ä-Moussou, Hängebrücke über die Mosel nach Eorny. Bahnstation. Jou y - au x - Arche s (940 Einw.), mit den

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 99

1895 - Straßburg : Heitz
99 V. Der Kreis Forbach. 68,700 'Einwohner. 699 □ km. 1. Forbach * (9500 Einw.), an der Eisenbahnlinie Metz-Remilly-Beningen-Saarbrücken. Progymnasium. Papiermachefabrik, großartige Ziegeleien. - Stieri ngen-Wendel ' (3900 Einw.), groß- artige Eisenwerke. Ursprünglich ein Hof; 1843 wurde von dem Hause Wendel um das Werk ein Arbeiter- dorf angelegt. Klein-.R o sseln (2500 Einw.). Steinkohlen- bergwerke. 2. St. Avold* (3370 Einw.), an der Eisen- bahnlinie Metz -Remilly- Beningen -Saarbrücken, - ist eine gewerbreiche Stadt. Prttparandenschule. Die Stadt liegt am Fuße des Bleiberges, wo früher auf Blei und Silber gebaut wurde. Gerbereien, eisen- haltige Quellen. Garnison. Oberhombnrg (1860 Einw.), hübsch'gelegener Ort an der Eisenbahnlinie Metz-Mmilly-Beningen- Saarbrücken. Stahlwerk. 3. Saaralben (3460 Einw.), am Einflüsse der Albe in die Saar und Knotenpunkt der Eisenbahn- linim Saarburg-Saargemüud und Bensdors-Saar- alben, besitzt eine Salzquelle, Salinen, eine Soda- fabrik, Seidenfärberei und Mühlen. In der Nähe finden sich die Salinen von Salzbronn und Haras. Püttlingen (2070 Einw.), mit bedentender Seiden-, Plüsch- und Samtfabrik.

4. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 100

1895 - Straßburg : Heitz
100 4. Großtänche u (570 Einw.), an der Straße von Metz nach Saargemünd, hat Stein-, Sand- und Gipsgruben. Vi. Der Kreis Chät e an-S a lins. 48,900 Einwohner. 975 Q km. 1. Ch^teau-Talins (2020 Einw.), an der kleinen Seille und an der Eisenbahnlinie Saargemünd- Bensdorf-Chambrey, hat seinen Namen von einer Salzgrube, welche im Jahre 133 > im Schloß der Herzoge von Lothringen entdeckt wurde. In: Jahre 1826 wurde dieselbe aufgehoben und durch eine andere in Dienze ersetzt. Den Nanmder ehemaligen Saline zu Chüteau-Salins nimmt jetzt eine Glasfabrik und eine von Ordensschwestern geleitete freie Schnle nebst Pensionat ein. Die Stadt besitzt eine Lateinschule. 2. Bic (2040 Eiuw.), an einer Abzweigung der Eisenbahnlinie Bensdorf-Chambrey, an der Seille, enthält reiche Salzquellen, die aber gegenwärtig nicht ausgebeutet werden. Die Umgegend erzeugt gute Weine. Marsal (620 Einw.), ehemals Festung, 11 km südöstlich von Chüteau-Salins, hat bedeutenden Wein- ban und erzeugt die besten Weiue der Gegeud. ' 3. Dienze* (5780 Einw.), in einer Ebene, in der Nähe des Lindenweihers, hat wichtige Salzwerke, chemische Fabrik, Gerbereien und eine Gelatinfabrik. Garnison. Station an der Lin e Avriconrt-Bensdorf. 4. Delme.(650 Einw.), liegt an dem Abhange eines 405 Meter hohen Berges. Dieser Berg, l;i Cöte de Dehne genannt, ist der höchste Punkt des Kreises.

5. Theil 3 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. Im vollsten Ernste, wenn je der Tag unserer Trennung eintritt, so habe ich keinen glücklichen Augenblick mehr, und dann, schwöre ich Ihnen, will ich mich verschließen und kein lebendes Pesen mehr vor mir sehen." Bald darauf schloß sie einen andern Brief mit folgenden Worten: „Die Grausamen können über mich verfügen, was sie wollen, nichts wird mir empfindlich fallen, so lange mir nicht der Trost geraubt ist, meine liebe Freimund zu sehen. Ich betheure, ich will mit dieser Herzensfreundin bei Wasser und Brot zwischen vier Mauern leben, ohne zu murren; denn so lange Sie unverändert mir zugethan bleiben, giebt es für mich keine wahre Kränkung. Wer sollte nach solchen Versicherungen nicht glauben, daß die Freundschaft ewig gewährt haben würde? — Erst als die Königin Maria gestorben war, söhnte sich Wilhelm wieder mit seiner Schwägerin aus. Als nun der^spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, wurde Marlborough nach dem festen Lande geschickt, um an der Spitze der Engländer und Holländer die Franzosen anzugreifen, während Prinz Eugen in Italien dasselbe that. Dieser Eugen gehörte zu den seltensten Männern. Im Felde that es ihm keiner an Ruhm zuvor; er war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln, den Feind zu schwächen; während er, keine Furcht kennend, jeder Gefahr Trotz bot, blieb er zugleich mitten im Schlachtgewühl so ruhig und besonnen, als an seinem Stndirtische, und gab es keinen Krieg, so diente er seinem Kaiser durch seine Talente als Staatsmann. Was ihm aber die größte Ehre machte, war, daß seine großen Tugenden durch kein Laster, keine fehlerhafte Leidenschaft befleckt wurde. Er wurde nur von einer Leidenschaft bewegt: überall, wo er konnte, Gutes zu stiften, und darauf wandte er feine ganze Thätigkeit und seine ganze Zeit. — Sein Vater war ein Graf von Soifsons und stammte aus dem Hause Savoyen. Seine Erziehung erhielt er in Frankreich, wo sein Vater Statthalter der Champagne war. Wegen seiner Kleinheit und Schwächlichkeit wurde er zum geistlichen Stande bestimmt; aber dazu hatte er keine Lust, und immer lag ihm das Soldatenwesen im Sinn. Als er erwachsen war, bat er Ludwig Xiv. um ein Regiment; der aber klopfte ihm lächelnd auf die Schulter und rieth ihm, doch nicht an so etwas zu denken. Das kränkte ihn; er verließ Frankreich und bot dem Kaiser Leopold I., Ferdinands Iii. Sohn (1657—1705), seine Dienste an. Diese wurden freudig angenommen, und schon im ersten Feldzuge zeichnete er sich so aus,

6. Theil 3 - S. 87

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn. 87 Holbein genannt worden ist und der nun mit der größten Heiterkeit den Todesweg ging. Dann hob Heinrich auch die Klöster auf und hätte dabei große Summen gewinnen können, wenn hierbei nicht so verschwenderisch verfahren und die meisten geistlichen Güter verschleudert worden wären. Daher sagte Kaiser Karl V. mit Recht: „Der König von England hat' die Henne todtgeschlagen, welche ihm die goldenen Eier legte;" denn nun fielen die reichen Abgaben weg, welche er bisher jährlich von den Klöstern und Stiftern erhoben hatte. Anna Boleyn hatte dem Könige indessen eine Tochter geboren, die nachher so berühmt gewordene Elisabeth. Aber noch war Heinrich kaum drei Jahre in Anna's Besitze, als er auch ihrer schon überdrüßig war und auf eine dritte, Johanna Seymour (sprich Simour), eine Hofdame der Anna, feine Neigung gerichtet hatte. Darauf hatten die Feinde der guten Anna lange gewartet. Feinde hatte sie, so freundlich und herablassend sie auch gegen jedermann war, genug, weil viele ihr ihren hohen Stand nicht vergeben konnten, und ihres Bruders Frau war die giftigste darunter. Diese erfüllte des Königs argwöhnisches Herz mit solcher Eisersucht, daß er die Anna zu verderben fest beschloß. Die Eifersucht brach aus, als ihr bei einem Turniere ihr Taschentuch entfiel und ein junger Höfling es ihr aufnahm. Anna hatte nämlich einen höchst muntern, heitern Sinn, so daß sie sich bei allem, was sie that, nichts Arges dachte; dabei war sie so weit entfernt von Hochmuth, daß sie mit allen, die sonst ihres Gleichen gewesen waren, eben so freundlich und zutraulich wie ehedem umging. Das alles hinterbrachte die schändliche Roch eso rd (sprich Roschsohr) dem Könige; jede freundliche Miene, jedes milde Wort, jede gutthätige Handlung wurde der Armen als Verbrechen gedeutet. Der König konnte ihr nicht vergeben, daß sie sich erlaubte, mit Leuten, die unter ihr ständen, ein freundliches Wort zu sprechen; sein Stolz fühlte sich aufs tiefste beleidigt, und ohne Verhör wurde sie plötzlich ergriffen und in den Tower geführt. Als sie das Gefängniß betrat, fiel sie auf ihre Kniee nieder, rief Gott zum Zeugen ihrer Unschuld an und bat ihn, sie so gewiß selig zu machen, als sie unschuldig sei. Hier zeigte sich wieder, wie an Höfen nur dem Glücklichen die allgemeine Gunst sich zuwendet. Kaum war Anna in Ungnade gefallen, als alle ihre bisherigen Verehrer und Freunde ihr den Rücken zuwandten, und nur ein einziger fand sich, der es wagte, für sie beim Könige zu sprechen.

7. Theil 3 - S. 99

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. 99 und den Wissenschaften lebte. Aber auch hier wurde sie einige Jahre unter strenger Aufsicht gehalten; alle ihre Freunde wurden von ihr entfernt; ja sie durfte nicht einmal ohne Erlaubniß und Begleitung ihr Schloß verlassen. Nur durch die tiefste Ehrerbietung, die sie ihrer Schwester bezeigte, gelang es ihr, das Mißtrauen derselben zu besiegen und die Erlaubniß zu erhalten, auf ihrem stillen Landsitze in Freiheit zu leben, doch immer nur unter entfernter Aufsicht. Kam sie dann und wann nach London, so hatte ihre Schwester ihr auch gewiß bittere Kränkungen aufgespart. Sie behandelte sie als eine unechte Tochter ihres Vaters und wies ihr immer den Platz hinter den Frauen der Herzöge an. Jetzt, sobald Elisabeth den Tod ihrer Schwester erfuhr, eilte sie mit einem unnennbar frohen Gefühle nach London und wurde vom Volke jauchzend empfangen. Als sie in den Tower trat, übermannte sie die Erinnerung an die Zeit, die sie in diesem düstern Schlosse hatte zubringen müssen. Tief gerührt fiel sie auf die Kniee nieder und dankte Gott mit heißen Thränen für ihre Errettung aus den Händen ihrer Verfolger. Diese, fromme Rührung machte ihr Herz unempfindlich für die Gefühle der Rachsucht. Sie schien alles Gedächniß für früher ihr zugefügte Kränkungen verloren zu haben, und empfing selbst die, welche ihr früher alles Herzeleid angethan hatten, mit Freundschaft. Das gewann ihr natürlich aller Herzen. So oft sie sich öffentlich sehen ließ, strömte das Volk herbei, und die Gesprächigkeit und Herablassung, die sie bei solchen Gelegenheiten zeigte, machte sie zum Abgott des Volkes Elisabeth war damals 25 Jahre alt. Ohne eigentlich schön zu sein (denn sie war etwas breitschulterig und hatte eine zu große Nase), besaß sie außerordentlich viel Liebenswürdigkeit, die nie mehr bezaubert, als wenn sie durch hohe Geburt und Bescheidenheit noch mehr gehoben wird. Nur schade, daß sie so überaus eitel war. Sie hielt sich für ausnehmend schön *) und *) Man erzählt, sie habe einem berühmten englischen Maler befohlen, sie ohne allen Schatten zu malen, weil dieser die blendende Weiße ihrer Gesichtsfarbe verdunkle. Man hat noch eine von ihrem Kanzler geschriebene Bekanntmachung vom Jahre 1563, worin allen und jedem verboten wird, die Person oder auch das bloße Gesicht der Königin anders zu malen, zu zeichnen oder zu stechen, als nach dem Muster der schönsten Natur, weil Jhro Majestät bemerkten, daß viele ihrer getreuen Unterthanen mit dm in dieser Art Begangenen' Verunstaltungen unzufrieden wären und dieselben als eine sehr große Beleidigung ansähen. An diesem Versehen war die große Nase schuld, die sie, wenn auch

8. Theil 3 - S. 104

1880 - Stuttgart : Heitz
104 Neue Geschichte. 1. Periode. England. zwuugeues Wesen für Eitelkeit gescholten, und in dieser Strenge, mit der man sie beurtheilte, mag wohl zum Theil der Grund ihrer nachmaligen Vergehungen liegen. Indessen versah sie es allerdings darin, daß sie auf die Sittenstrenge der Schotten zu wenig Rücksicht nahm und manches that, was Anstoß gab. So lebte sie zuweilen wochenlang mit ihren Frauen in einem einfachen Bürgerhause ganz als Bürgerin, um sich von allen Geschäften und allem Zwange loszumachen. In ihrer hulflosen Lage mußte bei ihr der Wunsch rege werden, sich mit Elisabeth auszusöhnen, damit sie im schlimmsten Falle an ihr einen Rückhalt gegen ihre Feinde hätte. Sie ließ daher Elisabeth begrüßen und sie bitten, sie doch als nächste Verwandte zur Nachfolgerin zu erkennen; gern wollte sie dagegen allen gegenwärtigen Ansprüchen entsagen. Aber Elisabeth traute der Aufrichtigkeit Maria's nicht und gab ihr eine abweisende Antwort. Doch versöhnten sie sich wenigstens zum Scheine und wechselten seit dieser Zeit Briefe, so daß es schien, als wären sie Freundinnen geworden. Aber immer blieb Elisabeth in einer ängstlichen Spannung; denn der Gedanke an die Möglichkeit, daß Maria sich mit einem auswärtigen Fürsten vermählen könnte, ließ ihr keine Ruhe. Endlich rückte sie daher mit dem Vorschlage heraus: wenn Maria sich entschließen könne, den Robert Dndley, Grafen von Leicester (sprich Lester), einen Bruder des unglücklichen Guilford, zu heiratheu, so sei sie bereit, sie als Thronerbin anzuerkennen. Dieser Leicester war damals Elisabeths Günstling, und Elisabeth mochte theils durch diesen Vorschlag ihrem Liebling ein Glück bereiten wollen, theils hoffen, auf diese Weise sich vor Maria's Ränken sicher zu stellen. Indessen wurde sie bald auderu Sinnes, und als Maria sich zu der Verbindung bereit erklärte, machte Elisabeth Ausflüchte, und Maria war über dies doppelzüngige Benehmen nicht wenig verlegen. Nicht viel fehlte, so wäre es zu einem Bruche gekommen; um ihn zu verhüten, sandte Maria den Sir Jacob Melvil Nach London. Dies war ein munterer, gewandter Hofmann, und seine Königin hatte ihm befohlen, sich durch unterhaltende Gespräche in das Vertrauen der Elisabeth zu stehlen. Das gelang ihm denn auch so ganz, daß diese ihre Schwächen, besonders ihre große Eitelkeit, ihm ganz offen darlegte. Einmal erzählte ihr Melvil von seinen Reisen und den Trachten der Weiber in verschiedenen Ländern, welche Vorzüge jede hätte und durch welche die Schönheit und Gestalt besonders gehoben würde. Elisabeth hörte aufmerksam

9. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

10. Theil 3 - S. 276

1880 - Stuttgart : Heitz
276 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. m Rußland allgemein, und eine alte tüchtig geschminkte Hofdame gefiel daher den Russen am besten. Nachdem er mit den Damen, die nach damaliger Sitte steif geschnürt waren, getanzt hatte, wandte er sich an Lefort und sagte mit Verwunderung: „Wie teufelsharte Knochen haben doch die deutschen Frauen!" Einst rief er einer ihm auf der Straße begegnenden Dame ein donnerndes „Halt!" zu. Erschrocken bleibt sie stehen. Er greift nach der Uhr, die sie um den Hals hängen hat, öffnet sie, besieht das Werk und ließ die bestürzte Dame nun ihren Weg ruhig fortsetzen. In Berlin ärgerte er sich über die große Allongenperücke, ein Prachtstück für 300 Thaler, die der Hofmarschall trug. Er riß sie ihm vom Kopfe und warf sie in einen Winkel. Nun kam er nach Amsterdam. Auf diese Stadt hatte er sich am meisten gefreut; denn für die Holländer hatte er eine große Vorliebe. Um unerkannt zu bleiben, kam er 14 Tage früher als die Gesandtschaft. Aber man erkannte ihn doch, und der Magistrat bot ihm eine schöne Wohnung an. Er aber wählte ein ganz kleines Haus und legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermanns an. Er wohnte eines Tages der Sitzung der Generalstaaten bei. Da er aber sah, daß aller Blicke auf ihn gerichtet waren, sprang er auf und rannte stürmisch aus dem Saale. Am meisten lag ihm daran, hier das Schiffbauen zu lernen. Amsterdam gegenüber lag das Dorf Zaaudam, wo 700 Windmühlen stehen und großer Schiffbau getrieben wird. Dahin begab er sich bald. Auf der Ueberfahrt sah er ein Fischerboot. Er erkannte in dem Fischer einen alten Bekannten, den er einst in Rußland gesehen hatte. Treuherzig schüttelte er ihm die Hand. „Höre! ich will bei dir wohnen!" rief er. Der Mann entschuldigte sich; er hätte nur eine Hütte mit einer Stube und Kammer. Das half alles nichts ( der Fischer mußte mit seiner Frau in die Kammer ziehen und Peter nahm die Stube ein. Das Haus steht noch. Nun ging er mit leinenen Beinkleidern und kurzer rother Friesweste ans Arbeiten. Man wußte wohl, wer er eigentlich sei; aber er konnte nicht leiden, wenn man es merken ließ. Man nannte ihn Peter Baas; er ließ sich einschreiben als Peter Michaelow; als solcher kam er alle Morgen, mit dem Beile in der Hand, auf die Schiffswerste, zimmerte wie ein gemeiner Arbeiter, fragte nach allem und versuchte alles. Selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Kammerherren mußten die Kohlen zulangen. Wie verwünschten diese den sonderbaren Geschmack ihres Ezars, der sie
   bis 10 von 101 weiter»  »»
101 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 101 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 2
3 4
4 5
5 10
6 0
7 1
8 4
9 2
10 69
11 2
12 8
13 0
14 0
15 1
16 5
17 0
18 1
19 1
20 6
21 0
22 1
23 1
24 1
25 6
26 2
27 7
28 3
29 4
30 0
31 11
32 2
33 20
34 3
35 0
36 0
37 38
38 1
39 4
40 3
41 1
42 1
43 2
44 1
45 30
46 3
47 2
48 0
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 246
2 20
3 48
4 23
5 26
6 22
7 50
8 226
9 108
10 8
11 11
12 38
13 55
14 42
15 85
16 261
17 1122
18 14
19 145
20 141
21 82
22 59
23 281
24 16
25 26
26 46
27 12
28 101
29 62
30 17
31 36
32 29
33 12
34 44
35 117
36 48
37 38
38 58
39 338
40 43
41 63
42 79
43 86
44 18
45 221
46 37
47 13
48 27
49 14
50 30
51 71
52 153
53 5
54 37
55 84
56 95
57 4
58 39
59 31
60 104
61 5
62 13
63 25
64 73
65 34
66 11
67 70
68 76
69 48
70 23
71 87
72 14
73 14
74 88
75 78
76 107
77 391
78 50
79 13
80 88
81 19
82 199
83 60
84 26
85 66
86 62
87 160
88 120
89 30
90 83
91 65
92 640
93 20
94 429
95 17
96 79
97 54
98 517
99 7

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 2
4 1
5 2
6 1
7 4
8 0
9 3
10 0
11 1
12 2
13 1
14 1
15 0
16 1
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 5
23 0
24 0
25 2
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 1
32 0
33 28
34 1
35 1
36 2
37 0
38 0
39 3
40 3
41 1
42 0
43 9
44 0
45 1
46 0
47 0
48 2
49 12
50 1
51 2
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 4
59 29
60 0
61 1
62 3
63 1
64 7
65 8
66 1
67 1
68 2
69 0
70 0
71 1
72 0
73 6
74 2
75 2
76 0
77 1
78 0
79 2
80 0
81 21
82 0
83 2
84 0
85 2
86 1
87 0
88 4
89 1
90 1
91 2
92 0
93 0
94 3
95 0
96 4
97 1
98 1
99 0
100 14
101 0
102 6
103 1
104 0
105 0
106 5
107 1
108 0
109 1
110 2
111 7
112 1
113 0
114 0
115 2
116 8
117 0
118 1
119 1
120 0
121 0
122 0
123 4
124 1
125 2
126 0
127 3
128 4
129 1
130 0
131 2
132 2
133 1
134 0
135 0
136 10
137 1
138 0
139 2
140 2
141 1
142 1
143 3
144 0
145 1
146 0
147 0
148 1
149 0
150 5
151 2
152 7
153 4
154 3
155 4
156 3
157 5
158 1
159 0
160 0
161 0
162 0
163 3
164 0
165 2
166 34
167 1
168 1
169 2
170 0
171 0
172 5
173 10
174 0
175 18
176 1
177 14
178 0
179 3
180 0
181 3
182 8
183 14
184 0
185 1
186 0
187 1
188 2
189 0
190 0
191 1
192 0
193 1
194 0
195 0
196 10
197 2
198 3
199 2