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Beanregard; 1 die Präparanden-Schulen zu Neudorf
bei Straßburg, Lauterburg. Colmar und St. Avold.
Elementarschulen finden sich in allen Städten und
Dörfern des Landes, dazu kommen noch die Privat-
schulen in verschiedenen Stufen und die weiblichen Lehr-
anstalten: Höhere Töchterschulen und Pensionate.
K unst und W issen sch a ft werden dnrch die
folgenden Anstalten befördert:
1. Durch die Universitäts- und Landesbibliothek
zu Straßburg; die Stadtbibliotheken zu Straßburg,
Colmar, Mülhausen, Metz u. s. w.; die Bibliotheken
aller höheren Lehranstalten und eine große Anzahl
Gemeinde- und Pfarrei-Bibliotheken.
2. Durch die naturwissenschaftlichen Sammlungen
zu Straßburg, Colmar und Metz.
3. Durch mehrere Gesellschaften für Kunst und
Wissenschaft und durch verschiedene Gemälde- und
Altertümer-Sammlnngen.
4. Durch die Kunstgewerbeschule und das Kunst-
gewerbemuseum zu Straßburg.
Post- und Telegraphen Wesen. Es giebt im
Lande zwei Oberpostdirektionen : Straßbnrg und Metz,
denen Postämter I., Ii. und Iii. Ordnung und zahl-
reiche Postagenturen untergestellt sind, die Telegraphen-
ämter sind den Postämtern, außer in Mülhausen,
Straßburg und Metz, beigesellt. Die Länge des
Telegraphennetzes betrug 1882 1015 km.
1 Die katholischen Lehrerinnen (Lehrschwestern) werden
größtenteils im Kloster zu Rappoltsweüer gebildet.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
41
c) Das Diakonissenhaus zu Straßburg.
6) Tie evangelische Privat-Armen-An-
stalt und die Gesellschaft der Arin en fr eun d e zu
Straßburg.
6) Die Societe fraternelle für die Armen der refor^
mierten Kirche zu Metz, gegründet 1840.
f) Die Unter st ützungs-Gesellschaftenfür
Israeliten zustraßburg und M e tz und das
Hospiz Elisa für israelitische Greise Zu Straßburg.
g) Für die Erziehung armer, verlassener oder ver-
waister Kinder sorgen:
Die Waisenhäuser zu Straßburg, Colmar, Mül-
hausen und Metz;
Die katholischen Knaben-Anstalten zu Schiltigheim
und aus dem Willerhof, bei Schlettstadt;
Die katholischen Mädchen-Anstalten auf dem Neuhof
und Nendorf, bei Straßburg;
Die protestantische Anstalt für beide Geschlechter
auf dem Neuhof;
Die Blessigstistung und mehrere Versorgungs-Ver-
eine an verschiedenen Orten, welche arme Kinder in
Familien unterzubringen suchen und für dieselben
sorgen, bis sie ihr Brot verdienen können;
Endlich das israelitische Waisenhans und die Schule -
für Künste und Handwerker.
h) Die Taubstummen-Anstalten zu Straßburg und
in der Rnprechtsau, zu Gebweiler und zu Metz, und
die Blinden-Anstalt zu Jllzach.
i) Die Jrrewanstalten zu Stephansfeld bei Bru-
math (mit Filiale in Hördt) und zu Saargemünd.
-— __________
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
25
13. Das Breufch- oder Schirmecker Thal,
dessen innerer Teil das Steinthal genannt. wird.
Dieses ist jener .merkwürdige Schauplatz des fast sech-
zigjährigen, wunderbar gesegneten Wirkens des be-
rühmten Pfarrers Oberlin.1 Es hat seineu Nameu
von dem alten Schlosse Stein, welches über Belle-
sosse hervorragt. Das Steinthal besteht aus 8 Dörfern:
Rothau, Nenweiler, Wildersbach, Solbach, Urbach
(Fouday), Waldersbach, Bellefosse und Schönberg
(öelmont), nebst vier Weilern und einigen Meier-
Höfen.
Das Steinthal und das Schirmecker Thal werden
durch die B r e u s ch bewässert, welche oberhalb Saales,
am Fuße des Wiubergs (Climont), entspringt. Zuerst
fließt sie in nordöstlicher Richtung nach Rothau und
Schirmeck, wendet sich dann allmählich nach Osten,
nimmt bei Urmatt die Hasel und deren Zufluß, die
Nideck, auf und durchschneidet das ganze Thal bis
nach Mutzig, wo sie sich in zwei Arme teilt; der
linke, welcher den Hauptstrom bildet, bewässert
Mols he im; der rechte fließt bei Dorlisheim, Altorf,
Düttleuheim und Düppigheim vorbei; beide Arme
vereinigen sich unterhalb Haugenbieten und bilden
wieder die eigentliche Arensch, welche, nachdem sie
1 Joh. Friede. Oberlin wurde im Jahr 1740 zu Straß'
bürg geboren. (Gest. 1826.) Im Jahre 1767 kam er als
Pfarrer nach Waldbach (Waldersbach), wo er 59 Jahre
— nach dem Ausdruck des Präfekten des Niederrheins,
Lezay- Marnefia — die „Vorsehung des Stein-
thales" war.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
40
ihren Sitz in Straßburg, Colmar und Metz haben,
verwaltet.
B. W o h l t h ä t i g k e i t s - A n st a l t e n.
Außer den Spitälern (117 an der Zahl),- welche
in allen Städten vorhanden sind, bestehen mehrere
Stiftungen und Privatanstalten zur Unterstützung der
Armen und Kranken und zur Erziehung armer ver-
waister oder verwahrloster Kinder.
Die älteste. aller dieser Anstalten ist die Stiftung
von St. Marx zu Straßburg, wo schon im Jahre
1523 die Einkünfte mehrerer Stiftungen vereinigt
worden sind, um Arme und Gebrechliche mit Geld,
Brot und Arzneien zu unterstütze».
Unter den Stiftungen der neueren Zeit bezeichnen wir:
a) Di e Anstalten des Ordens der Barm-
herzigen Schwestern, Allerheiligen, St.
Barbara und heil. Maria, zu Straßburg, mit
vielen Filialniederlassungen im Lande.
b) Die Anstalt der Schwestern des göttlichen
Erlöfers, zu Niederbronn, gleichfalls mit zahlreichen
Filialniederlassungen; das Z u f l u ch t s h a u s zum
„Guten Hirteu" in der Ruprechtsau, bei Straßburg;
die Anstalten der Gesellschaft von St. Bincenz von
Paula, von St. Joseph u. s. w.; die Anstalten des
Ceuvre de Notre-Dame de l'esperance, die So-
ciete de Saint - Franpois Regis, Forphelinat de
Saint-Vincent de Paule it. f. w. zu Metz; die Creche
von Reimlly, die Societe alimentaire d'ars-sur-
Moselle u. f. w.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Barbara Maria Maria Bincenz_von
Paula Joseph Paule
62
Schöne Kirche St. Leodeaar aus dem 12., sowie
die Unterkirche im Zopfstil aus dem 18. Jahrhun-
dert. Altes Stadthaus.
In der Stadt befindet sich ein Gymnasium und
eine Taubstummenschule.
Diese Stadt, die zu den gewerbreichsten des
Elsaß gehört, hat Werkstätten für Maschinenbau,
Spinnereien, Baumwollwebereieu, Seideubänder-,
Leinwand- und Tuchfabriken. 3 km aufwärts im Thale
liegt das gewerbreicbe Dorf Buhl (3100 Eiuw.), sehr
bedeutende Wollspinnerei und -Weberei, Watten-
und Baumwollenspinnereien und Webereien. Bahn-
station. In einem Seitenthale die alte Benediktiner-
abtei M Urbach, der Gebweiler feine Gründung
verdankt. Lantenbach (2100 Einw.), mit schöner
romanischer Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Bahn-
station. Gegenüber, jenseits der Lauch, liegt Lauten-
b ach-Zell (1440 Eiuw.).
2. Ensisheim (2700 Einw.), zwischen der Jll
und dem aus derselben abgeleiteten Bewässerungs-
kanäle Quatelbach und an der Straße von Colmar
nach Basel, 14 km südöstlich von Gebweiler. Früher
Hauptort der österreichischen Besitzungen im Elsaß.
Die bemerkenswertesten Gebäude siud: die Pfarr-
kirche von St. Martin, das Rathaus, in dem der
berühmte Meteorstein, niedergefallen am 7. November
1492 zu Ensisheim, aufbewahrt wird, und das Zucht-
haus für Männer.
- Ensisheim hat eine Baumwollspinnerei und -Weberei;
auch werden Quineailleriewaren und Strohhüte
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Johann Calvin.
75
innern. Johann Calvin war 1509 in Noyon in Frankreich geboren. Sein Vater, ein angesehener Mann, erzog ihn mit äußerster Strenge und bildete wohl dadurch den Eigensinn und die Härte des Gemüths aus, die wir nachher bei ihm wahrnehmen. Seine innige Religiosität verdankte er vorzüglich seiner frommen Mutter, die ihn schon als kleines Kind zu ihm, dem Unsichtbaren hinleitete. Schon auf der Schule zeichnete et sich durch Fleiß und Kenntnisse aus, und er war erst 18 Jahr alt, als er schon eine Pfarrstelle erhielt. Wie die andern Reformatoren, so wurde auch er durch die Kenntniß der Bibel zum evangelischen Glauben geführt. Nachdem er in ihr aufmerksam gelesen und von der Lehre Zwingli's viel gehört hatte, fing er an zu zweifeln, ob es wohl mit den Lehren der römischen Kirche seine Richtigkeit habe. Anfangs wurde es ihm schwer, sich von den Vorurtheileu, die ihm der Jugendunterricht beigebracht hatte, loszumachen. Endlich überzeugte er sich von ihrer Falschheit, und nun ergriff er die neue, oder vielmehr altchriftliche Lehre mit der ganzen Kraft der innigsten Ueberzeugung. Seine Gewissenhaftigkeit erlaubte ihm nun nicht länger, seine Psarrstelle zu behalten; er legte sie nieder und ergriff das Studium der Rechte. So große Fortschritte er darin auch machte, weil er alles, was er trieb, mit Verstand und Eifer anfing, so zog ihn doch bald der Gedanke, die aus der Bibel geschöpften Wahrheiten des Evangeliums unter den bisher durch das Papstthum verblendeten Menschen zu verbreiten, noch mehr an. Er predigte und fand ausnehmenden Beifall. Das trieb ihn noch mehr an, seinen Entschluß auszuführen, und nun trat er ganz zu der Lehre Zwingli's, die in Frankreich schon viele Verehrer gefunden hatte, über. Da aber der König von Frankreich, Franz I., die Evangelischen verfolgte, so sah sich auch Calvin genöthigt, das Reich zu verlassen. Er wandte sich nach Basel, und als er auf seiner Reise in Genf bewogen wurde, zu predigen, fand er so ungeheuern Beifall, daß man ihn nicht mehr wegließ, und er eine Predigerstelle annehmen mußte. Mit der größten Thätigkeit nahm er sich nun hier seiner Kirche an; aber seine Herrschsucht und Rechthaberei zog ihm viele Feinde zu, so daß noch keine zwei Jahre vergangen waren, als der Magistrat ihn schon aus der Stadt wies. Kaum hörte man davon in Straßburg, als man den nun schon berühmten Mann als Professor und Prediger berief. Hier heirathete er auch, blieb aber nur drei Jahre da; denn in Genf hatte sich indessen die Stimmung geändert: seine Freunde im Magistrat hatten die Oberhand gewonnen und baten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Calvin Johann Johann_Calvin Johann Franz_I. Franz_I. Calvin
Extrahierte Ortsnamen: Noyon Frankreich Frankreich Frankreich Basel Genf Straßburg Genf
272
Reue Geschichte. 2. Periode. Rußland.
horchte auf seine Erzählung. Einmal hatte er ihm auch von der Art, wie in andern Ländern die Soldaten.exercirt würden, erzählt. „Das willst du auch versuchen!" dachte Peter und geschwind errichtete er im Dorfe Preobraschenskoi bei Moskau eine Compagnie von 50 Knaben seines Mers, die er Poteschni (Spielkameraden) nannte und von Lesort, den er zum Hauptmann der kleinen Schaar machte, exerciren ließ. Er selbst diente als Gemeiner und erklärte, daß nur Verdienst, nie Geburt zu Auszeichnung berechtigte.*) Die jungen Adligen hielten es für eine Ehre, ein Poteschni zu sein, und bald hatte er so viele Rekruten, daß ein Theil in das benachbarte Dorf Semenow verlegt werden mußte. Aus dieser Preobraschenskischen und Semeuowskischeu Schaar entstanden die beiden gleichnamigen, heute noch bestehenden Garderegimenter. Sophia, deren Ehrgeiz so weit ging, daß sie sich Beherrscherin Rußlands nennen ließ, hatte anfänglich das vermeintliche Spielwerk dieser kriegerischen Uebungen ruhig angesehen; ja, es war rhr lieb, daß Peter, wie es ihr schien, in der Zügellosigkeit aufwuchs. Aber bald merkte sie, wie gefährlich ihr seine Poteschni werden könnten; sie mußte es erleben, daß Peter ihre Anmaßungen nicht länger dulden wollte. Er war nun 17 Jahre alt und bereits vermählt, mit Eudoxia Lapuchiu, der Tochter eines alten und reichen Bojarengeschlechtes. Seine äußere Erscheinung war impo-nirend; von Stirn und Auge leuchtete Würde, Kraft und Entschlossenheit. Sophia mußte einsehen, daß sie werde wählen müssen zwischen der Entsagung auf Macht und Herrschaft und zwischen dem Entschluß, ihre Stellung mit Gewalt zu behaupten. Sie entschied sich für das letztere. Es wurde beschlossen, den jungen Ezaren und seinen Anhang auszurotten; die Strelitzen sollten die Ausführung des Planes übernehmen. Allein Peter erhielt in der verhängnißvollen Stunde eine Warnung, er floh wieder nach dem schützenden Troizki und rief seine Poteschni und seine Freunde zum Beistände herbei. Sie kamen, vor allen Lesort und noch ein ausländischer Befehlshaber, Gordon, mit ihren Truppen. Die Strelitzen wagten den Angriff nicht. Sophia mußte sich unterwerfen
*) Diesen Grundsatz hatte Peter zeitlebens, und dies allein schon wäre hinlänglich, die Richtigkeit seines Verstandes zu beweisen. Auch in späteren Jahren diente Peter einmal einen ganzen Monat lang als gemeiner Soldat und aß nichts als die vorgeschriebene Portion Grütze, Brot u. s. w. „Nun weiß ich doch," sagte er, „daß der Soldat dabei bestehen kann."
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Peter Sophia Peter Peter Eudoxia_Lapuchiu Peter Gordon Peter Peter
4
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Freund Alexius wurde in einer Nacht erstochen; von wem und warum, wird nicht erzählt, und bald darauf schlug ein heftiger Blitzstrahl, als er einst von einer Ferienreise zu den Aeltern nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides, der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein, gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen, einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden (1505). Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem Briefe, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen, bedurfte lange Zeit, ehe er sich in den veränderten Entschluß fand, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes Recht zu geben.
Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters austragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der Mensch leicht, wenn er die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Einsammeln
*) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist die wahrscheinlichere.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Luthers Rückkehr nach Wittenberg.
25
Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten.
Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre
*) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Melanchthon Ferdinand Ferdinand Katharina Luther
74
Neue Geschichte. 1. Periode. Schweiz.
an demselben Tage geviertheilt und verbrannt; aber sein Andenken und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen. *) Anna Reinhard, Zwingli's Wittwe, war eine der wackersten Frauen ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher Anmuth ein edles, feinfühlendes Gemüth. Ihren ersten Mann verlor sie früh. Sie lebte als Wittwe mit ihren Kindern sehr eingezogen in Zürich und war eine der ersten, die sich der durch Zwingli verkündeten evangelischen Lehre zuwandte. Ihre Frömmigkeit, Bescheidenheit und Mnttertreue blieb ihm nicht unbekannt, und da ihr Sohn, ein höchst talentvoller Jüngling, Zwingli's liebster Schüler war und er ihn wie seinen Pflegesohn ansah, so wurden dadurch Anna und Zwingli einander näher gebracht. Ihre Vermählung war 1524, als Anna bereits 37 Jahre zählte. Hatte sie schon vorher eingezogen gelebt, so entsagte sie nun allem kostbaren Schmucke, trug sich ganz einfach, half ihrem Gatten, so viel sie vermochte, in seinen Berufsarbeiten und erheiterte seinen Geist in trüben Stunden. Sie nahm ihm manchen lästigen Besuch ab, stand ihm mit ihrem Rathe bei, besuchte die Kranken und war eine Zuflucht der Armen; kein Wunder, daß sie bei Hohen und Niederen in allgemeiner Achtung stand. Am Tage, der Schlacht bei Cappel, zu welcher außer ihrem Gatten auch ihr geliebter ältester Sohn und mehrere andere Verwandte ausgezogen waren, fand sie beim Hall der fernen Schüsse im. inbrünstigen Gebete allein Trost. Endlich kam die Trauerpost: Zwingli ist gefallen, mit ihm ihr Sohn, ihr Bruder, ihr Tochtermann und ihr Schwager. Fünffach verwaist, hielt dennoch ihr inniges Vertrauen auf Gott sie aufrecht, und gerade der Hinblick auf ihre verlassenen Kleinen gab ihr den festen Muth, Gott werde sich ihrer annehmen. Aus der Nähe und Ferne bezeigte man ihr die innigste Theilnahme; sie aber entsagte nun jedem Umgange mit der Welt, und lebte einzig und allein ihren Kindern und den von ihrem Sohn hinterlassenen Waisen. Der Nachfolger Zwingli's nahm sie und die Ihrigen in sein Haus auf, und als sie sieben Jahre nach ihrem Gatten starb, wurde der brave Mann (Bullinger war sein Name) der Pfleger und Versorger der verlassenen Kleinen.
Wenn wir den sanften Zwingli mit dem menschenfreundlichen Melanchthon vergleichen können, so finden wir dagegen in der Charakterstärke und Heftigkeit Calvins manche Züge, die uns an Luther er-
*) An der Stelle, wo er gefallen ist, steht ein Denkstein, dicht an der Landstraße.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Anna_Reinhard Anna Zwingli Anna Cappel Bullinger Calvins