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1. Theil 3 - S. 268

1880 - Stuttgart : Heitz
268 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Das Haus Rurik war nach mehr als 700jähriger Dauer 1-598 mit Feodor Jwanowitsch erloschen; ein russischer Edelmann, Boris Godunow, der schon unter Feodor die Regierung geleitet hatte, wurde zum Herrscher erwählt. *) Gegen ihn trat der angeblich *) Wir tragen hie.r eine kurze Uebersicht der Geschichte des russischen Reiches unter dem Hause Rurik nach. Slavische und finnische Völkerschaften von der Ostküste des baltischen Meeres zur oberen Wolga hin hatten 862 eine Normannenschaar, die Waräger, als ihre Herren in das Land gerufen, um dadurch die Beendigung innerer Zerwürfnisse herbeizuführen. Die Waräger, für welche hier der Name Russen aufkam, erschienen unter der Führung von drei Brüdern, Rurik, Sineus und Truwor. Rurik wurde nach dem Tode seiner Brüder der einzige Gebieter des neugestifteten Reiches'; er hatte seinen Herschersitz in Nowgorod am Jlmensee aufgeschlagen. Sein Nachfolger machte Kiew zur Residenz. Siegreiche Kriege erweiterten das Reich nach Osten und Süden; mit kühnen Seefahrten über das schwarze Meer und in den Bosporus bis vor die Mauern von Constantinopel wurde das oströmische Reich geschreckt und gebrandschatzt. Der Enkel Ruriks, Swätoslaw, überschritt mit Heeresmacht die Donau und drang bis Adrianopel vor. Wladimir der Große, 980—1015 vermählte sich mit der griechischen Prinzessin Anna, einer Schwester der Theophania, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers Otto Ii. war; er nahm das Christenthum an und führte dasselbe auch in seinem Volke ein, 984. Es geschah dies im Anschluß an die griechische, nicht an die römische Kirche, ein Umstand, welcher viel dazu beitrug, daß Rußland den abendländischen Völkern so lange sremd blieb. Sein großes Verdienst, christlicher Gesittung in Rußland Eingang verschafft zu haben, schmälerte er unabsichtlich dadurch, daß er bei seinem Tode das Reich unter seine Söhne theilte, deren einer, der Großfürst von Kiew, die Oberherrlichkeit verwalten und den Zusammenhang der Theile erhalten sollte. Bruderkriege, Parteiungen und die Einmischung der Nachbarn, besonders der Polen, waren jahrhundertelang die verderblichen Folgen dieser Theilungen; das Volk litt unter den räuberischen Einfällen der Grenzvölker, die Macht des Reiches verfiel/ Während dieser traurigen Zeiten wurde um 1150 Moskau gegründet. Kiew verlor an Bedeutung, und die Stadt Wladimir kam als Fürstensitz ansehnlich empor, doch auch nur vorübergehend; Nowgorod aber als eine fast selbständige Handelsrepublik und im Besitz eines weiten Gebietes erlangte große Macht und war eines der bedeutendsten Mitglieder der Hansa. Als 1287 die verwüstenden Schwärme der Mongolen aus Asien hereinbrachen fehlte in Rußland die Kraft, sich der wilden Feinde zu erwehren. Die goldene Horde der Mongolen gründete in den Gebieten der unteren Wolga das Reich von Kaptschak und hielt die russischen Fürsten und Großfürsten über 200 Jahre lang in Tributpflicht. Noch in der ersten Zeit dieser mongolischen Herrschaft erwarb sich der Großfürst Alexander Newsky, 1252—1263, durch einen Sieg an der Newa über die Schweden einen gefeierten Namen. Sein Enkel, Johann Kalita 1328—1340, begann mit Klugheit und Ausdauer die Kraft des Reiches wieder zu heben. Moskau wurde Hauptstadt, und auch der Sitz des Metropoliten wurde von Kiew hierher verlegt. Wenn auch der erste Versuch, das Mongolenjoch abzuschütteln, trotz eines großen Sieges über dieselben am Don 1380

2. Theil 3 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 269 noch vorhandene Bruder des letzten Czaren, Demetrius, auf; er sei den von Boris gegen ihn ausgesendeten Mörderhänden entgangen und mache nun Anspruch auf den ihm gehörenden Thron. Der Betrüger, ein ehemaliger Mönch, Namens Otrepjew, erlangte den Beistand des Polenköniges, und auch unter den Bojaren fand er Anhang. Boris wurde besiegt, und nach dessen plötzlichem Tode zog der falsche Demetrius 1605 in Moskau ein. Seine Herrschaft aber dauerte nur ein Jahr. Eine Verschwörung gegen ihn brach aus und in dem Tumulte wurde er vom Volke erschlagen. Nun brach eine schreckliche Verwirrung herein. Es fanden sich neue Abenteurer, welche die Rolle des Demetrius weiter spielen wollten; Bürgerkrieg und fremde Waffengewalt zerrütteten das Land, denn die Wuth der Parteien hatte die Polen und Schweden gegen einander zu Hilfe gerufen; bis Moskau drangen die Polen vor und besetzten den Kreml. Das Reich war nahe am Zerfall. Da rief ein geringer Mann aus dem Volke, Kosma Minin, seine Landsleute zur Rettung des Vaterlandes auf; sein Ruf fand begeisterte Aufnahme. Die Polen wurden zum Abzüge gezwungen, der Bürgerkrieg erlosch allmählich und den wieder hergestellten Thron bestieg 1613 Michael Feodorowitsch Romanow, durch seine Mutter mit dem alten Herrscherhause verwandt. Er regierte bis 1645, sein Sohn und Nachfolger Alexei bis 1676. Diefe ersten Romanows nicht sofort zum Ziele führte, so hatten doch die Russen ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen und die Großfürsten von Moskau sorgten ausdauernd für die Stärkung des Reiches durch Förderung der Reichseinheit. Endlich brach Iwan Wasiljewitsch, 1462—1505, das Joch der unter einander uneinig gewordenen Mongolen, 1480. Vorher schon hatte er der Selbständigkeit der russischen Theilfürsten ein Ende gemacht; auch das reiche und mächtige Nowgorod hatte er unterworfen. Iwan nahm den Titel Czar von Großrußland an und den zweiköpfigen Adler des untergegangenen oströmischen Reiches in das Reichswappen auf. Seine Gemahlin Sophie war eine Nichte des letzten griechischen Kaisers, welcher mit seiner Hauptstadt dem Ansturm der Türken erlegen war (siehe Band Ii. S. 273). Sie förderte, so weit es ihr möglich war, die Anknüpfung Rußlands mit dem westlichen Europa. Iwan Wasiljewitsch Ii., wegen seiner wilden Gemüthsart der Schreckliche genannt, vergrößerte das Reich nach Osten hin durch die Eroberung der aus dem zertrümmerten Mongolenreiche noch übrigen Königreiche Kasan und Astrachan; mit der Unterwerfung Sibiriens wurde durch den kühnen Kosakenhäuptling Jermak ein Anfang gemacht; weniger erfolgreich waren Iwan Ii. Kriegszüge gegen die Polen. Sein Sohn Feodor, 1584—1598, war der letzte Czar aus dem Hause Rurik, welches mit ihm ausstarb. Ein jüngerer Bruder dieses Feodor, Demetrius, war noch als Knabe auf Anstiften des Boris Godunow, Feodors Günstling, ermordet worden.

3. Theil 4 - S. 326

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 3. Periode. Alexander trat auch jetzt noch nicht von seinem Reform-Versuche zurück. Er sandte seinen Bruder Constantin als neuen Statthalter nach Polen und gab ihm den Markgrafen Wielopolski zur Seite. Die neue Organisation der Verwaltung kam zur Ausführung; an die Spitze der Regierung in den einzelnen Gouvernements, so wie in den zur Vorberathuug der Gesetze eingesetzten Staatsrath wurden geborene Polen gewählt; das Unterrichtswesen wurde im nationalen Sinne umgestaltet u. s. w. — aber die Polen wollten nun einmal vollkommene Wiederherstellung ihrer Nationalität, ein eigenes Ministerium, ein eigenes Heer und die Wiedervereinigung der altpolnischen Provinzen; die Bewegung legte sich nicht. Der junge Adel, der Graf Zamoyski an der Spitze, ließ sich von ihr fortreißen und eine von der russischen Regierung angeordnete Militäraushebung brachte die Jnsnrrection zum Ausbruch. Es organisirte sich (1863) eine geheime Nationalregierung und die Militärpflichtigen wurden in Verbindung mit den Verschworenen in den Wäldern zu militärischen Trupps organisirt und unter die Leitung heimgekehrter Emigranten gestellt. Das ganze Land wurde mit kleinen Banden überschwemmt, welche bald ihren Landsleuten gefährlicher wurden als den Russen, denn sie übten den entsetzlichsten Terrorismus, um die Massen in die Bewegung hineinzureißen, was ihnen aber nicht gelang. Die Jnsurrection erweiterte sich nicht zu einer Volkserhebung; das Landvolk namentlich blieb taub gegen alle Verlockungen. So gelang es auch nicht, ein Nationalheer aufzustellen; es sammelten sich nur einzelne Kriegshaufen, und das alte polnische Grundübel, persönliche Zwietracht und Eifersucht, blieb nicht aus. Der bekannte Abenteurer Mieros-lawski war Anfang 1863 in Polen eingetroffen und von der Nationalregierung zum Dictator ernannt worden. Aber wenige Tage darauf von den Russen geschlagen, flüchtete er über die preußische Grenze und lähmte und verwirrte durch gehässige Anschuldigungen die Unternehmungen seiner Landsleute. Nicht viel rühmlicher war das Auftreten des folgenden Dictators, Langie-w i c z, welcher zuerst im südlichen Polen mehrere glückliche Gefechte gegen die Russen bestand, sich aber auch nach kurzer Zeit, um den gegen ihn anrückenden überlegenen russischen Streitkräften zu entgehen, auf östreichisches Gebiet flüchten mußte. 'Indeß fetzte die geheime Nationalregierung, ihre Thätigkeit fort und entwickelte dabei eine Thätigkeit und Energie, welche die Welt in Staunen setzte. Sie errichtete in Warschau, wie in den Provinzen eine Art von

4. Theil 4 - S. 431

1880 - Stuttgart : Heitz
Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. 6. M. zusammen und hier wurde das Friedenswerk am 10. Mai 1871 vollendet. Durch diesen Frieden erwarb Deutschland Provinzen zurück, welche ihm vor langer Zeit durch eigene Schwäche und die Schlauheit Frankreichs verloren gegangen waren. Einer der größten Kriege aller Zeiten, seit vielen Jahrhunderten der erste, welchen Deutschland allein aus seiner Kraft durchgestritten hatte, war siegreich beendet*), und — dieses war der herrlichste Siegespreis — das deutsche Volk hatte sich in den Kämpfen und Siegen selbst wiedergefunden. — 161. Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches. Die Erinnerung an das alte deutsche Reich war im deutschen Volke nie erstorben. Freilich war das Reich in den legten Jahrhunderten seines Bestehens nur ein Schatten seines früheren Wesens, aber auch das Volk war in seiner Zersplitterung und Vereinzelung und in seiner Verlassenheit von aller vereinigenden Macht nur ein Schatten seiner Kraft. In wunderbarer Verschwörung dauerte das Reich wie das Volk dahin, und das Volk wie das Reich. Napoleon I. zerschlug das morsche Gebilde. Als aber durch dessen Besiegung und nach den Friedensschlüssen 1814/15 der Hauch einer frischeren Gegenwart über das zerrissene Deutschland hinwehte, wurde sogleich in dem deutschen Volke das Verlangen nach einer Einigung der verschiedenen Stämme und nach einer Erneuerung des Kaisertumes laut. Die damals im Bereiche der großen Politik geltenden Anschauungen beachteten diesen Drang des Volkes nicht. Deutschland, ebenso auch Italien, blieben sehr unfertige, unzureichende Gestaltungen in der damaligen Wiederherstellung des europäischen Staatengebäudes, und es hat sich gezeigt, daß in diesem Gebäude Sicherheit und Ruhe nicht heimisch werden konnten, so lange der zum Erwachen gekommene und bald *) -jn diesem Kriege haben die Deutschen 17 große. Schlachten und 156 größere oder kleinere Treffen und Gefechte geliefert, 26 Festungen zur Ueberaabe gezwungen, 11,600 Officiere und 363,000 Soldaten der französischen Armee gefangen genommen und über 6700 Geschütze und 120 Adler erbeutet. — Groß-artig waren auch die Leistungen der Liebesthätigkeit des Volkes, soweit dieselbe sich in Zahlen ausdrücken läßt. Die Einnahme der Vereine zur Pflege verwundeter und erkrankter Krieger betrug aus Deutschland über 10 Millionen, aus dem Auslande, d. h. aus allen Erdtheilen, Millionen Thaler. Der Werth der Naturalgaben belief sich außerdem noch auf über 5 Millionen Thaler.

5. Theil 4 - S. 483

1880 - Stuttgart : Heitz
Zeittafel. 483 323—37 Konstantin wird Christ und verlegt den Kaisersitz von Rom nach Constantinopel. 375 Anfang der Völkerwanderung. 395 Theodosius theilt das große römische Reich in das abendländische und morgenländische. 410 Der Westgothe Alarich verwüstet Rom. 419 Stiftung des westgothischen Reichs in Südfrankreich und Spanien. 439 Stiftung des Vandalenreichs in Nordafrika. 449 Die Angelsachsen gehen nach England. 450 Attila, der Hunnenkönig. 455 Geiserich, König der Vandalen, plündert Rom. 476 Untergang des abendländischen römischen Reichs. — Odoaker setzt Romulus Augustnlus ab. Mittlere Geschichte. Erste Periode. 482—511 Chlodwig, K. der Franken, gründet das Frankenreich. 490 Theoderich der Cjroße, König der Ostgothen, wird König von Italien. Gest. 526. 527—65 Justinian. Cr erobert durch seine Feldherren Belisar und Narses das vandalische Reich in Afrika und das ostgothische Reich in Italien. (534. 555.) 568 Die Langobarden kommen nach Italien. Alboin. 622 Muhamed. 711 Tarik führt einen Schwarm Araber nach Spanien über. Niederlage der Westgothen bei Xeres de la Frontera. Chalisat in Spanien. 732 Karl Martell schlägt die Araber bei Poitiers aus Frankreich zurück. Gest. 741. — Bonifacins, Apostel der Deutschen. Von den Ftiesen erschlagen 755. 752 Pipin, König der Franken. 768—814 Karl der Große. 800 Erneuerung der römischen Kaiserwürde. Zweite Periode. 814—40 Ludwig der Fromme. 843 Durch den Vertrag von Verdun werden Frankreich, Italien und Deutschland geschieden. 862 Gründung des russischen Reiches durch Rurik. 875 Die Karolinger in Italien sterben ans. 911 Die Karolinger in Deutschland sterben aus. — Konrad I. — Eroberungen der Normänner in Frankreich und England. 919 Heinrich I. Das sächsische Kaiserhaus. 933 Niederlage der Ungern bei Merseburg. 936 Otto I. der Große. Die Königin Adelheid. 962 Kaiserkrönung.

6. Theil 2 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 476—1517. Erste Periode. Port dem Untergange des abendländischen Aaiserthums bis zu Rarls des Großen Tod, 476—8*4. 52. Odoaker. — Theoderich. — Justinian und Theodora. — Belisar und Narses, 555. Edoaker war nun König von Italien, Verona seine Residenz. Aber er konnte sich nicht lange seiner Herrschaft freuen. Nach 13 Jahren (489) erschien ein Mächtigerer und warf ihn wieder in den Staub zurück. Das war Theoderich der Große, der Ostgothen König, aus dem Geschlechte der Amaler. Bisher hatten diese Ostgothen an der untern Donau gewohnt und bei jeder Bewegung den griechischen Kaiser zittern gemacht. Mit schwerem Gelde hatte dieser den Gothen Verträge abgekauft, zu deren Sicherung Theoderich, der Sohn des damaligen Gothenkönigs, nach Constantinopel als Geisel gegeben worden war. Da wuchs der treffliche Knabe zum blühenden Jüngling heran und wurde vom Kaiser Zeno sehr ausgezeichnet. Er erhielt reiche Geschenke, wurde sorgfältig unterrichtet und kehrte endlich, 18 Jahre alt, in sein Vaterland zurück, wo alle Stämme ihn als König anerkannten. Aber je mehr Theoderich Ruhm erwarb, desto mehr Besorgnisse empfand der griechische Kaiser. Daher war es ihm wohl lieb, als einst Theoderich vor ihn trat und sprach: „Italien, Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 1

7. Theil 2 - S. 43

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite 'Nerioöe. Pom Tode Karls des Großen bis zum Anfange der Rreuzzüge, 8^—^096. 57. Ludwig der Fromme. — Letzte Karolinger in Frankreich, Deutschland und Italien. ^ach Karls des Großen Tode ging es fast so, wie nach dem Tode Alexanders des Großen. So wie die mühsam zusammengebrachte macedonische Monarchie damals in mehrere einzelne Reiche zersplittert wurde, so zerfiel auch hier bald das große fränkische Reich. Wir wissen schon, daß Karl einen Sohn, Ludwig, hinterließ, der das ganze große Reich erbte. Er hat in der Geschichte den Beinamen des Frommen (814—840). So nannten ihn die Geistlichen, weil er ihnen Alles einräumte, was sie verlangten, und Kirchen und Klöster reich begabte, auch viele Zeit aufs Gebet und auf den Kirchenbesuch verwendete. Seine Ehrfurcht vor der Geistlichkeit war so groß, daß er vor dem Papste, als ihn dieser einmal besuchte, drei Mal niederfiel, da doch früherhm ein Papst vor Pipin dem Kleinen auf den Knieen gelegen hatte. Mit großem Recht möchte man ihn den Schwachen oder Unentschlossenen nennen; denn schwächer und unselbständiger als er während seiner Regierung, könnte sich kaum Jemand betragen. Sein unweises Thun fiel aber um so mehr auf, da er gerade auf einen so großen Mann, wie sein Vater gewesen war, folgte. Indessen müssen wir von ihm rühmen, daß er ein gutmüthiger Mann war, dem es nie an gutem Willen, sondern nur an richtiger Beurtheilungskraft fehlte. Gleich seine ersten Schritte zeigten sein gutes Gemüth. Er hielt einen Reichstag in Aachen, wo er erklärte: er wünsche zu wissen, wem

8. Theil 2 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Folgen der Kreuzzüge. 145 zu zeichnen, um die neuen geographischen Entdeckungen anschaulich zu machen. Aber freilich waren sie höchst unrichtig und haben mit unsern so genauen Karten gar keine Aehnlichkeit. So wie große Thaten immer Geschichtschreiber und Dichter, welche durch sie begeistert werden erwecken, so war es auch bei den Kreuzzügen der Fall. Jene waren zum Theil Solche, welche selbst an den Tagesbegebenheiten Antheil genommen hatten, und aus den Dichtern gingen in Frankreich die Troubadours und in Deutschland die Minnesänger hervor. Auch andere Wissenschaften, z. B. die Arzneikunde, in der die Araber die Europäer damals übertrafen, und die Naturgeschichte machten seit jener Zeit große Fortschritte. Dies sind nur einige der Vortheile, welche die Kreuzzüge für die Abendländer zur Folge hatten. Müßten wir nicht kurz sein, so ließe sich noch eine Menge derselben anführen, z. B. die Gartenkunde; die Kunst, Dämme und Schleusen anzulegen; das Schachspiel, die Trommel, das Horn, auch manche Luxusartikel wurden nach den Abendländern verpflanzt. Es sei hier die Stelle, noch eines Kreuzzuges zu gedenken, welcher eine ganz andere Unternehmung herbeiführte, als anfänglich beabsichtigt war. Im Jahre 1202 sammelten sich meistens französische Herren zu einem Kreuzzuge und verbanden sich mit den Venetianern, deren Doge Heinrich Dandolo, obwohl schon 94 Jahre alt und erblindet, selbst Theil nahm. Unterwegs wurden sie von einem griechischen Prinzen, Alexius, dessen Vater Isaak Ii. in Constantinopel entthront worden war, um Hülfe gebeten und ihnen vortheilhafte Anerbietungen dafür gemacht. Sie segelten vor jene Hauptstadt und setzten den Isaak wieder ein, der aber nebst seinem Sohne Alexius bald das Leben verlor. Da erstürmte das Kreuzheer 1204 Constantinopel und erhob Balduin Grafen von Flandern auf den Thron. Dieses lateinische (abendländische) Kaiserthum hat aber nur ungefähr 50 Jahre bestanden. (Kaiser Balduin fiel gleich im zweiten Jahre seiner Regierung in die Gewalt der Bulgaren und wurde von ihnen unter grausamen Martern getödtet.) Im Jahre 1261 wurde Constantinopel von Michael Paläologus wieder genommen und das griechische Kaiserthum hergestellt. lang umherreiste. Er war der Erste, der nach China kam und die dahinter liegenden Inseln kennen lernte. Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 10

9. Theil 1 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
36 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. 10. Perseus. Herakles. Die griechischen Dichter haben uns aus der frühesten Zeit des griechischen Volks eine Menge solcher Sagen, wie das eben Erzählte, aufbewahrt, die zwar von großem Interesse sind, aber mehr in die Mythologie der Griechen gehören, daher hier nur kurz berührt werden können. Dahin rechnen wir die Thaten des Perseus und des Herakles [Herkules].*) Lyukeus und Hypermnestra in Argos hatten einen Enkel, Akrisios, und dieser eine Tochter, Danae. Da dem Akrisios geweissagt war, daß er von der Hand seines Enkels sterben werde, so schloß er die Danae in einen ehernen Thurm ein, damit sie nicht heirathen solle. Aber der schlaue Zeus überlistete ihn doch. Ihn . dauerte das arme Mädchen; er verwandelte sich in einen goldenen Regen, fiel durch die Fenster in den Kerker und wurde von Danae begierig aufgefangen. Plötzlich aber erkannte sie den Gott, wurde von ihm gerettet und zuletzt ward sie seine Frau. Der goldene Regen scheint wohl anzudeuten, sie sei durch Bestechung der Wächter befreit worden. Als von ihr ein Knabe, Perseus, geboren wurde, ließ der erzürnte Akrisios, wüthend über das Mißlingen seiner Vorsicht, Mutter und Sohn in einen Kahn legen und dem Spiele der Meereswellen übergeben. Aber das Fahrzeug wurde glücklich an eine Insel des Archipels (Seri-phos) getrieben. Perseus verrichtete, nachdem er kräftig herangewachsen war, große Heldenthaten. Die berühmtesten darunter sind die Ermordung der Gorgone Medusa, deren Anblick versteinerte, und die Befreiung der an einen Felsen geschmiedeten Andromeda. Nachdem er zu dem nun versöhnten Großvater zurückgekehrt war, wurde die Weissagung wider Erwarten erfüllt. Die Jünglinge übten sich einst vor dem Könige im Diskoswerfen, **) Perseus unter ihnen. Aber unglücklicherweise traf er mit der schweren Scheibe die Stirn des theuern Großvaters, der alsbald *) S. Nöffelt's Lehrbuch der Mythologie für höhere Töchterschulen t6. Auflage, Leipzig, Ernst Fleischer, 1874), wo Alles, was hier nur angedeutet werden konnte, umständlicher ausgeführt worden ist. **) Der Diskos war eine runde Scheibe von Metall oder Stein, in deren Mitte ein Loch, durch welches ein Riemen gezogen wurde. Mit diesem schleuderte man die Scheibe, die, nachdem sie auf die Erde gefallen war, noch weit fortrollte. Wer am weitesten traf, war Sieger.

10. Theil 1 - S. 39

1880 - Stuttgart : Heitz
Theseus. 39 Schaden that. Keiner getraute sich in die Gegend. Da machte sich Theseus auf, fing das Unthier ein und führte es vor den Augen des erstaunten Volks durch die Straßen von Athen. Bei der Gelegenheit äußerte sich ein schöner Zug anspruchsloser weiblicher Wohlthätigkeit. Als Theseus gegen den Stier ausgezogen war, trieben ihn Hitze und Hunger in eine kleine Hütte, in welcher eine arme, alte Frau, Hekale, allein wohnte. „Hast du nichts zu essen, Mütterchen?" fragte Theseus. „Ach, nichts!" antwortete sie, „als einige Kräuter; sind sie dir nicht zu schlecht, so will ich sie dir herzensgern bereiten." Und hurtig las sie dieselben aus und bereitete einen Salat, mit dem sie den Schmachtenden labte. Mit Freude in den Augen sah sie, wie es ihm schmeckte, und heiße Gebete schickte sie zum Himmel sür seine glückliche Wiederkehr. Das Eine mußte er ihr versprechen, auf der Rückkehr wieder einzusprechen, damit sie seiner Rettung gewiß würde. Aber als er heimzog, sand er die freundliche Alte nicht mehr am Leben; entseelt lag sie da; die Götter hatten sie gleich nach ihrer guten That zu sich genommen. Aber Theseus vergaß die gute Alte nicht und stiftete zu ihrem Andenken ein jährliches Fest. Athen war damals in einer drückenden Abhängigkeit von der Insel Kreta (jetzt Candia). Aegeus hatte des Königs von Kreta, Minos, Sohn getödtet und dafür sich der herben Bedingung unterwerfen müssen, alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Mädchen nach der Insel zu schicken. Die Unglücklichen wurden dort in das Labyrinth voll Jrrgänge gesperrt und von dem hier hausenden Unholde, dem Minotaur, der halb Mensch und halb Stier war, aufgefressen. Eben jetzt sollte wieder eine solche Sendung, die dritte, dahin abgehen. Schon war das Loos geworfen, und die Straßen Athens füllten sich mit dem lauten Jammer der Mütter, die ihre Kinder hingeben sollten. Da ergriff Mitleid mit dem Schicksale der Jammernden und Unwille über die Schmach seines Vaterlandes zugleich des Theseus edles Herz. Er verlangte mitzureisen, um einen Kampf mit dem Ungeheuer zu bestehen. Ungern bewilligte es der Vater; denn Theseus war sein einziger Sohn. „Aengstige dich nicht, Vater!" sprach Theseus, „kehre ich glücklich wieder, wie ich hoffe, so soll ans weiter Ferne ein weißes Segel dir meine Rettung verkünden; falle ich aber — nun so erwarte das Schiff mit nichts Andern, als einem schwarzen Segel." So fuhr er fort, landete glücklich in Kreta, wurde mit den Uebrigen vor den König Minos gebracht und sollte eben schon in das Laby-
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