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1. Theil 3 - S. 232

1880 - Stuttgart : Heitz
232 Neue Geschichte. 2. Periode: Deutschland. Hüften mit ungeheuern Wülsten (dem sogenannten Speck) umgeben. Kaum 30 Jahre, nachdem Elisabeth von England die ersten seidenen Strümpfe getragen hatte, trugen schon die Frauen der braunschweigischen Amtleute dieselben. Mit Mützen, Armbändern und Halsketten wurde ein entsetzlicher Aufwand getrieben, und die Männer machten es nicht besser als die Frauen. Der gemeine Bürger trug sich wie ein Handwerker, dieser wie ein fürstlicher Diener, und gar mancher Bauer war mit inländischem Tuche nicht mehr zufrieden. Daher mußten in den meisten Städten Kleiderordnungen gegeben werden, die den übertriebenen Luxus einschränkten. Die Ketten der Ritter sollten nicht über 400 Goldgulden werth sein. Adelige Frauen sollten nicht mehr als vier seidene Kleider haben und tragen dürfen, nämlich eins von Sammet, die übrigen drei von Damast oder andern seidenen Zeuge, jedoch ohne Perlen, Gold und Silber, und wenn sie dieselben verbrämen wollten, so möchten sie es thun mit Perlen, Silber oder Silberstoff, aber nur oben herum und nicht über eine halbe Viertelelle breit. Auch sollten sie zwar goldene Hauben tragen dürfen, aber nicht über 40 Gulden an Werth. In der sächsischen Kleiderordnung von 1612 wurde den Frauen der Doctoren erlaubt zu tragen: goldene Ketten, doch nicht über 200 Gulden werth, goldene Armbänder und Ringe, silberne und vergoldete Leibgürtel, auch Messerscheiden nach ihrem Vermögen, Röcke von Atlas, Damast u. dgl. Aber ganz sammetne Kleider wurden ihnen verboten. Auch sollten sie sich der ausländischen Tracht, besonders der großen Eisen und Wülste unter den Röcken und der langentblößten Hälse enthalten. Unter den verbotenen Sachen waren auch kleine silberne oder goldene Degen, die sie in den Haaren trugen. Ein großer Luxus wurde im 16. Jahrhundert mit den ungeheuern Pluderhosen getrieben, welche die Niederländer erfunden hatten, um ihren Tuchfabriken recht vielen Absatz zu verschaffen. Sie gingen vom Gürtel bis auf die Knöchel und waren so weit und in so viele Falten und Fältchen gelegt, daß zu manchem Paare 130 Ellen gebraucht wurden, und mancher Edelmann sich dadurch zu Grunde richtete, indem ein Paar mehr kostete, als manches Dorf Einkünfte gab. So wie mit den Kleidern, so war es auch mit dem Essen und Trinken, besonders bei Hochzeiten und Kindtaufen, nicht nur bei Fürsten und Herren, sondern auch bei den mittleren und niederen Ständen, und es mußten Gesetze dagegen publicirt werden. In der Hochzeilsordnung der Stadt Minden wurde verordnet.

2. Theil 3 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 41 88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen. Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit. Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).

3. Theil 3 - S. 353

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 353 hatten, worauf er spazieren ging, las, sich vorlesen ließ, oder sich mit Gelehrten unterhielt. Um 6 Uhr ging das Concert an; nach demselben speiste er zu Abend und ging regelmäßig um 9 Uhr zur Ruhe. So war ein Tag wie alle, und diese Ordnung setzte ihn in den Stand, so viel zu thun. Eine Regierungshandlung des großen Friedrich hat viel Miß-billigung gefunden, weil sie mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, die er immer anerkannt hatte, im Widerspruch zu stehen scheint, nämlich die Theilung Polens. Doch betheiligte sich Friedrich an derselben besonders deshalb, weil sie doch nicht zu vermeiden war. Polen hatte zwar einen Ktznig, war aber dennoch eine Republik; denn der König wurde durch den Reichstag eingeschränkt, und auf diesem ging es immer so unruhig zu, daß der polnische Reichstag zum Sprichworts geworden ist, wenn man von einer recht tollen Verwirrung reden will. Nachdem (1763) der schwache König August Iii., der auch Kurfürst von Sachsen war und, wie schon erzählt ist, ganz von seinem Minister Brühl beherrscht wurde, gestorben war, erhob sich die Kaiserin Katharina und erklärte den Polen, sie sollten den polnischen Magnaten Stanislaus Pouiatowski zum Könige wählen. Dieser Mann war sonst als polnischer Gesandter in Petersburg gewesen und Katharina hatte viel auf ihn gehalten. Da die Polen fragten, wie sie darauf komme, ihnen Vorschriften zu machen, ließ sie 10,000 Russen in Polen einrücken, und — Stanislaus wurde gewählt. Von nun an durften die Polen nichts unternehmen, worein nicht Katharina geredet hätte, und ihr Gesandter in Warschau, Fürst Repnin, benahm sich so herrisch, als wenn er König von Polen wäre. Dies Benehmen der Kaiserin brachte die benachbarten Fürsten auf; aber sie nahmen sich der Polen nicht thätig an. Friedrich schwieg dazu, weil er erst kurz vorher mit Katharina ein Freundschastsbündniß geschlossen hatte. Stanislaus war ein gebildeter Mann, aber nicht fähig, ein so unruhiges Volk zu regieren und den Anmaßungen Katharinas kräftig entgegenzutreten. An wohlmeinenden Männern fehlte es unter dem hohem polnischen Adel nicht, die wohl einsahen, daß die ganze Verfassung nichts taugte. Namentlich wollten die beiden Oheime des Königs, die Brüder Czartoriski (sprich Tschartorinski), die Macht des Königs erweitern und die des Adels beschränken. Aber an solcher Verbesserung tag Katharina nichts; ihr Vortheil war, wenn die schlechte Verfassung erhalten würde; darum verbot Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 23

4. Theil 4 - S. 141

1880 - Stuttgart : Heitz
Dey tzon Algier. 141 „Ich befinde mich in einem Angenblicke in Ihrer Mitte, den ich einen bedenklichen nennen würde, wenn ich nicht überall auf meiner Reise jene mächtige und selbstachtende Festigkeit eines großen Volks gesehen hätte, welches seine Rechte kennt, seine Kraft fühlt und seinen Pflichten treu sein wird. Unter solchen Umständen freut es mich, Ihnen die Versicherung ertheilen zu können, daß Sie ftie einen vergeblichen Ruf an meine Hingebung richten werden." So offen wagte man schon auf die Möglichkeit revolutionairer Ereignisse hinzudeuten. Der Fürst Polignac bereitete sich zwar vor, solchen Bestrebungen mit aller Kraft entgegen zu treten; zugleich aber hoffte er noch, durch eine kriegerische Unternehmung die Aufmerksamkeit des leicht beweglichen französischen Volks nach einer andern Seite hinzulenken. Während er mit großen Absichten umging, um Frankreichs Stellung im Oriente zu heben, indem nach seinem Plan Jerusalem zum Sitz eines selbständigen christlichen Staats gemacht werden und die Johanniter mit neuem Glanz als Vertheidiger des heiligen Grabes erstehen sollten, bereitete er zugleich eine andere großartige Expedition gegen muhamedauische Völker vor. Seit langer Zeit hatte sich Frankreich über das Verhalten des Dey von Algier zu beklagen; als derselbe sich nun gar so weit vergessen, hatte, dem französischen Consnl einen Schlag mit seinem Fächer zu geben, so ergriff Polignac gern diese Gelegenheit, um Frankreich neuen Kriegsruhm und größern Einfluß im Mittelmeer, sowie den Dank anderer europäischer Staaten zu erwerben, indem er den Dey, welchem mehrere Seestaaten einen Tribut für den Schutz gegen Seeräuberei zu zahlen hatten, durch einen Krieg demüthigte. Zwar wurde die Flotte mit dem Heer, welches unter dem Oberbefehl des Marschalls Bourmout auszog, längere Zeit durch widrige Winde an der Küste Frankreichs zurückgehalten; aber im Juli 1830 kam die Kunde von dem vollständigen Gelingen der Expedition nach Frankreich. Das Heer war am 14. Juni ans Land gegangen, hatte schon am 19. Juni die entgegengesandten arabischen Truppen zerstreut, am 4. Juli das Kaiserfort der Stadt Algier in einen Schutthaufen verwandelt und Tags darauf die Stadt selbst in Folge einer Kapitulation eingenommen. Den Einwohnern wurde Sicherheit des Eigenthums und Freiheit der Religionsübung, dem Dey die Wahl eines Aufenthaltes außerhalb Algier gestattet. Am 11. Juli wurde in Notre-Dame in Paris in Anwesenheit Karls X. ein Freudengottesdienst für diese Erfolge gefeiert.

5. Theil 4 - S. 61

1880 - Stuttgart : Heitz
Feldzug nach Syrien. 61 kann meinen Vater nicht verlassen." So blieb er und fand seinen Tod in den Flammen. Durch die Vernichtung seiner Flotte war nun Bonaparte mit seinem Heere abgeschnitten von allen Hulfs-quellen und eingeschlossen in einem feindlichen Lande. Seine Versicherungen, daß er mit dem Sultan in allerbestem Vernehmen stehe, glaubte ihm kein Mensch, und alle Einwohner verschworen sich gegen die Franzosen, die so hinterlistiger Weise das Land angefallen hatten. Zwar gelang es dem General Desaix, einem talentvollen jungen Manne, Oberägypten zu erobern; aber das war von keinem Bestände, weil die thätigen Mamelucken unaufhörlich die Franzosen beunruhigten, ihre Couriere auffingen, ihnen die Zufuhr abschnitten und das ganze Land gegen sie zum Widerstände aufreizten. Obgleich nun Bonaparte in Aegypten alle Hände voll zu thun hatte, und selbst in Kairo ein fürchterlicher Aufruhr ausgebrochen war, der nur mit Mühe gestillt werden konnte, so war er doch tollkühn genug, zu Anfange des Jahres 1799 einen Feldzug über die Landenge von Suez nach Syrien zu unternehmen, und den alten Dghezzar, den die Pforte zum Pascha von Syrien und Aegypten ernannt, der in der festen Seestadt Acre ober St. Jean d’Acre refibirte und Bonaparte's Abgesandte nicht vor sich gelassen hatte, zu bekriegen. Dieser alte Eisenkopf war ein wüthender Franzosenfeind und wollte von keinen Unterhandlungen wissen. Anfangs machte Bonaparte gute Fortschritte. Er eroberte Gaza und nahm Jaffa mit Sturm ein. Zwei Tage lang wurde in der unglücklichen Stadt geplündert und mit kaltem Blute gemordet. Das Abscheulichste aber kommt noch. Bonaparte hatte kurz vorher eine anbere Stadt (et Arisch) erobert und der türkischen Besatzung freien Abzug versprochen. Bald aber besann er sich, daß die Türken leicht wieder Dienste nehmen und gegen ihn fechten könnten. Er brach ihnen bah er sein Wort und behielt sie als Gefangene bei sich. Ihre Zahl stieg durch die in Jaffa gemachten Gefangenen bis auf 4000 Mann. Sie loszulassen, schien ihm jetzt boppelt gefährlich, und sie ferner mit sich führen, wollte er auch nicht, weil ihn die Lebensrnittel bauerten, die er ihnen geben sollte. Also befahl er, sie sämmtlich todtzuschlagen. General Kleber, ein rechtschaffener Mann, «übersetzte sich dieser Barbarei aus allen Kräften; aber Bonaparte blieb babet. Die unglücklichen Schlachtopfer würden auf einen freien Platz am Meeresufer geführt, bort in einzelne Haufen gestellt und theils durch Flintenschüsse theils

6. Theil 4 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Durchsuchungsrecht der Schiffe 175 uügte jedoch feinem und seines Vaters Ehrgeiz nicht; sie wollten aus den regierten Länbern eine unabhängige Erbmonarchie bilben, worüber der Krieg roieber ausbrach. Ibrahim schlug die Türken bei Nisibis und der türkische Kapuban-Pascha ging mit der türkischen Flotte zu den Aegyptern über. Da legten sich aber die europäischen Mächte Rnßlanb, England, Preußen und Oestreich ins Mittel und beschlossen,, wiber den Willen Frankreichs, bessert Minister Thiers wegen biefer Einmischung einen allgemeinen Krieg zu entzüubeu brohte, den Mehemeb Ali zum Gehorsam gegen seinen Erbherrn zu zwingen. Die Englänber bombarbirten Beirut in Syrien und wollten Alexanbria in Aegypten einschließen; ba willigte der Pascha in einen Frieden, bnrch welchen ihm Aegypten und Nnbien als erbliche Statthalterschaft gegen Entrichtung eines Tributs an den Sultan zugesichert, bagegen Syrien und Kreta wieder entrissen würden. In Frankreich herrschte wegen biefer Lösung der orientalischen Frage, wobei die französische Politik ganz bei Seite gebrängt und ihr Bunbesgenosse Mehemeb Ali gebermithigt worben war, die größte Entrüstung, und der Minister Thiers wußte das Volk durch kriegerische Vorspiegelungen zu großer Begeisterung anzuregen. Schon erwachte das alte Verlangen der Franzosen nach der Eroberung des Rheins; aber auch in Deutschlaub und in andern Länbern zeigte sich eine gewaltige Erhebung der Gemüther, und da hielt es denn Ludwig Philipp für weiser, den kriegslustigen Thiers zu entlassen und den besonnenen: Gui zot ins Ministerium zu berufen, welcher das Einverständniß mit den Großmächten, nach welchem die Juliregierung von Anfang an gestrebt hatte, bald wieder herstellte. Im französischen Volke aber murrte man über die Nachgiebigkeit der Regierung, und Jahre hindurch ist ihr der Vorwurf der Schwäche gegen das Ausland unaufhörlich gemacht worden. Dieser Vorwurf erhielt neue Nahrung durch das Verhalten der Regierung in mehreren Händeln mit England, einesteils über eine von biefer Seemacht eingeführte Ansbehnung des sogenannten Durchfuchungsrechts (b. H. des Rechts, diejenigen Schiffe, welche des Sclavenhanbels oerbächtig erscheinen, zu untersuchen), anbern-theils wegen einer Entschädigung, welche ein von den Franzosen aus der Insel Otahaiti (deren Königin Pomctre die französische Oberhoheit anerkannt hatte) vertriebener englischer Missionär Prit-chard beanspruchte und erhielt. Dieser an sich unbedeutende Vor-

7. Theil 4 - S. 277

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in China. 277 ließ sich jetzt zum Kaiser ausrufen und ernannte neben sich die Vierfürsten: 1. des Ostens, Yang-tsie-tsing, 2. des Westens, Siao-tschao-horei, 3. des Südens, Jnng-jnn-sa, 4. des Nordens, Wei-tsching. Auch schärfte er allen „langhaarigen Brüdern" die Zehngebote und die Verehrung des Heilandes Jesu Christi ein, verbot den Genuß des Opiums und Tabaks und traf verschiedene Einrichtungen, um der Armuth und Unsittlichkeit vorzubeugen. *) Als sich der Aufstand Schanghais und Amoy's bemächtigte (1854), kam er in Berührung mit den Engländern. Tien-te bewilligte den europäischen Kaufleuten Schutzwachen und gestattete ihnen den Handel, nur den mit Opium untersagte er. Auch Canton wurde von den Taipings bedroht, aber von Yeh mit eben so viel Energie wie Grausamkeit vertheidigt. Später eroberten die Kaiserlichen auch Schanghai wieder zurück. Während Tien-te in Nanking blieb, drangen seine Heere nordwestlich nach Fro-jang vor; als sie aber, um nach Norden vorzudringen, über den gelben Fluß setzten, erlitten sie ihre erste Niederlage, welcher bald mehrere folgten. Der Ausfuhr stockte jetzt, zum Theil auch wegen Uneinigkeit der Führer, so daß Tien-te sich genöthigt sah, zwei seiner Mitregenten nieder zu machen. Da die beiden andern auf dem Schlachtfelde geblieben waren, ernannte er zwei neue: einen König der Ruhe und einen der Glückseligkeit. Während China diesen heftigen Kampf mit feinen innern Feinden zu bestehen hatte, wurde es zugleich abermals in Händel mit England verwickelt. Die Veranlassung war ein energischer Regierungsact des Gouverneurs 3)eh in Canton, welcher einmal zwölf schuldige Chinesen, die auf einem angeblich englischen Schiffe „Arrow" Schutz gefunden hatten, von dort gewaltsam wegreißen ließ (8. October 1856). Da 2)eh Genugthuung verweigerte, zer- *) Uebrigms ist, wie bereits erwähnt, das Christenthum der Taipings etwas eigenthümlicher Natur. Sie glauben, daß nach dem Sündenfall der Mensch sich Gott entfremdete und nicht direct mehr mit ihm verkehren konnte. Gott sendete deshalb seinen Sohn, der durch sein Blut die Menschheit erlöste. Der heilige Geist nun wird von der Seele durch den Glauben empfangen. Diese drei, Vater, Sohn und heiliger Geist in der Einheit des himmlischen Vaters, erklärt er ebenso, wie ein Mensch aus Körper, Seele und der erregbaren Natur, und wie die Sonne aus ihrer materiellen Substanz, aus Licht und aus Wärme, zusammengesetzt ist.

8. Theil 4 - S. 284

1880 - Stuttgart : Heitz
284 Neueste Geschichte. 3. Periode. nahm Kaunpur wieder, von wo aus er wiederholte Versuche machte, Lucknow zu entsetzen, welches von dem an der Empörung Theil nehmenden Heere von Audh belagert ward. Nach vielfachen Versuchen, sich den Weg nach dem hart bedrängten Lucknow zu bahnen, gelang es ihm endlich, nachdem er die Insurgenten am 21. Septbr. bei Mnndurwar zurückgeworfen. Aber er hatte nur noch 2800 Mann und konnte sich nur mit in die Citadelle einschließen, welche von 50,000 Feinden belagert ward. Doch geläng es endlich am 14. Nov. dem zu Hülfe eilenden Colin Campbell, die Eingeschlossenen zu befreien. (Havelock starb bald darauf, am 25. Nov. an der Cholera.) Allmählich langten immer mehr Truppen aus England an und mit Hülfe der Sikhs und der Gorkhas unter Jung Bahadur gelang es endlich, Lucknow zu erobern und den Krieg auf Oude und Rohilcund zu beschränken. Tantia Topi, der letzte namhafte Held des Aufstandes, wurde am 7. April 1859 durch einen.verräther gefangen und an die Engländer ausgeliefert, welche ihn zu Sipri (18. April) hängen ließen. — Am 18. Juli 1859 konnte man bereits ein Dankfest für die Besiegung des- Aufstandes veranstalten, dessen nächste Folge die war, daß das Privilegium der ostindischen Compagnie aufgehoben ward und die Königin von England die Regierung Indiens selbst in die Hand nahm (8. August 1858). Auf dem Festlande von Hinterindien liegen noch zwei Reiche, welche neuerdings erst in die allgemeine Culturbewegung hineingezogen wurden: Siam und Cochinchina. Dort zeigte sich der Monarch den Europäern geneigt und schloß Handelsverträge mit England, Frankreich und den Vereinigten Staaten ab; hier zeigte man sich nicht so freundlich, und Frankreich sah sich veranlaßt, mehrere Expeditionen auszurüsten, um die Cochinchinesen wegen ihrer Verfolgung der Christen zu züchtigen. Der indische Ausstand scheint nicht ohne Einfluß auf die ge-sammte muhamedauische Welt geblieben zu sein; mindestens bemerkte man von da ab eine Gährung in derselben, welche hier und da blutige Früchte trug und in einzelnen Provinzen des os-manischen R^chs zu ernsten Kämpfen zwischen Muhamedanern und Christen führte. Zu der schrecklichsten Katastrophe kam es in Syrien und namentlich in den Gebirgen des Libanon zwischen den Drusen und der christlichen Secte der Maroniten. Zwar glaubte mau,

9. Theil 4 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Neueste Geschichte. 3. Periode. Welt, abwenden, um Amerika — „die neue Welt" in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, verweilen wir noch einen Augenblick bei den Bemühungen, den Verkehrsweg zwischen Europa und dem südlichen wie dem östlichen Asien abzukürzen. Bis dahin bedurfte man zur Vollendung einer Reise von England nach Indien um das Cap der guten Hoffnung ein halbes Jahr und darüber. Verkürzt wurde der Weg durch den sogenannten Ueber landweg (Lieutenant Waghorn im Jahre 1824); doch kam diese Verkürzung nicht dem Waarenverkehr, sondern nur der Postverbindung mit Indien zu statten. Förderlicher für das Allgemeine war die von Kairo nach Suez gebaute Eisenbahn, welche 1858 vollendet wurde. Die Aussicht auf einen wirklichen Handelsweg zwischen Europa und Asien in so verkürzter Linie eröffnete sich erst durch das Project eines Suezkanals. Die Anregung ging von dem französischen General-Consnl, Ferdinand von Lesseps, aus. Es bildete sich 1856 eine Aktiengesellschaft zur Ausführung des Unternehmens; der Vicekönig von Aegypten, Said Pascha, förderte dasselbe aufs eifrigste. Im April 1859 wurde der Anfang gemacht. Aber es stellten sich viele und große Hindernisse entgegen. England hegte das Mißtrauen, daß der Suezkanal der britischen Herrschaft in Ostindien gefährlich werden könne. Es erhob darum allerlei Schwierigkeiten, es stellte das Project einer Euphrat-Eisenbahn aus; aber vergebens. Die Arbeiten am Suezkanal nahmen mit unablässiger Energie ihren Fortgang. 148. Die Entwickelung der politischen und Cultnrverhältnisse Amerikas. Amerika hatte, nach der Losreißnng der Vereinigten Staaten Nordamerikas von England und der Abwälzung des spanischen Jochs in Mittel- und Südamerika, nur drei geordnete und befestigte Staatswesen, Canada, die Vereinigten Staaten und Brasilien; in den Republiken Mittel-Amerikas und Südamerikas fehlte bisher den öffentlichen Zuständen jede dauernde Sicherheit; Bürgerkriege und Anarchie gehörten noch immer zu den gewöhnlichen Erscheinungen. Vor allem sesselt die grandiose Entwickelung Nordamerikas das Interesse eines jeden, und zwar um so mehr, als in Folge der zahlreichen Auswanderung, welche ihren Zug dorthin ninrmt, die Wechselbeziehungen zwischen Europa und Amerika eben so innig als vielartig geworden sind.

10. Theil 4 - S. 399

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Die Pacific-Eisenbahn. 399 von Oestreich kam und besuchte die heiligen Stätten. Am 16. November waren alle Gäste in Port Said, der am Mittelmeer gelegenen Einfahrt in den Kanal, versammelt; auch der alte Emir Abdel Kader war erschienen. Die Ceremonie der Einsegnung wurde durch den katholischen Bischof von Alexandria in französischer und arabischer Sprache vollzogen, dann setzte sich der Festzug der Schiffe nach Süden hm in Bewegung, voran der Vicekönig, der alles gethan hatte, um durch die Pracht und Anmuth der festlichen Veranstaltungen den Glanz dieser Eröffnungsfeier zu erhöhen. In Jsmailia, der Mittelstation der Kanalstrecke, fand ein großes Ballfest statt; am dritten Tage gelangte man nach Suez. Bald aber nach der Vollendung dieser Festlichkeiten entstand eine Differenz zwischen dem Sultan und dem Khedive, indem der erstere gegen das Gelüste einer neuen Pharaonenherrschast entschieden auftrat und die erneute Anerkennung seiner Oberherrlichkeit forderte. Ismail Pascha mußte sich entschließen nachzugeben und reiste im Januar 1870 selbst nach Constantinopel, um alle Streitigkeiten beizulegen. Im Jahre 1869 war noch ein andres großartiges Unter- nehmen für die Verbindung entlegener Erdgebiete vollendet worden, die Pacific-Eisenbahn zwischen der atlantischen Westküste und der Oftküste des stillen (friedlichen, pacific) Oceans. 1862 war der Plan zu diesem Schienenwege in der Weise festgestellt worden, daß die Ausführung von zwei Gesellschaften übernommen und von beiden Endpuncten aus begonnen werden sollte. Die Eentral-Pacific-Compagnie fing 1863 von Sacramento in Californien an östlich zu bauen. Ihre Linie überstieg die Sierra Nevada in einer Höhe von 7300 Fuß; das Durcharbeiten der Tunnels durch die Granitfelsen kostete viel Zeit und Mühe. Die größte Zahl der Arbeiter waren Chinesen. Zwei Jahre später begann die Union-Pacific - Compagnie ihre Arbeiten von Omaha am Missouri aus, im Staate Nebraska. Deutsche und Irländer waren es, die hier mit Axt, Schaufel und Hacke in die Wildniß vordrangen. Diese Bahn vollbrachte die Uebersteiguug des Felsengebirges in der Höhe von 8200 Fuß. Auf beiden Seiten waren unerhörte Schwierigkeiten zu überwinden. Es kostete die größten Anstrengungen und die muthigste Ausdauer, in dieser Urwildniß das zahlreiche Material herbei zu schaffen und fortzubringen, dem Mangel an Wasser und an Feuerungsmaterial für die Locomotiven zu begegnen, die Schneestürme des Winters auszuhalten und die nicht seltenen An-
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