37
Steuern und Zölle. Dieselben scheiden sich in
direkte und indirekte Steuern.
An der Spitze der direkten Steuern steht in
jedem der drei Bezirke ein Steuerdirektor, dem zur
Veranlagung der Steuern und zur Ueberwachuug des
Katasterwesens in jedem Kreise zwei bis drei Steuer-
kontroleure untergestellt sind: Direkte Steuern sind:
Grund-, Personal-, Patent-, Mobiliar-, Thür- und
Fenstersteuer.
Der Verwaltung der indirekten Steuern
steht ein Generaldirektor in Straßburg vor. Das
Land zerfällt in elf Hauptamtsbezirke, und zwar sind
in Diedenhosen, Metz, Saarburg, Schirmeck, Münster
und Altkirch Hauptzollämter, denen je ein Oberzoll-
inspektor vorsteht, in Mülhausen, Colmar, Straßburg,
Hagenau, Saargemünd Hauptsteuerämter, an deren
Spitze Obersteuerinspektoren stehen. Jedem dieser Aem-
ter stehen zur Ueberwachuug der Steuer- und Neben-
Zollämter sowie zur Leitung des Aufsichtsdienstes Ober-
grenzkontrolenre resp. Oberstenerkontroleure uuter.
Das Forstwesen zerfällt in drei Forstabtei-
lungen, entsprechend den drei Bezirken des Landes,
deren Vorsitzende die Bezirkspräsidenten sind. Die
Forstabteilung Ober-Elfaß zählt drei Forstmeister-
bezirke, die sich wiederum in 17 Oberförstereien
gliedern, die Forstabteilung Unter-Elsaß vier Forst-
me.sterbezirke mit 24 Obersörstereien, die Forstab-
teilung Lothringen fünf Forstmeisterbezirke mit 22
Oberförstereien.
Das Bergwesen steht dem Ministerium unter.
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58
Ii. Der Kreis Mülhausen,!
144,000 Einwohner. 626 □ km.
1. Mülhausen* (76,800 Einw.), in einer weiten
Ebene zwischen den Vogesen und dem Rhein, an der
Jll, dem Rhein-Rhone-Kanal und der Eisenbahn
von Straßburg nach Basel, ist die gewerbreichste
Stadt des Elsaß, in großem Aufschwünge begriffen.
Die hervorragendsten Gebäude sind: das im 16.
.Jahrhundert erbante Stadthaus, welches im Jahre 1846
verschönert wurde; die katholische Kirche, die protestan-
tische Kirche; die Synagoge; das neue Museum, das
Gewerbemuseum, das Garnisonslazarett und die großen
Fabrikgebäude. Nicht zu übersehen ist die Arbeiterstadt.
Die Gründung derselben durch den Bürgermeister
I. Dollsus fällt in das Jahr 1855. Sie zählt jetzt
über 1000 einstöckige und zweistöckige Häuser, in
denen die Arbeiter für einen mäßigen Zins wohnen,
durch dessen Zahlung sie nach einer Reihe von Jahren
Eigentümer derselben werden. Die Arbeiterstadt
umfaßt zugleich wohlthätige Einrichtungen, wie
Speisehans, Badeeinrichtung, Lesezimmer u. s. w.-
Man unterscheidet eine alte und eine neue Arbeiter-
stadt.
Die Stadt ist der Mittelpunkt der Industrie von
Elsaß-Lothringen und hat Baumwollspinnereien,
Maschinen-Webereien, Tuchfabriken, Werkstätten für
Maschinenbau, chemische Fabriken, Stärke- und Teig-
Warenfabriken u. s. w. Mülhausen treibt einen starken.
Handel mit Getreide, Wein, Quincaillerie- und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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192 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg.
Freunde aufgenommen, dafür würden seine Unterthanen von ihnen bis aufs Blut gepeinigt. Nur allein Stettin hatte man 10 Millionen abgepreßt. Matt- nähme den armen Leuten die Hemden vom Leibe. Viele überreichten statt des Geldes, welches sie nicht aufbringen konnten, den Offizieren ihre ganze fahrende Habe mit Thränen in den Augen. Die Auspfänder schätzten einen Zug Ochsen nicht höher als zwei Thaler und dafür müßten ihn die Bauern hingeben. Das Kriegsvolk behandle die Unterthanen mit grausamen Schlägen, verbrenne und verheere alles im Lande, beraube die Kirchen, hindere den Gottesdienst und werfe die Leichname den Hunden zur Speise vor. Jeder Rittmeister lebe in Pommern fürstlicher als Bogislav. Ganze Bezirke von sechs und mehreren Meilen wären in Einöden verwandelt u. s. w. Als die Stadt Stargard klagte, sie könnte die geforderte Summe nicht erschwingen, schrieb der General an den dortigen Hauptmann: „Damit Stargard sich zu beklagen desto mehr Ursache haben möge, so befehlen wir hiermit dem Herrn Hauptmann ernstlich, sich auf der Stelle alles dasjenige, was Stargard entrichten soll, zahlen zu lassen, und sollten sich die Stargarder auch bis aufs Hemd ausziehen müssen." Aehnliche Klagen ergingen auch von andern Fürsten, und alle -baten, besonders Maximilian von Baiern, daß der übermüthige Wallenstein abgesetzt würde.
Diesen vereinigten Klagen und Bitten konnte der menschlichfühlende Kaiser nicht widerstehen, so sehr auch Wallensteins Freunde am Hofe ihn zu entschuldigen suchten. Aber er fürchtete sich vor Wallenstein. Endlich unterschrieb er mit schwerem Herzen das Ab-setzungsdecret. Nur war die Frage, ob Wallenstein auch gehorchen würde? Und wenn er sich weigerte, womit wollte ihn der Kaiser zwingen? Zwei alte Freunde Wallensteins (Graf Werdenberg und Freiherr Questenberg) wurden an ihn nach Memmingen, wohin er, um in der Nähe zu sein, gegangen war, abgeschickt, ihn vorzubereiten. Er empfing sie freundlich und sagte ihnen, er wisse schon, warum sie kämen; denn sein Vemr hätte ihn schon von allem unterrichtet. Dann las er ihnen eine astrologische Schrift vor. „Ihr Herren," sagte er, i,hieraus könnt ihr sehen, daß ich euern Auftrag gewußt habe. Dem Kaiser lege ich keine Schuld bei; aber es thut mir wehe, daß Jhro Majestät sich meiner so wenig angenommen haben. 'Ich will aber Gehorsam leisten." — Wie froh waren die Abgeordneten, wie froh der Kaiser, wie froh endlich alle Fürsten. — Dann ging Wallenstein aus seine Güter und wählte besonders
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Extrahierte Personennamen: Bogislav Maximilian_von_Baiern Maximilian Freiherr_Questenberg Jhro_Majestät
376 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland und Oestreich.
züglich die Großen des Reichs, ja wohl auch die fremden Gesandten mit Geringschätzung zu behandeln und sie stets fühlen zu lassen, daß er der Alleinmächtige sei. Selbst der Kaiserin widersprach er oft und setzte ihren Wünschen wohl gar seinen Trotz entgegen. Seine Geldgier, wie seine Verschwendung waren grenzenlos; wie freigebig auch die Kaiserin ihn mit Reichthum überhäufte,*) so trug er doch kein Bedenken, auch Staatsgelder zu verschleudern, oder einen Gläubiger, anstatt ihn zu bezahlen, nach Sibirien zu schicken. Einmal versuchten seine Feinde, ihn zu stürzen, aber ohne Erfolg. Katharina hatte ihn nämlich zum Statthalter über die Halbinsel Krim oder Tannen gemacht und ihm eingeschärft, dieses ftuchtbare Land recht blühend zu machen! Er hatte sich auch dazu große Summen geben lassen, diese aber sür sich verwendet. Seine Feinde redeten daher der Kaiserin zu, eine Reise dahin zu unternehmen (1787), indem sie hofften, seine Betrügereien sollten dadurch an den Tag kommen. Aber er wußte sich auf eine sinnreiche Art zu helfen. Als Katharina sich mit großem Gefolge näherte, trieb er Menschen bis auf 40 Meilen weit herbei, ließ sie gut kleiden und stellte sie hier und da am Wege auf; sie mußten pflügen und fäen, oder Holz fällen u. s. w., um die Kaiserin zu überreden, daß das Land trefflich bevölkert und wohlhabend sei. Auch Herden wurden herbeigetrieben und mußten mehrmals vor der Kaiserin paradiren; denn des Nachts ließ er die Thiere auf Wagen weiter schaffen, damit sie am andern Tage noch einmal auftreten könnten. Ja, selbst schön gebaute Dörfer waren in der Nähe der Landstraßen zu sehen; aber ein Glück für ihn war es, daß die Kaiserin nicht auf den Einfall kam, sie besehen zu wollen; denn sie bestanden nur aus Bretterwänden, die bemalt waren. Auch zeigte ihr Potemkin reiche Magazine; aber die Kornsäcke waren mit Sand angefüllt. So gewissenlos wurde Katharina getäuscht, und während er sie so frech betrog, erschöpfte sie sich in Lobeserhebungen und Danksagungen, daß er ihre Be-
*) Außer den ungeheuern Einkünften von seinen Gütern und Aemtern erhielt er von Katharina große Geschenke, z.b. regelmäßig jährlich 100,000 Rubel Zulage, an seinem Namens- und Geburtstag 100,000 Rubel, einen Degen für
60.000 Rubel, einmal statt des Ostereies den Alexander-Newsky-Orden mit den kostbarsten Diamanten, ein andermal bei Ueberbringung einer Siegesnachricht
100.000 Rubel und einen Lorbeerkranz von Brillanten und] Smaragden, der auf
150.000 Rubel berechnet] wurde u. s. w. Ja, er konnte so viel Geld aus den kaiserlichen Kassen erheben, wie er wollte.
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350
Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen.
in andern Gegenden fehlte es wenigstens an Männern, so daß Weiber das Feld bestellen mußten. Manche Striche waren so darniedergetreten, daß man keine Spur von je angebautem Acker bemerken konnte. Ein Offizier schrieb, er sei durch sieben hessische Dörfer geritten und habe darin nur einen einzigen Menschen gefunden, und in den preußischen Staaten rechnete man an 30,000 Menschen, die durch die Russen und Franzosen wehrlos ums Leben gekommen waren.*) Wie viel war da nicht wieder gut zu machen! Wie viel wieder aufzubauen und zu vergüten!
Nicht leicht hat ein Fürst so viel Fleiß auf die Emporbringung seines Landes gewandt als Friedrich. Es würde zu weit führen, alle seine trefflichen Einrichtungen aufzuzählen; hier nur einiges davon. Vor allem sorgte er dafür, den Ackerbau wieder emporzubringen. Das für den folgenden Feldzug aufgeschüttete Korn ließ er unter die verarmten Bauern vertheilen und gab ihnen auch die zum Dienst jetzt unnöthigen Artilleriepferde zurück. Sodann erließ er nicht nur den meisten heruntergekommenen Provinzen die Abgaben auf mehrere Jahre, sondern theilte von seinen Privatersparnissen selbst bedeutende Summen aus. Besonders wandte er viel darauf, unbebaute und morastige Gegenden urbar zu machen. Solche waren sonst an der Oder und an der Warthe in der Mark. Er ließ hier Gräben und Kanäle anlegen, Dämme auswerfen, und als alles endlich vollendet war und er von einem Damme des Oderbruchs die nun blühende Gegend übersah, rief er freudig aus: „Ich habe eine Provinz gewonnen!" Den Gutsbesitzern gab er ansehnliche Summen, entweder als Geschenk, oder als Darlehn ohne Zinsen, um damit ihre Güter zu verbessern. Für die Bauern hatte er eine große Vorliebe; er sprach gern mit ihnen und bestrafte jede willkürliche Bedrückung dieser Leute, die er erfuhr, mit Strenge. Wenn wohlfeile Zeiten waren, ließ er Getreide aufkaufen und in Magazinen aufschütten, und diese öffnete er, wenn Mißwachs eintrat. Dies war in den Jahren 1771 und 1772 der Fall. Die Jahre vorher waren so fruchtbringend gewesen, daß die Bauern an manchen Orten das Korn zum Theil auf dem Felde hatten umkommen lassen, weil sie die Menge nicht zu lassen wußten, und doch trat nun eine solche Noth ein, daß man allein in Sachsen 150,000 Menschen zählte, die durch Hunger
*) Man kann annehmen, daß der siebenjährige Krieg über eine Million Menschen das Leben gekostet hat, wovon etwa 700,000 auf Deutschland kommen. Welch ungeheure Menschenverluste!
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stempelacte. Zölle. 361
war, die Kosten ihrer Vertheidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus dem Handel mit ihren amerikanischen Colonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweisesten Maßregeln dazu ergriffen und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiderten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Engländer keinen Schilling Abgaben bezahlt, den nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unsern Willen auflegt. Oder laßt auch unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsere Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts zu furchten zu haben. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern
1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber
1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten (die Stempelacte), entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen handeltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Todten-kops, und mit der Inschrift: „Thorheit Englands und Untergang Amerikas!" Mit diesen Worten wurde sie in den Straßen von Neuyork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen die verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Acte eingeführt werden* sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in der einen Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit stand. Auf dem Begräbnißplatze hielt einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen durch England herbeigeführten Tod. Nach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Todtgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es, die Freiheit lebe noch, und der Sarg erhielt die Aufschrift; „Die wiederaufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestimmt. Alles ging hier mit Ruhe und Anstand zu. Aber nicht überall ging es so. Hier und da wurden die Verkäufer des Stempel-
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Extrahierte Personennamen: Granville
Extrahierte Ortsnamen: England England Amerika England Amerika Englands Amerikas England
362 Neue Geschichte. 3. Periode. Nordamerika.
papiers gemißhandelt, und lieber brachten die Amerikaner gar keine gerichtliche Klage an, lieber machten sie die Handelsgeschäfte mündlich_ab, ehe sie sich des Stempelpapiers bedienten. Der Handel mit England litt dabei besonders, und die Gährnng wurde immer bedenklicher. Unter diesen Umständen hielten es die englischen Minister doch für das Klügste, die Verordnung wegen des Stempelpapiers wieder aufzuheben (1766), setzten aber gleich hinzu: sie gäben dabei ihr Recht, die Amerikaner zu besteuern, nicht auf.
Im folgenden Jahre (1767) erschien auch schon eine neue Acte, nach welcher für das Einbringen von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß aus England von den Amerikanern eine Abgabe bezahlt werden sollte. Diesmal waren die englischen Minister fest entschlossen, nicht nachzugeben; aber eben so fest beschlossen auch die Amerikaner, sich nicht zu fügen. In Boston traten die Kaufleute zusammen, und faßten den Beschluß, außer einigen unentbehrlichen Waaren keine aus England einzuführen, und namentlich sich ohne die vier besteuerten Artikel zu behelfen, bis der Zoll aufgehoben sein würde. Diesem Beschlusse traten auch die andern Städte bei, und mit großer Selbstüberwindung blieben sie bei ihrem Vorsatze; eben so aber auch die Engländer, und als die Zollbeamten einst ein mit Wein beladenes Schiff wegen unrichtiger Angabe einem Kaufmanne in Boston wegnahmen, entstand ein gewaltiger Auflauf, bei welchem die Zöllner mißhandelt wurden, und mit Mühe der Ermordung entgingen. Statt durch Milde die aufgebrachten Gemüther zu beruhigen, vermehrten die Minister die Unzufriedenheit, indem sie einige Regimenter und mehrere bewaffnete Schiffe nach Nordamerika sandten, um die Zollbeamten in Ausübung ihres Amtes zu beschützen, und endlich gar befahlen, daß alle eines Verbrechens beschuldigte Amerikaner nach England zum Verhör geschleppt werden sollten. Jetzt waren die Gemüther anfs äußerste bewegt, und es fehlte nur an einer kleinen Veranlassung, um den Unwillen zum Ausbruch zu bringen.
In England hatten indessen die Kaufleute, die bisher nach Amerika gehandelt.hatten, sehr gelitten, weil der Handel dahin ganz darniederlag, und sie brachten es durch ihre Klage dahin, daß die Minister jene Zölle 1770 aufhoben. Nur auf den Thee setzten sie eine kleine Abgabe, 2 Pence (1 V> Groschen) vom Pfunde. Das hätten die Amerikaner leicht geben können, hätten sie nicht dadurch den Engländern das Recht, sie zu besteuern, eingeräumt. Sie vereinigten sich also, keinen Thee von den Engländern zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England England Boston England Boston Nordamerika England England Amerika
Luther. Ablaßzettel. Tezel. 7
und erklärte, er sei noch gar nicht der Mann, dem eine solche Auszeichnung gebühre; und das alles nicht aus Ziererei, sondern aus reiner Bescheidenheit. Endlich mußte er doch nachgeben und wurde von nun an in Wittenberg gemeinhin der Doctor genannt. Nun war erst des Studirens kein Ende; denn er wollte doch seiner Würde auch Ehre machen, und mit emsigem Fleiße suchte er das nachzuholen, was er in seiner Jugend nicht hatte lernen können. Wäre das so geblieben, so würde er zwar immer ein tüchtiger Professor und Prediger geworden sein, aber nicht das Außerordentliche gewirkt haben, wozu ihn die göttliche Vorsehung bestimmt hatte.
Aber ein Vorfall gab seinem Geiste plötzlich eine ganz neue Richtung. Ein Dominicanermönch, Namens Johann Tezel aus Leipzig, reiste damals in ganz Deutschland umher, um Ablaßzettel zu verkaufen, und kam damit bis Jüterbogk, vier Meilen von Wittenberg. Die Päpste hatten nämlich schon seit langer Zeit gelehrt, jeder Mensch müsse eigentlich für seine Sünden ewige Pein leiden; diese könnte ihm aber abgekürzt werden, wenn er schon hier auf Erden Buße dafür leide. Nur die Priester hätten das Recht, die Strafe aufzulegen oder zu erlassen, und wenn ein Mensch recht gute Werke gethan, d. i. zum Besten der Kirchen und Klöster Geld gezahlt hätte, so wären sie auch geneigt, ihm seine ewige Strafe abzukürzen und ihm vom Verdienste Jesu und der Heiligen einiges zuzuschreiben. Daher war bestimmt worden, daß gewisse Vergehungen mit Geld gebüßt, d. i. daß statt der für manche Sünden auferlegten Büßungen Geld bezahlt werden konnte. Das nannten sie Ablaß. Anfangs war dies Geld zu guten Zwecken angewendet worden; bald aber hatten schlechte Päpste es zur Vermehrung ihrer Einkünfte gebraucht. Es war dabei nur darauf abgesehen, den armen bethörten Leuten ihr Geld aus der Tasche zu locken. Schon im Jahre 1300 hatte der Papst Bonisaz Viii. bekannt gemacht, daß alle Christen, die in diesem Jahre nach Rom kämen und von ihm Ablaß kauften, ganz besonders gut daran thun würden; denn dieser Ablaß wäre kräftiger als jeder andere. Ein solches Jahr nannte man ein Jubel- oder Ablaßjahr; es sollte nur alle 100 Jahre vorkommen. Wirklich zog auch eine unglaubliche Menge nach Rom und kaufte den theueren Ablaß; der Papst hatte aber seinen Schatz gut gefüllt. Den folgenden Päpsten dauerte der Zeitraum von 100 Jahren zu lange; wenige konnten ja auch so ein fettes Jahr erleben, und so wurde denn alle 50,
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Extrahierte Personennamen: Namens_Johann_Tezel Johann
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Leipzig Deutschland Wittenberg Jesu Rom Rom
138 Neue Geschichte, 1. Periode. Deutschland.
Frieden in der Kirche wiederherstellte. Aber die Päpste fürchteten, daß ihrer Gewalt dadurch Abbruch geschehe, suchten daher Ausflüchte, und erst als es unvermeidlich schien, willigte der damals lebende Papst (Paul Iii.) in die Versammlung, suchte sie aber für sich gleich dadurch unschädlich zu machen, daß seine Legaten den Vorsitz einnahmen, daß er durchsetzte, daß nach Personen gestimmt werden sollte — aus Italien waren die meisten Bischöfe gekommen — und daß er ausdrücklich erklärte: es sollte nur über die Ausrottung der Ketzerei und über die Wiederherstellung des Kirchenfriedens verhandelt werden. Der Papst gab seinen Legaten die ausdrückliche Anweisung, alle Lehren und Gebräuche, die von den Protestanten verworfen waren, zu bestätigen, die „Rebellen" (gegen den Papst) durch Kirchenstrafen zu. bändigen, die Ketzerei auszurotten und die Völker unter den Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückzuführen. Und so siegte wirklich die päpstliche List über das Bestreben derjenigen Bischöfe, denen es mit der Verbesserung des Papismus ein Ernst war. Ihre Stimmen-drangen nicht durch; die italienischen Bischöfe, die ihren Vortheil bei der Erhaltung der bisherigen Hierarchie fanden, überstimmten jene, und durch die Beschlüsse des Concils wurden die bisher vereinzelten päpstlichen Verordnungen erst recht in ein Ganzes gebracht. Das Gebäude des römischen Katholicismus wurde dadurch vollendet, und daher kommt es, daß man sich bei allen Streitigkeiten über Lehren der römischen Kirche auf die Beschlüsse des tridentmischen Concils zu berufen pflegt.
Von diesen Beschlüssen wollen wir nur einige herausheben: Neben der Bibel gilt auch jede mündliche Tradition, die sich in der Kirche erhalten hat. Die Stellen der Bibel haben nur den Sinn, den ihnen die Kirche und die Kirchenväter gegeben haben. Der Klerus ist ein von Gott eingesetzter und durch fortgehende göttliche Eingebung infallibler Stand, dem allein die kirchliche Gewalt zusteht. Die Bischöfe sollen schwören: dem Papste treu und gehorsam zu sein, die Rechte und die Gewalt des heiligen Stuhles zu erhalten, zu vermehren und gegen jedermann zu vertheidigen, alle Ketzer und dem Papste Ungehorsame aber nach
allen Kräften zu verfolgen. Die sieben Sacramente theilen dem,
an dem sie verrichtet werden, an und für sich eine göttliche Gnade
mit. Bei dem Abendmahl wird durch die Weihung das Brot
und der Wein in den Leib und das Blut Jesu verwandelt (Trans-snbstantiation) und daher muß die Hostie (Oblate) göttlich verehrt
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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