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schrecken und willig zu machen, den gefangenen Kurfürsten als einen Rebellen zum Tode verurtheilen. Johann Friedrich spielte eben mit einem Mitgefangenen Schach, als ihm das Urtheil verkündet wurde. Gelassen hörte er es an und erwiderte nur: „Ich hoffe, der Kaiser wird gnädig mit mir verfahren; kann es aber nicht sein, so bitte ich, mir den Tag meines Todes vorher anzuzeigen, damit ich mich mit meiner Gemahlin und meinem Sohne über manches noch besprechen kann." Dann fuhr er ruhig im Spiele fort.
Aber der Kaiser sah doch ein, daß er zu weit gegangen war, und ließ das Todesurtheil nicht vollstrecken. Johann Friedrich mußte indeß dafür sein Land und die Kurwürde abtreten und sich verpflichten, des Kaisers Gefangener zu bleiben, so lange es demselben gefallen werde.
Das erledigte Kurfürstenthum Sachsen verlieh Karl an seinen Verbündeten Moritz. Damit ging im Jahre 1547 die Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie über; die ernestinische Linie behielt blos Thüringen mit dem Herzogstitel.
Nun ergab sich auch Wittenberg. Der Kaiser behandelte es mit der größten Schonung und duldete nicht, daß seinetwegen eine Aenderung im evangelischen Gottesdienste vorgenommen wurde. Als er die Schloßkirche besuchte, zeigte man ihm auch das Grab Luthers. Einige seiner Begleiter riechen ihm, die Gebeine des Erzketzers ausgraben und nachträglich noch verbrennen zu lassen. Aber er antwortete: „Lasset sie ruhen, er hat seinen Richter schon gefunden; ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Todten."
Damals lebte in Wittenberg Lucas Kranach, der berühmteste Maler seiner Zeit. Der hatte in früheren Jahren Kaiser Karl V, als derselbe noch ein Knabe von 8 Jahren gewesen war, gemalt. Jetzt ließ ihn der Kaiser zu sich in sein Lager kommen. Lucas Kranach mußte ihm erzählen, wie er sich damals benommen habe. Darauf sagte Karl: „Bitte dir eine Gnade aus!" Da fiel ihm der Maler zu Füßen und bat ihn mit Thränen in den Augen um die Freiheit seines Kurfürsten. Der Kaiser gerieth in große Verlegenheit; die Bitte des treuen Sachsen rührte ihn tief; aber doch meinte er, sie nicht erfüllen zu können. „Du bist ein braver Mann", sagte er, „aber lieber hätte ich dich, wenn du um etwas anderes gebeten hättest."
5. Auch das andre Haupt des auseinandergesprengten schmalkaldischen Bundes, Landgraf Philipp von Hessen, demüthigte sich vor dem Kaiser. Sein Schwiegersohn, der nunmehrige Kurfürst Moritz, riech ihm dazu; auch versprach er ihm in des Kaisers Namen, daß er weder mit Gefängniß noch mit Landverlust gestraft werden sollte. In Halle erschien Philipp vor Karl. In feierlicher Versammlung kniete er vor dem auf seinem Throne sitzenden Kaiser nieder; hinter ihm kniete sein Kanzler und las die Abbitte vor. Dabei verzog der Landgraf in seiner Verlegenheit einigemal das Gesicht zum Lächeln. Der Kaiser drohte ihm mit dem Finger und sagte: „Wart, ick will dick lachen lehren" und hielt ihn trotz der Abbitte als Gefangenen zurück.
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101
Iv.
Karl und Moritz im Streit.
1. Karl hatte seine Feinde zu Boden geworfen; der schmalkaldische Krieg hatte ihn zum Herrn von Deutschland gemacht. Als solcher erließ er jetzt eine Vorschrift, wie es einstweilen — bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung — in religiösen Dingen gehalten werden sollte. In Augsburg war diese Vorschrift berathen worden; einstweilen (— lateinisch: interim —) sollte sie gelten; darum nannte man sie das Augsburgerjnterim. Nach demselben sollten die Protestanten halb wieder katholisch werden; deswegen waren gar viele mit ihm unzufrieden. Magdeburg vor allem verweigerte die Annahme desselben. Der erzürnte Kaiser erklärte es darum in die Acht, und da er selbst anderweit beschäftigt war, so sollte sein Liebling Moritz dieselbe vollstrecken.
Moritz aber war nicht mehr der alte. Es hatte ihn tief verletzt, daß Karl trotz seines gegebenen Wortes seinen Schwiegervater Philipp von Hessen doch der Freiheit beraubt hatte und noch immer in harter Gefangenschaft hielt. Auch drückte es ihn, daß man ihm vorwarf, er habe seinen Glauben und seinen Vetter Johann Friedrichs an den Kaiser verrathen. Darum faßte er den Entschluß, für die Sache der Protestanten gegen den Kaiser die Waffen zu ergreifen und ihn zugleich zu zwingen, die gefangenen Fürsten frei zu geben.
Nachlässig betrieb er die Belagerung Magdeburgs, sammelte aber dabei ein bedeutendes Heer. Insgeheim verband er sich auch mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg und mit dem Könige von Frankreich. Der letztere verfolgte zwar die Protestanten in seinem eignen Lande, in Deutschland aber unterstützte er sie aus Haß gegen den Kaiser. Freilich umsonst wollte er es nicht thun. Moritz mußte darein willigen, daß er die an der französischen Grenze gelegenen deutschen Städte Metz, Toul und Verdun unter seine Herrschaft bringe.
2. Alles dies wurde so geheim gethan und so geheim gehalten, daß Karl V. nicht das mindeste davon merkte. Sorglos hielt er sich, freilich an der Gicht erkrankt, in Innsbruck auf. — Plötzlich fchloß Moritz 1552 mit Magdeburg Frieden und brach gegen den Kaiser auf. Er that dies mit solcher Schnelligkeit, daß er den völlig überraschten Kaiser beinahe gefangen hätte. Kaum behielt derselbe noch Zeit, sich in stürmischer Nacht aus schrecklichem Wege in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen tragen zu lassen. Seinen Gefangenen, Johann Friedrich, hatte er zuvor in Freiheit gesetzt, doch sollte ihm derselbe noch einige Zeit freiwillig folgen. Krank und ohne Heer, mußte sich der Kaiser zu Unterhandlungen verstehen. Er beauftragte damit seinen Bruder Ferdinand. In Pafsau kam dieser mit Moritz zusammen, und hier wurde noch in demselben Jahre 1552 ein Vertrag geschlossen der Passauer Vertrag); durch denselben
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Magdeburg Magdeburgs Frankreich Deutschland Magdeburg Pafsau
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meinten, es wurde doch nutzlos sein, ihre Sache würde doch verurtheilt werden. Daraufhin beschloß der erzürnte Kaiser, zum Schwert zu greisen, und heimlich rüstete er sich zum Kriege.
Luther, der immer vom Kampfe abgerathen und gemahnt hatte, die Sache der Reformation Gott zu befehlen, erlebte glücklicherweise den Ausbruch des Streites nicht. Die Grafen von Mansfeld hatten ihn nach Eisleben gerufen, damit er einen zwischen ihnen entstandenen Streit schlichte. Hier erkrankte er. Bald verschlimmerte sich sein Zustand, es ging zum Sterben. Einer der um sein Lager stehenden Freunde fragte ihn: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gepredigt, beständig sterben?" Luther antwortete mit einem deutlichen „ja!" Dann wandte er sich auf die Seite und verschied still und sanft in seiner Geburtsstadt Eisleben am 18. Februar 1546. Sein Leichnam wurde auf des Kurfürsten Befehl nach Wittenberg gebracht und unter großer Feierlichkeit in der Schloßkirche daselbst beigesetzt.
2. Im albertinischen Sachsen regierte damals der Herzog Moritz. In seiner Jugend hielt er sich längere Zeit am Hofe seines Vetters, des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen, auf. Schon damals durchschaute Luther den kühnen Geist des Jünglings. Als ihn der Kurfürst fragte, was er von dem Prinzen halte, antwortete er: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß ihr euch in ihm nicht einen jungen Löwen erzieht". Im Jahre 1541 erbte Moritz von feinem Bater Heinrich das Meißner Land. Voll kriegerischen Muthes zog er bald darauf nach Ungarn, um dem Kaiser gegen die Türken Hilfe zu leisten. Beinahe hätte er hier das Leben eingebüßt. Im Eifer des Kampfes hatte er sich von den Seinen verloren, nur sein Reitknecht war ihm an der Seite geblieben. Plötzlich umringten ihn eine Schaar Türken; wüthend hieben sie auf den Fürsten ein; tapfer vertheidigte sich derselbe, unglücklicherweise aber stürzte er vom Pferde zu Boden. Da warf sich sein Reitknecht — Sebastian Neibisch hieß er — über ihn weg und fing die Hiebe und Stiche mit seinem Körper auf. Beide wurden zwar bald durch die herbeieilenden Sachsen befreit, aber der treue Diener war so mit Wunden bedeckt, daß er kurze Zcit daraus feinen Geist aufgab.
Nach Sachsen zurückgekehrt, widmete sich Moritz der Regierung seines Landes: er sorgte für das Gedeihen der Leipziger Universität und gründete zu Meißen, Merseburg und Pforta Schulen, in denen die Knaben und Jünglinge für den Besuch jener Hochschule vorbereitet wurden. Die zu Merseburg wurde nach einigen Jahren nach Grimma verlegt.
Aber das kleine Meißner Land genügte dem hochstrebenden Sinne Moritzens nicht. Er wollte höher steigen, und das konnte er nur mit Hilfe des Kaisers. Als ihm nun der letztere Aussicht auf die sächsische Kurwürde machte, war er darum schnell bereit, ihn in dem bevorstehenden Kampfe gegen die übrigen evangelischen Fürsten zu unterstützen. So verband er sich, obschon selbst Protestant, mit Karl V. gegen den schmalkaldischen Bund.
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3. Nachdem auch noch der Papst dem Kaiser Geld und Truppen zur Bekämpfung der Ketzer zugesagt hatte, brach der Sturm los. Die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Johann Friedrich der Großmüthige von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, wurden in die Acht erklärt, und es begann der schmalkaldische Krieg (1546 — 1547), Zu Anfang desselben hätte der Kaiser leicht in große Bedrängniß gerathen können, denn er hatte nur einige hundert Mann bei sich, während seine Gegner ein großes, wohlgerüstetes Heer in's Feld zu stellen vermochten. Allein die Evangelischen waren uneinig unter einander und unentschlossen, was sie thun sollten; so ließen sie den günstigen Zeitpunkt ungenützt verstreichen, und der Kaiser behielt Zeit, seine Kriegsvölker aus Spanien und Italien an sich zu ziehen.
Unterdeß war Moritz im Aufträge Karls in dem Kurfür-stenthume Sachsen eingefallen und hatte es mit seinen Truppen besetzt. Als Johann Friedrich die Nachrichr erhielt, trennte er sich sogleich törichterweise von seinen Verbündeten und eilte mit seinem Heere zurück in die Heimath. Mit leichter Mühe eroberte er sein Land wieder und den größten Theil des albertinischen Sachsens noch dazu. Aber seinem Beispiele folgten die übrigen protestantischen Fürsten: das Heer des schmalkaldischen Bundes löste sich auf; jeder wollte sein eignes Land vertheidigen; im Frühjahre wollte man dem Kaiser wieder gemeinsam entgegen treten.
Nun hatte Kaiser Karl freie Hand; er vereinigte sich mit dem Herzog Moritz und wendete sich gegen den Kurfürsten von Sachsen. Johann Friedrich, der der kaiserlichen Macht nicht gewachsen war, zog in Eilmärschen auf dem rechten Elbufer der Festung Wittenberg zu; Karl folgte auf dem linken Ufer. Bei Mühlberg trennte nur der Fluß die beiden Gegner. Der Kurfürst fühlte sich sicher, denn es führte keine Brücke über den Strom; ruhig wohnte er darum — es war ein Sonntag — dem Gottesdienste bei. Aber ein Bauer, dem die Kurfürstlichen zwei Pferde weggenommen hatten, zeigte aus Rache den Kaiserlichen eine Furt (— seichte Stelle im Fluffe); nun führte Karl sein Heer durch den Strom auf das andre Ufer. Johann Friedrich versuchte, mit seinen Truppen das feste Wittenberg zu erreichen; aber drei Stunden von Mühlberg (— auf der Lochauer Haide) holte ihn der Feind ein. Die Sachsen wurden geschlagen und der Kurfürst nach tapferer Gegenwehr gefangen. (1547). Man führte ihn blutbedeckt vor den Kaiser, der aus seinem Schlachtrosse mitten auf der Haide hielt. Mühsam stieg Johann Friedrich vom Pferde; als er dem Kaiser die Hand reichen wollte, wandte sich dieser unwillig zur Seite. „Allergnädigster Kaiser", redete ihn jetzt demüthig der Kurfürst an. Karl fiel ihm in die Rede und sprach: „So? Bin ich nun euer gnädigster Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so genannt." Der Kurfürst bat um ein fürstliches Gefängniß; der Kaiser aber erwiderte: „Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient."
4. Karl belagerte nun die Festung Wittenberg, aber sie weigerte sich, ihm die Thore zu öffnen. Da ließ er, um jene zu
7*
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einer zu. Lautlos, mit ausgebreiteten Armen empfing Wallenstein den Todesstoß. So wurde er im Jahre 1634 zu Eaer ermordet.
3. Nach seinem Tode übernahm des Kaisers Sohn Ferdinand die Führung des Heeres. Er schlug die unter uneinigen Führern kämpfenden Schweden 1634 bei Nördlingm in Baiern Mutig auss Haupt. Da kehrten diesen viele ihrer bisherigen Freunde und Bundesgenossen den Rücken, allen voran der wankelmütige Kurfürst Johann Georg von Sachsen. Er schloß im Jahre 1635 zu Prag mit dem Kaiser Frieden. Durch denselben fiel die Lausitz an Sachsen (—der Kaiser überließ sie dem Kurfürsten für eine Kriegsschuld, die er nicht bezahlen konnte —).
Trotzdem nahm der Krieg kein Ende. Schweden fand einen neuen Bundesgenossen an Frankreich. Aber von jetzt ab wurde nicht mehr um der Religion willen gekämpft, sondern, um Länder zu erobern; Schweden und Frankreich hatten nur die Absicht, deutsche Provinzen an sich zu reißen.
4. Neugestärkt drangen die Schweden wieder siegreich vor, schlugen das kaiserliche und sächsische Heer und fielen in Sachsen ein. Furchtbar rächten sie sich jetzt dafür, daß Johann Georg ihnen die Treue gebrochen; leider aber mußte das arme Volk die Schuld des Fürsten büßen. — Mit unmenschlicher Grausamkeit wütheten die verwilderten Horden; mit teuflischer Lust erfand man immer neue Qualen. „ Man warf die Menschen in Backöfen und ließ sie braten; man hing sie auf und zündete Feuer unter ihnen an; die Kinder nagelte man an die Hausthüren und benutzte sie als Zielscheibe; den Männern sägte man die Kniescheiben halb durch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und streute Salz und Pfeffer in die klaffenden Wunden, schlug ihnen hölzerne Pflöckchen unter die Nägel der Finger und Zehen, oder man legte sie auf die Erde, steckte ihnen einen Trichter in den Mund und füllte so lange Jauche hinein, bis der Leib zum Zerspringen aufschwoll, dann trat man ihnen auf den Leib, daß die Flüssigkeit wieder zum Munde herauslief, und fetzte die Qual so lange fort, bis die Unglücklichen ihren Geist aufgaben. Das nannte man den „Schwedentrunk". — Andern zog man mit einer Ahle ein Roßhaar durch die Zunge; wenn man das nur ein wenig anzog, so verursachte es furchtbare Schmerzen, aber jeder Schmerzensschrei wurde mit neuer Marter bestraft. Andern wurde ein Seil um die Stirn gebunden und hinten mit einem Knebel zusammengedreht, daß das Blut zu Stirn, Mund, Nase und Augen ausfloß. — Fast alle sächsischen Städte geriethen in die Hände des furchtbaren Feindes. Wurzen hatte feine Marterwoche, Pirna fein schwedisches Elend. „Oelsnitz und Adorf wurden über hundertmal, die meisten andern Städte zehn- und zwanzigmal geplündert." Seit den Hussitenkriegen hatte es keinen solchen Jammer gegeben, und lange Zeit blieb der Ruf: „Kinder, Betet, die Schweden kommen!" ein Schreckensruf.
Erträglicher wurde die Lage erst, als Johann Georg
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Extrahierte Ortsnamen: Baiern Sachsen Frankreich Frankreich Schweden Sachsen Wurzen Pirna Schweden
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erhielt auch Philipp seine Freiheit zurück, und den Protestanten wurde vorläufig gestattet, ungehindert ihrem Glauben zu leben. Drei Jahre später, im Jahre 1555 wurde dieser Vertrag durch den Augsburger Religionsfrieden bestätigt.
V.
Moritzens und Karls Ende.
1. Moritz erlebte den Augsburger Religionsfrieden nicht mehr. Auch nach dem Passauer Vertrage noch, der doch dem Kriege ein Ende machte, Zog sein ehemaliger Waffengefährte, Markgraf Albrecht von Brandenburg, plündernd und verwüstend in Deutschland umher; ja, er hatte sich sogar wieder aus die Seite des Kaisers gestellt. Jenes erfüllte Moritzen mit Unwillen, dieses mit Besorgniß. Darum zog er noch einmal das Schwert, diesmal gegen den frühern Freund. Bei Sievershausm— in der jetzigen preußischen Provinz Hanover — kam es im Jahre 1553 zur Schlacht. Markgraf Albrecht wurde besiegt, Moritz aber, als er noch den letzten Angriff auf den Rest der feindlichen Reiter ordnete, tödtlich verwundet. Eine Kugel drang ihm in den Unterleib und zerriß die Eingeweide. Nach zwei Tagen starb er; sein letztes Wort war: „Gott wird kommen!"
2. Als Kurfürst von Sachsen folgte ihm sein Bruder August; er regierte von 1553 —1586. — Herzog Johann Friedrich von Weimar freilich, der Sohn Johann Friedrich des Großmüthigen, konnte es nicht verschmerzen, daß den Ernestinern die Kurwürde und der größte Theil des Landes entrissen worden war. Er hoffte, es würde ihm möglich sein, das Verlorene wieder zu gewinnen. Leichtgläubig baute er auf die Vorspiegelungen eines fränkischen Ritters, Wilhelm von Grumbach. Er nahm Den durch den Kaiser Geächteten bei sich aus und verweigerte seine Auslieferung. So zog er sich selbst die Acht zu, und Kurfürst August vollstreckte sie im Namen des Reichs. Grausame Strase traf den Verführer wie den Verführten. Dem Ritter Grumbach wurde das Herz aus dem Leibe gerissen und sein Körper in vier Stücke zerhauen. Johann Friedrich aber wurde zu lebenslänglicher Hast verurteilt; 28 Jahre lang athmete er die Lust des Kerkers, dann starb er; seine treue Gemahlin theilte sein Gefängniß bis an feinen Tod.
Eifrig sorgte Kurfürst August während seiner langen Regierung für das Wohl des Landes. Weise Gesetze wurden erlassen, Ackerbau und Viehzucht unterstützt. Edlere Thiergattungen wurden gezüchtet, namentlich Schafe, um bessere Wolle zu erzielen. Auf seinen Reisen theilt er Kerne von guten Obstsorten an die Landleute aus; auch bestimmte er, daß jedes junge Ehepaar bald nach der Trauung einige Obstbäume pflanzen mußte. So schuf er den blühenden Obstbau Sachsens. Aus Frankreich, Ungarn und vom Rhein bezog er edle Weinreben und hob so den Weinbau. Auf seinem Gute, dem Ostravor-werke bei Dresden, errichtete er eine Musterwirthschaft, und im dazu-
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Deutschland Hanover Sachsen Sachsens Frankreich Ungarn Rhein Dresden
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schiedsgruß. Bald erlöste ihn der Tod, und Mathias erbte nun auch die deutsche Kaiserkrone.
Unter ihm entzündete sich der Kriegsbrand. Der den evangelischen Böhmen gegebene Majestätsbrief wurde verletzt: eine ihrer Kirchen wurde geschlossen und eine andere niedergerissen. Die böhmischen Protestanten beschwerten sich deswegen beim Kaiser, erhielten aber eine harte Antwort. Dieselbe rief große Erbitterung hervor. Viele meinten, das Schreiben sei gar nicht von Mathias selbst, sondern von den kaiserlichen Räthen zu Prag abgefaßt worden. Darum begaben sich eine Schaar bewaffneter Protestanten auf das Prager Schloß und stellten die Räthe zur Rede. Die trotzige Antwort derselben erhitzte die erregten Gemüther noch mehr, und so warf man die zwei verhaßtesten Räthe sammt ihrem Schreiber nach allböhmischem Gebrauch zum Fenster hinab. 50 Fuß maß die Tiefe, doch blieben alle drei am Leben, da sie auf weichen Schutt fielen und ihre Mäntel die Heftigkeit des Falles milderten. Damit begann im Jahre 1618 der dreißigjährige Krieg.
3. Die Böhmen gingen nun auf dem eingeschlagenen Wege weiter; sie rüsteten sich, um dem Kaiser mit gewasfneter Hand entgegen treten zu können, und die evangelische Union sendete ihnen ein Hilfsheer.
Mitten in diesen Wirren starb Mathias, und die deutschekaiserkronegingüberaus seinen Vetter Ferdinand H. (— 1619 —1637). Derselbe war von den Jesuiten erzogen und zu einem erbitterten Feinde der Protestanten gemacht worden. Lieber wollte er gar nicht herrschen als über Ketzer. Von ihm meinten die Böhmen nichts Gutes hoffen zu können; sie erkannten ihn deshalb
nicht als ihren König an und beschlossen, einen andern zu wählen.
Zuerst boten sie ihre Krone dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg an (— er regierte von 1611 — 1656 —). Dieser aber mochte das gefährliche Geschenk nicht haben und schlug sie aus. Hierauf wählten die Böhmen den jungen Kurfürst Friedrich von der Pfalz, das Haupt der Union. Wohl wurde auch er vielfach gewarnt, aber er folgte den Rathschlägen seiner Gemahlin; die war eine englische Königstochter und wollte auch gern eine Königskrone tragen. So nahm er die Wahl an, er verließ sein schönes Land und zog nach Prag. Beim Abschiede klagte seine
alte Mutter: „Jetzt geht die Pfalz nach Böhmen!"
Wohl hätte sich nun Friedrich denken können, daß Ferdinand Böhmen ihm nicht ohne Kampf überlassen werde; aber anstatt sich zu rüsten, erfreute er sich in kindlicher Weise des neuen Glanzes und verbrachte seine Zeit mit Gastmählern und Festlichkeiten.
Plötzlich erschien der Feind. Maxmilian von Baiern, das Haupt der Liga, brach als Verbündeter des Kaisers in Böhmen ein.
Ihn begleitete sein Feldherr Tilly. Von Jesuiten erzogen, wollte derselbe anfangs in den geistlichen Stand eintreten; rechtzeitig indeß noch gab er diesen Plan auf und wählte die kriegerische
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Extrahierte Personennamen: Mathias Mathias Mathias Ferdinand_H. Ferdinand Johann_Georg_an_(— Johann Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand_Böhmen Ferdinand Tilly
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Schmidt, dem rief Albert zu: „Rette mich, ich bin der Prinz von Sachsen, mein Vater wird dir's gut vergelten!" Kunzens Knappe hielt alles für verrathen und wollte den Prinzen niederhauen. Der Köhler aber sing den Hieb mit seinem großen Schürbaum auf und schlug nun wacker auf den Knappen und den Ritter, der sich mit seinen Sporen im Gestrüpp verwickelt hatte, los. Andre Kohlenbrenner wurden durch den Vänn herbeigerufen und nahmen Kunz sammt seinem Begleiter gefangen. So wurde Albert durch den Köhler Georg Schmidt gerettet; in fröhlichem Zuge führte man ihn nach Altenburg; hocherfreut nahmen ihn die Eltern in Empfang.
Unterdeß hatten sich Mosen und Schönfels, durch das fortwährende Sturmgeläute erschreckt, mit dem Prinzen Ernst in eine Höhle bei Hartenstein, die seitdem den Nainen „Prinzenhöhle" sührt, verborgen. Bon hier aus schickten sie einen Brief an den Hauptmann von Hartenstein; darin versprachen sie, den Prinzen wohlbehalten zurück geben zu wollen, wenn ihnen die Strafe erlassen würde; im andern Falle würden sie erst den Prinzen und dann sich selbst tödten. Man sicherte ihnen im Namen des Kurfürsten Straflosigkeit zu; darauf lieferten sie noch an demselben Tage Ernst nach Hartenstein aus.
Kunz von Kaufungen wurde acht Tage später auf dem Markte zu Freiberg enthauptet. Den treulosen Diener Hans Schwalbe riß man mit glühenden Zangen, dann viertheilte man ihn. Der brave Köhler Georg Schmidt aber erhielt zum Danke die Erlaubniß, in dem Walde, wo er Albert gerettet, so viel Holz zum Kohlenbrennen unentgeltlich schlagen zu dürfen, als er zu seinem Unterhalt brauchen würde. Dazu schenkte ihm der Kurfürst noch ein Gut und jährlich vier Scheffel Korn. *
V. Nach Friedrichs des Sanftmüthigentode wurde Ernst Kurfürst. Als solcher regierte er vou 1464 —1486. Das Kurfürstenthum Sachsen gehörte ihm allein; in den übrigen Landen, Meißen und Thüringen (— das letztere fiel den beiden Brüdern nach dem Tode ihres Onkels Wilhelm zu —), theilte er die Herrschaft mit seinem Bruder Albert, der wegen seines Kriegsmuthes und wegen der vielen Heldenthaten, die er für Kaiser und Reich verrichtete, den Beinamen „der Beherzte" erhielt; auch nannte man ihn wohl ehrend ,,die rechte Hand des Reichs".
Unter ihrer Regierung wurden die Silberbergwerke bei Schneeberg entdeckt und die Stadt Schneeberg selbst gegründet. Diese Gruben gaben reichen Ertrag. Bei einem Besuche derselben speiste Albert unter der Erde an einer Silberstnse, welche einen Meter lang, einen halben Meter breit und 400 Centner schwer war. „Einen solchen Tisch hat auch der Kaiser nicht", sprach er in heitrer Laune. — Später fand man auch noch an andern Orten des Erzgebirgs Silber, und es entstanden die Städte Annaberg und Buchholz.
Im Jahre 1485 theilten die Brüder ihre Länder: Albert wählte Meißen, Ernst erhielt Thüringen. Seitdem sind diese Länder nicht wieder vereinigt, sondern von den Nachkommen
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untergrub die Wälle und sprengte sie mit Pulver in die Luft. Es schien, als ob Wien ein gleiches Schicksal wie Magdeburg haben sollte. Da, als die Noth am größten war, erschien Hilfe. Ein Heer unter dem Polenkönig Johann Sobiesky, dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg Iii, und anderen Führern, 80000 Mann stark, nahte zum Entsätze herbei und pflanzte, den Wienern zum Zeichen, auf einem nahe gelegenen Berge eine große Fahne auf. Am nächsten Tage begann die Schlacht. Die Türken hielten der deutschen und polnischen Tapferkeit nicht Stand. In wilder Flucht zerstoben sie und ließen ihr Lager in den Händen der Sieger. Unermeßlich war die Beute an Kanonen, Zelten, Schlachtthieren, Lebensmitteln und an Gold und Silber; eine schönere Beute aber fand der Bischof von Wien: es waren 500 Christenkinder, die die Türken geraubt und mit fortgeschleppt hatten; er nahm sich der Armen an und sorgte für sie. Nicht allein das befreite Wien, ganz Europa jubelte bei der Nachricht dieses Sieges; nur Ludwig grollte.
4. Wenige Jahre später begann der letztere schon wieder einen Raubkrieg gegen Deutschland. Und als die Deutschen sich gegen den Rhein wandten, ihre Grenze zu schützen, da befahl der „allerchristlichste" König, das schöne, gesegnete Land in der Pfalz in eine Wüste und Einöde zu verwandeln, um ihnen den Krieg am Rhein unmöglich zu machen. In Heidelberg wurde das Schloß zur Ruine gemacht, die Stadtmauern gesprengt und die halbe Stadt in Asche gelegt. In Mannheim mußten die Bürger selbst mit an der Zerstörung der Festungswerke und Gebäude arbeiten, dann äscherte man die Stadt ein und trieb die Bewohner hungernd und nackt in die Winterkälte hinaus. Gleiches Schicksal hatten eine Menge andrer Städte und Dörfer; die armen Bewohner wurden, wenn sie das Ihre retten wollten, erschlagen, und überall fand man die Leichen elender, erfrorner Menschen. Die Bauern zwang man sogar, das eigene, im Felde stehende Getreide umzupflügen. „Der König will es" war die einzige Antwort der französischen Anführer, wenn die unglücklichen Einwohner um Schonung flehten. Auf ihren Verzeichnissen, die sie von Frankreich ans erhalten hatten, standen die Namen von 1200 Orten, die alle niedergebrannt werden sollten. —
Zwar raffte sich Deutschland diesmal auf und kämpfte im Bunde mit andern Staaten ernst gegen die Mordbrenner; aber im ganzen konnte es doch nur wenig ausrichten, seine Führer waren zu uneinig. Trotzdem bequemte sich Ludwig nach einigen Jahren zu einem billigen Frieden, in dem er einen Theil des von ihm Eroberten freiwillig wieder heraus gab. Er that dies aber nur, weil er sein Auge schon auf noch größere Eroberungen gerichtet hatte.
5. Bald nachher starb nämlich der spanische König, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Zwei Bewerber fanden sich um den erledigten Thron: Ludwig wollte ihn für feinen Enkel Philipp, Leopold für feinen zweiten Sohn Karl haben. So entbrannte im Jahre 1700 ein neuer Krieg; man nennt ihn den spanischen Erbfolgekrieg; leider
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sobiesky Johann Johann_Georg_Iii Johann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Philipp Philipp Leopold Leopold Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Wien Wien Europa Deutschland Rhein Rhein Heidelberg Mannheim Frankreich Deutschland
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wider über St. Johann nach Hall, wo sie am 2-lten Oct.
eingerükt waren, nachdem auch das ganze Unterintat wider
besezt war. Nun hatte Oberndorf am 25ten die Scharniz
gestürmt. Auch das Zillertal ward wider unterworfen. Has-
pinger war schon nach Speckbachers Unglück bei Unken aus
dem Salzatale abmarschirt, und schloß sich nach einigen klei-
neren selbstständigen Unternemungen gegen das Heer, was
von Kärnten her trete, dann den Pustertalern an. Am
Iten Nov. hatten die Baiern Jnsbruk besezt und das Ober-
intal bis Jms. Die Tiroler wurden auch vom Jselberge
vertriben; die Verbindung mit Baiern durch die Scharniz
war hergestelt. Am 6ten eroberten die Baiern Steinach;
am 8ten erschin, wie bereits erwänt ist, Hofers Proclama-
tion — da unterwarf sich das ganze nördliche Tirol. Die
Baiern bezogen bei der in diesen Gegenden schon ganz win-
terlichen Witterung Cantonnirungen und sandten wegen Fut-
termangels einen großen Teil ihrer Artillerie und Kaval-
lerie nach Baiern zurük — so waren die Verhältnisse als
Hofer am löten Nov. wider zu den Waffen rief und nun
nur noch auf die Eisaktaler, Passeiertaler, Algunder, Me-
raner und Vintschgauer, die überhaupt immer den eigent-
lichen Kern des Aufstandes gebildet hatten, rechnen konte.
In den nächsten Tagen griffen die Oberintaler noch
mehrfach den bairischen Posten bei Jms an; bis die Baiern
weiter vordrangen und das Oberintal bis Pruz besezten, so
wie das Oeztal, Gurgeltal und Piztal. Hofers Aufruf
brachte das ganze Poznauer Tal an der Trisanna in Auf-
rur; als Raglovich am 24ten in demselben vorzudringen
suchte, ward er zurükgeworfen — allein am folgenden Tage
unterwarfen sich die Poznauer freiwillig. Von dieser Zeit
an war auch das Oberintal ruhig. Sobald gegen Ende
des Monats die Wiltschenau, zwischen Zillertal und Achen,
entwafnet war, war auch das Unterintal ruhig. Im nörd-
lichen Tirol war anfangs December aller Kampf zu Ende.
Unterdessen war Baraguay d'hilliers, der unter dem
Vicekönige commandirte, am 2öten Oct. mit den Divisio-
nen Severoli und Barbou gegen Tirol vor und Anfangs
November eingedrungen. Anton Stöger, der Commandant
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Extrahierte Personennamen: Johann Speckbachers_Unglück Hofers Baraguay Anton_Stöger