Dle Chinesen.
49
sich den Kongfutseanern zum erstenmale ein gefährlicher
Feind an, welchem sie im Verlaufe des Mittelalters ein^
mal sogar die Herrschaft und fortan wenigstens immer
einen nicht unbeträchtlichen Theil ihres Gebietes überlast
sen mußten. Dieser Feind kam sicherlich aus dem süd-
westlichen Lande, das schon ihren altern Gegnern, den
Verehrern des Fürsten Tao, den Ursprung gegeben zu
haben scheint. Es ließ nämlich Kaiser Mingti, sonst
ein eifriger Verehrer Kvngfutse's, im Jahre 65 nach Christus,
fremde Priester herbeirufen, welche Bilder des F o, auf feine
Seide gewählt, und 42 Kapitel aus heiligen Büchern der
Anbeter des Fo auf einem weißen Pferde nach Loyang
brachten; und trotz des Widerspruches der Prinzen, Gro-
ßen und Gelehrten des Reiches wurde den Bonzen ge-
stattet, Anhänger zu sammeln und Säulen ihres Götzen
öffentlich aufzurichten.
Sv ausgezeichnete Verdienste die Dynastie Han sich
um die Künste des Friedens erworben hat, mit so glück-
lichem Erfolge wurden auch ihre Waffen gekrönt. Und
auch in dieser Hinsicht ragt Kaiser W u t i über die Mei-
sten seines Geschlechtes hervor. Denn unter seiner Re-
gierung sind, mit Anwendung von Gewalt und von Güte,
die Landschaften Kuangtong, Kuansi und Fokien, sowie
Thcile von Pünnan zum Reiche gebracht und die Gren-
zen bis an die Küsten des südlichen Meeres vorgerückt
worden; und unter seiner Regierung zuerst hat sich auch
im langwierigen Kampfe mit den H i o n g n u s das Ueber»
gewicht auf die Seite der Chinesen geneigt. Die Hiong-
nus, die als zum T u r k st a m m e gehörig bezeichnet wer-
den und im Westen und Nordwesten des himmlischen
Reiches hausten, vereitelten geraume Zeit hindurch alle
Anstrengungen der Kaiser, den unaufhörlichen Einfällen
dieser Räuber einen Damm entgegenzusetzen: Dadurch
aber, daß die Chinesen unter Wuti allmählig bis zum
Baucr's Ärsch. I. Bd. H
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
r
54 Drittes Hauptftück.
stellte; nur in Umrissen aber haben wir die Epoche höfi-
scher Jntriguen und zerstörender Kämpfe gezeichnet, weil
wir anderwärts Gelegenheit haben werden, den Verfall
asiatischer Reiche zu beobachten. Jndcß können wir nicht
umhin, zu bemerken, daß von jener verhängnißvollcn Zeit
her ein Wurm zurückgeblieben sey, der mit leijem, aber
unermüdlichem Zahne an den schönsten Blüthen des Na-
tionalgeisteö genagt hat.
Drittes Hauptstürk.
Die Indier.
Der Mustag trennt die Songarei von der hohen
Bucharei, der Künlün die Bucharei von den Khorkatschi-
Mongolen und von Tibet. Dieses im Durchschnitt 10,000
Fuß hoch gelegne Land, doppelt so groß als Norwegen
und Schweden, die rauhe Heimath des Sind, Setledsch
und Tsanpu, ruht mit seinen Seen, Flächen, Alpthälern
und Gletschern auf dem Rücken eines Schneegebirgcs, das
auf Erden nicht seines Gleichen hat, und als mächtige
Scheidewand zwischen Hoch - und Südasien gelagert ist,
gleichwie die langgestreckte Wüste Gobi China von den
vordern Landen absondert, Dom obern Sind bis zum
Brahmaputra, 600 Stunden lang in der Richtung nach
Südost, bei einer Breite von 120 bis 140 Stunden, in
sechs bis sieben Parallclketten, deren nördlichste die andern
alle überragt, dehnt der H i m a l a y a oder das Hima-
lih-Gebirge sich aus. Die mittlere Höhe des Kam-
mes beträgt 14,592 pariser Fuß, aber Hunderte von Gra-
nitzacken steigen weit über diese Grundlage empor. Kei-
nes der fünfzehn Hörner, deren eisiger Kranz die Ganges-
quelle umgibt, sinkt unter 18,000 Fuß herab, während der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Ortsnamen: Tibet Norwegen Schweden China
Die Indier.
55
Rudru eine Höhe von 20,990, der Surga - Ruhr von
21,475 Fuß erreicht. Aehnliche Gruppen kolossaler Ge-
birgsthürme blicken auf diequellen deryamuna, desgoggra
und Gandak, der Kosa und Tista hinab. Der Dschawa-
hir aber erhebt sich bis zu 24,156, der Tschumulari zu
26,266 und der Dawalagiri zu 26,5ä0 Fuß. Verhältniß-
mäßig hoch gehen daher auch die über das Gebirg füh-
renden Pässe, und zwar so, daß der Höhepunkt fast eines
jeden derselben über der Spitze des Montblanc liegt.
Unter den uns bekannten führt einer aus dem Tsanpu.
thale über Abhänge des Tschumulari an den Tschiutsiu,
einen Nebenstrom des Brahmaputra, und sieben dienen
zur Verbindung zwischen dem ober« Setledsch und dem
Gebiete des Ganges. Sv der Lebug-Paß, welcher den
östlichen Abhang des Dschawahir streift, und trotz der
Höhe von 17,706 Fuß zu den am meisten betretneu ge-
hört. Groß sind die Mühseligkeiten, die der Wanderer
auf solchen Pfaden zu überstehen hat. Auf der tibetani-
schen Seite mag er noch das feinwollige Schaf Purak als
Lastthier gebrauchen; auf der entgegengesetzten aber kann
der Transport nur durch Menschen geschehen. Neben
Abgründen und über einander gethürmten Felsen windet
der schmale Fußsteig sich hin; Balkenstcge und Hänge-
brücken zeigen über tosende Gewässer den Weg; nirgends
ein Baum oder Strauch: Sturmwinde um sausen den
Wanderer, und auf Schncefeldcrn muß er sein Nachtlager
nehmen. Langsam erreicht er die Mittelstufe des Bcrg-
landes, deren vielverzweigte Ketten von Birken, Kasta-
nien und Riesencedern beschattet sind; hat er endlich auch
diese hinter sich und das Waldgewirre des Vorlandes
durchschritten und den wüsten Landsaum durcheilt, wo in
Wäldern von Binsen und Schilf Nashörner und Elephan-
ten Hausen: so sieht er in einer Entfernung von 80
Stunden immer noch die Himalihberge im reinsten Schnee
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
56
Drittes Hauptstück.
glanze erschimmern, während vor ihm gen Süden die
schwülen Thalebnen der Yamuna und des Ganges mit ih-
ren Reisfeldern und Lvtusgärten prangen. Einen Raum
von 600 Stunden, also eine Linie, die von Paris bis
Petersburg reichen würde, müßte derjenige zurücklegen, der
von der Nordgrenze Hindustans bis zum Kap Kvmo-
rin reisen wollte. Welch' überraschende Wechsel von
Landschaften, Gewächsen und Menschen würden auf die-
sem Wege dem Auge des Beobachters sich ausdrängen!
Immer aber sind die Schätze des tropischen Klimas in
größter Ueppigkeit da ausgebrcitet, wo Arme und Kanäle
eines Stroms den Boden bewässern, und die Ueber-
schwemmungen der Regenzeit eine befruchtende Schlamm-
erde ablagern. Denn im Oktober beginnt durch ganz
Centralindien hin, so wie aus der Küste Malabar, das
Wehen des Nvrdost-Mussons, und mit demselben Hitze
und Trockenheit. Atlmählig werden die Bäume entlaubt,
die Grashalme dorren, der Boden zcrlechzt, die Thiere
schmachten, die Bewohner verbergen sich hinter feucht ge-
haltnen Matten. Erst zu Ende Aprils schlägt der Wind
um; der Südwest, gegen die Himalihberge anstürmend,
führt Nebel und Wetter aus dem Ocean herauf; bang
liegt die Atmosphäre auf allen Geschöpfen, bis unter
furchtbar hallenden Donnerschlägen die Schleusten des Ge-
wölks sich aufthun und Regengüsse Herabstürzen, von de-
neu der Nordländer keinen Begriff hat. Jetzt rollen im
Himalih die Lawinen, schäumende Wildbäche reissen Fels-
blöcke und Bestien mit sich ins Tiefland; die Ströme än-
dern ihre Farbe, schwellen, übersteigen das Ufer und wäl-
zen röthliche Fluthen über Thäler und Ebnen hin. Erst
nach Monaten und allmählig ziehen sich die Gewässer zurück,
und hinter ihnen wandelt der Sämann. Am wolkenlosen
Himmel glüht die Sonne des Südens, und wie durch ei-
nen Zauberschlag sieht man plötzlich das öde Wassergefilde
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Ortsnamen: Paris Petersburg Hindustans
Die Indier.
57
in ein Paradies voll von Blüthen und Früchten uwge.
wandelt. Das umgekehrte Verhältnis' der Jahreszeiten
findet auf der Ostküste Koromanvcl Statt, wo durch das
am Westrand hinstreichende Gatgebirge und die breite
Hochfläche des Dckkan die Kraft des Südwest-Mussmrs
gebrochen wird, folglich mit dem Nordost im Oktober die
Regenzeit und mit dem April die trockne Hitze sich
cinstellt.
Die fo eben geschilderte Natur des Landes läßt uns
bereits einen Schluß auf seine Geschichte machen. Wie
China durch die Wüste, so ist Hindustan durch den Hi.
malih vom übrigen Asien abgeschnitten. Die Einwohner
hätten also im Falle des Bedürfnisses Mühe gehabt,
mit andern Völkern in Berührung zu kommen. Weil
nun aber Hindustan wie China mit allen Gütern der Erde
gesegnet ist, folglich die Hindus zum Verkehr mit Frem.
den keineswegs sich gedrungen fühlten, so haben sie ohne
Zweifel, unbekümmert um das ärmere Ausland, rein aus
sich selbst ihre Bildung geschöpft. Hiemit wirkte jene
Scheue vor der See zusammen, die wir bei den Bewoh-
*) Der gelehrte und scharfsinnige vo n Bohlen hat in diesem Punkte
geirrt. Er behauptet in seinem Werke ..das alte Indien und Ae-
gypten". Band Ii. Seite 265. der Nordostmusson bringe für Ben-
galen vom November an die Regenzeit. Dicß ist unmöglich; denn
wie kann ein Wind Regen bringen, der über eine Kontinentalfläche
von mindestens 1500 Stunden herwehr? Auf der Küste Koroman-
del dagegen verhält sich dieß anders; denn dorthin gelangt derselbe
Musson über den breiten Meerbusen von Bengalen. Die mittlere
Temperatur zu Cglcutta ist während des Aprils 52°. 2. im Zuni.
Zuli und August nur 22°. 8 Reaumur: zum deutlichen Beweise,
daß man in Calcutta Regenzeit hat, während wir Sommer haben.
Damit fällt nun aber v. Böhlens ganze Hypothese über Entstehung
des Thierkreiscs dahin; denn sic beruht auf der Voraussetzung,
daß man im Gangcsgcbict Regenzeit habe, wenn bei uns Winter
ist.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Ostküste_Koromanvcl Nordost China China Indien Bengalen Calcutta
58
Drittes Hauptsiück.
nern vieler gesegneten Länder, bei den Hindus, Birmanen
Siamesen, Anamesen und Chinesen gleich sehr gewahr
werden. Natürlich, wer auf der See nichts zu suchen
hat, und sie überdieß als den Tummelplatz der Austral»
sturme und verdächtig lüsterner Fremdlinge kennt, wird
bald gewohnt werden, mit dem Gedanken an ste eine Em-
pfindung von Mißtrauen und Furcht zu verbinden. Da-
gegen sind aus dem schmalen Küstenstriche Phöniziens,
aus dem engen Landgebicte Karthagos, aus dem unwirth-
lichen Norwegen, dem dürftigen Holland und dem nebligen
Britannien die kühnsten und gewandtesten Seefahrer her»
vorgcgangen. Das Interesse der Eigcnthümlichkcit aber wird
die hindnstanische Bildung nicht nur insoferne erregen,
als sie ohne Einwirkung des Auslandes entstanden ist,
sondern wir dürfen auch annehmen, daß sie von dem
merkwürdigen Schauplätze, auf welchem sie sich bewegt,
ein gleich merkwürdiger Abdruck seyn, und daß folglich
das Grcnzgebirg im Norden mit seinen großartigen
Schrecknissen, so wie der auffallende Wechsel der Jahres-
zeiten und die befruchtende Kraft der Ströme im Glau-
den und den Ansichten des Volks eine wichtige Nolle spie-
len werde. Wir haben bisher Hindus und Chinesen
neben einander gestellt. Allein die Natur hat sie durch
eine unübcrsteigliche Kluft für immer geschieden; denn
gerade das, was dem Chinesen mangelt, ist dem Hindu
in Uebcrschwänglichkeit zu Theile geworden: ein Gefühl,
das die Tiefe sucht und eine Phantasie, die alle Hohen
überfliegen möchte, mit einem Worte, viel Herz und
Geist auf Kosten des Verstandes. Ebendeßhalb müssen
wir auf die Möglichkeit einer Geschichte der Hindus im
Voraus verzichten; denn sicherlich geht einem Volke, wie
sie sind, aller historische Sinn ab. In China war es
von früher Zeit her Sitte, die Reden und Thaten der
Kaiser aufzuzeichnen und nach solchen Urkunden, wenn eine
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Karthagos Norwegen Holland Britannien China
Die Zndler.
59
neue Dynastie ans Nudcr kam, die Geschichte der abge-
tretnen zu schreiben, und die Epoche von 100 vor bis
1280 nach Christus hat allein nicht weniger als 127
grvßrc Geschichtwerke aufzuweisen. Hindustan dagegen
hat nie einen Historiker hervorgebracht, und abgerißne
Thatsachen und Namen, welche den philosophischen oder
religiösen Schriften der Hindus entnommen werden, sind
in so hohem Grade dunkel und schwankend, daß man heu«
tigen Tags noch darüber streiten kann, ob die zwei ge-
feiertsten Könige dieses Volks, Vikrimaditya und Sali»
wahana, Zeitgenossen Christi oder Davids gewesen seyen.
Jndeß läßt sich vielleicht auf anderm Wege doch zu eini-
ger Gewißheit gelangen, und zu diesem Behufe wollen,
wir zwei Umstände recht wohl beherzigen. Einmal stim-
men Nachrichten aus neuer und neuester Zeit mit Anga-
den der Griechen aus Alexanders Zeit dergestalt zusam-
men, daß wir versichern können, das indische Volksleben
sey im Verlaufe von zwanzig Jahrhunderten so ziemlich
sich gleich geblieben. Folglich muß trotz aller Anlage zur
Schwärmerei im Entwicklungsgänge der Nation ein be-
deutender Grad von Stätigkeit vbgewaltct haben. Wenn
sodann überdieß das von Griechen und Britten Berich-
tete mit demjenigen, was Schriften der Hindus enthalten,
wesentlich harmonirt, und wenn Angaben, die den letzter»
eigenthümlich sind, zu dem Begriffe passen, den wir nvth-
wendig von der Urzeit uns machen müssen, so ist immer-'
hin genügende Bürgschaft vorhanden, daß uns in einen
ziemlich frühen Zustand des Volkes ein Blick offen stehe.
Und so erscheint uns denn Hindustan in eine be-
trächtliche Anzahl kleiner Reiche getheilt, deren jedes einen
Radscha an der Spitze hat. Das Geschlecht des Fürsten
gehört dem Kriegerstammc an, das Recht der Erstgeburt
entscheidet über die Thronfolge, und der Titel Dewa,
Gott, läßt uns den Nimbus ahnen, welcher das Haupt
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Christus Hindustan Christi Davids Alexanders
64
Drittes Hauptstück.
macht; darum hat man unzählige .Hände an den stillen
Webstnhl gewöhnt, ans welchem mit den einfachsten Mit-
teln jene feinen Gaze zu Stand gebracht werden, die der
staunende Römer Nebel von Leinwand nannte; darum
prangen in ganz Vorderindien, auf einer Landfläche von
mehr als 60,000 Quadratmeilen kolossale Denkmäler hei-
liger Baukunst, woran zerstörungssüchtige Muhamedaner
zum Theite vergeblich das Brecheisen gesetzt haben. Die
Pagoden oder Tempel der Indier zeigen entweder am
Eingang, oder am Allerheiligsten, oder im Ganzen die
Form der Pyramiden, sind mit elegant cannelirten Por-
phyrsäulen, mit Arabesken und Laubwerk geschmückt und
enthalten vielerlei, mitunter abentheuerliche Göttergestal-
tcn, über welche Perlen und Diamanten verschwenderisch
ausgcgvssen sind. Von dem Schiff einer solchen Pyra-
mide hängen irgendwo aus dem härtesten Steine spiegel-
gelglatt polirte Kettenfestous herab: die Glieder bilden
Ringe von 32 Zoll Umfang, und doch ist jede Guirlande
mit ihren 29 Gliedern aus einem Stücke gehauen, und
das Ganze hat eine Länge von 548 Fuß. Zu dem Tem-
pel des Dschagannathas in Orissa hat man Werkstücke von
10,000 Kubikfuß aus den Gatgebirgen geholt, und doch
liegen diese wohl 68 Stunden entfernt. Den großartig-
sten Anblick aber gewähren die Grottengebäude, welche
man auf den Inseln Elephante und Salsette bei Bombay
und in Ellora entdeckt hat. Am letztgenannten Orte
zeigt sich ein amphitheatralisch gekrümmter Granitberg,
der auf die Länge einer Stunde senkrecht von oben bis
unten ausgchvhlt und in ein Pantheon Hindostans um-
gemeiselt worden ist. Hier stehen 20 dem Siwa geweihte
Tempel; hier verliert sich das Auge in der Betrachtung
von Treppen, Gallerien und Vorhöfen; hier sind Brücken
über ausgehauene Kanäle gesprengt, und Grotten, auf
große Säulenreihen gestützt, in mehreren Stockwerken
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
456
Erstes Hauptstück.
dem Westen eintrafen, zur Rückkehr an den Dschelum,
wo er sich zu Anfang Novembers 326 auf einer Flotte
von beinahe 2000 Fahrzeugen einschiffte. Wo der alle
Nebenströme in sich vereinigende Sedletsch oder Gharra
in den Indus mündet, wurde als südlichster Punkt der
Satrapie Philipps eine Griechenstadt angelegt, die Haupt-
stadt der Sogdicr aber (abwärts am Indus), wo Python
mit 10,000 Mann blieb, zum Mittelpunkte der Satrapie
am untern Indus eingerichtet. Kratebus kehrte von
hier aus mit dem dritten Theile des Heeres nach den
persischen Provinzen zurück, um die Ruhe im Norden auf-
recht zu erhalten oder wiederherzustellen. Die Uebrigen
erreichten gegen Ende Julis 325 die Stromscheide des
Jndusdelta, wo Hephästion eine Burg und Werfte grün-
dete. Nachdem beide Hauptarme des Stromes bis an
den Ocean untersucht waren, blieb Apollophanes als Sa-
trape zu Rambacia im östlichen Theile von Beludschistan
(im Lande der Oriten), Alexander führte das Heer durch
die gefahrvolle Einöde Gcdrosi'ens nach Karamanien, Nearch
entdeckte den Seeweg von den Jndusmündungen bis zum
persischen Golf, segelte in den Eirphrat und aus diesem
in den Pasitigris und Choaspcs bis nach Susa. Auf die
Kriegskunst hatte der so eben beschriebne Feldzug einen
nicht unbedeutenden Einfluß, insofern man den Gebrauch
der Elephanten hatte kennen lernen, und sich selbst mit
einer Anzahl dieser furchtbaren Thiere versah. Sie wur-
den paarweise zwischen den Reihen der Phalanx ausgestellt,
und verbreiteten nicht nur Schrecken durch ihre Größe und
durch ihr Gebrüll, sondern traten, was ihnen unter die
Füße kam, nieder, oder schleuderten es mit dem Rüßel in
die Luft, oder übergaben es den auf ihnen befindlichen
Soldaten; denn sie trugen Thürme auf dem Rücken, worin
mindestens vier Soldaten, die dem Feinde von oben herab
mit Pfeilen und Wurfspießen zusetzten. Der Führer eines
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Python Kratebus Apollophanes Alexander Alexander
456
Zweites Hauptstück.
seit 312 seine Herrschaft im Osten und Südostcn erwei-
tert, und war eben aus einem Kriege mit dem in kurzer
Zeit mächtig gewordnen Fürsten Sandro kottus von
Palimbvthra am Ganges zurückgekehrt, welchem er gegen
480 Elephanten die von Alexander gestifteten griechischen
Satrapien am Westufer des Indus überließ. Eine Gc-
sandtschaftsreise des babylonischen Ministers Megasthe-
nes nach Palimbvthra hat dessen indische Geschichte
veranlaßt, wovon uns Eusebius und Klemens von Alexan-
drien Bruchstücke erhalten haben. Wahrend nun Lyfima-
chus in Kleinasicn einfiel, Demetrius ans Thessalien zu-
rückberufen wurde, Ptolemäus Cvlesyrien und Sidon be-
setzte, rückte Seleukus mit seiner furchtbaren Elephanten-
schaar heran, und als die Vereinigung mit Lyfimachus und
Kassander erfolgte, bot ein mit 120 Streitwagen versehues
Heer von 64,000 Mann zu Fuß und 14,000 zu Noß bei
Ipsus in Phrygien dem Antigonus, der 70,000 Mann
zu Fuß, 10,000 zu Roß nebst 75 Elephanten hcrbei-
sührte, die entscheidende Schlacht an. Seleukus benutzte
den Augenblick, wo Demetrius mit der Reiterei crfochtne
Vortheile allzuhitzig verfolgte, um einen Theil der von
Antigonus befehligten Phalanx, indem er einen Flanken-
angriff drohte, zum Uebertritt zu bewegen. Die Stand-
halteuden erlagen der Mehrzahl, der 83jährige Antigonus
sank, von vielen Speeren durchbohrt, zu Boden, Deme-
trius entrann mit Mühe und nur 9000 Mann dem blu-
tigen Getümmel, 301. Im Frieden behielt Ptolemäus,
weil er der Schlacht nicht angcwohnt hatte, blos das
Seinige, Kassander sah sich den Weg nach Griechenland
geöffnet, Lyfimachus bekam zu Thracien Kleinasien bis an den
Taurus, Seleukus (jetzt mit dem Beinamen Nikator,
der Sieger, geehrt), fügte Syrien sammt Phönizien, Pa-
lästina und einem Theile Kappadociens seinen östlichen
Provinzen hinzu. In die drei Königreiche Aegypten, Sy-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Sandro_kottus_von
Palimbvthra Alexander Alexander Eusebius Klemens_von_Alexan- Sidon