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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 124

1911 - Erfurt : Keyser
— 124 — lichen Fürsten das Recht, sich für die an Frankreich verlorenen Gebiete durch Besitznahme geistlicher Landgebiete auf dem rechten Rheinufer und innerhalb Deutschlands zu entschädigen. Für Preußen wurden diese Entschädigungen in einem Vertrage vom 23. Mai 1802 genauer festgesetzt. Es erhielt für einen Verlust von 48 Quadrat-meilen mit 140 000 Einwohnern einen Gewinn von 220 Quadrat-meilen mit 520 000 Einwohnern, darunter das Mainzer Eichsfeld und das Erfurter Land. Durch einen Erlaß vom 6. Juni 1802 erklärte König Friedrich Wilhelm Iii. diese Gebiete für seinen Besitz. Ju Erfurt hatte man hiervon noch nichts Bestimmtes gehört, als am 5. August für das hier in Quartier stehende Kaiserliche Bataillon der Befehl zum Abmarsch eintraf. Er erfolgte vom 12. bis 17. August. Wenige Tage darauf wurde allen Ortschaften des Kreises und der Stadt ein Schreiben der Kurfürstlichen Regierung bekannt gegeben, welches das Einrücken der preußischen Truppen als bevorstehend mitteilte. Tatsächlich war in der Nacht vom 20. zum 21. das preußische Besatzungskorps, bestehend aus einem Bataillon Dragoner und 3 Bataillonen Infanterie, zusammen 3500 Mann, unter den Generalleutnants von Voß und v. Wartensleben in das Erfurter Land eingerückt und stand in Ilversgehofen. Nachdem am 21. August in der Frühe ein Offizier in die Stadt gekommen war und der versammelten Regierung die Besitznahme angezeigt hatte, rückten um 9 Uhr die preußischen Truppen durch das Krämpsertor in die Stadt ein. Am Tor wurden sie von einer Abordnung des Stadtrates empfangen. Dann marschierten sie nach dem Platz vor den Graden, wo die vom Petersberg kommende kurmainzische Besatzung dem neuen Landesherrn Treue schwur und unter die preußischen Soldaten verteilt wurde. Tore und Zitadellen waren inzwischen besetzt worden. Nunmehr wurde auf der Statthaltern, dem Rathaus, und an allen Toren der preußische Adler entfaltet und die Besitz-nahme-Urkunde angeschlagen. Die Infanterie quartierte man bei den Bürgern ein, die Dragoner aber kamen auf die Dörfer. — Durch den Reichs-Depntations-Hauptschluß in Regensburg vom 25. Februar 1803 wurde die Einverleibung endgültig anerkannt, und die kaiserliche Bestätigung erfolgte bierzu am 27. April 1803. Nunmehr entschloß sich auch der König, das neuerworbene Land persönlich auszusuchen. Am 30. Mai 1803 traf er mit seiner Gemahlin in Erfurt ein und stieg in der ehemaligen Statthaltern ab (f. Nr. 65). Durch die wiederholten Besuche des Königs-Paares, vor allem aber durch das leutselige Wesen desselben söhnten sich die Erfurter mit der neuen preußischen Verwaltung aus, die ihnen infolge der knappen, soldatischen Art anfangs nicht behagt hatte. Erfurt unter französischer Herrschaft: Aber schon 1806 endete die neue Herrschaft Preußens über Erfurt. Drei Tage nach der Schlacht bei Jena (14. 10. 1806) ergab sich die Stadt schimpf-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 126

1911 - Erfurt : Keyser
— 126 — bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78). Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not- wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79). Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80). Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich. Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 232

1911 - Erfurt : Keyser
— 232 — begab er sich nach Langensalza, um Kriegsrat abzuhalten. Er verlangte sofortigen Vormarsch auf Gotha, boch die ettttoefenben Generale hielten ein Vorrücken wegen der mangelnben Verpfle- gung, der großen Ermüdung der Truppen und wegen des fehlenden Schießbebarfs für unmöglich. So mußte benn der König von seiner Forberung abstehen, und die Armee verblieb bei Langensalza. Zwei Tage später streckte sie den Preußen die Waffen und lehrte mit der Bahn in die Heimat zurück. Hannover eine preußische Provinz: König Georg begab sich mit dem Kronprinzen am 30. Juni über Erfurt auf das Schloß „Fröhliche Wieberkunft", welches feinem Schwiegervater, dem Herzog von Sachfen-Altenbnrg, gehörte. Von hier reifte er nach Wien zu feinem Verbünbeten, dem Kaiser Franz Joses. Er hoffte, daß biefer ihn im Triumph nach Hannover zurückführen würde. Sein Wunsch erfüllte sich nicht. Am 20. September ver-f'imbete ein Gesetz die Vereinigung des Königreiches Hannover mit Preußen, und am 6. Oktober würde die Besitzergreifung im Schlosse zu Hannover unter Glockengeläut und Kanonenbonner feierlich erklärt. (Nach Fr. Regensberg.) 86. Podol und Itlünchengrcif}. 26. und 28. 3uni 1866. Veranlassung zum Eingriff: Kaum hatte ant Abenb des 26. Juni die 15. Jnfanteriebrigabe (die Erfurter Regimenter 31 und 71) nahe bei Pobol Biwak bezogen, als braußen bei den Vorposten das Gefecht sich erneuerte. Im Kampfe mit den preußischen 72ern und 4. Jägern batte die berühmte österreichische „Eiserne Brigabe" die Jfer-Uebergänge aufgeben müssen und wollte sie nun zurückerobern. Generalmajor v. Bose, der Führer der 15. Brigabe, aber hatte den hohen Wert des Besitzes der Jserbrücken für bte Preußen erkannt. Auch wollte er nicht, daß gleich im ersten Gefecht den Oesterreichern das Felb geräumt würde. Er gab barum den Befehl, sofort zur Unterstützung der 72er auf Pobol vorzurücken. Nächtlicher Vormarsch auf Podol: Es war schon 11 Uhr nachts und vollständig bunkel, als man aufbrach. Doch ohne Sägern ging's im Trab vorwärts. Bei bet ersten Straßensperrung, einer quer über der Chaussee liegenben, starken Pappel, siel der erste Schuß von österreichischer Seite. Ihm folgte balb ein schärferes Feuer aus den wenigen, nächstliegenben Häusern Pobol». Anfangs erwiberte man nur vereinzelt aus dem voranstürmenben preußischen Hausen. Dann aber machte alles halt, um zu schießen. Keiner wollte auf sich abbrücfen lassen, ohne zu antworten. Doch das Feuern im Dunkeln ohne Ziel war zwecklos. Es würde barum eingestellt, und im festen Schritt ging's von neuem dem Dorfe zu. In biefem Augenblick kam von bort eine feinbliche Abteilung

4. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 8

1895 - Straßburg : Heitz
8 § 2. Geographische Lage. Elsaß-Lothringen bildet die südwestliche Spitze von Deutschland; es liegt zwischen 5° 54' und 8° 14' öst- licher Länge von Greenwich (gleich 23° 35' und 25° 54' östlicher Länge von Ferro, oder 3° 35' und 5° 54' östlicher Länge vom Pariser Meridian), und zwischen 47o 29' und 49° 30' nördlicher Breite. § 3. Grenzen. Seine Grenzen sind: im Norden das Großher- zogtnm Luxemburg, die preußische Rheinprovinz und die bayrische Pfalz; im Osten der Rhein, welcher es von dem Großherzogtum Baden trennt; im Süden die Schweiz und Frankreich; im Westen Frankreich, wo der Kamm der Vogesen teilweise die Grenze bildet. 8 4. Aberftäche. Das Land zerfällt der Bodenbildung nach in drei Regionen, in die bergige, die hügelige und die ebene. Die letzte dehnt sich aus vom Rhein bis an die Vorhügel, mit einer Breite von 16 bis 30 Kilometer und einer Länge von 160 Kilometer von Mülhausen bis Lauterburg. Sie ist abwechselnd mit Wäldern, Wiesen, Feldern und Gärten bedeckt und von zahl-

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 137

1916 - Erfurt : Keyser
— 137 — b) llnterrichtsergebmsse: 1. Eine Wasserscheide ist ein Bergrücken, dessen Abhänge die Quellen nach verschiedenen Richtungen leiten. 2. Der Oberlauf eines Flusses ist meist sein Lauf im Gebirge, der Mittellauf sein Lauf im Hügelland und der Unterlauf sein Lauf in der Ebene. • 3. Das Flußgebiet ist das Laud, das von einer Linie begrenzt wird, die alle Quellpunkte des Flnsses und seiner Nebenflüsse mit dem Mündungspunkt verbindet. 4. Ein Dorf ist eine Ortschaft ohne Markt und ohne Stadtrechte. 5. Ein Marktflecken ist ein größeres Dorf mit Markt. 6. Ein Gemeindeweg ist ein Weg, der nur von einer bestimmten Ge- meinde (Dorf) benutzt wird. 7. Das Feld ist ein freies, offenes Stück Land (Brach- oder Ackerfeld). 8. Ein Feldweg ist ein Weg, der durch die Felder führt. 9 Der Dorfschulze ist der Schultheiß, d. i. der Dorfrichter oder Bürger- meister eines kleineren Ortes. 10. Der Schöffe (Schöppe) ist der Mann, der dem Schulzen das Recht schaffen hilft. c) Zum Lesen: 1. Der Landkreis im allgemeinen. Lage. Der Landkreis wird jetzt von 39 Dörfern gebildet. Er liegt im südlichen Teile des Regierungsbezirkes Erfurt. Größe, Grenzen und Gliederung. Er bedeckt eine Fläche von 282 qkm und besteht aus zwei verschieden großen Teilen. Der größere umfaßt 36 Dörfer. Er hat eine Länge von 28 Km und eine Breite von 4 bis 22 Km. Seine Grenzen sind im Norden der Kreis Weißensee, im Westen das Herzogtum Sachseu-Gotha, im Süden die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt und das Herzog- tum Sachsen-Meiningen und im Osten das Großherzogtum Sachseu-Weimar und der Stadtkreis Erfurt. Der kleinere Teil umfaßt 3 Dörfer und heißt Exklave Wandersleben, Er ist ganz vom Herzogtum Sachseu-Gotha ein- geschlossen. Seine Länge beträgt 8*/2 km, seine Breite wechselt zwischen 3 und 7 V2 km. Da er vom Hauptteil abgetrennt ist, bildet er von ihm die Exklave. Innerhalb des gothaischen Gebietes bildet er eine Enklave. In seiner Größe verhält er sich znm Hauptteil wie 1:6. Das Kartenbild beider wird gedeutet als eine Katze, die mit einer Maus spielt. Bodengestalt. Der Hauptteil des Landkreises liegt im Thüringer Mittelbecken, die Exklave in der Gothaer Mulde. Beide sind Teile der großen Thüringer Mulde, die sich zwischen Harz und Thüringer Wald und von der Werra bis zur Saale erstreckt. Sie wird durch mehrere Höhenzüge, die in der Richtung des Thüringer Waldes die Mulde durch- ziehen, in Verschiedeue kleinere Becken oder Mulden geteilt: Goldene Aue,

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 200

1916 - Erfurt : Keyser
— 200 — Halter, General d'alton, zog sich mit der Besatzung ans den Petersberg und die Cyriaksbnrg zurück. Auch das Brühler und Andreastor blieben im Besitz der Franzosen. Die letzten verließen am 16. Mai 1814 die Stadt. — Erfurt war nun wieder preußisch. Eine der erstell und wichtigsten Aufgaben der Stadt war die Errichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten. Viele Bürger nahmen auch an dem Kriegszng gegen Napoleon teil. Als Freiwillige eilten sie zu den Fahnen und bildeten Landwehr und Landsturm nach prenßischem Muster. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet, und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab. Bereits am 25 März überschritten sie bei Oppenheim den Rhein. Aber schon in Nancy ereilte sie die Nachricht von Napoleons Gefangennahme und Verweisung nach der Insel Elba. Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück. Dabei konnten die Bürger ihren geliebten König in Erfurts Mauern begrüßen. — Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses nicht beendet, als der Krieg von neuem ausbrach. Diesmal war die Teilnahme ain Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der Schlacht bei Belle-Alliance und hatten Anteil an dem Ruhme dieses Tages. Der zweite Pariser Friede beendete den Feldzng mit Frankreich. — Durch den Wiener Kongreß, der am 8. Juni 1815 mit der Unter- zeichnung der Bundesakte endete, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen: Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg. Es bildete daraus mit deu schon früher preußisch geweseneu oder gewordenen Gebieten im Nieder- und Obersächsischen Kreise (Magde- bürg, Grafschaft Hohnstein, Mühlhauseu, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Provinz Sachsen. Sie war eine von den 8 Provinzen, in die der preußische Staat durch die neue Verwaltungseinrichtung geteilt wurde. Ost- und Westprenßen waren damals noch eine Provinz. An der Spitze jeder Provinz stand ein Oberpräsident. Sie zerfiel in zwei oder mehr Regierungsbezirke. In der Provinz Sachsen wurden Regierungen in Magdeburg. Merseburg und „zu Erfurt in Thüringen" errichtet. Magde- bürg wurde zugleich der Sitz des Oberpräsidenten. Am 3. April 1816 trat die Regierung zu Erfurt ihre Tätigkeit au. In Nr. 2 des Amts- blattes vom 5. April 1816 verkündete sie, daß der Regierungsbezirk in nenn Kreise geteilt sei. Unter ihnen war der Stadtkreis Erfurt mit 14 500 Einwohnern und der gleichnamige Landkreis mit 12 588 Ein- wohnern. Anfangs waren Stadt- und Landkreis voneinander getrennt. Sie standen auch unter verschiedener Verwaltung. Später hielt man eine andere Ordnung für besser. Der Landrat wurde 1818 zugleich Ober- bürgermeister. Die Geschäftsführung der Kreise blieb aber getrennt. 1831 wurde die Vereinigung beider Ämter in einer Person wieder aufgehoben, und Erfurt wählte von nun an seinen eigenen Oberbürgermeister. Es geschah dies zum ersten Male 1833. Doch bildeten Stadt und Land bis zum Jahre 1872 einen gemeinschaftlichen Kreis. Am 1. Jannar 1872

7. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

8. Theil 3 - S. uncounted

1880 - Stuttgart : Heitz
Iriedrich Uössell's Weltgeschichte für T und zum Privatunterricht heranwachsender Mädchen. Sechzehnte Anklage, berichtigt und bis auf die Gegenwart fortgesetzt Friedrich Kurts, gtector in Särieg. Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Schul buchbibliothek Dritter Theil. Mit Stahlstichen. Stuttgart. Verlag von Albert Heitz. I880! 75137296

9. Theil 4 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Vorgänge in Sachsen und Hannover. 163 von Braunschweig war sein Sohn Karl gefolgt, während dessen Minderjährigkeit eine Regentschaft die Geschäfte leitete und eine sogenannte „revidirte Landschaftsordnung" einführte. Herzog Karl gestattete sich, nachdem er selbst das Ruder in die Hände genommen hatte, mehrfache Eingriffe in dieses Landesgesetz und verfuhr in jeder Beziehung mit unkluger Härte und Willkür. Bald nach den Juliereignissen in Paris erhob sich deshalb auch in Braunschweig ein Volksaufstand, bei welchem das herzogliche Schloß in Brand gesteckt und Karl zur Flucht genöthigt wurde (September 1830). Sein Bruder Wilhelm übernahm die Regierung, zunächst im Namen seines Bruders; nach einiger Zeit aber, als Herzog Karl des Thrones verlustig erklärt worden war, trat er die Herrschaft aus eigener Machtvollkommenheit an. Der verbannte Herzog ist 1873 in Genf gestorben. In Sachsen, wo bis zum Jahre 1827 der König Friedrich August ein väterliches Regiment geführt hatte, erregte seines Bruders und Nachfolgers Anton katholischer Eifer viel Mißvergnügen, welches auf Veranlassung mancher strengen Maßregel der Polizei durch eine geschäftige Oppositionspartei sorgfältig genährt wurde. So wurde es denn den unruhigen Geistern nicht sehr schwer, nach der französischen Julirevolution auch in Dresden und Leipzig bedenkliche Aufstände zu erregen, welche der König jedoch dadurch beschwichtigte, daß er seinen beliebten Neffen Friedrich August zum Mitregenten erhob, welcher ihm 1836 als König folgte. Mit den Ständen wurde ein neues Landesgrundgesetz berathen und festgestellt. Im Kurfürstentum Hessen regierte der zurückberufene Wilhelm I. bald nach der Vertreibung der französischen Herrschaft mit großer Willkür. Unter seinem Sohn Wilhelm Ii., welcher sich auch durch Härte der Herrschaft und durch sein leichtsinniges Privatleben, besonders durch die Erhebung einer unwürdigen Person zur Gräfin von Reichenbach, um die Liebe und Achtung seiner Unterthanen brachte, wuchs die Mißstimmung und führte zuletzt gleichfalls zu einem Tumult, in Folge dessen der Kurfürst eine Verfassung gab und seinen Sohn Friedrich Wilhelm zum Mitregenten ernannte. Bald darauf überließ er diesem ganz die Regierung und zog sich selbst nach Frankfurt zurück, wo er 1847 starb. In Hannover brachen gleichfalls einige Zeit nach der Julirevolution Unruhen aus, besonders in Güttingen, indem das Volk

10. Theil 4 - S. 235

1880 - Stuttgart : Heitz
Aufstand in der Pfalz und in Baden. 235 mußte. Es hielt nicht schwer, das noch nicht wieder beruhigte Land jetzt von neuem aufzuregen, zu welchem Zweck überall zahlreiche Volksvereine gestiftet wurden. Vorzüglich aber hatten es die Demagogen in Baden auf die Verführung des Militärs abgesehen, welche ihnen auch so weit gelungen war, daß in der Bundesfestung Rastatt am 11. Mai 1849 eine Soldatenempörung ausbrach. Als hierdurch dieser wichtige Ort in die Hände der Demokraten geliefert war, hielten dieselben in Offenburg eine stürmische Volksversammlung, in welcher die maßlosesten Anträge und Beschlüsse zum Vorschein kamen und ein Landesausschuß zur Durchführung der Reichsverfassung (aber ohne das preußische Oberhaupt) gebildet wurde. Noch an demselben Tage wurde die Hauptstadt Karlsruhe von dem wilden Aufstande ergriffen, der Großherzog mit seinem Ministerium floh nach Germersheim und von da nach dem Elsaß, und eine provisorische Regierung, Brentano und Struve an der Spitze, zog in Karlsruhe ein. Ueberall im ganzen Ländchen machten die Soldaten mit den Aufrührern gemeinsame Sache, und die Offiziere wurden zum Theil ermordet, zum Theil verjagt. Nun zogen aus allen Nachbarstaaten und von fern her alle Revolutionskämpfer und zahlreiches Gesindel nach Baden, wo, wie es schien, der Kampf für die demokratische Sache zur Entscheidung kommen mußte. Mit den Empörern in der Pfalz wurde ein enge Verbindung angeknüpft und ringsum die Saat des Aufruhrs ausgestreut, welche jedoch weder in Hessen, noch in Württemberg in gehoffter Weise aufgehen wollte. Der Großherzog von Baden hatte sich unterdeß nach Ehrenbreitstein und von da nach Frankfurt begeben, und zuerst die Reichsgewalt, dann Preußen um Hülse gebeten. Preußische Truppen rückten, nachdem auch die baiersche Regierung ihre Unterstützung für die Pfalz nachgesucht hatte, unter dem Oberbefehl des ritterlichen Prinzen von Preußen nach dem Süden vor. Die badischen Empörer aber riefen den Polen Mieroslawski, welcher schon den Aufstand in Posen und Sicilien geleitet hatte, herbei. Die preußischen Truppen rückten zunächst in die Pfalz ein und indem sie die Aufständischen vor sich her trieben, stellten sie in dem baierschen Lande die Ruhe schnell her. Dann setzten sie über^ den Rhein, besiegten die badischen Insurgenten bei Wag Häusel und hatten in kurzem das ganze Land bis zum Bodensee in ihrer Gewalt, indem die revolutionären Haufen überall auseinanderstoben, die Bauern nach Hause zogen und die Freischärler sich nach der
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