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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 20

1844 - Leipzig : Kollmann
20 Hoffarth dienlich" öffentlich auf dem Markte verbrannt wurde. Im Jahre 1453 kam Johann, begleitet von dreißig seiner Ordensbrüder nach Breslau, wo er bei St. Nicolai von der Geistlichkeit und dem Volke, bei der Petcrskirche, auf dem Dome von den Prälaten und den Domherren empfangen, in die Cathe- drale geführt und, unter Läutung aller Glocken, mit einem einer feierlichen Anrede folgenden Tedeum begrüßt wurde. Hierauf predigte er in der Elisabcthenkirche, sowie noch außerdem, täg- lich dem hinzustrdmenden Volke aus dem Fenster seiner Woh- nung; jedoch nur lateinisch, welches ein Bruder Dolmetscher deutsch wiederholte; wobei noch der Umstand vorzüglich bcmcr- kcnswcrth, daß die Masse bei dieser Wiederholung sich jedesmal zerstreute — hinlänglicher Beweis, wie den rohen Haufen nicht Drang nach Belehrung, sondern einzig die Begier getrieben habe, die aus dem Munde des begeisterten Schwärmers hervorquel- lenden Töne z» vernehmen. An einem Sonntage ließ er auch hier aus der ganzen Stadt die Karten- und Brettspiele, ja, selbst die Spiegel, Larven, nebst verschiedenem weiblichen Putze, aufeinen Haufen zusammcnwcrfen und Angesichts des ganzen Volks, wel- ches um das Freudenfeuer in weitem Kreise versammelt stand, verbrennen. Der allgemeine, durch solche allerdings einwirkcnde Auftritte das Volk ergreifende, Enthusiasmus begünstigte jedoch seine Absicht^ den Krcuzzug zu fördern, nur wenig. Erst als Mohameds siegreiche Waffen Alles zu unterjochen droheten, wurden die Völker hie und da regsamer. Viele junge Leute lie- ßen sich freiwillig mit dem Kreuze bezeichnen, um die Sache des Vaterlandes und des Glaubens mit dem Leben zu verfechten. Edle Männer und Frauen rüsteten auf eigene Kosten Fußgänger und Reisige aus. Geistlichkeit und Volk begleiteten unter Ge- sängen die Kreuzfahrer bis vor die Thore, und entließ sie mit Thränen und Segenswünschen. — Wenige Monate nach dem von Hunyad und Capistran vor Belgrad über Mohamed erfochtenen Siege starb dieser merkwürdige Mann.

2. Bd. 2 - S. 22

1844 - Leipzig : Kollmann
— 22 — die aus Oesterreichern, Böhmen und den oben erwähnten Kreuz- brüdern bestehende Begleitung ein. — Als der König hinter sich die Brücke aufziehcn und die Thore verschließen sah, rief er entrüstet:' „Man öffne dem Gefolge Unsrer Majestät die Thore unsrer Festung!" Mit festem Tone aber entgegnete ihm Corvi- nuö: „Nicht wir, die Gesetze des Vaterlandes verschließen Aus- ländern unsere Grenzfestungen. Ungarns freie Männer kennen ihre Pflicht und ihren Werth zu gut, als daß sie die Sorge für die Sicherheit ihres Fürsten Fremden überlaffen, oder mit ihnen thcilen sollten. Jeder, der in dieser Feste lebt, ist ein gefchworner Wächter für Ew. Majestät." — Der König zeigte sich beruhigt — ini Herzen war er es nicht.. Alles, was ihm Cilley von den treulosen Anschlägen der Corvincr seit langer Zeit vorgebracht hatte, erwachte plötzlich mit dem Scheine der Gewißheit in seiner Seele. Furcht und Schüchternheit verrieth jeder seiner Schritte; wo er sich hinwendete, glaubte er mcuchelmdrderische Dolche zu erblicken. Cilley seinerseits, über seinen verfehlten Plan Wuth und Rache schäumend, ließ sich durch blinde Hitze so weit hinreißen, daß er gegen den jungen Hunyad öffentlich laute Beschuldigun- gen der Verrätherei ausstieß. Dieser beschwerte sich darüber in der Versammlung der früher nach Belgrad zusammenbcrufenen Landstände, und sic, den Corvincrn gewogen, forderten Cilley vor ihre Schranken. Er erschien (eben als der König Messe hörte) zwar voll Zuversicht auf den Schutz der landesherrlichen Gunst, aber doch, geleitet von einem Vorgefühl der zu fürchtenden Auf- tritte, mit einem starken Panzer angcthan. In der That kam es zwischen den beiden Gegnern von wechselseitigen Anklagen des Verraths zu Schmähungen, und von diesen zu Thätlichkeiten. Cilley zuerst reißt einem Trabanten das Schwert aus der Hand und stürzt auf Hunyad ein, der ihn zurückrreibt; die vor den Thürcn aufgestellte ungarische Leibwache dringt in den Saal, der Streit wird allgemein, und im Getümmel desselben Cilley, ungewiß von wem, mit vielen Wunden gctödtet. — Die Partei des Ermordeten, im Gefolge des Königs, sah ein, daß cs unmöglich seyn würde, an den Corvincrn Rache in der Mitte der Ihrigen zu nehmen. Als diese daher in Begleitung ihrer Freunde zum Könige eilten, ihm ihre gewaltsame That an- zuzcigen, und durch ausführliche Entdeckung aller Anschläge und Nachstellungen des Grafen sich zu rechtfertigen, heuchelte der Hof

3. Bd. 2 - S. 25

1844 - Leipzig : Kollmann
25 schenkt hatte, die Hände auf den Nucken gebunden, über welche sein blondes Haar herabsiel, ward der kaum vierundzwanzigjah- rige, blühende Heldensohn zum Tode geführt. Fest war sein Tritt, ruhig sein Antlitz, heiter und lieblich der Blick, in welchem er Ofens theilnehmende Bürger seine Unschuld sehen ließ. Tiefes Schweigen herrschte unter der versammelten Menge; nur hier und da hatte sich die allgemeine Erstarrung in lautes Schluchzen und Wehklagen aufgelös't. Auf dem St. Georgsplatze, vor Sigismunds Palaste, übergab ihn der Burgvoigt dem Blutrich- ter> Dort erblickte der Jüngling den König, von seinen Verfol- gern umgeben. Feierlich wendete er sich gegen ihn: ,,Auf eucrn Machtfpruch — rief ihm der Unglückliche zu — steh' ich hier; noch einige Augenblicke, und ich habe vollendet. Gott, vor des- sen Richterstuhl ihr mich sendet, ist mein Zeuge, daß ich noch gestern mein Leben für euch und das Vaterland aufgeopfert hat- te; so rein ist mein Herz von der Schuld, die ich jetzt bezahlen soll mit dem Tode des Verbrechers. Er, dessen Allmacht und Weisheit das Loos der Sterblichen geordnet hat, verzeihe euch, sowie ich euch verzeihe!" — Auf des Blutrichters Geheiß fiel er auf die Knie und bot seinen Nacken dem Streiche dar. — Der Strafherold rief: ,,So werden die aufrührerischen Feinde des Königs bestraft!" und nun zückte der Büttel das Schwert. Dreimal hieb ihn der Scharfrichter, aber niemals tödtlich, in den Nacken; nach der dritten Verwundung erhob sich Corvin und lief einige Schritte gegen den Palast. „König — schrie er — der Arm des Büttels straft cuern Herold Lügen! der größte Missethater hat nach den Gesetzen sein Verbrechen gebüßt, wenn er den drit- ten Streich überstanden hat; gebietet über mich Unschuldigen den vierten, wenn ihr weder Gott, noch Menschen mehr fürchtet!" —- Erstaunt und betäubt saß der König in der Mitte seiner Großen. Für Rührung hielt der Jüngling den Starrsinn der Majestät; ec wollte hineilen und die in seinem Feinde zurückkch- rende Menschlichkeit gegen den giftigen Hauch der Höflinge ver- wahren; aber sich in sein langes Gewand verwickelnd, stürzte er zu Boden. Auf des Palatinus drohenden Zuruf versetzte ihm der Scharfrichter den vierten Streich, und Ladislaus Huny- ad lag entseelt in feinem Blute.

4. Bd. 2 - S. 32

1844 - Leipzig : Kollmann
— 32 — Wahltag auszuschreiben, bestimmte den ersten Januar (1458), wo sich die Laudesstande in Pesth versammeln sollten. Er selbst ging insgeheim mit dem Vorsatze um, bei dieser Gelegenheit seine vermeinten Ansprüche auf die ungarische Krone geltend zu machen. Seit einer langen Reihe von Jahren bekleidet mit der höchsten Würde des Reichs, schien ihm der Uebcrgang von dieser zur ober- sten Gewalt ein Leichtes; der Glanz seines Hauses, der Ruhm seiner Verdienste, die Verwandtschaft mit dem entseelten Regenten hatten ihm den Weg dazu gebahnt. Nur die Partei der Cor- viner war im Stande, Gara's stolze Entwürfe zu vernichten — die Erwartungen dieser waren auf ihre Macht, auf Hunyads un- sterblichen Namen berechnet. Die crsicrc zu vergrößern, ward Johann von V i te z nach Prag abgeordnet; Matthias Be- freiung und die Anwerbung böhmischer Kriegsvölker war der Zweck seiner Gesandtschaft: beides ward ihm für eine Summe von 40.000 Goldgüldcn zugcsagt. — Also der Hülfe des Statthal- ters Podiebrad versichert, zog Szi lagyi, begleitet von einem 20.000 Mann starken Heere, zum Landtage nach Pest; mit ihm vereinigte sich der fammtlichc Adel von Nieder-Ungarn und Sie- benbürgen. Sein mächtiger Anhang erfchreckte den Palatinus; unter dem Vorwände, daß cs hier um die Freiheit der Wahl- stimmen geschehen sey, blieb dieser mit den Standen Ober-Un- garns in Ofen zurück. Indeffen bereitete Szilagyi die anwe- senden Wahlherren zu seinen Absichten vor. Hoffnung und Furcht gaben den von ihm angeführten Gründen den gehofften Nachdruck; von ihnen durchdrungen, bctheuerten sie cinmüthig, daß sie eher ihr Leben aufopfern, als abermals einen Ausländer auf den Thron des Vaterlandes erheben wollten, und nun verordneten die Stande eine Gesandtschaft nach Ofen, die dort anwesenden Magnaten zu ersuchen, alle persönliche Gehässigkeit abzulegen und sich mit den Wahlherrcn in Pesth zur Wiederherstellung der allgemeinen Wohlfahrt zu vereinigen. Sie wurden für verantwortlich erklärt, wenn ihre hartnäckige Weigerung die kaum unterdrückte Flamme des Bürgerkriegs wieder anfachcn würde, und die Söhne des Vaterlandes, jetzt nur zur Beschützung der gemeinschaftlichen Rechte und Freiheiten unter den Waffen versammelt, ihr Schwert über die Häupter ihrer aufrührerischen Brüder zücken müßten. Hindernisse, zufällig von der Natur selbst den Absichten der Verbündeten in den Weg gelegt, befestigten den Muth des Pa-

5. Bd. 2 - S. 37

1844 - Leipzig : Kollmann
3,7 wurden, suchte, um es mit keiner Partei zu verderben, und staatsklug der Kirche Vortheil berechnend, seine endliche Entschei- dung möglichst zu verzögern. Beide Fürsten sollten Abgeordnete nach Mantua zu einer, eines beabsichtigten Kreuzzuges wegen, dorthin ausgeschriebenen Versammlung senden; hier wollte er auch ihre Streitigkeiten durch seinen apostolischen Ausspruch ent- scheiden. Aber weder Friedrich, noch Matthias war geneigt, diese Entscheidung abzuwarten; Beide rüsteten sich zum Kampfe. Auf des Kaisers Befehl zogen 5000 Deutsche, um sich mit dem Heere der Mißvergnügten zu vereinigen, nach Ungarn. Anfangs erhielten diese einige bedeutende Vortheile; Matthias Klugheit indes; wußte Gara nebst den meisten der übrigen, auf des Kaisers Seite ste- henden, ungarischen Großen durch versprochene Ehrenstetten und Belohnungen wieder für sich zu gewinnen, und da hierauf die Oesterreichcr bei Pinkafeld geschlagen wurden, so kam bald ein Waffenstillstand zu Stande. Szilagyi, bei Matthias Thronbestei- gung von den Ständen zum Statthalter des Reichs ernannt-, ward, weil er sich, beim Beginn der Feindseligkeiten, des Königs Planen widersetzt hatte, von diesem, zwar höchst undankbar, aber durch höhere Rücksichten gedrängt,, dieser Würde wieder beraubt und gefangen nach einem festen Schlosse an der türkischen Grenze geführt. — Ueberhäuft von Sorgen und Geschäften,, schien Mat- thias seines Oheims und Wohlthäters gänzlich vergessen zu ha- den; Grund genug für die Feinde des würdigen Mannes, sie in dem Glauben zu bestärken, nun sey der Augenblick da, sein Un- glück und ihr verbrecherisches Vorhaben sicher vollenden zu können» Unter dem Namen des Königs erhielt der Befehlshaber des Schlos- ses die Weisung, den Unschuldigen enthaupten zu lassen. Man hatte jedoch llrsache gefunden, zu glauben, es sey solche ohne des Monarchen Vorwissen ausgefertigct worden und der Befehls- haber selbst kannte Szilagyi's Rechtschaffenheit, wie die Ränke des Hofes zu gut, als daß er blindlings hatte gehorchen sollen. Er übergab die Veste einem bewährten Freunde und reichte, den Mordbefehl dem Könige vorzulegen, nach Ofen, entschlossen, im Falle dieser die Vollziehung desselben verlange, feinem Amte zu entsagen. Während seiner Abwesenheit jedoch ersann ein alter Koch des Szilagyi ein Mittel zu dessen Befreiung. Einverstanden mit drei andern Dienern seines Herrn sammelte er Ln blindem

6. Bd. 2 - S. 47

1844 - Leipzig : Kollmann
47 — zur Wiederherstellung des Friedens er allein zu schwach sey, He- wirkte, um sich einen Bundesgenossen zu sichern, daß Ladislaus, Sohn König Casimirs Iii. von Polen, von den böhmischen Stän- den zu seinem Nachfolger erwählt wurde (1470), und wirklich geschah es auch, daß derselbe nach Georgs Tode den böhmischen Thron bestieg. Bevor jedoch der von dieser Wahl gehoffte Er- folg sich verwirklichen konnte, starb Podiebrad (ein denkwürdiger, großer Regent, hochherziger, als Matthias, dabei kunftliebend im Frieden, kampfgeübt im Kriege) schon am 22. März 1471., ein- undfunfzig Jahre alt, an der Brustwassersucht. — Fühlend, daß sein Ende nahe, wünschte er noch die Lossprechung vom Banne, zeigte aber keine Unruhe, als sie ihm verweigert ward. Matthias, obschon 'gewählt von drei zum böhmischen Reiche gehörigen Provinzen und erkannt vom päpstlichen Stuhle als rechtmäßiger König von Böhmen, mußte dennoch cs geschehen lassen, daß Ladislaus Ii. den böhmischen Thron bestieg; ja, er geriet!) jetzt sogar in die Gefahr, sein eigenes Reich zu verlieren. Viele der vornehmsten Ungaren, selbst alte Freunde des Hunyad'-- schen Hauses, hatten aus wilder Erbitterung über seine Geld- forderungen und andere Willkührlichkeiten die Krone Ungarns dem polnischen Prinzen Casimir, Ladislaus Bruder, angckra- gen (1471), und dieser, dem Erbieten folgend, war mit einem Heere von 20,000 Mann bis Erlau in Ungarn eingedrungen. Nun galt es, sich zu behaupten, Geschwindigkeit und Klugheit — Matthias bewährte beides zu seinem Ruhme und Vortheil. Aus Schlesien und Mähren mit seinen Kriegsvölkcrn nach Ungarn zurück- geeilt, hielt er zu Ofen einen Reichstag und bewirkte hier durch beweg- liche Vorstellungen und schmeichelhafte Versprechungen, daß ein groß- ßer Thcil der Vornehmen sich wiederum für ihn erklärte und er ein Heer von 18,000 Mann zusammen bringen konnte, mit wcl- so sagte man und sagt auch noch jetzt von einer uns unbekannten Sache: „Das scheinen mir böhmische Dörfer!" — Mit welcher Er- bitterung in jenen schrecklichen Kriegen gegenseitig gefoehten ward, geht schon aus der Behandlungsart der Gefangenen hervor. Die Böh- men, als Utraquisten, zwangen die ihrigen, die rothtuchcncn, sie be- zeichnenden Kreuze zu verschlucken ; hatten sie kein Kreuz, so schnitt man es ihnen auf die Stirn und schickte sie zu ihrem Heere zurück. Zur Vergeltung dafür, schnitten die Katholiken den gefangenen Ketzern ihr Zeichen — den Kelch — auf die Stirn und ließen sie dann ebenfalls wieder zurückkehren zu ihren Brüdern.

7. Bd. 2 - S. 67

1844 - Leipzig : Kollmann
67 und dem Flecken Nonneberg auf. Gera ward nichtsdestowe- niger am 10. Oct. 1450 durch Wilhelm mit Sturm genommen, geplündert und in Brand gesteckt; fünftausend ihrer Bewohner, welche sich in eine Kirche geflüchtet hatten, wurden nicdergehauen und die Stadtmauern geschleift. Dafür rächten sich Friedrichs Völker in Thüringen, wo der Ritter Hermann von Harras an einem Tage sechszig Dörfer anzünden ließ. Selbst, inmitten dieser Kriegsgreuel verlcugnete Friedrich der Sanftmüthige seinen Character nicht. Als ihm einst in der Hitze des Treffens von einem Kanonier das Anerbieten gethan ward, sein Geschoß auf seinen Bruder zu richten, um sv den verderblichen Krieg mit Einem Streiche zu enden, antwortete er „Schieß, wie du weißt, aber triff nur meinen Bruder nicht!" — Ebenso großmüthig bewies sich der Edle nach der Einnahme der Stadt Freiburg. Hier verlangte er von der Obrigkeit, daß sie ihm huldigen und mit ihm gegen seinen Bruder die Waffen ergreifen sollte. Die Rathsherrcn aber, welche, eingedenk des ihrem rechtmäßigen Landesvater geleisteten Eides der Treue, sich hierzu nicht verstehen wollten, zogen in Proceffion mit entblößten Häuptern, das Sterbehemd über dem Arme tragend, vom Rath- hause nach dem Marktplatze. Voran ging der Bürgermeister Nico laus Weller von Molsdorf, ein ehrwürdiger Greis mit schneeweißem Scheitel. Dieser erklärte dem Churfürsten offen und furchtlos, wie sie ihren dem Herzoge Wilhelm geleisteten Eid nimmer brechen könnten und lieber ihre Köpfe verlieren, als meineidig werden wollten. Gerührt wendete der Churfürst sein Noß, klopfte den biedern Greis auf die Achsel und sagte: „Nicht Kopf weg-, Alter, nicht Kopf weg! so ehrlicher Leute bedürfen wir noch länger!" — Endlich, nach langem Blutvergießen, bewirkte die Vermittelung des Kaisers Friedrich, sowie das persönliche Zusammentreffen der beiden Brüder in der Gegend des zerstörten Gera einen Vergleich, welcher, am 27. Januar 1451 zu Naumburg geschlossen, zwischen denselben eine völlige Aussöhnung zur Folge hatte. — Der Churfürst, ein Mann, der, wie oben erzählt, eine solche Mäßigung besaß, der auch im Feinde den Bruder nicht ver- kennen konnte, scheint nicht wohl fähig gewesen zu scyn, sich gegen Kunz von Kaufungen einer Ungerechtigkeit schuldig gemacht zu haben, und dennoch war es in dieser Uebcrzeugung, 5*

8. Bd. 2 - S. 54

1844 - Leipzig : Kollmann
54 cr den ihn dahin begleitenden österreichischen Söldnern, welche, seiner spottend, ihn König von Ungarn nannten, in ihrer Sprache antworten konnte: „Ich werde es seyn, und auch der eurige, wenn ich anr Leben bleibe!" Vielleicht war König Matthias der größte Feldherr seines Jahrhunderts; wenigstens ist er von keinem seiner Zeitgenossen in dieser Eigenschaft übertroffen worden. Seine Neigung zu Kriegen und Eroberungen bestimmte ihn vor allem zu der Ver- besserung des ungarischen Kriegswesens. Bis auf ihn gab es in Ungarn nur Lehnsmiliz; die Hauptstärke bestand in der Reiterei, und an genauem Zusammenhänge und einhelliger Wirksamkeit der einzelnen Haufen, sowie an Kriegszucht und Unterwürfigkeit fehlte cs gänzlich. Matthias aber, der das Nachtheilige hiervon erfahren, führte zuerst ein stehendes Kriegshecr ein, brachte das Fußvolk empor, setzte gleichförmige und unausgesetzte Waffen- übungen fest und verbot die sonst gewöhnlichen Befehdungen, welche er als eine Zerrüttung des Staates wie des Kriegswesens ansah. Zum Kerne seines Heeres erhob er die schwarze Garde, so genannt nach ihren schwarzen Panzerhemden. Er selbst übte sie in den Waffen und schärfte ihnen tief ein, nicht von dem Platze zu weichen, auch wenn sie den Tod vor Augen sähen. Sie gaben und nahmen keinen Pardon und der König erlaubte ihnen, wenn cs ihm zuweilen an Mitteln fehlte, sie zu besolden, wohl Ausschweifungen und eigenmächtiges Zugreifen. Einst, da er in demselben Falle war, lud er die vornehmsten Befehlsha- der, den Churfürsten von Sachsen und mehrere Gesandte zu sich, spielte mit ihnen die ganze Nacht hindurch, und ein Gewinn von zehntausend Ducaten, womit er am Morgen den Forderungen seiner Krieger Gnüge that, entriß ihn der Nothwendigkeit, das Eigenthum der Bürger prciszugcben. — Außer dieser schwar- zen Garde hatte er bei seinem Heere leichte Reiterei „Huszaronen," (die jetzigen Husaren), Fußknechte und Vüchsenmcistcr, welche die Schießgewehre abfeuerten. Doch waren Letztere noch sehr unvollkommen, und das Pulver feiten und theuer. Verschiedent- lich nahm er in seinen Kriegen auch die Naizen (Servier) in Dienst. Diese, gewöhnlich tausend Mann an der Zahl, ritten auf kleinen, schnellen Pferden ohne Harnisch, nur mit ejnem hölzernen Schilde und Spieße oder Bogen bewaffnet. Sie beka- men keinen Sold; was sie den Feinden abnahmcn, blieb ihr

9. Bd. 2 - S. 62

1844 - Leipzig : Kollmann
62 dies ein Geheimnis; sey, welches kein Mensch erforschen könne, und daher auch noch Niemand gewagt habe, diese Frage aufzu- werfen; er bäte deshalb den König, sich derselben, weil sie nur in Irrthümer verwickeln könne, zu enthalten. Matthias aber fuhr fort: ,,Was wir hier aufzudecken suchen, sind nicht sowohl solche göttliche Geheimnisse, von denen keine einleuchtende Ursache an- zugeben ist, als vielmehr Gegenstände der Moral, welche sich der Heller Sehende leicht erörtern kann." Nunmehr ward Gatti böse, erklärte, daß ihm Niemand die Grenzen der Theologie vorschreiben, Niemand sich mit ihm darin vergleichen dürfe, und behauptete, wiederholt alle zu derselben gehörigen Bücher durchgegangen zu seyn, eine Aufklärung dieses Zweifels aber nirgend angetroffen zu haben. „Was mich anlangt,— versetzte mit ernster Miene der König,— so habe ich zwar von theologischen Büchern nur wenige gelesen, allein die Aufklärung dieser Frage sollte sich, dachte ich, leicht finden lassen;" und erklärte sich dann, trotz der Warnung des Mönchs, sich keine vergebliche Mühe zu machen, also: Petrus sey — meinte er — dem Johannes deshalb vorgezogen worden, damit er den Sündern Hoffnung zur Vergebung machen möchte; denn da er selbst gefehlt, von dem Erlöser aber Verzeihung er- langt hatte, so habe er auch wiederum Nachsicht gegen den Buß- fertigen geübt. Der stets im Glauben standhafte Johannes aber würde die Sünder mit der äußersten Strenge, und ohne Unterschied sie Alle als strafbare Bösewichter behandelt haben. — So demü- thigte Matthias, mit seltenem Scharfsinne, den eiteln Dünkel eines der ersten theologischen Gelehrten seiner Zeit. Man erzählte einst in Matthias Gegenwart, daß der berühmte König von Aragonien und Neapel, Alp ho ns, als er in der Nachbarschaft von Nom gewohnt, und sein Hofverwalter auf dor- tigem Markte eine Lamprete mit dreißig Ducaten bezahlt hatte, diesen nicht nur deswegen gelobt, sondern auch reichlich beschenkt habe, und zwar, weil dieser Fisch, als der einzige seiner Gattung, der zu bekommen gewesen, ihm von dem Mundkoche des Papstes bis zu diesem Preise hinaufgesteigert worden sey. ^Standesge- mäße Pracht und Freigebigkeit — bemerkte Matthias darauf — sind bei Fürsten nie gemißbilligt worden; aber wäre es meinem Hofverwalter eingefallen, bei einer solchen Gelegenheit sich nicht überbieten zu lassen, so würde ich ihn nur alsdann gelobt haben, wenn er den so theuer erhandelten Leckerbissen dem Papste zugleich

10. Bd. 2 - S. 64

1844 - Leipzig : Kollmann
64 und das Beil des Henkers schwebe schon über der Schuldigen Häuptern! — Bis h sicher hatte der Verleumder seine Fassung bewahrt, nun aber übermannte ihn Bestürzung; er zitterte, wie erfaßt von Todcsschauern und — verstummte. — Da vernichtete ihn vollends der auf ihn fallende, schrecklich drohende Blick des Königs: „Bischof! — rief dieser ihm in fürchterlichem Tone zu — das eurer Verbrechen ist voll. Was euch hier wider- fahrt, soll eure Macht, sie zu Haufen, vernichten. Ich würde euch auf das Blutgerüste führen lassen, wollte ich der Nache des Ewigen vorgreifen. Aber ich stoße euch aus der Versammlung meiner Edeln und brandmarke euch, öffentlich, in meinem ganzen Reiche und unter allen rechtschaffenen Menschen zum Betrüger, Verleumder und Schurken. Ein sicheres Geleit wird euch über Ungarns Grenzen hinauswerfen; jeder Schritt zurück führt euch zum Tode." Der sächsische P r i n z e n r a u b. Unter Kaiser Friedrich Iii., dessen schwache Regierung (v. Rotteck nennt sie „ein Zuschauen vom Throne herab") Ruhestörern aller Art freien Spielraum gab und das Recht ohne Stütze ließ, erhoben sich in Deutschland auch die ver- derblichen Befehdungen mit erneueter Wuth — nicht bloß zwischen Standen und Standen, sondern selbst zwischen Innungen und Dienerschaften, wider sich selbst, sowie wider Städte oder Fürsten. Unter den bedeutenderen Händeln in dieser Epoche zeichnet sich, sowohl durch Ungewöhnlichkeit, wie durch Kühnheit, keine Bege- benheit so aus, als der Raub der beiden sächsischen Prinzen Ernst und A l b r e ch t durch den Ritter Kunz v o n Ka u fu n g e n, veranlaßt durch einen Krieg zwischen Friedrich dem Sanft- müthigen, Churfürsten von Sachsen, und dessen Bruder W i l- helm, beides Söhne Churfürst Friedrich des Streitbaren.^) *') Während des Hussitcnkricges erlosch die Sachsen - Wittcnbcrgisehe oder churfürstliche Linie des Hauses Askanicn. Obwohl Sachsen - Lauenburg, der gemeinschaftlichen Abkunft wegen, die Nachfolge ansprach, verlieh
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