Vorrede zur zehnten Änsiage.
In dieser Auflage waren wenig Veränderungen
erforderlich. Nur die neuen Eisenbahnlinien wurden
hinzugefügt und die Einwohnerzahlen nach der letzten
Zählung angegeben. Wiederholt bittet der Verfasser,
man wolle etwaige Verbesserungsvorschläge, Ergän-
zungen oder sonstige Bemerkungen an die Verlags-
buchhandlung gelangen lassen.
Straßburg, Juni 1894.
Per Werfasser.
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134 Mittlere Geschichte. Vierter Abschnitt.
Ludwig (seit 1324 Markgrafen von Brandenburg) mit Margarethe Maultasch Tyrol entzog.
Karl Iv. (1347-1378), Enkel Heinrichs Vii., Sohn Johanns, Knigs von Bhmen, wurde erst nach dem Tode des Gegenkaisers Gnther von Schwarzburg (1349) allgemein anerkannt, als es ihm gelungen war, die bairische Partei mit sich auszushnen. Sein Haupt-bestreben war, den Frieden im Reich aufrecht zu erhalten und seine Hausmacht zu vergrern. Er gab (1373) Brandenburg seinen Shnen Wenzel und Sigismund, vereinigte Schlesien und die Lausitz mit Bhmen, grndete 1348 in Prag die erste deutsche Universitt und erhob alle seine Erblnder zu groem Wohlstand. Karl unter-nahm einen ersten Zug nach Italien ohne Heer 13541355. Nachdem er dem Papste die geforderten Eidschwre geleistet, wurde er zum König von Italien und Kaiser gekrnt. Doch machte er seine kaiserlichen Rechte an Italien nirgend geltend, vergab fr Geld wichtige Vorrechte und Privilegien und kehrte unter Verspottungen und Verwnschungen nach Deutschland zurck. Einen zweiten Zug der die Alpen unternahm er auf Antrieb des Papstes mit einem bedeutenden Heere 1356 gegen die Visconti in Mailand. Diese erhielten aber fr eine erhebliche Geldsumme Nachsicht. Bei seinem Tode vererbte er Bhmen, Schlesien und die Kaiserkrone an seinen ltesten Sohn Wenzel (dessen Wahl zum rmischen Könige er von den Kurfrsten durch Bestechung erreicht hatte), Brandenburg an den zweiten Sohn Sigismund, und die Lausitz an den dritten, Johann.
Schon unter Ludwig von Baiern hatten sich die Kurfrsten 1338 zur Behauptung ihres Wahlrechts im Kurvereiu zu Rense vereinigt und erklrt, da die kaiserliche Gewalt unmittelbar von Gott komme und nicht von der Krnug durch den Papst abhngig sei. In der goldenen Bulle machte Karl Iv. 1356 das seit dem Interregnum bestehende Herkommen gesetzlich nach welchem die Wahl des Kaisers durch sieben Wahlsrsten geschah. Die sieben Kurfrsten waren: die Erzbischse von Mainz (Erzkanzler fr Deutschland), Trier (Erzkanzler fr Burgund) und Kln (Erzkanzler fr Italien), der König von Bhmen (Erzschenk), der Pfalzgraf bei Rh ein (Erztruchse), der Herzog von Sachsen (Erzmarschall) und der Pfalzgraf von Brandenburg (Erzkmmerer). Die Stimme der Kurfrsten war an bestimmte, uutheilbare Lnder geknpft, die Kurfrsten gingen allen Reichsstnden voran, und sollten jhrlich Berathungen der des Reiches Wohl halten. Dieselben Privilegien, welche die goldene Bulle den Kurfrsten zugestand, suchten nun auch die anderen Fürsten in ihren Territorien zu erlangen, und der reichs-freie Adel und die Städte traten daher in Bndnisse zusammen, um sich gegen die Uebergriffe derselben zu schtzen. So entstand, nachdem Karl Iv. den Stdten fr Geld das Recht, Bndnisse zur Erhaltung der ffentlichen Ruhe zu schlieen und Krieg zu führen, ertheilt hatte, der schwbische Stdtebund. In dem Mae aber, wie nun die Städte aufblhten, der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_( Ludwig Margarethe_Maultasch_Tyrol Karl_Iv Karl Heinrichs Heinrichs Johanns Johanns Gnther_von_Schwarzburg Sigismund Karl_unter-nahm Karl Sigismund Johann Johann Ludwig_von_Baiern Ludwig Gott Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Prag Italien Italien Italien Deutschland Mailand Brandenburg Mainz Deutschland Burgund Italien Sachsen Brandenburg Bndnisse
Reformation in England.
1g5
doch behielt letzteres noch hundert Jahre sein eigenes Parlament. Die Unzufriedenheit mit Jakobs Willkr veranlate (1605) die Pulververschwrung katholischer Edelleute, welche ihn nebst dem Parlament in die Luft sprengen wollten.
Karl I. (16251649), wie sein Vater unter des verhaten Buckingham Einflu, reizte durch feine Hinneigung zum Katholicis--mus, durch willkrliche Besteuerung und andere Verletzungen der Constitution die Gemther. Nachdem er (1628) dem Parlament die f. g. Bitte um Recht gewhrt htte, regierte er mit seinem entschlossenen Minister Strasford, der an die Stelle des ermordeten Buckingham getreten war, elf Jahre ohne Parlament, bis sich die puritanischen Schotten in Folge der Liturgie des Erzbischofs Laud zu einem Bunde (Covenant) vereinigten. Ihre Rstungen nthigten den König, 1640 das (lange) Parlament zu berufen, welches Strafford, spter auch Laud hinrichten lie und nun ein Hoheitsrecht nach dem andern an sich ri. Endlich entfloh Karl (1642) aus London, wurde durch die Parlamentsarmee unter Crom well geschlagen, und 1647 von den Schotten, da er den Covenant nicht beschwren wollte, an das Par-lament ausgeliefert. Nach einem dreijhrigen Kampfe der Jndepen-deuten gegen die Presbyterianer wurde Karl I. durch das Rumpfparlament (Cromwell hatte die ihm ungnstigen Mitglieder verjagt) zum Tode verurtheilt und 1649 hingerichtet.
3. England Republik 1649 1660. Nachdem Cromwell die Schotten unter Karls Sohn (1650) bei Dunbar und (1651) bei Worcester geschlagen, lie er sich durch das Heer zum Protector von England ernennen (16531658). Das Parlament lste er auf, begrndete aber durch die Navigationsacte, nach welcher fremde Schiffe nur Produkte ihres Landes nach England bringen durften, die sptere Handelsgre Englands.
Als nach Cromwells Tode (1658) sein Sohn Richard abdankte, weil neue Unruhen ausbrachen, veranlate Georg Monk, Statthalter m Schottland, die Versammlung eines Parlaments, welches sogleich Karl Ii., den ltesten Sohn des enthaupteten Knigs, auf den Thron rief.
4. Karl Ii. (1660 1685) regierte eben so unbesonnen und
to*.e a*er> daher erzwang das Parlament von ihm (1673) bte die Katholiken von den ffentlichen Aemtern ausschlieende 2e|tacte und 1679 die Habeascorpusacte gegen willkrliche Verhaftung. (Whigs und Tories.)
Jakob Ii. (16851688) erregte durch Begnstigung des Ka-ryouctsmus, zu dem er bergetreten, und der Jesuiten von neuem Unzufriedenheit. Als fein Schwiegersohn, Wilhelm von Ora-nun' England landete, entfloh Jakob und wurde abgesetzt. vt-u Hi- (16891702), dem mit der Krone zugleich die
5iil ot rights (Feststellung der Parlamentsrechte und der Volksfreiheit) ubergeben wurde, stellte, nachdem die Anhnger Jakobs und die Jr-
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Extrahierte Ortsnamen: England London England_Republik England England Englands Cromwells Schottland
Deutschland, Oestreich, Preußen. 219
folgter Revision durch die Kammern am 31. Januar 1850 als Staatsgrundgefetz verkndet und (6. Febr.) vom König beschworen. In demselben Jahre traten die Fürsten von Hohenzollern ihre Lnder an Preußen ab. 1861 folgte Friedrich Wilhelm Iv. sein Bruder Wilhelm I. (seit 1858 Regent), welcher (1862) dem Ministerium Bismarck die Leitung der Staatsangelegenheiten bertrug.
4. Meinungsverschiedenheiten wegen Ausfhrung der Gasteiner Eon-vention und wegen des von Preußen beantragten deutschen Parlaments behufs Revision der Bundesverfassung fhrten im Juni 1866 dendeut-schen Krieg herbei. Whrend preuische Heeresabtheilungen unter Vogelv.falkensteinhannoverund unter Herwarth von Bittenfeld Dresden besetzten, vereinigten sich nach den blutigen Treffen bei Nachod, Skalitz und Gitschin die drei preuischen Hauptarmeen und siegten am 3. Juli unter dem Prinzen Friedrich Karl und dem Kronprinzen von Preußen der die Oestreich er unter Benedek bei Kniggrtz. Der König von Hannover kapitulirte in Langensalza und Oestreich trat, obgleich der Erzherzog Albrecht die mit Preußen Verbndeten Italiener unter Victor Emannel bei Custozza geschlagen hatte, Venetien an den Kaiser der Franzosen ab, der es bald darauf dem Knigreich Italien berlie. Die Baiern gingen nach dem Treffen bei Kif-singen und Hammelburg der den Main zurck, und die Preußen rckten unter Vogel von Falkenstein in Frankfurt ein, während die Oestreicher die italienische Flotte bei Lissa besiegten. Nach den Frie-densprliminarien zu Nikolsburg und dem Gefecht bei Preburg schlssen Wrttemberg, Baden und Baiern Schutze und Trutzbndnisse mit Preußen ab; Oestreich aber schlo am 13. August mit Preußen den Prager Frieden, in welchem es in die Auflsung des deutschen Bundes willigte, das engere Bundesverhltni, das der König von Preußen nrdlich vom Main begrnden wrde, sowie die von Preußen zu bewirkenden Territorialvernderungen anerkannte, und seine Zu-stimmung zur Vereinigung des lombardisch-venetianischen Knigreichs mit Italien gab. Der König von Preußen vereinigte Schleswig, Holstein, Hannover, Hessen-Kassel, Nassau und Frankfurt mit seinen Staaten, und trat an die Spitze des norddeutschen Bundes, welcher alle deutschen Staaten, mit Ausnahme von Oestreich, Baiern, Wrttemberg, Baden und dem sdlichen Theil von Hessen-Darmstadt, umfate. Die deutschen Sdstaaten schlssen mit Preußen ein Schutz-und Trutzbndni mit gegenseitiger Garantie der Integritt des Gebiets. Im Februar 1867 wurde der erste Reichstag des nord-deutschen Bundes in Berlin von König Wilhelm I. erffnet, der die Verfassung des Bundes mit den Regierungen vereinbarte. Ihm folgte im April 1868 das erste deutsche Zollparlament in Berlin.
In Oestreich begann in Folge des unglcklichen Krieges eine Regeneration des Staatswesens in liberalem Sinne; die ungarische Verfassung wurde wieder hergestellt, Kaiser Franz Joseph in Pesth (1867) als König von Ungarn feierlich gekrnt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hannover Langensalza Venetien Italien Hammelburg Main Frankfurt Nikolsburg Wrttemberg Baden Baiern Main Italien Schleswig Holstein Hannover Hessen-Kassel Nassau Frankfurt Baiern Wrttemberg Baden Hessen-Darmstadt Berlin Berlin Oestreich Pesth
Schweiz, Holland und Belgien. 221
Verfassung im April 1874 ordnet namentlich die kirchlichen Verhltnisse im Sinne unbedingter Glaubensfreiheit und beseitigt den Einflu der Jesuiren und Ultramontanen.
2. In Folge der Julirevolution brach am 26. August 1830 in Brssel ein Ausstand aus, der sich schnell der den sdlichen katholi-schen 'Theil der Niederlande verbreitete. Das Haus Oranien wurde von der Regierung der Belgien ausgeschlossen, und durch Englands Einflu der Prinz Leopold von Coburg 1831 zum König erwhlt. Die durch die Londoner Konferenz gemachten Friedensprliminarien wurden vom König von Holland verworfen; die Hol-lnder drangen unter dem Prinzen von Oranien siegreich in Belgien ein, muten sich aber beim Einmarsch eines franzsischen Heeres zu-rckziehen, und am 23. Decbr. 1832 wurde den Hollndern Ant-werpen genommen. 1839 wurden die Angelegenheiten der beiden Staaten durch das Schluprotokoll der Londoner Conferenz geordnet.
Als Napoleon Iii. mit dem Könige von Holland der den Ankauf des Groherzogthums Luxemburg Verhandlungen anknpfte, wurden dieselben in Folge der Einsprache Preuens abgebrochen. Auf der Londoner Conferenz im Mai 1867 (die Italien als sechste Gromacht anerkannte) wurde die Neutralitt des Groherzogthums von den Gromchten gemeinsam gewhrleistet, die frhere deutsche Bundesfestung Luxemburg dagegen geschleift.
Holland (3% Mw. Einw. auf 600 ^Meilen), seit 1830 nur die ehemaligen vereinigten Staaten umfassend, bertrifft im Handel noch immer die meisten Lnder des europischen Festlandes; auch Anbau und Fabriken sind bedeutend. Der Wohlstand beruht auf dem aus frherer Zeit herrhrenden groen Nationalvermgen und den Kolonieen, namentlich den ostindischen. (Krieg gegen die Atschinesen auf Sumatra 1873.) Der König (nach der Ab-dankung Wilhelms I. 1840 sein Sohn Wilhelm Ii., seit 1849 Wilhelm Iii.) ist beschrnkt durch die Generalstaaten.
Belgien (die ehemals spanischen Niederlande), etwas kleiner, aber um eine Million bevlkerter als Holland, seit 1865 unter Leopold Ii., steht im Gewerbflei nur England nach. Der Handel gewinnt mit jedem Jahre an Ausdehnung (Eisenbahnen; Reichthum an Eisen und Steinkohlen). Die Volksbildung ist nicht so verbreitet wie in Holland; die Verfassung ist der franzsischen vom Jahre 1830 nachgebildet.
. 130.
England, Dnemark. Schweden und Norwegen.
1. In England folgte auf Georg Iii. der bisherige Prinzregent Georg Iv. (18201830), unter dem Canning (f 1827), der grte Staatsmann seiner Zeit, die spteren Resormen in der englischen Ver-sassung vorbereitete (Emancipation der Katholiken). Unter Wilhelm Iv. (18301837) setzte Graf Grey die Reformbill und die Sklaven-Emancipation durch; unter seiner Nachfolgerin Victoria (seit 1840
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Extrahierte Personennamen: August Leopold_von_Coburg Leopold Napoleon Wilhelms_I. Wilhelm Wilhelm Leopold_Ii Leopold Georg_Iii Georg_Iv Canning_( Wilhelm Victoria
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Brssel Niederlande Belgien Englands Holland Belgien Holland Luxemburg Italien Luxemburg Holland Sumatra Belgien Holland England Holland England Dnemark Norwegen England
Die nordamerikanischen Freistaaten. 199
darber gestritten worden war, ob das englische Parlament das Recht habe, die Kolonieen zu besteuern, wurde zwar die (1765 eingefhrte) Stempelacte zurckgenommen; dagegen erregte die Theesteuer 1773 zu Boston einen Aufstand, der sich schnell der das ganze Land ver-breitete. Der Handelsverkehr mit England wurde aufgehoben, und 1776 erklrten sich die dreizehn vereinigten Staaten fr uu-abhngig. Der groe Washington vertheidigte mit Frankreichs und Spaniens Hlfe die Freiheit Nordamerikas gegen die gebten englischen Heere, und zwang (1777) eine von Canada aus vordrin-gende englische Armee bei Saratoga zur Kapitulation und eine zweite (1781) bei ^orktown zur Ergebung, während Benjamin Frank-lin den Frieden zu Versailles unterhandelte, in welchem England 1783 die Unabhngigkeit der Vereinigten Staaten anerkannte. Die Verfassung der Union wurde nach mancherlei inneren Kmpfen 1788 festgestellt.
In den 37 nordamerikanischen Freistaaten leben jetzt (nachdem von Frank-reich 1803 Louisiana, von Spanien 1821 Florida, von Mexico 1845 Texas und 1848 Kalifornien abgetreten und die Indianer immer weiter zurck-gedrngt worden sind) der 35 Millionen Menschen. An der Spitze des Eon-gresses, der durch die Abgeordneten der Staaten gebildet wird (Senat und Reprsentantenkammer), steht ein auf vier Jahre gewhlter Prsident. Die Hauptbeschftigung ist der Ackerbau; der Gewerbflei wird jedes Jahr blhen-der; die Zahl der Straen, Eisenbahnen und Kanle vermehrt sich mit unglaublicher Schnelligkeit; der Handel steht an Ausdehnung nur dem engli-schen nach. Dagegen fehlt der Sinn fr Wissenschaft und Kunst. Ein nach fnfjhrigem blutigem Kriege unterdrckter Ausstand der Sdstaaten (1861 bis 1865) hat die Aufhebung der Sklaverei durch den (1865 ermordeten) Prsidenten Lincoln herbeigefhrt.
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Extrahierte Personennamen: Canada Benjamin_Frank-lin Lincoln
Extrahierte Ortsnamen: Boston England Washington Frankreichs Spaniens Nordamerikas Versailles England Louisiana Spanien Florida
170 Neuere Geschichte. Erster Abschnitt.
b. Dagegen bildete sich die katholische Liga zu Mnchen unter dem begabten, von den Jesuiten zu Ingolstadt erzogenen Herzog Maximilian von Baiern, dem damaligen Vorkmpfer des deutschen Katholicismus.
Die Spannung beider Parteien steigerte der Jlich-Clev es che Erb folge streit. Nachdem der Mannsstamm des Herzogshauses von Jlich. Cleve, Berg, mit den Grafschaften Mark und Ravens-berg und 'der Herrschaft Ravenstein (in Nord-Brabant) 1609 er-loschen war, erhob Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, vermhlt mit Anna, einer Nichte des letzten Herzogs von Cleve, und Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg als Gemahl einer Schwester des Herzogs sr seinen Sohn Ansprche auf die clevefche Erbschaft. Zunchst gemeinsame Besitzergreifung im Vertrage zu Dortmund 1609. Dagegen versuchte der Kaiser, untersttzt von Spanien und der Liga, die Lnder als erledigte Reichslehen einzuziehen, während die Union auf die Seite der beiden besitzergreifenden Fürsten als Prow stauten trat. Budni der Union mit Heinrich Iv. von Frankreich 1610. Nach Wiedereroberung der durch Kaiserliche besetzten Festung Jlich Waffenstillstand zwischen Union und Liga. Nun entzweiten sich aber der Kurfürst von Brandenburg und der junge Psalzgras Wolsgang Wilhelm; ersterer trat (1613) zur resormirten, letzterer zur katholischen Kirche der. Ihrer Fehde, in der sie von den Nieder-landen und Spanien untersttzt wurden, machte aber der Theungs-vertrag zu Xanten 1614, dem der Dsseldorfer 1629 folgte, eut Ende. Brandenburg erhielt Cleve, Mark, Ravensberg, die Pf alz Jlich und Berg. Der schwache Kaiser mute (1608) Oestrich und Ungarn seinem Bruder Matthias berlassen und den Bhmen durch den Majesttsbrief Religionsfreiheit bewilligen. (Kepler, Tycho Brahe,
Galilei.) . V,r, . r
Matthias (16121619) ernannte, da er selbst kinderlos war, seinen streng katholischen, von den Jesuiten erzogenen Vetter Ferdi-nand, Herzog von Steiermark, zu seinem Nachfolger auch m Bhmen und Ungarn. Hiergegen Einspruch der protestantischen Stnde Bhmens. Graf Matthias von Thurn trat an die Spitze der
bhmischen Opposition. .
Das Verbot des Fortbaues der utraqmstischen (protestantischen) Kirchen in Braunau und Klostergrab durch den Abt und den Erz-Bischof von Prag erklrten die protestantischen Stnde als Bruch des Majesttsbriefes. Ihre Vorstellungen beim Kaiser blieben fruchtlos, die Verwaltung des Landes wurde zehn Statthaltern bertragen, von denen sieben katholisch waren. Aufstand in Prag, an dessen Spitze Graf Matthias von Thurn. Die Statthalter Martmch und Slavata wurden am 23. Mai 1618 von den protestantischen Standen aus einem Fenster des Prager Schlosses gestrzt, die Regierung von den Aufstndischen an dreiig Directoren bertragen. Ansang des dreiigjhrigen Krieges.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Cleve Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Brandenburg Johann Anna Cleve Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Heinrich_Iv Heinrich Wilhelm Cleve Matthias Matthias_( Matthias_von_Thurn Matthias_von_Thurn Martmch
Extrahierte Ortsnamen: Ingolstadt Nord-Brabant Dortmund Spanien Frankreich Brandenburg Spanien Brandenburg Ravensberg Berg Ungarn Galilei Ungarn Braunau Prag Prag
174 Neuere Geschichte. Erster Abschnitt.
erlitten hatte, indem nun Holland der Stapelplatz fr die der Lissabon kom-inenben indischen Waaren wurde, und den die mit jedem Jahre sich der-mehrenden Zlle fast vernichteten. Durch den westphlischen Frieden wrbe ferner bte Spaltung Deutschlaubs in viele besonbere, vom Kaiser fast ganz unabhngige Staaten gesetzlich anerkannt. Den Reichs stuben wrbe nmlich die Sembeshoheit, die sie lngst gebt hatten, zugesichert, sowie das Recht, Bnbnisse mit fremben Mchten zu schlieen, wenn diese nur nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet waren. Die kaiserliche Macht beschrnkte sich nun aus die Leitung der Reichsgeschfte, doch so, da der Kaiser nur mit Einwilligung des (seit 1654 in Regensburg Permanenten) Reichstags Kriegs Frieden und Bndnisse beschlieen und Steuern ausschreiben konnte. Eine Abhngigkeit der Fürsten zeigte sich nur noch in ihrer Unterwerfung unter das (bis 1689 meist in Speier, dann aber in Wetzlar versammelte) Reichs-kammergericht, bei dem von ihren Mitstnben und Unterthanen gegen sie geklagt werben konnte, und an welches von den Aussprchen ihrer Gerichte appellirt wrbe. Doch wuten sie auch hiergegen allmhlich Privilegien zu erlangen. In bemselben Mae aber, wie die Kaisermacht Verminbert wrbe, nahm in den einzelnen Staaten Deutschlaubs der Einflu der Lanbstnbe ab. Bisher hatte berall der Grunbsatz gegolten, ba der Lanbesherr nur mit Einwilligung der Landstnde Steuern erheben, Krieg führen und Bnbnisse schlieen burfte, und nicht selten stand den Stnden sogar eine Mitwirkung bei der Berwenbung der Abgaben zu. Durch bcn breiigjhrigen Krieg aber war sowohl die Macht der Stbte als des Abels (der fr die frheren Kriegsdienste eine Entschbigung zahlte) gebrochen werben, und berbies hatten sich die Lanbstnbe durch die alljhrlich wiebertehrenben Kriegsstcuern an regelmige Abgaben ohne vorherige Bewilligung gewhnt. Diese Abgaben wurden auch nach dem Kriege forterhoben, da alle Landesherren in ihren Territorien kostspielige Verwaltungen einfhrten, und auch die kleinsten Fürsten ihr Mini-sterium und einen glnzenben Hof haben wollten. Am brckenden wrben fr die meisten Lnder die stehenden Heere, welche seit dem westphlischen Frieden von den deutschen Fürsten eingefhrt wurden. Auch die Städte in den Gebieten der Reichsfrsten bten ihre freiere Stellung ein: die Gerichtsbarkeit wrbe meist an lanbesherrliche Beamte bertragen, aus den stbtischen Rathen wrben frstliche Bchrben, und auch die Vcrtheibigung wurde dem Landesfrsten berlassen. Ebenso wurden die Dienste der Bauern
ungebhrlich ausgedehnt.
Durch den dreiigjhrigen Krieg gewannen die F r a n z o s e n, dte sich damals durch Feinheit und Eleganz im Umgang vor allen Vlkern auszeichneten, einen bedeuteten Einflu auf bte Kunst, Wissenschaft, Sprache und Sitte der Deutschen. Der durch Ludwig Xiv. bent franzsischen Reiche gegebene Glanz und bte Ausbilbung der franzsischen Literatur durch ausgezeichnete Schriftsteller steigerte biesen Einflu auerorbentlich. Die Deutschen reisten nun nach Paris, um hier franzsische Sprache und Eleganz zu erlernen; franzsischer Luxus verbreitete sich der alle Stnde; die beutsche Sprache wurde mit franzsischen Wrtern berlaben.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Regensburg Wetzlar Paris
156 Neuere Geschichte. Erster Abschnitt.
ruhen 1522 nach Wittenberg, wo er sein Mnchskleid ablegte und sich (1525) mit Katharina von Bora vermhlte.
Miverstehen seiner Lehre und der harte Druck, den adlige und geistliche Herren der ihre hrigen Bauern ausbten, veranlat? 1524 den Bauernkrieg, welcher in Schwaben und Franken wthete und, wie die 1525 durch Thomas Mnz er in Thringen und 1533 durch diewiedertufer in Mnster erregten Unruhen, unterdrckt wurde.
1526 vereinigten sich zu Torgau der Kurfürst Johann der Be-stndige von Sachsen, der Landgras Philipp der Gromthige von Hessen und mehrere norddeutsche Fürsten. Aus dem Reichstage zu Speier protestirteu sie 1529 gegen das Verbot weiterer Verbreitung der Reformation (Protestanten). In ihren Lndern wurde nun allgemein die geistliche Herrschaft des Papstes, die Messe, die Bilder-Verehrung und das Clibat verworfen, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt, die Muttersprache beim Gottesdienst eingefhrt, die Klster aufgehoben, die Festtage vermindert, aus die Predigt aber und den Volksunterricht ein greres Gewicht gelegt.
1530 bergaben die protestantischen Fürsten auf dem Reichs-tage zu Augsburg ihr durch Melanchthon verfates Glaubeusbe-kenntni dem Kaiser (augsburgische Eons ession), und vereinigten sich (1531) zum schmalkaldischen Bunde. Der Angriff der Trken zwang den Kaiser 1532 den Religionsfrieden zu Nrn-berg einzugehen, durch welchen den Protestanten freie Religionsbung und Ruhe bis zur Versammlung eines allgemeinen Concils zugestanden wurde. Dieses anfangs von den Protestanten selbst verlangte Concilium wurde 1545 1563 nach Trident zusammenberufen, allein von ihnen nicht beschickt, da die ppstliche Partei das Heber-gewicht hatte.
Kurz vor dem Ausbruch des lange gesrchteten Religionskrieges starb Luther den 18. Februar 1546.
. 94.
Kaiser Karl V. 1519-1556.
1. Nach Maximilians Tode 1519 wurde, da sein Sohn Philipp der Schne schon vor ihm gestorben war, sein Enkel Karl, Beherr-scher von Oestreich, den Niederlanden, Spanien, Neapel und den in Amerika eroberten Lndern, zum deutschen Kaiser erwhlt und 1520 zu Aachen gekrnt.
Maximilian I. Maria v. Burgund, Ferdinand, Jsabella, Kaiser, Erzherz. v. Erbin der Nieder- Kn. v. Arag u. Knigin v. Ca-Oestreich t 1519. lande, t 1482. Neapel, t 1516. stilien. f 1504.
Philip^der^Schne. Johanna. ^ t 1506. _f 1555.__
Kaiser Karl V.
f 1558.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Thomas_Mnz Johann Philipp_der_Gromthige Philipp Melanchthon Karl_V. Karl_V. Maximilians Philipp_der_Schne Philipp Karl Karl Oestreich Maximilian_I. Maria_v Maria Ferdinand Ferdinand Jsabella Johanna Karl_V. Karl_V.
Deutschland, Oestreich, Preußen. '>17
zum Mitregenten annahm), Hessen-Kassel (wo der Kurprinz Mitregent wurde) und Hannover (wo jedoch Ernst August bei seinem Regierungsantritt 1837 die Constitution aufhob) zur Folge hatten. In den sdlichen Staaten bestanden schon frher consti-tutionelle Verfassungen.
Nachdem in Folge der franzsischen Revolution im Februar und Mrz 1848 in den meisten deutschen Staaten Unruhen ausgebrochen und berall Prefreiheit, freies Vereinigungsrecht, Schwurgericht, Volksbewaffnung und Vertretung des Volks beim Bundestage gewhrt worden waren, wurde in Frankfurt a. M. (31. Mrz) das eigen-mchtig zusammengetretene Vorparlament, welches Ost- und West-Preuen und Schleswig in den deutschen Bund aufnahm, und (18. Mai) die aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene deutsche Reichs-Versammlung erffnet. Diese erwhlte (29. Juni) den Erzherzog Johann von Oestreich zum provisorischen Reichsverweser; die deutsche Bundesversammlung lste sich (12. Juli) auf; die Einflle republi-kanifcher Schaaren aus Frankreich und der Schweiz wurden zurck-geschlagen und verschiedene Aufstnde der republikanischen Partei (18. September Ermordung Auerswalds und Lichnowskys) mit Waffen-gewalt unterdrckt. Die am 28. Mrz 1849 von der Reichsversammlung verkndete Reichsverfassung wurde von dem (zum erblichen deutschen Kaiser erwhlten) König von Preußen nicht anerkannt, die Aufstnde im Knigreich Sachsen, in der Pfalz und in Baden im Mai und Juni durch preuische Truppen unterdrckt, und der Ueberrest der Reichsversammlung (18. Juni) durch die wrttembergische Regierung aus Stuttgart Vertrieben. Nachdem darauf (1850) die von Preußen ausgegangene Unionsverfassung von den meisten deutschen Regierungen abgelehnt worden war, wurde (1851) auf Oestreichs Veranlassung die alte Verfassung des deutschen Bundes und die Wirksamkeit des Bundes-tages wieder hergestellt.
Das deutsche Volk steht in Bezug auf Wissenschaft und Kunst an der Spitze der Nationen. Durch den (1828) von Preußen ausgegangenen Zollverein, dem auer Oestreich alle deutschen Staaten angehrten, hat der innere Handel und der Gewerbeflei einen schnellen Aufschwung genommen. Die Aufklrung hat in Deutschland die Volksmassen mehr durchdrungen, als in irgend einem andern Lande. Blthe der deutschen Literatur seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts: Lessing (f 1781), Klopstock (f 1808). Wieland (f 1813), Herder (f 1803), Schiller (f 1805), Goethe (t 1832), die Philosophen Seidnitz (t 1716), Wolf (t 1754), Kant (f 1804), Fichte (t 1814), Hegel (f 1831). In Wrtemberg folgte 1816 auf Friedrich I. sein Sohn Wilhelm I., 1864 dessen Sohn Karl I.; in Baiern 1848 auf Ludwig I. sein Sohn Maximilian Ii., auf diesen 1864 sein Sohn Ludwig Ii.; in Hannover 1851 auf Ernst August sein Sohn Georg V.; in Sachsen 1854 auf Friedrich August Ii. sein Bruder Johann, 1873 auf diesen sein Sohn Albert.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Ernst August Johann_von_Oestreich Johann Oestreich Lessing Klopstock Wieland Schiller Goethe Wolf Hegel Friedrich_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Karl_I. Karl_I. Ludwig_I. Maximilian_Ii Maximilian Ludwig_Ii Ludwig Ernst August Georg_V. Friedrich Friedrich August Johann Johann Albert
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen-Kassel Hannover Frankfurt_a._M. Schleswig Frankreich Sachsen Pfalz Baden Stuttgart Deutschland Seidnitz Wrtemberg Baiern Hannover Sachsen