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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

4. Theil 1 - S. 6

1880 - Stuttgart : Heitz
6 Alte Geschichte. 1. Periode. Die ersten Menschen. Eben so wenig vermag die Wissenschaft zu ergründen, ob wir Menschen von Einem oder von mehreren Menschenpaaren abstammen. Für das Erstere spricht die Nachricht, welche uns die Urkunde im ersten Buche des Moses giebt. Sie nennt das Paar Adam und Eva, d. i. Mann und Weib. Und allerdings ist es keineswegs, wie man behaupten wollte, unmöglich, daß alle Völker, so verschieden auch jetzt ihre Farbe, Gestalt, Gesichtszüge, Sprachen und Gewohnheiten sind, von Einem Paare abstammen sollten. In einer langen Reihe von Jahrhunderten mußte das Klima sehr verschiedenen Einfluß aus die Menschen üben, und wenn wir jetzt in verschiedene Gegenden, der Eine nach Sibirien, der Andere in die Wüsten Asrika's, ein Dritter in die Urwälder Amerika's zögen, — wie völlig anders würden nicht unsere Nachkommen schon in 500 Jahren aussehen? Wer würde dann glauben, daß sie Stammeltern von einerlei Iarbe, Gesichtsbildung u. s. w. gehabt hätten? — Fügt sich doch manchmal die Natur selbst in die Gewohnheiten der Völker. In China werden die Kinder schon mit sehr kleinen Füßen, und bei einigen Ureinwohnern von Nordamerika mit spitzigen Köpfen geboren, nachdem seit undenklicher Zeit dort den Kindern die Füße eingezwängt werden, hier aber der Kops der Neugeborenen zwischen zwei Brettern platt und spitzig gedrückt wird. — Indessen werden freilich noch manche Gründe sür die andere Ansicht angeführt, daß Gott bald anfänglich mehrere Menschenpaare erschaffen habe. Nur auf diese Art glaubt man es erklären zu können, daß man in allen Erdtheilen, auch in solchen, die von den anderen durch breite Meere getrennt sind, selbst in den von großen Ländern entferntesten Inseln, Menschen findet. Doch läßt sich dies wohl auch anders und in Uebereinstimmung mit der biblischen Ueberlieferung erklären. Wenn wir nun die Meinung annehmen, daß es anfänglich Ein Menschenpaar gab, und daß dieses in einer schönen Gegend, Eden oder Paradies, wohnte — wo war das Paradies? — In Asten gewiß; aber genauer läßt sich der Ort nicht bestimmen. Vielleicht in Hochasien, vielleicht in Oftpersien. Von da aus mögen die Menschen, so wie sie sich vermehrten, längs den Flüssen weiter gezogen sein, und jedes Volk ergriff die Lebensart, die sich nach dem gewählten Wohnsitze am besten für dasselbe schickte. Die am Meere und an den Flüssen wurden Fischer, die in den Wäldern Jäger, die in der fruchtbaren Ebene erst Viehzüchter (Nomaden), dann Ackerbauer. Ihre Wohnungen — Höhlen, Laubhütten, Zelte,

5. Theil 1 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Inder. 11 große Herbergen enthalten. Alles Dies ist nur ein Theil jener großen Werke; denn viel scheint bereits durch ein heftiges Erdbeben in das Meer gestürzt und von diesem begraben worden zu sein; wenigstens liegen weit in das Meer hinein große Felsenblöcke, die einst zu jenen Werken gehörten, und sieben Pagoden liegen in der Entfernung einer Meile weithin in das Meer hinein. Während die beiden äußersten längst von den Wellen bedeckt sind und nur bei niedriger Ebbe unter dem Wasser wahrgenommen werden können, erheben sich die andern, je näher dem Strande, desto höher aus dem Wasser, und nur die letzte steht ganz auf dem Trockenen, doch so, daß ihr Fuß bei hoher Fluth bespült wird. — So lange die arischen Einwanderer die Gegenden am Indus bewohnten, waren ihre hauptsächlichsten Beschäftigungen Viehzucht und Ackerbau. Ihre Religion war ein einfacher Naturdienst; an kunstlosen Altären brachten sie den Göttern, deren vornehmster Indra war, ihre Opfer. Aus dieser Zeit stammen die vier ältesten Religionsbücher, Veda's genannt; sie enthalten Hymnen und religiöse Vorschriften. Mit der Besitznahme des Gangeslandes und den durch sie verursachten Kämpfen traten die Inder in ihr heroisches Zeitalter ein, nach welchem der herrschende Priesterstand, Brahmanen oder Braminen, das Leben des Volkes durch das Gesetzbuch Manu's umgestalteten. Ueber alle Dinge waltet ein unkörperliches Wesen, das Brahma, der weltschöpferische Geist. Aus ihm sind die vier Klassen oder Kasten der Menschen hervorgegangen: die Brahmanen aus seinem Munde, die Krieger oder Kschatriya's aus seinen Armen, die Handelsleute und Ackerbauer (Wa'ißya's) aus den Hüften, endlich die dienende Kaste (Ssudra's). Diese vierte Kaste bestand aus den Nachkommen der mit den Eroberern des Landes verschmolzenen Urbevölkerung. Der Theil derselben, welcher einer Verschmelzung widerstrebt hatte, war die Klasse der für verworfen gehaltenen Paria's. Das religiöse Leben bestand aus einer unaufhörlichen Reihe von Gebräuchen, Opfern, Waschungen, Fasten und Selbstpeinigungen. Nur wer- alle Vorschriften auf's strengste erfüllte, konnte hoffen, das Ziel alles Lebens, die Wiedervereinigung mit Brahma zu erreichen. Bei der Kaste der Brahmanen verstand sich dies von selbst. Den Uebertretern drohte nach dem Tode ein qualvoller Zustand und dann die Erneuerung des Daseins als Pflanze, oder Thier, oder als Mensch einer niederen Kaste. Diese Lehre von der Seelenwanderung, sowie

6. Theil 1 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Alte Geschichte. 1. Periode. China. Griechenland. halten ebenso Geschichte wie religiöse und bürgerliche Verordnungen. Ceremonial- und moralische Vorschriften stehen derartig in Verbindung, daß alle Beziehungen des Lebens durch sie geregelt werden und eine äußerliche Rechtfertigung als das höchste Strebeziel ausgestellt wird. — Der Kaiser galt oder gilt noch als der einzige Mittelpunkt des ganzen Reiches, welchem gegenüber alle Unterthanen unmündig und rechtlos sind; seine Gewalt wird durch keine mächtige Kasteneinrichtung eingeschränkt; er hat Beamte ohne Geburtsadel (Mandarinen), welche durch Prüfungen und Rangstufen hindurch gehen, und in deren Besitz alle Staatsweisheit sich befindet. Von Nordwesten her sollen die Stammväter der Chinesen in das Land eingewandert sein. Als ältester Kulturgründer wird Fohi genannt. Schi-hoang-ti, der mächtigste Kaiser aus der Dynastie Tsin, ließ die große Mauer gegen die Einfälle der nördlichen Nomadenvölker erbauen, etwa 240 v. Chr. Unter der Dynastie Han, 200 v. Chr. bis gegen 300 n. Chr., war die Blüthe des Reiches. 1279 n. Chr. wurde China von den Mongolen erobert und gehörte ihnen fast hundert Jahre. Seit ungefähr 200 Jahren bis jetzt steht das Reich unter der Herrschaft der den Chinesen verhaßten Mandschn. 8. Hellenen oder Griechen. Das Land, welches jetzt das Königreich Griechenland ausmacht und auf der Ostseite vom Archipel und auf der westlichen vom ionischen Meer umflossen wird, wurde im Alterthume von einem geistreichen, muntern, thätigen, tapfern, zu Veränderungen geneigten Volke bewohnt, welches sich selbst Hellenen nannte, von uns aber (mit dem bei den Römern üblichern Namen) Griechen genannt zu werden pflegt. Es besaß die herrlichsten Anlagen, die unter dem mildesten Klima und unter einer freien Verfassung sich eine Zeit lang auf's schönste entfalteten, so daß wir noch jetzt mit hoher Befriedigung die Heb ernste ihrer Literatur lesen, und mit Entzücken die aus jener Zeit erhaltenen Bildsäulen und Bauwerke betrachten. Früh schon wurden die Griechen in äußere und in innere Kriege verwickelt, die das Land zwar manchmal an den Rand des Unterganges brachten, aus denen es aber immer mit neuer Kraft wieder hervorging. Die erschöpfende Betrachtung dieser Kriege gehört nicht hierher. Aber einige Züge daraus müssen wir uns merken und besonders alles das aus der Geschichte der Griechen, was auf

7. Die Schutzgebiete des deutschen Reiches - S. 44

1893 - Berlin : Reimer
44 Deutsch-Ostafrika. irt die hoffnungsvolleren Gebirgslandschaften, wie in das von allen Besuchern gepriesene Land am Fuß des Kilima-Ndjaro deutsche Kleinbauern zu Ziehen. Die Pionierarbeit des Landbaus auf afrikanischem Boden kann von deutschen Kräften wohl geleitet, aber nicht geleistet werden. Damit ist die schwierigste Frage, welche für die Anlage von Plantagen zu lösen ist, berührt: die Ar- beitersrage. Für die heute in ertragreichster Blüte stehenden tropischen Pflan- zungen hat Sklavenarbeit den Grund gelegt, auf dem dann die Arbeit der Freien leichter weiter bauen konnte. Die Gegenwart steht nnstreitig vor einer schwierigeren wirtschaftlichen Aufgabe, wenn es gilt, mit freier Arbeit Plantagen neu zu schaffen. Das Problem, den Neger zur Arbeit zu erziehen, ist in sehr verschiedenem Sinne besprochen worden; gelöst wird es wohl am sichersten werden in humanster Weise, indem man die eingeborene Bevölke- rnng allmählich über ihre heutige Bedürsuislosigkeit erhebt. Die Erfahrung hat bereits gezeigt, daß die Küstenbevölkerung bereit ist, sich zur Pflanzuugs- arbeit zu verdingen; nur die Ausdaner in der Arbeit fehlt noch sehr und damit natürlich auch Übung und Geschick. Deshalb müssen für Arbeiten, welche technische Fertigkeit fordern, namentlich für den Tabakbau, zunächst in beschränkter Zahl fremde dem Klima gewachsene 'Arbeiter, Kulis vou Sumatra und Singapore, herangezogen werden. Aber die sichere Aussicht besteht, daß Ostasrika mit seiner eigenen Menschenkrast, wenn erst seine Be- völkerung in lange nicht gekanntem Frieden sich mehrt und mit ihrem Wohl- stand ihre Bedürfnisse steigert, sich verwandeln wird in ein an jeglichen tropischen Erzeugnissen reiches Gebiet. Erst diese Entwicklung wird ihm allmählich den Wert als Absatzbereich deutscher Erzeugnisse sichern, den das Mutterland ihm zu verleihen streben muß. Bisher spielt Ostafrika in dieser Beziehung eine noch weit untergeordnetere Rolle als die Gesamtziffern der Einfuhrstatistik ahnen lassen. Der weitaus wichtigste Posten (Baumwoll- waren) kommt nur zum geringsten Teile der deutschen Industrie zu statten; sie kann aus diesem Gebiete die unter weit günstigeren Bedingungen arbeitende indische Konkurrenz uicht überwinden, wenn sie ihr schutzlos gegenübersteht. In die Berechnung der Aussichten für die Zukunft dieses entwicklungsfähigsten deutschen Kolouialgebietes findet noch ein wichtiger Faktor Eingang: Die Bevölkerung. Der Kopfzahl nach sind vergleichsweise recht schwach vertreten die nicht afrikanischen Elemente, welche an der Küste Fuß gefaßt und von ihr aus uach der politischen uitö wirtschaftlichen, zum Teil auch der religiösen Herrschaft über dies weite Laad gerungen haben. Euro- päer zählte man im Juni 1892 486 (außer 205 Beamten und Militärs noch 152 Deutsche). Noch unbekannt, aber sicher weit bedeutender ist die Zahl der Juder, welche mit ihren Kapitalien, Warenlagern lund Träger- schwärmen den Karawanenhandel, aber auch das Einzelgeschäft der Küsten- plätze beherrschen. In Kilwa allein sind 280 indische Firmen, in Bagamopo wohl nicht weniger, in Lindi und Mikindani 60—80 und in Dar-eo-Salam wird die ganze indische Bewohnerschaft auf 350 Köpfe angeschlagen. Geringer ist in diesem Brennpunkte des Küstenhandels die Zahl der Araber; auch auf

8. Die Schutzgebiete des deutschen Reiches - S. 22

1893 - Berlin : Reimer
22 Kamerun. Sommer. Die häufigsten Gewittererscheiimngen fallen in Kamerun (106 Gew.- Tage) vor Ansang und uach dem Ende der langen Regenperiode. Auch hier mehren sich die Gewitter landeinwärts (Barombi 150, Baliburg 218, Iaünde 173); ihre Verteilung bindet sich dort ganz au die Regenzeiteil. Der Gesundheit des Europäers droht in diesem Schutzgebiet einige Gefahr. Längs der Küste sind in jeder Jahreszeit Wärme und Feuchtigkeit reichlich vorhanden, um den Fieberkeimen, die iu den Sümpfen aufgespeichert liegen, die günstigsten Bedingungen für die Entwicklung zu gönnen. Schon die Schiffe der Marine wurden auf der Reede von Kamerun vom Fieber heimgesucht. Die Gesundheit der Faktoreien besserte sich merklich bei ihrer Übersiedlung von den hulks, den schwimmenden Körpern abgetakelter Segel- schiffe, auf das feste Land in sorgsam gebaute Häuser. Aber immer noch bleibt viel zu wünschen. Im Binnenlande, jenseits des dumpfen Urwaldes, weht eine gesundere Luft. Die Eingeborenen Kameruns gehören mit denen von Fernando Poo zu deu nordwestlichen Gliedern der Völkerfamilie, die man unter dem Namen Bantu zusammenfaßt auf Grund der in Bau und Wortschatz unverkennbaren Verwandtschaft ihrer Sprachen. Diese Sprachen entbehren der Flexion. Hauptwort und Zeitwort sind nicht ursprünglich streng geschieden. Begriffs- abändernngen, Einzahl und Mehrzahl und auch die grammatische Stellung eines Wortes im Satze werden vorwiegend durch Vorschlagsilben (Präfixe) ausgedrückt. Am besten bekannt unter den Sprachen des Schutzgebietes ist natürlich die der Duala, der Auwohuer des Kamerunbeckens und seiner Zu- flüsse. Sie ist — wie die übrigen Bantnsprachen — sehr vokalreich (52 % der Laute), sie besitzt keinen Konsonanten, der nicht mit unseren Lautzeichen sich befriedigend wiedergeben läßt und verzichtet ganz auf h, f, sch; auch ein echtes r fehlt ihr. Als besonderes Verständigungsmittel ist bei deu Duala und vielen Stämmen des Innern noch eine eigene, nicht nur durch 2 Töne einer Trommel, sondern auch im mündlichen Ausdruck wiederzugebende Trommelsprache entwickelt. Wie in geistiger Regsamkeit gehören auch in körperlicher Kraft und Gewandtheit die Duala zu den bestentwickelten Neger- Völkern. Sie erfreuten sich, als die Europäer bei ihnen sich niederließen, eines gewissen Wohlstandes dank dem gewinnreichen Zwischenhandel, in welchem sie den Anstansch der Erzeugnisse des Hinterlandes mit den Handels- waren der Küste vermittelten. Dieser Handel, den sie mit eisersüchtiger Ausschließlichkeit festhielten, überhob sie der Notwendigkeit ernster Arbeit. Landbau und Viehzucht sind im Küstengebiete vernachlässigt, die Lebensmittel hoch im Preise. Naturgemäß lag es im Interesse der europäischen An- siedelnngen, den Eingeborenen der Küstenlandschaft dieses Monopol des Zwischenhandels zu entwinden, einen unmittelbaren Handelsverkehr mit dem Innern anzubahnen. Das gelingt nicht ohne Kampf. Nur gezwungen fügen sich die Dnala und Abo im Wnri-Gebiete, die Malimba und Bakoko am Mbam, die Buöa-Leute (Bakwiri) am Südosthang des Kamerunberges den nenen Verhältnissen. Keiner dieser Stämme bildet eine politische Einheit; die meisten Hänptlinge beherrschen nnr ein Dorf. Das unmittelbare Hinter-

9. Die Schutzgebiete des deutschen Reiches - S. 61

1893 - Berlin : Reimer
Deutsch-Südwest-Afrika. 61 Förderung der wirtschaftlichen Entwickelung dieses Schutzgebietes. Zu ihr ladet namentlich ein Zug seiner Natur ein, die denkbar günstigsten Gesundheitsverhältnisse. Sie bilden nach aller Kenner Urteil die glänzendste Lichtseite dieses Gebietes. Alles, was in den Tropen die Leistungsfähigkeit des Europäers niederzudrücken pflegt, die gleichmäßig hohe Temperatur, gepaart mit übermäßiger Feuchtigkeit, die Treibhausluft, über die so viele in tropischen Regengebieten klagen, fehlt in Südwest-Afrika voll- kommen. Die Trockenheit der Atmosphäre und die kräftigen Temperatur- schwankungeil halten im Innern, die kühle Luft und die scharfe Luftbewegung au der Küste die geistige und körperliche Spannkraft der Europäer aufrecht. Wer gegen die kalten Nächte sich ausreichend schützt, wird sich hier vollsten Wohlseins erfreuen. Die Trockenheit der Lnft versagt den dem Leben und der Gesundheit feindlichen kleinsten Organismen die Möglichkeit des Gedeihens. Wunden heilen überraschend schnell. Malaria-Fieber sind in dem weitaus größten Teile des Gebietes absolut unbekannt. An den wenigeil Stellen, wo sie sich bisweilen zeigen, auf deu berieselten Feldern an Quellen und in der Regenzeit des Ambo-Landes, erreichen sie nicht entfernt die Bösartigkeit und Hartnäckigkeit, die sie in reicher benetzten Tropenländern zur furchtbarsten Landplage machen. Deshalb kann Deutsch-Südwest-Afrika unbedenklich dent- schen Auswanderern als ein gesundes Ziel für die Gründung einer neuen Heimat empfohlen werden. Eine Grenze zieht für die Kolonisten hier nicht die Rücksicht auf die Erhaltung der Gesundheit, sondern lediglich die Be- schränkung der verfügbaren kulturfähigen Räume durch die Spärlichkeit des Wasservorrats. Immerhin wird das Zahlenverhältnis der Europäer zur farbigen Bevölkerung, das schon jetzt in diesem Schutzgebiet sich wesentlich günstiger gestaltet als in irgend einein anderen, auch weiterhin sich zu Gunsten der Weißen verschieben. Statistisches. Die Zahl der ansässigen Europäer war schon vor der erheblichen Verstärkung der Schutztruppe auf 670 gestiegen; am stärksten vertreten wareu darunter die Deutschen (320) und Engländer (270). Die Missionsgesellschaften, die rheinische auf 21, die finnische auf 7 Stationen, haben ihren Einfluß auf die Eingeborenen in langer Wirksamkeit schon erfreulich befestigt. Für die Kopfzahl der Eingeborenen liegt eine Zählung nur in Windhoek vor (456, darunter 237 Bergdamara, 119 Bastards, 83 Nanian). Für die Gesamtheit der einzelnen Stämme ist man aus un- sichere Schätzungen angewiesen. Unter den vorliegenden verdienen die von Dr. Schiuz mit Hülse der Missionare gesammelten das meiste Vertrauen. Er gelangt zu folgender Übersicht: Ovambo (bis zur portugief. Grenze) . . 53 000 Ovaherero und deren Verwandte . 100000 Bergdamara . . Naman (Hottentotten) Bastards .... ... 35 000 . ca. 8 000 ... 2 000 Snnnna 198 000
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