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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 20

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
20 That bekannt und schickte ihnen ein ansehnliches Geschenk, welches sie, weil es freiwillig war, annahmen. Bald meldeten alle Zeitun- gen diese Geschichte. Und das Volk, zu welchem diese Soldaten gehörten, wurde durch diese That nicht minder, als durch die ge- wonnene Schlacht, berühmt und geehrt. (Luc. Hi. 14.) Sei auch gegen deine Feinde menschlich; thu' ihnen nichts zu Leide, was dir die Gesetze des Krieges nicht deutlich gebieten. (Deuteron. Xx. 19.) Wo Noth ist, hilf die Noth vermindern, So will es Gott von Seinen Kindern; Und stehst du deinen Feind in Schmerzen So hilf auch ihm von ganzem Herzen. 45. Die kleine Wohlthäterin. Es war ein kalter, strenger Winter. Da sammelte die kleine Mina, die einzige Tochter wohlthätiger Eltern, die Krümchen und Brosamen, die übrig blieben, und bewahrte sie. Dann ging sie zwei Mal im Tage hinaus auf den Hof und streute die Krüm- chen hin. Und die Vöglein flogen herbei und pickten sie a«f. Dem Mädchen aber zitterten die Hände vor Frost in der bitteren Kälte. Da belauschten sie die Eltern und freuten sich des lieblichen An- blicks und sprachen: Warum thust du das, Mina? „Es ist ja Alles mit Schnee und Eis bedeckt," antwortete Mina, „daß die Thierchen nichts finden können; nun sind sie arm. Darum füttere ich sie, so wie die reichen Menschen die armen unterstützen und ernähren." Da sagte der Vater: Aber du kannst sie doch nicht alle versorgen! Die kleine Mina antwortete: „Thun denn nicht andere Kinder auch wie ich, so wie auch die reichen Leute die armen verpflegen?" Und der Vater war mit Mina zufrieden und hatte das Kind lieb. 46. Der Wachtelschlag. Ach, wie schallt's dort so bedeutend hervor: ,,Fürchte Gott, fürchte Gott!" Ruft mir die Wachtel ins Ohr. Sitzend im Grünen, von Halmen umhüllt. Mahnt sie den Horcher im Saatengestld: „Liebe Gott, liebe Gott! Er ist so gütig, so mild!" Wieder spricht deutlich ihr hüpfender Schlag: „Lobe Gott, lobe Gott! Der dich zu nähren vermag ! Siehst du die herrlichen Früchte im Feld, Nimm es zu Herzen, Bewohner der Welt: Danke Gott, danke Gott! Der dich erschuf und erhält."

3. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 22

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
22 machte er sich auf, um zu erfahren, wie die Traube wieder an ihn zurück gekommen. Und siehe! er mußte in die ganze Runde von Bru» der zu Bruder wandern; ein jeglicher hatte sie von seinem nächsten Nachbar zum Geschenke erhalten und sie wieder dem nächsten zu- geschickt. Da freute sich Makarius und dankte dem Herrn, daß solche Liebe und Enthaltsamkeit unter ihnen wohne. 48. Die Entdeckung. Fritz (zur Thür hereinkommend und auf die Mutter, mit einer Traube in der Haid, zulaufend). Hier, liebe Mutter, hier bringe ich dir etwas Gutes! Ach, versuche nur einmal, wie süß, wie süß! — Mutter (traurig). Danke, danke, lieber Fritz. Be- halte doch die Traube. Vor allem aber sprich, wo du sie her hast. F. Von unserm Herrn Pfarrer. Ich habe ihm auf einer Leiter die Trauben an seinem Hause herabgemacht, und da gab ec mir diese dafür. O, versuche nur! Ich habe auch ein paar Beerchen davon gepflückt. (Er will der Mutter ein paar in den Mund stecken.) — M. (den Mund abwendend). O, lieber Fritz, mich hungert und dürstet diesen Abend nicht. F. Und warum nicht? Ach, du bist traurig, Mutter! Was fehlt dir? O, du hast geweint! Liebe Herzensmutter, was hast du? — M. Ach, Kind, einen großen Jammer! Ich hab' eine schreckliche Entdeckung gemacht. F. Eine schreckliche Entdeckung? O, warum weinst du? — M. Soll ich nicht weinen, wenn meine Kinder . . . mein Liebstes auf Erden . . ., die ich zu allem Guten erziehe, die mir der selige Vater im Sterben noch auf die Seele gebunden hat, so schändlich mißrathen! F. Gott, wie erschreckst du mich, Mütterchen! Hab ich was Böses gethan? Ach, Gott, ich weiß es nicht einmal! — M. Du nicht, aber dein Bruder Karl. F. Ach, der gute Karl? Was hat er denn Böses gethan? hat er dir nicht gefolgt? — M. Ja wohl, nicht gefolgt! .... Fritz, wie heißt das siebente Gebot? F. Du sollst nicht stehlen. Meinst du etwa, ich wüßte nicht einmal, wie das siebente Gebot heißt? — M. Dein älterer Bru- der Karl weiß es schon länger und besser, als du, und doch . . . er hat es nicht befolgt! F. Nicht möglich! Karl, der gute Karl hätte gestohlen! Da wäre Karl ja ein Dieb! — M. Wer Obst und Geld stiehlt, ist -er kein Dieb? F. Ja wohl, ja wohl ist er's! Aber hätte der ehrliche Karl

4. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 89

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
besten Erfolge, Nach zwei Jahren war er ein reicher Mann; seine Kinder, alle versorgt und glücklich, genossen nun mit ihm und seiner Frau eine Glückseligkeit, welcher nichts gefehlt ha- den würde, wenn es den unausgesetzten Nachforschungen des Sohnes gelungen wäre, jenen verborgenen Wohlthäter zu ent- decken, welchem sie ihr Glück gänzlich zu verdanken hatten. Endlich fand er ihn an einem Sonntage, da er des Morgens al- lein am Hafen spaziren ging. Robert eilte auf ihn zu und fiel vor ihm nieder. Welch ein Auftritt! Der Unbekannte wollte sich nicht zu erkennen geben; Robert aber rief schluchzend aus: „Sie sind der Befreier meines Vaters! Sie, edler Mann, sind der Schöpfer unseres Glücks !a Robert vergoss Thränen des Dankes und der Freude und überhäufte den Unbekannten mit Danksagungen. Eine Menge Volks war Zeuge dieses rührender» Auftrittes, und indem sich Robert an seine Mitbürger wendet, um sie mit seinem Wohlthäter bekannt zu machen, reisst sich die- ser los und verschwindet unter der Menge. Der junge Robert war ausser sich: man führte ihn nach Hause, wo endlich eia Strom von Thränen ihn nach und nach beruhigte. Erst nach dem Tode dieses Unbekannten erfuhr man, ganz von ungefähr, dass er der Präsident von Montesquieu gewesen sei, einer der vortrefflichsten französischen Schriftsteller. Seine Schriften haben ihn unsterblich gemacht; aber diese einzige schöne That macht ihm mehr Ehre, als sie alle, wenn sie auch mit der grössten Weisheit geschrieben wären. ir7. Der arme alte Richard, oder die Kunst, reich zu werden. Benjamin Franklin wurde 1706, den 17. Januar, zu Boston in Nordamerica geboren. Früh war er seinen unbemittelten Eltern im Lichteziehen und Seifensieden behülflich, welchem Geschäfte ec sich denn auch widmen sollte. Schon in seinem eilften Jahre las er so gern, daß er alles Geld, welches er bekam, auf den Ankauf von Büchern verwandte. Er las aber nicht zum Zeitvertreib, son- dern um seinen Geist mit nützlichen Kenntnissen zu nähren und seinen Verstand auszubilden. Als er zwölf Jahre alt war, erlernte er 'bei seinem Bruder die Buchdruckeckunst. In seinem siebenzehn- ten Jahre reifte er nach Philadelphia, arbeitete daselbst bei einem Buchdrucker, las lehrreiche Bücher, übte sich in Anfertigung schrift- licher Aufsätze und bildete sich immer mehr zu einem verständigen, einsichtsvollen Manne. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts erfand er den Blitzableiter. Bei seinen Mitbürgern gewann er solches Ansehen und Vertrauen, daß er mehrere Male in wichtigen Staatsangelegenheiten nach England und Frankreich geschickt wurde. Er starb am 17. April 1790. Seine Schpiften enthalten einen

5. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 466

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
466 schämen? Die Knaben sahen ihren Vater mit heiteren Blicken an und sagten: „Gewiß, wir wollen dir Freude machen, wie sie!" — „Wohl- an/ erwiderte der Vater, „so sei es; werdet mit jedem Jahre weiser und besser!" Als der Winter verstrichen war, drückte der Vater die Kinder an sein Herz und reis'e in Handelsgeschäften nach fremden Ländern. Der schöne und fruchttreibende Sommer kam wieder, aber der Vater war noch nicht da, und die Kinder gingen von ihm sprechend, an der H?md der Mutter im Garten spaziren. Sie standen endlich vor einem Spaliere, in welches der Vater viele herrliche Bäumchen gepflanzt hatte, die jetzt ihre ersten Früchte trugen. Als sie noch stan- den und sich des schönen Anblicks freuten, kam ein Bote und brachte ein versiegeltes Schreiben. Hastig griff die Mutter danach und rief erfreut: „Kinder, es ist die Hand des Vaters; hört, was er schreibt!" — Und der Vater hatte geschrieben, wie er noch gesund sei, bald kom- men werde, und wünsche auch, alle seine Lieben gesund wiederzusehen. Endlich befahl er den Kindern, artig zu sein, und besonders die Früchte drr Bäumchen, vor denen sie zufällig gerade standen, unberührt zu lassen, damit er später sehen könne, von welcher Art sie sein möchten. Die Knaben versprachen der Mutter, dem Gebote des Vaters Folge zu leisten. — Da kam aber einst der Sohn des Nachbars, ein böser Bube, und beredete Wilhelmen also, daß sie in den Garten gingen und voll Naschbegier die Bäumchen allzumal ihrer noch nicht völlig gereisten Früchte beraubten. Aber als die That geschehen war, da sah Wilhelm erst ein, wie sehr er gesündigt, weinte und wünschte, sie nicht vollbracht zu haben. Der Sommer ging zu Ende, und der Vater kehrte wieder. Die ganze Familie freute sich. Wilhelm aber ging ihm schüchtern entgegen und schlug das Auge zu Boden; denn seine Sünde lastete auf ihm. Er konnte dem Vater nicht froh ins Angesicht sehen. Und als der Heimgekehrte am anderen Tage auspackte und jeglichem seiner Kinder ein hübsches Geschenk gab, da jauchzten alle, nur Wilhelm sah vor sich nieder und weinte; alle waren fröhlicher, als er. Der Vater aber fragte: Wilhelm, warum weinest du? Und der Knabe antwortete: Ach, mein Vater, ich bin deiner Liebe nicht werth, ich bin ungehorsam gegen dein Gebot gewesen, denn sieh, ich habe doch deinen Bäumchen die Früchte geraubt! — Heine Reue versöhnt mich, sagte der Vater und hob den Sohn ans Herz; ich verzeihe dir, aber folge mir in den Garten! Und er führte den Knaben zu jenen Bäumchen, welche er an den Geburtstagen seiner Kinder gepflanzt hatte. Siehe, da war das eine größer geworden, hatte einen stärkeren Stamm, denn das andere, und hing wieder voll schöner Früchte. Das andere aber, welches Wilhelmen gehörte, war klein geblieben, verwachsen und stand kahl und traurig da. Ringsum hatten nämlich Nesseln, Schlingpflan- zen und anderes Unkraut gewuchert und dem Bäumchen die beste Kraft

6. Der deutsche Kinderfreund - S. 76

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
7(5 Ii. Erzählungen Vater. Da darf ich also die Kuh nicht tödten lassen; denn diese schadet mir ja nicht. Bernhard. Ja, die müssen wir tödren lassen, damit tvi'lr Fleisch essen können. Vater. Also darf ich ein Thier tödten, wenn es mi r schadet, oder wenn ich sein Fleisch essen kann. Ader wcurum tödtet man den Wallfisch? Der schadet ja nicht, un d man isst ihn auch nicht. Bernhard. Dies ist wohl wahr; aber man nutzt fcoi i) sein Fett. Lotte. Und i>as Fischbein. Vater. Also haben wir zwei Fälle, in denen es recht ist, Thiere zu tödren: wenn sie uns im Leben schaden, otu:r wenn sie uns nützen, wenn sie todt sind. Nun lasst uns die se Thiere alle vor Gericht bringen, und sehen , ob wir ein Recht haben, sie zu tödten. Hier stehen erstlich zwei Körbe voll Karpfen! Haben sie uns Schaden gethan? Alle. Nein! Vater. Nützt es uns, wenn wir sie tödten? Bernhard. Ich denke: ja! Wir können sie essen, unl) ihr Fleich schmeckt gut. Vater. So ist es ja wohl auch mit den Schleien, den Schmerlen und den Krebsen? Mögt ihr sie wohl essen? Lotte. Versuch' es nur, Mutter, und siede welche; du sollst sehen, daß sie uns recht gut schmekken werden. Vater. Nun, so sotten sie alle sterben! Weil wir sie aber doch nicht alle auf ein Mal essen können, so sorgt basier, Christoph! daß sie in den Kasten, den ich für die Fisihe und Krebse habe, gethan werden. Die Mutter wird schon darauf sehen, daß sie nicht Noth leiden, und täglich ihr Futter haben. Nun kommt die Reihe an die Herren Frösche. Haben sie uns Schaden gethan. Alle. Nein! Nein! Vater. Nutzt es uns, wenn wir sie tödten? Soll sie euch die Mutter vielleicht braten i Hannchen. Fi! ich mag keinen Frosch essen. Willst du, Lotte? Lotte. Ich will Andern die Frösche lassen. Ich lobe mir dafür die Krebse. Vater. Nun, so mögen denn die Frösche leben! Eben so sprach man auch die Larven und die Kär fer frei vorn Tode, Herr Herbst nahm dann voll jeder

7. Der deutsche Kinderfreund - S. 54

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
54 Ii. Erzählungen hannistage von einem Bauin geschnitten worden ist) zu be- rühren, und glaubte, daß sie dadurch allein, ohne andere Mittel, heilen werde. Da die Frau ihm versicherte, daß dieses schon mehreren geholfen hätte, welche sie namentlich anführte; so verließ er sich so fest darauf, daß er an keine ordentliche Kur dachte. Indessen ward die Wunde immer gefährlicher, und endlich schlug gar der kalte Brand dazu. Nun musste er doch nach einem Arzte schikken, der ihm das Bein abnahm, und er musste froh sein, daß er nicht gar das Leben dabei einbüßte. Aberglaube ist die Quelle manches Unglücks; und doch beherrscht er so viele Menschen! 28. Die Folgen des Fleißes und der Faulheit. Ä^oritz war der einzige Sohn eines reichen Gutsbesitzers. Mit ihm war Christoph, der Sohn eines Dreschers, auf dein Gute seines Vaters, in gleichem Alter. Diese beiden Kinder wuchsen also zusammen auf, und Christoph wurde von dem alten Moritz so herzlich geliebt, als ob er sein eige- ner Sohn wäre: er ließ ihn nicht nur oft an seinem Tische essen, und kleidete ihn, sondern schickte ihn auch frei in die Schule. Christoph hatte zwar keine außerordentliche Fähigkei- ten, und es ward ihm daher Alles sehr schwer, was er ler- nen sollte: aber er gab sich viel Mühe. Sorgfältig merkte er auf Alles, was der Lehrer sagte, lernte zu Hause fleißig, was ihm in der Schule ausgegeben war, und übte sich in Allem selbst, ohne daß ihn Jemand antreiben durste. Durch diesen unermüdeten Eifer brachte er es bald dahin, daß er seinen Mitschülern gleich kam, auch denen, welche bessere Geistesgaben von Gott empfangen hatten, als er. Jeder- mann liebte ihn, und wünschte dem Vater Glück zu einem solchen Sohne. Moritz aber war leichtsinnig, und achtete nicht auf die guten Lehren, die er in der Schule hörte. Spielen, Reiten, Fischen und dergleichen Vergnügungen, waren ihm lieber, als Lernen. Wenn er ermahnt wurde, fleißig zu sein, so sagte er: ich werde ein Landwirth, und der braucht nicht viel zu wissen; wenn ich lesen, schreiben und rechnen kann, so bin ich geschickt genug, und dazu habe ich noch immer Zeit. So ging ein Jahr nach dem andern hin, und weil er

8. Der deutsche Kinderfreund - S. 175

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
175 und der heiligen Schrift. na an zog, und mit dem der Herr oftmals redete; von dem schrecklichen Untergange der Städte Sodom und Go- morra, welchem allein Lot, Abrahams Druderssohn, durch göttliche Fügung entging; von der Geburt Isaaks, den Abraham aus Gehorsam gegen Gott opfern wollte; und von der Errettung Isaaks durch einen Engel des Herrn, der dem Abraham verkündigte: durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. Die Bücher Mosis erzählen dann von der Verheirathung Isaaks mit Rebekka; von dem Tode Abrahams im 175sten Lebens- jahre von der Geburt der Zwillingösöhne Isaaks, Esau und Jakob, und der Flucht Jakobs nach Harun zu La- ban, seiner Mutter Bruder; von seiner endlichen Rückkehr nach Kanaan mit seinen beiden Frauen Lea und Ra- Hel und mit zwölf Söhnen; von seiner Aussöhnung mit Esau; von der Erscheinung Gottes, durch welche ihm der Name Israel zu Theil wurde; von dem schweren Kum- mer, den er durch die Verkaufung Josephs, seines jün- geren Sohnes, erlebte, den seine eigenen Brüder unbarm- herzig zur Sklaverei verurtheilten; von Josephs traurigen und glücklichen Schicksalen in Aegypten; seiner Erhe- bung zum ersten Minister des Königs; von der Reise seiner Brüder nach Aegypten zur Zeit einer Hungersnoth; und wie sich endlich Joseph seinen Brüden: zu erkennen giebt, nachdem er sie zuvor auf die Probe gestellt hatte: wie Jakob dann, aus Josephs Einladung, in hohem Alter mit seiner ganzen Familie nach Aegypten zieht, und daselbst stirbt im 147sten Lebensjahre; wie seine Nachkommen, die Israeliten, sich vermehrten, und schreckliche Bedrükkun- gen von den ägyptischen Königen ausstehen mussten, die endlich die Ausrottung dieser Fremdlinge beschlossen. In dieser Zeit ward Moses selbst, der Alles dies erzählt, ge- boren; er entging dem Tode, zu welchem der grausame König alle neugebome israelitische Knaben verurtheilt hatte, durch die Klugheit seiner Mutter, und ward an dem königlichen Hofe erzogen. Als er zum Manne herange- wachsen war, sah er das Elend seiner Brüder, erschlug, in wildem Grimm über die Mißhandlung derselben, einen Ae- gypter, und floh nach Midian, wo er die Tochter eines Priesters, Zipora, heirathete, und wo ihm Gott am Ho- reb erschien. Auf Gdttes Befehl ging er nach Aegypten z:u- rück, un: die Israeliten zu erretten, und nach Kanaan zu

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 135

1877 - Stuttgart : Heitz
135 Die heilige Negiswind von Laufen (von Justinus Kerner, Arzt in Weinsberg im Würtembergischen, starb 1662). Herr Ritter Ernst, der war ergrimmt zu einer bösen Stund'; Er schlug die falsche Dienerin mit seinen Fäusten wund, Er schlug die falsche Dienerin, er stieß sie mit dem Fuß: „Herr Ritter Ernst! und wißt fürwahr, daß euch dieß reuen muß!" Es war die falsche Dienerin, die eilte durch den Saal, Sie eilte durch den weiten Hof, hinab in's grüne Thal. Da saß Herrn Ernft's sein Töchterlein, ein Fräulein fromm und zart. Es spielt mit bunten Blümelein nach and'rer Kinder Art. Da pflückt die falsche Dienerin drei Röslein auf dem Plan, Zu locken dieses stille Kind zum wilden Strom hinan. „Komm, liebes Kind! komm, süßes Kind! da blühen Röslein rund!" Sie faßt es an dem gold'nen Haar, sie schleudert's in den Grund. Eine Weil' das Kind die Tiefe barg, eine Weil' es oben schwamm; Auflacht die falsche Dienerin; doch bald ihr Reue kam, Sie flieht von dem unsel'gen Strom, flieht über Berg und Thal, Sie irrt so viele hundert Jahr, kann ruh'n kein einzig Mal. Es sah Herr Ernst von hoher Burg, sah in den grünen Grund; Sie brachten todt sein süßes Kind; auf Rosen man es fund; Es blüht wie eine Rose roth, wie eine Lilie weiß. Er legt's in einen gold'nen Sarg, bestattet es mit Fleiß. Manch' Mutter kniet' mit ihrem Kind auf Regiswindens Gruft; Doch wenn Herr Ernst, der Vater, kam, entstieg ihr Rosendust. Seitdem erscheint zur Todesnacht gar manchem frommen Kind, Bekränzt mit duftigen Röslein roth, die heil'ge Regiswind. Auch liegt seitdem manch frommes Kind, das Nachts erlitt den Tod, Am Morgen in der Wieg' umkränzt mit jungen Röslein roth. Der Substitut des heiligen Georg (von Langbein in Berlin, gest. 1835). In einer dunkeln Dorfkapelle, Dem heiligen Georg geweiht, Stand er in Lebensgröß' auf einer hohen Stelle Zum Trost des Volks seit langer Zeit. Der Priester sorgte stets auf's Beste Für des verehrten Schutzherrn Ruhm, Und reinigt' einst zu seinem Feste Mit eigner Hand das Heiligthum. Um dieses gute Werk zu krönen, Wollt' er ihn selbst, den Herrn Patron, verschönen,

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 179

1877 - Stuttgart : Heitz
179 Qualen überliefern, als wenn ich noch jung und rathlos wäre, wie damals. Küster, Ihr könnt nicht so ruchlos sein, mir meinen armen Schelm und Schächer verrathen zu wollen." „Gebt Euch zusrieden," sagte der Küster gerührt, „ich verspreche Euch, nichts zu sagen. Es war ja auch möglich, daß ich ihn nicht sah, daß ich ihn nicht erkannte; ich habe mich auch wohl geirrt, und der Leidende ist ein ganz anderer. Es ist finster bei Euch, meine Augen sind nicht die besten." „Recht!" rief die Alte, „wir wollen uns beide recht tüchtig etwas vor- lügen, um nur gute, milde Christen zu bleiben, um uns durch die Wahrheit nicht zu Henkersknechten zu machen. Ihr seid besser, Herr Wundrich, als ich geglaubt habe. Haltet Euch wacker, und ich werde Euch immer danken." Jetzt nahm der Küster von der Alten, die mehr beruhigt schien, Abschied. Die Alte begleitete ihn, und als sie auf den Gang kamen, lief die Ziege vom Hofe zu ihnen, und drängte sich schmeichelnd an Gertrud. Diese machte die Hausthüre auf, um den Besuch zu entlassen; aber obgleich die Alte ihre Ziege bei den Hörnern festhielt, so sprang diese doch vor dem Küster vorbei und auf die Straße hinaus. Die alte Frau lief ihrer Ziege nach, rief und lockte, nannte sie mit den zärtlichsten Namen, und der Küster half, so gut er konnte. Das Haus ward verschlossen, aber die Ziege war schon in die nächste Gasse gerathen, und die Alte winkte dem Geistlichen, ihr zu folgen und den Flüchtling einsangen zu helfen. Der Küster wurde immer verlegener. Er wollte der Alten, die ihm als eine fromme, fast heilige Frau erschien, nicht einen Dienst versagen, und doch fürchtete er, in dieser Treibjagd lächerlich zu erscheinen, da sich schon einige junge Buben aus den Häusern versammelten, um der Alten und ihrer Ziege nachzulaufen. Seine Gutmüthigkeit siegte dennoch über seine Aengst- lichkeit, und er rannte in die andere Gasse, um die Ziege der schreienden Alten entgegen zu scheuchen. Die kluge Ziege aber, als wenn sie diesen Kriegsplan begriffe, rannte wieder in eine andere Nebengasse, um diese Ab- sicht zu vereiteln. Da ein Halloh in diesem abgelegenen Viertel der Stadt ertönte, sammelten sich immer mehr der müßigen Jungen, die theils der Alten, theils der Ziege nachliefen. Am schlimmsten aber wurde es, als eine ganze Schule aus einem finstern Hause brach und den Tumult zur Reise brachte. Einige der größern Jungen kannten die alte Getrud und schrieen: Hexe! Hexe! Andere riefen: Ihr Kobold, die Ziege ist ihr weggelaufen! Halloh! Halloh! Andere riefen dazwischen: Der Beschwörer, der Hexenmann ist auch gekommen! Auf sie drein! auf die Sünder! — Der Küster wollte sich in Autorität setzen und rief: „Still, ungezogene Bengel! Ich bin der Küster von der Kathedrale! Die fromme Gertrud ist eine stille, wohlthätige, heilige Frau! Ich werde Euch, boshaftes Gesindel, der Strafe überliefern!" Das Getümmel aber war schon so laut geworden, daß seine Ermah- nung wie sein zürnendes Wort erfolglos verhallte. Einer von den Buben warf mit Obst nach der alten Frau; der Apfel flog tönend an ihren Rücken, und ein allgemeines Gelächter jubelte. Hieraus griffen einige zu Steinen, und Wundrich wie Gertrud wurden von größeren und kleineren getroffen. 12 *
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