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1. Theil 3 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Münzersche Unruhen. 29 chen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufenen Mönche, der Münzern an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und nun wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die ehrlichen Bergleute im Mans-seldschen: „Nun ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welschland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300,000 stark, und wird der Haufe je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen Frankenhausen in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hausen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleiden mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzern auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit endigte, daß sie sich nur nicht fürchten sollten vor den Kugeln der Feinde; denn die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, stünde in der hintersten wieder lebendig auf. Ihm sehr zur gelegenen Zeit entstand gerade ein Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht! Dieser Bogen ist der Bürge unseres Sieges und des Untergangs unserer Feinde. Frisch angegriffen also!" — Aber noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und stellten Betrachtungen an über seinen Aermel. Da ließ er den armen Edelknaben in Stücke hauen, damit jeder Weg zum gütlichen Vergleiche abgeschnitten würde, und nun griffen alle zu den Sensen, Piken und andern Waffen und erwarteten die Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter jagten herbei, und wie Spreu waren die Bauern beim ersten Anlaufe auseinandergesprengt. Sie sahen sich nach Münzer und seinem Aermel um; aber bei dem ersten Kanonenschüsse hatte er die Flucht ergriffen und sich in Frankenhausen auf einem Heuboden versteckt. Die armen Bauern sahen nun ihre Verblendung ein, fielen nieder und baten um Gnade. Aber jetzt war es zu spät. Viele wurden niedergeritten, an 5000 erschlagen, und die Gefangenen nachmals enthauptet. Dasselbe

2. Theil 3 - S. 287

1880 - Stuttgart : Heitz
Mazeppa. Lchlacht bei Pultawa. 287 Kurland zuzuführen; endlich kam er auch bei ihm an; aber — die Vorräthe hatten ihm der Czar und Menschikow unterwegs am Dnepr abgenommen und ihm in einer blutigen Schlacht Tausende von Soldaten verwundet und getödtet, und die paar Tausend, die er mitbrachte, vermehrten nur die Zahl der Hungernden. Nun fiel noch gar der Winter ein, und zwar mit solcher Strenge, wie man erlebt zu haben sich nicht erinnerte. Tausende erkrankten und starben. Was sollten die armen Schweden, entblößt von aller Bequemlichkeit, nun anfangen? Die Generale riethen, schnell umzukehren und sich durchzuschlagen. Aber dazu war der eigensinnige Karl nicht zu bewegen; das sähe ja einer Flucht ähnlich, meinte er; er könne nur vorwärts gehen. So kam man zur Stadt Pultawa und belagerte sie. Schon war die russische Besatzung bis aufs äußerste gebracht, da rückte Peter schnell heran, um durch eine Schlacht die Entscheidung herbeizuführen. Alles deutete darauf hin, daß die Schweden verlieren würden. Die Russen zählten an 80,000 Mann, die Schweden kaum 20,000. Dazu kam, daß Karl einige Tage vor der Schlacht einen Schuß in den Fuß erhielt, der ihm einige Zehen zerschmetterte und er also nicht reiten, daher auch selbst nicht befehligen konnte. Am 8. Juli 1709 begann die verhängnißvolle Schlacht. Karl war selbst zugegen. Er saß aus einer Sänfte, die von zwei Pferden getragen wurde, und sein Adlerblick schweifte auf dem ganzen Schlachtfelde umher. So ging es in den dicksten Kugelregen! Plötzlich stürzte das eine Pferd, von einer Kugel getroffen, zu Boden und die ihn begleitenden Gardisten mußten ihn nun weiter tragen. Aber auch dies dauerte nicht lange. Eine Stückkugel zerschmetterte die eilte Stange feines Tragbrettes und er mußte sich nun mit seinem dickumwundenen Fuße zu Pferde setzen. Auch Czar Peter schonte sich nicht: eine Kugel war ihm durch den Hut gegangen, eine andere hatte ihm seinen Sattelknopf zerschmettert. Aber reiche Entschädigung erhielt er durch den herrlichen Sieg, den er erfocht. Ein schwedisches Regiment nach dem andern mußte sich ergeben, und endlich begann eine allgemeine Flucht. Karl selbst warf sich mit Mazeppa in einen Wagen und eilte davon. Peter behandelte die gefangenen Generale mit großer Achtung. Sie mußten an seiner Tafel mit ihm speisen, und als ein russischer Offizier von Karl verächtlich sprach, warf er ihm einen ernsten Blick zu und sagte: „Bin ich nicht auch ein König, und wer bürgte mir dafür, daß nicht Karls Schicksal das meinige würde?"

3. Theil 4 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. manche krochen grinsend und gefühllos ins Feuer hinein, und verbrannten elendiglich. Andere fand man hinter Gemäuer, in Scheunen, selbst in Backöfen todt, weil ihnen die Kraft gefehlt hatte, weiter zu gehen. Um todte Pferde herum war man sicher, Leichen zu finden; manche hielten noch das Messer in der Hand, mit welchem sie sich Stücke abgeschnitten hatten. Von Theilnahme war auch die letzte Spur verschwunden. Vergebens streckten die Hingesunkenen, denen die Kraft zum aufstehen fehlte, die Hände nach. den Vorübergehenden aus, welche sie lieber umkommen ließen, ehe sie sich einen Augenblick verweilt hätten. Die Kälte nahm von Tage zu Tage fürchterlicher zu und die Verzweiflung löste allen Gehorsam auf. Soldaten von allen Regimentern liefen durcheinander. Pferde hatte die Reiterei längst nicht mehr, Stiefeln und Schuhe sah man nur noch bei wenigen; mit Stücken von Tornistern, Hüten und Kleidern hatten die meisten sich die Füße umwunden. Unzählige hatten die Füße, Hände, Ohren und Nasen erfroren, bei manchem hatte der Brand schon die Glieder geschwärzt, und so wüthend machte sie der Hunger, daß selbst Menschenfleisch von einigen gegessen wurde. Vor Wilna kamen am 9. December von der ganzen großen Armee von 480,000 Mann, die auf Moskau gezogen waren, kaum noch 40,000 Mann an. Zuletzt warfen fast alle die Waffen weg; auch dem Tapfersten war jetzt der Muth gesunken. Bis an den Niemen verfolgten die Kosacken sie unaufhörlich. Von dem großen Heere fanden sich hier nur 1000 Bewaffnete, 9 Geschütze und 20,000 Waffenlose, elende mit Lumpen bedeckte Jammergestalten. Langsam zogen sie durch Polen und Deutschland; wenige sahen ihr Vaterland wieder. Ueber, den Rest der großen Armee erhielt der Vicekönig Eugen den Oberbefehl und sammelte die zerstreuten Schaaren bei Magdeburg. Das war das schauderhafte Ende des mit so großen Hoffnungen unternommenen russischen Feldzugs! 124. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813 und 1814. Das Mißgeschick, welches die französische Armee in Rußland betroffen hatte, und in welchem man allgemein ein Strafgericht Gottes über den Hochmuth des Kaisers,Napoleon erkannte, wurde für ganz Europa ein Signal zur Wiedererhebung aus der schmachvollen Unterdrückung. Preußen, welches am tiefsten gedemüthigt

4. Theil 4 - S. 338

1880 - Stuttgart : Heitz
338 Neueste Geschichte. 3. Periode. ihnen zwei Schüsse aus solcher Nähe und in so schneller Folge, daß der König sofort ein starkes Dröhnen des Kopfes empfand und später nicht anzugeben wußte, ob ein oder zwei Schüsse gefallen wären. Gleichzeitig fühlte er einen brennenden Schmerz an der linken Seite des Halses, so daß er mit der linken Hand nach der schmerzenden Stelle griff. Der König drehte sich nach einem etwa drei Schritte hinter ihm stehenden Menschen um und erkannte den bereits vorher Gesehenen. Graf Flemming fragte denselben, ob er geschossen, und als er mit Ja! antwortete und hinzufügte, er habe auf den König geschossen, und dabei auf ein in das Gras geworfenes, abgeschossenes Doppel-Pistol zeigte, hielt der Graf ihn fest und brachte ihn mit Hülfe anderer dazu kommenden Personen zur Haft. Der König bat die Herren, dem Verbrecher nichts zu Leide zu thun, und wurde erst durch einen der Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, daß Rockkragen und Halsbinde beschädigt seien; worauf der König sich überzeugte, daß er durch die Kugel des Mörders getroffen, aber nur leicht verletzt worden sei. Er setzte hierauf allein seinen Weg gegen Lichtenthal fort, um der Königin zu begegnen, und kehrte nach der Vereinigung mit derselben langsamen Schrittes nach Baden zurück, wo die Wunde genauer untersucht ward. Es fand sich an der linken Seite des Halses eine rothbläulich aussehende Contusion von der Größe eines Thalers, etwa einen Zoll hoch aufgeschwollen und hart. Die Haut war nicht verletzt und Blut also nicht geflossen. Der Mörder war ein Student aus Leipzig, Oskar Becker, Sohn eines russischen Staatsraths, und seiner That sofort geständig. Er war mit dem bestimmten Vorsatze nach Baden gekommen, um den König zu ermorden und zwar, wie es in einem bei ihm gefundenen Schreiben hieß, deshalb, weil König Wilhelm „Deutschland nicht einigen werde". Von allen Seiten erhielt der König die Zeichen der lebhaftesten Theilnahme und der Freude über seine Erhaltung in so großer Gefahr. Becker war ohne Mitschuldige, ein kalter Fanatiker, welchen die verworrenen Zeittendenzen zu der That getrieben hatten. Der König selbst erklärte in einem an das Bürgermeister-Amt von Baden gerichteten Schreiben die That für „ein Zeichen der immer weiter um .sich greifenden Entsittlichung und Nichtachtung göttlicher und menschlicher Ordnung". Die großen Entschlüsse für die Erfüllung seines Amtes, beson-

5. Theil 2 - S. 123

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. Eroberung von Jerusalem. 123 doppelte, hohe und starke Mauer und 60,000 wehrhafte Vertheidiger ; die Kreuzfahrer selbst aber waren nicht stärker, so sehr war das ungeheure Heer zusammengeschmolzen, und von den 100,000 Pferden, die beim Eintritte in Klein-Asien noch gezählt wurden, waren jetzt nur 1500 übrig! — Die Ungeduld der Kreuzfahrer war so groß, daß sie ohne Belagerungsmaschinen schon am fünften Tage gegen die Mauer anliefen; natürlich wurden sie mit blutigen Köpfen abgewiesen. Nun aber zerstreute sich das Heer. Alle, jung und alt, fällten Baumstämme, schleppten sie aus weiter Ferne herbei und halsen Kriegsmaschinen bauen. Bald erhoben sich auch zwei hohe hölzerne Thürme, die durch Räder fortbewegt werden konnten und aus drei Stockwerken bestanden, von deren mittlerm eine Fallbrücke nach der Stadtmauer hinübergeworfen werden konnte. Endlich war alles zum Sturme bereit. Da wurde dem ganzen Heere ein allgemeiner Bußtag angesagt. Nachdem sich alle mit ihren Widersachern versöhnt hatten, zogen sie in feierlicher Procession, die Geistlichen mit dem Kreuze voran, rings um die Stadt herum, unter feierlichen Gesängen, und flehten den Allmächtigen um Beistand an. Aber auf den Mauern standen die Sarazenen und verspotteten die heiligen Gebräuche. Sie äfften die Geberden der Umgehenden nach und warfen Pfeile und Steine in die Reihen der Andächtigen. Nichts empört unser Gemüth so tief, als wenn unsere Religion verspottet wird. Daher entbrannten die Herzen der Kreuzfahrer vor Wuth gegen die nichtswürdigen Türken und waren nun des Beistands des Himmels gewiß. Die Nacht wurde unter Gebeten und Beichten hingebracht und am andern Morgen, den 14. Juli 1099, begann der Sturm. Daß die Kreuzfahrer mit wüthendem Grimme angelaufen sind, versteht sich von selbst; aber alle Tapferkeit half nichts Legen die verzweifelte Gegenwehr der Belagerten. Diese schleuderten Pfeile, Steinmassen, Balken, ja siedendes Pech auf die Köpfe der Anrennenden herab, und als der Abend hereinbrach, mußten sich diese zurückziehen. Am folgenden Tage wurde der Angriff mit verstärkter Wuth erneuert. Aber alles vergebens. In Strömen rinnt der Schweiß von den erschöpften Kreuzfahrern; vor Mattigkeit sinken ihnen die Kniee zusammen und auch dem Tapfersten fällt der Muth. Schon durchläuft ein Gemurmel die Glieder, daß hier alle Anstrengung vergebens und nur in der Flucht Rettung zu suchen sei. Da erscheint plötzlich aus der Spitze des Oelbergs ein gewappneter herrlicher Ritter in weißstrahlender Rüstung. Den glänzenden Schild streckt er aus über

6. Theil 2 - S. 210

1880 - Stuttgart : Heitz
210 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Daß die Schweizer bei den Herzögen von Oestreich verhaßt waren, ist nicht zu verwundern. War doch Albrecht in der Schweiz ermordet worden und die Waldstätte standen auf der Seite Ludwig des Baieru. Das konnte ihnen Leopold der Glorwürdige, ein jüngerer Sohn Albrechts, nimmermehr vergeben. Er rief feine Vasallen zusammen, um — so sagte er — „diese Bauern mit seinem Fuße zu zertreten". Auch nahm er viele Stricke mit, die Anführer aufzuknüpfen. Die Schweizer dagegen fürchteten sich nicht, weil sie eine gerechte Sache hatten, und sprachen: „Wir könnten uns wohl über den Herzog beklagen, aber wir wollen ihn, wenn er uns überziehen will, mit Gott erwarten und gegen seine Macht uns wehren." — Mit, großer Macht zog Leopold heran. Er hatte den Kern des östreichischen Adels bei sich; auch Landenberg fehlte nicht. In langem Zuge zogen die herrlichen Ritter, alle von Kopf bis zu den Füßen gepanzert, mit wallenden Helmbüfchen, in die Hohlwege der Alpen ein, auf Schwyz los. Es schien ein Wald von Lanzen sich zu nähern. Aber die Schwyzer waren wohlgemuth; ihnen kamen in der Stunde der Gefahr einige Hundert aus Uri und Unterwalden zu Hülfe, so daß es 1300 waren. Wie wenige gegen so viele! Aber sie stritten sür ihr Vaterland, ihre Weiber, und Kinder, hatten eine gerechte Sache, trauten auf Gott und waren aller Wege und Engpässe wohl kundig. Sie stellten sich auf einen Berg, an dessen Fuß ein kleiner See, der Aegerisee liegt. Zwischen ihm und dem Berge ging der Weg, den die trefflichen Ritter von Oestreich zogen; die Gegend ward nachher der Morgarten genannt. Sobald die ganze schwere Reiterei in dem engen Wege war, erhoben sich die 1300, rollten große Steinblöcke, die sie oben zusammengebracht hatten, hinab und schleuderten mit großer Kraft Steine unter den dichtgedrängten Haufen. Jeder Stein traf. Die Füße der Pferde wurden zerschmettert; die Thiere wurden scheu, und drängten zurück in großer Angst. Aber hinten stand das Fußvolk und drängte vor, so daß die Reiter zu ihrem Schrecken sahen, daß hier nicht zu entfliehen und daß alle Waffen unnütz seien. Jetzt, wo die Verwirrung allgemein einriß, rannten die Schweizer mit lautem Geschrei hinab, stießen und schlugen mit Hellebarden, Morgensternen, Schwertern und Keulen aus die Ritter, die in dem dichten Gewühle die Arme zu rühren und die Lanzen einzulegen nicht vermochten. Viele setzten mit ihren Pferden in den See hinein, vonl Wasser mehr Erbarmen erwartend als von den grimmigen

7. Theil 2 - S. 321

1880 - Stuttgart : Heitz
Colombo's Wiederkehr nach Haiti. 321 (1483—98), der indessen schon von der berühmten Entdeckungsreise seines Bruders gehört hatte. Noch mehr Ehre hatte ihm Ferdinand der Katholische erwiesen; dieser vertraute ihm drei Schiffe an, mit denen er gleich nach Haiti gehen sollte, um seinem Bruder die verlangten Lebensmittel zu überbringen. Auch brachte er ein sehr schmeichelhaftes Schreiben des Königs für den Christoph Colombo mit, in welchem jener bald mehr Schiffe nachzusenden versprach und alle getroffenen Einrichtungen guthieß. Dieser Freude bedurfte der brave Admiral auch wirklich bei den vielen Unannehmlichkeiten, die seiner wieder warteten. Die Unzufriedenheit der Spanier wurde immer größer. Der Eine klagte über schlechte Nahrung, der Andere über zu schwere Arbeit, ein Dritter konnte die fremde Lust nicht ertragen und einem Vierten war die Strenge nicht recht. Alle vereinigten sich in der Sehnsucht nach Spanien und in dem Hasse gegen Colombo. So menschenfreundlich dieser auch die Indianer behandelte, so unmenschlich verfuhren dagegen seine Spanier gegen die armen Menschen. Einzelne Rotten streiften aus der Insel umher und mißhandelten und beraubten die Eingeborenen. Endlich riß diesen die Geduld. Sie ermordeten jeden Spanier, den sie allein trafen, und plötzlich erhielt Colombo einen unerwarteten Besuch von Gnacauagari, der ihm insgeheim meldete, daß eine Menge Kaziken sich verschworen hätte, die Spanier gänzlich auszurotten. Er habe auch dazu treten sollen, habe es aber, aus Anhänglichkeit für die Spanier, durchaus verweigert. Schnell fuhr Colombo aus. Mit nur 200 Fußsoldaten, 20 Reitern und 20 großen Hunden ging er aus die Feinde los, die in ungeheuerer Menge — er schätzte sie aus 100,000 (?) Mann — ihn erwarteten. So Viele gegen so Wenige! Und doch hörten die Indianer kaum den ersten Knall der Flinten, als der ganze Schwarm mit lautem Geschrei davonlief. Hinter ihnen drein jagten die Reiter und die Hunde, und viele der Unglücklichen wurden niedergeritten oder zerfleischt. Ein schreckliches Opfer, welches Colombo der Sicherheit seiner Handvoll Spanier schuldig zu sein glaubte! Die Entronnenen verbreiteten überallhin Schrecken vor den gewaltigen Fremdlingen. Noch war aber der gefährlichste der Kaziken, der wilde Caonabo, unbezwungen. Durch Verrätherei bemächtigte man sich seiner und schleppte ihn nach Jsabella. Hier gestand er die Zerstörung von Navidad und die Ermordung der 39 Spanier ein und wurde zum Tode verdammt. Diese Strafe wurde ihm dann zwar erlassen, aber man schickte ihn in Ketten und Banden nach Spanien. Unterwegs starb er. Weltgeschichte für Töchter. Ü. 16. Aufl. 21

8. Theil 2 - S. 333

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 333 schloß Cortez, dies zu benutzen, um diesen aufmerksamen Leuten Ehrfurcht vor der Macht der Spanier einzuflößen. Er ließ alle Soldaten aufmarschiren, die Pferde herumtummeln und endlich die Flinten und Kanonen lösen. Bei diesem Getöse geriethen die Mexikaner, die so etwas weder gesehen noch gehört hatten, ganz außer sich. Viele von ihnen stürzten augenblicklich zu Boden, während Andere die Flucht ergriffen und nur mit Mühe zurückgebracht und beruhigt werden konnten. Alle diese Vorfälle erfuhr Monteznma sehr bald; denn er hielt sich Läufer, die auf allen Landstraßen in kleiner Entfernung von einander standen, von Jugend auf im Laufen geübt waren und, sobald etwas Wichtiges vorfiel, die Nachricht davon gleich nach Mexico beförderten. Daher traf, trotz des langen Weges bis nach Mexico, welches noch 180 Stunden entfernt lag, schon in sieben Tagen die Antwort bei Cortez ein. Die beiden schon erwähnten Häuptlinge, der Statthalter und der General, überbrachten sie mit Herzklopfen. Sie lautete: Monteznma könne weder erlauben, daß fremde Krieger nach seiner Hauptstadt kämen, noch ihren langem Aufenthalt in seinem Reiche gestatten; er ließe sie daher recht sehr bitten, doch ja recht bald wieder wegzugehen. Diese unfreundliche Bitte begleitete er mit reichen Geschenken. Sie bestanden aus äußerst feinen baumwollenen Zeugen und Teppichen, aus Abbildungen von Thieren und Pflanzen, aus Mosaik von Federn, aus goldenen Thierbildern, kostbaren Arm- und Halsbändern mit Edelsteinen besetzt, und andern schön gearbeiteten Kunstsachen. Nichts machte aber mehr der Spanier Habgier rege, als zwei große Scheiben, die eine von Gold, welche die Sonne, uni) die andere von Silber, welche den Mond vorstellte. Beide waren von so hohem'werthe, daß die letztere allein auf 32,000 Thaler geschätzt wurde. Durch diese Geschenke hoffte Monteznma seine Bitte zu unterstützen; aber wie irrte er sich darin! Cortez erstaunte über diesen Reichthum eines Landes, welches solche Dinge liefere, und war nun erst recht fest entschlossen, nicht zu wanken und zu weichen. Er antwortete daher auch ganz unumwunden, er könne und werde nicht eher zurückgehen, als bis er beim Kaiser zur Audienz gelassen sei. Die beiden Häuptlinge erstaunten über den Widerstand des Fremdlings; indessen schickten sie wieder Boten nach Mexico, meldeten Alles und baten sich Verhaftungsbefehle aus. Diese erschienen auch bald und lauteten: Monteznma verlange schlechterdings.

9. Theil 1 - S. 149

1880 - Stuttgart : Heitz
Theben. Epaminondas und Pelopidas. 149 kommen. Als sich nämlich Archias und Phyllidas kaum wieder zu Tische gesetzt haben, kommt eilenden Laufes keuchend ein Bote aus Athen, mit einem Briefe an Archias von einem athenischen Freunde, der ihm darin die ganze Verschwörung entdeckt. Der Bote verlangt den Archias selbst zu sprechen, wird an die Tafel geführt und giebt den Brief selbst ab. „Du sollst ihn augenblicklich lesen," flüsterte er ihm zu; „denn die wichtigsten Dinge stehen darin!" — Archias, schon ganz trunken, lächelt und nickt mit dem Kopfe. „Wichtige Dinge?" lallt er; „o die müssen mir bis morgen bleiben!" — „Du hast Recht!" ruft der schlaue Phyllidas und schenkt ihm wieder ein, „heute müssen wir fröhlich sein!" Indessen traten die Verschworenen aus Charons Hause, und während Pelopidas mit einigen herzhaften Gefährten es auf sich nahm, den Leontiades und Hypates zu ermorden, gingen die Andern in des Phyllidas Haus. Hier wurden sie eingelassen. Sie hatten sich über die Panzer Weiberkleider gezogen, das Gesicht geschminkt und die Stirn, um recht unkenntlich zu sein, mit Tannenzweigen bekränzt. „Ich habe auch Tänzerinnen bestellt," sagte Phyllidas zu seinen Gästen; „sie warten draußen; darf ich sie hereinführen?" — „Immer zu!" schrieen die Trunkenen. Die verkappten Verschworenenen traten ein, sahen sich um und wählten mit den Augen ihre Opfer. Plötzlich stürzten sie dann mit dem verborgen gehaltenen Dolche auf die Verhaßten los und stachen sie, ohne großen Widerstand zu finden, nieder. — Schwerer wurde es dem Pelopidas gemacht, der den Leontiades schon schlafend fand. Schnell sprang dieser bei dem Lärmen auf, und erst nach einem langen Kampfe gelang es dem Pelopidas, den starken Mann niederzustoßen. Hypates war zwar bei dem ersten Tumulte entflohen, wurde aber entdeckt und auch getödtet. Während der Nacht verbreitete sich das Gerücht, daß die Tyrannen gestürzt werden sollten, zwar schnell von Haus zu Haus; aber wie die Unternehmung abgelaufen sei, konnten die Bürger nicht erfahren. Keiner getraute sich heraus, und in ängstlicher Erwartung brach der Morgen an. Da berief Pelopidas das Volk, und an der Hand seines Freundes Epaminondas kündigte er den freudetrunkenen Bürgern das Geschehene an. Alle jauchzten den beherzten Bürgern zu, und ohne große Schwierigkeit wurde nun auch die spartanische Besatzung aus der Burg vertrieben. Was Pelopidas durch die Ermordung der Tyrannen muthig begonnen hatte, führte der treffliche Epaminondas mit Besonnenheit

10. Theil 1 - S. 152

1880 - Stuttgart : Heitz
152 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. auf ihn eindringender Krieger sich vertheidigen. Eine Zeit lang hält er sich und streckt viele zu Boden. Unzählige Wurfspieße prallen von seinem Panzer ab; endlich dringt einer durch eine Schiene tief in die Brust und wirft ihn nieder. Ein hitziger Kampf ent- steht nun um feinen Körper; die Seinigen, die indessen herbeigekommen, wollen ihn nicht fahren lassen, und die Spartaner setzen Alles daran, ihn im Triumphe fortzuführen. Endlich siegen die Ersteren und bringen ihn aus dem Getümmel auf eine Anhöhe. Während hier Alles um ihn her in stummer Betrübniß, stand, untersuchten die Aerzte die Wunde und erklärten, sie sei tödtlich; er werde augenblicklich sterben, sobald er den Wurfspieß herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er mit matter Stimme. Er fürchtete, derselbe möchte den Feinden in die Hände gefallen fein. Als man ihn herbeibrachte, küßte er diesen treuen Begleiter in so vielen Gefahren. Dann ließ er das Eisen herausziehen; das Blut stürzte nach. „Wehe!" ries einer seiner Freunde, „du stirbst, Epa-minondas! Hättest du doch wenigstens Söhne, die du uns nachließest!" — „Ich hinterlasse euch," antwortete er sterbend, „zwei unsterbliche Töchter, die Siege bei Leuktra und Mantinea." Nach dem Tode dieses herrlichen Mannes verlor Theben bald seinen Einfluß auf die andern griechischen Staaten und sank zu der Schwäche herab, in der es früher gelegen hatte, ein Loos, welches, wie einzelne Menschen, auch die größten wie die kleinsten Reiche trifft. 26. Demosthenes. — Diogenes. 350. Fast zu derselben Zeit lebte in Athen ein Mann, der sich durch seine Beredtsamkeit unsterblich gemacht hat. Demosthenes — so hieß er — war der Sohn eines Waffenschmieds, verlor seinen Vater schon im siebenten Jahre, und wuchs, weil er schwächlich war, säst ohne allen Unterricht auf. Seine Spielkameraden neckten ihn daher unaufhörlich und pflegten ihn einen Weichling zu nennen. Einmal sollte ein berühmter Volksredner eine öffentliche Rede halten. Alles war neugierig darauf; auch der junge Demosthenes wünschte ihn zu hören. Eigentlich durften Knaben nicht dabei sein; aber sein Hofmeister nahm ihn mit und verschaffte ihm einen Platz, von wo er jedes Wort deutlich hören konnte. Er war entzückt über Alles, was der Redner sagte; eine solche Kraft hatte er in der menschlichen Rede nicht geahnet, und als nun der
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