Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 90

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
90 Jil Länder- und Völkerkunde. A. Europa. weit unter ihrem Werthe, so doch zu einem Preise, welcher den Eigentümern großen Gewinn bringt. Wenn auch erst wenige und noch dazu unbedeutende Versuche gemacht sind, die verborgenen Reichthümer der Gebirgsketten von Serbien zu entdecken, so weiß man doch, daß der Mineralreichthum des Landes sehr bedeutend ist. Gold-, Silber- und Eisenminen wurden schon zur Zeit der Römer bear- beitet. Die zwei erster,, Metalle werden gegenwärtig nicht mehr gefunden oder doch nur in so unbedeutender Menge, daß die Kosten der Bearbeitung der Minen nicht gedeckt werden. Das Eisen von Serbien dagegen steht an Reinheit und Menge des Metallgehalts im Erz feinem der Welt nach. Außerdem gibt es noch Zink- und Schwefelminen und Kohlenlager werden m verschiedenen Theilen des Landes bearbeitet. Wiewohl die Kohle, welche man von den Werken in Dobra an der Donau brachte, kaum 20 Meter unter der Oberfläche liegt, wurde sie doch von den englischen Kohlenschauern den von Newcastle gleichgestellt. Nimmt man dazu noch Minen von Kupfer und Blei zugleich mit großen Quantitäten von Salpeter und Gpps, so kann man sich eine Vorstellung machen von dem großen mineralischen und mate- riellen Reichthum eines noch fast unerforschten Landes. Gegenwärtig ist die Industrie Serbiens noch in ihrer Kindheit, aber kein Land Europa's von derselben Ausdehnung bietet ein so weites Feld für vorteilhafte Anlagen von Kunstfleiß und Capital. Serbien zerfällt in 17 Kreise mit 1,300,000 Einwohnern. Von diesen Kreisen berühren 12 die Grenze und 5 liegen im Innern. Im Jahre 638 kamen die Serben, ein slavifcher Volksstamm, wahr- scheinlich auf Veranlassung des Kaisers Heraclius, aus dem jetzigen Klein- Rußland uach Möfien, gaben dem Lande, von welchem sie gewaltsamen Be- sitz ergriffen, ihren Rainen und gründeten endlich 1222 unter Stephan Nemanja Prvoventfchani (dem erstgekrönten) das Königreich Serbien. Im neunten Jahrhundert wurden die Serben allmählich, besonders durch die Apostel der Slaven, Cyrillus und Methodius, der orientalischen Kirche einverleibt. Schon damals besaß das serbische Volk seine eigene Liturgie, die noch heute gebraucht wird. Durch die Vermischung verschiedener Stämme hat die Sprache Serbiens, wiewohl sie rein slavisch ist, doch einen eigen- tümlichen Charakter bewahrt; sie wird 311 den besten und wohllautendsten der slavischen Dialekte gezählt und ist wegen ihrer Weichheit oft das italie- nische Slavisch genannt worden. Niebuhr hält sie sogar in Beziehung auf grammatischen Ban für die vollkommenste unter allen modernen europäischen Sprachen. Je mehr das oströmische Kaiserreich verfiel, desto mehr nahm die Macht der Beherrscher Serbiens aus dem Hause Nemanja zu. Den Gipfelpunkt seiner Größe erreichte Serbien zwischen 1334—1355, als die Autorität des Stephan Duschan vom Adriatischen bis zum Aegäischen, ja, fast bis zum

2. Bd. 1 - S. 488

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
488 Tit. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. In der Bukowina, wie in der Moldau, arbeitet der Bauer nach dem alten „Ghika'fchen Ehryfon" (Gesetzbuche) des Jahres zwölf Tage seinem Herrn. Die Familien und Familiennamen dieser Herren sind in der Buko- wina ganz dieselben wie in der Moldau und Walachei, alte walachische Familien, die von uralten Zeiten her, und griechische, die seit dem byzanti- nischen und türkischen Kaiserthume im Besitze der Güter sein mögen. Die Familien sind von früheren Zeiten her gräcisirt, und der Adel verkehrt unter sich mittelst der griechischen Sprache. Durch von Wien ausgehende Einflüsse fangen sie jetzt an, sich zu germanisiren, sie lernen Deutsch und Französisch, nennen sich Barone und Grafen und kleiden sich fast ohne Ausnahme deutsch. Viele von ihnen sind in der Moldau, Bessarabien und der Buko- wina ansässig und somit drei Kaisern zugleich unterthan, eben so wie auch manche polnische Große ihre Besitzungen unter drei verschiedenen Sceptern haben. Charakteristisch für die geographische Lage des Ländchens ist es, daß sein jetziger Name Bukowina, welches so viel als Buchenland oder Bu- chenwald bedeutet, aus den Kämpfen der Polen mit den Moldauern hervor- ging. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts schlug Stephan der Große, Fürst von der Moldau, zwischen dem Pruth und dem Dniestr die Polen, eroberte ihr Lager, erlegte die meisten und machte über 20,000, die meistentheils Edellente waren, zu Gefangenen. Als ihm nachher der König Albrecht von Polen für die Auslösung derselben eine große Summe Geldes anbot, schlug Stephan dieselbe aus, weil er sich ein solches Siegeszeichen errichten wollte, welches seine Triumphe auch noch in den künftigen Jahrhunderten verkünden sollte. Zu dem Ende spannte er alle 20,000 Polaken, Gemeine und Edel- leute, an den Pflug und ließ das ganze Schlachtfeld umpflügen und mit Buchensamen besäen. Dieser Samen wuchs dann zu weitläufigen und schönen Wäldern auf, welche die Polaken nun „Bukowina" nennen, indem sie niemals ohne Thränen von jenem Orte Meldung thun. Noch jetzt zeu- gen zahlreiche Gräber, Ueberreste von Schanzen und Circumvallationen von den vielen Kämpfen, die auf diesen ebenen Grenzfeldern die Türken, Polen, Ungarn, Moldauer, Russen und Tataren von jeher sich unter einander lieferten. Ein Theil der Bukowina, etwa 31 Ortschaften jenfeit des Pruth um- faffend, ist russisch geworden, das ganze Uebrige aber seit 1775 österreichisch. Das Land hat unter seiner jetzigen Regierung außerordentlich gewonnen und zählt jetzt über 7a Mill. Einwohner (gegen 120,000 im I. 1788), von denen die größere Hälfte Slaven, die kleinere Walachen oder Dako-Romanen sind. Diese außerordentliche Vermehrung der Bevölkerung mag zum Theil durch Einwanderung von Deutschen, welche sich in den Städten als Bürger, Kaufleute und Handwerker niederließen, und von Rusniaken, welche als tüchtigere Arbeiter den eingeborenen Moldauern vorgezogen werden, bewirk/

3. Bd. 2 - S. 127

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
247. Der Ural. 127 wohnenden Stämme als Glieder eines Leibes, dessen Haupt der Czar, der sichtbare Stellvertreter Gottes, zugleich Kaiser und Oberpriester ist. Auch in der Sprache herrscht kein bedeutender Unterschied. Das Russische zerfällt in zwei Hauptdialekte, die bei Weitem nicht so verschieden sind, als z. B. das Ober- und Niederdeutsche, in das Groß- und Kleinrussische. Jenes sprechen die Großrussen, die donschen und alle anderen Kosaken groß-russischen Ur- sprungs so wie die Westrussen in den ehemaligen polnischen Provinzen; — dieses alle Kleinrussen, nicht nur in dem eigentlichen Kleinrußland, sondern auch in Podolien und in der srüher sogenannten polnischen Ukraine, die Kosaken des Schwarzen Meeres so wie alle übrigen von Kleinrussen abstam- menden Kosaken. Alle Kosaken sind wahre und ächte Russen in Abstammung, Sprache, Religion und Sitte, und alle Russen sind Eins durch ihre Sprache. Die große Einheit und Einförmigkeit des Volkes wird aber mächtig ge- tragen und zusammengehalten von der Einförmigkeit des Landes, von der weit ausgedehnten, unterschiedslosen Fläche, auf welcher kein Theil sich absondern kann, und Alles — Mensch, Thier und Pflanze, Boden, Wind und Wetter — eine und dieselbe Uniform trägt. Die russische Weltmonarchie konnte sich nur entwickeln auf russischem Boden. 247. Ncr «toi. (Nach Ferdinand v. Hachstetter, Ucbcr den Ural, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Der Name Ural — turko-kirghisischen Ursprungs und so viel bedeutend als Felsengürtel oder Gürtelgebirge — bezeichnet die Meridiane Erhebung, die von den eisstarrenden arktischen Regionen bis zu den salzreichen Steppen der Aralo-Easpischeu Erdsenke durch 25 Breitengrade die ungeheuren Tief- ebenen Nord-Asiens und Ost-Europa's trennt, den natürlichen Grenzwall, wie wir zu denken gewohnt sind, zwischen europäischer Eivilisation und asiatischer Barbarei, zwischen dem milden Klima Mitteleuropa's und der Kälte Sibi- riens. Und doch war der Ural niemals — eben so wenig früher als jetzt — eine Völkerscheide. Seine Erhebungslinie bildet allerdings orographisch die einzige Unterbrechung der ungeheuren Tiefebenen der Alten Welt, eine fortlaufende, nirgends durch ein Querthal unterbrochene Wasserscheide; allein diese Wasserscheide tritt gerade in ihrer mittlem Erstreckung so wenig im Relief der allgemeinen Erhebungszone hervor, daß man sie auf unfern Kar- ten fast leichter wahrnimmt als in der Natur. Man theilt den Ural in einen südlichen, Mittlern und nördlichen ein. Der südliche oder Baschkirische Ural, von den sonnverbrannten ' Grassteppen nordöstlich vom Easpischen Meere über Orenburg bis zur Grenze

4. Bd. 2 - S. 330

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
330 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. andere Naturerscheinungen waren, das ist heute Allah, Mohammed geworden! innerlich aber ist der Nomade noch immer derselbe, wie vor zweitausend Jahren, und sein Charakter kann sich nur dann verändern, wenn er sein leichtes Zelt mit dem schwerfälligen Hause vertauscht, d. h. wenn er aufhört, Nomade zu sein. Der Turkomane ist stets durch seinen kühnen, scharfen Blick, seine stolze militärische Haltung zu erkennen, die ihn unter allen Nomaden und Städte- bewohnern Mittelasiens auszeichnet. In seiner Kleidung spielt die Hauptrolle das rothseidene Hemd, das nach den Satzungen des Islam verboten ist und doch von beiden Geschlechtern getragen wird, ja, bei den Weibern den ganzen Hausanzug bildet, über welches sie bei ihrem Gala-Anzuge noch einen großen Shawlgürtel binden, der in zwei Schleifen herabhängt. Am meisten beliebt ist der Schmuck, der in massiven, silbernen Armbändern, Hals-, Ohr- und Nasenringen besteht. Dann hängen einer Patrontasche ähnliche Etuis für Amulette oft rechts und links, wie unsere Ordensbänder, herunter und begleiten jede Bewegung mit hellem Geklinge. Der Turkomane liebt derarliges Gerassel so sehr, daß er sein Pferd oder seinen (etwa den Persern geraubten) Sklaven in Ähnlicher Weise behängt. Das Zelt besteht in ganz Mittelasien aus einem Holzgestell und einer Decke von Filzstücken. Das Holz ausgenommen, werden seine Bestandtheile von den Weibern angefertigt, die auch mit dem Aufschlagen und Zusammenlegen der Wohnung sich beschästigen und sie bei Wanderungen dem Kameel aufpacken, während sie selbst zu Fuß einherschreiten. Die Haupt-Angelegenheiten im Leben des Turkomanen, der jede häus- liche Arbeit für eine große Schande ansieht, ist die Alaman oder der räuberische Uebersall unter einem gewählten Anführer. Der Plan zu einem solchen Unternehmen wird selbst vor den nächsten Verwandten geheim gehalten; der Angriff geschieht entweder um Mitternacht, wenn man auf bewohnte Plätze, namentlich gegen die angrenzenden persischen Provinzen, loszieht, oder bei Sonnenaufgang, wenn eine Karawane oder andere feindliche Truppe über- fallen werden soll. Bei solchen Uebersällen zeigt sich die große Ueberlegenheit der Söhne der Wüste gegenüber den Jraniern, wie denn erst in neuerer Zeit 22,000 Perser von 5000 Turkomanen überwältigt wurden. Wer bei dem Uebersall Widerstand leistet, wird sofort niedergehauen; dem Muthlofen aber, der sich auf Gnade ergibt, werden die Hände gebunden, und entweder nimmt der Reiter ihn auf den Sattel (wobei ihm noch die Füße um den Bauch des Pferdes gebunden werden) oder er treibt ihn vor sich her, und wenn dies alles nicht möglich ist, wird er am Schweife des Pferdes angeknüpft und muß auf tagelangem Wege dem Räuber in die öde Heimat folgen. Die Hauptwaffe, die dem Turkomanen bei seinen Räubereien zum Siege verhilft, ist unstreitig sein vortreffliches Pferd arabischer Abkunft, welches er mit der größten Sorgfalt aufzieht, gegen Frost und Hitze kleidet

5. Bd. 2 - S. 476

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
476 Iii. Länder- und Völkerkunde. C. Afrika. Strafe verboten ist und dadurch die Preise der Straußenfedern enorm ge- stiegen sind (200—300 Thlr. für das Pfunv oder etwa 100 Federn), so werden jetzt ungeheure Quantitäten dieses werthvollen Handelsartikels aus dem Transvaal'schen, Zum Theil auch aus dem Oranje-Freistaate nach England ausgeführt. Die Bauern der Transvaal-Republik, größtentheils Abkömmlinge von deutschen, französischen und holländischen Emigranten, welche die Eap-Colonie und Natal gründeten, reden eine Art Platt-Holländisch, mit vielen deutschen, französischen und englischen Wörtern und Ausdrücken vermischt, während in der Oranje-Republik in den gemischten Elementen das Englische vorherrscht. Jene Bauern sind ein besonders leutseliges, religiös gesinntes und gastfreies Völkchen. Kein Fremdling, fei er arm oder reich, wird von ihrer Schwelle gewiesen, sondern findet ein freundliches und bereitwilliges Obdach, wenn dieses auch nur ein Stroh- oder vielmehr Grasdach einer stark gebauten, ein- fachen und sehr dürftig ausgestatteten Lehmhütte ist. Mit großer Zähigkeit halten sie an den alten Sitten und Gebräuchen fest, vie sie von ihren Vor- fahren geerbt haben. 37ß. Zanmar. (Nach Karl Andree, Forschungsreisen in Arabien und Ost-Afrika, bearbeitet vom Herausgeber.) Unter der Benennung Zanzibar (Sansibar), d.h. Land der Schwarzen, faßte man früher sowohl die gleichnamige Insel und Stadt, als auch das Gestadeland vom Eap Delgado (10° südl- Br.) bis über den Aequator hinaus (2° nördl. Br.) zusammen. Gegenwärtig beschränkt man den Namen Zanzibar aus die Stadt; die Insel, auf welcher dieselbe liegt, heißt so wohl bei den Arabern als bei den Schwarzen Kisiwa, d. h. Eiland, im Gegensatze zu Barr el Moli, d. h. Festland. Einen neuern allgemeinen Ausdruck für das südlich vom Aequator sich auf dem Festlande ausdehnende Küstenland ohne bestimmte Grenze nach dem Innern zu haben wir nicht. Die schwarzen Küsten- stämme erkennen dem Namen nach den Sultan von Zanzibar als Ober- Herrn an, sind aber da, wo sie nicht unmittelbar am Meere wohnen, that- sächlich unabhängig. Die Insel liegt 20—30 engl. Meilen von der afrika^ nischen Küste und der Canal zwischen Insel und Festland hat für die größten Schiffe hinreichende Tiefe. Die Stadt Zanzibar (6° südl. Br.) bildet an der korallenumsäumten Küste der Insel einen weiten Bogen und hat den bequemsten und sichersten Hafen an der Ostküste von Afrika, welcher das Haupt-Emporium des aus- wältigen Handels dieser Küste zu werden verspricht. Sie ist neuern Ursprungs

6. Bd. 2 - S. 433

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
354. Die Gallas. 433 Anarchie, den freiwilligen Verfall seiner Religion und Sitte, den Selbst- mord. Der Abessinier fühlt, wie wir, nur roher und oft viel natürlicher und freimüthiger. Eben so wenig fehlt Muth und Frohsinn; man singt und tanzt die sternenhelle Nacht durch; Rhapsodien loben den Helden, den Löwentödter wie den Menschenbezwinger. Freud und Leid wird ausgesungen; das Lied begleitet die Arbeit, es bejubelt die Hochzeit. 354. Die Gallas. (Nach A. Katte, Reise in Abessinini.) Die Gallas, das merkwürdigste Volk Abessiniens, sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag, von einnehmender, interessanter Physiognomie, und weniger schwarz als die übrigen Abessinier. Die schönsten Sklaven, die nach Aegypten und Arabien aus Abessinien ausgeführt worden, sind Gallas. Sie werden auch in diefen Ländern, wegen ihrer körperlichen sowohl als geistigen Vorzüge, besser bezahlt als die übrigen Abessinier. Sie sind stark, gewandt, thätig, arbeitsam und ausdauernd in einmal angefangenen Unter- nehmungen. Treue und Mäßigkeit sind ihre hervorstechenden Tugenden; aus ihr gegebenes Wort soll man sich immer verlassen können. Dagegen sind sie rachsüchtig, und, wie alle auf einer Niedern Stufe der Civilisation stehen- den Völker, grausam gegen ihre Feinde. Bei ihren Kriegen und Streifzügen kommen ihnen ihre vortrefflichen Pferde, welche die steilsten Berge mit Leich- tigkeit hinaufgehen und mit bewundernswürdiger Sicherheit und Gewandtheit über breite und tiefe Felsschluchten und Abhänge hinwegsetzen, auf das beste zu Statten. Infanterie kennt man unter ihnen, wie in den meisten andern Provinzen, gar nicht, ja, ein Galla würde es für eine Schande halten, anders als zu Pferde in den Kampf zu ziehen. Ihre Waffen bestehen, wie die der Abessinier, in einem starkgekrümmten Säbel, der an der rechten Seite getragen wird, einer hellebardenartigen Lanze und einem Schild aus der Haut des Hippopotamus. Feuergewehre sind ihnen unbekannt. Bogen und Pfeil tragen sie nur sehr selten. Ihre Kleidung ist die einfachste von der Welt. Das Fell eines wilden Thieres über die Schulter gehängt, trotzen sie der Hitze und Kälte, die sie in hohem Grade ertragen können. Im Gefecht sind sie kühn und tapfer. Der Angriff geschieht mit Heftigkeit und großem Geschrei. Zuerst schleudert man die Lanze in die feindlichen Reihen, als? dann greift man mit dem Säbel in der Hand an. Gelingt der erste Angriff nicht, so fliehen sie, um aber gleich zu einem zweiten zurückzukehren. Ein großer Theil der Gallas sind Heiden, meistens Feuer- und Fetisch- Anbeter. Viele beten auch die Gestirne, Andere Thiers und Bäume an. Pütz, Vergl. Erd- und Völkerkunde. Ii. 2. Auflage. 28

7. Bd. 2 - S. 255

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
290. Siam und die Siamesen. 255 ihre Feigheit ist mit Grausamkeit gegen den Feind gepaart. Im Kriege machen sie Alles nieder oder führen die Gefangenen in Sclaverei. Unter den Siamesen selbst gibt es keine inneren Fehden, keine Selbstrache: jede Beleidigung zeigen sie bei der Obrigkeit an. Dieser Mangel blutiger Räch- gier ist nur Folge ihrer Charakterschwäche. Alle ihre Tugenden sind nega- tiver Art, wie die Mäßigung, Friedfertigkeit, Enthaltsamkeit, Gehorsam u. a. m. Die Hauptlehre des Buddhaismus, die der Seelenwanderung, mußte den größten Einfluß auf das Leben gewinnen, daher auch der ausgebildete Todten- Cultus der Siamesen und ihr Glaube an eine Art von Unsterblichkeit, an eine Vergeltung nach dem Tode. Die Guten kommen nach einer Anzahl von Transmigrationen in einen der 22 Himmel, wo sie Gautama und die Heiligen finden; die Bösen aber kommen an einen der 8 Höllenorte. Sie kennen kein höchstes, ewiges Wesen, keinen Schöpfer und Erhalter der Welt. Der Religions-Cultus ist ihnen nur Unterhaltung; den einzigen Ernst zeigen sie den Todten. Deren Behandlung ist nach dem Range sehr verschieden. Die Leichen der Aermsten werden ohne alles Eeremoniel in das Wasser ge- worsen, die Wohlhabenderen werden verbrannt, den Rest ihrer Gebeine bleicht man in den Feldern oder gibt sie den Raubthieren preis. Jede männliche Person muß einmal, wenn auch nur temporär, in den Priesterstand treten selbst der König muß auf 2 oder 3 Tage Talapoine sein, die er dann zum Almosensammeln verwendet. Die Minister müssen es einige Monate ftin, und es wird als eine Art spiritueller Firmung angesehen. Der Mann kann in den Priesterstand ein- und wieder austreten, wie und wann er will. Zur Einweihung gehören die Tonsur, die Absolution; die Talapoine leben zu 10 bis zu mehreren Hunderten beisammen in Klöstern, die einem der zahlreichen Tempel angehören. Sie sind nach 6 Rangordnungen getheilt und haben ihre vollständige Disciplin. Sie müssen ehelos leben, alle weltlichen Ge- schäste ganz unterlassen, so daß sie zum Nichtsthun verurtheilt sind, sich des Tödtens alles Lebendigen enthalten, sich der Meditation ergeben, Almosen einsammeln, Gebete, Hymnen, Predigten in den Capellen halten u. s. w. Ihnen muß Alles gehorchen; sie zahlen keine Abgabe; bei Weitem die meisten Talapoine kehren, nach einigen Monaten oder Jahren ihres Lebens im Orden, in das Weltleben und zur Ehe zurück. Der Haupttempel zu Bangkok, in dessen Centralgebäude ein Buddha- Koloß steht, füllt sich an Festtagen mit Volk aller Art, aus Siam, Cochin- china, Kambodja u. s. w., die, in fröhlicher Converfation begriffen, ihre Weihrauchkerzen anzünden, dabei selbst ihre Cigarre rauchen, ihre Opfer bringen, seidene und andere Stoffe, Schleier den Idolen anhängen, ihr Goldpapier ver- brennen, ein Liedchen auf einer Pfeife blasen u. a. m., und dann wieder abziehen. Die sanfte Buddha-Religion, deren Verbot des Blutvergießens im rohen mongolischen Norden allein schon Versittlichung herbeiführen konnte, hat hier

8. Bd. 2 - S. 288

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
288 Iii. Länder- und Völkerkunde, B. Asien. könnte, doch wenige Hindu-Gewissen durch dieselbe gebunden werden würden. Zu den besseren Eigenschaften der Hindus kann man Mäßigkeit, Geduld, Gelehrigkeit und selbst Fleiß zählen. Die Hindus unterscheiden 4 Hauptkasten: Brahminen, Kschatrijas, Vai^jas und Sudras, von welchen jede verschiedene Neben- oder Zweigkasten hat. Die Brahminen entsprangen dem Munde Brahma's — ein untrügliches Zeichen ihrer geheiligten, erlauchten Abkunft! Sie bilden die Priesterkaste. Die Kschatrijas gingen aus dem Arme, die Vai?jas aus den Schenkeln und die Sud ras aus den Füßen des Gottes hervor. Zu ersteren gehören König, Statthalter, Krieger: zu den Vaiyjas die Ackerbauer und die Handel- und Gewerbetreibenden, und zu den letzteren, den Sudras, alle noch niedri- geren Unterkasten, die Knechte der andern. Unter diesen 4 Kasten steht noch die zahlreiche Kaste der Parias, der „Auswurf der Menschheit, die Menschen der Schande und Erniedrigung" nach Hindubegrisfen, mit denen keiner der übrigen zu schaffen haben will, deren bloße Berührung schon einen Kastenbruch zur Folge hat. Brahma, der große Vater, der Herr der Geschöpfe, der „Schöpfer", wird als ein Mann mit 4 Köpfen und Armen, auf einem Schwane reitend, dargestellt. In einer Hand hält er einen Theil der heiligen Gesetzbücher, in der andern ein Gefäß mit Wasser, die dritte ist schützend ausgehoben und die vierte gebend ausgestreckt. Wischnu wird als ein blauer Mann, auf einem Fische reitend, dargestellt. Er hält in seinen 4 Händen eine Keule, eine Muschel, ein Schwert und eine Wasserlilie. Er wird als der „Erhalter" des Weltalls verehrt. Shiwa, der „Zerstörer" der Menschheit, erscheint als ein silberfarbiger Mann mit 5 Köpfen und 8 Händen. Er hat ein drittes viereckiges Auge auf der Stirn, Schlangen in den Ohren und ein Halsband von Schädeln. Am Ende jeder der 4 Aoogas ertränkt er die Erde und gestaltet sie von Neuem, weßhalb er auch „Wiedergestalter, Wiedererzeuger" genannt wird. Diese drei haben 330 Millionen anderer Gottheiten erzeugt, von. welchen viele in kaum geringerer Verehrung stehen als die Schöpfer selbst. 303. Kalkutta. (Nach E. von Sydow, Reise des Prinzen Waldemar von Preußen nach Indien, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Kalkutta (d. i. die Wohnung der Göttin Kali^ erstreckt sich I'/- Meile an dem linken Ufer des Hugly, eines Armes des Ganges (f. S. 284), da, wo noch im I. 1717 nur zwei Dörfer zwischen Sümpfen und Wäldern standen. Gegenwärtig wird von Kalkutta aus fast ganz Indien und überdies die öst-
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 4
4 3
5 3
6 2
7 2
8 1
9 9
10 4
11 7
12 0
13 1
14 3
15 0
16 4
17 2
18 2
19 2
20 0
21 0
22 8
23 0
24 2
25 1
26 0
27 0
28 2
29 1
30 0
31 0
32 1
33 0
34 1
35 0
36 2
37 15
38 2
39 3
40 3
41 5
42 0
43 0
44 1
45 9
46 0
47 0
48 1
49 4

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 3
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 1
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 1
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 2
76 0
77 0
78 2
79 0
80 0
81 0
82 3
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 0
92 5
93 0
94 0
95 7
96 0
97 1
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 1
2 1
3 0
4 0
5 2
6 13
7 3
8 0
9 0
10 0
11 5
12 2
13 2
14 3
15 0
16 0
17 0
18 0
19 2
20 9
21 0
22 0
23 0
24 3
25 1
26 0
27 1
28 2
29 12
30 0
31 5
32 7
33 5
34 5
35 0
36 1
37 0
38 0
39 4
40 1
41 1
42 1
43 11
44 0
45 10
46 3
47 4
48 6
49 0
50 3
51 0
52 8
53 4
54 9
55 0
56 0
57 0
58 0
59 8
60 1
61 0
62 2
63 0
64 2
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 3
72 0
73 0
74 3
75 2
76 3
77 0
78 2
79 0
80 1
81 19
82 2
83 15
84 2
85 3
86 16
87 17
88 3
89 7
90 2
91 4
92 0
93 0
94 0
95 4
96 1
97 1
98 0
99 0
100 1
101 1
102 0
103 5
104 25
105 1
106 3
107 5
108 13
109 41
110 1
111 1
112 2
113 6
114 5
115 3
116 0
117 0
118 0
119 6
120 0
121 2
122 1
123 14
124 4
125 4
126 11
127 151
128 1
129 5
130 0
131 4
132 0
133 18
134 36
135 0
136 33
137 3
138 17
139 2
140 0
141 0
142 12
143 2
144 1
145 5
146 3
147 1
148 1
149 5
150 0
151 0
152 31
153 22
154 6
155 2
156 1
157 0
158 0
159 126
160 9
161 0
162 0
163 0
164 0
165 3
166 24
167 1
168 4
169 1
170 0
171 0
172 1
173 40
174 0
175 61
176 1
177 23
178 5
179 4
180 2
181 0
182 4
183 23
184 15
185 19
186 9
187 8
188 16
189 7
190 0
191 0
192 8
193 27
194 2
195 7
196 3
197 1
198 0
199 1