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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 60

1822 - Berlin : Reimer
öö Erzählungen. Denn noch kämpften all' Auf der Leichen Wall, Wild mit der Verzweiflung letzten Wuth. Flüchtend drängten nach drs Tempels Hallen Die Besiegten nun im Wahn sich hin, Nimmer könne lstes Gebäude fallen, Denn Jehova wohne selbst darin. Doch kein heilger Ort Hält zurück den Mord Naubbegierger Krieger wilden Sinn. - Uno so sank, ein unerhört Exempel, In der ungeheuren Flamme Brand Der erhabne, gottgeweihte Tempel, Der ein ganz Jahrhundert stand. Aber nun zurück Wendet still den Blick, Und erkennt, wo waltet Gottes Hand. Sieh, ein Krieger, mord-und racheschnauvend Naht der Wohnung einer Gläubigen, Welche Jesum einst bewirthet, glaubend An die Sendung dieses Göttlichen. „Flieh zum Tempel, flieh! Fleht ihr Mann, die Kniee Ihr umfassend, eilig laß uns gehn!" Doch sie nimmt an ihre Brust den Säugling-.- „Fliehe! Gott ist dort, und Gott ist hier; Geh zum Tempel dann, du bist ein Weichling! Gottes Hand allein ist über mir!" Sprichts, und bleibt zurück, Und mit Wuth im Blick Tritt der Krieger ein und naht sich ihr. „Hier, Soldat, ist mefne Brust! ich siehe Nicht mm Schonung," ruft sie. Doch es streckt Schnell das Kind die Händchen in die Höhe, Und umfchmiegcnd hält es sie bedeckt. Da umfließt ein Glanz Kind und Mutter ganz, Und der Mörder steht zurückgeschreckt.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 258

1822 - Berlin : Reimer
253 Poetische Lesestücke. Auf zum Aether wogt des Staubes Wallen, Dunkelt Phöbus Licht zur Purpurgluht, Leichen färbt das Schwerdt, und Männer fallen Hochgeröthet von der Feinde Blut. Sieh da murmelt's leise durch die Reihen: Kassius der Freiheitskämpfer siel, Brutus hört's, und „so dem Tod sich weihen Freunde! — ruft er — ist das schönste Ziel. Hoch steht Sol im heitern Himmels - Raume, Und noch schwankt der mühevolle Streit; Naht der Gott dem kühlen Fluthenschaume, Sey durch uns das Vaterland befreit" Spricht's, und schnell die Vsderreih'n durchschrei- tend Flammt sein Schwerdt, ein Leitstern seiner Schaar; Tod und Wunden rings im Kampf verbreitend, Trotzt er kühn der dräuenden Gefahr. Aber fest stehen Cäsars Legionen, Der Gefallne nur verlaßt'den Stand, Und Bellona schüttelt der Gorgonen Schlangenhaar mit blutgenetzter Hand. Aber trauernd- im verhüllten Glanze Naht der ewig jugendliche Gott, Bald sich, mit gesenktem Strahlenkränze, Thetis lieblich kühler Wellengrotte; Und noch immer währt der Feldschlacht Toben- Und noch immer wià Gradivus Speer Seine Diener, Wuth und Grau'n von oben Auf die unbezwung'nen Krieger her. „Da erzittert plötzlich Tellus Runde, Und, versammelt auf Pangäus Höhn, Gibt den Göttern Jupiter die Kunde: „Roma's alte Freiheit soll vergehn^ „Tugend nur und Kraft kann frei sich leiten,: „Doch der Schwächling ist geborner Knecht, „Und der Schande laftervoller Zeiten „Weiht sich das entartete Geschlecht." Drum

3. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 314

1822 - Berlin : Reimer
3î4 Poetische Lcsestücke. Mit Freuden, was er hat, in deine Hände legen? „Ihr Wille mag es sein. Was hilft ihr Wille mir?" Er soll dir helfen. Geh! zwei Jahre ged' ich dir. Nur daß, wofern du nicht die Summe findest, Du dich zur Wiederkehr in meine Macht verbindest. Der Ritter dankt ihm, legt das Ehrenwort In seine Hand, und eilet fort. Noch winkt ihm Saladin, und führt ihn auf die Seite: „Befriedige zuvor noch eine Neubegier, „Die mich schon lange sticht, und sage mir, „Was seid ihr Ritter eigentlich für Leute? „Mich reizen Großmuth, Tapferkeit „Am Feinde selbst. Durch welchen Eid, „Durch welchen Spruch, durch welch' Geheimniß seih „In beiden ihr so groß geworden? „Auch mich verlangt nach eurem Orden." — Zwar keiner wäre würdiger, als du, Erwiedert Toron, dieser Ehre, Wenn Großmuth nur des Ordens Regel wäre.' Allein so fest verknüpft ist sie mit unsrer Lehre, So wenig läßt sie Üngetaufte zu, Daß sie sogar dem heil'gen Priesterorden, Dem Muster alles Guten, gleich geworden. Willst du ein Ritter seyn, so sei zuvor ein Christ. Sal. Vergißt du, wer ich bin, und wo du bist? Tor. Isis meine Schuld, wenn dein Begehren Unmöglich ist? Kann ich dem Ungetreu'n Das Bad, der Tauft Bild, gewähren? Durch Wackenstreich, durch Scheitelscheren Ihn firmen, ihn zum Priester weih'n? Wie kann er beichten, Messe hören, Und mit dem Kreuz bezeichnet sein? Sal. Was? nicht an mystischen Gebräuchen, An Heldenmuth erkenn' ich euch. 1 Die Lehren trennen sich, die Tugend ist sich gleich. Von der gewähre mir die Zeichen, Den Pfaffenkram, den laß' ich euch. Der Ritter fühlt sich in der Enge. Was nützte hier Hartnäckigkeit? ■

4. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

5. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 71

1830 - Berlin : Reimer
71 Kehren wir aus dem baltischen Meere zurück nach der Nordsee und gehen vom Eingänge des Skagcrracks gerade gegen Süden, so treffen wir an der Nordküste des Vestlandcs, d. i. also an der südlichen Seite der Nordsee D. den Dollart, unter 53^° N. Breite und 24^o £. Länge; cs ist ein Golf von geringer Erstrek- kung, der durch eine weite Oeffnung mit der Nordsee irr Verbindung steht und mehr eine breite Flußmündung als ein Mccrestheil ist. — Westlich vom Dollart, un- gefähr 20 Meilen entfernt, trifft man E. die Zuyder Zee (sprich Saüder Sec, d. h. südliche See), ein Busen, der in der Richtung von N. nach S. 2o Meilen lang ist und in seiner größ- ten Breite Io-Meilen zahlt. Gegen N. wird er von einer Inselrcihe begranzt, die sich längs dem Vestlaude bis in die Gegend der Dollart-Oeffnung erstreckt. So reich an Gliedern die Nordsee auf ihrer Ost- seite ist, so arm darau ist ihre Westseite, da, wo sie von der Insel Großbritannien bcgränzt wird. Hier bemerken wir nur das Peut land Frith (d. h. Meerenge), welches unter etwa 58j° N. Br. gelegen die nordwärts gelegene Gruppe der Orkney Inseln von Großbritannien trennt. Auf der Ostküste der zuletzt ge- nannten großen Insel bildet die Nordsee vier Buchten, die von N. nach S. gezählt folgendermaßen heißen: Murray Bai, Bai von Forth, das Wash (d. h. Sumpf, Pfütze) und die Themse Bucht. In ihrem südwestlichsten Winkel steht die Nordsee durch eine Meerenge, Pas de Calais oder Straße von Dover- genannt, mit einem zweiten Gliede des atlantischen Oceans in Verbindung, mit 2) dem Kanäle., Seine Länge beträgt 75 Meilen in der Richtung von No. nach Sw. D>,e Breite ist sehr- abwechselnd; am geringsten ist sie im Pas de Calais selbst, wo sie nur 21 tausend Fuß beträgt, dann aber nimmt sie schnell zu bis auf 22 Meilen, um abermals abzunehmen bis auf 11 Meilen, was zwischen dem Kap de la Hague, auf der Küste des europäischen Vestlandcs gelegen, und dem 'an der großbritannischen Küste liegenden Portlandspitze Statt v

6. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 230

1830 - Berlin : Reimer
— 230 — §. 148. O k « Ströme des Orients der alten Welt im Gebiete des indischen Meeres. I. Zum persischen Meerbusen. 1. Der Euphrat entspringt in der Nachbarschaft der Kur, und Arasquellen, nördlich vom Wan See, laüft west, lich, dann südlich längs der Ostgränze von Klcinasia, dann südöstlich zum Golf, den er in einem Delta an seinem Nordrande erreicht. Es vereinigt sich mit dem Euphrat der Tigris, der seine Quellen südlich von dem obern West- laufe des Hauptstromes ab, mit dem er meist parallel laüft. Der vereinigte Strom heißt Shat, el-Arab./ Zusatz. Das arabische Halbinselland hat trotz seiner Größe keine Strombildung auszuweisen; auf seiner Ostküste ist der einzige tief einsetzende Wasserlauf der Fluß el Ahsa. Ii. Zum persisch-arabischen Meere. 2. Der Indus oder Sind hat seine Mündung in einem Delta, nördlich vom Golf von Cutsh; die Quelle liegt nordöstlich von jener tief im Innern des Vestlandes. Sein' Lauf ist zuerst Nw., dann in einem Bogen gegen W. gekrümmt, nach Sw. übergehend bis zum Delta. Die Normaldirektion des ganzen Stromgebiets ist Sw. Erlaüterung. Nebenflüsse, — rechts, im Oberlaufe: der Kabul von W. her; — links, im Mittelläufe: vier Ströme, darunter der östlichste Serlêdj (Satadru) heißt; kommt aus dem See Rawana Hrada (oder Langga), welcher der Quelle des Hauptstroms benachbart ist; südöstlich von diesem See ein anderer ohne Abfluß Manas-Sarowar oder Ma phang Dalai genannt. Der Setledj (oder Sutuledsch) fließt zuerst Nw. dann Sw. Das Dreieck, welches durch seine und des In- dus Lauf gebildet wird, heißt Pandjab d. i. Fünfstromland. 3. Der Nerbuddah, Mündung im Golf von Cam- bay; Stromlauf von 0. nach W. an der Nordgränze der vorderindischen Halbipsel. 4. Der Tapty, südlich vom vorigen, in derselben Normaldirektion. — Südwärts von diesem schickt die Halb- insel keinen Strom mehr ins arabisch-persische Meer. Iii. Zum Bengal, Meerbusen. 5. Aus der vorderindischen Halbinsel, in östlichem Laufe, der Kistnah und der Godavery.

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 11

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
4. Die mosaische Gesetzgebung. 11 und dadurch dessen Segen auf die Erde herabzulocken; empfing er nun den gewünschten Segen, so brachte er wieder einen Theil desselben als Dank dem göttlichen Geber dar. So zerfallen die Opfer in Bitt- und Dank-opfer; zu ersteren gehören auch die Sühn-und Schuldopfer, welche so unterschieden werden, daß Sühnopfer die ganze Gemeinde, Schuld- oder Bußopfer den Einzelnen betreffen. Eines der frühesten Opfer nicht nur bei dm Israeliten, sondern auch bei anderen Völkern des Alterthums war die Darbringung von Speisen auf einem prachtvollen, am heiligen Orte aufgestellten Tische. So hatte sich in Israel aus uralter Zeit die Sitte erhalten, jeden Sabbath 12 ungesäuerte Brode auf einem mit Gold überzogenen Tische beim Heiligthum darzubringen. Wie beim menschlichen Mahle der Genuß von Brod, Wein und Fleisch verbunden war, so kannte man seit alten Zeiten neben dem Getreide-Opfer (entweder als feines Mehl oder als Speise - Brod, Kuchen — zubereitet) auch Schlachtopfer und Trankopfer. Das Schlachtopfer war verbunden mit dem Verbrennen der Thierstücke, weil man in dem Auflodern der Opferflamme erst recht zu erkennen glaubte, daß das Dargebrachte zum Himmel aufgegangen und von der Gottheit aufgenommen worden sei. Nur zahme Hausthiere galten als besonderes Eigenthum des Menschen und von diesen waren wieder die unreinen ausgeschlossen; ursprünglich galt das Rind als das zum Opfer geeignetste Thier, Schafe, Ziegen und Tauben als geringere Gaben. Die Hingabe eines fehlerhaften oder schon durch Arbeit geschwächten und gleichsam entweihten Thieres konnte nicht als ein Opfer angesehen werden. Die Erstgeburt und das männliche Thier wurden als vorzüglicher betrachtet, ohne jedoch die übrigen vom Opfer auszuschließen. Das Trankopfer wurde nicht auf den Altar selbst, sondern auf den Boden ausgegossen. Zum feierlichen Opfer gehörte auch das Anzünden von Weihrauch oder anderem kostbaren Räucherwerk, theils weil dies überhaupt zum reichlichen Mahle gehörte, theils um den Übeln Geruch beim Verbrennen der Thierstücke zu beseitigen. Ohne Zweifel wurde das feierliche Opfer auch von Reden, Gebeten und Gesängen (Psalmen) begleitet. Verwandt mit den Opfern ist die Darbringung von Weihgeschenken, die schon das Bestehen einer ausgebildeten Priesterschaft voraussetzen, die solche Gaben in Empfang nehmen und im Sinne des Stifters verwenden kann. Einige Arten dieser Weihgeschenke (z. B. die Erstlinge aller Art, die Zehnten) kehrten so häufig wieder, daß sie allmählich zu feststehenden Abgaben wurden. — Ferner gab es Opfer, welche der Mensch seinem eigenen Leibe und seiner physischen Lust auferlegte. Dahin gehört zunächst das Fasten, zu dem sich ein Einzelner für eine bestimmte Zeit verpflichtete oder welches allgemein von der ganzen Gemeinde beobachtet wurde, wie bei dem großen Versöhnungsfeste im 7. Monat; aber auch außerordentlicher Weise wurde das Fasten öffentlich angeordnet, namentlich bei großen Unfällen, welche die gefammte Nation trafen. Dasjenige Opfer, welches von allen

8. Die Geschichte des Alterthums - S. 19

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
6. David. 19 Israels Volk nicht verfallen sein werde der furchtbaren Willkür jenes orientalischen Despotismus, der stets Leben und Ehre der Unterthanen seiner Lust und Laune ungestraft opfern zu dürfen glaubte. Als kriegerischer Held erhob David die Macht und den Glanz des Reiches ungemein. Er besiegte die Jebusiter, Moabiter, Ammoniter, Jdumäer, Amalekiter, den König von Damaskus, und machte sie zinsbar, so daß er seine Gränzen bis zum Euphrat und bis zum rothen Meere erweiterte. Diese Kriege konnten nicht mehr auf die alte Weise, durch das Aufgebot einzelner Stämme oder auch der ganzen Nation in Masse, geführt werden, sie erforderten ein stehendes Heer. Saul hatte den ersten Grund dazu gelegt, der eigentliche Schöpfer desselben wurde David. Auch erhielt das Reich jetzt erst eine Hauptstadt. Zur solchen erkor David Jerusalem, welches er mit der Burg Zion den Jebusitern abgenommen hatte. Er wollte damit nicht bloß einen Mittelpunkt für die Herrschaft bilden, sondern auch für den Gottesdienst, da bis jetzt die in den mosaischen Gesetzen so sehr eingeschärfte Einheit desselben noch wenig oder gar nicht vorhanden gewesen war. Darum führte er die heilige Bundeslade mit großer Feierlichkeit nach der neuen Hauptstadt, und gab zugleich den Verhältnissen und Geschäften der Priester und Leviten eine festere Einrichtung. Einen Theil der Leviten bestimmte er zur Verherrlichung des Gottesdienstes mit Gesang und Tonspiel. In dieser Doppelkunst ging er selbst mit seinem Beispiel voran, sie bildet das dritte Element seiner Wirksamkeit. Die größte Trübsal erwuchs dem alternden Könige aus seinem eigenen Hause, in dem die schlimmen Folgen nicht ausblieben, welche die Vielweiberei bis auf den heutigen Tag über den Orient bringt, Zwietracht der Söhne verschiedener Frauen unter einander und ihre Entfremdung vom Vater-Absalon, ein Sohn David's von ausgezeichneter Körperschönheit, pflanzte offen die Fahne der Empörung auf und fand so zahlreichen Anhang, daß David Jerusalem gegen ihn nicht behaupten zu können glaubte, sondern mit seiner Leibwache und einer andern Schaar von Getreuen die Stadt verließ, mehr über die Entartung des noch immer geliebten Sohnes trauernd, als über den drohenden Verlust der Herrschaft bekümmert. Als Absalon mit dem Heere seines Vaters zusammenstieß, erlitt er eine gänzliche Niederlage, und da er selbst das Mißgeschick hatte, fliehend mit seinen schönen langen Haaren in den Zweigen einer Terebinthe hängen zu bleiben, wurde er von dem herbeieilenden Joab erstochen. Bei dieser Nachricht brach der Vater in lautes Wehklagen aus; so groß war noch immer die Liebe zu dem aufrührerischen Sohne in seinem Herzen, daß er sich der wiedererlangten Herrschaft kaum freuen konnte. David ist ohne Zweifel der geistigste Mensch, welchen das alte Israel hervorgebracht hat. Durch das Leben in der Einsamkeit der Steppe, bei der Herde, war er frühzeitig auf sich und feinen Gott angewiesen; und so bildeten 2*

9. Die Geschichte des Alterthums - S. 57

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
19. Der Brahmanismus und der Buddhismus. 57 Wie verschieden sind die Griechen in ihrer pelasgischen Urzeit, in der Blüte der homerischen Mythologie und in dem späteren philosophischen Zeitalter, und doch war es derselbe Lebensgeist, der sie beseelte. Solche Veränderungen sind denn auch in den Religionslehren der Hindus nachzuweisen. Allein auch abgesehen von ihnen, ist der Geist dieser Lehren ein weniger bestimmter, vielgestaltiger und deßhalb schwerer zu fassen. In den ältesten Schriften, den Vedas, liegt ein Naturdienst vor, die Verehrung der Sonne. Daraus entwickelt sich eine Art Monotheismus, eine Schöpfungslehre, in welcher das Hervorgehen aller Dinge aus Einem erkannt wird. Aber es ist dies nicht ein persönlicher Gott, sondern Brahman, das ungeschaffene All, geschlechtlos, unbestimmt. Der sinnliche Mensch begreift die Persönlichkeit nur da, wo er Handlung zu sehen glaubt; der tiefste Grund der Dinge geht ihn weniger an, als das, was auf seine Schicksale Einfluß hat. Dieses höchste Wesen war daher mehr der Gegenstand philosophischtheologischer Betrachtung als der Volksreligion, ihm wurden keine Tempel gebaut, es blieb im Dunkel wie das Fatum der Griechen. Zwei andere Hauptgötter, zwar nur Ausflüsse der höchsten Gottheit, aber wirksamer und dem Menschen näher stehend, wurden daher die Idole ihrer Tempel. Der eine, Siva, d. i. der Verehrte, stellte die Naturkraft dar, den Wechsel der Dinge; er ist der Erzeugende aber auch der Zerstörer, der Gott, vor welchem die sinnliche Natur des Menschen ihr Knie beugt, der Gott der Furcht. Sein Symbol ist das Feuer. Neben ihm steht Vischnu, der Durchdringer, dessen Symbol das Wasser ist, die erhaltende Kraft; in immer neuen Gestalten kommt er auf die Erde herab und wird daher unter dem Namen verschiedener Gottheiten, besonders auch als Rama und Krischna, angebetet. Diese beiden Götter stehen fast in einem Gegensatze, als böses und gutes Princip. Der Sivadienst ist es besonders, der jenen schauerlichen Aberglauben der Selbst-quälerei und Selbstvernichtung herbeiführt, während der Cultus des Vischnu überall mildere Sinnesweise begünstigt. Diese drei Hauptgötter, Brahma, Siva und Vischnu, werden auch wohl als Dreieinigkeit, in dreiköpfiger Gestalt vereint gedacht. An sie schließt sich eine große Zahl unterer Götter an, von denen Indra, der Herrscher des Firmaments, die bedeutendste Gestalt ist. Aber auch die heiligen Ströme sind hochverehrte Götter, die Leidenschaften sind personisicirt, und die Menschen können sich durch Weisheit, Frömmigkeit und beharrliche Duldung in dieses Pantheon aufschwingen. Sogar die Thiere haben ihre Repräsentanten unter den Himmlischen, der Affe Hanumann ist der Wassengenosse des Gottes Rama, die Könige der Löwen und Adler sind von mythologischer Bedeutung, und andere Thiere mindestens Symbole und göttlicher Verehrung theilhaftig. Endlich fehlt es denn auch nicht an Dämonen, / Rakfchas, welche zwar verhaßt und von den Göttern bekämpft, aber dennoch von übermenschlicher Macht sind. So ist also ein überreich besetzter Olymp vorhanden, der, wie es in polytheistischen Religionen nicht

10. Die Geschichte des Alterthums - S. 10

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
10 I. Die Israeliten. scheint die Herbst-Wallfahrt sich im Gebrauch erhalten zu haben. Neben ihrer ursprünglichen natürlichen Bedeutung ward diesen drei Hauptfesten auch eine geschichtliche beigelegt und so die Offenbarung Gottes in der Natur mit der rtn der Geschichte aufs engste verknüpft. So galt das Paschafest als Andenken an die Befreiung aus der aegyptischen Sclaverei, und die damit verbundene Darbringung der Erstlinge bezog man auf die Verschonung der israelitischen Erstgeburt durch den Todesengel; so setzte man das Laubhüttenfest in Verbindung mit dem Leben unter Zelten und Laubhütten während des Zuges durch die Wüste, und zuletzt erhielt auch das Pfingstfest eine sehr lose Verbindung mit der Gesetzgebung am Sinai, weil diese in den dritten Monat gefallen sei. Wie in jeder Woche der Sabbath, so sollte auch das siebente Jahr jedesmal eine Zeit der Riche für den Boden des ganzen Landes und somit auch für die ackerbauende Bevölkerung sein. Ein solches Brachjahr oder Sabbath-Jahr war für den Acker Vortheilhaft und um so eher ausführbar, als bei der großen Fruchtbarkeit des Landes der Ertrag in den gewöhnlichen Jahren das Bedürfniß seiner Bewohner überstieg. Dürftigen aber, die sich bis dahin nichts hatten ersparen können, stand es frei, die von selbst wachsenden Früchte aller Art von den Brachfeldern zu sammeln. ' Alle anderen Beschäftigungen außer Pflügen, Säen und Aernten waren in diesem Jahre erlaubt. War der Kreislauf von 7 Sabbath-Jahren vollendet, so sollte das daraus folgende 50. Jahr dazu dienen, die ursprüngliche Gleichmäßigkeit des Besitzes herzustellen, und dadurch den unverhältnißmäßigen Reichthum Weniger neben der Armuth der großen Menge zu verhüten, eine Einrichtung, die auch andere Gesetzgeber, wie z. B. Lykurg, für das ruhige Fortbestehen des Staates als nothwendig erachtet haben. Dieses Jahr hieß das Jubeljahr, denn der Ansang desselben (im Herbste, nach Vollendung aller Arten von Aernte), dem gewiß Viele mit Sehnsucht entgegen harrten, verbreitete allgemeine, laute Freude über das ganze Land und wurde durch die Posaunen der Priester verkündet. Mit diesem Jahre sollten alle menschlichen Verträge über Leib und Gut erloschen sein, daher alle einheimischen Sclaven freigelassen, alle verkauften oder verpfändeten Aecker nebst den zur Ackerwirthschaft gehörigen Häusern an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden. Daraus folgte, daß man durch Kauf nicht den Boden, sondern nur die Nutznießung bis zum nächsten Jubeljahr erwarb; der Preis und also auch die Einlösungssumme eines Ackers oder Sclaven war daher um so geringer, je näher das nächste Jubeljahr bevorstand. Die religiösen Handlungen bestanden: 1) in Gebet, wofür es ursprünglich keine feststehenden Formeln gab, 2) dem Eid mit Anrufung des Namens Gottes und mit zum Himmel emporgehobener Rechten, 3) dem Gelübde, einem unter feierlicher Anrufung Gottes gegebenen Versprechen einer Leistung, 4) dem Opfer ober der Hingabe eines irbifchen Besitzes; der Mensch verzichtete auf den eigenen Genuß, um ihn einem Hohem zu bereiten
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