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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Der Deutsche Kinderfreund - S. 130

1888 - Berlin : Reimer
128 Vi. Von dem Menschen. bracht hat! Man betrachte nur die prächtigen Gebäude, die großen Schiffe, den Weberstuhl, die Mühlen u. dergl. m. Ohne Verstand wüsste der Mensch Nichts vom Akkerbau, von Hand- werken, Künsten, und andern nützlichen Beschäfftigungem Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche Gott dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns dieser Vor- züge freuen, und Gott dafür danken, indem wir sie weise und gewissenhaft gebrauchen, und sie zu erhalten suchen. 2. Der menschliche Körper. L^er Körper des Menschen, dieses bewundernswürdige und höchst kunstvolle Werkzeug der Seele, ist aus vielen flüssi- gen und festen Theilen zusammengesetzt, und alle diese fast unzählbaren Theile bilden eine Maschine, deren Bau wir nicht oft und aufmerksam genug betrachten können, weil sie uns vorzüglich die Macht und Weisheit des Schö- pfers kennen und verehreu lehrt. Knochen Die Grundstützen unseres Körpers sind die Knochen. Sie sind stark, fest und hart gebildet, damit sie das Flellck des Körpers unterstützen, und vor dem Zusammensinken be- wahren können. Vermittelst der Gelenke sind sie alle fest un- ter einander verbunden; die Gelenke aber sind mit Knor- peln versehen, damit sich die Knochen nicht an einander rei- den können. Jedes Gelenk ist mit starken Bändern ver- sehen, damit es nicht aus einander gehen kann, und aus klei- nen Bläschen (Drüsen) dringt beständig eine Fettigkeit in die Gelenke, damit sie geschmeidig bleiben. Alle durch Bän- der und Knorpel unter einander verbundene Knochen, deren man ungefähr 26-0 zählt, machen das Gerippe des mensch- lichen Körpers aus. Die Knochen haben theils eine röhren- förmige, theils eine platte oder breite Gestalt, und viele sind inwendig ganz hohl. Auch die 32 Zähne gehören zu den Knochen. Sie unterscheiden sich nur dadurch von den übri- gen, daß sie an ihrer Spitze (Krone) nicht mit einer zarten Haut, der Be in haut, bekleidet sind. Auch die innere Höh- lung der Knochen, welche daö Mark enthält, ist mit solch einem Häutchen belegt. — Das ganze Knochengebäude theilt man in den Kopf, den Rumpf, und die Glied- maßen. Der Schädel des Kopfes ist aus verschiedenen Theilen zusammengesetzt, ob er gleich größtentheils nur aus

3. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 6

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
6 Einleitung. Insel Sardinien zurückgezogen. In Folge seiner Abdankung führte sein Bruder Victor Emanuel (1802—1821) den Königstitel auf Sardinien. Dieser kehrte am 20. Mai 1814 nach Turin zurück und wurde sofort den seltsamsten Reactionären zur Beute: er erklärte die Gesetze von 1770 wieder für gültig, alle französischen, selbst rückwirkend, für ungültig, Bannrechte, Erstgeburtsrechte, Fideicommisse, namentlich aber alle privilegirten Gerichtsstände für wiederhergestellt. Nur die Vermehrung der Steuern und der Polizeigewalt wurde von dem Napoleonischen System beibehalten. Das neue Königreich Sardinien ward verstärkt durch das Gebiet der herrenlosen ehemaligen Republik Genua und durch die altpiemontesische (seit 1388) kleine Provinz Nizza, welche geographisch die Fortsetzung des genuesischen Uferlandes bildet, aber bei der schwachen Wassergrenze gegen Frankreich viermal in den Besitz der Franzosen gekommen ist. Die Lombardeinebstvenetien befand sich sichtlich in einem blühenden Zustande und im Fortschreiten, als in Folge der großen Umwälzung von 1813 und 1814 beide an Oesterreich zurückfielen, unter dem Namen eines lombardisch-v enetianischen Königreiches. Die österreichische Regierung leitete zwar die innere Verwaltung dieses Königreiches mit größerer Kraft und Thätigkeit, als jede andere Regierung Italiens; allein im Ganzen begünstigte sie mehr die Wiederherstellung des Alten, als die Beförderung und Aufrechthaltung des Neuen. Dieses System erzeugte eine stille Unzufriedenheit und Gährung in den Gemüthern, die bei der ersten günstigen Gelegenheit in einen offenen Aufstand auszubrechen drohte. Diejenigen Stücke Italiens, welche Oesterreich nicht sich selbst unmittelbar aneignen konnte, besetzte es mit Erzherzogen, die Souveraine hießen. Erzherzog Franz Iv., Erbe des als Herzog von Breisgau 1803 gestorbenen letzten Este, stellte sich in Modena ein, dem 1829 durch Erbschaft auch das Herzogthum Massa-Earara anheimfiel; in Parma trat kraft der Verträge mit Napoleon (April 1814) dessen Gemahlin, die Erzherzogin Marie Luise, in dem blühenden Alter von 25 Jahren die Regierung an. Lucca, welches kleine Ländchen Napoleon 1805 als eigenes Herzogthum an seine Schwester Elisa, Gemahlin von Felix Bacciocchi, geschenkt hatte, behielt auch jetzt bis zum Absterben der Exkaiserin Marie Luise in Parma seine eigene Herzogin, die Exkönigin von Etrurien, die Infantin Marie Luise. Die Häbsburg-Lothringische Linie kehrte in der Person des Erzherzogs Ferdinand Iii. ans ihrem Großherzogthum Würzburg nach Toscana zurück, wie der fromme Dulder Pius Vii. aus der Gefangenschaft nach seinem durch den Wiener Kongreß im Norden (durch die Po-Linie) zu Gunsten Oesterreichs etwas verkürzten Kirchenstaate. In Deutschland war der Rheinbund ausgelöst worden, und man erwartete die Wiederherstellung eines Deutschen Reiches, das, mächtig nach außen und frei im Innern, die ihm gebührende Stellung im

4. Der deutsche Kinderfreund - S. 145

1834 - Berlin Leipzig : Reimer Herbig
Vi, Von dem Menschen. 145 lang und dick sind, und an manchen Stellen ganz fehlen, wie z. B. an den Fußsohlen, an der inneren Fläche der Hand und an den Augenliedern. Lwe Haare entstehen aus Kür gelchen, welche in dem Zellgewebe und unter der Haut lie- gen und Wurzeln heißen. Kaum werdet ihr es glauben, lieben Kinder, daß jedes, auch das feinste Haar eine hohle, harte und elastische Röhre, und mit einem Saft angefüllt ist, bei dessen Vertrocknung das Haar abstirbt und ausfällt. Die Wurzeln führen dem Haar seine Nahrung zu, und daher kommt es, daß es nicht wieder wächst, wenn es mit der Wur- zel ausgerissen ist, wohl aber, wenn man es nur an der Wur- zel abgeschnitten hat. Aber wozu, werdet ihr fragen, nutzen denn die vielen Haare dem Menschen? Ihr Nutzen besteht hauptsächlich darin, daß sie eine zähe und fette Feuchtigkeit absondern, und daß sie die unter ihnen liegenden Theile be- dekken, erwärmen und beschützen. Dies erfahren diejenigen, welche die Kopfhaare größtentheils oder ganz verloren haben; sie Missen, um sich vor Schinerzen und Unannehmlichkeiten, welche daraus entstehen, zu schützen, allerlei künstliche Kopf- bedeckungen gebrauchen. Wir haben nun alle Theile unsers künstlich gebaueten Körpers, bis auf die Nägel, kennen gelernt. Merkt euch von diesen, daß die harren, glarten und unempfindlichen Platten an den Fingern und Zehen mit ihren Wurzeln be- festiget sind, daß sie diesen Gliedern eine größere Festigkeit geben, und dadurch den Menschen das Greifen, Anfassen, Gehen und Treten sehr erleichtern. Reinliche Kinder sorgen dafür, daß ihre Nagel gehörig beschnitten sind; denn lange Nägel sind ekelhaft. Vii. Gesundheitslehre. I. Gesundheit und Krankheit. Mir schmekt das Essen: ich fühle keine Schmerzen, ich kann meine Hände und Füße, meine Augen, Ohren und Nase gebrauchen, ich schlafe ruhig und kann Wind und Wetter er- tragen. Also bin ich gesund, und will mich meiner Gesund- heit freuen, will mich aber auch in Acht nehmen, daß ich nicht

5. Der deutsche Kinderfreund - S. 128

1851 - Berlin Leipzig : Weidmann Reimer
128 Vi. Von dem Menschen. bracht hat! Man betrachte nur die prächtigen Gebäude, die großen Schiffe, den Weberftuhl, die Mühlen u. dergl. m. Ohne Verstand wüsste der Mensch Nichts vom Akkerbau, von Hand- werken, Künsten, und andern nützlichen Beschäfftigungem Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche Gott dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns dieser Vor- züge freuen, und Gott dafür danken, indem wir sie weise und gewissenhaft gebrauchen, und sie zu erhalten suchen. 2. Der menschliche Körper. ^er Körper des Menschen, dieses bewundernswürdige und höchst kunstvolle Werkzeug der Seele, ist aus vielen flüssi- gen und festen Theilen zusammengesetzt, und alle diese fast unzählbaren Theile bilden eine Maschine, deren Bau wir nicht oft und aufmerksam genug betrachten können, weil sie uns vorzüglich die Macht und Weisheit des Schö- pfers kennen und verehren lehrt. Knochen. Die Grundstützen unseres Körpers sind die Knochen. Sie sind stark, fest und hart gebildet, damit sie das Fleisch des Körpers unterstützen, und vor dem Zusammensinken be- wahren können. Vermittelst der Gelenke sind sie alle fest un- ter einander verbunden; die Gelenke aber sind mit Knor- peln versehen, damit sich die Knochen nicht an einander rei- den können. Jedes Gelenk ist mit starken Bändern ver- sehen, damit es nicht aus einander gehen kann, und aus klei- nen Bläschen (Drüsen) dringt beständig eine Fettigkeit in die Gelenke, damit sie geschmeidig bleiben. Alle durch Bän- der und Knorpel unter einander verbundene Knochen, deren man ungefähr 260 zählt, machen das Gerippe des mensch- lichen Körpers aus. Die Knochen haben theils eine röhren- förmige, theils eine platte oder breite Gestalt, und viele sind inwendig ganz hohl. Auch die 32 Zähne gehören zu den Knochen. Sie unterscheiden sich nur dadurch von den übri- gen, daß sie an ihrer Spitze (Krone) nicht mit einer zarten Haut, der Beinhaut, bekleidet sind. Auch die innere Höh- lung der Knochen, welche das Mark enthält, ist mit siolch einem Häutchen belegt. — Das ganze Knochengebäude theilt man in den Kopf, den Rumpf, und die Glied- maßen. Der Schädel des Kopfes ist aus verschiedenen Theilen zusammengesetzt, ob er gleich größtentheils nur aus

6. Theil 3 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Münzersche Unruhen. 29 chen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufenen Mönche, der Münzern an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und nun wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die ehrlichen Bergleute im Mans-seldschen: „Nun ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welschland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300,000 stark, und wird der Haufe je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen Frankenhausen in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hausen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleiden mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzern auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit endigte, daß sie sich nur nicht fürchten sollten vor den Kugeln der Feinde; denn die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, stünde in der hintersten wieder lebendig auf. Ihm sehr zur gelegenen Zeit entstand gerade ein Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht! Dieser Bogen ist der Bürge unseres Sieges und des Untergangs unserer Feinde. Frisch angegriffen also!" — Aber noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und stellten Betrachtungen an über seinen Aermel. Da ließ er den armen Edelknaben in Stücke hauen, damit jeder Weg zum gütlichen Vergleiche abgeschnitten würde, und nun griffen alle zu den Sensen, Piken und andern Waffen und erwarteten die Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter jagten herbei, und wie Spreu waren die Bauern beim ersten Anlaufe auseinandergesprengt. Sie sahen sich nach Münzer und seinem Aermel um; aber bei dem ersten Kanonenschüsse hatte er die Flucht ergriffen und sich in Frankenhausen auf einem Heuboden versteckt. Die armen Bauern sahen nun ihre Verblendung ein, fielen nieder und baten um Gnade. Aber jetzt war es zu spät. Viele wurden niedergeritten, an 5000 erschlagen, und die Gefangenen nachmals enthauptet. Dasselbe

7. Theil 4 - S. 338

1880 - Stuttgart : Heitz
338 Neueste Geschichte. 3. Periode. ihnen zwei Schüsse aus solcher Nähe und in so schneller Folge, daß der König sofort ein starkes Dröhnen des Kopfes empfand und später nicht anzugeben wußte, ob ein oder zwei Schüsse gefallen wären. Gleichzeitig fühlte er einen brennenden Schmerz an der linken Seite des Halses, so daß er mit der linken Hand nach der schmerzenden Stelle griff. Der König drehte sich nach einem etwa drei Schritte hinter ihm stehenden Menschen um und erkannte den bereits vorher Gesehenen. Graf Flemming fragte denselben, ob er geschossen, und als er mit Ja! antwortete und hinzufügte, er habe auf den König geschossen, und dabei auf ein in das Gras geworfenes, abgeschossenes Doppel-Pistol zeigte, hielt der Graf ihn fest und brachte ihn mit Hülfe anderer dazu kommenden Personen zur Haft. Der König bat die Herren, dem Verbrecher nichts zu Leide zu thun, und wurde erst durch einen der Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, daß Rockkragen und Halsbinde beschädigt seien; worauf der König sich überzeugte, daß er durch die Kugel des Mörders getroffen, aber nur leicht verletzt worden sei. Er setzte hierauf allein seinen Weg gegen Lichtenthal fort, um der Königin zu begegnen, und kehrte nach der Vereinigung mit derselben langsamen Schrittes nach Baden zurück, wo die Wunde genauer untersucht ward. Es fand sich an der linken Seite des Halses eine rothbläulich aussehende Contusion von der Größe eines Thalers, etwa einen Zoll hoch aufgeschwollen und hart. Die Haut war nicht verletzt und Blut also nicht geflossen. Der Mörder war ein Student aus Leipzig, Oskar Becker, Sohn eines russischen Staatsraths, und seiner That sofort geständig. Er war mit dem bestimmten Vorsatze nach Baden gekommen, um den König zu ermorden und zwar, wie es in einem bei ihm gefundenen Schreiben hieß, deshalb, weil König Wilhelm „Deutschland nicht einigen werde". Von allen Seiten erhielt der König die Zeichen der lebhaftesten Theilnahme und der Freude über seine Erhaltung in so großer Gefahr. Becker war ohne Mitschuldige, ein kalter Fanatiker, welchen die verworrenen Zeittendenzen zu der That getrieben hatten. Der König selbst erklärte in einem an das Bürgermeister-Amt von Baden gerichteten Schreiben die That für „ein Zeichen der immer weiter um .sich greifenden Entsittlichung und Nichtachtung göttlicher und menschlicher Ordnung". Die großen Entschlüsse für die Erfüllung seines Amtes, beson-

8. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 413

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
64. Der spanische Erbfolgekrieg. 413 der Grenzen von Flandern und Brabant richteten, konnten sie nicht ver- hindern, daß die Festungen an der untern Maas und das ganze Kurfürstcnthum Köln in die Hände der Verbündeten fielen. B. Der Krieg in Deutschland. Während die Franzosen sich in Italien und den Niederlanden in der Defensive hielten, entschloß sich Ludwig, uin eine schnelle Entscheidung herbciznführcn, wenigstens an einer Seite zur Of- fensive. Dies war die deutsche. Im Mai 1703 ging Villars über den Rhein und vereinigte sich in Oberschwaben mit dem Kur- fürsten Maximilian Emanuel von Baiern, der den Krieg im Innern Deutschlands mit der Eroberung Ulms eröffnet hatte. Beide verab- redeten einen Angriff auf Tirol, aus welches Baiern Ansprüche machte und dessen Besitz in den Händen des befreundeten Kurfürsten auch den Franzosen erwünscht war, weil das südliche Tirol die Pforte bildete, durch welche das österreichische Heer in Italien eingedrungen war und seine Verstärkung erhielt. Vcndomc sollte daher von Italien aus dem Kurfürsten die Hand bieten, während Villars die obere und mittlere Donau behaupte. Bei der Verwirrung in den Gcgenanstalten der Tiroler konnte der Kurfürst ohne Widerstand das Innthal auf- wärts bis in die Hauptstadt des Landes Vordringen. Er erklärte, er sei nicht gekommen, um Tirol zu unterjochen, sondern um es besser zu regieren, als es bisher regiert worden sei, die Beamten leisteten ihm das Handgelübde der Treue, auf so lange er im Besitz der fürstlichen Grafschaft sein werde. In dem Volke aber lebte eine angestammte Hingebung für seine gefürsteten Grafen aus dem Hause Oesterreich, ein nachbarlicher Haß, ebenfalls von den Vorfahren ererbt, gegen die Baiern. Daß der Kur- fürst jetzt nicht allein das Land in Besitz nahm, sondern auch Kriegs- contributioncn von sehr beträchtlichem Betrage ansschrieb, ganz im Wi- derspruch mit seiner persönlichen leutseligen Haltung, gab diesen beiden Gefühlen Nahrung. Dazu kam aber noch ein anderes: ein lange in der Stille angesammeltcr Widerwille gegen die Organe der Regierung ward durch den Verdacht, daß diese wohl gar des Vcrraths schuldig seien, zum Ingrimm gesteigert; mit der Treue gegen den Landesherrn mischte sich der Aufruhr gegen seine Beamten; dieser und ihrer hem- menden Führung entledigt, stellten sich dann die siegreichen Volkshaufen, mit der Natur ihres Landes wie früher und später im Bunde, dem vordringendcu Feinde auf eigene Hand entgegen. Im hohen Gebirge, wo die schmale Straße sich durch die Schluchten windet, lauerten sie hinter dem Gebüsch, das die Wände deckt; wenn die Baiern hcranzo- gen, stürzten von allen Höhen zugleich Steine und Felsstücke auf sie nieder; sahen sie sich genöthigt, umznkehreu, so fanden sie die Pässe und Brücken in ihrem Rücken bereits verlegt; wer da nicht umkam, wurde gefangen. Im Kampfe mit den Scharfschützen, die sich wohl rühmten, auf fünfhundert Schritte zu treffen, scheiterten die Angriffe

9. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 415

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
64. Der spanische Erbfolgekrieg. 415 aber auf den Wunsch des altern Markgrafen ohne Sträuben bereit, sich mit der glanzlosern Aufgabe zu begnügen, und eilte ohne Murren an den Rhein; denn ein jeder, sagte er, muß einzig und allein das ge- meine Wohl im Auge haben. Der Uebermacht der beiden Andern ge- lang es, am 2. Juli die baierische Schaar des Grafen Arco, welche den Uebergang bei Donauwörth in den Verschanzungen des Schellen- berges deckte, nach wildem, heldenmnthigen Widerstande zu über- wältigen, die Donau zu passiren, Max und Marsin zum Rückzug nach Augsburg zu nöthigen. Indessen halte Tallard den Befehl erhalten, um jeden Preis dem Kurfürsten Hülfe zu bringen; Eugen war nicht im Stande, ihm den Weg zu verlegen, zog aber parallel mit ihm ebenfalls ostwärts nach Baiern, wo sich also von allen Seiten her die Kräfte zum Entschei- dungskampfe sammelten. Am 3. August traf Tallard bei dem Kur- fürsten in Augsburg, Eugen aber an der Donau in Höchstädt ein. Es war die höchste Zeit, denn auch der Kurfürst wollte nach Tallard's Eintreffen nicht feiern, sondern war in vollem Anzug gegen Eugcn's Lager, um dieses wo möglich vereinzelt zu schlagen. So kam es am 15. August zu der Schlacht bei Höchstädt oder Blindheim. Die Baiern und Franzosen zählten 56,000. Eugen und Marlborough etwas über 52,000 Mann. Dicht am Flusse stand Marlborough dem Mar- schall Tallard, weiter im Lande Eugen dem Kurfürsten und Marsin gegenüber, zwischen ihnen bildete auf beiden Seiten eine große Reiter- masse das Centrum. Eugen war nicht im Stande, die von dem Kur- fürsten energisch geführten baierischen Regimenter zu brechen, im Ge- gentheil war es nur die Festigkeit der von dem Dcssauer Leopold treff- lich disciplinirten preußischen Infanterie, welche hier den furchtbar mör- derischen Kampf im Gleichgewichte hielt, bis endlich im Centrum Marl- borough durch einen mächtigen Gesammtsturm die französische Reiterei völlig zersprengte, darauf linkshin einschwenkend, Tallard's Fußvolk in Blindheim umzingelte und die ganze wirre Masse zur Ergebung nöthigte. Darauf blieb auch dem Kurfürsten nur der Rückzug übrig, der mit unerschütterlicher Ordnung und Ruhe ausgeführt wurde. Die Sieger- Halten ihren Triumph mit 11,000 Todten und Verwundten bezahlt; die Geschlagenen büßten 14,000 Todte, 13,000 Gefangene, unter denen Marschall Tallard selbst, und 164 Geschütze ein. Das französische Heer war vernichtet, der Kürfürst aus seinem Lande verdrängt, Baiern in der Hand der großen Allianz. Von dem Höchstädter Schlachtselde hinweg ging der Zug der siegenden Heere an den Rhein und über den Rhein, wo noch in demselben Jahre Landau und Trier dem Feinde ent- rissen wurden. Kaiser Leopold erlebte noch die Unterwerfung Baicrns, die Vertrei- bung der Franzosen vom deutschen Boden; bald nachher, 5. Mai 1705, starb er nach beinahe 50jähriger Regierung. Es folgte ihm, in Oester- reich wie in der Kaiserwürde, sein ältester Sohn, Joseph I.

10. Theil 1 - S. 152

1880 - Stuttgart : Heitz
152 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. auf ihn eindringender Krieger sich vertheidigen. Eine Zeit lang hält er sich und streckt viele zu Boden. Unzählige Wurfspieße prallen von seinem Panzer ab; endlich dringt einer durch eine Schiene tief in die Brust und wirft ihn nieder. Ein hitziger Kampf ent- steht nun um feinen Körper; die Seinigen, die indessen herbeigekommen, wollen ihn nicht fahren lassen, und die Spartaner setzen Alles daran, ihn im Triumphe fortzuführen. Endlich siegen die Ersteren und bringen ihn aus dem Getümmel auf eine Anhöhe. Während hier Alles um ihn her in stummer Betrübniß, stand, untersuchten die Aerzte die Wunde und erklärten, sie sei tödtlich; er werde augenblicklich sterben, sobald er den Wurfspieß herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er mit matter Stimme. Er fürchtete, derselbe möchte den Feinden in die Hände gefallen fein. Als man ihn herbeibrachte, küßte er diesen treuen Begleiter in so vielen Gefahren. Dann ließ er das Eisen herausziehen; das Blut stürzte nach. „Wehe!" ries einer seiner Freunde, „du stirbst, Epa-minondas! Hättest du doch wenigstens Söhne, die du uns nachließest!" — „Ich hinterlasse euch," antwortete er sterbend, „zwei unsterbliche Töchter, die Siege bei Leuktra und Mantinea." Nach dem Tode dieses herrlichen Mannes verlor Theben bald seinen Einfluß auf die andern griechischen Staaten und sank zu der Schwäche herab, in der es früher gelegen hatte, ein Loos, welches, wie einzelne Menschen, auch die größten wie die kleinsten Reiche trifft. 26. Demosthenes. — Diogenes. 350. Fast zu derselben Zeit lebte in Athen ein Mann, der sich durch seine Beredtsamkeit unsterblich gemacht hat. Demosthenes — so hieß er — war der Sohn eines Waffenschmieds, verlor seinen Vater schon im siebenten Jahre, und wuchs, weil er schwächlich war, säst ohne allen Unterricht auf. Seine Spielkameraden neckten ihn daher unaufhörlich und pflegten ihn einen Weichling zu nennen. Einmal sollte ein berühmter Volksredner eine öffentliche Rede halten. Alles war neugierig darauf; auch der junge Demosthenes wünschte ihn zu hören. Eigentlich durften Knaben nicht dabei sein; aber sein Hofmeister nahm ihn mit und verschaffte ihm einen Platz, von wo er jedes Wort deutlich hören konnte. Er war entzückt über Alles, was der Redner sagte; eine solche Kraft hatte er in der menschlichen Rede nicht geahnet, und als nun der
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