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1. Theil 3 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Mitleiden in seiner Seele aufzutauchen. Aber der Eindruck war nur gering; denn er schrieb an den Kaiser mit Wonnegefühl: „Seit dem Untergange von Troja und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." — Auch pflegte er nachmals mit grausamem Spotte das Blutbad die Magdeburgische Hochzeit zu nennen.*) *) Wir haben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet haben. Die kürzeste davon mag hier des Beispiels wegen stehen: „Ms unser Schullehrer am 20. Mai Morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße: die Stadt sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich lies uns der Lehrer auseinander gehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir uns wahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden: In einem Augenblicke machten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt) und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwache, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. Neben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde todt ausgestreckt. Dieser Anblick machte mich schaudern. Ich lief aus allen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, das Haus meines Vaters erreichen'zu können. Aber kaum hatte ich in dieser Absicht einige Schritte gethan, als ich mich mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in seinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirthshause zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mir sagte: „Liebes Kind, was fuchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rathe folgen, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr; denn ein Haufe Kroaten drang in das Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über den alten Mattn und forderten Alles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kasten vqll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so fiel in ihre Taschen ging, das Uebrige thaten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat, fortzugehen, um sie nicht zu verrathen. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten sest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da nimm den Korb und trag ihn vor mir her!" Ich griff, schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen ohne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller wieder heraufstiegen, sahen wir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen habe. Wir drangen mitten durch die Flammen und machten uns geschwind davon. Wahrscheinlich sind alle Die, welche noch im Hause waren, darin umgekommen. Seit dem Tage habe ich meinen Vater und meine Mutter nie wiedergesehen!" Wie viele Herzen mögen in jenen wenigen Stunden angstvoll geschlagen haben!

2. Theil 4 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Rückzug der Franzosen aus Rußland. 89 Napoleon erhielt die Nachricht von einer Verschwörung, welche in Paris ein General Mallet entworfen habe, zugleich aber auch, daß sie gescheitert sei. Dennoch hielt er für nöthig, nach Paris zurückzueilen. Auf einem einfachen Schlitten, in Pelze gehüllt, reiste er, nur in Begleitung des Generals Caulaiucourt den Trümmern seines Heeres schnell voraus. Gräßlich war indessen das Elend seiner unglücklichen Soldaten. Nie hatte ein Heer ein ähnliches Unglück betroffen. Bleich wie Schatten, zum Theil durch Hunger und Kälte ohne Besinnung und Sprache, wandelten sie daher. Nur wenn der Ruf: Kosack! erscholl, setzte sich die gespenstergleiche Schaar in Trab. Des Nachts war an Wachtfeuer nur selten zu denken. Daher drängten sie sich zu zehn bis zwanzig, wie Thiere dicht aufeinander, um sich vor Kälte zu schützen. Solche Haufen wurden häufig am Morgen von den Russen todt gefunden. Aehnliche schauerliche Todteuversammlungen traf man des Morgens um die erloschenen Wachtfeuer. Hatten einige Holz gefunden und Feuer angemacht, so hockte eine Menge dieser Gestalten umher; mächtigt und suchte ihre beiden Kinder über den Strom zu retten. Aber eine große Eisscholle stieß dagegen, der Kahn schlug um und Mutter und Kinder fielen ins Wasser. In dem Augenblicke warf sich ein junger Artillerist in den Fluß, erreichte schwimmend das eine Kind und brachte es glücklich ans Ufer, während die Mutter und das andere Kind ihren Tod unter den Eisschollen fanden. Der brave Jüngling behielt die kleine Waise bei sich; aber ob er den Kleinen und sich selbst bis Frankreich gerettet habe, ist nicht bekannt. Eine der gräßlichsten Scenen ist folgende, die ein Augenzeuge erzählt. „Die schöne 25jäh= rige Frau eines französischen Obersten, die ihren Mann wenige Tage früher, ehe wir die Beresina erreichten, in einem Gefechte verloren hatte, hielt unweit der Brücke, die zu unserm Uebergange bestimmt war, nahe bei mir. Gleichgültig gegen alles, was um sie her vorging, schien sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Tochter, ein sehr schönes Kind von vier Jahren, das sie vor sich auf dem Pferde hatte, zu richten. Vergebens suchte sie mehrere Male die Brücke zu erreichen, wurde aber immer wieder zurückgedrängt. Dumpfe Verzweiflung schien ihr ganzes Wesen zu erfüllen; sie weinte nicht; starr waren ihre Augen bald zum Himmel, bald auf ihre Tochter gerichtet, und einmal vernahm ich die Worte: „0 Gott, wie bin ich so grenzenlos elend, daß ich nicht einmal beten kann!" Gleich darauf fiel ihr Pferd, von einer Kugel getroffen, und ihr selbst wurde von einer Kugel der linke Schenkel über dem Knie zerschmettert. Mit der Ruhe stiller Verzweiflung nahm sie ihr weinendes Kind, küßte es öfters, löste ihr mit Blut getränktes Strumpfband von dem zerschmetterten Beine und erwürgte das Kind damit. Hierauf schloß sie die kleine Leiche in die Arme, drückte sie fest an sich, legte sich neben ihr gefallenes Pferd und erwartete so, ohne einen Laut von sich zu geben, ihr Ende. Bald darauf wurde sie von den Pferden derer, die sich gegen die Brücke drängten, zertreten."

3. Bd. 2 - S. 54

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
54 Ui. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Raume die beiden Extreme der Cultur aufzuweisen: neben dein ver- sunkenen Naturzustände der istrischen und dalmatischen Morlaken das reiche Staats- und Literaturleben des ehemaligen Staates von Ragusa, wo die glückliche Vereinigung slawischer Ausdauer und italienischer Ge- schmeidigkeit inmitten der Barbarei einen Culturzustand hervorrief, der heute noch einen Glanzpunkt der Geschichte jener Völker darbietet. V. Die Mtttärgrenze. 155. Die Organisation der Militärgrenze. (Nach Otto von Pirch, Caragoli.) Wenn man den schmalen Landstrich von 227 Meilen*) Länge und wenigen Meilen Breite betrachtet, der sich längs der ganzen österreichisch- türkischen Grenze hinzieht, von Leuten bewohnt, welche Ackerbau und Soldatendienst vereinigen; — wenn man die väterliche Art und Weise sieht, mit der diese Einrichtung betrieben wird, so wird man nicht glauben, daß sie eine gemachte, befohlene sein könne. Der Anfang der ganzen Institution erzeugte sich von selbst. Die häufigen räuberischen Einfälle der Türken zwangen die christlichen Grenzbewohner, wachsam und schlagfertig zu sein, und die Waffen immer zur Hand zu haben, um Weib und Kind, Hof und Acker zu beschützen. So vererbte die Nothwendigkeit den kriegerischen Geist von einer Generation auf die andere, lange bevor die Staatseinrichtung denselben orgauisirte. Diese Organisation begann erst gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, wo die österreichischen Fürsten sich genöthigt sahen, den türkischen Ein- brüchen eine kräftige, dauernde Gewalt entgegenzustellen. Nicht das Zwangsmittel einer Colouisirnug aus allen Theilen des Reichs zu- sammengeholter Männer, noch der Unterhalt eines stehenden Heeres war hier anzuwenden; das Beste, ein waffengcübtes, tüchtiges Volk fand man vor, und es bedurfte nur der ordnenden Hand, um das ganze Verhältniß zu einem Staatsinstitut zu erheben. Die Brauch- barkeit und Zweckmäßigkeit desselben zeigte sich bald, und die Einfälle größerer Türkenhaufen hörten nach und nach auf. Aber ein zweites, ungleich furchtbareres Uebel machte das Fort- bestehen der Grenzbewachung nothwendig, die Pest nämlich, die sich in früherer Zeit so verheerend über den größten Theil Europa's ver- breitete. Man kann es wohl zu den bedeutendsten Fortschritten rechnen, welche das gebildete Europa machte, daß seit einem Jahrhundert den Verheerungen der Pest völlig Einhalt gethan worden ist; und unter den Thatsachen, die man den Anhängern der guten alten Zeit, den *) Der Verfasser schrieb vor Aufhebung der siebenbnrgischen Militärgren;e, welche 1861 erfolgte.

4. Bd. 2 - S. 474

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
474 Iii. Länder-- und Völkerkunde. B. Asten. und Pfeile werden von ihnen mit großer Geschicklichkeit gehandhabt; die sie aber selbst verfertigen sind schlecht, und sie kaufen daher die meisten dieser Waffen bei den Baschkiren oder den Chinesen. Anch be- dienen sie sich sehr unvollkommener Luntenflinten, deren vordern Lauf sie auf eine Gabel legen; indessen ist dieses Gewehr in ihren Händen nicht sehr furchtbar. Außerdem gebrauchen sie im Gefecht auch den Tschakan, ein kleines Beil mit einem sehr langen Griffe, welches oft tödtliche Wunden macht. Die Kirgisen sind höchst neugierig, leichtgläubig und schwatzhaft. Im Allgemeinen sind sie gastfreundlich, doch rechnen sie im Stillen auf Wiedervergeltnng, denn Eigennutz und Habsucht sind Hauptzüge ihres Charakters und werden nicht selten Veranlassung zu blutigen Streitig- keiten, in welche ganze Geschlechter gezogen werden, denn Selbstrache ist nicht nur geduldet, sondern der, welcher sich durch Glück bei Ueber- fällen besonders auszeichnet, wird von seinen Landsleuten gepriesen und hoch geehrt. Fürchterlich ist die Blutrache, wenn Jemand bei Streitig- keiten das Leben einbüßt. Doch sind sie im Ganzen nicht tapfer, son- dern mehr kecke Räuber, die den Feind durch List oder Ueberrumpelung zu besiegen suchen und die Flucht ergreifen, wenn sie kräftigen Wider- stand finden. Sie machen darum ihre Ueberfülle und Angriffe meist des Nachts. Ihr erster Anfall ist stets heftig und fast unwiderstehlich, aber nur, weil sie gute Reiter sind und durch Hoffnung reicher Beute angereizt werden. Wird das Pferd getödtct und müssen sie zu Fuß fechten, so sind sie verloren. Der Anblick einer einzigen Kanone ist hinlänglich, sie in Unordnung zu bringen. Bei der Theilung des Raubes, wenn sie eine Karawane geplündert haben, gehen sie auf eine lächer- liche Weise gewissenhaft zu Werke. Tuch, Pelzwerk rc. :c. wird in tausend Stücke zerrissen, selbst Uhren und Instrumente werden zerbro- chen und die Stücke vertheilt; der Eine z. B. bekommt ein Rad, der Andere eine Schraube, der Dritte eine Feder u. s. w. Ueberdies muß Jeder, wenn er nach Hause kommt, einen Theil der Beute an seine Eltern und Verwandten abliefern, so daß ihm selbst oft nur wenig übrig bleibt. Die Religionsb cg risse der Kirgisen sind ziemlich unklar. Sie glauben allerdings an ein höchstes Wesen, das die Welt erschaffen hat, aber die Einen verehren Gott nach den Lehren des Korans, die Anderen vermischen mit dem Islam noch alte Gebräuche des Heidenthums. In- dessen kann man doch den Islam als die herrschende Religion der Kir- gisen betrachten. Sie bekennen sich zur Secte der Sunniten, und kein Gefangener, der zu dieser Secte gehört, kann als Sclave verkauft oder als solcher zurückgehalten werden, während man Schiiten, Kalmücken und Christen als gute Prisen betrachtet und verkauft. Uebrigens neh- men es die Kirgisen mit den Geboten des Korans nicht sehr genau. Sie beobachten weder die Fasten noch die Waschungen; anch das tägliche fünfmalige Gebet wird nicht von Allen verrichtet. Da Mekka zu weit entfernt von diesen Ländern ist, so hat man fast kein Beispiel, daß ein

5. Bd. 2 - S. 330

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
330 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. andere Naturerscheinungen waren, das ist heute Allah, Mohammed geworden! innerlich aber ist der Nomade noch immer derselbe, wie vor zweitausend Jahren, und sein Charakter kann sich nur dann verändern, wenn er sein leichtes Zelt mit dem schwerfälligen Hause vertauscht, d. h. wenn er aufhört, Nomade zu sein. Der Turkomane ist stets durch seinen kühnen, scharfen Blick, seine stolze militärische Haltung zu erkennen, die ihn unter allen Nomaden und Städte- bewohnern Mittelasiens auszeichnet. In seiner Kleidung spielt die Hauptrolle das rothseidene Hemd, das nach den Satzungen des Islam verboten ist und doch von beiden Geschlechtern getragen wird, ja, bei den Weibern den ganzen Hausanzug bildet, über welches sie bei ihrem Gala-Anzuge noch einen großen Shawlgürtel binden, der in zwei Schleifen herabhängt. Am meisten beliebt ist der Schmuck, der in massiven, silbernen Armbändern, Hals-, Ohr- und Nasenringen besteht. Dann hängen einer Patrontasche ähnliche Etuis für Amulette oft rechts und links, wie unsere Ordensbänder, herunter und begleiten jede Bewegung mit hellem Geklinge. Der Turkomane liebt derarliges Gerassel so sehr, daß er sein Pferd oder seinen (etwa den Persern geraubten) Sklaven in Ähnlicher Weise behängt. Das Zelt besteht in ganz Mittelasien aus einem Holzgestell und einer Decke von Filzstücken. Das Holz ausgenommen, werden seine Bestandtheile von den Weibern angefertigt, die auch mit dem Aufschlagen und Zusammenlegen der Wohnung sich beschästigen und sie bei Wanderungen dem Kameel aufpacken, während sie selbst zu Fuß einherschreiten. Die Haupt-Angelegenheiten im Leben des Turkomanen, der jede häus- liche Arbeit für eine große Schande ansieht, ist die Alaman oder der räuberische Uebersall unter einem gewählten Anführer. Der Plan zu einem solchen Unternehmen wird selbst vor den nächsten Verwandten geheim gehalten; der Angriff geschieht entweder um Mitternacht, wenn man auf bewohnte Plätze, namentlich gegen die angrenzenden persischen Provinzen, loszieht, oder bei Sonnenaufgang, wenn eine Karawane oder andere feindliche Truppe über- fallen werden soll. Bei solchen Uebersällen zeigt sich die große Ueberlegenheit der Söhne der Wüste gegenüber den Jraniern, wie denn erst in neuerer Zeit 22,000 Perser von 5000 Turkomanen überwältigt wurden. Wer bei dem Uebersall Widerstand leistet, wird sofort niedergehauen; dem Muthlofen aber, der sich auf Gnade ergibt, werden die Hände gebunden, und entweder nimmt der Reiter ihn auf den Sattel (wobei ihm noch die Füße um den Bauch des Pferdes gebunden werden) oder er treibt ihn vor sich her, und wenn dies alles nicht möglich ist, wird er am Schweife des Pferdes angeknüpft und muß auf tagelangem Wege dem Räuber in die öde Heimat folgen. Die Hauptwaffe, die dem Turkomanen bei seinen Räubereien zum Siege verhilft, ist unstreitig sein vortreffliches Pferd arabischer Abkunft, welches er mit der größten Sorgfalt aufzieht, gegen Frost und Hitze kleidet

6. Bd. 2 - S. 433

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
354. Die Gallas. 433 Anarchie, den freiwilligen Verfall seiner Religion und Sitte, den Selbst- mord. Der Abessinier fühlt, wie wir, nur roher und oft viel natürlicher und freimüthiger. Eben so wenig fehlt Muth und Frohsinn; man singt und tanzt die sternenhelle Nacht durch; Rhapsodien loben den Helden, den Löwentödter wie den Menschenbezwinger. Freud und Leid wird ausgesungen; das Lied begleitet die Arbeit, es bejubelt die Hochzeit. 354. Die Gallas. (Nach A. Katte, Reise in Abessinini.) Die Gallas, das merkwürdigste Volk Abessiniens, sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag, von einnehmender, interessanter Physiognomie, und weniger schwarz als die übrigen Abessinier. Die schönsten Sklaven, die nach Aegypten und Arabien aus Abessinien ausgeführt worden, sind Gallas. Sie werden auch in diefen Ländern, wegen ihrer körperlichen sowohl als geistigen Vorzüge, besser bezahlt als die übrigen Abessinier. Sie sind stark, gewandt, thätig, arbeitsam und ausdauernd in einmal angefangenen Unter- nehmungen. Treue und Mäßigkeit sind ihre hervorstechenden Tugenden; aus ihr gegebenes Wort soll man sich immer verlassen können. Dagegen sind sie rachsüchtig, und, wie alle auf einer Niedern Stufe der Civilisation stehen- den Völker, grausam gegen ihre Feinde. Bei ihren Kriegen und Streifzügen kommen ihnen ihre vortrefflichen Pferde, welche die steilsten Berge mit Leich- tigkeit hinaufgehen und mit bewundernswürdiger Sicherheit und Gewandtheit über breite und tiefe Felsschluchten und Abhänge hinwegsetzen, auf das beste zu Statten. Infanterie kennt man unter ihnen, wie in den meisten andern Provinzen, gar nicht, ja, ein Galla würde es für eine Schande halten, anders als zu Pferde in den Kampf zu ziehen. Ihre Waffen bestehen, wie die der Abessinier, in einem starkgekrümmten Säbel, der an der rechten Seite getragen wird, einer hellebardenartigen Lanze und einem Schild aus der Haut des Hippopotamus. Feuergewehre sind ihnen unbekannt. Bogen und Pfeil tragen sie nur sehr selten. Ihre Kleidung ist die einfachste von der Welt. Das Fell eines wilden Thieres über die Schulter gehängt, trotzen sie der Hitze und Kälte, die sie in hohem Grade ertragen können. Im Gefecht sind sie kühn und tapfer. Der Angriff geschieht mit Heftigkeit und großem Geschrei. Zuerst schleudert man die Lanze in die feindlichen Reihen, als? dann greift man mit dem Säbel in der Hand an. Gelingt der erste Angriff nicht, so fliehen sie, um aber gleich zu einem zweiten zurückzukehren. Ein großer Theil der Gallas sind Heiden, meistens Feuer- und Fetisch- Anbeter. Viele beten auch die Gestirne, Andere Thiers und Bäume an. Pütz, Vergl. Erd- und Völkerkunde. Ii. 2. Auflage. 28

7. Bd. 2 - S. 255

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
290. Siam und die Siamesen. 255 ihre Feigheit ist mit Grausamkeit gegen den Feind gepaart. Im Kriege machen sie Alles nieder oder führen die Gefangenen in Sclaverei. Unter den Siamesen selbst gibt es keine inneren Fehden, keine Selbstrache: jede Beleidigung zeigen sie bei der Obrigkeit an. Dieser Mangel blutiger Räch- gier ist nur Folge ihrer Charakterschwäche. Alle ihre Tugenden sind nega- tiver Art, wie die Mäßigung, Friedfertigkeit, Enthaltsamkeit, Gehorsam u. a. m. Die Hauptlehre des Buddhaismus, die der Seelenwanderung, mußte den größten Einfluß auf das Leben gewinnen, daher auch der ausgebildete Todten- Cultus der Siamesen und ihr Glaube an eine Art von Unsterblichkeit, an eine Vergeltung nach dem Tode. Die Guten kommen nach einer Anzahl von Transmigrationen in einen der 22 Himmel, wo sie Gautama und die Heiligen finden; die Bösen aber kommen an einen der 8 Höllenorte. Sie kennen kein höchstes, ewiges Wesen, keinen Schöpfer und Erhalter der Welt. Der Religions-Cultus ist ihnen nur Unterhaltung; den einzigen Ernst zeigen sie den Todten. Deren Behandlung ist nach dem Range sehr verschieden. Die Leichen der Aermsten werden ohne alles Eeremoniel in das Wasser ge- worsen, die Wohlhabenderen werden verbrannt, den Rest ihrer Gebeine bleicht man in den Feldern oder gibt sie den Raubthieren preis. Jede männliche Person muß einmal, wenn auch nur temporär, in den Priesterstand treten selbst der König muß auf 2 oder 3 Tage Talapoine sein, die er dann zum Almosensammeln verwendet. Die Minister müssen es einige Monate ftin, und es wird als eine Art spiritueller Firmung angesehen. Der Mann kann in den Priesterstand ein- und wieder austreten, wie und wann er will. Zur Einweihung gehören die Tonsur, die Absolution; die Talapoine leben zu 10 bis zu mehreren Hunderten beisammen in Klöstern, die einem der zahlreichen Tempel angehören. Sie sind nach 6 Rangordnungen getheilt und haben ihre vollständige Disciplin. Sie müssen ehelos leben, alle weltlichen Ge- schäste ganz unterlassen, so daß sie zum Nichtsthun verurtheilt sind, sich des Tödtens alles Lebendigen enthalten, sich der Meditation ergeben, Almosen einsammeln, Gebete, Hymnen, Predigten in den Capellen halten u. s. w. Ihnen muß Alles gehorchen; sie zahlen keine Abgabe; bei Weitem die meisten Talapoine kehren, nach einigen Monaten oder Jahren ihres Lebens im Orden, in das Weltleben und zur Ehe zurück. Der Haupttempel zu Bangkok, in dessen Centralgebäude ein Buddha- Koloß steht, füllt sich an Festtagen mit Volk aller Art, aus Siam, Cochin- china, Kambodja u. s. w., die, in fröhlicher Converfation begriffen, ihre Weihrauchkerzen anzünden, dabei selbst ihre Cigarre rauchen, ihre Opfer bringen, seidene und andere Stoffe, Schleier den Idolen anhängen, ihr Goldpapier ver- brennen, ein Liedchen auf einer Pfeife blasen u. a. m., und dann wieder abziehen. Die sanfte Buddha-Religion, deren Verbot des Blutvergießens im rohen mongolischen Norden allein schon Versittlichung herbeiführen konnte, hat hier
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