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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 60

1822 - Berlin : Reimer
öö Erzählungen. Denn noch kämpften all' Auf der Leichen Wall, Wild mit der Verzweiflung letzten Wuth. Flüchtend drängten nach drs Tempels Hallen Die Besiegten nun im Wahn sich hin, Nimmer könne lstes Gebäude fallen, Denn Jehova wohne selbst darin. Doch kein heilger Ort Hält zurück den Mord Naubbegierger Krieger wilden Sinn. - Uno so sank, ein unerhört Exempel, In der ungeheuren Flamme Brand Der erhabne, gottgeweihte Tempel, Der ein ganz Jahrhundert stand. Aber nun zurück Wendet still den Blick, Und erkennt, wo waltet Gottes Hand. Sieh, ein Krieger, mord-und racheschnauvend Naht der Wohnung einer Gläubigen, Welche Jesum einst bewirthet, glaubend An die Sendung dieses Göttlichen. „Flieh zum Tempel, flieh! Fleht ihr Mann, die Kniee Ihr umfassend, eilig laß uns gehn!" Doch sie nimmt an ihre Brust den Säugling-.- „Fliehe! Gott ist dort, und Gott ist hier; Geh zum Tempel dann, du bist ein Weichling! Gottes Hand allein ist über mir!" Sprichts, und bleibt zurück, Und mit Wuth im Blick Tritt der Krieger ein und naht sich ihr. „Hier, Soldat, ist mefne Brust! ich siehe Nicht mm Schonung," ruft sie. Doch es streckt Schnell das Kind die Händchen in die Höhe, Und umfchmiegcnd hält es sie bedeckt. Da umfließt ein Glanz Kind und Mutter ganz, Und der Mörder steht zurückgeschreckt.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 314

1822 - Berlin : Reimer
3î4 Poetische Lcsestücke. Mit Freuden, was er hat, in deine Hände legen? „Ihr Wille mag es sein. Was hilft ihr Wille mir?" Er soll dir helfen. Geh! zwei Jahre ged' ich dir. Nur daß, wofern du nicht die Summe findest, Du dich zur Wiederkehr in meine Macht verbindest. Der Ritter dankt ihm, legt das Ehrenwort In seine Hand, und eilet fort. Noch winkt ihm Saladin, und führt ihn auf die Seite: „Befriedige zuvor noch eine Neubegier, „Die mich schon lange sticht, und sage mir, „Was seid ihr Ritter eigentlich für Leute? „Mich reizen Großmuth, Tapferkeit „Am Feinde selbst. Durch welchen Eid, „Durch welchen Spruch, durch welch' Geheimniß seih „In beiden ihr so groß geworden? „Auch mich verlangt nach eurem Orden." — Zwar keiner wäre würdiger, als du, Erwiedert Toron, dieser Ehre, Wenn Großmuth nur des Ordens Regel wäre.' Allein so fest verknüpft ist sie mit unsrer Lehre, So wenig läßt sie Üngetaufte zu, Daß sie sogar dem heil'gen Priesterorden, Dem Muster alles Guten, gleich geworden. Willst du ein Ritter seyn, so sei zuvor ein Christ. Sal. Vergißt du, wer ich bin, und wo du bist? Tor. Isis meine Schuld, wenn dein Begehren Unmöglich ist? Kann ich dem Ungetreu'n Das Bad, der Tauft Bild, gewähren? Durch Wackenstreich, durch Scheitelscheren Ihn firmen, ihn zum Priester weih'n? Wie kann er beichten, Messe hören, Und mit dem Kreuz bezeichnet sein? Sal. Was? nicht an mystischen Gebräuchen, An Heldenmuth erkenn' ich euch. 1 Die Lehren trennen sich, die Tugend ist sich gleich. Von der gewähre mir die Zeichen, Den Pfaffenkram, den laß' ich euch. Der Ritter fühlt sich in der Enge. Was nützte hier Hartnäckigkeit? ■

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 11

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
4. Die mosaische Gesetzgebung. 11 und dadurch dessen Segen auf die Erde herabzulocken; empfing er nun den gewünschten Segen, so brachte er wieder einen Theil desselben als Dank dem göttlichen Geber dar. So zerfallen die Opfer in Bitt- und Dank-opfer; zu ersteren gehören auch die Sühn-und Schuldopfer, welche so unterschieden werden, daß Sühnopfer die ganze Gemeinde, Schuld- oder Bußopfer den Einzelnen betreffen. Eines der frühesten Opfer nicht nur bei dm Israeliten, sondern auch bei anderen Völkern des Alterthums war die Darbringung von Speisen auf einem prachtvollen, am heiligen Orte aufgestellten Tische. So hatte sich in Israel aus uralter Zeit die Sitte erhalten, jeden Sabbath 12 ungesäuerte Brode auf einem mit Gold überzogenen Tische beim Heiligthum darzubringen. Wie beim menschlichen Mahle der Genuß von Brod, Wein und Fleisch verbunden war, so kannte man seit alten Zeiten neben dem Getreide-Opfer (entweder als feines Mehl oder als Speise - Brod, Kuchen — zubereitet) auch Schlachtopfer und Trankopfer. Das Schlachtopfer war verbunden mit dem Verbrennen der Thierstücke, weil man in dem Auflodern der Opferflamme erst recht zu erkennen glaubte, daß das Dargebrachte zum Himmel aufgegangen und von der Gottheit aufgenommen worden sei. Nur zahme Hausthiere galten als besonderes Eigenthum des Menschen und von diesen waren wieder die unreinen ausgeschlossen; ursprünglich galt das Rind als das zum Opfer geeignetste Thier, Schafe, Ziegen und Tauben als geringere Gaben. Die Hingabe eines fehlerhaften oder schon durch Arbeit geschwächten und gleichsam entweihten Thieres konnte nicht als ein Opfer angesehen werden. Die Erstgeburt und das männliche Thier wurden als vorzüglicher betrachtet, ohne jedoch die übrigen vom Opfer auszuschließen. Das Trankopfer wurde nicht auf den Altar selbst, sondern auf den Boden ausgegossen. Zum feierlichen Opfer gehörte auch das Anzünden von Weihrauch oder anderem kostbaren Räucherwerk, theils weil dies überhaupt zum reichlichen Mahle gehörte, theils um den Übeln Geruch beim Verbrennen der Thierstücke zu beseitigen. Ohne Zweifel wurde das feierliche Opfer auch von Reden, Gebeten und Gesängen (Psalmen) begleitet. Verwandt mit den Opfern ist die Darbringung von Weihgeschenken, die schon das Bestehen einer ausgebildeten Priesterschaft voraussetzen, die solche Gaben in Empfang nehmen und im Sinne des Stifters verwenden kann. Einige Arten dieser Weihgeschenke (z. B. die Erstlinge aller Art, die Zehnten) kehrten so häufig wieder, daß sie allmählich zu feststehenden Abgaben wurden. — Ferner gab es Opfer, welche der Mensch seinem eigenen Leibe und seiner physischen Lust auferlegte. Dahin gehört zunächst das Fasten, zu dem sich ein Einzelner für eine bestimmte Zeit verpflichtete oder welches allgemein von der ganzen Gemeinde beobachtet wurde, wie bei dem großen Versöhnungsfeste im 7. Monat; aber auch außerordentlicher Weise wurde das Fasten öffentlich angeordnet, namentlich bei großen Unfällen, welche die gefammte Nation trafen. Dasjenige Opfer, welches von allen

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 19

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
6. David. 19 Israels Volk nicht verfallen sein werde der furchtbaren Willkür jenes orientalischen Despotismus, der stets Leben und Ehre der Unterthanen seiner Lust und Laune ungestraft opfern zu dürfen glaubte. Als kriegerischer Held erhob David die Macht und den Glanz des Reiches ungemein. Er besiegte die Jebusiter, Moabiter, Ammoniter, Jdumäer, Amalekiter, den König von Damaskus, und machte sie zinsbar, so daß er seine Gränzen bis zum Euphrat und bis zum rothen Meere erweiterte. Diese Kriege konnten nicht mehr auf die alte Weise, durch das Aufgebot einzelner Stämme oder auch der ganzen Nation in Masse, geführt werden, sie erforderten ein stehendes Heer. Saul hatte den ersten Grund dazu gelegt, der eigentliche Schöpfer desselben wurde David. Auch erhielt das Reich jetzt erst eine Hauptstadt. Zur solchen erkor David Jerusalem, welches er mit der Burg Zion den Jebusitern abgenommen hatte. Er wollte damit nicht bloß einen Mittelpunkt für die Herrschaft bilden, sondern auch für den Gottesdienst, da bis jetzt die in den mosaischen Gesetzen so sehr eingeschärfte Einheit desselben noch wenig oder gar nicht vorhanden gewesen war. Darum führte er die heilige Bundeslade mit großer Feierlichkeit nach der neuen Hauptstadt, und gab zugleich den Verhältnissen und Geschäften der Priester und Leviten eine festere Einrichtung. Einen Theil der Leviten bestimmte er zur Verherrlichung des Gottesdienstes mit Gesang und Tonspiel. In dieser Doppelkunst ging er selbst mit seinem Beispiel voran, sie bildet das dritte Element seiner Wirksamkeit. Die größte Trübsal erwuchs dem alternden Könige aus seinem eigenen Hause, in dem die schlimmen Folgen nicht ausblieben, welche die Vielweiberei bis auf den heutigen Tag über den Orient bringt, Zwietracht der Söhne verschiedener Frauen unter einander und ihre Entfremdung vom Vater-Absalon, ein Sohn David's von ausgezeichneter Körperschönheit, pflanzte offen die Fahne der Empörung auf und fand so zahlreichen Anhang, daß David Jerusalem gegen ihn nicht behaupten zu können glaubte, sondern mit seiner Leibwache und einer andern Schaar von Getreuen die Stadt verließ, mehr über die Entartung des noch immer geliebten Sohnes trauernd, als über den drohenden Verlust der Herrschaft bekümmert. Als Absalon mit dem Heere seines Vaters zusammenstieß, erlitt er eine gänzliche Niederlage, und da er selbst das Mißgeschick hatte, fliehend mit seinen schönen langen Haaren in den Zweigen einer Terebinthe hängen zu bleiben, wurde er von dem herbeieilenden Joab erstochen. Bei dieser Nachricht brach der Vater in lautes Wehklagen aus; so groß war noch immer die Liebe zu dem aufrührerischen Sohne in seinem Herzen, daß er sich der wiedererlangten Herrschaft kaum freuen konnte. David ist ohne Zweifel der geistigste Mensch, welchen das alte Israel hervorgebracht hat. Durch das Leben in der Einsamkeit der Steppe, bei der Herde, war er frühzeitig auf sich und feinen Gott angewiesen; und so bildeten 2*

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 10

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
10 I. Die Israeliten. scheint die Herbst-Wallfahrt sich im Gebrauch erhalten zu haben. Neben ihrer ursprünglichen natürlichen Bedeutung ward diesen drei Hauptfesten auch eine geschichtliche beigelegt und so die Offenbarung Gottes in der Natur mit der rtn der Geschichte aufs engste verknüpft. So galt das Paschafest als Andenken an die Befreiung aus der aegyptischen Sclaverei, und die damit verbundene Darbringung der Erstlinge bezog man auf die Verschonung der israelitischen Erstgeburt durch den Todesengel; so setzte man das Laubhüttenfest in Verbindung mit dem Leben unter Zelten und Laubhütten während des Zuges durch die Wüste, und zuletzt erhielt auch das Pfingstfest eine sehr lose Verbindung mit der Gesetzgebung am Sinai, weil diese in den dritten Monat gefallen sei. Wie in jeder Woche der Sabbath, so sollte auch das siebente Jahr jedesmal eine Zeit der Riche für den Boden des ganzen Landes und somit auch für die ackerbauende Bevölkerung sein. Ein solches Brachjahr oder Sabbath-Jahr war für den Acker Vortheilhaft und um so eher ausführbar, als bei der großen Fruchtbarkeit des Landes der Ertrag in den gewöhnlichen Jahren das Bedürfniß seiner Bewohner überstieg. Dürftigen aber, die sich bis dahin nichts hatten ersparen können, stand es frei, die von selbst wachsenden Früchte aller Art von den Brachfeldern zu sammeln. ' Alle anderen Beschäftigungen außer Pflügen, Säen und Aernten waren in diesem Jahre erlaubt. War der Kreislauf von 7 Sabbath-Jahren vollendet, so sollte das daraus folgende 50. Jahr dazu dienen, die ursprüngliche Gleichmäßigkeit des Besitzes herzustellen, und dadurch den unverhältnißmäßigen Reichthum Weniger neben der Armuth der großen Menge zu verhüten, eine Einrichtung, die auch andere Gesetzgeber, wie z. B. Lykurg, für das ruhige Fortbestehen des Staates als nothwendig erachtet haben. Dieses Jahr hieß das Jubeljahr, denn der Ansang desselben (im Herbste, nach Vollendung aller Arten von Aernte), dem gewiß Viele mit Sehnsucht entgegen harrten, verbreitete allgemeine, laute Freude über das ganze Land und wurde durch die Posaunen der Priester verkündet. Mit diesem Jahre sollten alle menschlichen Verträge über Leib und Gut erloschen sein, daher alle einheimischen Sclaven freigelassen, alle verkauften oder verpfändeten Aecker nebst den zur Ackerwirthschaft gehörigen Häusern an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden. Daraus folgte, daß man durch Kauf nicht den Boden, sondern nur die Nutznießung bis zum nächsten Jubeljahr erwarb; der Preis und also auch die Einlösungssumme eines Ackers oder Sclaven war daher um so geringer, je näher das nächste Jubeljahr bevorstand. Die religiösen Handlungen bestanden: 1) in Gebet, wofür es ursprünglich keine feststehenden Formeln gab, 2) dem Eid mit Anrufung des Namens Gottes und mit zum Himmel emporgehobener Rechten, 3) dem Gelübde, einem unter feierlicher Anrufung Gottes gegebenen Versprechen einer Leistung, 4) dem Opfer ober der Hingabe eines irbifchen Besitzes; der Mensch verzichtete auf den eigenen Genuß, um ihn einem Hohem zu bereiten

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 405

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
109. Die Erhebung der Juden unter den Makkabäern. 405 Talente Silbers mit fortgeschleppt. Auch der Tempel wurde seiner goldenen Gefäße beraubt, vom Könige selbst durch ein heidnisches Opfer entweiht und statt des Jehovadienstes der Dionysus-Cultus eingeführt. Menelaus aber blieb Hoherpriester und königlicher Generalpächter. Gereizt durch die Gräuel des Siegers bildete sich eine Partei, die von Aegypten Hülfe und Rettung erwartete. Sie warf die syrische Partei aus der Stadt. Aber diese kehrte, unterstützt durch den Strategen Appollonius, den Antiochus mit 22,000 Mann gesandt hatte, zurück, nahm die Stadt und richtete abermals ein furchtbares Blutbad an. Jetzt erst begann eine systematische Tyrannei. Der Tempeldienst war bereits factifch eingestellt, die Synagogen waren niedergebrannt, als der Befehl des Antiochus eintraf, die jüdische Religion vollkommen zu vertilgen. Ein besonderer Gesandter hatte ihn zu vollziehen. Wer irgend einem jüdischen Gebrauche fernerhin anhängen würde, sollte todtgeschlagen, es sollte im Tempel dem olympischen Zeus geopfert werden. So wurden denn die äußeren Umfassungsmauern des Tempels, die gegen die Heiden errichtet waren, niedergerissen: auf dem großen Brandopferaltar wurde ein kleiner errichtet und mit Fahnen und heidnischen Symbolen verziert. Man zwang die Juden, auf allen Straßen unreine Thiere zu opfern, beim Dionysusfefte mit Epheu bekränzt im Aufzuge zu erscheinen. Viele aber erlitten den Märtyrertod oder entflohen in die Wälder und Höhlen. Zu Jerusalem kam es zu keinem gemeinsamen Widerstande; das Judenthum schien verloren. Da erhob sich in Modiim, einem Bergstädtchen an der Straße von Jerusalem nach Joppe, aus der Familie der Hasmonäer ein Mann mit Namen Matathias. An ihn als einen angesehenen Mann (aus Aaron's Geschlecht) hatten sich die Boten des Königs mit großen Verheißungen gewandt. Da sprach Matathias frei heraus: Wenn schon alle Länder An- tiochus gehorsam wären, und Jedermann abfiele von seiner Väter Gesetz und willigte in des Königs Gebole: so wollen doch ich und meine Söhne und Brüder nicht vom Gesetze unserer Väter abfallen. Und als vor Aller Augen ein Jude hinging, den Götzen zu opfern, sprang der greise Matathias hinzu, erschlug ihn und des Königs Hauptmann und zertrümmerte mit eigener Hand den Altar. Dann rief er durch die Straßen: „Wer um das Gesetz eifert und den Bund halten will, der ziehe mit mir aus der Stadt!" Und nun durchzog Matathias das Land, zerstörte die heidnischen Altäre und strafte die Abfälligen. Bald erlag er seinen Mühen. Nachdem er seine fünf Söhne an den Beruf des priesterlichen Stammes, an den allmächtigen und wahrhaftigen Gott der Väter erinnert und ihnen den ältesten, Simon, zum Vater, den zweiten, Judas, zum Hauptmann gesetzt, starb er im I. 166. Judas, der sich den Beinamen Makkabi, der Hammer, erwarb, führte den Kampf fort und besiegte den Appollonius. Dann schickte Antiochus ein Heer von 40,000 Mann Fußvolk und 7000 Reitern unter dem

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 638

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
638 Xl Die Römer. römischen Waffen siegreich bis an die Elbe trugen, auf den Gedanken, auch hier eine Provinz zu errichten, aber die Niederlage des Varus im Teutoburger Walde (9 nach Chr.) vereitelte diese Pläne gänzlich, und wenn Augustus nichts desto weniger durch Drusus' Sohn Germanicus den Krieg fortsetzen ließ, so geschah es mehr, nm die Scharte auszuwetzen, als um eine Eroberung zu machen, die der römischen Habsucht nicht der Mühe werth scheinen mußte. *) Der geringe Zuwachs ues Reiches im Orient durch den Heimfall von Galatien und Judäa kostete keinen Schwertstreich: den anderen Königen jener Gegenden gegenüber begnügte sich Augustus mit dem Schutzrechte, das man ihm einräumte. Selbst das Partherreich war so schwach, daß es seine Thronstreitigkeiten zwischen Phraates und Tiridates von dem römischen Senate entscheiden ließ und die von Erasius erbeuteten Siegeszeichen ohne Widerstand zurückgab. Für die bestehenden Provinzen sorgte Augustus auf's Nachdrücklichste; außer Africa und Sardinien war keine, die er nicht persönlich bereifte; zahlreiche römische Colonieen sicherten nicht nur allenthalben die Herrschaft Roms, sondern verbreiteten auch römische Cultur unter den Provinzialen. Von dem Weltmeer bis an den Euphrat, von der Donau und Nordsee bis zu den Wasserfällen des Nils waren alle Länder und Völker dem römischen Volke und seinem Kaiser unterthänig; wohl hat es größere Reiche gegeben und gibt es noch jetzt, aber eine schönere und reichere Herrschaft hat die Zeit nicht gesehen. Ein Gesetz, ein Recht, gleiche Grundsätze der Verwaltung herrschten von einem Ende zum andern, dasselbe Heerwesen, dieselbe Besteuerung, dieselben Verhältnisse von Stadt und Land waren in allen Theilen des Reiches, inmitten desselben aber lag die gebietende Hauptstadt, die Stadt ohne Gleichen. Zu Augustus' Zeiten barg Rom eine Bevölkerung von mehr als zw^ei Millionen Menschen, die Stadt strahlte von Gold und Marmor, sie leuchtete von Denkmalen menschlicher Kunst und Erfindungsgabe, wie sie die Welt zuvor nicht gekannt hatte und wie sie noch heute in ihrem Verfall als unerreichte Muster angestaunt werden. Alle Kraft und alle Fülle des weiten Gebiets sammelte sich hier, die unermeßlichen, mannich-faltigen Schätze des Weltalls strömten hier zusammen, und doch diente alles, was das Reich und die Stadt in sich hegte, zuletzt wieder nur dem Willen des einen Mannes, der, scheinbar ein Bürger unter Bürgern, vom pala-tinischen Hügel aus Rom und mit Rom fast die ganze damals bekannte Welt beherrschte. *) Diese Kriege werden ausführlicher im zweiten Bande behandelt.

8. Die Geschichte des Alterthums - S. 606

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
606 Xi. Die Römer. willen fremde Hülfe anruft oder annimmt, und solche Partei nicht sofort zermalmt und zernichtet wird von dem allgemeinen unwiderstehlichen Unwillen der ganzen Nation, da steht es böse,, da steht es gefährlich, und das Allerschlimmste, der Untergang solcher Nation, ist nicht unverdient. Jenes Gallien im Alterthum, das unglückliche Polen in der Neuzeit gehören zu den furchtbarsten Denkmälern dieser ernsten Wahrheit in der Geschichte. Die Aeduer waren seit etwa einem Menschenalter die „Bundesgenossen" des römischen Volkes, und unzweifelhaft hatten sie es zum Theil dieser Bundesgenosienschaft zu verdanken, daß ihre Nebenbuhler, die Se-quaner, sich ihnen nicht gewachsen fühlten. Deßhalb hatten letztere etwa vor 12 Jahren, 72 v. Chr., den Sueven Ariovist, unter Anerbieten von Sold und Beute, bewogen, über den Rhein zu kommen und thrten gegen die Aeduer zu helfen. Er war an der Spitze von 15,000 Mann gekommen, hatte im Dienste der Sequaner die Aeduer schlagen helfen, war zum Lohn von den Sequanern mit Land belehnt worden, hatte dann immer mehr Freifchaaren herübergezogen, immer mehr celtisches Land zwischen Vogesen und Rhein occupirt und stand schließlich an der Spitze von 120,000 schlagfertigen Männern diesfeit des Rheines. Da endlich, freilich zu spät, erhoben sich die Aeduer von Neuem; es scheint, daß sich ihnen ein großer Theil der eigentlichen celtischen Staaten anschloß, wahrscheinlich auch die Sequaner. Aber der Germane schlug die schlecht disciplinirten Heeresmassen der Gallier in einer blutigen Schlacht und zwang sie zu Tributzahlung und Stellung von Geiseln, mit einem Worte: zur Unterwerfung. Von Jahr zu Jahr zog er neue Germanen heran, es war Gefahr vorhanden, daß ganz Gallien ger-manisirt mürbe. Diese Gefahr also abzuwenben, aber freilich nur baburch, daß man sich im römischen Volke einen andern Herrn erbat, war der Druibe Divitiacus vom Stamm der Aebuet nach Rom gekommen, während gleichzeitig jener germanische Heerkönig Ariovist seine Gesandten mit dem Gesuch an Senat und Volk von Rom geschickt hatte, ihm den Königstitel zu gewähren und ihn als Bundesgenossen aufzunehmen. Die Entscheidung zwischen den beiden einander diametral entgegenstehenden Gesuchen stand bei Cäsar, dem souverainen Consul des Jahres 59. Vom Stanbpunkte der internationalen Politik Roms konnte diese Entscheidung wohl nicht zweifelhaft sein; die Sache war vollkommen klar: ein Barbarenfürst hatte römische Bundesgenossen vergewaltigt; diese baten Rom um Hülse; es hatte nur Eine Wahl: dem Barbaren mußte der Krieg erklärt werden. Aber diese Entscheidung wäre vom politischen Standpunkte aus äußerst gefährlich gewesen. Gleichzeitig drohte ein anderer Feind in derselben Richtung von Osten her, wie Ariovist, die römische Provinz zu überschreiten. Es war dies der celtische Stamm der Helvetier, welcher seit drei Jahren zu einer vollständigen Völkerwanderung nach dem Westen gerüstet und den Antritt derselben auf das Frühjahr 68 festgesetzt hatte.

9. Die Geschichte des Alterthums - S. 674

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
674 Xi. Die Römer. Sohnes^Lrispus beim Heere und Volke benutzte vermuthlich seine Gemahlin um durch Verläumdung ihres Stiefsohnes diesen zu beseitigen und ^ ihren eigenen drei Löhnen die Erbschaft des Reiches zuzuwenden. Der zornige Kaiser ließ seinen liebenswürdigen Sohn umbringen und beraubte die Welt eines vortrefflichen Herrschers. Dann erkannte er seine Verblendung, und seine Reue zeigte sich darin, daß er die Augusta Fausta im Bade ersticken ließ. Dreizehn Jahre regierte (Konstantin als Alleinherrscher die Welt, die gebändigt zu seinen Füßen lag. Kein Aufstand, kein Usurpator wagte es, gegen ihn aufzutreten, und auch die auswärtigen Feinde hielten sich ehrfurchtsvoll still; nur die Gothen versuchten, als er ihnen die gewohnten Geldzahlungen versagte; einen Krieg (331-332), gingen aber zuletzt ein Bündniß mit Rom ein und stellten als Föderirte freudig Hülfstruppen. So konnte er denn ungestört das friedliche Werk Diocletian's, die Reorganisation des Reiches, wieder aufnehmen und in einer Weise durchführen, daß die neue Gestalt der Welt mit den Formen des orientalischen Despotismus lange als sein Werk allein angesehen wurde. Er ging auf Deocletian's Gedanken ein, an der Propontis eine neue Hauptstadt für das aufgegebene Rom zu gründen und wählte (statt des von Diocletian ausersehenen Nicomedien) den geeignetsten und sichersten Flecken der Erde zu der Stadt, in deren Namen er noch heute fortlebt. Dagegen war in Bezug auf die christliche Kirche sein Verfahren dem des Diocletian entgegengesetzt. Zwar scheint die vielverbreitete Meinung, er habe das Christenthum zur Staatsreligion erhoben, nicht haltbar, was auch mit etwa 5—6 Millionen Christen gegen etwa 45 Millionen Heiden kaum möglich gewesen wäre, aber es herrschte officiell vollkommene Gleichberechtigung der heidnischen und christlichen Religion unter Constantin I. Wenn Constantin bei den innerhalb der christlichen Kirche ausbrechenden Streitigkeiten es gern vermied, Partei zu ergreifen, damit nicht ein Theil des Clerus und der Laien ihn verfluche, wenn der andere ihn segnete, so konnte er doch nicht neutral bleiben, als bald nach dem Anfange seiner Alleinherrschaft im Orient ein großer dogmatischer Kamps ausgebrochen war, veranlaßt durch die Absetzung des Presbyters Ar ins in Alexandria, welcher beschuldigt war, er läugne die Consubstantiabilität Gottes und Christi, erfasse Christum als nicht von Ewigkeit geboren, als einen Gott Vater untergeordneten Gott. Anus fand durch seine Schriften viele Freunde, und der Streit delmte sich in einigen Jahren über den ganzen Orient ans. Constantin, als er Alleinherrscher geworden war, suchte den Frieden herzustellen und, da seine Ermahnungen nichts halfen, vielmehr blutige Parteikämpfe ausbrachen, so versammelte er im Juni 325 das ökumenische Concil zu Nicäa im kaiserlichen Palaste. Fast nur orientalische Bischöfe (im Ganzen 318) waren erschienen. Unter dem Einflüsse Constantin's, der hauptsächlich der Kirche

10. Die Geschichte des Alterthums - S. 676

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
676 Xi. Die Römer. 185. Die Nachfolger (Konstantin s bis M Lheilnng -es Reiches (Nach Heinrich Richter, das weströmische Reich, bearbeitet vom Herausgeber.) - Sobald Konstantin I. die Augen geschlossen hatte, erklärte sich das Heer besonders die Leibgarden, für die Thronfolge der (abwesenden) Söhne des geliebten Todten, um den sie in ausschweifender Weise getrauert hatten. Constantius, ein zwanzigjähriger Jüngling, der nach Constantinopel geeilt war, ließ dort fast alle männlichen Verwandten in demselben Blutbade umkommen; auch die unbequemen Vettern, der Cäsar Dalmatius und Hanni-balianus, der König von Pontus und Armenien, wurden entweder durch freundliche Versprechungen nach Constantinopel gelockt oder in ihren eigenen Reichstheilen von den Soldaten niedergemacht. Nur zwei kleine Prinzen, der etwa zwölfjährige Gallus und der sechsjährige Julian, wurden als für jetzt ungefährlich von der übersättigten Blutgier verschont. Ueber den Leichen ihrer nächsten Verwandten wurden die drei jungen Cäsaren zu Augusten ausgerufen. Schon nach 2 Jahren brach der Bruderkrieg aus, indem Constantin Ii. p^tzlrch aus Gallien in die Provinzen seines jüngsten Bruders Constans einfiel, er wurde bei Aquileja geschlagen und niedergestoßen (340), worauf Constans Besitz von den Ländern seines ältesten Bruders (Italien und Africa) nahm. Dieser unverhoffte Crsolg und einige nicht eben unrühmliche Kämpfe mit den Franken erhoben das Selbstgefühl des jungen Constans, so daß er bald in eine Willkürherrschaft verfiel, welche die Entrüstung der Soldaten und Offictere wie den Haß aller ihm untergebenen Völker erregte. Von der allgemeinen Mißstimmung ermuthigt, ließ sich in Gallien Mag-nentius, der Oberbefehlshaber zweier auserlesener Legionen, von Herkunft ein Germane, zum Kaiser ausrufen, Constans floh nach Spanien und ward in einem Tempel niedergestoßen (350). Magnentius, der nun die abendländischen Provinzen besaß, verfiel dem Loose fast aller Thronräuber, ein drückendes und mißtrauisches Regiment führen zu müssen; dem römischen Heere nicht trauend, zog er große Schaaren germanischer Söldner in seinen Dienst. Mit einem solchen, -mindestens zur Hälfte germanischen Heere brach Magnentius gegen Constantius auf, unterlag aber, vorzugsweise durch den Abfall des Franken Silvanus, des Anführers der Gardereiterei, in der äußerst blutigen Schlacht bei Mursa Heute Essegg) an der Drau,' wo der größere Verlust des Siegers beweist, wie tapfer die Germanen gefochten haben. Noch zwei Jahre behauptete sich Magnentius im Abendlande bei zunehmendem Abfall von dem „Barbaren", bis er endlich, von allen Seiten verrathen und umdrängt, seiner Auslieferung an die Gegner durch Selbstmord zuvorkam (353). Kaum war Constantius Alleinherrscher, so begann er eine
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