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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 89

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
27. Organisation des persischen Reiches. 89 liche Angesicht kam, sich in den Staub niederwerfen. Bei königlichen Prachteinzügen duftete die Straße von Myrthen und Weihrauch, Peitschenträger gingen zur Seite und voraus, um fremde Annäherung abzuhalten; goldgeschmückte Leibwächter mit bekränzten Tiaren, Stab- und Lanzenträger umgaben ihn. Magier mit dem heiligen Feuer schritten vor dem mit acht weißen Pferden bespannten Wagen des Sonnengottes einher, auf welchen der königliche Wagen folgte, gezogen von nifäischen Pferden aus den Bergweiden von Gbatana. Hinter demselben ritten die vornehmen Perser aus seiner Umgebung, das purpurne Obergewand über dem Panzer, ein gekrümmtes Schwert mit goldenem Griff und goldener Scheide am Gürtel, mit goldenen Ketten und Armbändern geschmückt und auf Pferden mit goldenem Zügel und Gebiß, alles Ehrengeschenke des persischen Großkönigs an seine getreuen Stammgenosien. Der Hofstaat des Königs, von den „Verwandten" und „Tischgenossen" bis zu der Leibwache, der Hofdienerschaft und der Schaar von Kämmerlingen, war so groß, daß täglich 15,000 Menschen im königlichen Schlöffe gespeist wurden. Die Tafel des Königs, der in der Regel allein aß, während die „Tischgenossen" in einem anstoßenden Saal saßen, wo sie von ihm gesehen werden konnten, war mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt, die aus den Gegenden herbeigeschafft wurden, wo sie am besten gediehen. So der Weizen aus Aeolien, das Salz aus jdem libyschen Ammonion, der Wein aus Chalybon (Aleppo) in Syrien. Das Wasser wurde aus dem bei Susa vorbeifließenden Choaspes geschöpft und sogar dem König in silbernen Gefäßen auf seinen Reisen nachgeführt. Was irgend ein Land Köstliches hervorbrachte, davon mußte es einen Tribut an den Hof liefern, so Arabien 1000 Pfund Weihrauch jährlich: die Aethiopier Ebenholz und Elephantenzähne; Medien, Armenien, Cilicien Pferde; Kolchis Knaben und Mädchen u.a. m. Heerwesen. Zu der Umgebung des Königs gehörte auch die Leibwache, bestehend aus 2000 auserlesenen Reitern und einer gleichen Anzahl Lanzenträger zu Fuß, sodann aus einer Heerabtheilung von 10,000 Fußgängern, die Unsterblichen genannt, weil diese Zahl stets vollzählig erhalten, jede Lücke sogleich ergänzt wurde. Diese „Unsterblichen" bildeten im Krieg den Kern des Heeres, dessen Größe und Zahl unermeßlich ausgedehnt werden konnte, da jeder waffenfähige Unterthan des weiten, wenigstens 70 bis 80 Millionen Bewohner umfassenden Reiches militärpflichtig war. Die stehenden Truppen waren in Festungen, in Lager- und Musterungsplätzen über das Reich vertheilt und mußten von den Einwohnern unterhalten werden, eine für die Provinzen höchst drückende Last. Die aus den verschiedenen Völkerschaften bestehenden Truppenabtheilungen zogen in ihrer nationalen Tracht, Bewaffnung und Kriegsweise einher, was, verbunden mit dem unendlichen Troß von Dienern, Knechten und Frauen, von Prachtwagen und Gepäck, dem Zug ein buntes Ansehen gab und den Eindruck einer Völker-

2. Der Deutsche Kinderfreund - S. 171

1888 - Berlin : Reimer
Vii. Gesundheitslehre. 100 rei auö dem Urin prophezeien. Andere horchen hinter der Thür, oder hinter einer spanischen Wand, was die Leute, welche Arznei holen wollen unter einander^ reden. So habe ich von einem verdorbenen Schuster gehört, der als ein Wunderdoktor weit und breit berühmt wurde; des- sen Schwager war Schenkwirth inr Dorfe. Wenn nun ein Kranker kam oder schickte, dessen Umstände der Schu- ster noch nicht wusste, so war er allezeit nicht zu Hause, oder hatte nothwendig zu thun, und seine Frau bestellte die Leute in einer oder zwei Stunden wieder. Gewöhn- lich sagte sie ihnen dann, sie möchten nur unter der Zeit in die Schenke gehen, und daö thaten sie auch wohl von selbst. Der Schenkwirth war nun von seinem Schwager, dem Wunderdoktor, dazu angewiesen, wie er die Leute aus- fragen sollte. Was sie ihm sagten, schrieb er geschwind ans ein Papier, tmd schickte dies seinem Schwager. Ka- men nun die Kranken, oder ihre Boten wieder hin zum Schuster, so trat er mit einer großen Perükke hervor, nahm daö Uringlas in die Hand, legte mit einer wichtigen Miene den Finger an die Nase, und erzählte ihnen nun io viel von ihren Umständen, daß sie vor Verwunderung nicht wussten, was sie sagen sollten. Sie bezahlten nun dem Lügenpropheten gern, was er verlangte, und dieser theilte dann daö Geld mit seinem Schwager. Die Pillen, die er den Leuten gab, machte er aus bloßer Semmelkru- me, und vergoldete oder versilberte sie, und seine Fieber- pulver bestanden aus Zukker, Salz und Kreide. Und es war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädliche Sa- chen gab. Schlimmer machte es ein anderer Quacksalber, der daö kalte Fieber durch Tropfen kurirte, zu welchen er Arsenik oder Rattengift nahm. Davon verging zwar das Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Leute von seinen Gifttropsen schlimmere Zufälle, als das Fieber, und blie- den zeitlebens ungesund. Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Beheren und Besprechen entstehen können. Alle Krankheiten haben ihre natürlichen Ursachen. I» H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen und Hexereien glaubten, so oft sie auch vom Prediger und von dem Schullehrer eines Besseren belehrt worden waren. Michels Kind war verfüttert, und wurde sehr elend. Anstatt sich an einen vernünftigen Arzt zu wenden, und das Kind mässig

3. Die Geschichte des Mittelalters - S. 365

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
76. Das Ritterwesen. 365 Gleichartigkeit des Dienstes und gemeinsames Selbstgefühl verbundene Gesammtheit; allein ein in sich abgeschlossener Ritterstand entstand erst dadurch, daß die Wehrhaftmachung, der Ritterschlag, mit besondern Feierlichkeiten und Gelübden, zu welchen zum Theil Beispiel und anderer Einfluß der Geistlichkeit anregten, verbunden wurde, daß die Kriegsspiele in den Turnieren eine bestimmtere Form erhielten, und daß bei den Kreuzzügen diejenigen, welche den Kriegsdienst zu Pferde thaten, sich, auch wenn sie verschiedenen Nationen angehörten, einander näher traten, als den eigenen Landesgenosscn, welche zu Fuß in den Krieg gezogen waren, und daß sie auch der Gesammtheit dieser als ein besonderer Stand, gleichsam als ein abendländischer Ritterstand, gegenübertraten. Die bei dem Ritterschläge Statt findenden Feierlichkeiten waren nicht überall und zu allen Zeiten dieselben; worin sie in Frankreich im 12. Jahrhundert bestanden und wie sie gedeutet wurden, lehrt ein fran- zösisches Gedicht aus dem dreizehnten. Derjenige, welcher in den Ritter- stand, in den nur Christen der Eintritt gestattet war, ausgenommen werden sollte, wurde, nachdem ihm Bart und Haupthaar geordnet war, in ein Bad gebracht. Aus diesem sollte er, so wie ein Kind rein von Sünden aus der Taufe hervorgeht, ohne allen Makel heraussteigen; er sollte reich sein an ritterlicher Sitte, sich baden in Ehrbarkeit, Ritter- sitte und Güte, und sich eines Jeden Liebe erwerbsu. Das schöne Bett, in welches er dann gelegt wurde, sollte ihn daran erinnern, daß er sich durch Ritterlichkeit eine Stätte in dem Paradiese bereite, welches Gott seinen Freunden gewähre. Das weiße Gewand, welches ihm an- gethan wurde, ermahnte ihn, sich von jetzt an, wenn er zu Gott ge- langen wolle, rein zu halten, das rothe Gewand, sein Blut im Dienste Gottes und zur Vertheidigung der heiligen Kirche zu vergießen. Das zweischneidige Schwert, mit welchem er umgürtet wurde, sollte ihm dazu dienen, sich gegen feindlichen Angriff zu sichern und den Armen gegen die Bedrückungen des Reichen, den Schwachen gegen die Mißhandlungen des Stärkern zu schützen. Zuletzt erhielt er einen Schwertschlag in den Nacken zur Erinnerung an denjenigen, der ihn in den Ritterstand aus- genommen hatte. Vier Dinge wurden ihm darauf zur Beobachtung während seines ganzen Lebens vorgeschrieben: zunächst solle er an keinem falschen Gerichte Theil nehmen und jeden Ort, wo Verrath verübt werde, wenigstens sogleich verlassen, wenn er diesen nicht verhindern könne; zweitens solle er Frauen und Jungfrauen nicht seinen Rath und seine Hülfe verweigern, sondern ihnen, wenn sie seiner bedürften, mit allen Kräften beistehen; drittens solle er an jedem Freitag fasten, end- lich jeden Tag die Messe hören und auf dem Tische Gottes eine Gabe darbringen. Ueblich wurde es auch, daß der Aufzunehmende am Tage vor dem Ritterschläge fastete, die Nacht in der Kirche im Gebete, allein oder mit einem Priester, zubrachte und am Morgen beichtete, das Abend- mahl empfing und eine Messe hörte, und daß der Priester über das Ritterschwcrt den Segen sprach, daß der Ritterschlag durch drei Schläge mit flachem Schwerte ertheilt wurde, indem derjenige, welcher es that,

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 589

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
9]. Die constituirende National-Versammlung. 589 wurde schon den Ministern in Versailles gemeldet, die pariser Natio- nalgarde, von Artillerie und einer Menge Volkes begleitet, setze sich gegen Versailles in Bewegung, nicht bloß um Brod zu fordern, sondern — wovon in der Hauptstadt noch Niemand geredet hatte — um den König nach Paris zu holen. Die Weiber langten um 3 Uhr in Ver- sailles au, drangen in den Saal der National-Versammlung, welche ihre Sitzung aufhob, und eine Deputation der Weiber wurde vom Könige gnädig empfangen. Gegen 11 Uhr Abends traf Lafayettc mit 20,000 Mann Nationalgarde ein und versprach dem Könige, der inzwischen die verlangte Genehmigung der Menschenrechte schon ertheilt hatte, die Ord- nung aufrecht zu erhalten. Dennoch wurde die Caserne in der Nacht von den Volksmassen erstürmt und geplündert, ja gegen 6 Uhr Mor- gens ein Einbruch in das Schloß gemacht und das Vorzimmer der Königin mit Mühe vertheidigt, bis diese sich, halb entkleidet, durch eine Hinterthüre zum Könige gerettet hatte. Jetzt erst willigte Ludwig ein, nach Paris zu kommen, und zeigte sich dem Volke auf dem Balkon. Gegen die Königin dauerten Flüche und Verwünschungen fort, bis La- fayette auch sie hinausführtc und ihr vor den Augen des Volkes die Hand küßte; da erscholl sogleich der Jubelruf: „Es lebe der General, es lebe die Königin!" Schwerlich ist Lafayette von dem Verdachte frei zu sprechen, daß er, als der König sich nicht sofort zu dem Zuge nach Paris entschließen wollte, eine kleine Einschüchterung desselben für nö- thig erachtete und sich deßhalb ohne Rücksicht auf den in der Nacht be- ginnenden Tumult zur Ruhe begeben hatte. Sein Zweck, die Unter- werfung des Königs unter die revolutionären Kräfte der Hauptstadt, wurde erreicht, während der Herzog von Orleans sein Geld vergebens gespendet hatte und ins Exil nach London wanderte. Um ein Uhr Mittags (6. October) brach die königliche Familie von Versailles auf und war bis Paris, da der Zug Schritt vor Schritt ging, sechs Stunden lang unterwegs. Schon früher hatte sich ein Haufen der wildesten Meuterer in Bewegung gesetzt, er trug die Köpfe der ermordeten Leibwächter, als Siegeszeichen, auf Piken voran und zwang einen Perückenmacher in Sevres, sic zu frisircn. Nunmehr folgte die Masse des pariser Heeres. Zunächst dem königlichen Wagen die Fischweiber oder Damen der Halle, trunken vor Freude, aus Leiden- schaft oder vom Weine. Sie ritten zum Theil auf Kanonen, zum Theil auf den Pferden der Leibwächter, einige vorn und hinten mit Cuirassen bedeckt, andere mit Flinten und Säbeln bewaffnet, Hüte der Leibwächter tragend, mit Bändern geschmückte Baumzwcige schwingend. Wenn der Lärm der Freudenschüsse nicht übertüubte, hörte man wilde, unanständige Spottgesänge. Soldaten, Männer und Weiber trugen Brod und Fleisch auf Piken, und riefen: „Nun wird es in Paris nicht an Brod fehlen, denn wir bringen den Bäcker, die Bäckerin und den Bäcker- jungen." Die königliche Familie zog in die wüsten, seit 60 Jahren un- bewohnten Tuilerieen ein, wo es selbst an den nöthigen Betten fehlte. Nach langer gewaltiger Fassung machten Thränenströme dem Herzen

5. Theil 1 - S. 149

1880 - Stuttgart : Heitz
Theben. Epaminondas und Pelopidas. 149 kommen. Als sich nämlich Archias und Phyllidas kaum wieder zu Tische gesetzt haben, kommt eilenden Laufes keuchend ein Bote aus Athen, mit einem Briefe an Archias von einem athenischen Freunde, der ihm darin die ganze Verschwörung entdeckt. Der Bote verlangt den Archias selbst zu sprechen, wird an die Tafel geführt und giebt den Brief selbst ab. „Du sollst ihn augenblicklich lesen," flüsterte er ihm zu; „denn die wichtigsten Dinge stehen darin!" — Archias, schon ganz trunken, lächelt und nickt mit dem Kopfe. „Wichtige Dinge?" lallt er; „o die müssen mir bis morgen bleiben!" — „Du hast Recht!" ruft der schlaue Phyllidas und schenkt ihm wieder ein, „heute müssen wir fröhlich sein!" Indessen traten die Verschworenen aus Charons Hause, und während Pelopidas mit einigen herzhaften Gefährten es auf sich nahm, den Leontiades und Hypates zu ermorden, gingen die Andern in des Phyllidas Haus. Hier wurden sie eingelassen. Sie hatten sich über die Panzer Weiberkleider gezogen, das Gesicht geschminkt und die Stirn, um recht unkenntlich zu sein, mit Tannenzweigen bekränzt. „Ich habe auch Tänzerinnen bestellt," sagte Phyllidas zu seinen Gästen; „sie warten draußen; darf ich sie hereinführen?" — „Immer zu!" schrieen die Trunkenen. Die verkappten Verschworenenen traten ein, sahen sich um und wählten mit den Augen ihre Opfer. Plötzlich stürzten sie dann mit dem verborgen gehaltenen Dolche auf die Verhaßten los und stachen sie, ohne großen Widerstand zu finden, nieder. — Schwerer wurde es dem Pelopidas gemacht, der den Leontiades schon schlafend fand. Schnell sprang dieser bei dem Lärmen auf, und erst nach einem langen Kampfe gelang es dem Pelopidas, den starken Mann niederzustoßen. Hypates war zwar bei dem ersten Tumulte entflohen, wurde aber entdeckt und auch getödtet. Während der Nacht verbreitete sich das Gerücht, daß die Tyrannen gestürzt werden sollten, zwar schnell von Haus zu Haus; aber wie die Unternehmung abgelaufen sei, konnten die Bürger nicht erfahren. Keiner getraute sich heraus, und in ängstlicher Erwartung brach der Morgen an. Da berief Pelopidas das Volk, und an der Hand seines Freundes Epaminondas kündigte er den freudetrunkenen Bürgern das Geschehene an. Alle jauchzten den beherzten Bürgern zu, und ohne große Schwierigkeit wurde nun auch die spartanische Besatzung aus der Burg vertrieben. Was Pelopidas durch die Ermordung der Tyrannen muthig begonnen hatte, führte der treffliche Epaminondas mit Besonnenheit

6. Bd. 2 - S. 257

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
220. Großrussen und Kleimusien. 257 scheu zum Russischen herschreiben und daß das ganze Volk nur aus einer Vermischung der Tataren, Polen und Russen entstanden sei. Allein durch Sprachforschungen und andere Beobachtungen ist es längst aus- gemacht, daß die Verschiedenheit dieser beiden Stämme eine viel ur- sprünglichere ist und daß dem kleinrussischen Stamme in Bezug auf das Alter vor dem großrussischen sogar die Priorität gebühre. Die Großrussen haben einen ausfallend gedrungenen Körperbau, kurzen Hals, starken Nacken, breite Schultern und kurze Beine, die Kleinrussen dagegen einen sehr schlanken Wuchs, eine schmale Taille, feine Knochen, so wie dünn aufgelegte Muskeln. Die Großrussen be- sitzen starke und dicke Muskeln und neigen sich sehr zum Dickwerden. Unter den Kleinrussen sieht man dagegen sehr selten starkmuskelige, fette oder dickbauchige Menschen. Die Haare der Großrussen haben meist helle Farben, sie sind braun, gelb, oft goldgelb und blond, die der Kleinrussen dagegen-dunkel, schwarz und tiefbraun, was die Behauptung Derer bestätigen kann, die da sa- gen, daß die Kleinrussen reinere Slawen seien, die Großrussen aber sich vielfacher mit den gelbhaarigen Finnen und blonden Normannen ge- mischt hätten. Ebenso sind die Augen der Großrussen häufig blau, die der Kleinrussen dagegen häufiger braun. Nach der allgemeinen Mei- nung stehen die Kleinrussen dem slawischen Urtypus näher, als die Großrnssen. Alle Slawen und insbesondere alle Russen zeichnen sich trotz ihrer oft so melancholischen und klagenden Gesänge durch eine große Heiterkeit des Temperamentes und durch eine große Sorgcnlosigkeit um die Zu- kunft aus, mit der dann eine eben so große Gleichgültigkeit gegen alles, >vas da kommen mag, und eine unbesiegbare Indolenz bei Vorkehrungen dafür innig zusammenhängt. Beide, Groß- wie Kleinrussen, leben gern lustig, singen und jubilircn fleißig, arbeiten nicht gern viel und strengen sich nicht eben bei der Arbeit an, lassen Glück und Unglück über sich ergehen, wie es der Himmel sendet, und sind in Verbesserung ihres Zustandes und in Erregbarkeit für neue und reformirende Ideen in- dolent. So sehr dies von beiden gilt, wenn man sie vergleichend an- deren Nationen gegenüberstellt, in so sehr verschiedenem Grade gilt cs doch von ihnen, wenn man sie unter einander vergleicht. Dem Großrussen gegenüber darf man den Kleinrussen nicht sehen, wenn man seine Eigenthümlichkeit erkennen will. Denn in seiner Ge- genwart erscheint der Kleinrusse, der den Moskowiter als seinen Besieger und Befehlshaber betrachtet, dem nicht so viel Witz, Lebendigkeit, Be- redsamkeit und Talente zu Gebote stehen, als jenem, gewöhnlich befan- gen, stumm und gar melancholisch, wogegen er unter seines Gleichen gern scherzt, tanzt, trinkt, auftrumpft, musicirt und sich mit Blumen schmückt. Trinkgelage, lustige Aufzüge, Festivitäten und laute Musik sind dem Kleinrussen besonders lieb und kein geringeres Vergnügen als dem Großrussen. Wenn Beide, Großrusse und Kleinrussc, lustige Brüder sind, so ist Pütz, Charakteristiken zur vergleichenden Erdkunde. Ii. 17

7. Bd. 2 - S. 254

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
254 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. em arbeitsscheues Beamtenheer und ein veraltetes drückendes Steuersystem. Außerdem wird das Volk, ohne Rücksicht darauf, ob es Sclavendienst leisten muß, auch uoch zu Frohndienst gezwungen, zum Bau der zahlreichen Kanäle, der Paläste der Könige und Großwürdenträger, der Pagoden und Klöster. Endlich hindern noch immer hohe Aussuhrzölle wesentlich die Entwickelung dieses weit mehr auf den Export als den Import angewiesenen Landes. Die Bevölkerung Siam's wird auf 6 Millionen Menschen geschätzt; davon sind 2 Millionen eigentliche Siamesen, je 1 Million Chinesen, Malaien, Laoten (Eingeborene der Laosländer), 7s Million Kambodjianer. Die Sia- mesen bilden ein besonderes, durch physische Beschaffenheit, Sprache und Eultur für sich bestehendes Glied der mongolischen Race. Die Gesichtssorm des Siamesen ist am meisten charakterisirt durch die breiten, weit vorstehenden Backenknochen, wodurch das schöne Oval der abendländischen Völker ver- schwindet und die Rhombusgestalt der ostasiatischen Physiognomie hervortritt. Besonders eigenthümlich ist ihm die weite Verbreitung der behaarten Haut in das sonst glatte menschliche Gesicht, so daß es die Schläfen ganz bedeckt und über die Augenbrauen herabhängt. Die Zähne werden schon in früher Jugend glänzend schwarz gebeizt, die Lippen roth gebeizt durch beständiges Kauen von Betel und Kalk- Ihre Hautfarbe ist hellbraun, ihre Physiog- nomie im Ganzen düster und ohne Anmuth wie ihre träge, schwerfällige Haltung. Sie gehen meist halb nackt, auch die höheren Stände trafen weniger Kleidung, als irgend ein anderes civilisirtes Volk im Osten,- ein - Stück Seide oder Baumwolle von schwarzer oder doch dunkler Farbe (weiß ist ihre Trauerfarbe oder die der Tempeldiener) lassen sie bis aus die Kniee herabhangen. Ein ganz kahl geschorener Kopf ist der Hauptschmuck; denn Putz kennen sie wenig, doch muß auf der Krone ein großer Haarbüschel struppig stehen bleiben. Das Kauen von Areka (eine Nußart) und Betel ist allgemein, Tabak wird gekaut und geraucht; nicht leicht sieht man den Siamesen ohne Eigarre im Munde oder hinter dem Ohre. Im Charakter der Siamesen finden die Europäer mehr Schatten als Licht. Die sclavische Unterwürfigkeit unter ihre Obern und die eingeführten servilen Gebräuche entfremden sie von jedem aufrichtigen, männlichen Be- tragen, jedem Heroismus, der die kriegerischen Stämme ganz West-Asiens auszeichnet. In der ersten Audienz bei dem Minister zu Bangkok fiel den Briten die knechtische Unterwürfigkeit seiner Leute auf, die in seiner Gegen- wart nur zu Boden vor ihm lagen und ihre Antworten, kaum den Kopf emporhebend, leife wisperten; nur auf den Knieen rutschend durften sie vor dem Minister die Stühle und Tische herbeibringen, und doch war es nur ein . Minister vom fünften Range. Selbst in der Familie kriecht der Sohn vor- dem Vater, die zweite Frau vor der ersten, so daß ein Familienleben nach unsern Begriffen nicht denkbar ist. Bei ihrer sclaviscken Unterwürfigkeit und dem allgemeinen Verbot, Waffen zu trage», können sie keine Helden sein;

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 116

1877 - Stuttgart : Heitz
116 Hier ward Halt gemacht; der Feldherr selber Stieg hinauf mit raschem Ungestüm, Und die andern alle, wie die Kälber, Die den Huschbock drängen, folgten ihm. Buhzel selbst, als man an Ort und Stelle Angelangt, stand in den Vorderreihn; Auch die Trommel trug der Altgeselle Unverdroßnen Muthes hinterdrein. Und wie alles nun hinüberspähet, Sieh, da springen aus dem Fliederstrauch, Welcher innen an der Planke stehet. Die Gespenster ganz nach altem Brauch, Tummeln erst, den Lauschenden zum Schrecken, Seltsam aus den Gräbern sich herum. Klettern emsig auf und ab, und strecken Endlich in das Gras sich, still und stumm. Todtenstille herrscht' im Heldenkreise, Die Gesichter wurden blaß und roth; Bis der Gastwirth Raps, nach seiner Weise, Der Versammlung eine Prise bot. „Riecht ihr's auch?" begann mit hohlem Flüstern Hänsel Pfiff, der Held mit Zang' und Pfahl; „Man erlebt solch' Funkeln und solch' Knistern „Wohl sein Tage nicht zum zweiten Mal!" „Kinder, laßt den Kopf uns nicht verlieren!" Fiel der Feldherr jetzt mit Unmuth ein; „Mußt' ich muthvoll euch zum Kampfe führen, „Um ein Zeuge eurer Angst zu sein? „Herzhaft müssen wir das Tressen wagen! „Kehren wir zurück in träger Ruh', „Bürger Tiefenbach's! die Weiber schlagen „Uns die Thüren vor der Rase zu!" „Zieht denn hin, euch Lorbeer'n zu erstreiten, „Während ich mit Einsicht und Verstand „Von dem Hügel aus die Schlacht zu leiten, „Hier verharre, Flint' und Spieß zur Hand. „Nicht dem Feldherrn ziemt's, mit blindem Wagen „Seine unersetzliche Person „In die Hrtze des Gefechts zu tragen; „Darum bleib' ich, wie gesagt, davon." —
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