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1. Die Geschichte des Mittelalters - S. 476

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
476 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273. So sehr die furchtbare Grausamkeit des Audronikus Abscheu und Entsetzen erregt, so gebührte ihm doch der Ruhm, daß er während der kurzen Dauer seiner Regierung (1183—1185) manche nützliche Verordnungen erließ. Eine der heilsamsten war die Abschaffung des Strandrechts im ganzen Umfange des griechischen Kaiserthums durch ein strenges Gesetz, in welchem bestimmt wurde, daß jeder, welcher ein verunglücktes Schiff künftig plündern würde, an dem Mastbaume desselben oder, wenn dieser nicht mehr vorhanden wäre, auf einer Anhöhe der Küste an einem Baume aufgehängt werden sollte. Die Regierung des Isaak Ang elus (1185-1195) entsprach keineswegs den Erwartungen, welche seine Anhänger und Freunde sich gemacht hatten; zwar wurde das Reich von den Normannen bald befreit, aber weniger durch die Anordnungen des Kaisers, als vielmehr durch die eigene Ungeschicklichkeit der normannischen Heerführer, und in der innern Verwaltung kehrten alle Mißbrauche und Unordnungen wieder, welche Andronikus abgestellt hatte. Das Wichtigste aus der fernern Geschichte des Hauses der Angelt (1185 1204), so wie die Stiftung des lateinischen Kaiserthums (1204—1261) ist bei dem (sogenannten vierten) Kreuzzuge gegen Constanti-nopel S. 336 ff. berührt worden. 96. Die Mongolen. (Nach Karl Friedr. Koeppen, Die lamaische Hierarchie, und Kirche, und Gustav Adolf Stenzel, Geschichte des preußischen Staates, mij Zusätzen vom Herausgeber.) Die weitgreisendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, bereit die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das auserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis-Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung wahrscheinlich mehr als die Hälfte des gefammten Menschengeschlechts umfaßte. Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungszügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Menschheit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raubzüge von Japan bis zur Katzbach und von Hinter-Jndien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie mit allen Nationen der alten Welt irgendwie in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Armenier, Syrer,

2. Die Geschichte des Mittelalters - S. 649

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
126. Die Slaven. 649 Rußland. Hier wurde das Staatswesen — oder eine mächtige, weite Länder umfassende Herrschaft — durch scandinavisch-deutsche Eroberer, durch Normänner, gegründet, und ein Jahrhundert später ward das Christenthum diesem normännisch-slavischen Staate aus Byzanz gebracht, wie den Südslaven. Nach der einheimischen slavischen Ueberlieferung von der Gründung des Reiches wären der Normanne Nurik und seine Brüder im I. 862 über das „Warägische Meer" gekommen, gerufen von streitenden Völkern, und hätten ein Reich gegründet im Lande der Finnen (um den Ladoga-und Peipus-See); dann habe Rurik, nachdem er durch den Tod seiner beiden Brüder Alleinherr geworden, seinen Sitz nach Nowgorod, in das Land der Slaven, verlegt. Später ward der Mittelpunkt der normannischen Herrschaft nach dem (ebenfalls slavischen) Süden, nach Kiew, verlegt und das Uebergewicht der Slaven über die finnischen Stämme dadurch gesteigert, daß neue Eroberungen unter Rurik's Nachfolgern das Reich durch Wolhynien, Podolien und Galizien bis an die obere Weichsel - erweiterten, also durch Länder, die ausschließlich von Slaven bewohnt waren. Dazu kam, daß die Slaven sich als ein bildsamer Volksstamm den Finnen überlegen erwiesen und, wie dies überall zu geschehen pflegt, den schwächeren Stamm immer weiter zurückdrängten oder in sich aufnahmen und sich assirnilirten — ein Proceß, der sich in Rußland bis aus den heutigen Tag fortsetzt. Gegen Ende des 10. Jhdrts. erhob Fürst Wladimir (Alleinherrscher 980—1015) die christliche Religion griechischen Bekenntnisses zur herrschenden in Rußland, neben welcher keine andere geduldet wurde. Durch Annahme der Taufe hatte er auch die Hand einer Tochter des byzantinischen Kaisers Romanus Ii. erhalten und war so Schwager des deutschen Kaisers Otto Ii. geworden. Fortan ein eben so eifriger Christ wie früher eifrig im Glauben seiner Väter, zerstörte er überall in feinem weiten Reiche die heidnischen Tempel und Götzenbilder und ließ von griechischen Künstlern Kirchen bauen und in byzantinischer Weise mit Mosaiken ausschmücken. Diesem Beispiele folgte der älteste seiner Söhne von der griechischen Prinzessin, Jaroslaw; er ordnete die Hierarchie und entwarf ein Gesetzbuch in slavischer Sprache. Er war noch einmal für längere Zeit Alleinherrscher in dem russischen Reiche, das er Anfangs mit sechs Brüdern theilen mußte. Aber mit seinem Tode (1054) ward das Unheil der Theilungen ein bleibendes für viele Jahrhunderte. Er theilte sein Reich unter seine fünf überlebenden Söhne und legte den Grund zu unheilbarem Zwist besonders dadurch, daß er dem ältesten unter dem Titel eines „Großfürsten" eine Art Oberherrschaft beilegte, ohne ihn mit einer entsprechenden Macht auszustatten, woraus folgte, daß die Theilfürsten ihn als Schiedsrichter und Vermittler nur in so weit anerkannten, als sie wollten. Da nun der Großfürst in Kiew selten ein überlegener Geist oder ein bedeutender Charakter war, so wurde die höchste Macht, die den Staatenbund zusammenhalten sollte, sehr bald zu

3. Die Geschichte des Mittelalters - S. 486

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
486 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. steuern nach dem Abendlande reifte, Reliquien veräußerte und Häuser niederreißen ließ, um Brennholz zu erlangen. Von allen Reichen, die im Mittelalter aus der Gewalt des Waffenthums hervorgingen und sich nach dem Lehnswesen einrichteten, war dies das abenteuerlichste und darum ließ dasselbe auch keine Spuren im Volksthum zurück. Dagegen hatte das griechische Kaiserthum von Nicäa unter dem zweiten seiner Kaiser, Vatatzes (1222 — 1255), ein besseres Gedeihen, und von die- sem und dem Despoten von Epirus, Theodor, ward ein großer Theil Thraciens und Macedoniens wieder erobert; der vierte nicäische Kaiser Michael Pa läo log ns (1254), kam durch Ueberrumpelung, 25. Juli 1261, in den Besitz der europäischen Hauptstadt, und damit begann der letzte Act des griechischen Kaiserreiches, von welchem in der Folge zu berichten sein wird. 95. Die Mongolen. (Nach Gustav Adolf Stenzcl, Geschichte des preußischen Staates, mit einer Einleitung nach Karl Friedr. Koeppen, die lamaische Hierarchie und Kirche.) Die weitgreifendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, deren die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das anserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis- Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung, wahr- scheinlich mehr als die Hälfte des gesammten Menschengeschlechtes umfaßte. Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungs- zügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Mensch- heit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, durch einander geworfen und zusammen gebracht, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raub- züge von Japan bis zur Katzbach und von Hinterindien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie irgendwie mit allen Nationen der alten Welt in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Ar- menier, Syrer, Tscherkessen, Araber, Aegypter, Griechen, Russen, Polen, Böhmen, Ungarn, Deutsche u. s. w., sie alle haben gegen die dämoni- schen Wcltbezwinger gestritten und mit ihnen verhandelt, sie alle waren andererseits in dem großen Mongolcnreiche vertreten, sei es als Völker oder massenweise, sei es in einzelnen Individuen. Dadurch knüpften sich Beziehungen an, die vom stillen bis zum atlantischen Ocean und von den indischen Meeren bis zur Ostsee reichten. Am Hoslager der Großkhane begegnen wir Botschaftern der Päpste und Khalifen, der by- zantinischen Kaiser und der französischen Könige, der Sultane von Rum und des Alten vom Berge, russischen Großfürsten, georgischen Prinzen,

4. Theil 1 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Alte Geschichte. 1. Periode. China. Griechenland. halten ebenso Geschichte wie religiöse und bürgerliche Verordnungen. Ceremonial- und moralische Vorschriften stehen derartig in Verbindung, daß alle Beziehungen des Lebens durch sie geregelt werden und eine äußerliche Rechtfertigung als das höchste Strebeziel ausgestellt wird. — Der Kaiser galt oder gilt noch als der einzige Mittelpunkt des ganzen Reiches, welchem gegenüber alle Unterthanen unmündig und rechtlos sind; seine Gewalt wird durch keine mächtige Kasteneinrichtung eingeschränkt; er hat Beamte ohne Geburtsadel (Mandarinen), welche durch Prüfungen und Rangstufen hindurch gehen, und in deren Besitz alle Staatsweisheit sich befindet. Von Nordwesten her sollen die Stammväter der Chinesen in das Land eingewandert sein. Als ältester Kulturgründer wird Fohi genannt. Schi-hoang-ti, der mächtigste Kaiser aus der Dynastie Tsin, ließ die große Mauer gegen die Einfälle der nördlichen Nomadenvölker erbauen, etwa 240 v. Chr. Unter der Dynastie Han, 200 v. Chr. bis gegen 300 n. Chr., war die Blüthe des Reiches. 1279 n. Chr. wurde China von den Mongolen erobert und gehörte ihnen fast hundert Jahre. Seit ungefähr 200 Jahren bis jetzt steht das Reich unter der Herrschaft der den Chinesen verhaßten Mandschn. 8. Hellenen oder Griechen. Das Land, welches jetzt das Königreich Griechenland ausmacht und auf der Ostseite vom Archipel und auf der westlichen vom ionischen Meer umflossen wird, wurde im Alterthume von einem geistreichen, muntern, thätigen, tapfern, zu Veränderungen geneigten Volke bewohnt, welches sich selbst Hellenen nannte, von uns aber (mit dem bei den Römern üblichern Namen) Griechen genannt zu werden pflegt. Es besaß die herrlichsten Anlagen, die unter dem mildesten Klima und unter einer freien Verfassung sich eine Zeit lang auf's schönste entfalteten, so daß wir noch jetzt mit hoher Befriedigung die Heb ernste ihrer Literatur lesen, und mit Entzücken die aus jener Zeit erhaltenen Bildsäulen und Bauwerke betrachten. Früh schon wurden die Griechen in äußere und in innere Kriege verwickelt, die das Land zwar manchmal an den Rand des Unterganges brachten, aus denen es aber immer mit neuer Kraft wieder hervorging. Die erschöpfende Betrachtung dieser Kriege gehört nicht hierher. Aber einige Züge daraus müssen wir uns merken und besonders alles das aus der Geschichte der Griechen, was auf

5. Bd. 2 - S. 54

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
54 Ui. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Raume die beiden Extreme der Cultur aufzuweisen: neben dein ver- sunkenen Naturzustände der istrischen und dalmatischen Morlaken das reiche Staats- und Literaturleben des ehemaligen Staates von Ragusa, wo die glückliche Vereinigung slawischer Ausdauer und italienischer Ge- schmeidigkeit inmitten der Barbarei einen Culturzustand hervorrief, der heute noch einen Glanzpunkt der Geschichte jener Völker darbietet. V. Die Mtttärgrenze. 155. Die Organisation der Militärgrenze. (Nach Otto von Pirch, Caragoli.) Wenn man den schmalen Landstrich von 227 Meilen*) Länge und wenigen Meilen Breite betrachtet, der sich längs der ganzen österreichisch- türkischen Grenze hinzieht, von Leuten bewohnt, welche Ackerbau und Soldatendienst vereinigen; — wenn man die väterliche Art und Weise sieht, mit der diese Einrichtung betrieben wird, so wird man nicht glauben, daß sie eine gemachte, befohlene sein könne. Der Anfang der ganzen Institution erzeugte sich von selbst. Die häufigen räuberischen Einfälle der Türken zwangen die christlichen Grenzbewohner, wachsam und schlagfertig zu sein, und die Waffen immer zur Hand zu haben, um Weib und Kind, Hof und Acker zu beschützen. So vererbte die Nothwendigkeit den kriegerischen Geist von einer Generation auf die andere, lange bevor die Staatseinrichtung denselben orgauisirte. Diese Organisation begann erst gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, wo die österreichischen Fürsten sich genöthigt sahen, den türkischen Ein- brüchen eine kräftige, dauernde Gewalt entgegenzustellen. Nicht das Zwangsmittel einer Colouisirnug aus allen Theilen des Reichs zu- sammengeholter Männer, noch der Unterhalt eines stehenden Heeres war hier anzuwenden; das Beste, ein waffengcübtes, tüchtiges Volk fand man vor, und es bedurfte nur der ordnenden Hand, um das ganze Verhältniß zu einem Staatsinstitut zu erheben. Die Brauch- barkeit und Zweckmäßigkeit desselben zeigte sich bald, und die Einfälle größerer Türkenhaufen hörten nach und nach auf. Aber ein zweites, ungleich furchtbareres Uebel machte das Fort- bestehen der Grenzbewachung nothwendig, die Pest nämlich, die sich in früherer Zeit so verheerend über den größten Theil Europa's ver- breitete. Man kann es wohl zu den bedeutendsten Fortschritten rechnen, welche das gebildete Europa machte, daß seit einem Jahrhundert den Verheerungen der Pest völlig Einhalt gethan worden ist; und unter den Thatsachen, die man den Anhängern der guten alten Zeit, den *) Der Verfasser schrieb vor Aufhebung der siebenbnrgischen Militärgren;e, welche 1861 erfolgte.

6. Bd. 2 - S. 474

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
474 Iii. Länder-- und Völkerkunde. B. Asten. und Pfeile werden von ihnen mit großer Geschicklichkeit gehandhabt; die sie aber selbst verfertigen sind schlecht, und sie kaufen daher die meisten dieser Waffen bei den Baschkiren oder den Chinesen. Anch be- dienen sie sich sehr unvollkommener Luntenflinten, deren vordern Lauf sie auf eine Gabel legen; indessen ist dieses Gewehr in ihren Händen nicht sehr furchtbar. Außerdem gebrauchen sie im Gefecht auch den Tschakan, ein kleines Beil mit einem sehr langen Griffe, welches oft tödtliche Wunden macht. Die Kirgisen sind höchst neugierig, leichtgläubig und schwatzhaft. Im Allgemeinen sind sie gastfreundlich, doch rechnen sie im Stillen auf Wiedervergeltnng, denn Eigennutz und Habsucht sind Hauptzüge ihres Charakters und werden nicht selten Veranlassung zu blutigen Streitig- keiten, in welche ganze Geschlechter gezogen werden, denn Selbstrache ist nicht nur geduldet, sondern der, welcher sich durch Glück bei Ueber- fällen besonders auszeichnet, wird von seinen Landsleuten gepriesen und hoch geehrt. Fürchterlich ist die Blutrache, wenn Jemand bei Streitig- keiten das Leben einbüßt. Doch sind sie im Ganzen nicht tapfer, son- dern mehr kecke Räuber, die den Feind durch List oder Ueberrumpelung zu besiegen suchen und die Flucht ergreifen, wenn sie kräftigen Wider- stand finden. Sie machen darum ihre Ueberfülle und Angriffe meist des Nachts. Ihr erster Anfall ist stets heftig und fast unwiderstehlich, aber nur, weil sie gute Reiter sind und durch Hoffnung reicher Beute angereizt werden. Wird das Pferd getödtct und müssen sie zu Fuß fechten, so sind sie verloren. Der Anblick einer einzigen Kanone ist hinlänglich, sie in Unordnung zu bringen. Bei der Theilung des Raubes, wenn sie eine Karawane geplündert haben, gehen sie auf eine lächer- liche Weise gewissenhaft zu Werke. Tuch, Pelzwerk rc. :c. wird in tausend Stücke zerrissen, selbst Uhren und Instrumente werden zerbro- chen und die Stücke vertheilt; der Eine z. B. bekommt ein Rad, der Andere eine Schraube, der Dritte eine Feder u. s. w. Ueberdies muß Jeder, wenn er nach Hause kommt, einen Theil der Beute an seine Eltern und Verwandten abliefern, so daß ihm selbst oft nur wenig übrig bleibt. Die Religionsb cg risse der Kirgisen sind ziemlich unklar. Sie glauben allerdings an ein höchstes Wesen, das die Welt erschaffen hat, aber die Einen verehren Gott nach den Lehren des Korans, die Anderen vermischen mit dem Islam noch alte Gebräuche des Heidenthums. In- dessen kann man doch den Islam als die herrschende Religion der Kir- gisen betrachten. Sie bekennen sich zur Secte der Sunniten, und kein Gefangener, der zu dieser Secte gehört, kann als Sclave verkauft oder als solcher zurückgehalten werden, während man Schiiten, Kalmücken und Christen als gute Prisen betrachtet und verkauft. Uebrigens neh- men es die Kirgisen mit den Geboten des Korans nicht sehr genau. Sie beobachten weder die Fasten noch die Waschungen; anch das tägliche fünfmalige Gebet wird nicht von Allen verrichtet. Da Mekka zu weit entfernt von diesen Ländern ist, so hat man fast kein Beispiel, daß ein

7. Bd. 1 - S. 90

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
90 Jil Länder- und Völkerkunde. A. Europa. weit unter ihrem Werthe, so doch zu einem Preise, welcher den Eigentümern großen Gewinn bringt. Wenn auch erst wenige und noch dazu unbedeutende Versuche gemacht sind, die verborgenen Reichthümer der Gebirgsketten von Serbien zu entdecken, so weiß man doch, daß der Mineralreichthum des Landes sehr bedeutend ist. Gold-, Silber- und Eisenminen wurden schon zur Zeit der Römer bear- beitet. Die zwei erster,, Metalle werden gegenwärtig nicht mehr gefunden oder doch nur in so unbedeutender Menge, daß die Kosten der Bearbeitung der Minen nicht gedeckt werden. Das Eisen von Serbien dagegen steht an Reinheit und Menge des Metallgehalts im Erz feinem der Welt nach. Außerdem gibt es noch Zink- und Schwefelminen und Kohlenlager werden m verschiedenen Theilen des Landes bearbeitet. Wiewohl die Kohle, welche man von den Werken in Dobra an der Donau brachte, kaum 20 Meter unter der Oberfläche liegt, wurde sie doch von den englischen Kohlenschauern den von Newcastle gleichgestellt. Nimmt man dazu noch Minen von Kupfer und Blei zugleich mit großen Quantitäten von Salpeter und Gpps, so kann man sich eine Vorstellung machen von dem großen mineralischen und mate- riellen Reichthum eines noch fast unerforschten Landes. Gegenwärtig ist die Industrie Serbiens noch in ihrer Kindheit, aber kein Land Europa's von derselben Ausdehnung bietet ein so weites Feld für vorteilhafte Anlagen von Kunstfleiß und Capital. Serbien zerfällt in 17 Kreise mit 1,300,000 Einwohnern. Von diesen Kreisen berühren 12 die Grenze und 5 liegen im Innern. Im Jahre 638 kamen die Serben, ein slavifcher Volksstamm, wahr- scheinlich auf Veranlassung des Kaisers Heraclius, aus dem jetzigen Klein- Rußland uach Möfien, gaben dem Lande, von welchem sie gewaltsamen Be- sitz ergriffen, ihren Rainen und gründeten endlich 1222 unter Stephan Nemanja Prvoventfchani (dem erstgekrönten) das Königreich Serbien. Im neunten Jahrhundert wurden die Serben allmählich, besonders durch die Apostel der Slaven, Cyrillus und Methodius, der orientalischen Kirche einverleibt. Schon damals besaß das serbische Volk seine eigene Liturgie, die noch heute gebraucht wird. Durch die Vermischung verschiedener Stämme hat die Sprache Serbiens, wiewohl sie rein slavisch ist, doch einen eigen- tümlichen Charakter bewahrt; sie wird 311 den besten und wohllautendsten der slavischen Dialekte gezählt und ist wegen ihrer Weichheit oft das italie- nische Slavisch genannt worden. Niebuhr hält sie sogar in Beziehung auf grammatischen Ban für die vollkommenste unter allen modernen europäischen Sprachen. Je mehr das oströmische Kaiserreich verfiel, desto mehr nahm die Macht der Beherrscher Serbiens aus dem Hause Nemanja zu. Den Gipfelpunkt seiner Größe erreichte Serbien zwischen 1334—1355, als die Autorität des Stephan Duschan vom Adriatischen bis zum Aegäischen, ja, fast bis zum

8. Bd. 1 - S. 488

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
488 Tit. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. In der Bukowina, wie in der Moldau, arbeitet der Bauer nach dem alten „Ghika'fchen Ehryfon" (Gesetzbuche) des Jahres zwölf Tage seinem Herrn. Die Familien und Familiennamen dieser Herren sind in der Buko- wina ganz dieselben wie in der Moldau und Walachei, alte walachische Familien, die von uralten Zeiten her, und griechische, die seit dem byzanti- nischen und türkischen Kaiserthume im Besitze der Güter sein mögen. Die Familien sind von früheren Zeiten her gräcisirt, und der Adel verkehrt unter sich mittelst der griechischen Sprache. Durch von Wien ausgehende Einflüsse fangen sie jetzt an, sich zu germanisiren, sie lernen Deutsch und Französisch, nennen sich Barone und Grafen und kleiden sich fast ohne Ausnahme deutsch. Viele von ihnen sind in der Moldau, Bessarabien und der Buko- wina ansässig und somit drei Kaisern zugleich unterthan, eben so wie auch manche polnische Große ihre Besitzungen unter drei verschiedenen Sceptern haben. Charakteristisch für die geographische Lage des Ländchens ist es, daß sein jetziger Name Bukowina, welches so viel als Buchenland oder Bu- chenwald bedeutet, aus den Kämpfen der Polen mit den Moldauern hervor- ging. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts schlug Stephan der Große, Fürst von der Moldau, zwischen dem Pruth und dem Dniestr die Polen, eroberte ihr Lager, erlegte die meisten und machte über 20,000, die meistentheils Edellente waren, zu Gefangenen. Als ihm nachher der König Albrecht von Polen für die Auslösung derselben eine große Summe Geldes anbot, schlug Stephan dieselbe aus, weil er sich ein solches Siegeszeichen errichten wollte, welches seine Triumphe auch noch in den künftigen Jahrhunderten verkünden sollte. Zu dem Ende spannte er alle 20,000 Polaken, Gemeine und Edel- leute, an den Pflug und ließ das ganze Schlachtfeld umpflügen und mit Buchensamen besäen. Dieser Samen wuchs dann zu weitläufigen und schönen Wäldern auf, welche die Polaken nun „Bukowina" nennen, indem sie niemals ohne Thränen von jenem Orte Meldung thun. Noch jetzt zeu- gen zahlreiche Gräber, Ueberreste von Schanzen und Circumvallationen von den vielen Kämpfen, die auf diesen ebenen Grenzfeldern die Türken, Polen, Ungarn, Moldauer, Russen und Tataren von jeher sich unter einander lieferten. Ein Theil der Bukowina, etwa 31 Ortschaften jenfeit des Pruth um- faffend, ist russisch geworden, das ganze Uebrige aber seit 1775 österreichisch. Das Land hat unter seiner jetzigen Regierung außerordentlich gewonnen und zählt jetzt über 7a Mill. Einwohner (gegen 120,000 im I. 1788), von denen die größere Hälfte Slaven, die kleinere Walachen oder Dako-Romanen sind. Diese außerordentliche Vermehrung der Bevölkerung mag zum Theil durch Einwanderung von Deutschen, welche sich in den Städten als Bürger, Kaufleute und Handwerker niederließen, und von Rusniaken, welche als tüchtigere Arbeiter den eingeborenen Moldauern vorgezogen werden, bewirk/

9. Die Schutzgebiete des deutschen Reiches - S. 45

1893 - Berlin : Reimer
Deutsch-Ostafrika. 45 dem offenen Lande sind sie als Großgrundbesitzer dnrch ihren Einflnß und ihre Macht wichtig, keineswegs dnrch ihre Zahl. Als die ehemaligen Herren des Landes haben sie nicht nnr durch Blutmischung, sondern anch dnrch einen lang währenden Knltnreinflnß umgestaltend auf die heimische Küstenbevölke- rnng eingewirkt. Durch Anschluß an die mohammedanische Religion und an Kleidung, Sitten, Wirtschaftsweise der Araber sondern sich die Anwohner des Knstensaumes (Mrima; arab. Sahel) in sehr bewußter Weise ab von den Naturvölkern des Binnenlandes, die sie verächtlich Washensi (Wilde) nennen. Die Sprache der Mrima-Leute (Wasuaheli), das Kisnaheli, ist ein bis weit ins Innere des Erdteils wirksames Verständigungsmittel. Denn beinahe das ganze Dentsch-Ostasrika bewohnen Bantn-Stämme, wie man beim ersten Blick ans die Karte an der allgemeinen Herrschast der Vorschlagsilben U (für die Landschaft) und Wa (für die Bewohner) erkennt. Die meisten dieser Stämme sind seit lange seßhaft und gewinnen dem Boden ohne große Mühe die Früchte ab, welche der Höhenlage und dem Klima ihres Wohnplatzes ent- sprechen. Dennoch sind nnr wenige dieser ackerbauenden Völker zu Wohlstand und behaglichem Dasein gelangt. Selten erwehrten sie sich mit Glück der zwischen ihre Sitze eindringenden räuberischen und kriegerischen Nomaden, und oft genng störte der arabische Sklavenhandel, dem diese Kämpfe Nah- rnng zuführten, dnrch Entfesselung und Belohnung des Menschenraubes auch den Frieden zwischen sest ansässigen Nachbarn. An diese Kämpfe, die ganze Landschaften entvölkert und die Kraft manches hoffnnngsvollen Stammes gebrochen haben, erinnert oft die Ortswahl oder die Banart der Nieder- lassungen. Im schönen Bergland Usagara ziehen die kleinen Dörfer sich ans schwerer zugängliche Lehnen znrück und meiden ängstlich die Nähe der beleb- testen Wege. Schon hier und in Ngnru, noch häusiger in Ugogo und namentlich in Unyamwesi tritt an Stelle der fensterlosen Hütten mit kreis- förmigem Grundriß und kegelförmigem oder zu einer Spitze sich aufwölbendem Dach immer häufiger die viereckige Tembe, ein besser verteidigungsfähiger, ursprünglich nur bei viehzüchtenden Stämmen üblicher Hos, mit einwärts sich öffnenden Wohnräumen umgeben, deren von Balken gestützte Lehmwände ein flaches Dach tragen. Die Fortentwickelung dieser Bauart führt zu kleinen Festungen nach Art des Kwikurus des Unpamwesi-Häuptlings Sm, dessen Erstürmung der Station Tabora so schwere Opfer auferlegte. Noch wirk- samer und selbst für eine gute Truppe unter europäischer Führung schwer zu bewältigen sind die Gräben und Hecken der Bananenpflanzungen, in denen die Dörfer des Kilima-Ndjaro-Gebietes sich bergen. Deshalb haben die dor- tigen Stämme auch ungestörter und kräftiger sich entwickelt trotz der Nach- barschast raubgieriger Steppenvölker. Die Mehrzahl der seßhaften Völker macht dagegen den Eindruck, verkümmert zu sein unter dem Druck der früheren Zustände. Sicherung des Landfriedens und allmähliches Unter- drücken des Sklavenhandels wird sie unter günstigere Lebensbedingungen bringen. Die besonders ernst ins Auge zu sassenden Feinde friedlicher Ordnung sind die Horden nomadischer, dem Hirtenleben oder dem Kriegshandwerk

10. Bd. 1 - S. 366

1859 - Köln : DuMont-Schauberg
366 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. endlich in mehreren Thälern und Landschaften im Innern von Sieben- bürgen. Auch außer jenen zusammenhangenden Gruppen sind sie in zahllosen vereinzelten Ackerbau- und Bergbancolonieen im mittleren Do- naugebiete verstreut. Ueberall aber, wo man aus den Gebieten der Walachen, Slawen oder Magyaren in die Dörfer, Aecker und Gemein- den der Deutschen gelangt, glaubt man in ein Paradies zu treten, so gewaltig und glücklich wirkt deutsches Leben und deutscher Betrieb auf die reichen Donaugcfilde ein. In den ungarischen Städten ist die Hauptmasse der mit Industrie beschäftigten Bürger deutsch oder deut- scher Herkunft. Nur diejenigen Ortschaften haben ein städtisches und civilisirtes Ansehen, die von Deutschen oder unter ihrer Leitung ge- baut und organisirt wurden. Die Städte, bei welchen die deutsche Hand nicht geholfen, gleichen mehr lagerartigen Sammelplätzen von Menschen als civilisirten Wohnsitzen. Die meisten nützlichen städtischen Einrichtungen rühren von Deutschen her, und die vornehmste Sprache der ganzen Donau, bis in die Walachei hinab, ist die deutsche. Selbst in die Länder an der serbischen Morawa und im Donautieflaude wurden beständig, und namentlich auch in neuerer Zeit, Deutsche berufen. Deutsche Bergleute und Fabrikanten gingen nach Serbien und Bul- garien zur Eröffnung irgend eines Bergwcrkbetricbes oder zur Be- gründung irgend eines neuen Industriezweiges. Deutsche Handwerker, Manusacturisten, Kaufleute zogen nach der Moldau und Walachei. Deutsche Apotheker und Aerzte wanderten in Menge nach diesen Ge- genden. Im Ganzen kann man alle im mittleren und unteren Donau- gebiete (außerhalb des oben als eigentliches deutsches Heimathland be- zeichneten Bezirks) lebenden Deutschen auf anderthalb Million, dem- nach die ganze Summe aller Donaudeutscheu auf etwa 12 Millionen anschlagen, was ungefähr ein Drittel der ganzen Masse der Bevölke- rung des Donangebietes vorstellen möchte. Der Einfluß deutscher Macht ging im vorigen Jahrhundert, von 1718—39, oder vom Frieden zu Passarowitz bis zum fluchwürdigen Frieden zu Belgrad, an der Donau herunter bis zur Aluta in die Walachei und weit an der Morawa herauf bis tief nach Serbien hinein. Seitdem haben freilich österreichi- sche Macht und deutscher Einfluß an der Donau Rückschritte gethan. Eine Weltcalamität, ein bedauernswerther Verlust nicht bloß für Deutschland, sondern für die ganze europäische Civilisation würde es aber sein, wenn das deutsche Leben sein Primat an der Donau ganz verlieren sollte; denn kein Volk hat nach den Römern so viel für die Cultur jener Länder gethan, als die Deutschen. Sie sind die Wohlthä- ter des Donaugebietes.
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