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1. Bd. 2 - S. 487

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
293. Der Sinai. 487 293. Der Sinai. (Nach Gotthilf Heinrich v. Schubert, Reise in das Morgenland in den Jahren 183g und 1837.) Am 2. März, bald nach Sonnenaufgang, machten wir uns auf zum Besteigen des Sinai. Der ehrwürdige Prior hatte es sich nicht nehmen lassen; er wollte uns selber auf dem Wege geleiten. Der Greis mit seinem Wanderstabe ging voran; eine Schaar der Beduinen, welche die Lorräthe des frischen Brodes, der Datteln und eingesalzenen Fische, so wie eine Flasche mit Racki trug, folgte uns nach. Nahe beim Kloster, in einer Bergschlncht an der nordöstlichen Seite des Horeb, steigt man aus jenen, zum Theil verfallenen Stufen empor, welche schon die fromme Kaiserin Helena oder doch Kaiser Justinian zur Bequemlichkeit der Pil- grime anlegen und cinhaucn ließen. Zn beiden Seiten erschienen die zum Theil prnnklosen, meist aber gewnrzhaften Gewächse des arabischen Felsenlandes; doch das Auge hatte jetzt keine Zeit, sie zu sehen. Bei der Quelle des heiligen Sangarins, in der Grotte, am klaren, frischen Wasser ruhten wir aus, denn wir waren vom Kloster aus hieher schon 920 Fuß, mithin zweimal so hoch gestiegen, als die größestc der Py- ramiden zu Ghizeh oder als der Münsterthurm in Straßburg einpor- ragt. Diese Quelle, so erzählt die fromme Sage des Klosters, ward zur Erquickung seiner Bewohner, deren Bedürfniß das Wasser der Ci- stcrncn einst in dürrer Zeit nur spärlich befriedigte, durch das Gebet des frommen Abtes Sangarins eröffnet und gesunden. Die Schlucht verengert sich nun, das Ansteigen auf den oft ganz ausgebrochenen Stufen und Felsblöcken wird mühsamer. Endlich ge- langt mau zu einer Gebirgsplattc, auf welcher, im Schatten der Cyprcsse, ein gemauerter Brunnen steht, und hier ist man auf der Höhe des im engeren Sinnes sogenannten Horeb, von welchem der Sinai eigent- lich nur der südöstliche, höher ansteigende Gipfel ist. Dort in der Felsenhöhle war die Stätte, dahin Elias der Thisbite zu dem Ange- sicht Gottes sich rettete, als Ahab und sein abgöttisches Weib Jcsabcl mit blutdürstigem Zorne ihm nach dem Leben stunden*) **). Wir ruhten ziemlich lange am Brunnen des Elias, unter der ho- hen Cypresse, und besahen dann das meist verfallene Kirchlein der Eliasgrotte, so wie die Trümmer eines kleinen Klosters, welches auch hieher die Andacht der Mönche erbaut hatte. Die Höhe des Horeb bei dem Eliasbrunnen mißt 6120 Fuß über dem Meere; 1400 Fuß über dem Thal des Klosters. Am Saume der Gebirgsplattc der Horebhöhe steigt der eigentliche Sinai au, dessen Gipfel noch 900 Fuß höher ragt, als die Gegend *) Im weiteren Sinne wird unter dem Namen Horeb in der heiligen Schrift offenbar die ganze Gebirgswüstc der Umgegend des Sinai verstanden. **) 1. Kön. C. 19.

2. Bd. 2 - S. 233

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
211. Die Lappen. 233 abgelöst werden, sie ohne Weiteres über die Köpfe und Leiber der Schlafenden springen und sich den besten Feuerplatz aussuchen. Abgaben zahlen die Lappen nicht, aber die meisten, wenn sie nicht allzuweit nach Schweden und Rußland hinein mit ihrem Aufenthalt wechseln, geben dem Pastor die Kirchensteuer und kommen zum Tausch- handel, auch wohl zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten auf die Lappen- märkte, welche in Lyngenfjord und an anderen Orten gehalten werden. Hier wird von Vogt und Sorenskriver Recht gesprochen, meist aber wohl den mehr fest ansässigen Lappen, die übrigens viele Streite haben und sehr häufig das Schiedsgericht der Pastoren in Anspruch nehmen. Die Wald- und Thallappcn, wie die Seelappen au der Küste sind in den sechs Kirchspielen Finnmarkens eingcpfarrt. Sie zahlen den Pfar- rern die Zehnten und besuchen die Kirchen von Kautokaiuo und Ka- rasjok, wenn sie im Laude wohnen. Die übrigen Kirchen liegen an der Küste. Dem Pastor von Kautokaiuo ist die Seelsorge über das ganze in- nere Finnmarken aufgetragen. Er hat einen Kirchsprengel von mehr als fünfzig Meilen Länge und wohnt abwechselnd am Porsangerfjord, in Karasjok und Kautokaiuo, wo die Hauptkirchc ist, an jedem Orte zwei bis drei Monate. Zweimal iin Jahre schifft er über nach Ma- geröe, um in Kjelwig zu predigen; im Sommer aber, wenn seine Ge- meinden von Karasjok und Kautokaiuo sich mit ihren Heerden über die Alpen zerstreuen, zieht auch er aus der Wüste hervor und wohnt in Hammerfest, um Menschen zu sehen und nicht ganz zu verwildern oder wahnsinnig zu werden. Wer sie gesehen hat, diese schreckliche Welt ohne Daum, ohne Strauch, diese nackten Wildnisse mit ihren kahlen, zertrümmerten Felsen- häuptern, diese braunen Sümpfe und den grauen, öden Himmel darüber, der kann es nicht als besonders erachten, daß zwei Pfarrer von Kau- tokaino nach einander in Tiefsinn verfallen und umgekommen sind; denn es läßt sich kaum Schrecklicheres vorstellen, als dort getrennt von aller besseren menschlichen Gesellschaft, zwischen Lappen und Renuthicren zu leben. Man denke sich den Pfarrer von Kautokaino allein in einer Nacht, welche zwei Monate hier währt, allein in den fürchterlichen Stürmen und Schneewehen, in seinem öden Hause bei einer Kälte, welche hier häufig bis auf 40 Grade steigt. Ist cs da ein Wunder, daß Schwermut!) den Geist überfällt und umnachtet? Die Regierung hat jetzt festgesetzt, daß kein Pfarrer länger als sechs Jahre in Kautokaino bleiben soll. Wenn der Pfarrer von Kau- tokaino einmal unter gebildeten Menschen sein will, muß er eine Reise von 30 Meilen den Alten hinab nach Kaa-Fjord am Alten-Fjord machen. Die Lappen sind jetzt alle Christen und zum Theil eifrige Verehrer des unsichtbaren Gottes. Seit Friedrich Iii. hat man sie bekehrt. Früher beteten sie viele Götter an, besonders Iubinel, den Vater aller Wesen, und Pekel, den Herrn des Dösen, den Teufel. Bei Karasjok im Gebirge liegen noch viele alte Zauberkreise, aus Steinen errichtet,

3. Bd. 2 - S. 488

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
488 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. der Eliasgrotte. Das Ansteigen geschieht abermals auf Stufen, welche etwas besser erhalten sind, denn die am Horeb. Die höher gestiegene Sonne beleuchtete jetzt des Horeb und Sinai's majestätischen Gipfel im vollen Glanze; ich erhob mein Auge und mich ergriff ein Mitgefühl mit jener Furcht, welche Israels Volk bis auf unsere Tage davon abhält, den Sinai zu besteigen. Denn, wie uns dies in Jerusalem versichert wurde, kein strenggläubiger Jude wagt noch jetzt „auf den Berg zu steigen, noch sein Ende anzurühren*)", so tief hat sich dem unter dem Gesetz stehenden Volke das Andenken jener Stunden eingeprägt, da „der ganze Berg rauchte und sehr erbebte, weil der Herr auf ihn herabfuhr mit Feuer". Der Gipfel des Berges, der ganz nahe bei der Kluft des Moses ist, war jetzt erstiegen; der Gipfel des Berges, welcher der größeren Hälfte der Völker der Erde ein heiliger Ort ist. Denn er ist heilig dem Volke Israel, welches nur aus ehrfurchtsvoller Ferne ihn betrachtet, heilig den Mohamedanern, welche hier, der alten, christlichen Capelle gegenüber eine kleine Moschee errichtet haben; heilig den Christen, denen ihr Glaube lehret, daß kein Titel, kein Jota dieser, prophetisch das Fernkünftige andeutenden Worte des Gesetzes, auf Sinai's Höhe gege- den, verloren gehen solle, bis daß sie einst alle in Erfüllung gingen. Ich habe stark aussehende Menschen gekannt, aus welche der erst- malige Anblick des Meeres einen solch erschütternden Eindruck machte, daß sie fast ohnmächtig wurden. Ohnmächtig zwar wurde Keiner von uns; mächtig erschüttert aber wurden wir Alle durch die Aussicht vom Berge, deren schon an sich selber große Macht durch das Andenken an das, was einst hier geschehen, noch vielfach erhöht wird. Der Gipfel des Sinai ragt mehr denn siebentausend Fuß hoch über das Meer, er beherrschet mithin, wie sich berechnen läßt, eine Aussicht über das nie- dere, ebene Land und die Wasserfläche, welche, wo sie durch vorliegende Berge nicht gehemmt wird, nach allen Richtungen hin gegen 23 Mei- len betrügt, mithin einen Kreis, welcher im Durchmesser 46, im Um- fange 144 Meilen mißt. Wo aber jenseit dieses Kreises ein Berg von gleicher Höhe steht, da erweitert sich die Aussicht auf das Doppelte und in gleichem Verhältniß der Gesichtskreis. Im Süden wie in Ost und West bemerkt man an einzelnen Punk- ten den Gürtel des Meeres, der das Hochland der peträischen Halb- insel umschlingt; jenseit des Meeres, in weiter Ferne mehrere Ge- birgshöhen der arabischen und ägyptischen Küste. Es ist, als stünde man in der Mitte des riesengroßen Horstes eines einsamen Adlers, gegründet auf nackten, öden Felsen, zwischen die Grenzen der Meere. Nirgends, wohin man auch sicht, eine grünende Alpenwiese; nirgends ein Wald, kein rauschender Bach noch Wasserfall, keine Alpcnhütte noch Dorfschaft; und wenn nicht gerade der Sturmwind oder die Donner ihre Stimme reden, da ist hier eine Stille, wie ich sie noch nirgends *) 2. Mos. 19, V. 12.

4. Bd. 2 - S. 637

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
¡40. Die Mormonen und ihr Land. 6:47 d. h. den Nichtmormonen, von welchen sie aus „Zion in Eden" ver- trieben wurden. Sie flüchteten nach Illinois, wo sie 1842 einen weit- hin sichtbaren Tempel baneten. Aber auch in Illinois zeigten die Heiden eine feindselige Stimmung und legten den Mormonen, theilweise mit Unrecht, schwere Berbrechen zur Last. Joseph wurde sammt seinem Bruder Hyrum, dem Patriarchen, zu Carthago ins Gefängniß gewor- fen, nachdem man ihn des Hochverraths angeklagt hatte. Noch che er sich vor Gericht vertheidigen konnte, stürmte eine gegen ihn äußerst er- bitterte Volksmenge den Kerker und erschoß 1844 den Seher sammt dem Patriarchen. Dainit hatte die „neue Kirche" ihre ersten Märtyrer. Aber sie war deßhalb nicht vcrwais't; sie scharte sich alsbald um Jo- sephs Busenfreund und Vertranten Drigham Aoung. Von nun an erhielt dieser die „Offenbarungen", er war und ist bis heute Prophet des Herrn und Seher für die Heiligen. Er prophezeiete, daß sie, gleich den Israeliten, sich eine Zeitlang in die Wüste zurückziehen sollten, um Gefahren zu bestehen und Heimsuchungen zu erdulden. Und als dann abermals eine Verfolgung über die Mormonen hereinbrach, beschlossen sie, fürbaß zu ziehen und in weiter Ferne, hinten im Westen jenseits der Hochgebirge, eine neue Heimat aufzusuchen. Sie wollten fortan jeden Verkehr mit den Nichtmormonen vermeiden und für sich allein leben. So geschah es auch. Denn nun begann jener Auszug der Mor- monen, der in der Geschichte wenige seines Gleichen hat. Einzelne Vorläufer wurden über die Prairieen und über das Fclsengebirge ge- sandt, um eine ruhige Stätte zu suchen. Diese 143 Männer, welche man als Bahnbrecher vorausgesandt hatte, entdeckten eine abgelegene Wüstenei mit grünen Oasen und bestellten dort flugs den Boden, da- mit das Volk fände, wovon es essen könne. Die Mormonen-Menge brach mit Anbeginn des Frühlings auf. Am 24. Juli 1847 traf der Seher Brigham Aoung am großen Salzsee ein, und bevor das Jahr abgelaufen war, hatten sich mehr als 6000 Heilige aus aller Welt im obercalifornischen Binnenbecken zusammengefunden. Die Felder waren bestellt, das ganze Land „dem Herrn geweiht" worden, eine Stadt ge- gründet, eine Burg gegen die Indianer gebaut, ein großer Bewässerungs- graben gezogen. Aber die Entbehrungen waren fürchterlich; die Lebens- mittel reichten nicht aus, die Mormonen fristeten ihre Tage in Jammer und Noth, selbst Leder, womit man einzelne Häuser gedeckt hatte, wurde herabgerissen, gekocht und verzehrt, und Wurzeln, von welchen der In- dianerstamm der Aamparicas sich nährt, waren ein leckeres Mahl. Zu alledem kam noch eine entsetzliche Heimsuchung. Das Korn aus dem Felde und das Gemüse in den Gärten schien trefflich gerathen zu wol- len und man hielt das Ende der Noth für nahe; da zogen ungeheure Schwärme von schwarzen Heuschrecken heran und zerstörten alles Grün. Jede Bemühung, sie abzuhalten, war vergebens, und die Heiligen stan- den machtlos und trostlos da. Doch Hülfe in der äußersten Bcdrüng- niß blieb nicht aus. Von den Inseln tut großen Salzsee kamen plötzlich

5. Bd. 1 - S. 326

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
326 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. tischer. Das Berghaus dicht unter dem Gipfel (2683 M.) ist nächst dem Stations- Hause auf dem Stilfferjoch die höchste menschliche Wohnung in Europa. Ueber die großescheidegg führt ein sehr belebter Saumweg, fortwährend im Angesichte der Bergriesen und Gletscherfelder, nach dem schönsten Gletscher der Alpen- weit, dem von Rosenlaui, der seinen Ruf theils seiner Reinheit, theils seiner wundervollen Spaltenfärbung verdankt. Da er beinahe keine Berg- wände streift, so führt er auch keinen Moränenschutt mit sich, wodurch der untere Grindelwaldgletscher ein so schmutziges Ansehen erhält, und zeigt daher überall klares, blankes Eis, wie kaum ein anderer Gletscher. Ueber die Stufen der gewaltigen sieben Reichend ach fälle hinunter gelangen wir aus den höhern Alpenthälern in das tiefe Hauptthal der Aare, welche aus dem obern Haslithal hervorströmt, nachdem sie in Verbindung mit dem Merlenbach den imposanten Handecksall gebildet hat. Beide Bergströme brausen hier von verschiedenen Seiten her einer tief ausgewaschenen Schlucht zu und mischen in dieser aufstäubend ihre donnernden Fluten. Weiter auf- wärts bildet das Hospiz aus dem Grimselpaß einen beliebten Ausgangs- Punkt für wissenschaftliche Gletscherstudien, wie solche Agassiz, L. von Buch, Desor und andere Geognosten von hier unternommen haben. Auch gehen von der Grimsel aus die Wege er kühnen Alpenfreunde, welche das Si- delhorn, die Jungfrau, die Schreckhörner, das Wetterhorn und selbst das gewaltige Finsteraarhorn bestiegen haben. Die meisten Reisenden aber wählen den Ausflug an den R h o n e g l e t f ch e r, der nicht nur zu den mächtigsten, sondern auch zu den interessantesten Gletschern der Schweiz gehört sowohl wegen des Reichthums seiner blauen Spalten, als wegen des Ursprungs der Rhone. So ist in dem Berner Oberland eine seltene und außerordentliche Mannichfaltigkeit der großartigsten und reizendsten Naturscenen aus kleinem Räume zusammengehäuft, und um diese alle kennen zu lernen, reicht eine Woche hin, die dann zu den genußreichsten des Lebens zu zählen ist. g. Die beiden Appenzell. Wie das kleine Unterwalden noch in zwei Staaten getheilt ist (s.s. 316), so zerfällt das nur halb so große Appenzellerländchen (abbatis cella) ebenfalls in zwei Halbcantone, und zwar nach der Confefsion. Der kleinere (noch nicht 3 Hh-M. umfassende), katholische, dicht um den Säntisstock liegende, heißt Jnner-Rhoden (Rhodenbezirk) und betreibt, neben derviehzucht auf den saftgrünen Matten, eine Industrie, die sich auf feine Handstickerei beschränkt, aber zu einer seltenen Schönheit und Vollkommenheit gediehen ist. In dem größern (4—5 Om.), reformirten und weit wohlhabendem Außer-Rhoden blüht Handel und Fabrication im Großen und dieser

6. Bd. 2 - S. 344

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
344 Iii. Länder und Völkerkunde. B. Asien. jener Begebenheit die erhabensten Bilder und Gleichnisse zu entnehmen pflegten. Nur der Prophet Elias machte hiervon eine Ausnahme, als er vor den Nach- stellungen der abgöttischen Iezabel durch die Wüste nach dem Berge Horeb, „dem Niedern Stockwerk des Sinai", floh, wo er nach Sturm, Erdbeben und Feuer im stillen, sanften Säuseln „die Stimme des Herrn vernahm". (B. d. Könige, I, 19.) An der nordöstlichen Seite des Horeb in einer Bergschlucht steigt man auf jenen, zum Theil verfallenen Stufen empor, welche schon die fromme Kaiserin Helena oder doch Kaiser Justinian zur Bequemlichkeit der Pilgrime anlegen und einhauen ließen. Endlich gelangt man zu einer Gebirgsplatte, auf welcher, im Schatten von Cypressen, ein gemauerter Brunnen steht, und hier ist man auf der Höhe des im engern Sinne *) sogenannten Horeb, von welchem der Sinai eigentlich nur der südöstliche, höher ansteigende Gipfel ist. Der Gipfel ragt mehr denn 2000 M. über das Meer und beherrscht eine Aussicht über das niedere Land und die Wasserfläche, welche, wo sie durch vorliegende Berge nicht gehemmt wird, nach allen Richtungen hin gegen 23 Meilen beträgt, mithin einen Kreis, welcher im Durchmesser 46, im Umfange 144 Meilen mißt. Wo aber jenfeit dieses Kreises ein Berg von gleicher Höhe steht, da erweitert sich die Aussicht auf das Doppelte und in gleichem Verhältniß der Gesichtskreis. Nirgends, wohin man auch sieht, eine grünende Alpenwiese; nirgends ein Wald, kein rauschender Bach noch Wasserfall, keine Alpenhütte noch Dorffchaft. Die Wüste des Sinai mit ihrer Felsenwarte ist eine Ver- sinnlichung jener Zeit der Anfänge, da noch kein Gras und Kraut noch fruchtbare Bäume, kein lebendes Thier noch Menschen waren, sondern da statt der Kraft des freien Lebens nur jenes Gesetz waltete, das der Erdveste ihre Gestaltung, dem Gewässer seine bestimmten Grenzen gab. Und auf diese Felsenwarte läßt nun auch die Geschichte der vergangenen Tage ihren verklärenden Strahl fallen. Hier ward den Menschen das Gesetz gegeben, das auf Christus hinweist, weil in Ihm des Gesetzes Erfüllung ist. Wie dann hier, unter dem Fittiche des einsamen Adlers, der sein Volk hieher in die Stille der Felsenwüste führte, der Lebenskeim der beiden Religionen, der des Gesetzes und jener der Erfüllung, ausgeboren ward; so nahm dort im Südosten der Islam seinen Ausgang: wir stehen hier im Geburtslande der drei monotheistischen Religionen. *) Im weiteren Sinne wirb unter dem Namen Horeb in der heiligen Schrift offenbar die ganze Gebirgswüste der Umgegend des Sinai verstanden.

7. Handbuch für den deutschen Unterricht in den oberen Klassen der Gymnasien - S. 532

1872 - Köln : DuMont-Schauberg
532 Bedeutsamkeit der Berge. grünet, vom ewigen Schnee und Eise begränzt, die Frühlingsflur der Alpen. Zwischen ihren Geklüften entspringen, aus Gletschern und aus den Niederschlägen der Atmosphäre, die le- bendigen Quellen, die, in zahlreichen Gießbächen hinabeilend, zu Strömen sich versammeln, um den fernen Ebenen den Segen von oben zu bringen und das Festland mit dem Meere zu verbinden. Eine reine und heitere Lust verbreitet sich auf ihren Höhen, welche dem Erden- bewohner freieres Athmen und regeres Leben gewährt. Wenn daher Gewölle und Nebel- schleier über die Niederungen sich lagern, ragen ihre Gipfel heiter über das Nebelmeer. Wenn die Gefilde der Tiefe schon in nächtliches Dunkel gehüllt sind, leuchten diese Gipfel noch im Gruße der Abendsonne, und wenn unten kaum die Dämmerung erst begonnen, sind sie ver- goldet schon vom nahenden Morgenroth. Hat unten die Sonnenglut im hohen Sommer die Fluren scholl versengt, so öffnen oben erst im milden Frühling die Blüten ihre Kelche. Wird unten zwischen Mauern und Zäunen, in Hohlwegen und Gestrüppen der Blick beschränkt und oft von kleinlichen Gegenständen eingeengt, so eröffnet sich oben ein freier, oft unermeß- licher Ausblick über ferne Länderstrecken und Meere hin. Und wenn hinwiederum in weiten Ebenen das Auge suchend umherirrt und an öden Feldern sich müdet, so breitet sich eine Reihe von Bergen wie eine große Gartenmauer vor uns aus, die unsere Gedanken anregt, jenseits neue Landschaften, neue Menschen und Begebnisse zu suchen, dem alten Spruche gemäß: daß drüben über den Bergen auch noch Leute wohnen. Sind aber die Gebirgszüge der Erde jene Werkftättell der Natur, in deren Tiefen die Metalle, auf deren Höhen die lebendigen Quellen sich bilden; sind sie ferner die ursprüngliche Heimat der Wälder und einer großen Fülle von Gewächsen und Thieren: so waren sie gleicher Maßen auch die uranfänglichen Wohnorte der Völker, die von da aus allinählich über die Ebenen sich verbreiteten. Ja, selbst jene ddm Geographen unbekannte Heimat des ersten Menschenpaares, in der Schrift der Garten Eden genannt, worin der Mensch vor dem ver hängnißvolleir Moment seiner freithätigen Entscheidung und Selbstbestininmng eine Zeit lang in der ihm anerschaffenen Unschuld und Glückseligkeit gelebt, scheint nach dem Zeugnisse der Schrift sowohl als aller Völkersagen die Höhe eines Urgebirges gewesen zu sein. Vier große Weltströme nahmen von Eden ihren Ursprung, und der Seher Ezechiel redet vom Paradiese unter dem Namen des heiligen Berges. — Es hat demnach die Sehnsucht nach oben, oder nach den Höhen der Berge, welche in jeder Menschenbrust zu wohnen pflegt, auch einen geschichtlichen, aus der Urzeit des Menschengeschlechts herüberwirkenden Grund: das Ver- langen des gesunkenen, aus der Höhe seines ursprünglichen großartigen Standes in eine öde Welt hinaus und hinab verwiesenen Menschen nach jener Fülle der geistigen Freiheit, des Lichtes und des Friedens, deren er verlustig wurde, als er durch eigene freie Wahl und selbstsüchtige Willensentscheidung in jene Erniedrigung und innere Entzweiung siel, die sein gegenwärtiges Leben verdüstert. Und so liegt denn auch drittens in der wesentlichen Bestimmung des Menschen selbst die Ursache unseres sehnsuchtsvollen Aufblickes nach oben. Aufrecht, gleich dem Leibe, soll auch der Geist des Menschen sein, und in Aufrichtigkeit des Willens und der Gesinnung seine Richtung zu Gott bewahren. Unten, unter unseren Füßen, ist nichts als starres, ödes Ge stein, und die verborgenen Wasserwirbel und die Feuerschlünde und Finsternisse der Tiefe, aus denen uns kein Trost, sondern unheimlicher Schauer anwehet- Und wandeln wir auch über grüne Tristen und zwischen blühenden Bäuinen, die mit ihren vielbelaubten Aeften und Zweigen hoch in die Lüfte emporstreben, und hüpfet und schwirret auch eine munter ge schäftige Thierwelt um uns her, so führen diese Geschöpfe doch alle nur ein schlafendes oder träumerisches Leben, das rein im Kreise der Naturwelt seine Entwicklung und Vollen düng findet, aus der allgemeinen Natur auftaucht und wieder in sie zurückkehrt, und im steten Werden, Wachsen, Vergehen und Verwesen seine Richtung nach unten bezeuget. Gleichwie
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