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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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293. Der Sinai.
487
293. Der Sinai.
(Nach Gotthilf Heinrich v. Schubert, Reise in das Morgenland in den
Jahren 183g und 1837.)
Am 2. März, bald nach Sonnenaufgang, machten wir uns auf zum
Besteigen des Sinai. Der ehrwürdige Prior hatte es sich nicht nehmen
lassen; er wollte uns selber auf dem Wege geleiten. Der Greis mit
seinem Wanderstabe ging voran; eine Schaar der Beduinen, welche die
Lorräthe des frischen Brodes, der Datteln und eingesalzenen Fische, so
wie eine Flasche mit Racki trug, folgte uns nach. Nahe beim Kloster,
in einer Bergschlncht an der nordöstlichen Seite des Horeb, steigt man
aus jenen, zum Theil verfallenen Stufen empor, welche schon die fromme
Kaiserin Helena oder doch Kaiser Justinian zur Bequemlichkeit der Pil-
grime anlegen und cinhaucn ließen. Zn beiden Seiten erschienen die
zum Theil prnnklosen, meist aber gewnrzhaften Gewächse des arabischen
Felsenlandes; doch das Auge hatte jetzt keine Zeit, sie zu sehen. Bei
der Quelle des heiligen Sangarins, in der Grotte, am klaren, frischen
Wasser ruhten wir aus, denn wir waren vom Kloster aus hieher schon
920 Fuß, mithin zweimal so hoch gestiegen, als die größestc der Py-
ramiden zu Ghizeh oder als der Münsterthurm in Straßburg einpor-
ragt. Diese Quelle, so erzählt die fromme Sage des Klosters, ward
zur Erquickung seiner Bewohner, deren Bedürfniß das Wasser der Ci-
stcrncn einst in dürrer Zeit nur spärlich befriedigte, durch das Gebet
des frommen Abtes Sangarins eröffnet und gesunden.
Die Schlucht verengert sich nun, das Ansteigen auf den oft ganz
ausgebrochenen Stufen und Felsblöcken wird mühsamer. Endlich ge-
langt mau zu einer Gebirgsplattc, auf welcher, im Schatten der Cyprcsse,
ein gemauerter Brunnen steht, und hier ist man auf der Höhe des im
engeren Sinnes sogenannten Horeb, von welchem der Sinai eigent-
lich nur der südöstliche, höher ansteigende Gipfel ist. Dort in der
Felsenhöhle war die Stätte, dahin Elias der Thisbite zu dem Ange-
sicht Gottes sich rettete, als Ahab und sein abgöttisches Weib Jcsabcl
mit blutdürstigem Zorne ihm nach dem Leben stunden*) **).
Wir ruhten ziemlich lange am Brunnen des Elias, unter der ho-
hen Cypresse, und besahen dann das meist verfallene Kirchlein der
Eliasgrotte, so wie die Trümmer eines kleinen Klosters, welches auch
hieher die Andacht der Mönche erbaut hatte. Die Höhe des Horeb
bei dem Eliasbrunnen mißt 6120 Fuß über dem Meere; 1400 Fuß
über dem Thal des Klosters.
Am Saume der Gebirgsplattc der Horebhöhe steigt der eigentliche
Sinai au, dessen Gipfel noch 900 Fuß höher ragt, als die Gegend
*) Im weiteren Sinne wird unter dem Namen Horeb in der heiligen Schrift
offenbar die ganze Gebirgswüstc der Umgegend des Sinai verstanden.
**) 1. Kön. C. 19.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Gotthilf_Heinrich_v Heinrich Schubert März Racki Helena C.
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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211. Die Lappen.
233
abgelöst werden, sie ohne Weiteres über die Köpfe und Leiber der
Schlafenden springen und sich den besten Feuerplatz aussuchen.
Abgaben zahlen die Lappen nicht, aber die meisten, wenn sie nicht
allzuweit nach Schweden und Rußland hinein mit ihrem Aufenthalt
wechseln, geben dem Pastor die Kirchensteuer und kommen zum Tausch-
handel, auch wohl zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten auf die Lappen-
märkte, welche in Lyngenfjord und an anderen Orten gehalten werden.
Hier wird von Vogt und Sorenskriver Recht gesprochen, meist aber
wohl den mehr fest ansässigen Lappen, die übrigens viele Streite haben
und sehr häufig das Schiedsgericht der Pastoren in Anspruch nehmen.
Die Wald- und Thallappcn, wie die Seelappen au der Küste sind in
den sechs Kirchspielen Finnmarkens eingcpfarrt. Sie zahlen den Pfar-
rern die Zehnten und besuchen die Kirchen von Kautokaiuo und Ka-
rasjok, wenn sie im Laude wohnen. Die übrigen Kirchen liegen an
der Küste.
Dem Pastor von Kautokaiuo ist die Seelsorge über das ganze in-
nere Finnmarken aufgetragen. Er hat einen Kirchsprengel von mehr
als fünfzig Meilen Länge und wohnt abwechselnd am Porsangerfjord,
in Karasjok und Kautokaiuo, wo die Hauptkirchc ist, an jedem Orte
zwei bis drei Monate. Zweimal iin Jahre schifft er über nach Ma-
geröe, um in Kjelwig zu predigen; im Sommer aber, wenn seine Ge-
meinden von Karasjok und Kautokaiuo sich mit ihren Heerden über die
Alpen zerstreuen, zieht auch er aus der Wüste hervor und wohnt in
Hammerfest, um Menschen zu sehen und nicht ganz zu verwildern oder
wahnsinnig zu werden.
Wer sie gesehen hat, diese schreckliche Welt ohne Daum, ohne
Strauch, diese nackten Wildnisse mit ihren kahlen, zertrümmerten Felsen-
häuptern, diese braunen Sümpfe und den grauen, öden Himmel darüber,
der kann es nicht als besonders erachten, daß zwei Pfarrer von Kau-
tokaino nach einander in Tiefsinn verfallen und umgekommen sind; denn
es läßt sich kaum Schrecklicheres vorstellen, als dort getrennt von aller
besseren menschlichen Gesellschaft, zwischen Lappen und Renuthicren zu
leben. Man denke sich den Pfarrer von Kautokaino allein in einer
Nacht, welche zwei Monate hier währt, allein in den fürchterlichen
Stürmen und Schneewehen, in seinem öden Hause bei einer Kälte,
welche hier häufig bis auf 40 Grade steigt. Ist cs da ein Wunder,
daß Schwermut!) den Geist überfällt und umnachtet?
Die Regierung hat jetzt festgesetzt, daß kein Pfarrer länger als
sechs Jahre in Kautokaino bleiben soll. Wenn der Pfarrer von Kau-
tokaino einmal unter gebildeten Menschen sein will, muß er eine Reise
von 30 Meilen den Alten hinab nach Kaa-Fjord am Alten-Fjord machen.
Die Lappen sind jetzt alle Christen und zum Theil eifrige Verehrer
des unsichtbaren Gottes. Seit Friedrich Iii. hat man sie bekehrt.
Früher beteten sie viele Götter an, besonders Iubinel, den Vater aller
Wesen, und Pekel, den Herrn des Dösen, den Teufel. Bei Karasjok
im Gebirge liegen noch viele alte Zauberkreise, aus Steinen errichtet,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Vogt Kautokaiuo Kautokaiuo Kautokaino Friedrich_Iii Friedrich
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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488
Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien.
der Eliasgrotte. Das Ansteigen geschieht abermals auf Stufen, welche
etwas besser erhalten sind, denn die am Horeb.
Die höher gestiegene Sonne beleuchtete jetzt des Horeb und Sinai's
majestätischen Gipfel im vollen Glanze; ich erhob mein Auge und mich
ergriff ein Mitgefühl mit jener Furcht, welche Israels Volk bis auf
unsere Tage davon abhält, den Sinai zu besteigen. Denn, wie uns
dies in Jerusalem versichert wurde, kein strenggläubiger Jude wagt
noch jetzt „auf den Berg zu steigen, noch sein Ende anzurühren*)",
so tief hat sich dem unter dem Gesetz stehenden Volke das Andenken
jener Stunden eingeprägt, da „der ganze Berg rauchte und sehr erbebte,
weil der Herr auf ihn herabfuhr mit Feuer".
Der Gipfel des Berges, der ganz nahe bei der Kluft des Moses
ist, war jetzt erstiegen; der Gipfel des Berges, welcher der größeren
Hälfte der Völker der Erde ein heiliger Ort ist. Denn er ist heilig
dem Volke Israel, welches nur aus ehrfurchtsvoller Ferne ihn betrachtet,
heilig den Mohamedanern, welche hier, der alten, christlichen Capelle
gegenüber eine kleine Moschee errichtet haben; heilig den Christen, denen
ihr Glaube lehret, daß kein Titel, kein Jota dieser, prophetisch das
Fernkünftige andeutenden Worte des Gesetzes, auf Sinai's Höhe gege-
den, verloren gehen solle, bis daß sie einst alle in Erfüllung gingen.
Ich habe stark aussehende Menschen gekannt, aus welche der erst-
malige Anblick des Meeres einen solch erschütternden Eindruck machte,
daß sie fast ohnmächtig wurden. Ohnmächtig zwar wurde Keiner von
uns; mächtig erschüttert aber wurden wir Alle durch die Aussicht vom
Berge, deren schon an sich selber große Macht durch das Andenken an
das, was einst hier geschehen, noch vielfach erhöht wird. Der Gipfel
des Sinai ragt mehr denn siebentausend Fuß hoch über das Meer, er
beherrschet mithin, wie sich berechnen läßt, eine Aussicht über das nie-
dere, ebene Land und die Wasserfläche, welche, wo sie durch vorliegende
Berge nicht gehemmt wird, nach allen Richtungen hin gegen 23 Mei-
len betrügt, mithin einen Kreis, welcher im Durchmesser 46, im Um-
fange 144 Meilen mißt. Wo aber jenseit dieses Kreises ein Berg von
gleicher Höhe steht, da erweitert sich die Aussicht auf das Doppelte
und in gleichem Verhältniß der Gesichtskreis.
Im Süden wie in Ost und West bemerkt man an einzelnen Punk-
ten den Gürtel des Meeres, der das Hochland der peträischen Halb-
insel umschlingt; jenseit des Meeres, in weiter Ferne mehrere Ge-
birgshöhen der arabischen und ägyptischen Küste. Es ist, als stünde
man in der Mitte des riesengroßen Horstes eines einsamen Adlers,
gegründet auf nackten, öden Felsen, zwischen die Grenzen der Meere.
Nirgends, wohin man auch sicht, eine grünende Alpenwiese; nirgends
ein Wald, kein rauschender Bach noch Wasserfall, keine Alpcnhütte noch
Dorfschaft; und wenn nicht gerade der Sturmwind oder die Donner
ihre Stimme reden, da ist hier eine Stille, wie ich sie noch nirgends
*) 2. Mos. 19, V. 12.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Capelle
Extrahierte Ortsnamen: Asien Israels Jerusalem Israel Ost
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
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¡40. Die Mormonen und ihr Land.
6:47
d. h. den Nichtmormonen, von welchen sie aus „Zion in Eden" ver-
trieben wurden. Sie flüchteten nach Illinois, wo sie 1842 einen weit-
hin sichtbaren Tempel baneten. Aber auch in Illinois zeigten die Heiden
eine feindselige Stimmung und legten den Mormonen, theilweise mit
Unrecht, schwere Berbrechen zur Last. Joseph wurde sammt seinem
Bruder Hyrum, dem Patriarchen, zu Carthago ins Gefängniß gewor-
fen, nachdem man ihn des Hochverraths angeklagt hatte. Noch che er
sich vor Gericht vertheidigen konnte, stürmte eine gegen ihn äußerst er-
bitterte Volksmenge den Kerker und erschoß 1844 den Seher sammt
dem Patriarchen. Dainit hatte die „neue Kirche" ihre ersten Märtyrer.
Aber sie war deßhalb nicht vcrwais't; sie scharte sich alsbald um Jo-
sephs Busenfreund und Vertranten Drigham Aoung. Von nun an
erhielt dieser die „Offenbarungen", er war und ist bis heute Prophet
des Herrn und Seher für die Heiligen. Er prophezeiete, daß sie, gleich
den Israeliten, sich eine Zeitlang in die Wüste zurückziehen sollten, um
Gefahren zu bestehen und Heimsuchungen zu erdulden. Und als dann
abermals eine Verfolgung über die Mormonen hereinbrach, beschlossen
sie, fürbaß zu ziehen und in weiter Ferne, hinten im Westen jenseits
der Hochgebirge, eine neue Heimat aufzusuchen. Sie wollten fortan
jeden Verkehr mit den Nichtmormonen vermeiden und für sich allein
leben.
So geschah es auch. Denn nun begann jener Auszug der Mor-
monen, der in der Geschichte wenige seines Gleichen hat. Einzelne
Vorläufer wurden über die Prairieen und über das Fclsengebirge ge-
sandt, um eine ruhige Stätte zu suchen. Diese 143 Männer, welche
man als Bahnbrecher vorausgesandt hatte, entdeckten eine abgelegene
Wüstenei mit grünen Oasen und bestellten dort flugs den Boden, da-
mit das Volk fände, wovon es essen könne. Die Mormonen-Menge
brach mit Anbeginn des Frühlings auf. Am 24. Juli 1847 traf der
Seher Brigham Aoung am großen Salzsee ein, und bevor das Jahr
abgelaufen war, hatten sich mehr als 6000 Heilige aus aller Welt im
obercalifornischen Binnenbecken zusammengefunden. Die Felder waren
bestellt, das ganze Land „dem Herrn geweiht" worden, eine Stadt ge-
gründet, eine Burg gegen die Indianer gebaut, ein großer Bewässerungs-
graben gezogen. Aber die Entbehrungen waren fürchterlich; die Lebens-
mittel reichten nicht aus, die Mormonen fristeten ihre Tage in Jammer
und Noth, selbst Leder, womit man einzelne Häuser gedeckt hatte, wurde
herabgerissen, gekocht und verzehrt, und Wurzeln, von welchen der In-
dianerstamm der Aamparicas sich nährt, waren ein leckeres Mahl. Zu
alledem kam noch eine entsetzliche Heimsuchung. Das Korn aus dem
Felde und das Gemüse in den Gärten schien trefflich gerathen zu wol-
len und man hielt das Ende der Noth für nahe; da zogen ungeheure
Schwärme von schwarzen Heuschrecken heran und zerstörten alles Grün.
Jede Bemühung, sie abzuhalten, war vergebens, und die Heiligen stan-
den machtlos und trostlos da. Doch Hülfe in der äußersten Bcdrüng-
niß blieb nicht aus. Von den Inseln tut großen Salzsee kamen plötzlich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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326 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
tischer. Das Berghaus dicht unter dem Gipfel (2683 M.) ist nächst dem Stations-
Hause auf dem Stilfferjoch die höchste menschliche Wohnung in Europa. Ueber die
großescheidegg führt ein sehr belebter Saumweg, fortwährend im Angesichte
der Bergriesen und Gletscherfelder, nach dem schönsten Gletscher der Alpen-
weit, dem von Rosenlaui, der seinen Ruf theils seiner Reinheit, theils
seiner wundervollen Spaltenfärbung verdankt. Da er beinahe keine Berg-
wände streift, so führt er auch keinen Moränenschutt mit sich, wodurch der
untere Grindelwaldgletscher ein so schmutziges Ansehen erhält, und zeigt
daher überall klares, blankes Eis, wie kaum ein anderer Gletscher. Ueber
die Stufen der gewaltigen sieben Reichend ach fälle hinunter gelangen wir
aus den höhern Alpenthälern in das tiefe Hauptthal der Aare, welche aus
dem obern Haslithal hervorströmt, nachdem sie in Verbindung mit dem
Merlenbach den imposanten Handecksall gebildet hat. Beide Bergströme
brausen hier von verschiedenen Seiten her einer tief ausgewaschenen Schlucht
zu und mischen in dieser aufstäubend ihre donnernden Fluten. Weiter auf-
wärts bildet das Hospiz aus dem Grimselpaß einen beliebten Ausgangs-
Punkt für wissenschaftliche Gletscherstudien, wie solche Agassiz, L. von Buch,
Desor und andere Geognosten von hier unternommen haben. Auch gehen
von der Grimsel aus die Wege er kühnen Alpenfreunde, welche das Si-
delhorn, die Jungfrau, die Schreckhörner, das Wetterhorn und selbst das
gewaltige Finsteraarhorn bestiegen haben. Die meisten Reisenden aber wählen
den Ausflug an den R h o n e g l e t f ch e r, der nicht nur zu den mächtigsten,
sondern auch zu den interessantesten Gletschern der Schweiz gehört sowohl
wegen des Reichthums seiner blauen Spalten, als wegen des Ursprungs
der Rhone.
So ist in dem Berner Oberland eine seltene und außerordentliche
Mannichfaltigkeit der großartigsten und reizendsten Naturscenen aus kleinem
Räume zusammengehäuft, und um diese alle kennen zu lernen, reicht eine
Woche hin, die dann zu den genußreichsten des Lebens zu zählen ist.
g. Die beiden Appenzell.
Wie das kleine Unterwalden noch in zwei Staaten getheilt ist (s.s. 316),
so zerfällt das nur halb so große Appenzellerländchen (abbatis cella) ebenfalls
in zwei Halbcantone, und zwar nach der Confefsion. Der kleinere (noch
nicht 3 Hh-M. umfassende), katholische, dicht um den Säntisstock liegende,
heißt Jnner-Rhoden (Rhodenbezirk) und betreibt, neben derviehzucht
auf den saftgrünen Matten, eine Industrie, die sich auf feine Handstickerei
beschränkt, aber zu einer seltenen Schönheit und Vollkommenheit gediehen
ist. In dem größern (4—5 Om.), reformirten und weit wohlhabendem
Außer-Rhoden blüht Handel und Fabrication im Großen und dieser
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Berghaus Rosenlaui
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Merlenbach Wetterhorn Berner_Oberland Appenzell
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Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
344
Iii. Länder und Völkerkunde. B. Asien.
jener Begebenheit die erhabensten Bilder und Gleichnisse zu entnehmen pflegten.
Nur der Prophet Elias machte hiervon eine Ausnahme, als er vor den Nach-
stellungen der abgöttischen Iezabel durch die Wüste nach dem Berge Horeb,
„dem Niedern Stockwerk des Sinai", floh, wo er nach Sturm, Erdbeben und
Feuer im stillen, sanften Säuseln „die Stimme des Herrn vernahm". (B.
d. Könige, I, 19.)
An der nordöstlichen Seite des Horeb in einer Bergschlucht steigt man
auf jenen, zum Theil verfallenen Stufen empor, welche schon die fromme
Kaiserin Helena oder doch Kaiser Justinian zur Bequemlichkeit der Pilgrime
anlegen und einhauen ließen. Endlich gelangt man zu einer Gebirgsplatte,
auf welcher, im Schatten von Cypressen, ein gemauerter Brunnen steht, und
hier ist man auf der Höhe des im engern Sinne *) sogenannten Horeb, von
welchem der Sinai eigentlich nur der südöstliche, höher ansteigende Gipfel ist.
Der Gipfel ragt mehr denn 2000 M. über das Meer und beherrscht eine Aussicht
über das niedere Land und die Wasserfläche, welche, wo sie durch vorliegende
Berge nicht gehemmt wird, nach allen Richtungen hin gegen 23 Meilen beträgt,
mithin einen Kreis, welcher im Durchmesser 46, im Umfange 144 Meilen
mißt. Wo aber jenfeit dieses Kreises ein Berg von gleicher Höhe steht, da
erweitert sich die Aussicht auf das Doppelte und in gleichem Verhältniß der
Gesichtskreis. Nirgends, wohin man auch sieht, eine grünende Alpenwiese;
nirgends ein Wald, kein rauschender Bach noch Wasserfall, keine Alpenhütte
noch Dorffchaft. Die Wüste des Sinai mit ihrer Felsenwarte ist eine Ver-
sinnlichung jener Zeit der Anfänge, da noch kein Gras und Kraut noch
fruchtbare Bäume, kein lebendes Thier noch Menschen waren, sondern da
statt der Kraft des freien Lebens nur jenes Gesetz waltete, das der Erdveste
ihre Gestaltung, dem Gewässer seine bestimmten Grenzen gab.
Und auf diese Felsenwarte läßt nun auch die Geschichte der vergangenen
Tage ihren verklärenden Strahl fallen. Hier ward den Menschen das Gesetz
gegeben, das auf Christus hinweist, weil in Ihm des Gesetzes Erfüllung ist.
Wie dann hier, unter dem Fittiche des einsamen Adlers, der sein Volk
hieher in die Stille der Felsenwüste führte, der Lebenskeim der beiden
Religionen, der des Gesetzes und jener der Erfüllung, ausgeboren ward; so
nahm dort im Südosten der Islam seinen Ausgang: wir stehen hier im
Geburtslande der drei monotheistischen Religionen.
*) Im weiteren Sinne wirb unter dem Namen Horeb in der heiligen Schrift
offenbar die ganze Gebirgswüste der Umgegend des Sinai verstanden.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
532
Bedeutsamkeit der Berge.
grünet, vom ewigen Schnee und Eise begränzt, die Frühlingsflur der Alpen. Zwischen ihren
Geklüften entspringen, aus Gletschern und aus den Niederschlägen der Atmosphäre, die le-
bendigen Quellen, die, in zahlreichen Gießbächen hinabeilend, zu Strömen sich versammeln,
um den fernen Ebenen den Segen von oben zu bringen und das Festland mit dem Meere
zu verbinden. Eine reine und heitere Lust verbreitet sich auf ihren Höhen, welche dem Erden-
bewohner freieres Athmen und regeres Leben gewährt. Wenn daher Gewölle und Nebel-
schleier über die Niederungen sich lagern, ragen ihre Gipfel heiter über das Nebelmeer. Wenn
die Gefilde der Tiefe schon in nächtliches Dunkel gehüllt sind, leuchten diese Gipfel noch im
Gruße der Abendsonne, und wenn unten kaum die Dämmerung erst begonnen, sind sie ver-
goldet schon vom nahenden Morgenroth. Hat unten die Sonnenglut im hohen Sommer die
Fluren scholl versengt, so öffnen oben erst im milden Frühling die Blüten ihre Kelche. Wird
unten zwischen Mauern und Zäunen, in Hohlwegen und Gestrüppen der Blick beschränkt
und oft von kleinlichen Gegenständen eingeengt, so eröffnet sich oben ein freier, oft unermeß-
licher Ausblick über ferne Länderstrecken und Meere hin. Und wenn hinwiederum in weiten
Ebenen das Auge suchend umherirrt und an öden Feldern sich müdet, so breitet sich eine
Reihe von Bergen wie eine große Gartenmauer vor uns aus, die unsere Gedanken anregt,
jenseits neue Landschaften, neue Menschen und Begebnisse zu suchen, dem alten Spruche
gemäß: daß drüben über den Bergen auch noch Leute wohnen.
Sind aber die Gebirgszüge der Erde jene Werkftättell der Natur, in deren Tiefen die
Metalle, auf deren Höhen die lebendigen Quellen sich bilden; sind sie ferner die ursprüngliche
Heimat der Wälder und einer großen Fülle von Gewächsen und Thieren: so waren sie
gleicher Maßen auch die uranfänglichen Wohnorte der Völker, die von da aus allinählich über
die Ebenen sich verbreiteten. Ja, selbst jene ddm Geographen unbekannte Heimat des ersten
Menschenpaares, in der Schrift der Garten Eden genannt, worin der Mensch vor dem ver
hängnißvolleir Moment seiner freithätigen Entscheidung und Selbstbestininmng eine Zeit lang
in der ihm anerschaffenen Unschuld und Glückseligkeit gelebt, scheint nach dem Zeugnisse der
Schrift sowohl als aller Völkersagen die Höhe eines Urgebirges gewesen zu sein. Vier große
Weltströme nahmen von Eden ihren Ursprung, und der Seher Ezechiel redet vom Paradiese
unter dem Namen des heiligen Berges. — Es hat demnach die Sehnsucht nach oben, oder
nach den Höhen der Berge, welche in jeder Menschenbrust zu wohnen pflegt, auch einen
geschichtlichen, aus der Urzeit des Menschengeschlechts herüberwirkenden Grund: das Ver-
langen des gesunkenen, aus der Höhe seines ursprünglichen großartigen Standes in eine
öde Welt hinaus und hinab verwiesenen Menschen nach jener Fülle der geistigen Freiheit,
des Lichtes und des Friedens, deren er verlustig wurde, als er durch eigene freie Wahl
und selbstsüchtige Willensentscheidung in jene Erniedrigung und innere Entzweiung siel, die
sein gegenwärtiges Leben verdüstert.
Und so liegt denn auch drittens in der wesentlichen Bestimmung des Menschen selbst die
Ursache unseres sehnsuchtsvollen Aufblickes nach oben. Aufrecht, gleich dem Leibe, soll auch
der Geist des Menschen sein, und in Aufrichtigkeit des Willens und der Gesinnung seine
Richtung zu Gott bewahren. Unten, unter unseren Füßen, ist nichts als starres, ödes Ge
stein, und die verborgenen Wasserwirbel und die Feuerschlünde und Finsternisse der Tiefe, aus
denen uns kein Trost, sondern unheimlicher Schauer anwehet- Und wandeln wir auch über
grüne Tristen und zwischen blühenden Bäuinen, die mit ihren vielbelaubten Aeften und
Zweigen hoch in die Lüfte emporstreben, und hüpfet und schwirret auch eine munter ge
schäftige Thierwelt um uns her, so führen diese Geschöpfe doch alle nur ein schlafendes
oder träumerisches Leben, das rein im Kreise der Naturwelt seine Entwicklung und Vollen
düng findet, aus der allgemeinen Natur auftaucht und wieder in sie zurückkehrt, und im
steten Werden, Wachsen, Vergehen und Verwesen seine Richtung nach unten bezeuget. Gleichwie
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]