der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver-
hältniß zu Gott auffaßt.
2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden-
thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur
entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an-
gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und
der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli-
gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung
des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, —
und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich-
keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü-
disch-christlicher Vorstellungen. —
3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott
stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor-
stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die
Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re-
ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo-
saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer
großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen
pflegt. —
4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent-
gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von
Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem
Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver-
standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver-
klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche
Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder
Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. —
5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist,
so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen
des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet-
sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u.
dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ-
kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte-
ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. —
6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich
in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das
Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ-
ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis-
mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von
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— 358
gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande
hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche
die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen
Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge,
bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge,
bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte
zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere
Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der
riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer
«nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge,
offenbaret hat.
Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind
folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der
jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher
Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der
Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer,
Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt.
Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube,
oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System
des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form
des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist,
♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un»
ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des
Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles
was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen
sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die
Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie
ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin-
too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf
den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen.
Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt,
formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion,
in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch
die christliche Religion, welche im Schooße der mosai»
schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder
den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser
und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die
Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt
an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel
der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine
Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung
des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung,
ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum
als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste
Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott
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Extrahierte Personennamen: Schiwa Buddha Christi Jesum_Christum
— 366 —
tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In-
seln verschlagen worden.
b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem
'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen
' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über
den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und
ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer
gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens
und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen,
dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in
dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange-
zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst
genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an-
gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch
wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das
gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte.
Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der
arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel-
cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben
diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung
mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern
nicht mehr gleichen.
Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel
Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero-
glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von
Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin-
det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden
von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind
durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm
sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie
der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa-
milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und
selbst des asiatischen Archipelagus finden.
§. 213. Die hindu'sche Art.
Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei-
den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß
2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr
denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber
ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron-
zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß
wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht
mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt
die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim-
mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den
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Extrahierte Personennamen: Jordan Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Arabiens Orontes Habesch Afrika Madagaskar Hochlande_Iran Indiens
20. Das Kastenwesen Der Inder.
61
Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten.
Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden.
Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen.
Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas.
Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,
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476
Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273.
So sehr die furchtbare Grausamkeit des Audronikus Abscheu und Entsetzen erregt, so gebührte ihm doch der Ruhm, daß er während der kurzen Dauer seiner Regierung (1183—1185) manche nützliche Verordnungen erließ. Eine der heilsamsten war die Abschaffung des Strandrechts im ganzen Umfange des griechischen Kaiserthums durch ein strenges Gesetz, in welchem bestimmt wurde, daß jeder, welcher ein verunglücktes Schiff künftig plündern würde, an dem Mastbaume desselben oder, wenn dieser nicht mehr vorhanden wäre, auf einer Anhöhe der Küste an einem Baume aufgehängt werden sollte.
Die Regierung des Isaak Ang elus (1185-1195) entsprach keineswegs den Erwartungen, welche seine Anhänger und Freunde sich gemacht hatten; zwar wurde das Reich von den Normannen bald befreit, aber weniger durch die Anordnungen des Kaisers, als vielmehr durch die eigene Ungeschicklichkeit der normannischen Heerführer, und in der innern Verwaltung kehrten alle Mißbrauche und Unordnungen wieder, welche Andronikus abgestellt hatte.
Das Wichtigste aus der fernern Geschichte des Hauses der Angelt (1185 1204), so wie die Stiftung des lateinischen Kaiserthums (1204—1261) ist bei dem (sogenannten vierten) Kreuzzuge gegen Constanti-nopel S. 336 ff. berührt worden.
96. Die Mongolen.
(Nach Karl Friedr. Koeppen, Die lamaische Hierarchie, und Kirche, und Gustav Adolf Stenzel, Geschichte des preußischen Staates, mij Zusätzen vom Herausgeber.)
Die weitgreisendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, bereit die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das auserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis-Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung wahrscheinlich mehr als die Hälfte des gefammten Menschengeschlechts umfaßte.
Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungszügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Menschheit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raubzüge von Japan bis zur Katzbach und von Hinter-Jndien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie mit allen Nationen der alten Welt irgendwie in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Armenier, Syrer,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Isaak Karl_Friedr Karl Koeppen Gustav_Adolf_Stenzel Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Japan Hinter-Jndien Japanesen
126. Die Slaven.
649
Rußland. Hier wurde das Staatswesen — oder eine mächtige, weite Länder umfassende Herrschaft — durch scandinavisch-deutsche Eroberer, durch Normänner, gegründet, und ein Jahrhundert später ward das Christenthum diesem normännisch-slavischen Staate aus Byzanz gebracht, wie den Südslaven. Nach der einheimischen slavischen Ueberlieferung von der Gründung des Reiches wären der Normanne Nurik und seine Brüder im I. 862 über das „Warägische Meer" gekommen, gerufen von streitenden Völkern, und hätten ein Reich gegründet im Lande der Finnen (um den Ladoga-und Peipus-See); dann habe Rurik, nachdem er durch den Tod seiner beiden Brüder Alleinherr geworden, seinen Sitz nach Nowgorod, in das Land der Slaven, verlegt. Später ward der Mittelpunkt der normannischen Herrschaft nach dem (ebenfalls slavischen) Süden, nach Kiew, verlegt und das Uebergewicht der Slaven über die finnischen Stämme dadurch gesteigert, daß neue Eroberungen unter Rurik's Nachfolgern das Reich durch Wolhynien, Podolien und Galizien bis an die obere Weichsel - erweiterten, also durch Länder, die ausschließlich von Slaven bewohnt waren. Dazu kam, daß die Slaven sich als ein bildsamer Volksstamm den Finnen überlegen erwiesen und, wie dies überall zu geschehen pflegt, den schwächeren Stamm immer weiter zurückdrängten oder in sich aufnahmen und sich assirnilirten — ein Proceß, der sich in Rußland bis aus den heutigen Tag fortsetzt.
Gegen Ende des 10. Jhdrts. erhob Fürst Wladimir (Alleinherrscher 980—1015) die christliche Religion griechischen Bekenntnisses zur herrschenden in Rußland, neben welcher keine andere geduldet wurde. Durch Annahme der Taufe hatte er auch die Hand einer Tochter des byzantinischen Kaisers Romanus Ii. erhalten und war so Schwager des deutschen Kaisers Otto Ii. geworden. Fortan ein eben so eifriger Christ wie früher eifrig im Glauben seiner Väter, zerstörte er überall in feinem weiten Reiche die heidnischen Tempel und Götzenbilder und ließ von griechischen Künstlern Kirchen bauen und in byzantinischer Weise mit Mosaiken ausschmücken. Diesem Beispiele folgte der älteste seiner Söhne von der griechischen Prinzessin, Jaroslaw; er ordnete die Hierarchie und entwarf ein Gesetzbuch in slavischer Sprache. Er war noch einmal für längere Zeit Alleinherrscher in dem russischen Reiche, das er Anfangs mit sechs Brüdern theilen mußte. Aber mit seinem Tode (1054) ward das Unheil der Theilungen ein bleibendes für viele Jahrhunderte. Er theilte sein Reich unter seine fünf überlebenden Söhne und legte den Grund zu unheilbarem Zwist besonders dadurch, daß er dem ältesten unter dem Titel eines „Großfürsten" eine Art Oberherrschaft beilegte, ohne ihn mit einer entsprechenden Macht auszustatten, woraus folgte, daß die Theilfürsten ihn als Schiedsrichter und Vermittler nur in so weit anerkannten, als sie wollten. Da nun der Großfürst in Kiew selten ein überlegener Geist oder ein bedeutender Charakter war, so wurde die höchste Macht, die den Staatenbund zusammenhalten sollte, sehr bald zu
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Wladimir Otto Jaroslaw
4
I. Deutschland vor der Völkerwanderung.
einigung hervor; das Leben früherer Zeiten durchdrang sich mit dem germanischen zu einem neuen Ganzen, während die unvermischten Deutschen, die auf ihrem alten Boden geblieben waren, festhielten an der alten Art der Väter. Darüber wurden sich die Bewohner der verschiedenen Länder Europa's wiederum fremd, wurden verschiedene Nationen, deren jede ihren besondern Charakter erhielt.
Unter mannichfaltigen Stürmen trennten sich die Nationen in verschiedene Reiche, Deutschland aber hob sich bald unter allen mächtig empor. Die Kaiserwürde, hergestellt von Karl dem Großen, kam auf die Könige der Deutschen, und diese wurden, ohne Widerspruch, die ersten und zugleich die mächtigsten Fürsten der Christenheit, herrschend über das größte Reich Europa's. Die großen Fürsten dieses Reiches, Königen gleich, erhöhten nur den Glanz der kaiserlichen Krone, und schienen die sichersten Stützen des Thrones. Viele Könige waren des Kaisers Vasallen und rechneten es sid> zur Ehre, der ersten Nation der Welt anzugehören. Die ganze Christenheit wurde angesehen als Eine große Gemeinschaft, deren geistliches Haupt der Papst, deren weltliches aber der Kaiser sei. Diese Größe aber, dieser allgemein eingeräumte Vorzug machte die Deutschen sicher, und die Sicherheit verleitete sie dann, Fürsten und Volk, nur dahin zu streben, sicher zu sein vor innerer Unterdrückung. Darüber sonderten sie sich ab von ihrem Kaiser: indem sie ihm aber die Macht nehmen wollten, ihnen ihre Freiheit zu rauben, entzogen sie ihm zugleich auch die Macht, die deutsche Kraft zu gebrauchen gegen den Uebermutb der Fremden, zerfielen dann in sich selbst, weil sie keinen Punkt hatten, in welchem sie sich so berührten, daß sie ihrer Stärke hätten inne werden können.
2. Bis Religion der alten Deutschen.
(Nach Karl Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie, und I. W. Wolf, Die deutsche Götterlehre, mit Zusätzen vom Herausgeber.)
Wahrscheinlich ist der Glaube unserer Väter vom Monotheismus aus-
gegangen: denn in allen deutschen Zungen ist das höchste Wesen von je her mit dem Namen Gott benannt worden, der, ohne Artikel gebraucht,
doch einen allgemeinen Sinn hatte. Die spätere Vielheit der Götter läßt
sich aus dem verbundenen Gottesdienst verschiedener Völkerschaften und Stämme erklären, die, als sie zusammentraten, ihre. eigenthümlich ausgebildeten Vorstellungen von dem höchsten Wesen nicht aufgeben wollten. Die bei jedem Stamme hergebrachten Götter wurden nun unter den altüblichen Namen neben einander gestellt und zu gemeinschaftlichen Gottheiten des neuen Gefammtvolkes ausgebildet, wobei ihr Wesen gegen einander abgegrenzt.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Karl_Simrock Karl W._Wolf
21. Der Brahmanismus und Buddhismus.
C9
thologie kennt sie zwar nur verbunden, aber je nachdem der eine oder
der andere höher gestellt wird, gestalten sich Cultur und Moral ver-
schieden. Der Sivadienst ist es besonders, der jenen schauerlichen Aber-
glauben der Selbstquälerei und Selbstvernichtung herbeiführt, während
der Cultus des Vischnu überall mildere Sinnesweise begünstigt. Diese
drei Hauptgötter, Brahma, Siva und Vischnu, werden auch wohl als
Dreieinigkeit, in dreiköpfiger Gestalt, vereint gedacht. An sie schließt
sich eine große Zahl unterer Götter an, von denen Indra, der Herr-
scher des Firmamentes, die bedeutendste Gestalt ist. Aber auch die
heiligen Ströme sind hochverehrte Götter, die Leidenschaften sind per-
sonificirt, und die Menschen können sich durch Weisheit, Frömmigkeit
und beharrliche Duldung in dieses Pantheon anfschwingen. Sogar die
Thiere haben ihre Repräsentanten unter den Himmlischen, der Affe
Hanumann ist der Waffengenosse des Gottes Rama, die Könige der
Löwen und Adler sind von mythologischer Bedeutung, und andere Thiere
mindestens Symbole und göttlicher Verehrung theilhaftig. Endlich fehlt
es denn auch uicht an Dämonen, Rakscha's, welche zwar verhaßt und
von den Göttern bekämpft, aber dennoch von übermenschlicher Macht
sind. So ist also ein überreich besetzter Olymp vorhanden, der, wie
es in polytheistischen Religionen nicht anders sein kann, nicht völlig
abgeschlossen ist, sondern nach Localansichten und dichterischen Aus-
schmückungen wechselt. Daher gibt es denn auch unter den Hindus
selbst unzählige verschiedene Secten, philosophische sowohl als populäre,
die aber großentheilö friedlich und ohne strenge Unterscheidung ne-
den einander leben. Zwei Hauptsecten indessen stehen sich feindlich
gegenüber, die Brahmaneu und die Buddhisten, und dieser Gegen-
satz verdient nähere Betrachtung.
In der ganzen Culturgeschichte der Inder war seit dem Beginne der
wahrhaft historischen Zeit bei ihnen kein Ereigniß eiugctreten, welches
so tief in alle bestehenden religiösen, politischen und bürgerlichen Zustände
eingegriffen, so glänzende Aussichten auf folgcureiche Fortschritte iu der
geistigen Entwicklung dargeboten hätte, als der Buddhismus. Als
sein Gründer seine Laufbahn antrat, bestand längst der brahmanische
Priesterstaat, und war auf eine scheinbar unerschütterliche Grundlage
erbaut. Der Priesterstand wurde von den übrigen Kasten als der Be-
sitzer der göttlichen Offenbarung und der aus ihr geschöpften Kenntniß
der wahren Götterverehrung und des rechten Wandels, als der einzige
Inhaber der Wissenschaften verehrt. Das ganze Leben war durch
Satzungen geregelt, allen Mitgliedern des Staates ihre besondere Stel-
lung und die aus ihr entspringenden Rechte und Pflichten bestimmt.
Selbst bei den Menschen der niedrigsten und verachtetsten Kasten hatte
sich der Glaube festgesetzt, daß ihr Loos eine durch ihre Geburt herbei-
geführte Nothwendigkeit sei. Unter einem Volke, bei welchem auf diese
Weise das Bewußtsein der Freiheit ganz unterdrückt worden war, dem
der Gedanke an eine Besserung seiner Zustände ganz fremd war, trat
Buddha gegen die Allmacht der Brahmanen iu die Schranken. Statt,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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72
Iy. Die Inder.
überaus alte Ueberzeugung, daß die menschliche Thätigkeit eine erbliche
sein müsse, und die daraus hervortretende Verbindung derer, welche die-
selbe Thatigkeit haben, zu socialen Vereinen. Je nach der Werthschützung
dieser Thatigkeit standen die ihnen sich widmenden Vereine in höherer
oder geringerer Achtung, und bildeten so gleichsam eine Stufenleiter,
in welcher sich die ganze indische Bevölkerung einander über- oder unter-
ordnete.
Sobald ein Volk ans demjenigen Zustande hervortrat, wo jeder
alles, was zur Sicherheit und Gemächlichkeit seines Lebens nothwendig
oder dienlich ist, selbst verrichtete, und einzelne aus demselben sich be-
sonderen Thätigkeitcn widmeten, lag der Gedanke sehr nahe, daß der-
jenige eine Thatigkeit am besten üben würde, welcher sie von Jugend
auf schon von seinem Vater und nächsten Verwandten üben sähe und
gleichsam in ihr erzogen würde.
Als der arische Volksstamm (sowohl die östlichen als westlichen, das
Sanskrit- und das Zendvolk) sich von ihren Sprachverwandten und
einst mit ihnen vereinigten Brüdern trennten, gab es noch keine aus-
geprägte Verfassung, welche sich auf diesen Grundsatz stützte, keine so-
genannte Kastenverfassung (von einem portugiesischen Worte easta). Zur
Zeit, wo die ganze arische Volksmasse ein vereinigtes Volk bildete, scheint
der Name des eigentlichen Volkes, seiner Hauptmasse, arjas, die Ehr-
würdigen, gewesen zu sein. Aus dieser Masse hatten sich jedoch schon
die kshatträs d. h. die herrschenden ausgeschicden, deren Namen in
entsprechender Form und im Allgemeinen mit derselben Bedeutung, wie
im Sanskrit, auch bei den Zendvölkern erscheint. Sie bildeten damals
wahrscheinlich die Elaste der kleinen Häuptlinge, der nol>il68. Wer ihre
Untergebenen waren, läßt sich natürlich nicht mit Gewißheit bestimmen.
Doch macht es die Analogie der verwandten Völkerstümine und der
natürliche Gang der Entwickelung von Staatseinrichtungeu bei Völkern,
welche sich erobernd unter stammverschicdenen Völkern festsetzen, wahr-
scheinlich, daß die Hauptmasse ihrer Untergebenen nicht aus den ver-
wandten Freien, den arjas, Ehrwürdigen, bestand, sondern aus der
im eroberten Lande Vorgefundenen und unterworfenen Bevölkerung.
Diese letzteren mögen die Cvidräs gewesen sein, welche in der, jedoch
erst in der Zeit nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier
festgcstellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten.
Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich auch
die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine
Einteilung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von de-
nen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Uralnnanas die erste
Stelle Annahmen; die zweite die Kshatträs; die dritte die eigentlich
arjas genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes
den allgemeinen Namen für Mensch, vi§ (im Plural vig-as), führten.;
die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in
älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassnug noch streng abgeschlossen war,
auch die verarmten oder sonst hcrabgekommenen arjas gedrängt wurden.
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22. Das Kastenwesen der Inder.
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Wann diese Einteilung sich festsetzte, ist der Zeit nach natürlich
nicht zu bestimmen. Nachdem sie einmal im Allgemeinen sich gebildet
hatte, arbeiteten ohne Zweifel die Priester dahin, sie als göttliche Ord-
nung für ewige Zeiten sestzustellen. Früh schon mochten sie sie mit
ihren Schöpfungstheorien in Verbindung gebracht haben und suchten
ihre gegenseitige Stufenordnnng religiös zu motioircn. Weil die Brah-
manen ans Brahma's Mund hervorgcgangen sind, so ist ihre Bcsiun-
mung, die Beschäftigung mit dem heiligen Worte und die Verwaltung
des Heiligen überhaupt; weil die Xsllattras aus seinen Armen ent-
sprungen sind, so ist ihre Pflicht, die Menschen zu schützen, also Kriegs-
dienst; die vicas, aus dem Schenkel desselben hervorgetrctcn, sind ver-
pflichtet, aller Dinge zu warten, welche znm menschlichen Lebensunter-
halt gehören. Die Hüuras, ans seinen Beineu gezeugt, sind zum
Dienste der über ihnen stehenden Kasten verpflichtet. Die Kasten sind
erblich, daher heißen sie g'ätajas (gentes).
Die drei höheren Kasten zeichnen sich vor der vierten zunächst da-
durch aus, daß sie in einem bestimmten Lebensalter initiirt werden.
Diese Einweihung geschieht vermittels Anlegung einer Schnur, welche
von der linken Schulter quer über die Brust herabgetragen wird. Diese
Einweihung, welche mit religiösen Ceremonieu verbunden ist, gilt gleich-
sam für eine zweite Geburt im Leben, daher die drei oberen Kasten
die zwiefach geborenen (dvig'a) genannt werden.
Was die vier Hauptkasten betrifft, außer denen keine reine existirt,
so machen die Brahmanen ohne bedeutenden Erfolg aus das Vor-
recht aufmerksam, nicht am Leben gestraft werden zu dürfen. Ihre Be-
schäftigungen sollen nach dem Gesetzbuche sechs sein: Lesen der Veda's
und Erklärung derselben, Opfern und Beistand bei Anderer Opfer,
Geben und Empfangen von Almosen. Drei von diesen: Erklärung der
Veda's, Beistand bei Anderer Opfer und Empfangen von Almosen aus
reinen Händen kommen den Brahmaneu allein, mit Ausschluß der übri-
gen Kasten, zu. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten
und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein;
aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Rich-
ter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll
streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sollen nur
so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Na-
türlich ist diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht absonder-
lich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemtcr,
benutzten ihre Stelle ans echt orientalische Weise, so weit wir die Ge-
schichte verfolgen können; znm Zweck des Lebensunterhalts darf schon
nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste,
Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien
sollen frei von Abgaben sein. An der Spitze der Brahmanen, welche
sich dem religiösen Dienste weihen, steht in den einzelnen Königreichen
ein Guru, welcher vom Fürsteu unterhalten wird; überhaupt rechneten
sich ehemals und auch jetzt noch die indischen Fürsten zur Ehre, eine
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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