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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 13

1822 - Berlin : Reimer
13 Erzählungen. 11. Der Knabe und die Mücken» -Mein Vater geht in's Holz, wie ich gemerket habe!" So sagte Fritz^ ein kleiner munrrer Knabe, Und hüpft, indem er dieses sprach - Dem Vater schon vom weiten nach. Kaum trat er in den^ Busch, als hier ihn eine Mücke- Dort wieder eine Mücke stach. Er sckalt, er lief ein gutes Stücke, Dem bösen Schwarme zu entfiiehn; Allein, je mehr er lief, xe mehr verfolgt' er ihst. He, sprach er, laß^mir bald das Ding im Guten bleiben, Sonst werd' ich wissen, euch den Spaß schon zu verleiben. Drauf nahm er muthig seinen Stab, Und schlug .in ihren Schwarm, doch ließen sie nicht ab; Und stachen sie zuvor, aus bloßer Lust zu stechen. Jetzt stachen sie, um sich zu rächen. ^ % Verwundet im Gesicht, auf beiden Handen roth, Eilt Fritz dem Vater zu, und klagt ihm seine Noth» D sieh mahl Vater! das heißt stechen! Ich hab's bald so- bald so versucht! Ich lief, ich schlug, und doch half weder Schlag noch Flucht! — Fritz, hub der'vateran, du hast'z nicht recht versucht. Geh künftig ruhig ssxt, kann ich dir versprechen, Sie werden weniger dich siechen. '/ 12. Der kleine Töffel. In einem großen Dorf, das an die Mulde stieß. Starb Grolms, ein Bauersmann Die Wittwe freite wieder, Und kam mit einem Knaben nieder, Den man den kleinen Töffel hieß. Sechs Sommer sind vorbei, als es im Dorfe i brannte, Der Knabe war damals gerade sechzehn Jahr, Da man, wie wohl er schon ein großer Junge war, Ihn noch den kleinen Löffel nannte» Nun-

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

4. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 3

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
2. Uebersicht der Geschichte der Israeliten von Abraham bis zu Moses' Tode. 3 äußere Welt und das Reich des Geistes; ihr Streben ist auf die Beherrschung der ganzen Erde gerichtet. Es waltet unter ihren einzelnen Gliedern die größte Mannigfaltigkeit, je nachdem ihre Wohnsitze und ihre historischen Schicksale verschieden sind. I. Die Israeliten. L. Uebersicht -er Geschichte -er Lsraeliten von Abraham bis M Moses' To-e. (Nach I. M. Augustin Scholz, Handbuch der biblischen Archäologie.) Die Geschichte bezeichnet uns die Familie Abraham's, eines Nachkommen Sem's im zehnten Geschlecht, als diejenige, in welcher sich bei der fast allgemeinen Ausartung der Noachiden die Erkenntniß und Verehrung des einzig wahren Gottes durch dessen besondere Fügung erhalten hat, und die meisten erzählten Begebenheiten sind eben so viele Beweise des Wohlwollens, womit Gott diese Familie vor allen übrigen Stämmen ausgezeichnet zu haben scheint. Die Auswanderung Abraham's aus Ur in Chaldäa ins Land Kanaan geschah auf göttlichen Befehl, und wenn dieses der Mittelpunct seiner ferneren Wanderungen im südwestlichen Asien und in das nordöstliche Asrica (Aegypten) wird, so hat dies seinen Grund in der wiederholten Weissagung: es sei dieses Land zum Besitzthum seiner Nachkommenschaft bestimmt. Da aber zu einer solchen, wegen der Unfruchtbarkeit der Sara, keine Aussicht vorhanden war, so zeugte er, auf ihre Veranlassung, mit ihrer Sclavin Hagar den Jsmael. Indeß wurde er bei einer neuen göttlichen Erscheinung belehrt, daß die gegebene Verheißung nicht durch Jsmael, sondern durch einen ihm von der Sara zu gebärenden Sohn in Erfüllung gehen solle. Abraham ward nun um die Zeit, als das Thal Siddim ins todte Meer verwandelt ward und der gerettete Lot durch seine beiden Töchter der Stammvater zweier Völker, der Moabiter und Ammoniter, wurde, auch Vater eines Sohnes von seiner Frau Sara, ein Jahr nach erhaltener Verheißung, und dieser erhielt den Namen Isaak. Den Knaben sollte er auf Befehl Gottes, der sein Vertrauen und seinen Gehorsam prüfen wollte, zum Opfer darbringen; aber als er eben im Begriffe war, bereitwillig den Befehl zu vollziehen, wurde er von Gott daran verhindert. Nach einiger Zeit verheirathete er den Isaak mit Rebekka und ernannte ihn zum alleinigen rechtmäßigen Erben seines ganzen Besitzthums, wogegen er seinen Sohn Jsmael mit dessen Mutter ganz verstoßen hatte. Auch die Ehe Jsaak's war Anfangs unfruchtbar, indem erst nach zwanzig Jahren ihm die Zwillinge Esau und Jakob geboren wurden. Der die Jagd liebende Esau tritt seinem Bruder Jakob, welcher die Viehzucht und das Familienleben vorzog, sein Erstgeburtsrecht ab und verliert es mit 1*

7. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 14

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 14 — nicht außer acht gelassen. Zur besseren Verwaltung teilte er das Reich in Gaue ein. An der Spitze des Gaues stand ein Gaugraf. Gaue, die an der Grenze des Landes gelegen waren, hießen Marken- sie wurden von Markgrafen verwaltet. Um sich zu überzeugen, daß in seinem Lande Recht und Gerechtigkeit gepflegt werde, sandte er geistliche und weltliche Boten (Sendgrafen), die ihm Bericht erstatten mußten über das, was sie gesehen und gehört hatten. Jährlich einmal, in der Regel im Frühjahr, hielt er einen Reichstag ab, zu dem die freien Männer ans allen Teilen des Landes herbeiströmten. Bei dieser Gelegenheit wurde die waffenfähige Mannschaft gemustert,- auch wurde über Krieg und Frieden und über neue Gesetze beraten. Besondere Aufmerksamkeit verwandte Karl auf Schule und Kirche. Nicht nur ließ er gelehrte Männer an seinen Hof kommen, sondern er verlangte auch, daß bei den Domkirchen und den Klöstern Schulen eingerichtet würden. Von den Geistlichen forderte er, daß sie die Kinder in der Religion, im Lesen, Schreiben und Singen unterrichten sollten. Mitunter besuchte er selbst die Schulen, um sich von deren Zustand zu überzeugen. « Wie Kaiser Karl Schnlvisitation hielt. Als Kaiser Karl zu Schule kam und wollte visitieren, Da prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, Ihr Vaterunser, Einmaleins, und was man lernte mehr; Zum Schluffe rief die Majestät die Schüler um sich her. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, Zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen, die Braven; Da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerskind, Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hofgesind. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, Und wies sie mit erhabner Hand zur Linken, in die Ecke; Da stand in pelzverbrämtem Rock manch feiner Herrensohn, Manch ungezog'nes Mutterkind, manch junger Reichsbaron.

8. Der Deutsche Kinderfreund - S. 58

1888 - Berlin : Reimer
56 Iï. Erzählungen Heu, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie war deshalb oft von ihren Vieltem bestraft worden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, daß man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und beherrschen lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthüre musste um ihrentwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen konllte, sogar unreif, ab, biß die Aepfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb sie säst eben so viel Obst, wenn sie ein Mal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammer, wo sie die Sahne mit den Fingern aus den Milchgefäßen nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; aber bald entdeckte sichö, daß Frie- derike den Schlüssel zur Milchkammer sehr gut zu finden wusste. Es war also nicht zu verwundern, daß die Aeltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und Alles vor ihr verschlossen, wie vor einem Diebe. Einige Mal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Nater für Freunde in einem Essschranke stehen hatte, und war davon berauscht und tödtlich krank geworden. Eines Tages war sie in der Stube allein, und solche Zeiten pflegte sie gern zu ihren Näschereien zu benutzen. Sie sah sich um, ob irgend ein Schrank offen stände oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben aus bcm Schranke ein Näpfchen. Sogleich machte sie Anstalt, zu sehen, ob Etwas für sie zu naschen darin wäre. Sie setzte einen Stuhl an den Schrank, und da dieser noch nicht hoch genug war, rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle ans den Tisch, und nahm das Näpfchen hernnter. Es war etwas Weißes dar- in, wie gestoßener Zukker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; es schmeckte süß, und sie leckte also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thür hinein. Friederike erschrak so sehr, daß sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sah, daß Frie- derike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Un- glückskind! rief sie, was machst du? — feie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzte, gab ihr Milch ein, daß

9. Der Deutsche Kinderfreund - S. 36

1888 - Berlin : Reimer
34 !!. Erzählungen er geweckt würde, oder von selbst erwachte. Aber Franz be- folgte diese Ermahnungen nur sehr wenig, und blieb bei seiner üblen Gewohnheit. In seinem vierzehnten Jahre kam er zu einem Bäkkcr Ln die Lehre. Dieser verlangte von ihm, daß er des Abends bis gegen lo Uhr wachen, und allerlei Geschaffte besorgen, auch im Sommer und Winter früh um 5 Uhr wieder aufsteheri sollte. Aber dies war dem verwöhnten Franz un- möglich. Da er nun nicht mehr früh zu Bette gehen durste, so schlief er beständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar ste- hend ein. Einige Male fiel er um, und zerschlug sich den Kops. Sein Lehrherr bestrafte ihn oft wegen seiner Trägheit, aber es hals nichts. Franz konnte sich das viele Schlafen nicht abge- wöhnen. Nach Verlaus eines Monats schickte ihn sein Le^r- herr wieder nach Hause, mit der Versicherung, daß er ihn un- möglich behalten könne, weil er gänzlich unbrauchbar sei. Franz wurde auch niemals ein thätiger und ganz brauchbarer Arbeiter. So schwer ist cs, eine üble Gewohnheit abzulegen. 4. Die kleinen Diebe. Clausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten des Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, welche herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den Zaun zu steigen, und sich einige Birnen zu holen. Was war das für ein Gedanke? Der Nachbar merkte endlich, daß er bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es dunkel wurde, im Garten, um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch nichklange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um, und als üe keinen Menschen im Garten erblickten, liefen sie eilig nack den Birnbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute da- von gehen, als der Herr des Gartens hervorkam, und ihnen in den Weg trat. Wie beschänrt und erschrokken standen nun die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, daß er ihnen doch die schlechte Handlung vergeben, und sie nicht bei ihrem Vater verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, daß sie nimmermehr wieder Etwas wegnehmen wollten. Aber die bösen Kinder hielten nicht Wort, denn nach einigen Wochen fand Ehrinann eines Mor- gens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er zu seinem Nachbar, und bat ihn, seine Kinder wegen ihrer wie- derholten Dieberei zu strafen. Aber diese leugneten hart- näckig, daß sie Obst gestohlen hätten, und der Vater glaubte

10. Der Deutsche Kinderfreund - S. 63

1888 - Berlin : Reimer
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 6! um seiner Mutter ein ruhiges Alter zu verschaffen. Der arme Valentin hatte aus kindlicher Liebe eine große Last auf sich geladen. Mit Kummer erwachte er am Morgen, mit Sorgen legte er sich Abends zur Ruhe. Er hatte nicht ein Mal so viel Geld, um Korn zur Aussaat zu kaufen, oder die Bestellung seines Akkers zu bezahlen. Zwar hatte ein Nachbar aus Mitleiden sich erboten, ihm einen Theil seines Akkerö bis zur Besäung zu bestellen; aber wo sollte der ar- me Valentin das Geld hernehmen, um Saatkorn zu kau- fen? Er sann hin und her. Zu borgen war ihm bedenklich, denn wovon sollte er wieder bezahlen, da die Schuldenlast schon so groß war? Vielleicht, dachte er endlich, findest du Vorrath bei einem Hamster. Er suchte, und fand glücklich die Vorrathökammer eines Hamsters, und in derselben so viel Weizen, wie er bedurfte. Noch waren die Körner un- versehrt und zum Keimen geschickt. Von einer schweren Sorge war nun doch der arme bekümmerte Valentin frei. Freudig verkündigte er seinen Fund dem Nachbar, der so- gleich bereit war, ihm die Saat unterzueggen. Jetzt begab er sich aus seinen Akker, um die Saat auszustreuen. Er that es unter Thränen; denn wie traurig war noch immer seine Lage. „Was wird aus dir, aus deiner alten Mutter, deinen Brüdern und Schwestern werden, dachte er bei sich selbst, wenn die Saat nicht gedeihen sollte! Vielleicht wäre es besser, bu dientest bei guten Leuten, als daß du ein Akkergut besitzest, dessen Schuldenlast dich zu Boden drückt!" Aus ein Mal wurde er heiter, und fasste Muth; denn ihm fiel ein tröstlicher Denkspruch ein, den er in den Knabenjahren gelernt hatte. Dieser Spruch hieß: „die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernd- ten," oder mit andern Worten: wer mit Sorge und Kum- mer eine Unternehnnmg anfängt, wird Freudenthränen wei- nen, wenn sie gelingt. Valentin fühlte sich getröstet und ge- stärkt, indem er dachte: auch meine Kummerthränen können ja durch Gottes Güte irr Freudenthränen verwandelt werden, wenn die Erndte kommt; ich will das Beste hoffen, und red- lich thun, was ich kann. Täglich dachte er an seinen Trost- spruch, und nun wurde er nicht wieder muthlos. Er hatte wirklich das Glücks eine sehr reiche Erndte zu machen, und bald half er sich wieder so weit, daß er ein Pferd anschaffen konnte. Damit bearbeitete er den kleinen Akker, welcher noch mwerschuldet war. und im Winter that er damit Fuhren für
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