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11. Die Geschichte des Alterthums - S. 76

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
76 V. Die Baktrer und Meder. Die Wichtigkeit Baktriens erhellt endlich daraus, daß Alexander in diesem Lande und in Sogdiana acht oder nach einer andern Nachricht zwölf Städte gründete. Er legte daher ein großes Gewicht aus die Behauptung dieser zwei Länder, welche unter allen ihm unterworfenen asiatischen die am entferntesten nach Nordost gelegen waren; sie waren die Marken seines großen Reiches gegen das innere Asien und die üu- ßersten Vorposten des Hellenismus. 24. Die Arier in Iran im Dergteich mit den Ariern in Indien. (Nach Max Duncker, Geschichte des Alterthums.) Die Arier in Indien und die Arier in Iran bieten den Anblick von zwei verschiedenen Bildungen, welche ans einer Wurzel emporge- wachscn sind. Diese Verschiedenheit ist wesentlich durch den Unterschied der Länder, welche von diesen und jenen besetzt wurden, bedingt. In einein Gebiete von schroffen Gegensätzen des Klima's, des Frucht- landes und der Wüste erfüllt, blieb das Leben der Arier in Iran mannhafter und kräftiger, bewahrte es seinen ursprünglichen Charakter- treuer als im Gangeslande. Die Statuer entwickelten den alten Glau- den vom Kampfe der guten und der bösen Geister zu einem System des Gegensatzes der himmlischen und höllischen Heerschaaren. Ihre Götter bleiben außer und über der Welt, sie sind die Schöpfer und Geber alles Guten, und Ahuramasda (Ormuzd) wird in den ältesten Hymnen des Zendavcsta kaum mit minderem Schwünge als Schöpfer der Welt gepriesen, als Iehovah bei den Propheten der Hebräer. Den Ariern in Iran ist nicht die ganze Natur, nicht die Natur als solche böse und vom Uebel wie den Indern, sondern nur die dem Menschen schädliche Seite derselben. Die Arier in Iran sind voll Ehrfurcht ge- gen die Erde und freuen sich des Lebens, während die Inder dasselbe verachten. Die Iranier sollen die dein Menschen wohlthätige Seite der Natur unterstützen, die schädliche Seite von sich abwehren, sie sollen, so weit es an ihnen ist, die Schöpfung des Teufels vernichten. Nicht Selbstvernichtung, sondern Arbeit, Wachsamkeit, Thätigkeit wird von jedem verlangt. Es waren hiermit praktische Aufgaben gestellt, welche wieder ans die Erhaltung eines kräftigeren Willens zurückwirkten, wenn auch diesem Kampfe gegen den Bösen in der Religion Zoroaster's vielmehr ein abwehrender, ähnlich wie in der christlichen Lehre, als ein angreifender Charakter beiwohnt. Auch die Arier in Iran haben eine spéculative Anlage wie die Inder, auch sie wissen frühzeitig die leib- liche und geistige Welt zu unterscheiden, auch sie haben eine Neigung zur Distinction und Abstraction, zur Systematik und Rubricirung, aber sie sind frei von der durch die Natur des Gangeslandes und durch

12. Die Geschichte des Mittelalters - S. 486

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
486 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096—1273. steuern nach dem Abendlande reifte, Reliquien veräußerte und Häuser niederreißen ließ, um Brennholz zu erlangen. Von allen Reichen, die im Mittelalter aus der Gewalt des Waffenthums hervorgingen und sich nach dem Lehnswesen einrichteten, war dies das abenteuerlichste und darum ließ dasselbe auch keine Spuren im Volksthum zurück. Dagegen hatte das griechische Kaiserthum von Nicäa unter dem zweiten seiner Kaiser, Vatatzes (1222 — 1255), ein besseres Gedeihen, und von die- sem und dem Despoten von Epirus, Theodor, ward ein großer Theil Thraciens und Macedoniens wieder erobert; der vierte nicäische Kaiser Michael Pa läo log ns (1254), kam durch Ueberrumpelung, 25. Juli 1261, in den Besitz der europäischen Hauptstadt, und damit begann der letzte Act des griechischen Kaiserreiches, von welchem in der Folge zu berichten sein wird. 95. Die Mongolen. (Nach Gustav Adolf Stenzcl, Geschichte des preußischen Staates, mit einer Einleitung nach Karl Friedr. Koeppen, die lamaische Hierarchie und Kirche.) Die weitgreifendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, deren die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das anserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis- Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung, wahr- scheinlich mehr als die Hälfte des gesammten Menschengeschlechtes umfaßte. Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungs- zügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Mensch- heit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, durch einander geworfen und zusammen gebracht, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raub- züge von Japan bis zur Katzbach und von Hinterindien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie irgendwie mit allen Nationen der alten Welt in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Ar- menier, Syrer, Tscherkessen, Araber, Aegypter, Griechen, Russen, Polen, Böhmen, Ungarn, Deutsche u. s. w., sie alle haben gegen die dämoni- schen Wcltbezwinger gestritten und mit ihnen verhandelt, sie alle waren andererseits in dem großen Mongolcnreiche vertreten, sei es als Völker oder massenweise, sei es in einzelnen Individuen. Dadurch knüpften sich Beziehungen an, die vom stillen bis zum atlantischen Ocean und von den indischen Meeren bis zur Ostsee reichten. Am Hoslager der Großkhane begegnen wir Botschaftern der Päpste und Khalifen, der by- zantinischen Kaiser und der französischen Könige, der Sultane von Rum und des Alten vom Berge, russischen Großfürsten, georgischen Prinzen,

13. Theil 1 - S. 6

1880 - Stuttgart : Heitz
6 Alte Geschichte. 1. Periode. Die ersten Menschen. Eben so wenig vermag die Wissenschaft zu ergründen, ob wir Menschen von Einem oder von mehreren Menschenpaaren abstammen. Für das Erstere spricht die Nachricht, welche uns die Urkunde im ersten Buche des Moses giebt. Sie nennt das Paar Adam und Eva, d. i. Mann und Weib. Und allerdings ist es keineswegs, wie man behaupten wollte, unmöglich, daß alle Völker, so verschieden auch jetzt ihre Farbe, Gestalt, Gesichtszüge, Sprachen und Gewohnheiten sind, von Einem Paare abstammen sollten. In einer langen Reihe von Jahrhunderten mußte das Klima sehr verschiedenen Einfluß aus die Menschen üben, und wenn wir jetzt in verschiedene Gegenden, der Eine nach Sibirien, der Andere in die Wüsten Asrika's, ein Dritter in die Urwälder Amerika's zögen, — wie völlig anders würden nicht unsere Nachkommen schon in 500 Jahren aussehen? Wer würde dann glauben, daß sie Stammeltern von einerlei Iarbe, Gesichtsbildung u. s. w. gehabt hätten? — Fügt sich doch manchmal die Natur selbst in die Gewohnheiten der Völker. In China werden die Kinder schon mit sehr kleinen Füßen, und bei einigen Ureinwohnern von Nordamerika mit spitzigen Köpfen geboren, nachdem seit undenklicher Zeit dort den Kindern die Füße eingezwängt werden, hier aber der Kops der Neugeborenen zwischen zwei Brettern platt und spitzig gedrückt wird. — Indessen werden freilich noch manche Gründe sür die andere Ansicht angeführt, daß Gott bald anfänglich mehrere Menschenpaare erschaffen habe. Nur auf diese Art glaubt man es erklären zu können, daß man in allen Erdtheilen, auch in solchen, die von den anderen durch breite Meere getrennt sind, selbst in den von großen Ländern entferntesten Inseln, Menschen findet. Doch läßt sich dies wohl auch anders und in Uebereinstimmung mit der biblischen Ueberlieferung erklären. Wenn wir nun die Meinung annehmen, daß es anfänglich Ein Menschenpaar gab, und daß dieses in einer schönen Gegend, Eden oder Paradies, wohnte — wo war das Paradies? — In Asten gewiß; aber genauer läßt sich der Ort nicht bestimmen. Vielleicht in Hochasien, vielleicht in Oftpersien. Von da aus mögen die Menschen, so wie sie sich vermehrten, längs den Flüssen weiter gezogen sein, und jedes Volk ergriff die Lebensart, die sich nach dem gewählten Wohnsitze am besten für dasselbe schickte. Die am Meere und an den Flüssen wurden Fischer, die in den Wäldern Jäger, die in der fruchtbaren Ebene erst Viehzüchter (Nomaden), dann Ackerbauer. Ihre Wohnungen — Höhlen, Laubhütten, Zelte,

14. Theil 1 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Inder. 11 große Herbergen enthalten. Alles Dies ist nur ein Theil jener großen Werke; denn viel scheint bereits durch ein heftiges Erdbeben in das Meer gestürzt und von diesem begraben worden zu sein; wenigstens liegen weit in das Meer hinein große Felsenblöcke, die einst zu jenen Werken gehörten, und sieben Pagoden liegen in der Entfernung einer Meile weithin in das Meer hinein. Während die beiden äußersten längst von den Wellen bedeckt sind und nur bei niedriger Ebbe unter dem Wasser wahrgenommen werden können, erheben sich die andern, je näher dem Strande, desto höher aus dem Wasser, und nur die letzte steht ganz auf dem Trockenen, doch so, daß ihr Fuß bei hoher Fluth bespült wird. — So lange die arischen Einwanderer die Gegenden am Indus bewohnten, waren ihre hauptsächlichsten Beschäftigungen Viehzucht und Ackerbau. Ihre Religion war ein einfacher Naturdienst; an kunstlosen Altären brachten sie den Göttern, deren vornehmster Indra war, ihre Opfer. Aus dieser Zeit stammen die vier ältesten Religionsbücher, Veda's genannt; sie enthalten Hymnen und religiöse Vorschriften. Mit der Besitznahme des Gangeslandes und den durch sie verursachten Kämpfen traten die Inder in ihr heroisches Zeitalter ein, nach welchem der herrschende Priesterstand, Brahmanen oder Braminen, das Leben des Volkes durch das Gesetzbuch Manu's umgestalteten. Ueber alle Dinge waltet ein unkörperliches Wesen, das Brahma, der weltschöpferische Geist. Aus ihm sind die vier Klassen oder Kasten der Menschen hervorgegangen: die Brahmanen aus seinem Munde, die Krieger oder Kschatriya's aus seinen Armen, die Handelsleute und Ackerbauer (Wa'ißya's) aus den Hüften, endlich die dienende Kaste (Ssudra's). Diese vierte Kaste bestand aus den Nachkommen der mit den Eroberern des Landes verschmolzenen Urbevölkerung. Der Theil derselben, welcher einer Verschmelzung widerstrebt hatte, war die Klasse der für verworfen gehaltenen Paria's. Das religiöse Leben bestand aus einer unaufhörlichen Reihe von Gebräuchen, Opfern, Waschungen, Fasten und Selbstpeinigungen. Nur wer- alle Vorschriften auf's strengste erfüllte, konnte hoffen, das Ziel alles Lebens, die Wiedervereinigung mit Brahma zu erreichen. Bei der Kaste der Brahmanen verstand sich dies von selbst. Den Uebertretern drohte nach dem Tode ein qualvoller Zustand und dann die Erneuerung des Daseins als Pflanze, oder Thier, oder als Mensch einer niederen Kaste. Diese Lehre von der Seelenwanderung, sowie

15. Theil 1 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Alte Geschichte. 1. Periode. China. Griechenland. halten ebenso Geschichte wie religiöse und bürgerliche Verordnungen. Ceremonial- und moralische Vorschriften stehen derartig in Verbindung, daß alle Beziehungen des Lebens durch sie geregelt werden und eine äußerliche Rechtfertigung als das höchste Strebeziel ausgestellt wird. — Der Kaiser galt oder gilt noch als der einzige Mittelpunkt des ganzen Reiches, welchem gegenüber alle Unterthanen unmündig und rechtlos sind; seine Gewalt wird durch keine mächtige Kasteneinrichtung eingeschränkt; er hat Beamte ohne Geburtsadel (Mandarinen), welche durch Prüfungen und Rangstufen hindurch gehen, und in deren Besitz alle Staatsweisheit sich befindet. Von Nordwesten her sollen die Stammväter der Chinesen in das Land eingewandert sein. Als ältester Kulturgründer wird Fohi genannt. Schi-hoang-ti, der mächtigste Kaiser aus der Dynastie Tsin, ließ die große Mauer gegen die Einfälle der nördlichen Nomadenvölker erbauen, etwa 240 v. Chr. Unter der Dynastie Han, 200 v. Chr. bis gegen 300 n. Chr., war die Blüthe des Reiches. 1279 n. Chr. wurde China von den Mongolen erobert und gehörte ihnen fast hundert Jahre. Seit ungefähr 200 Jahren bis jetzt steht das Reich unter der Herrschaft der den Chinesen verhaßten Mandschn. 8. Hellenen oder Griechen. Das Land, welches jetzt das Königreich Griechenland ausmacht und auf der Ostseite vom Archipel und auf der westlichen vom ionischen Meer umflossen wird, wurde im Alterthume von einem geistreichen, muntern, thätigen, tapfern, zu Veränderungen geneigten Volke bewohnt, welches sich selbst Hellenen nannte, von uns aber (mit dem bei den Römern üblichern Namen) Griechen genannt zu werden pflegt. Es besaß die herrlichsten Anlagen, die unter dem mildesten Klima und unter einer freien Verfassung sich eine Zeit lang auf's schönste entfalteten, so daß wir noch jetzt mit hoher Befriedigung die Heb ernste ihrer Literatur lesen, und mit Entzücken die aus jener Zeit erhaltenen Bildsäulen und Bauwerke betrachten. Früh schon wurden die Griechen in äußere und in innere Kriege verwickelt, die das Land zwar manchmal an den Rand des Unterganges brachten, aus denen es aber immer mit neuer Kraft wieder hervorging. Die erschöpfende Betrachtung dieser Kriege gehört nicht hierher. Aber einige Züge daraus müssen wir uns merken und besonders alles das aus der Geschichte der Griechen, was auf

16. Bd. 2 - S. 395

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
260. Die Bevölkerung Hintcr-Jndiens, insbesondere die Siamesen. 395 neu halten Gebete, Proccssionen, Feste, sammeln Almosen und theilen es aus an Priester und Arme. Die Talapoine leben zu 10 bis zu mehreren Hunderten beisammen in Klöstern, die stets einem Tempel angehören, deren Zahl sehr groß ist. Sie sind nach 6 Rangordnungen getheilt, haben ihre Priore, Aebte, vollständige Disciplin. Sie müssen ehelos leben, alle weltlichen Geschäfte ganz unterlassen, so daß sie zum Nichtsthun vernrtheilt sind, sich des Tödtens alles Lebendigen enthalten, der Meditation übergeben, Almosen einsammeln, Gebete, Hymnen, Pre- digten in den Capellen halten u. s. w. Ihnen muß Alles gehorchen; sie zahlen keine Abgabe; bei Weitem die mehrsten Talapoine kehren, nach einigen Monaten oder Jahren ihres Lebens im Orden, in das Welt- leben und zur Ehe zurück. Der Haupttempel zu Bangkok, in dessen Centralgebäude ein Buddha- Koloß steht, füllt sich an Fasttagen mit Volk aller Art, Männern und Weibern ans Siam, Cochin-China, Kambodscha n. s. w., die, in fröhlicher Conversation begriffen, ihre Weihrauchkerzen anzünden, dabei selbst ihre Cigarre rauchen, sich prosterniren, ihre Ceremonien machen, ohne alle Scheu nmhertummeln, ihre Opfer bringen, seidene und andere Stoffe, Schleier den Idolen anhängen, ihr Goldpapier verbrennen, ein Liedchen auf einer Pfeife blasen n. a. nr, und dann wieder abziehen. Die Theokratie der Talapoine hat gar keinen Einfluß im Lande gewonnen, um den furchtbarsten Despotismus der Souveräne zu zügeln, oder ihm ein Gleichgewicht zu bilden; sie bestätigt selbst den Despoten und befestigt ihn nur in seinen Unternehmungen, da er zugleich an der Spitze derselben steht, indem er selbst temporärer Priester wird und auch allen Priestern wie den Laien gebietet. Daher hat die sanfte, aber wichtige Lehre der Buddha-Religion, deren Verbot des Blutver- gießens im rohen mongolischen Norden allein schon Versittlichung her- beiführen konnte, hier keine Hebung des Charakters, keine Humanisirung des Volkes bewirken können. Ihre Historien zeigen, daß sie, gleich ihren Nachbarn in Pcgu und Ava, der sanften Buddha-Lehre ungeachtet zu den grausamsten Völkern des Orientes gehören, und daß nirgends das Leben des Menschen verächtlicher behandelt wird, als bei ihnen, die das niedrigste Thier zu tobten für sündlich halten. Doch ist cs anerkannt, daß der Volkscharakter in den Provinzen weniger Schatten- seiten darbietet als in den Residenzen, und daß im Gegensatz der Gro- ßen hier die Classe des gemeinen Volkes mehr zu loben ist, als jene Tadel verdiene. Das Volk ist wohlwollend, treu, redlich gegen seine Gäste, die es mit Eifer bedient; es ist aufmerksam, zuvorkommend, mittheilend, höflich, zeigt selbst manche liebenswürdige, aufrichtige Seite, und lebt unter sich friedlich.

17. Bd. 2 - S. 475

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
288. Die Kirgisen. 475 Kirgise die Wallfahrt dahin gemacht hätte. Rückkehrende und durch- reisende Pilger (Hadschis) und andere Schwärmer bereichern sich nicht selten, indem sie in der Steppe umherziehen, Gottesdienst halten und Talismane verkaufen, welchen die Kirgisen die Kraft zuschreiben, unver- wundbar und unbesiegbar zu machen. Die Zauberer oder Wahrsager theilen sich in mehrere Klassen. Die zahlreichste ist die der Dschaurunschis, welche auf jede beliebige Frage nach verborgenen oder zukünftigen Dingen mittels eines Schaf- knochens antworten, indem sie diesen von allem Fleisch entblößen und so lauge ins Feuer legen, bis er an mehreren Stellen Risse oder Spal- ten bekommt. Aus diesen Nissen behaupten sie nun Bergaugcncs und Künftiges lesen zu können. Die Ramtschis gründen ihre Prophe- zeiungen auf die Farbe der Flamme, welche entsteht, wenn mau Schaf- fett ins Feuer gießt. Höher geben cs die Dschulduztschis, welche die Sterne beobachten, die nach ihrer Behauptung von ihren vertrauten Geistern bewohnt werden. Von höherer Geistesbildung kann bei diesem Romadcuvolke im Gan- zen keine Rede sein. Sie haben indessen einige Gesänge, die nicht ohne poetischen Werth sind. Das Nomadenleben hat den Kirgisen einige astronomische Kenntnisse beigebracht. Sie haben Namen für die meisten größeren Sternbilder. Die Monate führen dieselben Namen wie die Zeichen des Thierkreiscs. Die Zeitrechnung der Hedschra ist nur den Mollahs bekannt. Das Volk rechnet nach mongolischen Cykeln von je zwölf Jahren, deren je- des nach einem Thiere benannt wird. Die der russischen Krone untergebenen Kirgisen wählen sich zwar ihre Chans, aber die Regierung bestätigt sic. Außer den Chans, als Oberhäuptern der Horden, werden die Stämme durch Beys, Behadirs, Sultane und Aelteste regiert. Der Titel cincö Bey ist eigentlich erb- lich; allein wer ihn nicht durch eigenes Verdienst und persönliche Eigen- schaftcn behaupten kann, verliert ihn bald, während derjenige, der sich Achtung erwirbt, ihn erlangt, sei cs nun, daß es allmählich Sitte wird, ihn Bey zu nennen, oder daß ihm dieser ehrenvolle Titel ausdrücklich beigelegt wird. Die Behadirs sind Männer von anerkannter Tapfer- keit, die im Kriege als Anführer gewählt werden. Die Sultane (Tura, d. h. Herren) sind Verwandte des Chans und haben ebenfalls Einfluß auf die Kirgisen; sie müssen aber nicht minder als die Beys persön- liches Verdienst besitzen, wenn sie Ansehen genießen sollen. Der Chan hat das Recht über Leben und Tod aller Kirgisen seiner Horde, welche gegen seinen Despotismus keinen anderen Schutz haben, als die öffent- liche Meinung und die Gebote des Korans. Auch pflegt er sich mit einer Rathsversammlung zu umgeben, welche größtentheils aus Volks- Aeltesten besteht, deren Ergebenheit er durch Schmeichelei oder Freige- bigkeit zu gewinnen sucht. Diese Aeltestcn sind in der Regel bejahrte und erfahrene Männer, deren Rathschläge das Volk zur Richtschnur

18. Bd. 2 - S. 582

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
582 Hi. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika. 323. Die Hottentotten und die Raffern. (Nach „Die Gegenwart".) Die Gesammt-Bevölkerung, welche das Cap bewohnt, ist aus den verschiedensten Menschenracen zusammengesetzt. Die Eingebornen sind die Hottentotten (in ihrer eigenen Sprache: Quaikuae), die ursprüng- lich Süd-Afrika iin Westen bis zum südlichen Wendekreise und im Osten jedenfalls bis zum Keifluß bewohnt haben. Es ist eine schwache, un- kriegerische Race, die vielleicht von den kräftigeren Racen der Mensch- heit nach diesem Südende der alten Welt hinabgedrängt wurde, und von der es sprüchwörtlich gilt, daß sie ans der Grenze zwischen Mensch und Thier stehe. Die Hottentotten sind jedenfalls äußerst häßlich. Die Gesichtsform ist eckig, die Backenknochen sehr hervorstehend, der untere Theil der Wangen eingeschrumpft, das Kinn spitz, der Mund hervor- ragend, die Lippen dick, die Augen klein, schmal und etwas schräg ge- setzt, die Stirn niedrig, die Nase so platt, daß der obere Theil gar nicht erscheint, die Nasenlöcher groß und weit, der Haarwuchs aus eini- gen unregelmäßigen Büscheln grober Wolle bestehend. Ihre Haut hat eine gelbbraune Farbe, die Hände und Füße sind meistens klein und zärtlich (im Gegensatz zu denen der Neger), ihre Statur ist klein, unter fünf Fuß. Die Hottentotten, welche noch im wilden Zustande leben, thun dabei das Mögliche, um ihre Häßlichkeit zu vermehren. Sie be- schmieren sich stets dick mit Fett, welches, da cs fortwährend dem Rauche ausgesetzt bleibt, eine schwarze, glänzende Kruste bildet, so daß die gelb- braune Haut kaum durchschimmert. Sie führen zur Rechtfertigung dieser Gewohnheit an, daß sie das Einschmieren gegen die Sonnenstrah- len schütze und Hautkrankheiten verhindere. Die Schmiere bildet dabei aber ein Hauptunterscheidungszeichcn der Klassen: der Reiche bedient sich frischer Butter, der Aermere des Fetts. Ihre Kraals (Dörfer) sind verwirrte Knäuel kleiner konischer Hüttchen, aus Zweigen und Erde er- baut, in welchen ganze Familien schlafen und wohnen, ohne darin auf- recht stehen zu können. Das in der Mitte befindliche Feuer füllt den Raum mit dichtem Rauche; der Fußboden ist mit- Schmutz jeder Art bedeckt. In ihrem früheren freien Zustande hatten sie Häuptlinge, die je einem Kraal vorstanden und sie in den Krieg führten, wo sie mit Wuth gefochten haben sollen. Sie gebrauchen ihre Pfeile und Wurf- stöcke mit großer Sicherheit und umzingeln wilde Thiere mit einer Ge- schicklichkeit, greifen sie mit einer Energie an und vermeiden ihre Sprünge mit einer Gewandtheit, wie es kein Europäer vermag. Auch gerben und bereiten sie ihre Felle, flechten Matten aus Binsen und drehen Bogensehnen aus Eingeweiden. Die Hottentotten haben eine unklare Vorstellung von einem guten und bösen Geiste, begehen Tänze und Festlichkeiten beim Voll- und Neumonde, halten gewisse Oerter als den Aufenthalt abgeschiedener Geister für heilig, besitzen aber keine Priester und halten keinen Gottesdienst, außer daß sie einen kleinen glänzenden

19. Bd. 2 - S. 40

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
40 Iii. Länder-- und Völkerkunde. A, Europa. steiler die Grenzen Daeiens an. Aus den Ebenen wurden sie in den Zeiten der Völkerwandernng häufig vertrieben. Dann zogen sie sich (oder vielmehr wohl nur ihre Krieger, ihre Patrioten, die tonangebende Partei) in die siebenbürgischen Gebirge zurück, die bis ans den heuti- gen Tag ein gewöhnlicher Zufluchtsort vertriebener walachischer Fürsten waren. In ruhigen und günstigen Zeiten kamen sie dann aus jenen Bergen hervor und nahmen wieder Besitz vom Lande ihrer Väter. Da der größte Theil ihres Vaterlandes in dem nach Osten geöffneten Do- nautieslande, gerade im Wege der großen Völkerströmung ans Asien liegt, so hat ihre Nationalität und ihr Staatswesen nie zu rechter Blüthe und völliger Unabhängigkeit gedeihen können. Seit den Römerzeiten haben sie fast immer nur halbsouveraine Staaten gebildet, und ihre Fürsten waren bald südlichen Nationen (den Byzantinern, den Türken), bald westlichen (den Ungarn), bald östlichen (den Avaren, Bulgaren, Petschenegen, Tataren u. s. w.), bald nördlichen (den Polen und jetzt neuerdings den Russen) tributpflichtig oder unterworfen. Trotzdem neh- men sie als Grundbevölkernng noch jetzt so ziemlich dieselben Wohnsitze ein, die sie schon in den frühesten Zeiten inne hatten. Nur längs der Theiß sind sie von den Magyaren und ihren Vorgängern völlig ver- trieben, sowie auch im inneren Kerne ihres Berglaudes (in Siebenbür- gen) aus vielen Strichen durch magyarische und deutsche Colonisten verdrängt worden. Im Ganzen besetzen sie innerhalb des Donauge- bietes beinahe 3000 Quadratmeilen, und ihre Volkszahl mag sich auf mehr als fünf Millionen Seelen belaufen, nämlich: in Siebenbürgen 1,300,000, in Ungarn 1,000,000, in der Militärgrenze 100,000, in den Fürstenthümern Moldau und Walachei 3,000,000, in Bressarabien, soweit es zum Pruth- und Donangebiete gehört, 300,000. Sie reden eine der Wurzel und den wesentlichen Bestandtheilen nach romanische Sprache, ähnlich, nur vermischt mit fremden, besonders sla- lvischen Elementen, — nicht so stark, aber auf ähnliche Weise wie das Englische mit französischen. In dem unteren Donaulande bilden diese Rumunji die alleinige, nur mit einigen Colonisten untermengte Bevöl- kerung; in Siebenbürgen die dienstbare, aber zahlreichste Classe. Durch Genügsamkeit, Fleiß, Beharrlichkeit bei National-Sitte gewinnen sie noch heute die Oberhand über Magyaren und Serbier, wo sie mit ihnen vermischt wohnen. Die für ihre Ausbildung ungünstige Lage ihres Wohnsitzes am äußersten Ostende der europäischen Völker, der geringe Contaet mit Culturvölkern und die politische Unfreiheit, in der sie durch lange Jahr- hunderte lebten, mußten nachtheilig auf die Entwickelung ihres Geistes und ihres Charakters wirken und sie in einer gewissen Versunkenheit des öffentlichen Lebens erhalten. Die bedeutenden natürlichen Anlagen, welche sie besitzen, und die schnellen Fortschritte, welche Einzelne dieses Stammes unter dem Einsiusse günstiger Umstünde in ihrer intelleetuel- len Ausbildung machen, deuten an, wie bildungsfähig dieser Stamm fei, wenn er allmählig und mit gleichzeitiger Verbesserung seiner ökono-

20. Bd. 2 - S. 54

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
54 Ui. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Raume die beiden Extreme der Cultur aufzuweisen: neben dein ver- sunkenen Naturzustände der istrischen und dalmatischen Morlaken das reiche Staats- und Literaturleben des ehemaligen Staates von Ragusa, wo die glückliche Vereinigung slawischer Ausdauer und italienischer Ge- schmeidigkeit inmitten der Barbarei einen Culturzustand hervorrief, der heute noch einen Glanzpunkt der Geschichte jener Völker darbietet. V. Die Mtttärgrenze. 155. Die Organisation der Militärgrenze. (Nach Otto von Pirch, Caragoli.) Wenn man den schmalen Landstrich von 227 Meilen*) Länge und wenigen Meilen Breite betrachtet, der sich längs der ganzen österreichisch- türkischen Grenze hinzieht, von Leuten bewohnt, welche Ackerbau und Soldatendienst vereinigen; — wenn man die väterliche Art und Weise sieht, mit der diese Einrichtung betrieben wird, so wird man nicht glauben, daß sie eine gemachte, befohlene sein könne. Der Anfang der ganzen Institution erzeugte sich von selbst. Die häufigen räuberischen Einfälle der Türken zwangen die christlichen Grenzbewohner, wachsam und schlagfertig zu sein, und die Waffen immer zur Hand zu haben, um Weib und Kind, Hof und Acker zu beschützen. So vererbte die Nothwendigkeit den kriegerischen Geist von einer Generation auf die andere, lange bevor die Staatseinrichtung denselben orgauisirte. Diese Organisation begann erst gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, wo die österreichischen Fürsten sich genöthigt sahen, den türkischen Ein- brüchen eine kräftige, dauernde Gewalt entgegenzustellen. Nicht das Zwangsmittel einer Colouisirnug aus allen Theilen des Reichs zu- sammengeholter Männer, noch der Unterhalt eines stehenden Heeres war hier anzuwenden; das Beste, ein waffengcübtes, tüchtiges Volk fand man vor, und es bedurfte nur der ordnenden Hand, um das ganze Verhältniß zu einem Staatsinstitut zu erheben. Die Brauch- barkeit und Zweckmäßigkeit desselben zeigte sich bald, und die Einfälle größerer Türkenhaufen hörten nach und nach auf. Aber ein zweites, ungleich furchtbareres Uebel machte das Fort- bestehen der Grenzbewachung nothwendig, die Pest nämlich, die sich in früherer Zeit so verheerend über den größten Theil Europa's ver- breitete. Man kann es wohl zu den bedeutendsten Fortschritten rechnen, welche das gebildete Europa machte, daß seit einem Jahrhundert den Verheerungen der Pest völlig Einhalt gethan worden ist; und unter den Thatsachen, die man den Anhängern der guten alten Zeit, den *) Der Verfasser schrieb vor Aufhebung der siebenbnrgischen Militärgren;e, welche 1861 erfolgte.
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