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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 58

1895 - Straßburg : Heitz
58 Ii. Der Kreis Mülhausen,! 144,000 Einwohner. 626 □ km. 1. Mülhausen* (76,800 Einw.), in einer weiten Ebene zwischen den Vogesen und dem Rhein, an der Jll, dem Rhein-Rhone-Kanal und der Eisenbahn von Straßburg nach Basel, ist die gewerbreichste Stadt des Elsaß, in großem Aufschwünge begriffen. Die hervorragendsten Gebäude sind: das im 16. .Jahrhundert erbante Stadthaus, welches im Jahre 1846 verschönert wurde; die katholische Kirche, die protestan- tische Kirche; die Synagoge; das neue Museum, das Gewerbemuseum, das Garnisonslazarett und die großen Fabrikgebäude. Nicht zu übersehen ist die Arbeiterstadt. Die Gründung derselben durch den Bürgermeister I. Dollsus fällt in das Jahr 1855. Sie zählt jetzt über 1000 einstöckige und zweistöckige Häuser, in denen die Arbeiter für einen mäßigen Zins wohnen, durch dessen Zahlung sie nach einer Reihe von Jahren Eigentümer derselben werden. Die Arbeiterstadt umfaßt zugleich wohlthätige Einrichtungen, wie Speisehans, Badeeinrichtung, Lesezimmer u. s. w.- Man unterscheidet eine alte und eine neue Arbeiter- stadt. Die Stadt ist der Mittelpunkt der Industrie von Elsaß-Lothringen und hat Baumwollspinnereien, Maschinen-Webereien, Tuchfabriken, Werkstätten für Maschinenbau, chemische Fabriken, Stärke- und Teig- Warenfabriken u. s. w. Mülhausen treibt einen starken. Handel mit Getreide, Wein, Quincaillerie- und

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 89

1895 - Straßburg : Heitz
89 hundert an Wurde sie die Residenz der Fürstbischöfe von Straßburg. Die Stadt besitzt ein Gymnasium, Landgericht, Garnison. Das beachtenswerteste Gebäude der Stadt.ist der ehemalige bischöfliche Palast oder das Schloß, welches jetzt als -Kaserne dient. Die Industrie von Zabern besteht in Bierbrauereien, Gerbereien, einer Wachsfabrik, Buhdruckereien, einer Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen im nahen Champagnerthale, einer Brillenschleiferei, Mühlen und Ziegelbrennereien. Zabern hat unstreitig die schönste Lage im Elsaß. Die naheliegenden Berge, gekrönt von zahlreichen Burgruinen (Hohbarr, Groß- und Klein-Geroldseck, Greifenstein), gewähren die schönsten Aussichten. An der sogenannten Zaberner Steige, eine früher, als eine der ersten ihrer Art, viel bewunderte Ge- birgsstraße, die von Zabern über die Vogesen nach Pfalzburg (Lothringen) führt, liegt ein steiler Felsen mit einer Grotte, welche man den „Karls-Sprung" nennt, weil, nach der Volkssage, ein Prinz Karl von Lothringen mit seinem Pferde über diesen Felsen hinabgesprengt und unversehrt geblieben sein soll. Beachtenswert siüd die Eisenbahn- und Kanalbauten im engen Zornthal. Nicht weit von dieser Stadt, auf dem'gebiete der- Gemeinde M o n s w e i l e r (1530 Einw.), befindet sich der Zornhof, ehemals eine Meierei, jetzt eine bedeu- tende Eisenwaren-Manufaktur.

4. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

5. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 287

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
26. Die Reformen in Großbritannien unter Wilhelm Iv. und Victoria. 287 e. Sociale Reformen. Unter den zahlreichen weisen und wohlthätigen Maßregeln zur Hebung der moralischen und socialen Lage des Volkes steht an Wich- tigkeit obenan das verbesserte Armenwesen. Die seit der Königin Elisabeth gesetzlich geordnete Unterstützung hülfloser Armen war durch ungeschickte Ausführung der „große politische Krebsschaden des Lan- des" geworden. Da die Unterstützung ohne Bedenken jedem, der sie begehrte, gewährt wurde, so beförderte sie die Faulheit und den Leicht- sinn, entmuthigte dagegen die ehrliche, unabhängige Thätigkeit und die mit dieser verbundene Sparsamkeit, um so mehr, als man die- jenige Arbeit vorzog, welche theilweise aus dem Armen-Fonds bezahlt wurde, weil die Arbeitgeber ohnehin dazu beisteuern mußten. Da die Ausgaben für den auf diese Weise begünstigten Pauperismus in riesi- gem Maße (in 50 Jahren auf das Vierfache) sich steigerten, so wurde die Ärmen-Taxe für minder Bemittelte selbst eine Quelle der Armuth. Im Jahre 1833 erreichte sie die ungeheure Höhe von 82/s Million Pfd. und Russell sah sich zu dem Geständnisse genöthigt: „unsere Armen bilden eine Armee, viermal so zahlreich als die, mit welcher wir dem französischen Kaiserreich widerstanden". Diesem Uebelstande sollte das Gesetz vom 14. August 1834 abhelfen, welches die Unterstützung auf wirklich Hülflose beschränkte und durch Errichtung von öffent- lichen Arbeitshäusern Gelegenheit zum Arbeiten und Sparen eröffnete. Die Bedürftigkeit wurde bei Gesunden durch die Bereitwilligkeit, ins Arbeitshaus zu gehen, auf die Probe gestellt. Im Jahre 1837 war die Armensteuer bereits auf 3 Millionen herabgesunken, der Ausbrei- tung des Pauperismus war Einhalt gethan und seitdem ist bereits eine Generation des Arbeiterstandes in Unabhängigkeit und Selbst- gefühl herangewachsen. f. Reform der Handels-Politik. Die Handels-Politik früherer Zeiten beruhte auf Monopolen, künst- lichem Schutz-System und Begünstigungen, welche auf Kosten Vieler zum Nutzen Weniger aufrecht erhalten wurden. Der Handel des Ostens war durch die ostindische Compagnie monopolisirt, der Handel des Mittelmeeres von der Levante-Compagnie bis zu deren Auflösung 1826, der Handel nach Nordamerika zum großen Theil von der Hudson's Bay-Compagnie. Den Handel Irlands und der Colonicen hatte man zu Gunsten der Producenten und Fabricanten Englands in Fesseln geschlagen. Jedes englische Erzeugniß und Fabricat wurde gegen die Concurrenz gleichartiger Artikel durch hohe Eingangszölle oder Einfuhr-Verbote geschützt. Die Ausfuhr vieler Artikel fand durch Prämien und Rückzahlung der Zölle Unterstützung. Diese selbstsüchtige und beschränkende Politik hatte in irrigen Lehren der Volkswirthschaft eine Stütze, ihren eigentlichen Boden aber in eng-

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 112

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
112 10. Großbritannien bis zum Tode Georg's Iv. Desto heftiger wurde die Reform der arbeitenden Klasse betrieben und die englischen Massen gefielen sich jetzt in dem Namen der „Ra- dikalen" (radical reformers). James Hunt, ein Stiefelwichsehänd- ler von Profession, welcher der Abgott des Pöbels war und fort- während mit Cobbett in Verbindung stand, hielt schon im Januar 1819, dem Verbote des Magistrates von Manchester zuwider, Aufzüge mit Bannern, welche die Menschenrechte, allgemeines Stimmrecht, Abschaffung der Korngesetze forderten. Als nun im Frühjahre die Stockung in Handel und Gewerbe durch mißliche Conjuncturen des Auslandes wieder bedenklich wurde und immer mehr Hände feiern mußten, begann die Thätigkeit in den Reform-Meetings von Neuem. Ein Baronet aus Staffordshire, Sir Charles Wolseley, welcher be- hauptete, unter den Erstürmern der Baftille gewesen zu sein, ließ sich von einer Versammlung von 15,000 Menschen unweit Bir- mingham zum „legislativen Anwalt" der im Parlament nicht ver- tretenen großen Fabrikstadt wählen, und schwor, demnächst seinen Sitz im Unterhause zu nehmen. Die Arbeiter aus der Gegend von Manchester gedachten, nach dem Beispiele Birminghams, sich ebenfalls einen legislatorischen Anwalt zu wählen. Zu diesem Zwecke ver- sammelten sich am 16. August gegen 80,000 Menschen auf dem damals noch unbebauten Petersfelde (an der Peterskirche zu Man- chester), wo auch Weiber nicht fehlten, wie ehedem in Paris und Versailles. Gegen 1 Uhr kam Hunt unter donnerndem Hurrah mit Fahnen und Musik angefahren. Kaum hatte er auf der von zwei Karren gebildeten Tribüne, seinen weißen Hut (in jenen Tagen das Abzeichen volksthümlicher Entschlossenheit) in der Hand, angefangen vor der lautlosen Menge zu reden, als vier Züge Husaren heran- geritten kamen und mit flachen Klingen die entsetzten Haufen so aufeinander drängten, daß der dichte Knäuel oft über dem Boden emporgehoben wurde. In 10 Minuten war der Platz gesäubert, Hunt und zehn seiner Genossen wurden verhaftet, aber wegen der allgemeinen Erbitterung über die „Schlacht von Peterloo", wie man „das Blutbad von Manchester" (man weiß nur von 6 Getödteten) zur Verspottung des Militärs nannte, stand die Regierung von einem Hochverraths-Proceß ab und entließ Hunt und Genossen, sobald sie nur der Form wegen einige Bürgschaft gestellt hatten. Während nun die Reform-Meetings in Form von Leichenzügen fortdauerten, wobei die Redner in Trauer, die Banner mit Flor umhüllt erschie- nen, berief die Regierung schleunigst das Parlament und legte ihm sechs Gesetze („die Knebelbills") vor, welche gegen zukünftige Gefah- ren des Aufruhrs sicher stellen, namentlich aber das Versammlungs- recht und die Preßfreiheit beschränken sollten. Die Opposition schei- terte mit ihren Gegenanträgen auf Untersuchung der Lage der Fa- brikbezirke, und der Minorität blieb nichts übrig, als gegen die sechs Bills, welche heutigen Tages von allen juristischen Autoritäten als die letzte Verletzung der britischen Verfassung gebrandmarkt werden, zu

9. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 288

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
288 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. Krone vereinigt oder während 10 Jahren durch königliche Beamte verwaltet worden fei; alle Schenkungen und Bewilligungen von Domainen wurden widerrufen und für nichtig erklärt. Die Beamten wurden einer strengen Aufsicht unterworfen; die Erblichkeit aller Finanzämter so wie die auf diese ertheilten Anwartschaften aufgehoben, die Beamten mußten eine Caution stellen, und nach späterer Bestimmung diente ihr ganzes Vermögen als Bürgschaft. Sully hatte bereits den Grundsatz der modernen Finanzpolitik ausgesprochen, daß es vor Allem darauf ankomme, die ©teuertraft des Volkes zu erhöhen. „Pour enrichir le prince, il saut enricliir le peuple.“ Colbert machte Ernst damit und öffnete der Production neue Bahnen. Mit Unrecht hat man ihn einer übertriebenen Fiscalität beschuldigt und zu einem Urheber des Mercantilsystems gestempelt. Die Versuche, das Geld als Quelle aller Macht und alles Reichthums im Lande zu behalten, rührten schon von Karl V. und den Spaniern her und Hatten dort längst zu den absurdesten Maßregeln geführt. Colbert vereinfachte das Zollsystem, suchte die inneren Zolllinien ganz zu beseitigen, baute die ersten großen Canäle, Häsen, Landstraßen, gründete Handelsgesellschaften, förderte Schifffahrt und Handel, rief mit glänzendem Erfolge eine Reihe neuer Industriezweige ins Leben, wobei er nicht nur mit dem Mangel an Capital und an Arbeitern, sondern auch mit dem -hartnäckigen Widerstände der städtischen Korporationen, der Zünfte und Hergebrachter Gewohnheiten zu kämpfen hatte. Freilich fehlte es nicht an willkürlichen Eingriffen; indessen das geschah damals überall und war seit dem Mittelalter her in Frankreich Brauch, wo man die Erlaubniß zu arbeiten als besonderes Recht vom Könige oder vom Grundherrn kaufen mußte. Daß er als Finanzminister immer auf neue Mittel, Geld zu beschaffen, sinnen mußte, war nicht seine Schuld; auf die Ausgaben Hatte er feinen amtlichen Einfluß, was er in feinen Remonstrationen wiederholt anerkennt. Ein großer Theil seiner Arbeit wurde bald nach feinem Tode durch die Verfolgung der Hugenotten, durch die Kriege und durch den Steuerdruck zerstört. Aber auf den von ihm gelegten Grundlagen haben sich im Frieden Gewerbthätigkeit und Wohlstand wieder gehoben, und er muß als ein Mitbegründer des modernen Bürgerthums betrachtet werden. Schon durch den lojährigen Krieg von 1688—1697 war eine große Erschöpfung an Menschen und Geld eingetreten. In ihren Berichten von 1698 klagten die Intendanten über Abnahme der Bevölkerung, der Industrie, des Ertrages der Agrikultur, über Eingehen von Manusacturen, über Zunahme der Bettler und Vagabunden. Man nimmt an, daß in Folge der Aufhebung der Religionsfreiheit über 400,000 Protestanten ausgewandert sind; und das war ein Theil der gewerb-thätigsten, wohlhabendsten städtischen Bevölkerung. „Reich wie ein Calvinist" war ein Sprüchwort in Frankreich. Um so weniger konnte der vierjährige Friede eine Wiederherstellung bewirken. Während des spanischen Erbfolgekrieges nahmen dann Verfall und Elend entsetzliche Dimensionen an.

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 476

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
476 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273. So sehr die furchtbare Grausamkeit des Audronikus Abscheu und Entsetzen erregt, so gebührte ihm doch der Ruhm, daß er während der kurzen Dauer seiner Regierung (1183—1185) manche nützliche Verordnungen erließ. Eine der heilsamsten war die Abschaffung des Strandrechts im ganzen Umfange des griechischen Kaiserthums durch ein strenges Gesetz, in welchem bestimmt wurde, daß jeder, welcher ein verunglücktes Schiff künftig plündern würde, an dem Mastbaume desselben oder, wenn dieser nicht mehr vorhanden wäre, auf einer Anhöhe der Küste an einem Baume aufgehängt werden sollte. Die Regierung des Isaak Ang elus (1185-1195) entsprach keineswegs den Erwartungen, welche seine Anhänger und Freunde sich gemacht hatten; zwar wurde das Reich von den Normannen bald befreit, aber weniger durch die Anordnungen des Kaisers, als vielmehr durch die eigene Ungeschicklichkeit der normannischen Heerführer, und in der innern Verwaltung kehrten alle Mißbrauche und Unordnungen wieder, welche Andronikus abgestellt hatte. Das Wichtigste aus der fernern Geschichte des Hauses der Angelt (1185 1204), so wie die Stiftung des lateinischen Kaiserthums (1204—1261) ist bei dem (sogenannten vierten) Kreuzzuge gegen Constanti-nopel S. 336 ff. berührt worden. 96. Die Mongolen. (Nach Karl Friedr. Koeppen, Die lamaische Hierarchie, und Kirche, und Gustav Adolf Stenzel, Geschichte des preußischen Staates, mij Zusätzen vom Herausgeber.) Die weitgreisendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, bereit die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das auserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis-Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung wahrscheinlich mehr als die Hälfte des gefammten Menschengeschlechts umfaßte. Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungszügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Menschheit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raubzüge von Japan bis zur Katzbach und von Hinter-Jndien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie mit allen Nationen der alten Welt irgendwie in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Armenier, Syrer,
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