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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

5. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 57

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 57 — 1) Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte. 2) Die Schweden bekamen Vorpommern (linke Oderseite), die Inseln Rügen, Usedom und Wollin/ außerdem eine Anzahl deutscher Städte an der Nord- und Ostsee, so daß sie die Mündungen der wichtigsten deutschen Ströme mit Ausnahme des Rheines beherrschten. Die Mündungen des Rheines waren in den Händen der Niederländer, deren Trennung vom deutschen Reiche ebenfalls im westfälischen Frieden anerkannt wurde. Frankreich erhielt das ganze Land zwischen Vogesen und Rhein (Elsaß), mit Ausnahme von Straßburg; außerdem wurde ihm der Besitz der lothringischen Städte, welche bereits vor 100 Jahren in seine Hände gekommen waren, bestätigt. Einzelnen deutschen Fürsten wurden neue Besitzungen, meistens aus eingezogenen geistlichen Gütern, zugesprochen. 3) Die Macht des deutschen Kaisers wurde beschränkt/ er konnte nicht mehr selbständig über Krieg und Frieden oder über Bündnisse entscheiden. Den Fürsten dagegen war von nun an gestattet, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse einzugehen, nur sollten diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. Während des Krieges hatte Bayern die Kurwürde Friedrichs V. von der Pfalz erhalten/ für dessen Sohn wurde eine neue Kurwürde errichtet.

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 110

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
110 10. Großbritannien bis zum Tode Georg's Iv. Landtruppen) und gegen die grenzenlose Verschwendung des Hofes, namentlich gegen das unsittliche Leben des Prinz-Regenten, des nach- maligen Königs Georg Iv., dessen Civilliste (von 800,000 Pfund) jährlich um eine halbe Million überschritten wurde. Dazu kam eine Stockung des Handels mit dem Ende des Krieges, der bisher zur Verfertigung seiner Werkzeuge jährlich an 50 Millionen eingebracht hatte, und die sanguinischen Hoffnungen, die man auf die Folgen der Oeffnung aller Häfen des Continentes gemacht hatte, zeigten sich bald als täuschend, weil das durch die Leiden des Krieges ausge- sogene Festland in seiner Armuth die massenhaft über den Ocean herbeigeführten Waaren nicht bezahlen konnte, deren Preise also nothwendig sinken mußten, so daß die Speculation statt des gehoff- ten Gewinnes nur schwere Verluste hatte. Um das Unglück noch zu erhöhen, brachte das Jahr 1816 eine allgemeine Mißernte, im Westen und Süden Europa's durch unaufhörliche Regengüsse, im Norden und Osten durch hartnäckige Dürre. Die Preise aller Feld- früchte stiegen rasch auf das Doppelte, ohne daß sichere Aussicht vorhanden war, auch nach Oeffnung der Häfen alsbald hinreichende Zufuhr zu schaffen. Noch ehe die Noth sich bis zu dieser Höhe steigerte, hatten die am schwersten betroffenen Theile der Bevölkerung Gewaltthätigkeiten begonnen. Zahlreiche Schaaren brodloser Arbeiter durchzogen das Land und zerstörten, trotz der bei den Brod-Unruhen von 1812 auf solche Verbrechen gesetzten Todesstrafe, die Maschinen als die Ur- sache ihres Unglückes und bemächtigten sich der Vorräthe in Küche und Keller. Alle Mittel der Wohlthätigkeit und Polizeigewalt (Ar- menhaus und Gefängniß) erwiesen sich ohnmächtig, das Uebel stei- gerte sich noch, als mit dem Friedensschlüsse große Massen, die in Heer und Flotte und den Werkstätten des Staates gedient hatten, verdienstlos wurden und, meistens verwegene Gemüther und der lohnenden Beschäftigung des Friedens entwöhnt, sich den Landstrei- chern und Dieben zugesellten und als endlich überall Theuerung und Stockung drohten. Unter diesem Drucke der allgemeinen Noth begann William Cobbett eine radikale Agitation. Er hatte, gestützt auf die An- schauungen, die er als Soldat in Nordamerika gewonnen, schon seit dem Jahre 1802 in einer unter dem Namen des „Politischen Registers" herausgegebenen Wochenschrift die drückenden Korngesetze, das maßlose Anschwellen der Staatsschuld, das als unhaltbar er- kannte parlamentarische System immer offener und schonungsloser bekämpft. Zu stolz und ungestüm, um jemals die edleren Kräfte der Opposition für sich zu gewinnen, entwarf er sogleich das äußerste Programm: allgemeines Stimmrecht, jährliche Parlamentswahlen (statt der siebenjährigen), geheime Abstimmung, und stürzte sich, zu- mal nachdem er 1810 wegen eines Preßvergehens 2 Jahre einge- sperrt worden, immer weiter in die Agitation. Was der Staats-

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 498

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
498 55. Lord Palmerston. nerhalb 10 Jahre unermüdlicher Arbeit eine Reihe von (mehr als 20) Verträgen abschloß, die bald diesen, bald jenen Staat gegen die Ne- gersclaverei verpflichteten und Neduction der Tarife, wie gegenseitige Oeffnung der Handelsbahnen bezweckten. Wie er die canadischen Unruhen 1838 beizulegen verstand, s. S. 293, und wie er den englischen Einfluß in Asien, als er von dem russischen wäh- rend 10 Jahre überholt war, herstellte, s. S. 316 ff. Als im August 1841 das Whig-Ministerium Melbourne den To- ries unter Peel (1841—1846) weichen mußte (wegen Verwerfung einer Bill, die der Freihandels-Agitation der Manchester-Partei halb- wegs entgegenkam), war Englands Wille in Spanien, Portugal, Neapel, Syrien, Aegypten, Persien, Indien, China wenigstens für den Augenblick durchgesetzt worden, und zwar mit sehr verschiedenen, unermeßlichen Mitteln, durch die, allerdings vom Glücke unterstützte, rastlose Thätigkeit und das vielseitige Talent seines auswärtigen Mi- nisters. d. Die zweite Verwaltung des auswärtigen Amtes, 1846-1851. Als am 29. Juni 1846 Sir Robert Peel sein Amt als erster Minister niederlegte und für das Bewußtsein, den Armen billigeres Brot gesichert zu haben (s. S. 302), das Vertrauen der Tories ver- scherzt hatte, da kehrte auch Palmerston, nunmehr unter dem 8 Jahre jüngeren Lord John Russell, auf seinen Posten in Foreign Office zu- rück. Als inl Jahre 1848 Aufstand und Verfassungskämpfe den Continent Europa's von der Südspitze Italiens bis nach Skandinavien hin erfüllten, während das Jnselreich in stolzer Haltung der Ruhe und des Friedens genoß, da hat Lord Palmerston überall sein Augen- merk gehabt und mehr oder minder nachgeholsen, wo das constitu- tionelle Princip Wurzel zu fassen schien, so namentlich in Neapel, wo die Anfangs klug verhüllte Mission Lord Minto's die alte Whig- politik vom Jahre 1812 wieder aufnahm. Dagegen hat er in der schleswig-holsteinschen Angelegenheit durch Unterzeichnung des Londo- ner Protokolls vom Jahre 1850 sich dem Willen der übrigen wieder erstarkten Cabinette, besonders auch dem sehr deutlich ausgesprochenen Willen der englischen Nation gefügt, um einen europäischen Krieg zu vermeiden. Denn nicht an jeder Stelle war er der europäische „Feuerbrand" oder, wie ihn der liberale Roebuck noch witziger genannt hat, „das diplomatische Allerwelts-Schwefelholz", weil die Völker in der Revolutions-Periode auf England als auf eine befreundete Macht hinblickten, die im entscheidenden Augenblicke nöthigenfalls zu activem Beistände gegen die Regierungen bereit sein werde. Während die Gegner im Parlamente seine auswärtige Politik bei jeder Gelegenheit anzufeinden nicht müde wurden, schmeichelte der Masse des englischeil Volkes die Vorstellung, daß Ellgland

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 511

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
57. Der zweimalige Kampf der Westmächte gegen China. 511 nesen diese Concession als ein Zeichen der Schwäche und Furcht, und rüsteten sich zum neuen Kriege (dern dritten gegen England). Als nun im Juni 1859 die englisch-französischen Gesandten im Flusse Peiho erschienen, um sich nach Peking zu begeben, und sich die Wei- sung, den Landweg (über Petang) einznschlagen, nicht gefallen lassen wollten, fanden sie den Fluß mit eisernen Ketten, Bäumen und Pfählen gesperrt und wurden mit einem wohlgerichteten und verderb- lichen Feuer aus den hergestellten Forts empfangen und mit empfind- lichem Verluste zurückgewiesen. Um den Bruch der Verträge zu rächen, ward eine neue und stärkere englisch-französische Expedition nach China gerüstet. Ihr Ziel war Peking, unter dessen Mauern oder auf dessen Trümmern Man einen dauernden Frieden dictiren wollte. Als die ersten Trup- pen in China anlangten, richtete Bruce eine nochmalige Aufforderung an die kaiserliche Negierung, die 1858 geschlossenen Verträge genau auszuführen, die darin stipulirten Kriegskosten sofort zu bezahlen und die permanente Residenz der fremden Gesandten in Peking zu ge- statten. Als darauf vom großen Rath in Peking eine hochmüthige, ja, verächtliche Antwort erfolgte, liefen die englischen und französischen Kanonenboote in den nördlich vom Peiho mündenden Petangfluß ein und nahmen ohne Widerstand die Stadt Petang an der Mündung des Flusses. Beim weiteren Vorrücken zu Lande gegen die berühm- ten Peiho-Forts dagegen leisteten die Chinesen Anfangs einen so tapfern Widerstand, wie nie zuvor, streckten aber zuletzt die Waffen, in dumpfer Resignation ihren Tod erwartend; denn daß den Wehr- losen freier Abzug gestattet würde, das stand mit ihrem eigenen Kriegsgebrauch in völligem Widerspruche. Die Forts wurden durch Capitulation übergeben, und es zeigte sich, daß sie von der Seeseile uneinnehmbar waren, aber an einen Angriff zu Lande hatten die Chinesen nicht gedacht. Als die Verbündeten nun unter schwierigen Märschen in dem durch Regen morastigen Boden am Peiho aufwärts vordrangen, stellten sich (18. September) zum ersten Male Chinesen auf offenem Felde den Europäern zum Kampfe entgegen, während sie bis dahin fast nur hinter Mauern und Wällen gefochten hatten. Mit 100 Geschützen und 20,000 Mann (die Hälfte Cavallerie) standen sie 5000 Engländern und 1200 Franzosen mit nur 20 Geschützen entgegen. Aber die Armstrong-Geschütze richteten sowohl in den feind- lichen Batterieen, als unter der Tataren-Cavallerie furchtbare Ver- heerungen an, und die Cavallerie der Verbündeten, welche zum Theil aus verwegenen Sikhs bestand, die in ganz Indien als Reiter be- rühmt sind, jagte eine Zehnfache Anzahl der chinesischen Reiter vor sich her. Eine Flankenbewegung und ein Angriff im Rücken entschied die allgemeine Flucht der Chinesen. Drei Tage nach diesem glänzen- den Siege (21. September) gewannen die inzwischen verstärkten Ver- bündeten einen zweiten über das chinesische Heer, welches sich wieder gesammelt hatte und mm bis in die Nähe von Peking verfolgt wurde.

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 6

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
6 2. Die Lage Europa's im Anfänge der neuesten Zeit. Gemüthern, die bei der ersten günstigen Gelegenheit in einen offenen Aufstand auszubrechen drohte. Diejenigen Stücke Italiens, welche Oesterreich nicht sich selbst un- mittelbar aneignen konnte, besetzte es mit Erzherzogen, die Souve- raine hießen. Erzherzog Franz Iv., Erbe des als Herzog von Breis- gau 1803 gestorbenen letzten Este, stellte sich in Modena ein, dem 1829 durch Erbschaft auch das Herzogthum Massa-Carara anheim- fiel; in Parma trat kraft der Verträge mit Napoleon (April 1814) dessen Gemahlin, und seit 5. Mai 1821 dessen Wittwe, die Erzher- zogin Marie Luise, in dem blühenden Alter von 25 Jahren, die Regierung an. Lucca, welches kleine Ländchen Napoleon 1805 als eigenes Herzogthum an seine Schwester Elisa, Gemahlin von Felix Bacciocchi, geschenkt hatte, behielt auch jetzt bis zum Absterben der Exkaiserin Marie Luise in Parma seine eigene Herzogin, die Exköni- gin von Etrurien, die Infantin Marie Luise. Die Habsburg- Lothringische Linie kehrte in der Person des Erzherzogs Ferdinand Iii. aus ihrem Großherzogthum Würzburg nach Toscana zurück, wie der fromme Dulder Pius Vii. aus der Gefangenschaft nach seinem durch den Wiener Congreß im Norden (durch die Po-Linie) zu Gunsten Oesterreichs etwas verkürzten Kirchenstaate. In Deutschland war der Rheinbund ausgelöst worden, und man erwartete die Wiederherstellung eines deutschen Reiches, das, mächtig nach außen und frei im Innern, die ihm gebührende Stellung im Rathe der europäischen Hauptmächte einnehmen könnte. Dem stand aber einerseits die selbstsüchtige Staatskunst der auswärtigen Mächte entgegen und andererseits die Eifersucht der deutschen Mächte gegeneinander. Rußland, England, Frankreich sahen nur zu gern aus verschiedenen Gründen in Deutschland einen zerstückelten, ohn- mächtigen und schwachen Staat, als daß sie nicht Alles hätten aus- bieten sollen, um es zu einem solchen zu machen. Die deutschen Mächte aber hatten die ihnen von Napoleon eingeräumte unbeschränkte Machtvollkommenheit bereits zu lieb gewonnen, als daß sie sich leicht zur Aufgebung derselben hätten entschließen können, was gleichwohl schlechthin nothwendig gewesen sein würde, sofern in der deutschen Kaiserwürde nicht bloß eine leere Würde, sondern auch eine wahre und wirkliche Macht wiederhergestellt werden sollte. Am schwersten aber war die Wiederherstellung der deutschen Kaisermacht mit der Stellung zu vereinbaren, die Preußen in Europa in Folge der Er- eignisse von 1813—1815 wieder eingenommen hatte. Denn da es sich wieder zu dem Range einer europäischen Hauptmacht empor- geschwungen hatte, so konnte es nicht freiwillig auf denselben Ver- zicht leisten, indem es sich Oesterreich unterordnete. Eben so konnte sich Oesterreich Preußen nicht unterordnen. So mußte also entweder eine von diesen beiden Hauptmächten außer dem Vereine, also ihm fremdartig, wo nicht feindlich, bleiben, oder das Ganze aus zwei besondern Reichen, nämlich aus einem norddeutschen mit Preußen,

10. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 71

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
8. Aufstand und Wiedergeburt Griechenlands. 71 schwörung der spanischen Constitution genöthigt, als aber die Häupter des Ausstandes ihn zur Kriegserklärung gegen Oesterreich drängten, entfloh er nach Novara zum Grafen de la Torre, dem der neue König die Anführung des anti-revolutionären Heeres übertragen hatte, und erklärte von da aus die Niederlegung seiner Regentschaft. So- bald sich nun die Nachricht von dem Unterliegen der Revolution in Neapel und von dem Zusammenziehen eines österreichischen Heeres am Tessino verbreitete, entsank den Truppen der Bewegungspartei alles Vertrauen, und als sie die Oesterreicher in Verbindung ■ mit den Königlichen unter de la Torre auf ihrer rechten Flanke erscheinen sahen, war kein Muth einzelner Führer im Stande, der plötzlichen Auflösung des Revolutionsheeres Einhalt zu thun. De la Torre hielt einen friedlichen Einzug in Turin (10. April) und die wichtigsten Festungen Piemonts blieben von den Oesterreichern besetzt bis zum Herbste 1823. Die meisten der compromittirten Führer zerstreuten sich in alle Welt und suchten zum Theil in Spanien und Griechen- land in neuen Kämpfen ihre Kräfte für ihre Grundsätze zu verwenden. 8. Aufstand und Wiedergeburt Griechenlands. (Nach Chr. Aug. Brandts, Mittheilungen über Griechenland, L. Wachler, Vor- bereitung und Ausbruch des Aufstandes der Griechen, in Fr. v. Raumer's histo- rischem Tascheubuche, und Heinr. Thiersch Griechenlands Schicksale, bearbeitet vom Herausgeber.) Seit die Türken Griechenland unterjocht hatten, erwähnt die Ge- schichte des unglücklichen Landes fast nur, um Befreiungsversuche, ihren unheilvollen Ausgang und ihre schrecklichen Folgen zu verzeich- nen. Fremder Hülfe bedürftig, waren die schmählich Unterdrückten immer von Neuem bereit, das Opfer täuschender Versprechungen zu werden. Während die Einen ihren Blick fortwährend auf das glau- bensverwandte Rußland gerichtet hatten, wendeten ihn Andere seit dem Ende des 18. Jahrhunderts dem alle Völker zur Freiheit auf- rufenden Frankreich zu, und die Regierungen beider Staaten ver- säumten nicht, die ihnen entgegenkommenden Hoffnungen mittelbar oder unmittelbar durch Verheißungen zu nähren. Rhigas aus Pherä (Velestinos) in Thessalien begrüßte in Napoleon Bonaparte eine neu ausgehende Freiheitssonne und verband sich in Wien mit gleichge- sinnten Freunden, um unter den Auspicien des jungen Helden sein griechisches Vaterland vom türkischen Joche zu befreien. Nachdem er (1796) fast alle Griechen in Wien für seine Pläne begeistert hatte, wendete er mit mehreren seiner Genossen sich nach Triest, um dem-
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