Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 51

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
7. Die Revolutionen in den romanischen Staaten Amerika's rc. 51 und ihr Unterrichtsmonopol erhalten worden wären, die Sache der Revolution nicht so bald zur Reife gediehen sein würde. Nun be- ging Karl Iii. noch den weiteren Mißgriff, daß er, durch seine bourbonische Verbitterung gegen England, in Frankreichs Gefolge die Revolution in Nordamerika unterstützte, die gerade die beiden Vertreter des Absolutismus sofort mit den furchtbarsten Rückschlägen treffen sollte. Schorr erfolgten einzelne unreife Aufstände in den spanischen Colonieen, und wenn diese auch rasch und leicht unter- drückt wurden, so war doch die Idee der Unabhängigkeit nicht mit erstickt, vielmehr drang das Dogma der französischen Republikaner von der natürlichen Gleichheit der Menschen selbst in diese Gesell- schaft voller Unterschiede und Kasten, und binnen wenigeil Jahren bildete sich bei der schnellen Reifung, die eine Eigenschaft aller Colo- nisten ist, jene enthusiastische Jugend, die zuerst den Weg vom Reden zum Handeln sllchte und es widersinnig fand, daß Länder von: 26fachen Umfange des entfernten Mutterlandes von diesem fortwäh- rend abhängig bleiben sollten, und welche mit eifersüchtiger Scham sahen, daß das ältere spanische Colonieensystem hinter dem jüngern englischen in Nordamerika im Erringen der Unabhängigkeit zurück- stehen sollte. Als die spanische Regierung diese Wirkungen ihrer Reformen mit Schrecken gewahr wurde, suchte sie unter Karl Iv. zu spät die er- regten Geister wieder zu bannen und machte durch ihre Reactions- versuche die Kluft zwischen Colonieen und Mutterland nur nock- weiter. Insbesondere erregte große Unzufriedenheit der Umstand, daß man jetzt die Beamten, selbst zu den niederen und niedrigsten Stellen, welche sonst die Vicekönige und Stadträthe vergeben hatten, in Ma- drid ernannte und die Stellen möglichst mit Spaniern, und zwar mit solchen zu besetzen suchte, die ihre Aemter zu schmählicher Be- reicherung zu mißbrauchen gedachten; bis in die Obergerichte drangell jetzt die nach Gunst und Geld gewählten Leute, die jeder Bestechung zugänglich waren. Die Vicekönige ahmten das von Karl's Minister Godoi gegebene Beispiel nach, jede Stelle, selbst unbesoldete, um namhafte Summen feilzubieten. Das verächtliche Herabsehen der Eingeborenen auf die spanischen Hungerleider, das man bald, in einem plötzlichen Anschwellen des Nationalgefühls, auf alle Europäer übertrug, verbreitete sich schnell wie eine Seuche. So konnte der Abfall des spanischen Amerika's kein überrascheildes Ereigniß sein, und doch war er ungleich schwerer durchzuführen, als der des nördlichen Amerika von England, sowohl wegen des großen Gegensatzes zwischen den gebildeten Vorkämpfern der Freiheit und den indianischen Massen der Bevölkerung, der den Spattiern bis dahin ihre Herrschaft so sehr erleichtert hatte, als weil die Spanier im Besitze alles Einflusses und Ansehens wie aller Aemter lloch immer als eine geschlossene und darum überlegene Macht den Colo- nisten gegenüberstanden. Das verkannten auch die eifrigsten Pairioten

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 504

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
504 56. Der Aufstand der einheimischen Truppen in Indien. äußert, und seine Besorgnisse vor dem unter den Einheimischen herr- schenden Geiste zu erkennen gegeben. Seine Warnungen waren an dem Uebermuth und dem Sicherheitsgefühl seiner Landsleute gescheitert. Um eine Bevölkerung von 180 Millionen Seelen zu beherrschen, be- durfte es eines großen Heeres, das ganz aus Engländern und Euro- päern zusammenzusetzen unmöglich war. Unter den 250,000 Sol- daten, die von der ostindischen Compagnie unterhalten wurden, gab es (1857) nur 30,000 Briten, die übrigen waren Eingeborene, auf welche die englischen Officiere keinen moralischen Einfluß ausübten, indem sie sich um dieselben außerhalb des Dienstes nicht im entfern- testen bekümmerten. Um so ungestörter konnten die Sipahis (die aus den Landeseingeborenen gebildete Infanterie) ihre Vorbereitungen zum Aufstande treffen. Als Vorwand zu demselben diente die Einführung neuer Patronen, die mit Rinder- oder Schweinefett eingerieben sein sollten, wovon ersteres die religiösen Gefühle der Hindus, letzteres die der Mohammedaner beleidigte. Die Erregung moralischen Scrupels und physischen Abscheus war bei der rohen und abergläubigen Menge der äußere Hebel zu der Bewegung, deren erste Ursachen aber tieferer und allgemeinerer Natur waren. Der Aufstand der einheimischen Truppen brach zuerst in der den- galischen Armee aus, während die Madras- und Bombayarmee noch eine Zeit lang ruhig blieb. Am 9. Mai 1857 verweigerten die in Mirut bei Delhi liegenden Sipahis die Annahme der neuen Patro- nen, tödteten die englischen Officiere, deren Frauen und Kinder und zündeten die Kaserne an. Zwei Tage später erhob sich Delhi, die alte Hauptstadt des mongolischen Reichs. Die Engländer hatten die Wichtigkeit dieses Centralpunkts übersehen, und es lagen daselbst nur wenige europäische Truppen. Die Sipahis bemächtigten sich in Delhi eines Artillerieparks von 150 Kanonen, unermeßlicher Kriegsvorräthe und eines Schatzes von 2 Mill. Pfd. Sterling. Die englische Be- satzung ward überwältigt, und die gesammte europäische Bevölkerung, Männer, Weiber, Kinder, meist unter gräßlichen Martern umgebracht. Der ehemalige Kaiser oder Großmogul, Akbar, ein Nachkomme Ti- mur's, der in seinem Palast zu Delhi von einer englischen Pension lebte, wurde zum rechtmäßigen Beherrscher von Indien ausgerufen. Da er 92 Jahre alt war, so traten seine Söhne und Enkel für ihn ein, die sich an den Vorbereitungen zu der Empörung betheiligt hatten, und, wie wenigstens die Engländer behaupteten, auch an den begangenen Gräueln nicht schuldlos waren. Gleichzeitig brach der Aufstand in allen bengalischen Garnisonsstädten aus. Die erfinderi- sche Grausamkeit des Orientalen übertraf an Menge und Mannich- faltigkeit der Unthaten alles, was in Europa Unmenschlichkeit und Verruchtheit in einzelnen Fällen verübt haben mag. Die Gefangenen und Wehrlosen wurden lebendig verbrannt, in Stücke gehauen, es wurden ihnen die Augen ausgerissen, die Finger und Zehen langsam abgeschnitten, die Haut abgezogen, die Frauen wurden öffentlich ge-

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 50

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
50 7. Die Revolutionen in bcn romanischen Staaten Amerika's rc. ihre besonderen Gesetze und ihre eigene Negierung in dem sog. Rathe von Indien, in welchem allzeit wohlmeinende, gerechte llnd mit den amerikanischen Geschäften vertraute Männer saßen. Ja, das Mutterland hatte keineswegs ein besseres Loos, als seine Pflanz- lande, und das Regierungssystem brachte Spanien selbst viel größeren Nachtheil, als den Colonieen, die aus einenl wilden Naturzustände zu gesellschaftlichem Leben und Selbstgefühle heranwuchsen, während das Mutterland verarmte und zu halber Verwilderung herabsank. Die Beschränkung des Handels zwischen dem Mutterlande und den Colonieen, deren Versorgung von dem Hafen der Stadt Sevilla (seit 1720 von Cadix) ausschließlich betrieben wurde, war unter Karl Iii. aitfgehoben und der Handel mit den Colonieen sieben Haupthäfen Spaniens freigegeben worden, wodurch der Werth des spanischen Handels sich innerhalb 10 Jahren (1778—1788) von 148 Millionen Realen auf 1104 Millionen hob. Mit den Concessionen der Negierung stiegen aber die Forderungen der Colonisten. Dazu kam das Beispiel des Abfalles der Vereinigten Staaten von Nordamerika von ihrem Mutterlande, und daß man bald lernte, auf die Verlegenheiten des Mutterlandes zu speculiren, zwei Umstände, die nachher wesentlich zur Erlangung der Unabhängigkeit beigetragen haben. Auch die plötzliche und gewaltsame Vertreibung der Jesuiten aus allen spani- schen Ländern (1767) machte auf das niedere Volk den ungünstigsten Eindruck und beirrte selbst die Unterwürfigsten in ihrem blinden Glauben an die Gerechtigkeit des spanischen Regiments. Da einzelne Allsstände erfolgten, deren Urheber ausdrücklich die Austreibung der Jesuiten zum Vorwände nahmen, so wurden nicht nur Truppen nach Nen-Spanien (Mexiko) geschickt, sondern auch in Venezuela und Neu- Granada Milizen errichtet, in denen alle Freien von 15—45 Jahren dienten und die angesehensten Creolen (in Amerika geborene Spa- nier) die Officierstellen erhielten. Dies war eine bedeutsame Vor- schule für den Befreiungskrieg; deml nun kam ein militärischer Geist in die Colonieen zurück, der seit fast 200 Jahren ausgetilgt war. Auch ward das starke Band zwischen der spanischen Regierung und der Kirche überhaupt in Folge der Jesuitenaustreibung plötzlich zerrissen, die unbedingte Anhänglichkeit der einflußreichen Geistlichkeit an das Mutterland nahm seit jenem Gewaltschritte ab, und dies war ebenfalls eines der Verhältnisse, die nachher am mächtigsten zur Erreichung der Unabhängigkeit mitgewirkt haben. Zugleich war mit dieser Maßregel die ganze Tradition der Bildung in Amerika zer- rissen, die von den Jesuiten begonnene Ausbildung der Indianer gerieth seit dem Verschwinden ihrer Missionen in Verfall, die Studien der Creolen aber nahmen nun eine andere Richtung, der Skepticis- mus schlich sich ein, und die Missionen der Enzyklopädisten verdräng- ten gleichsam die der Jesuiten und leisteten der Umbildung nicht uni' der wissenschaftlichen, sondern auch der politischen Ideen in den höheren Ständen den größten Vorschub, wogegen, wenn die Jesuiten

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 490

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
490 54. Der Dynasticwcchsel in Griechenland. Culturstufe der Bevölkerung. Es proclamirt die unterschiedlose Ver- mischung der verschiedenen Racen und Religionen, diese aber, so stark sie sonst von einander abweichen, verabscheuen alle solche Vermischung. So ist denn der Hat ein wirkungsloses Papier geblieben, und schon wenige Jahre später sah sich Frankreich zur Intervention in Syrien genöthigt, wenn dort nicht eine vollständige Ausrottung der Christen eintreten sollte. Am Westabhang des Libanon und am Antilibanon wohnen die Drusen, ein freiheitliebendes Volk, dessen Religion in einem wun- derlichen Gemisch christlicher, jüdischer und mohammedanischer Lehren mit Ueberresten altorientalischen Naturdienstes besteht; namentlich glauben sie auch an eine Seelenwanderung und an wiederholte Menschwerdung der Gottheit. Diese überfielen mehrmals die christ- lichen Maroniten, tödteten die Männer, schleppten Weiber und Kinder in die Sclaverei und verübten überhaupt die ärgsten Greuel. So entstand im Jahre 1841 und wieder 1845 ein fürchterlicher Bürgerkrieg; in letzterem gingen die von dem türkischen Pascha den Maroniten zu Hülfe gesandten Truppen größtentheils zu den Drusen über und plünderten mit ihnen gemeinschaftlich. Am furchtbarsten aber entbrannte der Kampf im Frühjahre 1860, namentlich in Da- mascus, und dehnte sich über ganz Syrien aus. Auch diesmal machten die vom Pascha zur Unterdrückung des Kampfes geschickten türkischen Soldaten gemeinschaftliche Sache mit den Mördern, Brand- stiftern und Räubern, bis Fuad Pascha vom Sultan nach Syrien gesandt wurde und eine Anzahl Christenmörder erhängen, andere erschießen ließ. Dennoch erneuerten sich die Ermordungen der Christen an verschiedenen Orten und veranlaßten das Einschreiten der euro- päischen Großmächte. Gemäß Verabredung auf einer Conferenz in Paris besetzten französische Truppen Syrien fast 10 Monate lang (August 1860 bis Juni 1861). 54. Der Dynastieivechsel in Griechenland. (Nach Heinr. Thiersch, Griechenlands Schicksale, bearbeitet vom Herausgeber.) Schon seit der Befreiung vom türkischen Joche war es ein Lieb- lingswunsch der Hellenen gewesen, das griechische Reich über alle griechisch redenden Stämme auszubreiten. Im Jahre 1842, als die griechenfeindliche Verwaltung Jzzet-Mehmet Pascha's Veranlassung zu vielfachen Klagen der noch nicht befreiten Griechen gab und an meh- reren Stellen des türkischen Reiches, in Serbien, in Bulgarien, im Libanon, Aufstände der christlichen Bevölkerung ausgebrochen waren

9. Die Geschichte des Mittelalters - S. 476

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
476 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273. So sehr die furchtbare Grausamkeit des Audronikus Abscheu und Entsetzen erregt, so gebührte ihm doch der Ruhm, daß er während der kurzen Dauer seiner Regierung (1183—1185) manche nützliche Verordnungen erließ. Eine der heilsamsten war die Abschaffung des Strandrechts im ganzen Umfange des griechischen Kaiserthums durch ein strenges Gesetz, in welchem bestimmt wurde, daß jeder, welcher ein verunglücktes Schiff künftig plündern würde, an dem Mastbaume desselben oder, wenn dieser nicht mehr vorhanden wäre, auf einer Anhöhe der Küste an einem Baume aufgehängt werden sollte. Die Regierung des Isaak Ang elus (1185-1195) entsprach keineswegs den Erwartungen, welche seine Anhänger und Freunde sich gemacht hatten; zwar wurde das Reich von den Normannen bald befreit, aber weniger durch die Anordnungen des Kaisers, als vielmehr durch die eigene Ungeschicklichkeit der normannischen Heerführer, und in der innern Verwaltung kehrten alle Mißbrauche und Unordnungen wieder, welche Andronikus abgestellt hatte. Das Wichtigste aus der fernern Geschichte des Hauses der Angelt (1185 1204), so wie die Stiftung des lateinischen Kaiserthums (1204—1261) ist bei dem (sogenannten vierten) Kreuzzuge gegen Constanti-nopel S. 336 ff. berührt worden. 96. Die Mongolen. (Nach Karl Friedr. Koeppen, Die lamaische Hierarchie, und Kirche, und Gustav Adolf Stenzel, Geschichte des preußischen Staates, mij Zusätzen vom Herausgeber.) Die weitgreisendste und eben deßhalb folgenreichste Eroberung, bereit die Weltgeschichte gedenkt, ist von den Mongolen ausgegangen, welche sich für das auserwählte Volk Gottes und für bestimmt hielten, die (alte) Welt zu erobern und zu beherrschen. Der furchtbare Tschingis-Khan hat diesen Glauben in entsetzliche Wahrheit verwandelt, indem er ein Reich gründete, welches zur Zeit seiner weitesten Ausdehnung wahrscheinlich mehr als die Hälfte des gefammten Menschengeschlechts umfaßte. Die Mongolen haben in ihren endlosen Kriegen und Verheerungszügen, deren Schilderung uns noch jetzt mit Grausen erfüllt, die Menschheit, welche sie vertilgen zu wollen schienen, in einem Umfange und Grade aufgeregt, wie kein anderer Weltstürmer vor oder nach ihnen. Indem sie ihre Raubzüge von Japan bis zur Katzbach und von Hinter-Jndien bis zum Jlmensee ausdehnen, sind sie mit allen Nationen der alten Welt irgendwie in Berührung oder doch in Beziehung gekommen. Japanesen, Chinesen, Siamesen, Birmanen, Malayen, Tibetaner, Hindu, Perser, Türken, Armenier, Syrer,

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 649

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
126. Die Slaven. 649 Rußland. Hier wurde das Staatswesen — oder eine mächtige, weite Länder umfassende Herrschaft — durch scandinavisch-deutsche Eroberer, durch Normänner, gegründet, und ein Jahrhundert später ward das Christenthum diesem normännisch-slavischen Staate aus Byzanz gebracht, wie den Südslaven. Nach der einheimischen slavischen Ueberlieferung von der Gründung des Reiches wären der Normanne Nurik und seine Brüder im I. 862 über das „Warägische Meer" gekommen, gerufen von streitenden Völkern, und hätten ein Reich gegründet im Lande der Finnen (um den Ladoga-und Peipus-See); dann habe Rurik, nachdem er durch den Tod seiner beiden Brüder Alleinherr geworden, seinen Sitz nach Nowgorod, in das Land der Slaven, verlegt. Später ward der Mittelpunkt der normannischen Herrschaft nach dem (ebenfalls slavischen) Süden, nach Kiew, verlegt und das Uebergewicht der Slaven über die finnischen Stämme dadurch gesteigert, daß neue Eroberungen unter Rurik's Nachfolgern das Reich durch Wolhynien, Podolien und Galizien bis an die obere Weichsel - erweiterten, also durch Länder, die ausschließlich von Slaven bewohnt waren. Dazu kam, daß die Slaven sich als ein bildsamer Volksstamm den Finnen überlegen erwiesen und, wie dies überall zu geschehen pflegt, den schwächeren Stamm immer weiter zurückdrängten oder in sich aufnahmen und sich assirnilirten — ein Proceß, der sich in Rußland bis aus den heutigen Tag fortsetzt. Gegen Ende des 10. Jhdrts. erhob Fürst Wladimir (Alleinherrscher 980—1015) die christliche Religion griechischen Bekenntnisses zur herrschenden in Rußland, neben welcher keine andere geduldet wurde. Durch Annahme der Taufe hatte er auch die Hand einer Tochter des byzantinischen Kaisers Romanus Ii. erhalten und war so Schwager des deutschen Kaisers Otto Ii. geworden. Fortan ein eben so eifriger Christ wie früher eifrig im Glauben seiner Väter, zerstörte er überall in feinem weiten Reiche die heidnischen Tempel und Götzenbilder und ließ von griechischen Künstlern Kirchen bauen und in byzantinischer Weise mit Mosaiken ausschmücken. Diesem Beispiele folgte der älteste seiner Söhne von der griechischen Prinzessin, Jaroslaw; er ordnete die Hierarchie und entwarf ein Gesetzbuch in slavischer Sprache. Er war noch einmal für längere Zeit Alleinherrscher in dem russischen Reiche, das er Anfangs mit sechs Brüdern theilen mußte. Aber mit seinem Tode (1054) ward das Unheil der Theilungen ein bleibendes für viele Jahrhunderte. Er theilte sein Reich unter seine fünf überlebenden Söhne und legte den Grund zu unheilbarem Zwist besonders dadurch, daß er dem ältesten unter dem Titel eines „Großfürsten" eine Art Oberherrschaft beilegte, ohne ihn mit einer entsprechenden Macht auszustatten, woraus folgte, daß die Theilfürsten ihn als Schiedsrichter und Vermittler nur in so weit anerkannten, als sie wollten. Da nun der Großfürst in Kiew selten ein überlegener Geist oder ein bedeutender Charakter war, so wurde die höchste Macht, die den Staatenbund zusammenhalten sollte, sehr bald zu
   bis 10 von 66 weiter»  »»
66 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 66 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 40
2 105
3 36
4 402
5 111
6 77
7 196
8 6
9 34
10 1135
11 208
12 492
13 4
14 259
15 7
16 60
17 31
18 9
19 19
20 79
21 32
22 66
23 140
24 71
25 468
26 84
27 67
28 506
29 45
30 17
31 253
32 6
33 30
34 510
35 97
36 92
37 799
38 29
39 157
40 92
41 90
42 126
43 49
44 35
45 590
46 105
47 40
48 94
49 40

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 0
3 8
4 7
5 0
6 1
7 0
8 1
9 1
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 1
16 3
17 16
18 2
19 0
20 0
21 3
22 2
23 7
24 0
25 1
26 2
27 3
28 4
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 2
37 0
38 0
39 1
40 0
41 9
42 2
43 15
44 0
45 2
46 0
47 6
48 1
49 0
50 4
51 0
52 14
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 2
60 1
61 4
62 0
63 1
64 10
65 1
66 3
67 1
68 2
69 3
70 4
71 2
72 1
73 0
74 3
75 6
76 3
77 0
78 4
79 0
80 0
81 1
82 5
83 1
84 0
85 1
86 0
87 1
88 1
89 0
90 0
91 1
92 46
93 0
94 3
95 50
96 0
97 11
98 23
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 18
1 3
2 1
3 0
4 0
5 2
6 20
7 6
8 1
9 0
10 2
11 7
12 3
13 1
14 5
15 0
16 1
17 0
18 1
19 9
20 30
21 0
22 0
23 0
24 10
25 3
26 0
27 3
28 3
29 22
30 0
31 13
32 16
33 23
34 11
35 0
36 1
37 0
38 0
39 6
40 2
41 0
42 1
43 18
44 1
45 18
46 7
47 17
48 19
49 0
50 6
51 3
52 9
53 11
54 21
55 0
56 0
57 0
58 1
59 22
60 5
61 0
62 3
63 0
64 1
65 1
66 0
67 0
68 3
69 0
70 0
71 3
72 0
73 1
74 5
75 2
76 11
77 0
78 13
79 0
80 1
81 43
82 4
83 21
84 3
85 5
86 19
87 38
88 12
89 12
90 5
91 22
92 1
93 1
94 0
95 5
96 0
97 0
98 4
99 0
100 1
101 4
102 3
103 18
104 49
105 1
106 1
107 6
108 22
109 91
110 3
111 0
112 6
113 16
114 11
115 7
116 3
117 0
118 0
119 15
120 3
121 3
122 1
123 28
124 9
125 9
126 21
127 353
128 1
129 11
130 1
131 12
132 1
133 31
134 91
135 1
136 110
137 3
138 23
139 7
140 1
141 0
142 22
143 9
144 0
145 12
146 8
147 0
148 3
149 7
150 0
151 2
152 77
153 37
154 17
155 5
156 4
157 0
158 0
159 304
160 14
161 0
162 0
163 0
164 2
165 10
166 63
167 1
168 7
169 2
170 0
171 0
172 4
173 80
174 0
175 159
176 7
177 76
178 19
179 21
180 3
181 0
182 24
183 49
184 36
185 42
186 19
187 45
188 33
189 12
190 0
191 0
192 15
193 67
194 4
195 10
196 7
197 2
198 0
199 1