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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Leitfaden der alten Geographie - S. 58

1879 - Berlin : Reimer
58 Kypros. weit höheren südlichen (darin ein zweiter Olympos und die Hochgipfel des Aoon, j. Troödes 2000m). Zwischen beiden eine weite sehr fruchtbare Ebene, wie denn auch die Bergabhänge und Vorhügel, namentlich der Südseite, reichen Ertrag an Wein und Früchten, die höheren an Schiffbauholz gewährten, ausserdem metallreich sind, namentlich an Kupfer (Kvnqiog %dxxog, aes cuprium, cuprum). Der Besitz der Insel wurde daher seit sehr alter Zeit von den benachbarten Grossmächten und seefahrenden Völkern erstrebt, von denen die älteren Bewohner (uns unbekannten Stammes) assimilirt worden sind. Zahlreiche phoenikische Colonien, auch im Inneren, scheinen schon seit dem 15. Jahrh. bestanden zu haben, viele derselben wurden von Griechen in Besitz genommen schon vor der um 708 beginnenden assyrischen Oberherrschaft, nach deren Verfall Tyros wieder wenigstens die Südhälfte der Insel beherrscht; auch dem ägyptischen Reiche hat sie unter Amasis 567—40 angehört. Von der persischen Herschaft durch die athenische Seemacht 478 bis 449 befreit, wurde sie seit 410 zu einem fast unabhängigen griechischen Reiche (K. Euagoras von Salamis) vereinigt. Seit der Teilung des Alexander-Reiches den ägyptischen Ptolemäern unterworfen, wurde sie endlich 58 v. Chr. römische Provinz und als solche mit Kilikien vereinigt. *) Ganz verschieden die alt-orientalischen Namen: hebr. Kittim, assyr. Jatnan, ägypt. Kefa. 81. (Städte oder Staten auf Kypros.) Das Inselgebiet war in frühester Zeit unter eine grosse Zahl selbstständiger Fürstentümer geteilt, von welchen bis auf die Zeit der Vereinigung zum griechischen Gesammtstat noch 9 bestanden. Phoenikisch waren davon (also erst seit der ptolemaeisehen Periode hellenisirt) einige bedeutende Städte der Südküste: Kition (wonach die ganze Insel von den Phoe-nikiern und Hebräern Kittim genannt, j. Larnaka), Amathüs (d. i. Hamath „Festung“, j. Palaeo Limisso) und besonders Paphos (j. Bafa), die vorzüglichen Sitze des Cultus der phoenikischen Aschera (griech. Aphrodite); Unter den ebenfalls nach Maassgabe ihrer semitischen Namen ursprünglich phoenikischen, aber schon früh griechisch gewordenen Küstenstädten sind die bedeutendsten die am West- und Ost-Ende der centralen Ebene gelegenen, nur in Ruinen erhaltenen Soloi und Salamis, letztere seit Euagoras Hauptstadt der ganzen Insel, während die kleineren an der Nordküste Lapethos und Keryneia unter dem alten Namen (Lapatho, Tzerina) noch fortbestehen. Auch an der Südküste war Kurion schon in alter Zeit eine griechische Stadt.

3. Leitfaden der alten Geographie - S. 173

1879 - Berlin : Reimer
Grossgriechenland. Lucanien. Bruttien. 173 nach Besetzung der griechischen Küstenstädte, 272 auch das bruttische Binnenland seiner Herschaft unterwarf. Schon während derselben war die Halbinsel, wie heutigen Tages, ein stark entvölkertes, nur wenig angebautes, im Verfall begriffenes Land, im Innern von grossen Fichtenwäldern, namentlich im Gebirge Sila (j. Aspromonte) erfüllt. !) Davon zu unterscheiden der Name ’Itulmtcu, welcher nur die im ursprünglichen engeren Italien wohnenden Griechen bezeichnet. 234. Lucania. Die Küstenstädte sind durchaus von griechischer Gründung: am tyrrhenischen Meere Poseidonia, einst die entfernteste Stadt des Gebietes von Sybaris, nach dessen Fall selbständig, nach der lucanischen Eroberung um 400 nur unter ihrem italischen Namen Paestum bekannt (berühmte Tempelruinen). Velia, griech. lyelrj oder ’E/Ua, um 540 von Ioniern aus Phokaea, Py?tüs, lat. Buxentum (Policastro di Busento) 467 von Ioniern aus Rliegion erbaut, Laos, am gleichnamigen Flusse (j. Läino), achaeische Ansiedelung von Sybaris. Am tarantinischen Golfe Metapontion (lat. Metapontum), die nördlichste um 700 entstandene achaeische Ansiedelung; aus derselben Zeit das von Ioniern aus Kolophon gegründete Sir is, nach dessen Zerstörung durch die Achaeer (vor 500 v. Chr.) und längerem Streit um den Besitz der sehr fruchtbaren Landschaft in derselben Gegend 432 als neue Bundeshauptstadt der gesammten Italioten Herakleia gemeinsam von Tarantinern und Thuriern angelegt wurde. Alle diese an hafenloser Küste nur von Ackerbau lebenden Gemeinden waren in der Kaiserzeit bereits verödet. Im gebirgigen Binnenlande1) sind unter den zahlreichen oskiscli-lucanischen Städten nur die in weiten Hochtälern gelegenen Grumentum (Ruinen bei Saponara) und Potentia (Potenza) von einiger Bedeutung. J) Es ist durchflossen nach W. vom Siläru-s mit dem Calor und Tanager, j. Sele, Calore, Tanagro, nach O. vom Bradanus, Casuentus, Acalandrus, Aciris, Siris oder Simnus, j. Bradano, Basiento, Salandrella, Agri, Sinno. 235. Bruttii. Das Binnenland enthält nur ein breites Längstal, das des Krathis (Crati), in dessen oberer Ebene die Bruttier ihre Bundeshauptstadt Consentia (Cosenza) gründeten; alle übrigen wichtigeren Städte sind Küstenorte mit griechischer Bevölkerung. Sybaris, um 720 v. Chr. von Achaeern und Troezeniern in der überaus fruchtbaren unteren Talebene des Krathis gegründet, beherschte in seiner Blütezeit, wo es als reichste Stadt des ganzen griechischen Westens galt, auch die Westküste des späteren Lucaniens, im ganzen 4 Yolksstämme und 25 Städte, bis es 510 v. Chr. von den Kroto-

4. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

5. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 361

1830 - Berlin : Reimer
361 stankenbraim bis zum Blonden, fast Weißen variirend; ein mehr oder weniger hohes Fleischroth erhöht die Weiße der Haut, welche, schneller Farbeveränderung unterworfen, je nach der Art auf das Subject einwirkender Eindrücke roth oder blaß und so ein Verräther der Leidenschaften wird, sich aber unter dem Einfluß des Klima's verändert, und mehr oder weniger die braune Farbe der folgenden Art annimmt, jedoch bisweilen diese, selbst im höchsten Grade statt findende Fär- bung wieder verliert, wenn sich die Individuen der Sonnen- hitze nicht mehr aussetzen» kurz diese Art behält oder bekommt im Schatten ihre ursprüngliche Weiße immer wieder. Ein gegen das kleine Knie hin dünner werdender Schenkel, eine stark markirte Wade, der sichere Gang, die runden halbkuge- ligen Brüste des Weibeö, deren Warzen selten braun, oft rosenroth gefärbt sind, und den Achselhöhlen gegenüberstehen, vollenden den Character dieser Art. Frühzeitig trat bei bei- den Geschlechtern die Schaamhaftigkekt ein, was die Kleidung bezeugt. Sie leben vorzugsweise in Monogamie. Die Gottesverehrung der zu dieser Art gehörenden Völ- ker bestand anfangs in der Anbetung vieler Götter; sie hat- ten früh eine Idee von Unsterblichkeit der Seele, und haben im Allgemeinen den christlichen Glauben angenommen. Sie sind am meisten für das gesellschaftliche Leben geeignet. Un- ter ihnen sind die größten Geister geboren worden. Liebe für das Vaterland, und zu den Künsten und Wissenschaften zeichnen sie aus. Erlaüterung 2. Racen, bei denen von jeher weite Beklei- dung gewöhnlich; wo die Sitte die Weiber den Männern fast bis zur Sclaverei untergeordnet hat; wo sehr oft mit dem Alter der Kopf vorn kahl wird. r>) Kaukasische (östliche) Race. Der Teint der Wei- der ist frisch und glänzend weiß, die Haut ausgezeichnet glatt, der Mund sehr klein, die Augenbraunen sehr dünn; die Haare gewöhnlich schön schwarz, fein, glänzend und herrlich gelockt, die Nase fast gerade, das Gesicht ein vollkommenes Oval; der Hals besonders schön, die Haltung majestätisch, aber bald durch die gewöhnlich eintretende Wohlbeleibtheit gestört. Da- hin gehören die Bewohnerinnen Mingreliens und Georgiens, am südlichen Abhange des Kaukasus und Circassiens am Nord, Abhange, welche wegen ihrer Schönheit die Harems (Frauengemächer) der Mohameder von dem Innern Asias aus bis zur Nordwestecke Afrikas, Marocco, schmücken. Die Män, ner sind eben so schön, ihr mittlerer Wuchs fünf Fuß vier Zoll, ihr Temperament sanguinisch und phlegmatisch. In jedem Zeitalter die Gebirgsketten des Kaukasus zwischen dem schwarzen Meere und dem Caspi See bevölkernd, breitete sich diese Race in einem halben Bogen längs den Küsten des letz- tern gegen W. aus, und findet sich auch in einigen Thälern an den Quellen des Euphrats wieder. Durch die beständige

6. Die Geschichte des Alterthums - S. 89

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
27. Organisation des persischen Reiches. 89 liche Angesicht kam, sich in den Staub niederwerfen. Bei königlichen Prachteinzügen duftete die Straße von Myrthen und Weihrauch, Peitschenträger gingen zur Seite und voraus, um fremde Annäherung abzuhalten; goldgeschmückte Leibwächter mit bekränzten Tiaren, Stab- und Lanzenträger umgaben ihn. Magier mit dem heiligen Feuer schritten vor dem mit acht weißen Pferden bespannten Wagen des Sonnengottes einher, auf welchen der königliche Wagen folgte, gezogen von nifäischen Pferden aus den Bergweiden von Gbatana. Hinter demselben ritten die vornehmen Perser aus seiner Umgebung, das purpurne Obergewand über dem Panzer, ein gekrümmtes Schwert mit goldenem Griff und goldener Scheide am Gürtel, mit goldenen Ketten und Armbändern geschmückt und auf Pferden mit goldenem Zügel und Gebiß, alles Ehrengeschenke des persischen Großkönigs an seine getreuen Stammgenosien. Der Hofstaat des Königs, von den „Verwandten" und „Tischgenossen" bis zu der Leibwache, der Hofdienerschaft und der Schaar von Kämmerlingen, war so groß, daß täglich 15,000 Menschen im königlichen Schlöffe gespeist wurden. Die Tafel des Königs, der in der Regel allein aß, während die „Tischgenossen" in einem anstoßenden Saal saßen, wo sie von ihm gesehen werden konnten, war mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt, die aus den Gegenden herbeigeschafft wurden, wo sie am besten gediehen. So der Weizen aus Aeolien, das Salz aus jdem libyschen Ammonion, der Wein aus Chalybon (Aleppo) in Syrien. Das Wasser wurde aus dem bei Susa vorbeifließenden Choaspes geschöpft und sogar dem König in silbernen Gefäßen auf seinen Reisen nachgeführt. Was irgend ein Land Köstliches hervorbrachte, davon mußte es einen Tribut an den Hof liefern, so Arabien 1000 Pfund Weihrauch jährlich: die Aethiopier Ebenholz und Elephantenzähne; Medien, Armenien, Cilicien Pferde; Kolchis Knaben und Mädchen u.a. m. Heerwesen. Zu der Umgebung des Königs gehörte auch die Leibwache, bestehend aus 2000 auserlesenen Reitern und einer gleichen Anzahl Lanzenträger zu Fuß, sodann aus einer Heerabtheilung von 10,000 Fußgängern, die Unsterblichen genannt, weil diese Zahl stets vollzählig erhalten, jede Lücke sogleich ergänzt wurde. Diese „Unsterblichen" bildeten im Krieg den Kern des Heeres, dessen Größe und Zahl unermeßlich ausgedehnt werden konnte, da jeder waffenfähige Unterthan des weiten, wenigstens 70 bis 80 Millionen Bewohner umfassenden Reiches militärpflichtig war. Die stehenden Truppen waren in Festungen, in Lager- und Musterungsplätzen über das Reich vertheilt und mußten von den Einwohnern unterhalten werden, eine für die Provinzen höchst drückende Last. Die aus den verschiedenen Völkerschaften bestehenden Truppenabtheilungen zogen in ihrer nationalen Tracht, Bewaffnung und Kriegsweise einher, was, verbunden mit dem unendlichen Troß von Dienern, Knechten und Frauen, von Prachtwagen und Gepäck, dem Zug ein buntes Ansehen gab und den Eindruck einer Völker-

7. Die Geschichte des Alterthums - S. 100

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
Vi. Die Perser. chischen Männer und machte aus Abenteurern Helden. Sie rafften sich aus dem Zustande dumpfer Verzweifelung empor; sie traten nach echter Griechenweife zu einer berathenden Gemeinde zusammen, um sich durch freie Ueber-einkunft zu organisiren und den Umständen gemäß zu handeln. Die Hauptleute brachten neue Feldherren m Vorschlag, das Kriegsvolk bestätigte sie: jeder Versuch einer Verständigung mit den Feinden wurde verpönt, und nachdem sie so ihr Selbstgefühl wieder gewonnen hatten, beseitigten sie alles entbehrliche Gepäck und zogen in geordneten Reihen muthig am linken Tigrisufer aufwärts, um durch ein unwegsames und unbekanntes Hochland hindurch die jenseitige Seeküfte auszusuchen, die sie wieder mit dem Vaterlande in Verbindung setzen sollte. Es ist dieser achtmonatliche Kriegszug, wenn auch ohne unmittelbare Bedeutung für die Staatengeschichte, doch von hohem Interesse nicht nur für die Kenntniß des Morgenlandes, sondern auch für die des griechischen Charakters, und die genaue Beschreibung, die wir dem Xenophon verdanken, deßhalb eine der werthvollsten Urkunden des Alterthums. Wir sehen einen Haufen von Griechen der verschiedensten Herkunft, aus allen gewohnten Lebensweisen herausgerissen, in einem fremden Welttheile, in einer langwierigen Kette unftäter, immer wechselnder und gefahrvoller Lagen. Es ist eine bunte Musterkarte der griechischen Bevölkerung, ein Abbild des Volks im Kleinen, mit allen seinen Tugenden und Fehlern, seinen Stärken und Schwächen. Traumerscheinungen und Vorzeichen, von den Göttern gesandt, entscheiden, wie im homerischen Heerlager, die wichtigsten Entschlüsse; mit allem Fleiße werden die Opfer entzündet, die Päane gesungen, werden Altäre den rettenden Göttern errichtet und Kampfspiele gefeiert, als der endliche Anblick des ersehnten Meeres Kraft und Muth neu belebte. Von Gewinnsucht und Abenteuerlust ist die Menge zusammengeführt worden, und doch tritt im entscheidenden Moment ein lebendiges Gefühl für Ehre und Pflicht, ein hoher Hefdensimt und ein sicherer Tact für die richtigen Rathschläge deutlich hervor. Und auch in dieser Menge buntgemischter Griechen ist es ein Athener, welcher durch feine Eigenschaften Alle überragte und der eigentliche Retter des ganzen Heeres wurde! Der Athener £enophon war nur als Freiwilliger mitgegangen, er hatte keinen Drang und keinen äußern Beruf, in der führerlosen Schaar hervorzutreten; feine Vaterstadt war noch immer mißliebig unter den Griechen, und die Masse des Heeres bestand aus Peloponnesiern; Arkadien und Achaja waren am stärksten vertreten. Dennoch war er es, welcher Muth, Vertrauen, und weise Besonnenheit in seinen Genossen wieder anfachte, der die ersten heilsamen Beschlüsse zu Stande brachte. Der Athener allein hatte die Ueberlegenheit der Bildung, welche nöthig war, um dem in Selbstsucht verwilderten Kriegerhaufen Ordnung und Haltung zu verleihen und um ihm als Wortführer, als Feldherr und Unterhändler in den verschiedensten Lagen zu dienen; es ist wesentlich sein Verdienst, daß trotz der unsäglichen Drangsale zwischen feindseligen

8. Die Geschichte des Alterthums - S. 152

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
152 Ix. Die Griechen. Viele Völker sind mächtiger gewesen, aber wenn ihre politische Macht scheiterte, lebten sie nur noch in den Denkmälern der Geschichte fort, ohne Einfluß und meist ohne Achtung. Nur die Griechen und die Zöglinge der Griechen, die Römer, machen eine Ausnahme hiervon. Nie ist die geistige Macht von Hellas erloschen; es gibt eine Graecia, wie eine Roma aeterna. Die feurige Vaterlandsliebe, die stolze Verachtung der Gefahr, die heilige Verehrung auch der strengsten Gesetze, die in den Seelen spartanischer Bürger herrschtedie Aufklärung und sittliche Bildung, deren Wohnplatz Athen war; die innigste Verschlingung des Kunstsinnes mit der kräftigsten Sinnlichkeit, der Würde mit der Anmuth, der Strenge mit der Milde, der Tiese mit der Leichtigkeit — dieser durchaus einzige Verein der schönsten Eigenthümlichkeiten der Menschheit wird nie aufhören, die Blicke zu fesseln, so lange noch ein. Rest ihrer Geschichte in dem Meere der Zeiten schwimmt. Bei den Namen eines Lmrgus und Solon, eines Miltiades und Leonidas, eines Themistokles und Arismz7"eines Epaminondas und Pelopidas, eines Phocion, eines Timoleon, eines Demosthenes und Kleomenes erhebt sich jedes edle Gemüth und siehrstmmend zu den Zeiten hinaus, in denen diese Kolosse patriotischer Tugenden auftreten konnten. In dem Glanze, den sie verbreiten, schwinden die Flecken, welche jeder irdischen Erscheinung anhängen, und die Uebel der alten Staaten werden vergessen, wenn wir uns der köstlichen Erzeugnisse jenes Bodens erfreuen. Als die römische Gewalt das mürbe Gebäude der hellenischen Staaten darniederschlug, war dem rohen Sieger die Kunst und Wissenschaft der Griechen fremd oder der Gedanke daran war mit der allgemeinen Verachtung verwebt, mit der er die entarteten Sitten des besiegten Volkes betrachtete. Doch erschien Einigen der Genius des alten Landes in seiner göttlichen Herrlichkeit über den rauchenden Trümmern schwebend und ergriff die Gemüther der Besten mit einer vorher unbekannten Sehnsucht und Lust. Die Scipionen, die Laelier, die Aemilier, die Eatone huldigten ihm. Ein geistreicheres Leben begann in der krieggewohnten Stadt, und wo bisher nur Waffen geklirrt und die trocknen Formeln des Rechtes auf dem Forum ertönt hatten, klangen jetzt die melodischen Weisen der griechischen Musen. Was in der fremden Sprache eine bewundernde Freude erregt hatte, wurde in der Muttersprache nachgeahmt, und die rauhen Töne von Latium milderten sich in dem Wettstreit mit der ältern Schwester. So erstrebte auch Rom auf den Flügeln der griechischen Muse einen dauernderen Ruhm, als der war, den ihm seine Welteroberung zusicherte. Seit der Wiedererweckung des Studiums der classischen Litteratur ist die Einwirkung der griechischen Bildung auf die Cultur der Neueren fast ununterbrochen gewesen. Fast zu allen unseren Wissenschaften hat sie den Grund gelegt, und die wissenschaftliche Methode, die sie bei einigen Zweigen derselben, wie bei der Philosophie und Mathematik, beobachtet hat, ist noch

9. Die Geschichte des Alterthums - S. 248

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
248 Ix. Die Griechen. man sich mit ganzer Macht zu vertheidigen habe, und daß alle Feindseligkeiten, die zwischen den einzelnen Staaten und namentlich zwischen Athen und Aegina obwalteten, einstweilen eingestellt werden sollten. Indessen konnten sich die Abgeordneten nicht darüber einigen, wie der Krieg zu führen sei. Erst die drohenden Forderungen der Theffaler brachten die Versammlung auf dem Isthmus dahin, daß man, ohne allen wirklichen Plan, eine Schaar von zehntausend Kriegern zu ihnen sandte. Diese stellten sich in dem Thale Tempe auf, um diesen Eingang von Makedonien in Thessalien zu vertheidigen. Indessen gaben sie nach eingegangener Nachricht von der ungeheuern heranziehenden feindlichen Macht ihren Plan auf und zogen sich wieder nach dem Isthmus zurück. Einstimmig wurde nun hier beschlossen, ein Landheer von 6000 Mann unter der Oberanführung des spartanischen Königs Leo-nidas nach den Thermopylen zu schicken, um den Barbaren den Eintritt in Hellas zu wehren, und eine Flotte von 271 Segeln, zu denen Athen allein 127 Schiffe gestellt hatte, durch den Euripus nach dem Vorgebirge Artemisium auslausen zu lassen, um dort der persischen Flotte den Eingang zu versperren. Xerxes stutzte nicht wenig, als er auf einmal den Engpaß bei Thermophylä von feindlichen Truppen besetzt fand. Doch kam es ihm lächerlich vor. daß eine Handvoll verzweifelter Leute entschlossen sei, ihm den Durchgang zu verwehren. Er ließ sie ausfordern, ihre Waffen auszuliefern. „Komm und hole sie", war die trotzige Antwort. Xerxes gab darauf Befehl, die verwegenen Feinde anzugreifen und den Hohlweg zu stürmen. Die kleine Heldenschaar warf aber mit kühner Todesverachtung in dreitägigem Kampfe die andringenden Feinde, ja sogar die „unsterbliche Schaar* des stolzen Perserkönigs zurück. Schon hatte Leonidas mit seiner Heldenschaar Wunder der Tapferkeit verrichtet und die Perser beinahe zur Verzweiflung gebracht, als ein Verrathet, Ephialtes, in das Lager der Perser kam und ihnen einen Fußsteig übers Gebirge zeigte. Leonidas, um den Griechen ein großes Beispiel zur Nacheiferung, den Barbaren einen furchtbaren Beweis hellenischen Heldenmuths zu geben, zog den ruhmvollen Tod der schimpflichen Flucht vor. Denn nachdem er sich feierlich dem Tode geweihet und alle, welche wollten, entlassen hatte, rückte er mit 300 Spartanern und 700 Thes-piern, welche ihren Anführer nicht hatten verlassen wollen, dem Feinde über die Enge des Paffes hinaus muthig entgegen und bahnte sich in die Reihen der Heinde einen blutigen Weg. Mit Peitschenhieben mußte bald der König seine Knechte auf die Hellenen treiben lassen. Eine Wolke von Pfeilen flog gegen diese kleine Heldenschaar. Dennoch drangen die Griechen immer weiter über die Leichen vor und verbreiteten rings um sich her Tod und Verderben. Endlich fiel Leonidas, und nun entspann sich ein mörderischer Kamps um seine Leiche. Viermal wurde die wogende Masse der Perser zurückgedrängt, und noch war die tapfere Schaar unbesiegt. Als aber der Feind im Rücken heranzog, wurde die kleine Heldenschaar von der Menge

10. Die Geschichte des Alterthums - S. 251

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
70. Der Feldzug des Xerxes gegen Griechenland. 251 konnten. Die Griechen drangen mit ihren Schiffen em, sprangen auf die feindlichen Verdecke, hieben Löcher in die Schiffe,. metzelten die Mannschaft nieder und richteten ein solches Blutbad an, daß eine allgemeine Verwirrung unter dem Feinde sich verbreitete und ihre Schiffe ebenso sehr von ihnen selbst als von den Griechen zertrümmert wurden. So erlitten die Perser eine gänzliche Niederlage, zu der die Athener und Aegineten das Meiste beigetragen hatten. Themistokles schickte abermals dem Xerxes einen Boten, durch welchen er ihm anscheinend als Freund anzeigen lieh, daß er die Griechen von der Zerstörung der Brücke über den Hellespont nur mit Mühe hätte abhalten können und dem Könige deßhalb rathe, schleunigst den Rückzug anzutreten. Als Xerxes dies hörte, floh er dem Hellespont zu; und da er hier die Brücke vom Sturme zerstört fand, setzte der Herrscher Asiens mit Lebensgefahr in einem elenden Fischerkahne nach Asien über. Themistokles hatte durch diese doppelte List nicht nur den Griechen bei Salamis den Sieg über die Perser verschafft und die Flucht des Xerxes bewirkt, sondern sich selbst, wie wir später sehen werden, bei den Persern für die Zukunft eine bleibende Stätte gesichert. Aber noch war die Gefahr für Griechenland nicht völlig vorüber. Denn * M ardonius war mit 300,000 auserlesenen Kriegern zur Vollendung der Eroberung Griechenlands zurückgeblieben und hatte in Thessalien sein Winter-Quartier genommen. Noch während des Winters versuchte Mar-donius, seiner Waffengewalt nicht recht trauend, die Verbündeten unter sich zu entzweien und einzelne Staaten auf seine Seite zu ziehen. Besonders wandte er sich durch den damaligen makedonischen König Alexander, der den Persern unterworfen war und mit mehreren Familien Athens von früheren Zeiten her in gastfreundlicher Verbindung stand, an die Athener. Alexander trat zu Athen in einer Versammlung aus und schilderte mit den lebhaftesten Farben die Vortheile, welche die Athener durch eine Verbindung mit den Persern erwarten dürften. Nicht nur die Wiederaufbauung ihrer Stadt verhieß ihnen Mardonius, sondern sicherte ihnen auch noch die Herrschaft über die übrigen Hellenen zu. Dem Alexander erklärte Aristides, der jetzt wieder den größten Einfluß übte, im Namen des Staates, daß die Athener so lange gegen die Perser kämpfen würden, als die Sonne ihren gewöhnlichen Lauf vollende; den Alexander selbst als ihren Gast und Freund ermahnte er, nie wieder mit einem so entehrenden Aufträge in Athen zu erscheinen. Nachdem also dieser Plan des Mardonius gescheitert war, rückte er im Frühjahre 479 nach Böotien vor. Das unbeschützte Attika sah einer neuen Verheerung entgegen. Den hochherzigen Bürgern dieser Stadt blieb nichts übrig, als ihre väterliche Stätte abermals zu verlassen und nach Salamis zu flüchten. Mardonius nahm die leere Stadt und ließ den Athenern bei Salamis noch einmal die vorigen Friedensbedingungen an-
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