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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 358

1830 - Berlin : Reimer
— 358 gion: jeder Mensch, selbst im rohesten, wildesten Zustande hat das Gefühl von dem Dasein unsichtbarer Kräfte, welche die Natur und die Schicksale regieren. Die verschiedenen Weisen, vermittelst deren die Völker dieses Gefühl kund ge, bcn, haben eben so viele verschiedene Religionen hervorge, bracht. Doch lassen sie sich auf zwei Hauptgesichtspunkte zurückführen, auf den Polytheismus, welcher mehrere Gottheiten annimmt, und auf den Monotheismus, der riur an einen einzigen wahren Gott glaubt, den Schöpfer «nd Regierer der Welt, der sich dem Menschengeschlecht ge, offenbaret hat. Erlaüterung 1. Unter den Formen des Polytheismus sind folgende die verbreitetsten; 1) Der Fetisch»Glaube, der jede Art belebter oder lebloser Dinge als mit göttlicher Kraft versehen, annimmt. 2) Der Bra h ma - G lau b e, der Glaube an eine Drei-Gottheit, an Brahma den Schöpfer, Wischnu den Erhalter, und Schiwa den Zerstörer der Welt. Zweige des Brahmiömus sind: der Buddha-Glaube, oder das von Buddha umgestaltete und gemilderte System des Brahmaglaubens, in andern Gegenden unter der Form des Sch «Manismus, dessen Haupt der Dala: Lama ist, ♦ von dem angenommen wird, daß er niemals sterbe, oder un» ter dem Namen der Fo Religion. 3) Die Lehre des Confuciuö (Kon-fu-tse), welche voraussetzt, das alles was vorhanden, von einem göttlichen Geiste durchdrungen sei; ihre Anhänger beten den Himmel und die Erde an, die Sonne, Mond und Sterne, die Geister der Verstorbenen; sie ist ein veredelter Fetischismus. Die Tao-szü und Ssin- too Religion, Abzweigungen der vorigen, gegründet auf den Glauben an Geister, Dämonen und vergötterte Menschen. Erlaüterung 2. Der Monotheismus giebt sich in drei Haupt, formen zu erkennen, 1) durch die mosaische Relig ion, in der zuerst die Einheit Gottes ausgesprochen ist; 2) durch die christliche Religion, welche im Schooße der mosai» schen, und 3) durch die muhamedische Religion, oder den Islam, die neben der christlichen als Mischung dieser und der mosaischen entstanden ist. Christi Lehre beglückt die Menschheit noch nicht seit zweitausend Jahren, dennoch glaubt an Jesum Christum, den Heiland der Welt, fast ein Drittel der Gesammtheit der Menschen (siehe unten §. 227.); seine Lehre, der Inbegriff aller Tugend und höchsten Entwickelung des Menschen in moralischer und intellektueller Beziehung, ist durch alle Erdtheile verbreitet; alle Völker, die an Jesum als höchsten Gesandten Gottes, glauben, haben die höchste Stufe der Gesittung erstiegen. Rur der Form nach Gott

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 61

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
20. Das Kastenwesen Der Inder. 61 Diese letzteren mögen die Qüdräs gewesen sein, welche in der nach der Trennung der östlichen und westlichen Arier festgestellten indischen Kastenverfassung die vierte Kaste constituirten. Erst nach der Trennung der arischen Volksmasse scheinen sich aucht die Priester zu einer Kaste abgeschlossen zu haben. So war denn eine Einthei-lung des indischen Volkes in vier Stände entstanden, von denen, den indischen heiligen Schriften gemäß, die Brahmanäs die erste Stelle einnahmen ; die zweite die Kshaträs; die dritte die eigentlich Arjäs genannte Masse, welche aber auch als Haupttheil des Volkes den allgemeinen Namen für Mensch, vig (im Plural vig-äs), führten; die vierte bildeten ursprünglich die Unterworfenen, zu denen aber in älteren Zeiten, ehe die Kastenverfassung noch streng abgeschlossen war, auch die verarmten oder sonst herabgekommenen arjäs gedrängt wurden. Den B rahm anen allein, mit Ausschluß der übrigen Kasten, steht zu die'erklärung der Vedas, der Beistand bei Anderer Opfer und das Empfangen von Almosen aus reinen Händen. Dem Wesen nach sollten sie aber die Repräsentanten und Förderer des ganzen geistigen Lebens des indischen Volkes sein; aus ihren Reihen traten die Lehrer, die höheren Staatsbeamten, Richter, Gelehrten, Weisen, Dichter u. s. w. hervor. Ihre Lebensweise soll streng und tadellos sein; sie sollen keine Schätze sammeln, sondern nur so viel zu erwerben suchen, als für ihre Lebensbedürfnisse genügt. Natürlich ward diese Vorschrift schon seit den ältesten Zeiten nicht sonderlich beobachtet. Die Brahmanen, im Besitze der einträglichsten Aemter, benutzten ihre Stelle auf recht orientalische Weise, so weit wir die Geschichte verfolgen können; zum Zweck des Lebensunterhalts darf schon nach dem Gesetzbuche des Manu der Brahmane auch Kriegsdienste, Ackerbau, Kaufmannschaft, Viehzucht u. s. w. treiben. Ihre Ländereien sollen frei von Abgaben sein. Wollten die Brahmanen die höchste Ehre genießen, zu welcher ihre Geburt sie befähigte, so mußten sie sich dem Studium der Vedas insbesondere widmen und dem damit verknüpften Anachoretenleben. In diesem Falle war höchste Sittenreinheit und Tugend, letztere in dem stärkst-ascetischen Sinne, ihr Hauptrequisit. Ehrgeiz sowohl als auch heilige und würdige Motive haben von je her und selbst jetzt noch Brahmanen in diese reine und ehrenvolle Bahn geführt; allein eben so häufig, oder vielmehr noch häufiger, trieben sie sich an den verderbten indischen Höfen der Fürsten und anderer Großen herum, wie insbesondere die indischen Dramen zeigen. Die Kriegerkaste, ursprünglich Kshatra {Sd&Qoi bei Arrian als Volksname), später Kshatrija, deren Beschäftigung der Kriegsdienst ist, hatte der Theorie nach das Vorrecht, daß die Könige aus ihr stammen mußten, wiewohl dies im Leben wenig beobachtet wurde. Manu's Gesetzbuch erlaubt aber den Kshatrijas im Fall der Noth auch die Betriebsamkeit der Vaisjas. Die Kaste der Ackerbauer und Handelsleute, Vaigjäs, ursprünglich vigäs,

5. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 57

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 57 — 1) Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte. 2) Die Schweden bekamen Vorpommern (linke Oderseite), die Inseln Rügen, Usedom und Wollin/ außerdem eine Anzahl deutscher Städte an der Nord- und Ostsee, so daß sie die Mündungen der wichtigsten deutschen Ströme mit Ausnahme des Rheines beherrschten. Die Mündungen des Rheines waren in den Händen der Niederländer, deren Trennung vom deutschen Reiche ebenfalls im westfälischen Frieden anerkannt wurde. Frankreich erhielt das ganze Land zwischen Vogesen und Rhein (Elsaß), mit Ausnahme von Straßburg; außerdem wurde ihm der Besitz der lothringischen Städte, welche bereits vor 100 Jahren in seine Hände gekommen waren, bestätigt. Einzelnen deutschen Fürsten wurden neue Besitzungen, meistens aus eingezogenen geistlichen Gütern, zugesprochen. 3) Die Macht des deutschen Kaisers wurde beschränkt/ er konnte nicht mehr selbständig über Krieg und Frieden oder über Bündnisse entscheiden. Den Fürsten dagegen war von nun an gestattet, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse einzugehen, nur sollten diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. Während des Krieges hatte Bayern die Kurwürde Friedrichs V. von der Pfalz erhalten/ für dessen Sohn wurde eine neue Kurwürde errichtet.

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 8

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
8 2. Die Lage Europa's im Anfänge der neuesten Zeit. Preußens Wiedergeburt war durch die allgemeine, herrliche Begeisterung des Volkes bewirkt worden, die Unglaubliches geleistet, und sich in fast wunderbaren Großthaten geäußert hatte. Nur eine solche Begeisterung machte es ausführbar, daß der ganz verarmte und auf die Hälfte seines Gebietes beschränkte Staat ein trefflich gerüstetes und eingerichtetes Heer von mehr als 200,000 Mann auf- stellen konnte, das in den Schlachten der unsterblichen Feldzüge von 1813 bis 1815 fast allein entschieden hatte. Die natürliche und unmittelbare Folge davon war, daß Preußen die Bewunderung, die Achtung und das Vertrauen der Völker wiedererlangte. Die Augen von Europa und Deutschland waren erwartungsvoll aus Preußen gerichtet. Aber schon hatten die Staatsmänner des rechtlichen und biederherzigen Königs Friedrich Wilhelm Iii. mit voreiliger Bereit- willigkeit in Folge des Vertrages zu Kalisch Polen an Rußland, Hildesheim und das treue Ostfriesland an Hannover, d. i. an Eng- land, überlassen. Dafür mußte nun das preußische Cabinet auf Sachsen als auf eine allein angemessene und genügende Entschädigung Anspruch machen. Es berief sich dabei theils auf das Eroberungs- Recht, und theils auf den Umstand, daß der König von Sachsen für seine dem Neichsfeinde bewiesene Hingebung keine Schonung, viel- mehr Strafe verdiene. Dadurch, daß Preußen auf diese Art eine Entschädigung zu nehmen genöthigt war, ward es von der Gunst der übrigen Hauptmächte abhängig, die ihm an materiellen Macht- mitteln so weit überlegen waren. Preußen, empfindlich über den Widerstand, den es in seinen Ansprüchen von Seiten Oesterreichs, Englands und Frankreichs fand, warf sich mit unbedingtem Ver- trauen in Rußlands Arme, mußte aber bald erfahren, daß es auch von dieser Macht nur kalt und lau unterstützt ward. Daher war es, verlassen und selbst angeseindet von seinen deutschen Mitmächten, ausschließlich auf die eigene Kraft angewiesen. Diese, ihrer ganzen Fülle nach, in Anwendung zu bringen, verordnete Preußens König die allgemeine Waffenpflichtigkeit, und versprach feierlich und förm- lich eine zeitgemäße Verfassung. Die baierische Regierung zeigte immer entschiedener das Be- streben, sich zu einer großen und unabhängigen europäischen Macht zu erheben. Sie hatte Tirol und Salzburg an Oesterreich zurück- gegeben, und dafür Würzburg, Aschaffenburg und die Aussicht auf noch anderweitige Entschädigung erhalten. Noch leitete sowohl die äußere Politik, als die innere Verwaltung der kluge und schlau- gewandte Montgelas. Allein da seine Verwaltung eben so willkür- lich, als gewaltthätig war, so war er beim Volke fast allgemein ver- haßt, indem man den Druck seiner Verwaltung ausschließlich ihm, und keineswegs dem gutmüthigen und menschenfreundlichen Könige Maximilian Joseph beimaß; und so ließ sich der Sturz dieses Mi- nisters um so mehr voraussehen, je mehr es bekannt ward, daß der Kronprinz an der Spitze der Gegenpartei stand. Obgleich einerseits

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 15

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
3. Die ersten 15 Jahre des deutschen Bundes. 15 und Frivolität des deutschen Charakters aber, wie er sich in Wien kund gab und von da aus verbreitete, konnte das Erwachen des bessern Bewußtseins bei den andern, Oesterreich unterworfenen Natio- nen um so weniger verhindern, als sich Oesterreich gegen das übrige Deutschland so schroff verschlossen, die Stärkung des deutsch-österrei- chischen Elements von Preußen, Sachsen und dem deutschen Westen her erschwert und verpönt hatte. Zuerst fingen die Böhmen, später die Ungarn an, ihre Sprache und Alterthümer mit einem Eifer zu ftudiren, der erst nur eine gelehrte und unschuldige Spielerei schien, bald aber einen politischen Charakter annahm. Je mehr Oesterreich sich allen patriotischen Hoffnungen in Deutsch- land versperrte, und den letzten großen Nationalkrieg nur als einen gewöhnlichen Cabinetskrieg, der die Nation nichts angehe, betrachtet wissen wollte, um so mehr war Preußen aufgefordert, im eigenen Interesse alle Herzen zu gewinnen, die sich von Oesterreich abwandten. Ein neues freies Deutschland war der geheime Gedanke, wenigstens das dunkle Gefühl seit dem Wiederauftreten Stein's. Jede Aussicht auf eine bessere Gestaltung und Erweiterung des deutschen Reiches war verschwunden, desto mehr Werth legte man auf die Entwicklung im Innern mittelst einer neuen Verfassung Preußens. Am 22. Mai 1815 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. vom Wiener Congreß aus ein Decret erlassen, worin „eine Repräsentation des Volks" zugesagt wurde. Allein die dafür thätige Partei am preußischen Hofe wurde mehr und mehr durch russischen und österreichischen Einfluß zurück- gedrängt. Schon während des Krieges war der „Rheinische Merkur", in welchem Görres zu Coblenz am feurigsten für Vaterland und Freiheit, und zwar in preußischem Interesse unter den Auspicien des provisorischen Gouverneurs für die Rheinprovinz, Justus Grüner, geredet, im „Boten aus Tirol" von Gentz, Metternich's berühmter Feder, heftig angegriffen und als revolutionär verdächtigt worden. Auch aus den ehemaligen Rheinbundstaaten erhoben sich bittere Klagen über den „Merkur". Denn an einer Erhebung Preußens durch die Begeisterung der deutschen Nation war den ehemaligen Rheinbund- ftaaten eben so wenig gelegen als Oesterreich. Diesem gemeinschaft- lichen Angriffe erlag nun Görres; die preußische Regierung ließ ihn fallen, stellte den „Merkur" im Juli 1815 unter Censur, und unter- drückte ihn kurz darauf gänzlich. Görres wurde sogar vor Gericht gezogen und mußte sich vor den Assisen von Trier vertheidigen. Er selbst bemerkte damals, es sei doch seltsam, daß ein deutscher und preußischer Patriot, der unversöhnlichste Feind Frankreichs, zu franzö- sischen Gerichten seine Zuflucht nehmen müsse, um sich vor denen zu schützen, für die er Alles gethan und geopfert. Unmittelbar darauf, im Spätjahr 1815, schrieb ein preußischer Beamter in Berlin, Schmalz, eine Schmäh- und Anklageschrift gegen den Tugendbund, behauptend, dieser Verein bestehe noch fort und sei durchaus revolutionär. Zwäk erließen viele der hochgestelltesten Ehrenmänner der Monarchie, wie

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 108

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
108 9. Rußland und die Türkei bis zum Frieden von Adrianopel. und der in jenen Gegenden früh hereinbrechende Winter zwangen ihn, sich bereits im October nach Georgien zurückzuziehen. Der Kampf brach im folgenden Jahre von Neuem aus und ward diesmal mit größerem Erfolge für die russischen Waffen ge- krönt. Dem russischen Heere, welches während des Winters auf wenigstens 150,000 Mann gebracht worden, konnte die Pforte kaum 50.000 Mann regelmäßig eingeübter Truppen entgegensetzen. An Stelle des Feldmarschalls Grafen von Wittgenstein, der sich in den letzten Feldzügen gegen Napoleon ausgezeichnet hatte, aber seit- dem sehr gealtert war, erhielt der General von Diebitsch den Ober- befehl über das russische Heer. In Asien commandirte nach wie vor Paskewitsch. Die Russen trugen jetzt einen Vortheil über den anderen davon. Am 11. Juni 1829 schlug Diebitsch den Großvezier in der Nähe von Schumla. Den 18. Juni ging Silistria über, das im Jahre vorher vergebens belagert worden. Am 20. Juli überstieg Diebitsch den Balkan, und erhielt für diese, bisher von keinem russischen Feldherrn, vollbrachte That, den Grafentitel mit der Bezeichnung: Sabalkanski. Am 20. August zogen die Russen in Adrianopel, der zweiten Hauptstadt des türkischen Reiches, ein. In derselben Zeit hatte Paskewitsch in Asien große Erfolge errungen, und die Hauptstadt des türkischen Armeniens, das schon zu den Zeiten der Römer berühmte Erzerum (urx Eomanorum), eingenommen. Die Kraft des Sultans schien endlich gebrochen zu sein. Ganz Europa erwartete in jenem Augenblick die Besetzung Constantinopels durch die Russen, welche, jedenfalls zu einem solchen Unternehmen zu schwach, außerdem durch die Vorstellungen der fremden Diplomatie von jedem weiteren Vorrücken abgehalten wurden. Eine Eroberung der Türkei lag damals nicht in den Absichten des Kaisers von Rußland, und tvürde, hätte er sie in das Werk setzen wollen, alle Großmächte gegen ihn vereinigt haben. Der Friede, den er der Pforte bewilligte und der am 14. September 1829 in Adrianopel abgeschlossen wurde, legte derselben, im Vergleich zu dem unglücklichen Ausgange des Krieges, keine übergroßen ma- teriellen Opfer auf, schwächte aber ihr moralisches Ansehen, und ge- wöhnte die Welt daran, Rußland als den Schiedsrichter in den türkischen Angelegenheiten anzusehen. Der Sultan trat die Städte Achalzik und Achalkalaki sammt ihren Gebieten ab, die bisher zu dem türkischen Armenien gehört hatten, versprach innerhalb 18 Monaten 1.500.000 Dukaten als Entschädigung an russische Privatleute für seit dem Anfänge des griechischen Befreiungskrieges durch die türki- schen Behörden erlittene Verluste, und 10,000,000 Dukaten als Ersatz für die Kriegskosten zu bezahlen. Auch nahm er den von ihm vorher immer verworfenen Vertrag vom 6. Juli in Betreff Griechenlands an. In Bezug auf die Donau-Fürstenthümer wurden die früheren Verträge erneuert, wodurch Rußland ein Recht der

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 172

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
172 16. Die belgische Revolution. 16. Ne belgische Revolution. (Nach G. G. Gervinus, Geschichte des 19. Jahrhunderts und Wolfgaug Menzel, Geschichte der letzten 40 Jahre, bearbeitet vom Herausgeber.) a) Belgien und Holland vereinigt unter Wilhelm I. (1814 bis 1830.) Es ist früher (Nr. 2) erwähnt worden, wie die auf dem Wiener Congresse vertretenen Machte, un: gegen die Uebergriffe Frankreichs stärkere Bollwerke an seinen Grenzen zu schaffen, Belgien mit Holland, wie Genua mit Piemont zu vereinigen beschlossen, ohne nach der inneren Möglichkeit und Räthlichkeit der aus bloß äußerlichen Rücksichten geschaffenen Union der südlichen und nördlichen Niederlande, ohne nach der Verschmelzbarkeit der Stämme zu fragen. Die Bewohner beider Länder, durch uralte Stammverschiedenheit in sich getrennt, hatten zu allen Zeiten, wie nahe sie sich auch durch ihre geographische Lage und ihre geschichtlichen Schicksale gestellt waren, in Folge der Selbständigkeit ihrer provinciellen Ordnungen, mehr neben einander als mit einander existirt; in ihren geschichtlichen Entwickelungen waren sie in den weitesten Entfernungen aus einander geschritten. Die bel- gischen Provinzen waren im Mittelalter an culturhistorischer Bedeu- tung allen europäischen Ländern, selbst Italien, vorangeeilt, als sie seit dem Beginn der Kreuzzüge die Vermittler zwischen Asien und Europa, wie zwischen dem Norden und Süden unseres Welttheiles, wurden, als Brügge den Mittelpunkt des Welthandels bildete und die kleinen Fürsten dieser Gebiete Jerusalem und Constantinopel, Böhmen und dem römischen Reiche Kaiser und Könige gaben. An dieser glänzenden Laufbahn hatten die nördlichen Provinzen so gut wie keinen Antheil gehabt. Als am Schluffe dieser lebensvollen Epoche beide Staatengruppen im Norden und Süden zusammen unter die Herrschaft Spaniens fielen und durch Philipp's Ii. Despotismus zum gemeinsamen Aufstande gereizt wurden, war doch selbst in diesem höchsten Momente der Gefahr und des Einheitsbedürfnisses die Union zwischen beiden kaum (1576) geschlossen, als diese erste freiwillige Gemeinschaft mich sofort (1579) wieder aufgelöst ward, um fortan einer schrofferen, äußeren und inneren, staatlichen und institutionellen, bürgerlichen und religiösen Trennung Platz zu machen, die dann durch ein neues Auseinandergehen der geschichtlichen Stellungen, durch den ruhmvollen Aufschwung des bisher zurückgebliebenen, durch die demüthigende Erniedrigung des bisher vorausgeeilten Theiles zu einer immer weniger überschreitbaren Kluft erweitert ward. Belgien be- hielt den katholischen Glauben und die spanische Herrschaft, unter welcher es den tiefen Verfall des Hauptreiches durch mehr als ein Jahrhundert zu theilen hatte, während die nördlichen vereinigten

10. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 417

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
38. Der erste lombardische Krieg. 417 38. Der erste lombardische Krieg, 1848—1849. (Nach Hermann Reuchlin, Geschichte Italiens, und Jos. Grafen von M ni- trit h, Geschichte des österreichischen Kaiserstaates, mit einer Einleitung nach I. I. Döllinger, Papstthum und Kirchenstaat, bearbeitet vom Herausgeber.) Italien war, gleich Polen, auf dem Wiener Congreß als „geo- graphischer Begriff" behandelt worden. Die Nationen, ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse hatten dort keine Berücksichtigung gesundet!. Oester- reich herrschte nicht allein in seinem Antheil; sein Einfluß, sein Machtwort galt auch in den übrigen italienischen Staaten, nichts sollte in diesen dem Volke an Rechten und Institutionen gewährt wer- den, was nicht mit den Interessen der österreichischen Beamtenherr- schaft, wie man sie damals in Wien verstand, verträglich erschien. Die Folge davon war, daß sich binnen wenigen Jahren Italien mit einem Netze geheimer Gesellschaften bedeckte (vgl. S. 67). Das österreichi- sche Joch abzuschütteln, war der Lieblingswunsch der höheren Klaffen. Die Franzosen hatten in Spanien doch eine Partei für sich ge- wonnen, die Afrancesgdos; aber Oesterreich brachte es in Italien nicht einmal dahin; mochten auch die Landbewohner im Lombardisch- Venetianischen sich der geordneten Verwaltung und Sicherheit zu er- freuen haben, man fühlte doch den Druck hoher Schutzzölle und der durch Verpachtung sehr belästigenden Verzehrsteuern, durch welche die Massen zu Gunsten des verschuldeten Gesammtstaates ausgesogen wurden; in den Städten vollends war Alles anti-österreichisch, Alles für nationale Unabhängigkeit. Da nun König Karl Albert von Sardinien und Papst Pius Ix. (s. Nr. 39) im I. 1847 den Weg der Reformen betreten hatten, so machten sich in der angrenzenden Lombardei entsprechende Wünsche in Petitionen und Druckschriften geltend. Im Venetianischen formulir- ten Manin, Morosini, Tommaseo diese Forderungen genauer; von den Versprechungen des I. 1815 ausgehend, verlangte man Schutz der Nationalität durch Anschluß an den italienischen Zollverein, die Aemter sollten nur mit Italienern besetzt werden, die Söhne des Landes ihren nur 5jährigen Militärdienst im Lande leisten, die Congregationen (Provinzialstände) sollten Steuerbewilligungsrecht, die Municipalitäten größere Unabhängigkeit erhalten. Die Krone der veröffentlichten Wünsche war ein unmittelbar unter dem Kai- ser stehender Vicekönig mit italienischen Ministern. Metternich, wel- cher, durch Preußens Beispiel gestachelt, bereit war, die Rechte der böhmischen und österreichischen Stände zu erweitern (s. S. 245), wollte dieses erst später den lombardisch-venetianischen Congregationen gegenüber thun, da ein Zugeständniß jetzt den Schein der Unfrei- willigkeit in sich trüge. Die Nationalen glaubten, da fortwährend Truppen in Oberitalien angehäuft wurden, ein indirecter Angriff sei klüger, als ein directer, und richteten jenen gegen die österreichischen Finanzen, den Nerv der Püp, Histor. Darstell. u. Eharaktenstiken. Iv. 27
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