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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Parricida - S. 15

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 15 — Strohlager, oder wenn ich den Feldstein mir zum Kopfkissen wähle und die Müdigkeit meine Augen zum kurzen Schlummer schießt, finde ich Ruhe vor den Schreckbildern, die mich verfolgen. Blutüberströmt erscheint mir alsdann die Gestalt des Oheims, den mein Stahl meuchlings niederstreckte, und der von der Folter zerrissene Leichnam des Freundes, der um meinetwillen den schrecklichsten Tod erduldete. Und in endloser Reihe sehe ich sie heranrücken, alle die Tausende, die durch mein Verbrechen, obgleich selber unschuldig, mit hineingezogen wurden ins Verderben. Hier sehe ich den Greis, dem das Schwert des rohen Söldners den weißhaarigen Schädel spaltete, dort die Jungfrau, die den grausen Tod der Schande vorzog, dort den Säugling, der an der Brust der Mutter von der Lanze des Mörders gespießt wurde. Und sie alle, alle schreien nach Rache, nach Vergeltung. O es ist entsetzlich, dieses Leben, das ich führe; und sähe ich es nicht an als eine Buße, die Gott mir auferlegte für meine schwere Sünde, ich hätte diese Last schon längst, längst von mir geworfen!" Durch lautes Pferdegewieher und Huftritte, die an sein Ohr drangen, wurde der einsame' Fremdling aus seinem dumpfen Brüten aufgeschreckt. Er sprang auf, griff an sein Schwert und spähte nach der Richtung, woher die Reiter kamen. An der Spitze derselben ritt ein stattlicher Mann mit blondem Haar und Bart, offenbar der Anführer der kleinen Schar, die auf einem Fehdezuge sich zu befinden schien, denn alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Als der Anführer den Fremdling erblickte, hielt er fein Pferd an und rief ihm zu: »Wer bist Du, der Du hier einsam im Walde am Wege lauerst? Bist Du allein oder hast Du Genossen? Willst Du uns aufhalten auf unserm Wege, stehst Du im Solde unserer Feinde oder hast Du keine feindlichen Absichten gegen uns?" Der Ritter erwiderte.- „Du stellst viele Fragen auf einmal, und ich weiß kaum, welche ich Dir zuerst beantworten soll. Du fragst, wer ich bitt und was ich hier einsam ant Wege sitze. Was kümmert Dich

3. Parricida - S. 91

1905 - Braunschweig : Appelhans
käme; denn wenn die wütenden Bauern die Burg stürmten, ehe die Hilfe des Bischofs am Platze war, so mußte er das Schlimmste befürchten. Vorläufig freilich brauchte er noch keine Sorge zu haben, denn die über den Burggraben führende Zugbrücke war hochgezogen und mit starken Ketten befestigt, und ehe diese gesprengt wurden, verging wohl eine geraume Zeit. Und selbst wenn die Brücke von den Stürmenden genommen wurde, so leistete das eisenbeschlagene starke Tor doch noch erheblichen Widerstand. Als er alles Nötige zur Verteidigung seiner Burg angeordnet hatte, ging er in das Schloß, legte seine Rüstung an und begab sich alsdann zu seiner Familie. Die Frauen und die beiden Kinder wußten kaum, um was es sich handelte und was die ungewöhnliche Aufregung im Schloßhofe bedeutete; als Bnrchard aber sagte, daß es sich um einen Angriff des fahrenden Ritters Jan Östrik und seiner Genossen auf das Schloß handelte, da merkte er an dem jähen Erbleichen seiner Schwester Mechtildis, daß der Müller die Wahrheit gesprochen, als er sagte, daß er, Burchard, von ihr nähere Auskunft über die Person des Fremdlings erhalten könne. Er befahl den Frauen, mit den Kindern in einem Zimmer an der andern Seite des Schlosses das Ende des Kampfes abzuwarten; alsdann begab er sich in das Turmzimmer, von wo aus er alles, was draußen vorging, genau beobachten, und wo er ganz besonders die Zugbrücke im Auge behalten konnte. Hier setzte er sich an das offene Fenster, die gespannte Armbrust auf den Knien haltend. Kaum aber hatte er sich dort niedergelassen, als er hörte, daß schwere Steinwürfe gegen das Burgtor donnerten, ein Zeichen, daß Jan Östrik mit seiner Schar angelangt war und Einlaß begehrte. Die Angreifer sahen bald ein, daß sie sich die Einnahme der Burg leichter gedacht hatten, als sie war. Von den Regengüssen des Frühjahrs waren die Gräben voller Wasser; es war also unmöglich, sie zu durchwaten, und zum Überspringen waren sie zu breit. Wenn die Männer aber nicht an das jenseitige Ufer gelangen konnten,

4. Parricida - S. 97

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 97 — Klaus und sein Weib waren von den rohen Söldnern an Bäume gebunden; der Knabe Lathonius war nicht zu sehen. Laut auf schrie Irmgard bei diesem Anblick; die Bauern aber warfen sich mit wildem Geheul auf die Angreifer, die, eines solchen Überfalles nicht gewärtig schnell die Flucht ergriffen, ohne sich ernstlich zur Wehr zu setzen. Mit dem herzzerreißenden Rufe: „Mein Kind, mein Lathonius!" stürzte sich Irmgard in das brennende Haus, denn es war ihr, als hätte sie durch das Heulen der Flammen das Schreien ihres Kindes gehört. Vergebens war es, daß Kunz und Vollradt ihre Herrin zurückzudrängen suchten; sie riß sich los und gelaugte glücklich über die schon brennende Stiege in das obere Zimmer. Schon brannte das Bettchen, in dem der Knabe lag; mit raschem Griff raffte die Mutter das Kind an sich, und nicht achtend der eigenen Lebensgefahr stürzte sie sich mit ihrer teuren Bürde durch die Tür wieder ins Freie. Die Kleider brannten ihr am Leibe, Brandwunden bedeckten ihre Hände und Arme; aber sie hatte es erreicht, sie hatte ihr Kind von dem schrecklichen Tode des Verbrennens gerettet. Kaum war sie draußen angekommen, als sie in eine tiefe Ohnmacht fiel, und in demselben Augenblick brach das Balkengerüst der Neuen Burg krachend und funkensprühend in sich zusammen. Schluß. Einige Wochen waren nach diesem schrecklichen, ereignisreichem Tage vergangen. Die Bauern hatten ihren tapferen Führer bestattet an der Stelle, wo er so oft an ihrer Spitze gestanden und sie in den Waffen geübt hatte, auf der Waldblöße in der Nähe der Sägegrube. Dies dünkte ihnen der geeignetste Ruheplatz zu sein für diesen seltenen Mann, der, obgleich königlichen Geblütes, es wie fein anderer verstanden hatte, mit ihnen wie mit seinesgleichen zu verkehren; hier, umrauscht von den alten Eichen, die in der Nähe standen, sollte er ausruhen Tie mann, Parricida. 7

5. Wiben Peter - S. 121

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 121 — Fahne hoch über seinem Haupte; dann nahm er die Kanne und trank seinen Genossen aus derselben zu. Der Pastor und der Vozt aber zogen sich scheu in ihre Wohnungen zurück; sie wollten nicht Zeuge sein von dem letzten Verzweiflungskampfe der todesmutigen Männer. Unten bereiteten sich indessen die Dithmarschen zum Angriff vor. Suwel erteilte ihnen den Befehl, im Laufschritt den steilen Pfad nach dem Oberlande hinaufzustürmen und alsdann ohne Erbarmen sowohl Wiben als auch seine Gefährten niederzuhauen, wenn es nicht gelingen sollte, sie lebendig gefangen zu nehmen. Als sie sich aber nun in Bewegung setzten, da ließ Wiben oben vom Kirchhofe die drei Kanonen abfeuern; doch flogen die Kugeln über die Köpfe der Stürmenden hinweg, ohne Schaden anzurichten. Törichterweise hatte Wiben die Kanonen gleichzeitig abfeuern lassen, und es blieb keine Zeit, sie von neuem zu laden; denn schon zeigten sich die ersten der Dithmarschen in der Nähe des Kirchhofes. Kurz entschlossen flüchtete jetzt Wiben und seine drei Todesbrüder in die offenstehende Kirche, deren Thür sie dröhnend ins Schloß warfen und von innen verriegelten. Die Dithmarschen aber sammelten sich auf dem Kirchhofe und beratschlagten, was sie nun weiter thun sollten. Wer hätte es nicht schon erlebt, daß der Sturm bisweilen mitten in seinem Wüten eine Pause macht, gleichsam als wollte er Atem schöpfen und frische Kräfte sammeln zum neuen Anprall? So war es jetzt auch hier; es war eine kurze Ruhe eingetreten, die Anstürmenden verschnauften von dem Lauf die steile Höhe hinan und wischten sich die Schweißtropfen von der Stirn. Und auch in dem kleinen Gotteshause, dessen Turm ernst herniederschaute auf die erhitzten Männer, war es still. Der Schreiber Jochim war bereits die Leiter hinaufgeeilt, die durch eine Luke auf den Boden der Kirche führte; mit vieler Mühe war er bis oben auf den Hahnenbalken geklettert, wo er sich wie eine Katze zusammenkauerte, und der Landsknecht war ihm nachgefolgt. Wiben und Johann standen allein in der Kirche. Da reichte Wiben seinem

6. Wiben Peter - S. 124

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 124 — hatten den heiligen Frieden des Gotteshauses gestört, sie hatten das Heiligtum entweiht, sie hatten einen dreifachen Mord begangen an Männern, die sich nicht mehr zur Wehr gesetzt _ hatten — eines dreifachen Frevels hatten sie sich schuldig gemacht. Nicht ungerächt durfte derselbe bleiben, wenn auch noch Jahre darüber vergehen sollten; und auch die Dithmarschen sollten es erfahren, daß der, der Wind säet, Sturm erntet. — Während aber der alte Prediger den davonsegelnden Schiffen nachschaute, flüsterten seine zuckenden Lippen: „Gott, erbarme Dich ihrer armen Seelen und gieb ihnen einst eine fröhliche Auferstehung!" — Nach der Landung in Deichhausen machten die Sieger sich sofort auf den Weg nach Heide; die Toten und den Gefangenen führten sie mit sich. Die Kunde von dem Ereignis hatte sich mit großer Schnelligkeit im ganzen Lande verbreitet, und von allen Seiten strömten die Neu-gierigen zusammen, um den toten Landesfeind und seine Helfershelfer zu sehen. Von Lohe nach Heide stand die Menge so dicht, daß fast kein Durchkommen war, und in Heide auf dem Marktplatze war das Gedränge noch wohl größer. Die hundert Mann marschierten im geordneten Zuge, je drei und drei, und als sie um den Marktplatz herumzogen, schossen sie ihre Gewehre ab; es war ein Jubel, als wenn sie ein ganzes feindliches Heer besiegt hätten. Dann wurden die drei Toten mit eisernen Haken auf den Marktplatz geschleift, und jetzt machte sich der ganze Groll der Bauern gegen ihren langjährigen Bedränger Luft. „Jetzt liegt er auf derselben Stelle", rief einer, „auf der er vor sechs Jahren seinem Vaterlande den Krieg ankündigte; wo sind nun seine stolzen Worte geblieben, die er damals redete?" „Du hast mir mein Vieh weggetrieben" — „mir hast Du das Haus über dem Kopfe weggebrannt" — „meinen Bruder hast Du erschlagen" — so rief es wild durcheinander. Kaum konnten die Büttel verhindern, daß nicht der Leichnam in Stücke zerrissen wurde. Dann wurden den Toten die Köpfe abgehauen und auf Pfähle gesteckt, wie es Mord-

7. Wiben Peter - S. 24

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 24 — sich die päpstliche Lehre etwas länger, bis auch hier bereits im Jahre 1532 der katholische Meßgottesdienst verboten wurde und die Mönche das Land verlassen mußten. So war das ganze Land Dithmarschen lutherisch geworden und ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. Iii. An einem schönen Frühlingsabende des Jahres 1531 war auf dem großen Wiesenplane vor dem nördlichen Thore der Stadt Melders ein lebhaftes Treiben. Die ganze Stadt schien hier versammelt und im weiten Kreise umstanden Männer, Weiber und Kinder ein Fähnlein Bewaffneter, etwa dreihundert Mann stark, die, wie man auf den ersten Blick sah, sich marschfertig hielten, um zu einem kriegerischen Unternehmen auszuziehen. Ein Teil von ihnen saß auf schön gezäumten Pferden, jedoch bei weitem die meisten waren unberitten und mit Büchsen, Piken oder Hellebarden bewaffnet. Auch einige Geschütze, Feld-schlangen und schwere Mörser, führten sie bei sich. Ueber den Kriegern flatterte lustig im Winde eine rote Standarte mit schwarz gedecktem silbernen Pferde, aus dem ein goldgeharnischter schwertschwingender Reiter saß. Der Anführer^ dieses _ Häufleins streitbarer Männer saß auf weißem Pferde mit reichem Zaumzeug — ein noch jugendlicher, stattlicher, schöner Mann mit goldgelbem, lang herabwallendem Barte und in einer Tracht, die nur wenig daran erinnerte, daß ihr Träger ein dithmarsischer Bauer war. Die dunkelblaue Jacke war vom feinsten Tuch und mit silbernen Knöpfen verziert; die Beinkleider waren weit und reichten eben über die Knie, so daß sie die mit seinen seidenen Strümpfen bekleideten Waden und die mit silbernen Schnallen verzierten Schuhe sehen ließen; auf dem Kopfe trug er einen Hut mit lang wallendem Federbusch. Die Augen des Mannes waren blau, die Gesichtsfarbe rein weiß, und die Hände so sein und zart, 2aß sie eher einem Edelfräulein, als einem starken Manne

8. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 1

1902 - Braunschweig : Appelhans
I. Karl der Große und die Sachsen. Der Herbstwind wehte durch die Thäler und Schluchten des Haarstranggebirges. Ein einsamer Wanderer, in der Kleidung der christlichen Mönche, barfuß und ohne Kopfbedeckung, obgleich seine Haare geschoren waren und auf den Hohen schon Schnee lag, ging auf verschlungenen Waldpfaden einer Hütte zu, die unweit der Diemel zwischen Eichbäumen und Tannengestrüpp versteckt am Bergesabhange lag. Als der Mönch der Hütte ansichtig wurde, hielt er die Schritte au, gleichsam als überlegte er, ob er eintreten sollte oder nicht. Aber nur wenige Augenblicke dauerte diese scheinbare Unentschlossenheit-dann schritt er weiter und klopfte gleich darauf au die Thür der Hütte, die fest verschlossen und unbewohnt schien. Aus dem Innern ertönte das Knurren und Bellen eines Hundes; gleich darauf wurde die Thür geöffnet und ein Weib erschien auf der Schwelle. Als sie den Mönch erblickte, erschrak sie; sie wollte schnell zurücktreten m die Hütte und die Thür wieder schließen. Aber der große Hund war entschieden anderer Meinung als seine Herrin. Kaum hatte er den Fremdling näher betrachtet, als er wie unsinnig sich geberdete, vor Freude heulte und tn großen Sätzen um die beiden Menschen herumsprang, dem Mönche die Hände leckte, ja ihm endlich gar die Pfoten auf die Schultern legte und ihm im Gesicht beschnupperte. „Wolf, Wolf, guter, lieber Wolf, kennst Du mich noch?" rief der Mönch aus und streichelte dem Hunde den breiten Kopf und das zottige Fell; dann aber wandte er sich an die Frau, die zur Seite getreten war und den Mönch mit unsicheren Blicken ansah. „Mutter," Ticmann, im Kaiserhause. 1

9. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 10

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 10 — blitzende Beile in den Händen trugen; sie waren es, die das Idol fällen sollten. In unmittelbarer Nähe desselben hielt der Zug an; gegenüber am Rande des Waldes lagerten die Sachsen, begierig auf den Ausgang des Schauspiels, das sich ihnen Meten würde. Die Priester, die sich vor dem Götzenbilde aufgestellt hatten, um es zu schützen, wurden auf einen Wink des Königs von den Beilträgern verdrängt, ehe sie sich zur Wehr setzen konnten, und gleich darauf sauste der erste Beilhieb durch die Luft und fuhr ächzend in den harten Eichenstamm. Ein Schrei des Entsetzens ertönte in den Reihen der Sachsen; aber Hieb auf Hieb sauste hernieder, weithin flogen die Späne und immer tiefer drangen die scharfen Beile ein in den gewaltigen Stamm. Mit verhaltenem Atem schauten jetzt die Sachsen dem Schauspiel zu. Wie lange zögerte denn Wuotan, seine Blitze zu senden und die Frevler zu vernichten? Oder sollten dennoch die Christen recht haben, sollten die Götter machtlos sein und der Gott der Christen der alleinige Gott? Sollte wirklich eine neue Zeit im Anzuge sein, eine Zeit, in der die alten Götter nicht mehr verehrt wurden, wo alle sich beugten vor dem Kreuz der Christen? Aber nicht lange konnten sie jetzt über solche Fragen nachsinnen; denn plötzlich begann die heilige Jrminsul zu wanken, und jählings stürzte sie nieder, so daß das Pferd des Königs erschreckt einen Seitensprung machte. Ein lautes Jauchzen erscholl aus den Reihen der Franken; die Sachsen aber standen sprachlos und schauten starr auf das am Boden liegende Bild, dem sie einst göttliche Verehrung gezollt hatten. Den meisten mochte in diesem Augenblicke eine Ahnung sagen, daß mit der Zerstörung ihres Heiligtums auch der alte Götterglaube den Todesstoß erhalten habe. Auch die Priester konnten sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß es mit ihrem Ansehen und ihrem Einfluß jetzt bald vorbei sei. Finster blickten sie auf die am Boden liegenden Trümmer ihres Heiligtums und heiße Thränen rannen ihnen über die gebrauten Wangen in den grauen Bart.

10. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 47

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 47 — irdischen Daseins, er fühlte sich als den Mittler zwischen Gott und der Menschheit, und durchdrungen von der Heiligkeit seines hohen Berufes wandte er sich zu der andächtig knieenden Menge und erteilte ihr den apostolischen Segen. Und jetzt? Hinabgestürzt war er von der stolzen Höhe, der Wille dieses Jünglings im kaiserlichen Purpur hatte ihn, den Greis, gezwungen, seinem Amte zu entsagen. Zwar konnte er sich nicht freisprechen von der Sünde, sein Amt durch Geld erkauft zu haben; aber er hatte es doch gethan in bester Absicht, um bessernde Hand anlegen zu können an die vielen und schweren Schäden der Kirche, vor denen er sein Auge nicht verschloß. Mochten andere ihn deshalb verdammen; aber war es denn etwas ganz und gar Verwerfliches, was er gethan hatte? Er hatte wahrlich sein Amt nicht begehrt um schnöden Gewinnes willen, sondern einzig und allein deshalb, um der Kirche zu dienen und sie von einem Oberhaupte zu befreien, das mit Sünden und Lastern bedeckt sein Leben hinbrachte. — Und nun befand er sich auf der Reise nach dem unwirtlichen, halb barbarischen Deutschland, als der Gefangene des Kaisers, dessen Werkzeug der Mann war, der jetzt mit der Tiara geschmückt in Sankt Peters Dom des hohen Amtes waltete, und völlig unterworfen lag die Kirche samt ihren Dienern zu Füßen des deutschen Kaisers! Neben dem Tragsessel des Papstes schritt, ans seinen Stab gestützt, der Mönch Hildebrand, der Hauskaplan des von seiner Höhe herabgestürzten Kirchenfürsten. Auch seine Gestalt paßte wenig zu ihrer Umgebung. Sein lang herabwallendes grobes schwarzes Kleid stach auffallend ab gegen die glänzenden Rüstungen der Ritter und den golddurch-wirkten Gewändern der hohen Geistlichkeit; sein Gesicht war ernst, wie aus Marmor gemeißelt, finster blickte sein dunkeles Auge in die Ferne. Aber man sah es an der hohen Stirn, an den scharfen Linien bei den Mundwinkeln, an dem hervortretenden Kinn, daß ein eiserner Wille in diesem Manne wohnte, und daß es hochfliegende Pläne waren, mit denen er sich auch jetzt, umgeben von dem
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