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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 258

1822 - Berlin : Reimer
253 Poetische Lesestücke. Auf zum Aether wogt des Staubes Wallen, Dunkelt Phöbus Licht zur Purpurgluht, Leichen färbt das Schwerdt, und Männer fallen Hochgeröthet von der Feinde Blut. Sieh da murmelt's leise durch die Reihen: Kassius der Freiheitskämpfer siel, Brutus hört's, und „so dem Tod sich weihen Freunde! — ruft er — ist das schönste Ziel. Hoch steht Sol im heitern Himmels - Raume, Und noch schwankt der mühevolle Streit; Naht der Gott dem kühlen Fluthenschaume, Sey durch uns das Vaterland befreit" Spricht's, und schnell die Vsderreih'n durchschrei- tend Flammt sein Schwerdt, ein Leitstern seiner Schaar; Tod und Wunden rings im Kampf verbreitend, Trotzt er kühn der dräuenden Gefahr. Aber fest stehen Cäsars Legionen, Der Gefallne nur verlaßt'den Stand, Und Bellona schüttelt der Gorgonen Schlangenhaar mit blutgenetzter Hand. Aber trauernd- im verhüllten Glanze Naht der ewig jugendliche Gott, Bald sich, mit gesenktem Strahlenkränze, Thetis lieblich kühler Wellengrotte; Und noch immer währt der Feldschlacht Toben- Und noch immer wià Gradivus Speer Seine Diener, Wuth und Grau'n von oben Auf die unbezwung'nen Krieger her. „Da erzittert plötzlich Tellus Runde, Und, versammelt auf Pangäus Höhn, Gibt den Göttern Jupiter die Kunde: „Roma's alte Freiheit soll vergehn^ „Tugend nur und Kraft kann frei sich leiten,: „Doch der Schwächling ist geborner Knecht, „Und der Schande laftervoller Zeiten „Weiht sich das entartete Geschlecht." Drum

2. Das Mittelalter - S. 4

1857 - Koblenz : Baedeker
4 Religion der Oermanen. als seine verschiedenen Eigenschaften, als Vollstrecker seines Willens zu betrachten. Besonders lebendig war der Glaube an eine Unsterb- lichkeit vorhanden. Die höchste, unter allen deutschen Stammen verehrte Gottheit ist Wuotan (nordisch Odin), die allmächtige, allwissende, schaffende Kraft, von welcher alle höch- sten Güter und Gaben, vorzüglich aber der Sieg — das wünschenswertheste Gut für kriegerische Völker — abhangen. Die zweite Hauptgottheit ist Donar (nordisch Thor), der über Donner und Blitz, daher auch über Wetter und Gedeihen der Früchte gebietet. Wie Wuotan den Sonnenstrahl, so sendet Donar dem Landmanne den befruchtenden Regen. Unter den zahlreichen Göttinnen, welche hauptsächlich als wandernde Göttermütter gedacht werden, von denen das menschliche Geschlecht die Geschäfte und Künste des Haushalts und des Ackerbaues erlernt, nennt Tacitus die Erdenmutter Nerthus (Nirdu) und beschreibt den Cultus derselben auf einer In- sel des Oceans (Rügen oder Alsen?). Sie wurde von Zeit zu Zeit auf einem von Kühen gezogenen Wagen von einem Priester im Lande umhergefahren, während wel- cher Tage überall Ruhe und Friede herrschte. Nach ihrer Rückkehr wurde sie, d. h. wohl ihr Bildniß, in einem See abgewaschen und die dabei beschäftigt gewesenen Diener in den See versenkt, damit sic nichts von dem mysteriösen Cultus verriethcn. Zwischen der Gottheit und dem Menschen nahm das germanische, wie das griechische Heidenthum eine Mittelstufe an: die Halbgötter oder Heroen, Nachkom- men der Götter, welche durch unsterbliche Thaten zu göttlichen Ehren gelangen. Die vorzüglichsten Heroen der Germanen waren: des erdgebornen Gottes Tvisco Sohn Man, aller Menschen Vater, und dessen Söhne: Ingo, Jsco und Jr- mino. Neben den Hauptgottheiten und Heroen hatte fast jeder Stamm seine eige- nen Dämonen, theils wohlwollende und schützende, theils plagende und schadende Geister (Elbe, Riesen, Zwerge, Kobolde u. s. w.). Eigenthümlich ist dem deutschen Heidenthum, daß es zu Verkündigern des göttlichen Willens nicht Männer wählt, sondern die sogenannten weisen Frauen, die mit höheren geistigen Gaben ausge- rüstet waren, wie die Heroen mit physischen. Sie verkündeten den Menschen Heil oder Unheil, Sieg oder Tod aus den Eingcweidcn der Opferthiere, aus dem Blute der getödteten Gefangenen, aus dem Geräusch der Wellen u. s. w. Der Götterdieust wurde Anfangs nicht in Tempeln, sondern auf Bergen oder in heiltgen Hainen, unter uralten Bäumen, manch- mal auch bei geheiligten Seen, Flüssen oder Quellen gefeiert, und bestand in Gebet und Opfern. Die Art und Weise des Gebetes kennen wir nicht mehr. Die Opfer, theils Dank-, theils Sühnopfer, bestanden sowohl in Menschenopfern (gefangene Feinde, gekaufte Sclaven oder schwere Verbrecher, bei schweren Unglücksfällen aber auch Königssöhne und Könige), als in Thieropfern (besonders Pferde), verbunden mit. Mahlzeiten, auch wohl in Darbringung von Früchten und Blumenkränzen. Die Priester waren Psteger und Hüter nicht blos des göttlichen, sondern auch des menschlichen Gesetzes, daher zugleich beim Volksgerichte thätig, und bei

3. Das Alterthum - S. 72

1873 - Coblenz : Baedeker
72 Die Aegyptier. Verfassung. §. 26. 2) Verfassung. Das absolute Königthum erbte auch in weiblicher Linie fort. Beim Erlöschen oder Sturz einer Dynastie wurde der neue König aus einer der beiden herrschenden Kasten, aus den Priestern oder Kriegern, gewählt, und ein zum Könige gewählter Krieger wurde sofort in die Priesterkaste aufgenommen; denn die königliche Gewalt war nicht blos eine gesetzgebende, vollziehende und militärische, sondern auch eine priesterliche, und ihr Inhaber genoss göttliche Verehrung. Die richterliche Gewalt wurde durch einen besondern, aus (31) Mitgliedern der 3 vor- nehmsten Priestercollegien zusammengesetzten Gerichtshof ausgeübt, der sich streng an das Gesetzbuch zu halten hatte. Die freie Bevölkerung Aegyptens zerfiel in zwei Stämme: einen hellfarbigen herrschenden Stamm, welcher in den frühesten Zeiten das Land erobert hatte, und die dunkelfarbig^Urhevölkerung. Der herrschende Stamm bestand aus den beiden Kasten der Priester und Krieger; sie allein hatten den Grundbesitz (jede */3 des eroberten Landes, der König ebenfalls ein Drittel) und die Ver- waltung aller Staatsämter für sich behalten; die übrige Menge oder die Ureinwohner werden bald als eine Kaste (der Nährstand) aufgefasst, bald wieder in mehrere Kasten geschieden nach der Verschiedenheit ihrer Beschäftigung (Künstler, Handwerker, Kauf- leute, Nilschiffer, Ackerbauer, d. h. Pächter, Hirten). Die Priesterkaste hatte, als nächste Ralhgeber des Königs, als Deuter der Orakel und Vorzeichen und als einzig berechtigte Pfleger der Wissenschaften, einen bedeutenden politischen Einfluss. Die angesehen- sten Priestercollegien waren bei den Haupttempeln zu Theben, Memphis und Heliopolis. Die Söhne der Priester mussten nicht allein bei dem- selben Tempel und also im Dienste desselben Gottes bleiben, sondern auch die einzelnen Würden und Abstufungen gingen von dem Vater auf den Sohn über, der zu den besonderen Verrichtungen und wissenschaft- lichen Beschäftigungen der Kaste herangebildet wurde. Die Krieger kaste war vorzugsweise in Unteraegypten angesiedelt, weil dieses den feindlichen Einfällen am meisten ausgesetzt war. Es gab keine Reiterei, sondern nur Fussvolk (Bogenschützen, Lanzenlräger, Schleuderer und Keulenträger) und zweiraderige Streitwagen, d^ren jeder einen Wagenlenker und einen Kämpfer trug. 3) Die Litteratur der Aegyptier, theils in unzähligen In- schriften auf den Denkmälern, theils auf Papyrusrollen und Mumien- leinwand erhalten, ist eine der jnlialtreichsten des Alterthums, und zwar weniger die poetische, welche sich auf lyrische Dichtungen

4. Das Alterthum - S. 80

1873 - Coblenz : Baedeker
80 Die Karthager. Staatsverfassung. §. 30. Römer, entriss den Karthagern, welche dem letzten Frieden zufolge keinen Krieg ohne Erlaubniss der Römer anfangen durften, zwei Provinzen ihres Gebietes (Emporia und Tyska) und erkaufte sich zugleich in Karthago selbst eine Partei. Als diese aus der Stadt vertrieben wurde, brach der Krieg aus, Masinissa schlug das Heer der Karthager, schloss dasselbe in seinem Lager ein und zwang es zur Uebergabe. Dieser Krieg, von den Karthagern ohne Er- laubniss der Römer begonnen, gab Rom einen willkommenen Vorwand zur Erneuerung der Feindseligkeiten. Dritter Krieg mitrom, 149 —146, undüntergang der Stadt, s. §. 101. Nachdem C. Gracchus schon 24 J. nach der Zerstörung der Stadt eine Golonie römischer Bürger dahin geführt' hatte, ward unter Caesar *) auf dem Südende der Halbinsel eine neue Stadt erbaut, die als römische Colonie unter den Kaisern aufblühte, später Hauptstadt des vandalischen Reiches, dann Sitz des byzantinischen Statthalters war, und 706 von den Arabern zerstört wurde. Aus den Ruinen ward das neue Tunis erbaut. 1) Die Religio n der Karthager war im Allgemeinen dieselbe, wie die des Mutterstaates Tyrus (s. §. 11, 11: alle Greuel des phönizischen Cultus, besonders die Kinderopfer, waren mit nach Karthago gewandert. Ausser den mit dem Mutterlande gemein- schaftlichen Gottheiten hatten die Karthager später auch fremde Culte angenommen, namentlich die Verehrung der sicilischen Göttinnen Ceres und Proserpina. Rein karthagisch war die Ver- ehrung der Dido und der Brüder Philaeni. 2) Staatsverfassung. Die Regierung war in den Händen Anfangs eines2), später zweier aus den vornehmsten und reichsten Familien (wahrscheinlich auf Lebenszeit) gewählten Könige (Suffeten) und des Senates, welcher aus den (300) Repräsentanten aller Zünfte der Bürger bestand und in den kleinen (ysgovoia) und grossen Rath (77 avyydrjrog) zerfiel, jener, wie es scheint, für die auswärtigen Angelegenheiten, dieser später für die inneren hinzu- gefügt. Waren die Suffeten und der Senat verschiedener Meinung, §. 30. Cultur der Karthager. ’) Nach Drumann, Gesch. Roms, Iii., 672 f., nicht erst unter Augustus. 2) Ygl. Aristotelis Politica ed. Göttling. Excurs Iii.

5. Das Alterthum - S. 342

1873 - Coblenz : Baedeker
342 Cultur der Römer. §. 137. Reiche innerhalb 20 J. Die 5 ersten waren ganz abhängig von dem Gothen Ricimer, dem Befehlshaber der fremden Truppen in römischem Dienste, alle konnten ihr Ansehen nur da geltend machen, wo sie sich gerade aufhielten und verliessen den Thron entweder durch gewaltsamen Tod oder durch die Flucht. Zuletzt war nicht einmal mehr Italien unter einer Herrschaft vereinigt, indem zwei Anführer deutscher Truppen, Odoaker und Orestes, jeder über die von seinem Heere besetzten Gegenden regierte. «Kaum hatte Orestes seinen Sohn Romulus Augustu- lus zum Kaiser ernannt, als Odoaker, der Anführer römischer Miethtruppen aus den gotlnschen Stämmen der Heruler, Rugier u. s. w., ihn in Pavia belagerte und nach der Erstürmung der Stadt hinrichten liess, sowie dessen Sohn Romulus absetzte, 476, vgl. Bd. Ii. §.8. §• 137. W Cultur der Römer. fl) Religion1). a) Die Götter. Die Religion der Römer bildete sich, wie der Staat selbst, aus zwei verwandten (s. S. 220), aber doch mehrfach verschiede- nen Elementen, dem latinischen und sabinischen Nationalcultus. Erst eine spätere Sage stellte den aus den Sabinern gewählten König Numa als den Stifter .der römischen Religion dar und führte seine gottesdienstlichen Einrichtungen auf die Eingebungen einer Nymphe Egeria (vgl. S. 221) zurück, um ihnen die Weihe einer höhern Offenbarung zu verleihen. Die ältesten Gottheiten der Römer beziehen sich vorzugs- weise auf Ackerbau und Hirtenleben. 1) Ihrem alten Könige Saturnus schrieben die Latiner die Ein- führung des Ackerbaues und der mit diesem beginnenden Cultur zu (daher das goldene Zeitalter unter ihm) und gaben ihm die Ops, d. h. den Wohlstand, zur Gemahlin, welche, eben so wie die griechische De- meter, ihren Sitz im Erdboden hatte. Das Fest des Saturnus als Pflegers aller Früchte in Gärten und Feldern oder die Saturnalien war ursprüng- lich das allgemeine Erntefest, wobei man vorzugsweise das Gesinde zu belustigen suchte. — 2) Ein Gott der Hirten und Heerden war Fau- *) L. Preller, römische Mythologie, 1858, 2. Aufl.^ herausgegeben von R. Köhler.

6. Das Alterthum - S. 164

1873 - Coblenz : Baedeker
164 Die griechischen Götter. §. 55. edlere Gestalt und gewann den entschiedensten Einfluss auf Poesie (be- sonders die dramatische) und Kunst. Ausser den grossen Göttern verehrten die Griechen noch eine Menge niederer oder Nebengötter (in der nachhomerischen Zeit „Dämonen“ genannt), die sich von jenen hauptsächlich durch den geringen Umfang ihrer Wirkungen unterscheiden; sie dienen zur Ergänzung der Hauptgottheiten. Ihre Dienste beziehen sich theils auf die Natur (so sind die Nymphen thätig in Wäldern, auf Bergen, in Grotten und Thälern, auf Wiesen und in Gewässern), theils auf das Leben und die Verhält- nisse der Menschen (Scham, Friede, Eintracht, das Gerücht, das Erbar- men u. s. w. wurden personificirt und hatten ihre Altäre); alle diese Zustände schrieb man göttlichen Einflüssen zu, und da man schwer entscheiden konnte, von welchen einzelnen Göttern sie jedesmal kämen, so dachte man sich gewisse vermittelnde Wesen, welche bald auf dieses, bald auf jenes Gottes Geheiss, bald auch selbständig sie bewirkten. Manche, wie oipa, (xotqu, werden bei Homer noch als Appellative ge- braucht, und erst mit der Anwendung der Pluralform beginnt die Per- sonification ; so bezeichnet /dpig ursprünglich die Freude, den Segen des Jahres (und heisst deshalb Tochter der Here), später aber die Cha- riten den Reiz, die Wonne; so fqivvg den Gewissensbiss, die Erinyen sind schon Rachegöttinnen. — Die Verehrung der Musen ist mit den Thraeiern von Pierien nach dem Helikon gekommen und bei der grossen Reform, welche auch den thracisehen Dionysos umschuf, sind sie aus Nymphen in Göttinnen des Gesanges verwandelt worden; doch blieben ihnen Quellen heilig, bei welchen sie zum Gesänge Chortänze (daher die Zahl 9) aufführten. Eine andere Gattung von Mittelwesen zwischen Göttern und Menschen waren die Heroen (oder Halbgötter), hervorragende Menschen der Vorzeit, in denen man etwas der Götternatur Ver- wandtes wahrzunehmen glaubte. Vielen derselben schrieb man einen übermenschlichen Ursprung zu aus der Verbindung von Göttern mit sterblichen Weibern. Nach ihrem leiblichen Tode sind ihre Seelen eines höhern Looses theilhaftig geworden und mit der Macht ausgerüstet, den Menschen Gutes oder Uebles zu thun. Zu den Heroen gehörten die Ahnherren der vornehmsten Ge- schlechter (Cadmus, Cecrops, Danaus u. s. w.), die Gründer und Ordner der Staaten (Minos, Theseus, Lycurg u. s. w.), die Schutzgeister des' Landes (wie die Dioskuren in Sparta), die siegreichen Helden (Achilleus, Diomedes, Agamemnon u. s. w.), die mythischen Propheten (Melampus,

7. Das Alterthum - S. 155

1860 - Koblenz : Baedeker
Cultur der Römer. 99. 155 §. 99 (111). Cultur der Römer. Fast in allen Zweigen der Cultur sind die Griechen die Lehrer der Römer gewesen. 1. Religion. Die ältesten Nationalgottheiten hatten theils Bezug aus Ackerbau und Hirtenleben, wie Saturnus, Janus, Fau- nus, theils auf die Stiftung des römischen Staates, wie Mars, Quirinus. Der römische Jupiter war, wie der griechische Zeus, vorzugsweise der Gott des Himmels und der Witterung, dem die Erscheinungen der Atmosphäre: Regen, Donner, Blitz zugeschrieben wurden. Schon früh wirkte etruscischer und in noch höherem Grade griechischer Einfluß auf die Entwickelung der- römischen Reli- gion ein. Non Cumae, der ältesten griechischen Niederlassung in Italien, kamen die sibyllinischen Bücher, griechische Götter und Culte nach Rom. Die Eroberung Unteritaliens und besonders später die der griechischen Staaten des Ostens vollendete die Hellenisirung der römischen Religion, namentlich durch die zuneh- mende Bekanntschaft mit der griechischen Litteratur und die An- häufung griechischer Götterbilder aus den eroberten Städten in Rom. Die griechischen Mythen wurden auf römische Gottheiten übertragen. Mit dem Verfall der Republik verfiel auch die mit dem Staatsw.esen so eng verbundene Religion, nachdem sie schon lange ein Werkzeug der Politik gewesen war. Der Zweck des römischen Götterdienstes war keineswegs Belehrung, Erbauung und Reinigung des Menschen, sondern die Gebete, Gelübde, Opfer und Feste waren nur Mittel, sich die Götter zu eigenen Zwecken dienstbar zu machen. Daher kam es bei dem Gebete nicht auf die Gesinnung des Betenden an, sondern auf die richtige Hersagung der Gebetsformeln unter bestimmten Ceremonien und mit den vorgeschriebenen Wiederho- lungen. In wichtigern Fällen suchte man das Gewünschte (namentlich Sieg und Eroberung) durch Gelübde zu erreichen, in deren Erfüllung man die größte Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit beobachtete. Die Ge- bräuche bei den Opfern stimmten im Wesentlichen mit den griechischen überein. Die Feste haben, namentlich seitdem die Römer selbst sich nicht mehr mit dem Ackerbau beschäftigten, sondern ein vorherrschend kriegerisches Volk geworden waren, wie an Zahl (bis gegen 50, zum

8. Das Alterthum - S. 65

1860 - Koblenz : Baedeker
Die beiden Kriege gegen Theben und der trojanische Krieg. §. 37. 65 Orakelspruches seinen Sohn Oedipus mit durchstochenen Füßen auf dem Cithäron aussetzen lassen; allein dieser wurde gerettet und vom Könige von Corinth auferzogen. Ohne Vorwiffen er- schlug er im Streite seinen Vater, heirathete, nachdem er das Räthsel der Sphinx gelöst hatte, seine Mutter (Jocaste) und ward König in Theben. Als er seine doppelte Frevelthat erfuhr, stach er sich die Augen aus und irrte, von seiner Tochter (Antigone) geführt, als Bettler umher. Jocaste erhängte sich selbst. Seine Zwillingssöhne Eteöcles und Polynices entzweiten sich über die verabredete Abwechslung in der Herrschaft; der vom Throne ausgeschlossene Polynices veraulaßte den Zug der 7 Helden gegen Theben; die beiden Brüder durchbohrten sich wechselseitig im Zwei- kampfe; die belagernden Fürsten fielen alle bis auf Adrastus. Nach Eteöcles' Tode übernahm sein Oheim (Creon) die Vormund- schaft über dessen unmündigen Sohn. 2) Der Krieg der Epigonen. Zehn Jahre später bela- gerten die Söhne der gefallenen Helden Theben von Neuem, um ihre Väter zu rächen, und eroberten es für Polynices' Sohn (Thersander). Der trojanische Krieg 1194—1184? Paris, der Sohn des trojanischen Königs Priamus, kam als Gesandter seines Vaters zu dem spartanischen Könige Mene- läus und entführte dessen Gemahlin Helena. Dieser und sein Bruder Agamemnon, der mächtige König von Mycenä, bewog die meisten griechischen Fürsten (Nestor von Pylus, Odysseus vonjthaca, Achilles, Beherrscher der Myrmidonen in Thessalien, Diomedes von Argos, die beiden Ajax u. a.), einen gemeinschaftlichen Zug gegen Troja zu unternehmen. Als die griechische Flotte (von 1186 Schiffen mit 100,000 M.?) im Hafen von Aulis versammelt war, sandte Artemis, welche dem Agamemnon wegen eines erlegten Rehes zürnte, Windstille, bis dieser (nach Kalchas' Rath) seine Tochter Jphigenia zum Opfer darbrachte, die aber von der Göttin durch eine Hirschkuh ersetzt und in einer Wolke nach der Halbinsel Tauris entrückt wurde. Die Troer hatten zu ihrem Schutze Hülfs- völker heraugezogen, namentlich die ihnen benachbarten Dardanier unter Aeneas (dem Sohne des Anchises und der Venus). Nach- dem im zehnten Jahre des Krieges, welcher nur in einzelnen An- griffen und in Zweikämpfen der Helden bestand, auf beiden Seiten die Tapfersten gefallen waren (Hektor, der Hauptanführer der Pütz, G-ogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. I. 11. Aufl. 5

9. Das Alterthum - S. 89

1860 - Koblenz : Baedeker
Die griechische Religion. §. 50. 89 Wirkungen des einen göttlichen Wesens (Zeus), die man Anfangs durch Beinamen bezeichnet hatte, zu selbständigen Wesen erhob. So entstand eine göttliche Verehrung von Gegenständen und Kräf- ten der Natur: es bezeichnete Demeter (Ceres) die Erde, Po-^ seidon (Neptun) das Wasser, Hephästos (Vulkan) das Feuer, Apollo die Sonne, Artemis (Diana) den Mond u. s. w. Diese neuen Götter wurden in der Folge als höhere menschliche Wesen gedacht, ihnen menschliche Gestalt und Gefühle beigelegt und sie unter der Form der Abstammung auf Zeus (als ihren Vater) zurückgeführt. Eine nie bete Klasse von göttlichen Wesen bildeten 1) die -^'./Dämonen, theils vergötterte Naturkräfte, wie Fluß-, Berg- und ^ Waldgötter, theils abstráete Begriffe als Personen gedacht^ wie Furcht, , V^, (Siüce, Schicksal, Rache u. s. w. 2) Die Hero.eä öder nach dem ., '-’¿J Aode vergötterten Menschen. Dahin gehören die Ahnherren der vor- nehmsten Geschlechter (Cadmus, Cecrops, Danaus u. s. w.), die Grün- der und Ordner der Staaten (Minos, Theseus, Lycurg u. s. w.), die siegreichen Helden (Achilles, Diomedes, Agamemnon u. s. w.), die mythischen Dichter (Orpheus u. s. w.) und Techniker (Daedalus). Der Götterdienst. Die Tempel waren nicht Versamm- lungsorte für die Verehrer der Gottheit, oder Stätten für reli- giöse Handlungen, sondern nur ein Obdach für das Götterbild, daher meistens klein, im Innern nicht selten mit Weihgeschen- ken (zum Dank für Sieg, Lebensrettung u. s. w.) augefüllt. Die gottesdienstlichen Handlungen bestanden vorzugsweise in- Gebet und in den Opfern.^ Das Gebet ward in kurzen For- meln, die sich nach der Natur des Bedürfnisses richteten, stehend, mit lauter Stimme und emporgerichteten Händen gesprochen. Den eigentlichen Mittelpunkt des Cultus aber machten die Opfer aus. Die Gegenstände der Opfer bildeten eine Stufenleiter von dem Gering- fügigsten bis zu dem Kostbarsten, was der Mensch hat, dem Leben des eigenen Mitmenschen. So wurden in den ältesten Zeiten, namentlich zur Sühnung eines ganzen Stammes oder Volkes, Menschenopfer gebracht, aber an den mei- sten Orten schon früh gemildert (in bloße Vergießung von Menschenblut, oder Tödtung von Verbrechern) oder ersetzt durch Thieropfer, theils einzelner, theils in größerer Anzahl (Hekatomben). Mit den Thieropfern verband man häufig Trankopfer (d. h. Ausgießung von Wein, Honig, Milch, Oel) und Rauch- opfer (von wohlriechendem Holze, später von Weihrauch). Auch waren die Opfer begleitet von religiösen Gesängen und Tänzen der festlich bekränzten Theilnehmer. Die Weissagung. Kein Volk des Alterthums hat das Streben, den Willen der Götter und die Zukunft zu erforschen, in so hohem

10. Das Alterthum - S. 93

1860 - Koblenz : Baedeker
Geographie Macédoniens. Frühere Geschichte Macédoniens. §. 51. 52. 93 n. Die Macedonier. §. 51 (63). Geographie von Macédonien. Grenzen: im S. das cambunische Gebirge und das ägäische Meers im O. der Strymon, seit Philipp Ii. der Nestus; im N. die skardischen Gebirge; im W. Jllyrien. Boden. Das innere Macédonien besteht aus mehreren, von Gebirgsarmen an drei Seiten eingeschlossenen Ebenen, dereu Gewäffer, wie die Radien eines Halbkreises, innerhalb weniger Meilen in den tief einschneidenden thermaischen Busen münden. Wie in Griechenland, so ist auch schon in der nördlichern Land- masse zwischen dem adriatischen und ägätschen Meere die östliche, Asien zugekehrte Seite die bevorzugte. Anstatt eines einförmigen Küstensaumes springt hier (zwischen den Mündungen des Axius und Strymon) die breite Bergmasse von Chalcidice mit 3 buchtenreichen Halbinseln weit in's Meer vor. Städte: Pydna (Schlacht 168), Pella (Residenz), Thes- salonice (j. Salonichi, Cicero's Exil), Potidäa (s. §. 46), Olynth (von Philipp Ii. zerstört), Amphipölis am Strymon (Colonie von Athen, Schlacht 422), Philippi (Schlacht 42). §. 52 (64). Geschichte Macédoniens bis auf Alexander den Großen. Die Stiftung des macedonischen Reiches wird den Te- meniden zugeschrieben (bald dem Caränus aus Argos, bald Perdiccas I.), s also Nachkommen des Hercules, die aus dem Peloponnes nach Nor- den zogen. Eine zusammenhängende Geschichte Macédoniens beginnt erst mit der Unterwerfung unter die Perser. König Amyntas I. gab dem persischen Satrapen von Thracien, Megabazus, die Zeichen der Unterwerfung, Erde und Wasser, und blieb die übrige Zeit seiner Regierung persischer Satrap. Gezwungen nahm sein Sohn Alexander an dem Heereszuge des Lerxes Theil und unter- handelte als Gesandter des Mardonius vergeblich mit den Athe- nern, denen er vor der Schlacht bei Platää den Angriffsplan der Barbaren verrieth. Den glorreichen Erfolg dieser Schlacht machte sich auch Alexander zu Nutzen, er vollendete die Nieder- lage der Perser, als sie durch Macédonien flohen. Die Stiftung
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