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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 37

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Alboins Zug nach Italien. 37 zu weit nördlich, und die Erzählung von Alboins Ausschau, so anziehend sie ist, wird doch wohl erst entstanden sein, um den schon bestehenden Namen des Berges zu erklären. Tie Wanderung durch das Gebirge hatte einen Monat gedauert. Schon im Mai überschritt Alboin die Grenze des erstrebten Landes und durchzog Venetien, fast ohne Widerstand zu finden. Doch lirß er sich durch die Leichtigkeit der Eroberung nicht zur Übereilung verführen. Trotz des glücklichen Anfangs mußte er sich auf die Möglichkeit eines Rückzugs gefaßt machen. Deshalb suchte er als kluger Feldherr den Teil Venetiens, den er zuerst betreten hatte, die heutige Landschaft Friaul, die auch als Grenzprovinz gegen Avaren, Slaven und Byzantiner eines besonders starken Schutzes bedurfte, zu sichern, indem er den damaligen Hauptort der Landschaft Forum Julii (jetzt Cividale), nach dem sie noch heute den Namen (Forojuli, Friuli, Friaul) führt, stark befestigte und eine Art Schutzmark daselbst errichtete. Er überlegte nämlich, wie Paulus Diakonus berichtet, wem er diese erste eroberte Provinz, die das nordöstliche Thor Italiens bildet, anvertrauen sollte, und entschloß sich endlich, seinen Neffen Gisulf, einen sehr tüchtigen Mann, der zugleich sein Stallmeister oder, aus Lango-bardisch, sein Marpais*) war, zum Herzog über die Burg Forojuli und die ganze Gegend zu setzen. Gisulf erklärte aber, er könne das schwere Ehrenamt, das der König ihm anbiete, nur dann annehmen, wenn er sich selbst die langobardischen „Faren" d. h. Geschlechter oder Familien auswählen dürfe, die mit ihm das Land beschützen würden. So geschah es auch, denn der König erfüllte ihm seinen Wunsch; Gisulf erhielt nach seiner Wahl einige besonders tüchtige Sippen, die zu seinem Beistand im Lande blieben, und übernahm nun erst das Amt eines Herzogs von Friaul. Auch eine Anzahl edler Stuten zur Aufzucht erbat er sich vorn König; denn vortreffliche Rosse und wohl eingeübte Reiter waren notwendig, um rasch im Fall feindlicher Bedrohung eine Verbindung zwischen den einzelnen Grenzwachen und Wohnorten herzustellen. Vorsichtig stets das Eroberte sichernd und außerdem vielfach aufgehalten durch die zahllosen Wasseradern des Landes, rückte der König langsam nach Westen vor. Während der Patriarch von Aguileja mit dem Kirchenschatze auf die Lagunen an der Jfonzomündnng floh, zog der Bischof Felix von Treviso ihm feierlich entgegen und übergab ihm freiwillig die Stadt. Der Erfolg zeigte, daß er nicht umsonst aus Alboins edlen Sinn vertraut hatte. Der König nahm die Übergabe freundlich an, ließ dem Bischof — „wie er denn höchst freigebigen Sinnes war," sagt Paulus — auf seine Bitte *) Das Wort ist aus mar (Mär, Pferd) und paizan (das Gebiß anlegen) zusammengesetzt.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 51

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Authari. 51 römischen, beigelegt hatten, sollte den Römern zeigen, daß sie den Langobardenkönig als rechtmäßigen Nachfolger der weströmischen Kaiser und als ihren Schirmherrn anzusehen hätten. Mit sagenhafter Übertreibung meldet Paulus Diakonus von Autharis Herrscherzeit: „Das war in der That wunderbar im Reiche der Langobarden: keine Gewaltthätigkeit wurde jetzt begangen, keine geheimen Ränke wurden geschmiedet, niemand wurde ungerechterweise zum Frondienst gezwungen, niemand plünderte, Diebstahl und Räubereien fielen nicht vor, jeder konnte, wohin es ihm gefiel, ohne Furcht und Sorge gehen." Der Ausdruck ist wie gesagt sagenhaft; aber groß muß wirklich der Unterschied gewesen sein zwischen der zucht- und friedlosen Zeit der Herzöge und der des wackeren Königs. Die Wiederaufrichtung des Königtums bedeutete zugleich einen neuen Aufschwung des Reichs nach außen und innen und vor allem eine mächtige Erstarkung des Rechte schutzes. Authari stellte im Innern seines Reiches schnell vollkommene Ordnung her; der aufrührerische Herzog Droktulf in Brescella, der sich mit den Kaiserlichen verbündet hatte, wurde samt diesen besiegt, mit dem Exarchen Smaragdus, des Longinus Nachfolger, ein dreijähriger Friede geschlossen. Ein Angriff des austrasischen Frankenkönigs Childebert, des Sohnes Sigiberts, mißlang vollständig. Ein römischer Befehlshaber Namens Franc io, der sich nicht weniger als zwanzig Jahre lang auf einer befestigten Insel im Comersee gegen die Langobarden gehalten hatte, wurde zur Übergabe gezwungen. Die Rechts- und Besitzverhältnisse, namentlich zwischen Langobarden und Römern, ließ Authari endgültig feststellen ; die Kriegsunruhen dauerten nur in den Herzogtümern, welche an feindliches Gebiet grenzten, fort, doch auch nicht ohne Unterbrechungen durch wiederholte Waffenstillstände. 2m Innern herrschte Friede und Ordnung; Oberitalien blühte unter der segensreichen Herrschaft Autharis wieder herrlich auf. Zum Schutze des Landes verwandte er große Sorgfalt auf Anlage und Wiederherstellung von Befestigungen. Auch durch Anknüpfung verwandtschaftlicher Beziehungen suchte er Ansehen und Sicherheit des Reiches zu erhöhen. Der kluge Authari warb zuerst um Childeberts, des Frankenkönigs, Schwester Chlodoswinda. Sie ward ihm auch zugesagt; kurz darauf aber nahm Childebert sein Wort zurück und gab das Mädchen dem inzwischen katholisch gewordenen Westgotenkönig Rekared znr Frau. Die Folge davon war, daß es zu einem neuen Krieg zwischen Langobarden und Franken kam, in dem diese von Authari völlig geschlagen wurden. Nun that der König einen Schritt, der, wie sich später zeigen wird, der folgenreichste für sein Volk war und zugleich für den staatsmännischen Scharfblick Autharis klares Zeugnis ablegt. Indem er die Unzuverlässigkeit der von Byzanz bestochenen Franken erkannte, wendete er sich dem Volke zu, das den Langobarden gleichsam von der Natur selbst als Bundes- 4*

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 268

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
268 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Kirche gingen Franken und Welsche zu einer allgemeinen Christenheit auf; diese Gemeinschaft war es vor allen, die später in den Zeiten der äußersten Not das Reich zusammenhielt. Aber in den neuen westlichen Gebieten (Neustrien) siegte, wie es nicht anders sein konnte, das romanische Element, während die östlichen und das innere Deutschland (Austrasien) germanisch und vorläufig zum größeren Teil auch heidnisch blieben. In Gallien galten die Franken, bis sie sich den Romanen angeähnelt hatten, nach wie vor als Barbaren, während es andrerseits in Deutschland noch jahrhundertelang am Bewußtsein einer nationalen Gemeinschaft fehlte. Vielleicht also hätte sich das neue Königtum am besten auf Gallien und die natürlichen Grenzen des Landes beschränkt. Dann aber wäre es zu keiner Verbindung römischen und deutschen Lebens auf christlichem Boden gekommen, alle Kämpfe seit den Kimbern- und Teutonenkriegen wären vergeblich gewesen, und die Gründung eines späteren deutschen Reichs, von dem zunächst allein eine weitere Ausbreitung des Christentums — nach Osten und Norden — ausgehen konnte, wäre unmöglich geworden. Gerade die Verbindung mit den deutschen Stämmen war für diese selbst wie für das junge fränkische Reich unentbehrlich: von dort zog es fort und fort neue Kraft und verjüngte sich immer wieder, so oft es in den inneren Parteikämpfen zu erliegen drohte, während die deutschen Stämme nur von dem fränkischen Könige wirksamen Schutz gegen äußere Feinde und Sicherheit für ihr nationales Bestehen erhielten. Der Gegensatz des römischen und germanischen Volkstums blieb also eine ungelöste Frage. Niemand konnte wissen, wie er sich später heben würde, ob — wie es lange den Anschein hatte — durch Verschmelzung zu einem germanisch-romanischen Mischvolk, etwa ähnlich wie es später in England geschah, oder durch Auflösung und Trennung des Reichs in nationale Staaten, wozu schon seit dem siebenten Jahrhundert Versuche gemacht wurden." 6. Chlodolmchs Söhne hm zum Tode Theuderichs. (Von 511 bis 533.) Ehlodowech hinterließ außer einer Tochter Chlothilde, die später mit dem Westgotenkönig Amalarich vermählt wurde, vier Söhne: Theuderich (bis 533), Chlodomer (bis 524), Childebert (bis 5o8) und Chlothar (bis 561). Diese, von denen nur Theuderich, der älteste und bedeutendste, nicht von der Königin Chlothilde geboren war, teilten nach altdeutschem Brauch und Recht das Reich als ein Erbgut unter sich und zwar so, daß man der Hauptsache nach die alten Stammlande wie die großen Eroberungen beisammen ließ: Theuderich erhielt den größten Teil,

4. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 272

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
272 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. kam zu einer heißen, blutigen Schlacht, in der auf beiden Seiten mit der größten Tapferkeit gefochten wurde. Drei Tage hintereinander soll gekämpft worden sein; endlich aber flohen die Thüringe. Die siegreichen Franken folgten ihnen bis nach Ohrum an der Ocker, wo Hermanfried zum zweiten Male geschlagen wurde. Aber auch die Franken hatten ungeheure Verluste erlitten, so daß sie den Kampf nicht eher fortzusetzen wagten, als bis jenes Hilfsheer der Sachsen eintraf, denen Theuderich dafür das nördliche Thüringen bis zur Mündung der Unstrut in die Saale als Beuteanteil versprach. Mittlerweile aber war es Hermanfried gelungen, ein neues Heer zu fammeln, mit dem er den herannahenden Feind am Ufer der Unstrut bei Burg Scheidungen erwartete. Um sich den Sieg zu erleichtern, soll er sich, wie Gregor behauptet, einer Kriegslist bedient haben. Auf dem Felde nämlich, wo der Kampf entschieden werden mußte, gruben die Thüringe Gruben, die sie oben mit Rasen belegten, so daß es eine gleiche Fläche zu sein schien. Als nun die fränkischen Reiter heransprengten, stürzten viele in diese Löcher; dadurch entstand Verwirrung, und der Angriff wurde gelähmt. Doch bald war der Schade wieder gut gemacht; man drang vorsichtiger vor und vermied die gefährlichen Gruben. Eine Schlacht begann, die — nach der Volkssage zu urteilen, die sich darüber bildete — furchtbar gewesen sein muß. Die Thüringe erlitten, hauptsächlich wohl durch das Eingreisen der tapfern Sachsen, eine vollständige Niederlage, ihre Burg Scheidungen wurde erstürmt. Die Unstrut soll durch die Menge der Leichen in ihrem Laufe gestaut worden sein, so daß die Franken über die Erschlagenen wie über eine Brücke auf das jenseitige Ufer zogen. König Hermanfried rettete sich durch die Flucht. Inzwischen Hatte auch Chlothar im südlichen Thüringen mit Glück gekämpft; er war bis an die Naab vorgedrungen und Hatte in der Nähe von Regensburg die mit den Thüringen verbündeten Heruler und Warnen geschlagen. Radegunde, die Tochter Berthars, führte er als Gefangene mit sich fort und nahm sie später zum Weibe. Nachmals freilich, als Chlothar ungerechterweise ihren Bruder ermorden ließ, wandte sie sich dem Dienste Gottes zu, erbaute ein Kloster in Poitiers und wurde Nonne des heiligen Medardus. Mit Theuderich geriet Chlothar bald in Streit, vermutlich über die Teilung der Beute. Noch weilten beide in Thüringen, als Theuderich beschloß, den Bruder zu töten. Er hielt, nach Gregors Bericht, im Geheimen bewaffnete Männer in Bereitschaft und ließ Chlothar zu sich einladen, gleich als ob er etwas im Vertrauen mit ihm verhandeln wollte. In dem Gemach aber, wo sie miteinander reden wollten, ließ er einen Vorhang ausspannen von einer Wand zur andern und hinter demselben die Bewaffneten aufstellen. Der Vorhang war jedoch zu kurz, so daß die

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 224

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
224 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. der Fall war; er griff aber auch sonst vielfach schützend, leitend und ergänzend ein. Jedem Volksgenossen versprach und gewährte er Schutz gegen Unrecht, entweder durch die von ihm ernannten Beamten oder in eigener Person; nur dem, der sich dem Gesetze nicht fügte, versagte er seinen Königsschutz. An ihn konnte vor der Entscheidung des Volksgerichts Berufung eingelegt werden. Die Verbindung mit dem Könige verlieh höheres Recht; wer sich in seinem Gefolge befand*) oder von ihm ein Amt empfangen hatte, genoß eines höheren Wergeldes. Unter den Königsbeamten ragen besonders die Grafen, d. H. die Vorsteher der Gaue, hervor. Der Graf (garafio) ist durch ein dreifaches Wergeld ausgezeichnet; er kann dem Urteile des Volksgerichts durch Beitreibung der Buße Nachdruck verschaffen, er erhebt das Friedensgeld, das dem Könige von jeder Buße zukommt, hat aber anfangs an der Leitung des Gerichts keinen Anteil; er ist ursprünglich kein richterlicher, sondern der höchste Verwaltungsbeamte des Gaues. Unterbeamte des Grasen sind die drei „Sakebarone", die für jeden einzelnen Gerichtssprengel oder eine „Hundertschaft"**) bestellt sind und innerhalb einer solchen Bußzahlungen für den König eintreiben. Dem Sakebaro steht als ein vom Volk erwählter Beamter der „Thnngin" oder „Centenarius", der die Leitung und den Vorsitz im Gericht innerhalb einer Hundertschaft (centena) hat. Uber das Strafrecht der salischen Franken unterrichtet uns das altertümlichste deutsche Rechtsbuch, die berühmte Lex salic a, deren ältester Text ans 65 Titeln d. h. Abschnitten bestehend, wahrscheinlich erst unter Chlodowech nach der Reichsgründung verfaßt, die aber ihrer Grundlage nach in eine weit ältere Entstehungszeit zurückreicht; denn bei den Satzungen, durch die sie zustande kam, war lediglich das alte Gewohnheitsrecht maßgebend; Aufzeichnungen älterer Weistümer***) wurden benutzt, teilweise auch unverändert hereingenommen; von Einwirkung des römischen Rechtes zeigt sich keine Spur. In einem Prologe, der dem Gesetzbuch vorausgeht, heißt es unter andern: „Das auswähltet) unlängst zum katholischen Glauben bekehrte Volk der Franken hat, als es noch im Heidentum befangen war, feiner Art gemäß nach Recht und Gerechtigkeit verlangend, das salische Gesetz durch die Vornehmsten des Volkes, welche damals seine Lenker waren (es sind die Thungine gemeint), versaßt; aus *) In truste dominica, daher antrustio s. v. w. königlicher Gefolgsmann. **) Dies Wort ist also nicht mehr gleichbedeutend mit Gau, sondern es bezeichnet bei den Franken eine Unterabteilung, einen Bezirk des Gaues, so auch bei den Alamannen und später bei den Angelsachsen; dagegen kennen die übrigen deutschen Stämme den Hundertschaftsbezirk nicht. ***) Vgl. Band 1, S. 71. t) Hier folgen die oben T. 195 mitgeteilten rühmenden Beiwörter.

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 244

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
244 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. über die östlichen deutschen Länder war, weil er die Verbindung mit der deutschen Heimat festigte und das deutsche Element im Reiche verstärkte, und weil durch ihn zugleich die römischen Unterthanen in den neuunterworfenen und den westlich darangrenzenden Gegenden Galliens besser als zur Zeit des römischen Reiches selbst gegen feindliche Gewaltthaten geschützt wurden, so war doch die wichtigste Folge des Sieges der Übertritt Chlodo-wechs zum katholischen Christentum. Das Heidentum hatte in Gallien keine Zukunft mehr, das mußte der König fühlen: der Christengott hatte sich ihm als der stärkere bewährt; an den katholischen Einwohnern seines Reiches, insbesondere den Bischöfen, mit denen er häufig in Berührung kam, bewunderte er vieles, was seinen Franken fehlte, Reichtum, Bildung, geistige Macht; er hörte viel von Wunderthaten, die der Gott der Christen durch seinen Sohn verrichtet hatte, und auch von solchen, welche auserwählte Lieblinge dieses Gottes verrichteten; die ganze große römische Welt betete zu diesem Gott und beugte vor ihm die Knie, selbst der reiche, glänzende Kaiser im fernen Byzanz; sogar viele germanische Fürsten, und zwar die mächtigsten, waren Christen, freilich bekannten diese nicht den ganz richtigen Glauben, aber sie standen doch dem großen wunderbaren Gott unendlich viel näher als er, der Heide. Lange hatte sich sein Stolz dagegen gesträubt, seine Götter zu verlassen, von denen er selbst sein Geschlecht herleitete, und einem Gott zu dienen, der in Knechtsgestalt, also als ein Unfreier, auf Erden gewandelt war. Aber nach der Alamannenschlacht zauderte er nicht länger, ein Christ zu werden, und zwar selbstverständlich nach dem Bekenntnis seiner Gattin und seiner römischen Unterthanen.*) So ließ denn nach Chlodowechs Heimkehr die Königin Chlothilde heimlich den Bischof von Reims, den heiligen Remigius, rufen und bat ihn, er möchte die Botschaft des Heils dem Könige zu Herzen führen. Er unterrichtete ihn *) Der Arianismus hatte sich überlebt und war in Chlodowechs Reich noch fast gar nicht vertreten. „Bei den Burguuden bereitete sich schon die Zeit vor, daß sie übertraten, und nach und nach sind denn auch die andern Völker gefolgt; Chlodowechs Gemahlin selbst gehörte zu denjenigen Burgunden, die bereits den Katholicismus angenommen hatten. Endlich trieb den Chlodowech dazu, Katholik zu werden, auch die Erwägung, daß die Römer in den Reichen der Burgunden und Goten gegen die arianischen Könige beständig rebellierten. Chlodoweck wollte diesen Streit vermeiden, und weiter dachte er bereits der kommenden Kämpfe mit diesen arianischen Reichen. Vor seiner kampfbegierigen Seele standen schon die Bilder neuer Schlachten und neuer Siege. Die Burgunder: wollte er zu Bodm treten und die Westgoten; ganz Gallien sollte ihm gehorchen. Bei diesen Kämpfen mußte ihm der neue Gott helfen, das war selbstverständich, das war des Gottes eigener Vorteil. Und zunächst wollte er so die Römer gewinnen in jenen Reichen. Ward er Christ, so wollte er der Führer der siegreichen Partei werden unter den Christen. Und er hatte den sichern Instinkt des Staatsmannes auch auf diesem ihm bisher fremden Gebiete." Kaufmann, Deutsche Geschichte 2, 61.

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 172

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
172 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. schon früher erlegen fein, wäre nicht feit dem Beginn der Kriege mit jenen unablässig germanisches Blut in den alternden Körper des Reiches eingeflossen; „die Gründung und Ausbreitung germanischer Staaten auf römischer Erde würde ganz anders ausgefallen fein, wäre ihr nicht eine allmähliche Germanisierung des römischen Staates und Heeres vorangegangen." Einzelne deutsche Stämme am Rhein waren ins Reich aufgenommen, so die Triboker. Nemeter und Wangionen schon zu Cäsars Zeit, wenig später die Ubier und — gezwungenerweise — die Sn-gambern; auch die Bataver und ein Teil der Friesen erkannten die römische Oberhoheit an. Germanische Sklaven füllten feit den Kimbernkriegen Italien und die Provinzen; feit dem Markomannenkriege bearbeiteten Tausende von Kolonen — freie, aber abgabepflichtige und an die Scholle gebundene Bauern — die weiten, menschenleeren Besitzungen der reichen Grundherren in den nördlichen Provinzen. Und auch diese Kolonen ergänzten — nicht nur den römischen Bauernstand — sondern auch das Heer; denn die Grundherren waren verpflichtet, ihre Kolonen als Rekruten zu stellen. Bald bildeten ausgehobene Kolonen den Kern der Legionen, mit denen das Reich die Schlachten der Völkerwanderung schlug. Zu den Kolonen kommen seit dem Ausgang des dritten Jahrhunderts die Laten, geschlossene Haufen von überrheinifchen Germanen und deren Nachkommen, die — unabhängiger als die Kolonen — doch nicht freizügig find und für die öffentlichen Ländereien, die sie zur Bewirtschaftung erhalten, Kriegsdienste leisten. Sie und die Kolonen stellten die Truppen, die zum Schutze der Grenzländer dienten. Und da es römische Sitte war, Grenzländereien ausgedienten Soldaten zu verleihen, ja die Vererbung solcher Grundstücke an die Übernahme des Grenzdienstes zu knüpfen, so entstanden allmählich erbliche Grenzsoldaten, die zugleich Grenzbauern waren; mit andern Worten: die dort angesiedelten Männer hatten zugleich das Grenzland zu bebauen und die Grenze zu verteidigen. Da nun die Zahl der Germanen im römischen Heere immer stieg und damit zugleich die Zahl germanischer Grenzsoldaten, so wurde durch sie die Germanisierung der römischen Grenzgebiete bedeutend gefördert. Wir haben ferner gesehen, wie die Kaiser genötigt waren, ganze Germanenstämme, wie die Westgoten und Burgunden, innerhalb der Reichsgrenzen aufzunehmen, die zwar die kaiserliche Oberhoheit anerkannten, aber doch unter heimischen Fürsten in ihrem nationalen Verbände blieben und als Föderalen (Verbündete) bezeichnet wurden. Die Kriegerscharen, die sie dem Kaiser stellten, gehörten nicht zum ständigen Heere, sondern konnten nur, so lange man sie brauchte, in Dienst genommen werden. Wie sehr mußte dies zur Auslösung der innern Reichseinheit beitragen! Aber auch unabhängig von der Ansiedlung Deutscher auf römischem Boden, vollzog sich die Germanisierung des römischen Heeres;

8. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 173

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 178 schon bei Pharsalus erfochten Germanen den Sieg für Cäsar, der aus ihnen eine nach deutscher Art aus Fußvolk und Reiterei gemischte Truppe gebildet hatte. Auch in die Legionen fanden sie Aufnahme und wurden deshalb, weil die Legionen nur aus römischen Bürgern bestehen durften, von den Feldherren mit dem Bürgerrechte begabt. Die römischen Kaiser bildeten ihre Leibwachen hauptsächlich aus Germanen, und als diese Hoftruppen eine entscheidende Macht im Reiche geworden waren, schwangen sich oft Germanen, die ihnen angehört hatten, zu den einflußreichsten Staatsämtern empor. - Konstantin der Große, der besonders durch germanische Unterstützung zur Alleinherrschaft gelangt war, beförderte mit Vorliebe Germanen in Heer und Staat. Germanische Sitte drang in das römische Heer ein: wenn römische Truppen den Julian und Valentinian den Ersten auf den Schild heben wie die Deutschen ihre Könige, oder wenn ein römisches Heer in einer Schlacht gegen die Westgoten im Jahre 377 den „Barditns", den germanischen Schlachtgesang, anstimmt, so erklärt sich dies nur daraus, daß jene römischen Soldaten selber Deutsche waren. Das letzte Jahrhundert der römischen Geschichte darf man geradezu als das Jahrhundert der Germanenherrschaft bezeichnen; denn Germanen sind es, die thatsächlich Heer und Staat regieren; man denke an Stilicho, Rikimer, Gundobad, Aspar und andere H errsch er und Staatsmänner germanischer Abkunft, von denen im zweiten Bande dieser „Bilder" erzählt worden ist. So kam zwar neue Kraft und neues Leben durch die Germanen in das römische Reich, aber dieses fremde Element half zugleich das Reich von innen heraus auflösen. Germanische Söldnertruppen waren es ja, die schließlich unter Odowakar den letzten im Westreiche anerkannten Kaiser, den Knaben Romulus, vom Throne stießen. Krieg war die Hauptleidenschaft des Germanen, und darum ging er gern in die Dienste des Reiches, wo er seine Leidenschaft irrt höchsten Maße befriedigen konnte; aber seine Nationalität und seinen heimischen Glauben gab er deshalb nicht auf, und so brachte die Krafterhöhung, die durch die Germanen dem Reiche mitgeteilt wurde, doch auch wieder ein Element der Zersetzung in den Staat, und was sie heute als Freunde im römischen Heere gelernt hatten, das konnten sie morgen als Feinde gegen dasselbe gebrauchen. Die Römer selbst waren sich dieser geheimen Gefahr bewußt; das ergiebt sich daraus, daß sie mit kaltem Borbedacht germanische Truppen regelmäßig zuerst den feindlichen Lanzen entgegen schickten; man freute sich nicht nur über die Er^ folge der Tapfern, sondern auch über ihre Verluste. Aber das Germanentum war nicht die einzige Macht, die das römische Wesen zugleich verjüngte und zersetzte; neues Leben und neuer Zersetzungskeim drang noch von einer andern Seite herein in die antike Kulturwelt; das Christentum, dessen Bekenner sich fortwährend vermehrten, war

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 175

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Rückblick und Vorschau, zugleich Einleitung in die fränkische Geschichte. 175 worden war, dauerte es doch noch fast hundert Jahre, bis der Arianismus in beiden Reichshälften völlig überwunden wurde. Und was das Schlimmste war, diejenigen germanischen Stämme, welche mit dem römischen Reich zuerst in Berührung gekommen waren, vor allen die Goten und die Wandalen. hatten das Christentum in der arianischen Form, also in der Form erhallen, die im römischen Reiche nun gerade als Irrlehre verworfen wurde. Daß die Germanen an der einmal angenommenen Lehre, die ihnen zur heimischen geworden war, festhielten, dies mußte die Spannung zwischen Römern und Germanen noch erheblich steigern. Und in der That hat nichts die Verschmelzung zwischen Romanen und Germanen mehr auf* gehalten, als der religiöse Zwiespalt zwischen beiden. c) Sraarengründungen der (Dftgcrmancti auf römischem Boden. Trotz all dieser Gefahren, die dem antiken Staate drohten, war er doch so meisterlich gefügt, daß er sich noch Jahrhunderte hätte halten können, wenn nicht gewaltsame Erschütterungen von außen eingetreten, die seinen Sturz beschleunigten, und diese brachte der Einfall der Hunnen in Europa hervor, durch welchen zuerst die Ostgermanen gegen das römische Reich gedrängt wurden. Schon lange hatten die Völkerschaften der gotisch-wanda-tischen Gruppe ihren ursprünglichen Sitz in Nordostdeutschland verlassen. Viele der kleineren unter ihnen, wie die Rugier, Skiren, Heruler und Gepiden sollten in dem nun beginnenden Sturm der Völkerwanderung verschwinden, ohne dem römischen Reich wesentliche Gefahr zu bringen; andere, wie die Wandalen, die West- und Ostgoten und die ebenfalls zu den Ostgermanen gehörigen Burgunden gründeten die ersten germanischen Staaten auf römischem Grund. Zunächst drohte dem Reiche von den Goten Verderben. Diese waren zu Ansang des dritten Jahrhunderts am Schwarzen Meere angelangt und erfüllten bald die östlichen Teile des Reiches mit Schrecken. Aber Aurelian gab ihnen Dacien preis, Konstantin schloß ein Bündnis mit ihnen ab; es schien, als sollten ans den gefährlichen Feinden friedliche Nachbarn des Reiches werden, zumal sie sich als menschlich und bildsam bewiesen wie kaum ein andrer Germanenstamm. Da traf sie der ungeheure Anprall der Hunnen, die sich im Bunde mit den überwundenen Alanen um 374 zunächst aus die Ostgoten stürzten. Das Reich des hundertjährigen Ermanarich zersplitterte von der Gewalt des unerwarteten Stoßes; die Ostgoten unterwarfen sich der mongolischen Oberhoheit. Die Westgoten aber wichen zum größten Teile nach Süden aus, gingen über die Donau und vernichteten, durch die Unmenschlichkeit römischer Statthalter zur Gegenwehr gezwungen, 378 ein römisches Heer

10. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 201

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Anfänge der fränkischen Geschichte. *201 ferner und Sunno die Franken in die Provinz Germanien ein; sie rissen den Grenzwall nieder, töteten viele Menschen, verheerten die fruchtbaren Gegenden und verbreiteten auch in Köln Furcht und Schrecken. Als dies zu Trier bekannt wurde, sammelten die Kriegsobersten Nanninus und Ouiutinus, denen Maximus seinen jungen Sohn Viktor und die Verteidigung der Provinz anvertraut hatte, ihr Heer und zogen nach Köln. Inzwischen kehrten die Feinde mit großer Beute, nachdem sie die reichsten Gegenden der Provinz verheert hatten, wieder über den Rhein zurück, ließen jedoch einen Teil ihrer Mannschaft auf römischem Boden zurück, um diesen abermals zu verwüsten (richtiger wohl: um ihn zu besiedeln). Mit den Zurückgebliebenen ließen sich daraus die Römer zu gelegener Zeit in einen Kampf ein und töteten viele Franken im Kohlenwalde.*) Als sie aber in der Hitze des Siegerstolzes darüber berieten, ob man nicht in das (überrheinische) Frankenland selbst einrücken solle, war Nanninus dagegen,' weil er wohl wußte, daß die Feinde nicht unvorbereitet und in ihrem eigenen Lande ihnen ohne Zweifel überlegen fein würden. Da jedoch Cuintinus und die anderen im Heere nicht dieser Ansicht waren, so ging Nanninus nach Mainz zurück, Quintinus aber mit dem Heere zog bei der Feste Neuß über den Rhein, und als er zwei Tagemärsche vom Flusse (zwischen Ruhr und Wupper) entfernt war, stieß er aus Häuser und große Dörfer, die aber von ihren Bewohnern verlassen waren. Denn die Franken hatten (nach altgermanischer Weise!), scheinbar, als ob sie einen Zusammenstoß mit dem Feinde fürchteten, sich tief in das Waldgebirge zurückgezogen und am äußersten Rande der Wälder Verhaue angelegt. Da steckten nun die Soldaten alle Häuser in Brand, indem ihre feige Thorheit es für einen hohen Siegesruhm hielt gegen Gebäude zu wüten, und brachten dann die Nacht voll Furcht unter den Waffen zu. Bei Tagesanbruch aber zogen sie unter Anführung des Cuintinus in das Waldgebirge und gerieten ungefähr um Mittag auf Irrwege, so daß sie ohne Ordnung überall umherschweiften. Endlich, als sie alles von gewaltigem Dickicht ringsum dicht umschlossen fanden, wollten sie sich in die sumpfigen Ebenen, die unmittelbar an die Wälder stießen, hinabziehen; da aber zeigten sich ihnen hier und da Feinde, die zusammen hinter Baumstämmen oder Verhauen stehend, von dort gleichwie von Turmzinnen Pfeile in solcher Masse absandten, als kämen sie ans Wurfmafchinen; die Pfeile aber waren *) So wurde der Teil des Ardennerwaldes genannt, der sich von der Sainbre in der Gegend von Thuin nordwestlich bis gegen Die Schelde erstreckte. Hier war in der folgenden Zeit die Grenze der salischen und ripuarischen Franken. S. Giese^ brecht a. a. O.
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TM Hauptwörter (200)200

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