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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 110

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
110 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. ein trefflich Heldenstück. Wie er nämlich vom Pferde geworfen war und ihm ein Slave, der sich augenblicklich auf ihn stürzte, die Hände mit Stricken gebunden hatte, wand er noch mit gefesfelten Händen dem Slaven den Speer aus der Rechten, durchbohrte ihn damit und rollte sich dann gebunden, wie er war, den steilen Berg hinunter, und so entkam er. Nach Ferdulss Untergang setzte Aripert den Korvulus als Herzog in Friaul ein, entkleidete ihn aber bald darauf wegen einer Beleidigung wieder dieser Würde und ließ ihn blenden. Hierauf aber erhielt ein verständiger und würdiger Mann Namens Pemmo das Herzogtum, der dem Lande vielen Segen brachte. Seine Gemahlin hieß Rat perga, ein bescheidenes Weib, aber von bäurischem Aussehen. Diese bat öfters ihren Gatten, er möge sie verstoßen und sich ein anderes Weib suchen, das einem so mächtigen Herrn besser als Gemahlin anstehe. Aber er, ein verständiger Mann, sagte, ihr demütiges und ehrerbietiges Benehmen und ihre Sittsanikeit gefalle ihm mehr als Schönheit des Leibes. Mit dieser Frau zeugte Pemmo drei Söhne, Ratchis, Ratchait und Ahistulf, lauter treffliche Männer, welche durch ihre Geburt die Niedrigkeit der Mutter zu Ehren brachten und von denen zwei die Krone der Langobarden getragen haben. Herzog Pemmo war es auch, der die Söhne all der Edlen, die in jener Schlacht gegen die Slaven gefallen waren, zu sich nahm und sie mit seinen eigenen Söhnen erziehen ließ, als wären sie sein Fleisch und Blut. Ein Ereignis, das an jenen Kampf anknüpft, sei sogleich an dieser Stelle noch erwähnt, obwohl es nicht mehr unter die Regierung Ariperts, sondern unter die Liutprands fällt. Etwa zwanzig Jahre nach dem Unglückstage, wo Ferdulfs und Argaits Hader so großes Leid über die Frianler brachte, sielen die Slaven abermals und zwar in ungeheurer Anzahl in Friaul ein. Der alte Herzog Pemmo aber überraschte die Sorglosen und richtete ein furchtbares Blutbad unter ihnen an, während auf Seite der Langobarden nur ein einziger Mann, ein hochbetagter Greis Namens Sigwald, ums Leben gekommen sein soll. Dieser hatte in der Schlacht, wo Herzog Ferdulf fiel, zwei Söhne verloren. Seitdem fühlte er nur einen Wunsch, für den Tod seiner Kinder an den Slaven Rache zu nehmen. Zweimal schon hatte er auf kühnen Streifzügen in das Land der Feinde feinen Zorn gekühlt, und auch jetzt eilte er allen andern voran in den Kampf; „denn," sagte er zu denen, die ihn seines hohen Alters wegen zurückhalten wollten, „nun habe ich den Mord meiner Söhne genugsam gerächt und brauche nicht länger zu leben. Freudig will ich den Tod begrüßen, wann und wo er mich trifft." Und ihm geschah, wie er gewünscht hatte; von allen Langobarden war er der einzige, der in dieser Schlacht fiel. — König Aripert suchte seine Frömmigkeit dadurch zu beweisen, daß er dem päpstlichen Stuhl zu Rom die alten Kirchengüter im ligurischen Apennin

3. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 230

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
280 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. solche nicht vorhanden, dann folgt im Erbe die Mutterschwester. Und weiter folgt der als Erbe, der dann der nächste Blutsverwandte ist. Vom Grund und Boden aber erbt kein weibliches Wesen; dieser gehört stets nur einem Manne zu und geht (wenn keine Söhne vorhanden sind) an die Brüder über." Man erkennt daraus, daß nun doch schon gewisse weibliche Verwandte, nämlich Mutter, Schwestern und Mutterschwester (nicht aber Töchter) erbberechtigt waren, wenn auch nur an beweglicher Habe; denn aller Grundbesitz blieb in männlichen Händen, „weil auf ihm die Stellung in der Gemeinde beruhte, die Teilnahme an ihren Rechten und Pflichten." Zum Schluß mögen noch einige Strafbestimmungen über verschiedene Vergehen angeführt werden. Wenn jemand einen andern einen unkeuschen Lüstling nennt, muß er es mit fünfzehn Schillingen büßen. Wer einen andern einen Fuchs oder Hasen schimpft, der wird mit drei Schillingen gebüßt; ebenso wer einem andern vorwirft, er habe seinen Schild weggeworfen, und den Beweis dafür schuldig bleibt. Mit fünfzehn Schillingen wird bestraft, wer einen andern einen Angeber oder Fälscher schilt, ohne es beweisen zu können. Wenn jemand einen andern einen Hexenknecht oder eine Frau öffentlich eine Hexe schimpft und den Beweis dafür schuldig bleibt, so wird er in jenem Fall zu dreiundsechzig Schillingen, in diesem zu der dreifachen Buße verurteilt. Der Diebstahl eines säugenden Schweines wird wie der einer Gans, eines Schäferhundes, eines saugenden Kalbes, eines jährigen Widders ober dreier Ziegen mit drei Schillingen gebüßt; wer ein jähriges Rind stiehlt, bezahlt fünfzehn Schillinge; dagegen das Dreifache, wer den Stier stiehlt, der die Herde führt und nie im Joch gewesen ist. Ebenso ist der Diebstahl eines Bienenkorbes und der eines Zuchthengstes mit einer Strassumme von fünfundvierzig Schillingen bedroht. Man darf aber nicht etwa glauben, diese hohen Bußgelder seien dem Schätzwerte der gestohlenen Gegenstände gleich; dann wären es ja keine Strafsummen, sondern Kaufgelder. In welchem Verhältnis etwa der Wert zur Strassumme stand, ergießt sich aus einer andern Stelle des Gesetzes, wo z. B. bestimmt ist, daß ein freier Franke, der außer dem Hause etwas stiehlt, das zwei Pfennige (Denare) wert ist, dafür sechshundert Pfennige ober fünfzehn Schillinge zahlen muß; stiehlt er bei einem Einbruch etwas im Werte von zwei Pfennigen, so büßt er es sogar mit dem hoppelten Strasgelb. Daß die Bußgelber meist nicht in Münze, sonbern in Gelbeswert bezahlt würden, ist bereits bemerkt worben. Der freie Räuber eines freigeborenen Mäbchens würde mit breiunb-fechzig Schillingen, der halbfreie mit dem ganzen Wergelb gebüßt; wenn ein freigeborenes Mäbchen einem Halbfreien freiwillig folgte, so verlor sie ihren Freienstanb; machte einer dem anbetn seine Braut abspenstig und vermählte sich mit ihr, so zahlte er breiunbsechzig Schillinge. Die gleiche

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 51

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 51 Helgoland führte von diesem den Namen Forsetisland. Dorr war ein Tempel mit einem dem Forfeti geweihten Brunnen. Alle Tiere in der Umgebung dieses Heiligtums waren un- verletzlich , und aus dem Brunnen durste nur schweigend Wasser geschöpft werden. Mit solcher Verehrung wurde das Heiligtum des Gottes, ja die ganze Insel betrachtet, daß nicht einmal Seeräuber es wagten, dort etwas zu entwenden. Der Tempel wurde später von den Christen zerstört, aber die alte Heiligkeit der Insel lebt noch heute in ihrem Namen fort; denn Helgoland bedeutet Heiligland. Den guten Göttern steht ein böser gegenüber, der schon genannte Loke, Balders Mörder. Er ist der Herr des zwar wohlthätigen, aber auch höchst verderblichen, tückischen Feuers, der Lohe. Von ihm wird folgendes berichtet. Als der schöne, aber böse Gott nach Balders Tode die Strafe und den Zorn der Götter fürchtete, floh er aus Asgart und versteckte sich, in einen Fisch verwandelt, ins Wasser. Aber Wodan. er- schaute ihn von seineni Hochsitz aus, und die Götter zogen aus, den Bösen zu sangen. Donar übernahm den Fischzug. Doch immer wieder wußte der Schlaue zu entschlüpfen, so oft Donar ihn zu haben meinte. Endlich bekam er ihn dicht hinter dem Kopf zu fassen und hielt ihn fest, worauf Loke seine eigentliche Gestalt wieder annehmen mußte. Und nun fesselten ihn die Götter und legten ihn gebunden über die scharfen Spitzen dreier Felsen. Da liegt er nun bis zum Weltende. Uber seinem Haupte hängt eine giftige Schlange, die ihren Geifer ihm ins Gesicht träufelt. Aber des Bösen ungleiches Weib, die edle Sigyn, steht in unerschütterlicher Treue neben dem Gefesselten und hält eine Schale unter den Rachen der Schlange, um das Gift aufzufangen. Freilick, wenn die Schale gefüllt ist, muß sie sie ausgießen, und wäh- rend dies geschieht, tropft der Geiser dem Unglücklichen ins Antlitz. Dann windet und reckt er sich vor Schmerz so un- gestüm, daß die Erde zittert, und dies nennen die Menschen ein Erdbeben. Als mütterliche Segenspenderinneu sorgen gütige Göttinnen treu und liebevoll um die Menschen. Sie haben sie gelehrt, 4*

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 59

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
9. Aus dem öffentlichen Leben zu Friedenszeiten. 59 menschlichen Leben ohne religiöse Gebräuche vor sich ging, haben wir früher schon hervorgehoben. Hier sei noch der feierlichen Umzüge gedacht, die beim Anlegen einer Waldlichtung, beim Bau eines Gehöftes, beim Abstecken der Grenzmarken nicht fehlen. In ernstem Zuge, Gebete singend, schritt, fuhr oder ritt man einher, besondre Gebräuche wurden dabei sorgfältig beobachtet. Mit der lebhaftesten Teilnahm,., mit Freude und Sorge, mit Spannung und Dankbarkeit begleiteten die Deutschen, diese Kinder des Urwaldes, das ganze Leben der Natur, deren geheimnisvolles Walten für sie so wichtig war und sie tag- täglich in unmittelbarer Nähe umgab. Wie freute man sich, wenn das Tageslicht zunahm, wenn die Vorboten des Früh- lings sich nahten! Wie unbehaglich mochte im Winter das Leben im dunklen Holzhaus oder gar im unterirdischen Tung sein! Der Aufenthalt im Freien mar das, wonach man sich sehnte. Mit innigem Dank gegen die guten Götter und Göttinnen, die nun wieder ins Land zogen, begrüßten unsre Ahnen die Rückkehr der Singvögel, die ersten Blumen, den ersten warmen Sonnenblick. Nein, sie waren nicht roh und blutdürstig, nur auf Kampf erpicht, sie empfanden auch tief und fein. Daß sie Geist und Gemüt besaßen, hat uns diese kurze Betrachtung ihres häuslichen Lebens und ihrer Religion gezeigt. Auch was wir noch von ihrem Leben im Staate und im Kriege zu berichten haben, wird dem nicht widersprechen. 9. Nus dem öffentlichen Leben ;u Frirdens- zriten. Die Zwanzig bis vierzig Haushaltungen eines Dorfes oder der in einer Gegend liegenden Einzelhöfe waren untereinander vielfach durch Bande des Blutes verbunden und bildeten daher große Familien im weitern Sinne. Ein solches Geschlecht wurde eine Sippe genannt. Ihre wehrhaften Männer standen im Heere wie in den Volksversammlungen zusammen. Der älteste und weiseste unter den Hausvätern übte über die Sippegenossen durch sein persönliches Ansehen eine Art Lei- tung aus. Mehrere solche Sippen, die Einwohner eines grö-

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 56

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
56 8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. und verschrumpft, aber es giebt auch Alben von holder Ge- statt. Zwergkönige regieren unter ihnen, vor allem Alberich, dessen Name „Albenkönig" bedeutet. Ungeheure Schätze halten die Zwerge in unterirdischen Höhlen verborgen und schmieden aus ihnen köstlichen Schmuck. Manche zeigen sich gutmütig und hülfreich gegen die Menschen, doch behalten sie vor diesen immer eine gewisse Scheu, weil die Menschen ihnen ihre Freundschaft oft mit Undank lohnen. Dann ziehen sich die Kleinen zürnend zurück, und bald merkt der Mensch ihren Zorn an dem mannigfachen Mißgeschick, das seinen Haushalt trifft. Auch sonst üben sie zuweilen Tücke gegen die Men- schen, indem sie ihnen z. B. nachts die Kinder aus den Wiegen stehlen und ihre garstigen „Wechselbälge" hineinlegen. Viele können sich unsichtbar machen oder ihre Gestalt verwandeln, besitzen die Gabe der Weissagung und verstehen sich auf die geheimen Kräfte heilender oder schädlicher Pflanzen und Steine. Auch die Kobolde oder Heinzelmännchen gehören zu ihnen. Sie sind im ganzen gutartig, namentlich sorgen sie um das Wohl des Hauswesens und werden oft faulen Knechten und Mägden empfindlich. Leicht sind sie gekränkt. Dann verlassen sie das Haus auf Nimmerwiedersehen, und mit ihnen schwindet der Segen, den sie dem Haushalte brachten. In das Reich der Alben gehören endlich die Nixe oder Wassergeister. Die männlichen Nixe dachte man sich unschön, mit grünen Zähnen und behaartem Gesicht, die weiblichen Nixen dagegen von zau- berischer Schönheit. Um die stille, schwüle Mittagszeit steigen sie zuweilen aus der Flut, wiegen sich auf den Wellen und kämmen mit goldenem Kamme ihr langes, dunkles Haar. Unter dem Wasser haben sie prächtige Wohnungen, in denen sie ganz nach Menschenart wirtschaften und wohin sie zuweilen Sterbliche verlocken. Aus Verbindungen zwischen Göttern und Menschen ent- stehen die Helden, die mancherlei besitzen, was sie über die gewöhnliche Menschennatur erhebt. Sie sind von ungeheurer Körperkraft und hochragender, übermenschlicher Gestalt, aus ihren Augen leuchtet ein wunderbarer, göttlicher Glanz. Manche können fliegen, sich verwandeln, verschwinden oder be-

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 48

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
48 8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. Feinden der Götter und Menschen, die er eifrig verfolgt. Dann fährt er auf einem schweren, rollenden Wagen daher, welcher von riesigen Böcken, die blitzartig im Zickzack laufen, gezogen werden, in der Rechten hält er den zerschmetternden Hammer, vor dem die Riesen zittern und der nach jedem Wurfe von selbst in seine Hand zurückkehrt. Ehrfurchtsvoll läßt auch der Mensch Arbeit und Mahlzeit stehen, solange der gütige Gott blitzt und donnert. Dann aber, wenn der erquickende, befruchtende, reinigende Regen herniederströmt, dann eilt er hinaus, um seinem Wohlthäter freudig zu danken. So war Donar ein Gott des Ackerbaus und der Leute, welche die Feldarbeit bestellen, der Knechte. Auch die Grenzen, Wege und Brücken, waren ihm heilig, unter den Bäumen die Eiche, auch viele Berge, die daher den Namen Donnersberg oft noch heute führen, und unter den Tieren das Eich- hörnchen, weil es rasch und im Zickzack wir der Blitz springt und rotes Haar hat wie der lange Bart Donars. Von keinem Gotte wußten die Sieger so viele Thaten zu berichten wie von diesem; als tapfrer und gewaltig starker Bekämpfer aller schädlichen Mächte, besonders der Riesen und Ungeheuer, hatte er die wunderbarsten Abenteuer bestanden. Während Wodan von seinem Wolkensitz aus die Geschicke der Kämpfer lenkt, stürzt sich sein zweiter Sohn Ziu mitten ins wildeste Schlachtgewühl. Man dachte sich ihn einhändig, weil das Schwert nur mit einer Hand geführt wird. An seinen Namen erinnert noch der Dienstag, der ihm heilig war; denn dieses Wort ist aus Ziustag entstellt, und daher nennen die Schwaben noch heute den Dienstag Zischtig. Diesem grimmigen, harten Gotte, den die Sachsen Sachsnot d. h. Schwertgenoß nannten, steht der schönste, mildeste, fried- lichste gegenüber: Balder, der Lichtgott, auch ein Sohn Wodans, den ihm seine Gemahlin Frija oder Frigga geboren hatte. Diesen Gott dachte man sich merkwürdigerweise eigent- lich als einen Gestorbenen. Warum, das geht aus folgender schönen Sage hervor. Friedlich lebte der von allen geliebte Balder mit seiner treuen Gattin Nanna in seinem lichten Palaste. Da träumte ihm einst, sein Leben sei in Gefahr.

8. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 55

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
55 25. Die Wenden. Gestalt, Kleidung. Wohnung. Das Königreich Preußen ist entstanden aus einem kleinen Landstriche an der Elbe, Havel und Spree. Zur Zeit der Völkerwanderung ließen sich daselbst die Wenden nieder, ein slavischer Volksstamm. Sie waren von kleinem aber kräftigem Körperbau, hatten eine braungelbe Haut, dunkelbraunes Haar und dunkle feurige Augen in den breiten Gesichtern. Sie trugen lange, weite Ge- wänder aus grauer Leinwand, die mit Tierpelz besetzt waren. Die Wenden wohnten in Dörfern beisammen, welche von einem Ringwalle aus Erde und Rasen umgeben waren. Die Wohnungen waren niedrige, schmutzige Lehmhüten, deren Strohdächer fast auf die Erde hinabreichten. Beschäftigung. Die Wenden beschäftigten sich mit Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Sie gingen auch gern auf die Jagd und waren sehr kriegslustig. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, breite Messer und dicke Holzkeulen, welche sie so geschickt zu schleudern verstanden, daß sie die Stirn des Feindes fast immer tödlich trafen. Sitten. In jeder Familie hatte der Hausvater volle Gewalt über die ©einigen, sogar über Leben und Tod derselben. Die Frauen wurden wie Sklavinnen gehalten, sie mußten weben und den Acker bebauen. Wenn der Mann starb, so tötete sich die Frau entweder selbst, oder sie wurde bei lebendigem Leibe mit der Leiche des Mannes verbrannt. Schwächliche Kinder ließ man gleich nach der Geburt verhungern, und altersschwache Leute ließen sich von ihren Kindern töten. Doch läßt sich auch Gutes von den Wenden berichten. Die Tugend der Gastfreundschaft stand bei ihnen in Ehren. Wer einem Fremden die Thür wies, wurde vertrieben und feine Hütte samt allen Habseligkeiten verbrannt. — Ihre Häuser verschlossen sie nicht, da ein Diebstahl bei ihnen nie vorkam. Religion. Die Wenden beteten Götter an. Sie dachten sich zwei Hauptgötter, Belbog, den Gott des Lichts und Geber alles Guten, und Zernebog, den Gott der Finsternis und Urheber alles Bösen; außerdem hatten sie noch viele Untergötter. Sie schnitzten sich plumpe Götzenbilder aus Holz und brachten ihnen als Opfer Früchte und Tiere dar, zuweilen auch Kriegsgefangene. Vergleiche die wendische Religion mit der Religion der alten Deutschen!

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 163

1882 - Gütersloh
Wilhelm I. 163 Wilhelm sinnend still. Da fiel sein Auge auf des Kriegers Stammbuch (Album), in welchem derselbe vor dem Einschlafen noch gelesen hatte. Der Kaiser Wilhelm durchblätterte das Buch und schrieb dann mit Bleistift hinein: „Mein Sohn! Gedenke Deines treuen Königs!" Leife legte er das Album auf das Bett und ging hinaus. Als der Verwundete aus seinem Schlafe erwachte, blätterte er wieder in seinem Buche und er fand den Gruß seines Kaisers. Freudenthränen rannen über seine bleichen Wangen und schluchzend drückte er die geliebten Schriftzüge an seine Lippen und küßte sie. Einige Tage später besuchte Kaiser Wilhelm wieder das Lazarett. Sofort trat er an das Bett des Infanteristen. An dem wachsbleichen Gesicht des schwer getroffenen Kriegers erkannte er sofort, daß der Todesengel dem Braven nahe fei; er konnte ihm die Hand nicht mehr reichen, ihn nicht mehr freundlich trösten. Aber noch hatte sich die Seele nicht vom Leibe getrennt, durch die verglasten Augen warf sie ihren letzten Strahl in diese Welt und dieser Strahl traf den Kaiser und der Sterbende erkannte ihn. Noch einmal flackerte das schwindende Leben empor, die halb gebrochenen Augen belebten sich wieder und mit Aufbietung der letzten Kraft raffte der sterbende Krieger sich auf und rief: „Ja, Majestät! Ich werde Ihrer ewig gedenken! Auch dort oben!" Dann sank der Brave auf sein Lager zurück und er war tot. „Amen! Amen!" fagte der Kaiser leise und drückte dem jungen Helden die Augen zu, während Thränen seinen weißen Bart benetzten. Das war ein schöner, das war ein seliger Soldatentod! 13. An einem Abend des Jahres 1876 stand der Kaiser an dem Eckfenster, feinem Lieblingsplätzchen, im kaiserlichen Palais und sah sinnend auf die Menge, welche die Straße auf und ab wanderte. Da gewahrte er eine arme Frau, mit einem Säugling auf dem Arm und zwei kleinen Kindern, welche sich an dem alten Kleid der Mutter festhielten und sich so mühsam fortschleppten. 11*

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 110

1882 - Gütersloh
110 Die Königin Luise In dem Wetter ist ja auch der liebe Gott, der uns bewahren wird, und Dein Pater wird gewiß bald kommen und Dich abholen." Darauf meinte Hannchen: „Ich werde nun auch bald keinen Vater mehr haben, denn er muß immer so schnell vor dem Wagen Deiner Großmutter herlaufen, wovon ihm die Brust so weh thut, daß er wohl bald sterben wird." Wenn damals eine fürstliche Person aussuhr, so liefen „Läufer" vor ihrem Wagen her und machten die Straße frei, und ein solcher Läufer war Hannchens Vater. Als Luise die Besorgnisse ihrer kleinen Freundin vernahm, sagte sie: „Sei still, liebes Hannchen, ich will es der Großmutter sagen, sie ist so gut, sie wird niemand mehr vor ihrem Wagen herlaufen lasten." Am anderen Tage fuhr die Großmutter wirklich ohne Läufer aus, und Hannchens Vater wurde wieder gesund. Bald daraus erkrankte aber Hannchen an einer ansteckenden Krankheit, weshalb Luise sie nicht besuchen sollte. Hannchen bekam ein großes Verlangen nach ihrer Herzensfreundin. Als dies Luise hörte, ging sie zu Hannchen und las ihr aus einem Buche vor. Dies vernahm die Großmutter, und erschrocken fragte sie Luise: „Wo bist du gewesen?" „Verzeihe mir, gute Großmutter," sagte Luise, „ich war bei dem kranken Hannchen, das ja keine Mutter und keine Großmutter mehr hat. Sie hatte Sehnsucht nach mir und wäre gewiß gestorben, wenn ich nicht zu ihr gekommen wäre." Darauf sagte die Großmutter: „Ihre Krankheit ist aber ansteckend !" „Ich wußte, daß ich nicht krank werden würde," antwortete Luise, „weil Gott sah, daß ich etwas Gutes that." 3. Während der Krönungsfeier wohnte Luise mit ihrem Bruder -Georg bei der „Frau Rat," der Mutter des berühmten Dichters Goethe. Die Frau Rat, eine lebensfrische Frau, hatte die beiden Fürstenkinder von Herzen lieb. Auf mancherlei Weise suchte sie dieselben zu erfreuen, und ihnen den Aufenthalt in ihrem Hause angenehm zu machen. So bewirtete sie eines Tages die Prinzenfinder mit Specksalat und Eierkuchen. Diese Speise schmeckte
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