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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 119

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
König Liutprand. 119 Bitte Nachdruck geben. Aber auch Liutprand schickte Gesandte an den Frankenherrscher und enthüllte ihm das zweideutige Verfahren des Papstes. Karl war ganz in der Lage, den Zorn Liutprands gegen die Rebellen und ihren Bundesgenossen zu begreifen und konnte auch nicht wünschen, sich den mächtigen König zum Feinde zu machen. Deshalb blieb er neutral. Dennoch konnte (oder wollte?) Liutprand die ewige Stadt nicht erobern und zog 739 nach Pavia zurück. Von dort aus brach er in das Ravennatische ein und verwüstete das Land. Aber während des unterwarf sich Tranfa-muud mit kaiserlichen Truppen von Rom aus sein Herzogtum wieder und ermordete den Hilderich, so daß der König wieder genötigt war, Truppen gegen den rebellischen Herzog zu entsenden. Aus diesem Kampfe weiß Paulus Diakonus ein paar Einzelheiten zu berichten: Der König hatte einst dem Herzog Ratchis von Friaul und seinem Bruder Ahistulf mit den Frianlern die Nachhut anvertraut. Diese wurden von den Spole-tanern und Römern angefallen und einige von ihnen verwundet. Ein überaus tapferer Spoletauer rief den Ratchis mit Namen zum Kampfe auf und sprengte in voller Waffenrüstung auf ihn los. Ratchis aber warf ihn sofort vom Rosse, und als friaulifche Gefolgsmannen ihn umbringen wollten, ließ Ratchis nach seiner gewöhnlichen Milde ihn laufen; auf Händen und Füßen kriechend entkam der Spoletaner in den Wald. Aht< stulf wurde auf einer Brücke von zwei starken Spoletanern zugleich hinterrücks angefallen. Da schleuderte er den einen mit einem Stoß des um- gekehrten Speeres über die Brücke hinab, ging dann sogleich auf den andern los, tötete ihn und schickte ihn seinem Kameraden ins Wasser nach. Damals war eben Gregor der Dritte gestorben (741), und sein Nachfolger, der Grieche Zacharias, ein weltkluger Mann von milderem Gemüt, suchte Versöhnung mit dem Langobardenkönig. Dieser versprach ihm die vier dem römischen „Herzogtum" entrissenen Städte zum Ge^ schenk und erhielt für die Zusicherung Hülsstruppen gegen den aufrührerischen Transamund. Als der Empörer, der römischen Hülfe beraubt, vom Herannahen des Königs hörte, gab er jeden Widerstand auf, ritt dem Könige entgegen und überlieferte sich selbst in seine Hand. Liutprand steckte ihn in ein Kloster und übergab das Herzogtum dem bisherigen Herzog von Chiusi, Agiprand, seinem Verwandten. Dann kehrte er seine Waffen unverweilt gegen Benevent, wo ebenfalls der Aufruhr fein Haupt gegen den König erhoben hatte. Als hier der Herzog Gregor nach siebenjähriger Herrschaft eines gewaltsamen Todes gestorben war, hatten die Beneventaner sich selbst einen neuen Herzog mit Namen Godschalk erkoren, der sich ganz als unumschränkten Herrscher gebärdete. Aber als Liutprand gegen ihn heranrückte, floh Godschalk nach der Meeresküste, um im oströmischen Reiche eine Stätte zu finden, wurde indes, als er eben den Fuß aufs Schiff

3. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 87

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
11. Die Kimbern und Teutonen. 87 die Helden stand, bis auch sie der südlichen Sonnenhitze er- lagen. Denn die glühende Julisonne war heraufgestiegen und stand jetzt klar und versengend den Kimbern gerade gegenüber am Himmel. Da erlagen die nordischen Riesen der Glut und dem Staube. Ihre Kehlen verschmachteten, ihr Atem ward kurz, der Schweiß strömte ihnen vom Leibe. Zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen hielten sie sich die Schilde vor das Antlitz und machten sich so wehrlos gegen die Schwerter der Feinde. Die Krieger der vordersten Schlachtreihe hatten sich mit langen Ketten an den Gürteln zusammengebunden, um nicht auseinander gesprengt zu werden. Eine unglück- selige Maßregel; denn wenn einer in der Reihe fiel, so riß er seine Nebenmänner mit sich zu Boden, und viele wurden kampfunfähig. So wurde der größte und beste Teil der deutschen Streiter auf dem Schlachtfelde niedergehauen. Als aber die Sieger denen, die sich zur Flucht wandten, bis an die Wagenburg folgten, da boten sich ihren Augen tieferschütternde Auftritte dar, bei denen selbst die kalten Römer nicht unbewegt blieben. In schwarzen Gewändern standen die kimbrischen Frauen aus den Wagen und töteten die herankommendeu Flüchtlinge, ihre eignen Männer, Brüder oder Väter. Ihre unmündigen Kinder erwürgten diese Heldinnen mit eignen Händen oder schleuderten sie unter die Räder der Wagen und die Hufe der Zugtiere, damit sie nicht in die römische Knechtschaft fielen; dann gaben sie sich selber den Tod. Die Männer aber banden sich mit den Hälsen an die Hörner der Stiere oder stachelten diese bis zur Raserei und warfen sich dann unter die Hufe der wütend dahin- stürmenden Tiere. So wurden sie zu Tode gewürgt, geschleift oder zertreten. Trotz alledem wurden von den Römern über 60000 Gefangene gemacht; doppelt so viele sollen umgekommen sein. Unter den Toten befand sich außer vielen andern edlen Fürsten der löwenkühne König Bojorip, der in der Schlacht gefallen war. Als alle Menschen schon tot oder gefangen waren, verteidigten noch die riesigen Hunde der Kimbern wütend die Wagen ihrer lieben Herren, bis auch die treuen Tiere den römischen Schwertern erlagen.

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 146

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
146 19. Ermanarich und die Hunnen. zu schweifen ist ihre Lust; da ertragen sie, von Jugend aus daran gewöhnt, gern Frost, Hunger und Durst. Sie kleiden sich in leinene Gewänder und werfen darüber einen Pelz aus Fellen von Waldmäusen. Einen Unterschied zwischen Haus- und Staatskleidern kennen sie nicht, sondern sobald sie einmal ihr rohes, unscheinbares Leinengewand angelegt haben, legen sie es nicht wieder ab und wechseln es nicht eher, als bis es durch den täglichen Schmutz und Gebrauch zersault und ihnen schließlich in Lumpen vom Leibe herunter fällt. Eine unförm- liche, platte Lederkappe deckt ihren Kops. Die behaarten Beine umwickeln sie zuni Schutz mit Bocksfellen. Ihre Fußbekleidung ist so ungeschickt gearbeitet und so formlos, daß sie durch die- selbe im freien Gebrauch ihrer Füße gehindert werden. Des- halb sind sie auch zum Fußkampfe nicht geeignet, sondern er- scheinen mit ihren häßlichen, aber flinken und ausdauernden Pferden fast zusammengewachsen. Tag und Nacht bleiben sie auf ihren Pferden, kaufen ein und verkaufen, essen und trinken, ja schlafen sogar auf ihnen, indem sie sich mit dem Oberkörper auf ihren Hals beugen. Auch zu ihren Versammlungen und wenn überhaupt etwas Wichtiges zu beraten ist, kommen sie zu Pferde zusammen. Die strenge und geregelte Leitung eines Königs ist ihnen unbekannt. Sie stürzen sich vielmehr unter der Anführung ihrer Häuptlinge in wildem Durcheinander und in bunten Haufen mit einem schrecklich klingenden Kriegsgeschrei aus alles, was ihnen feindlich gegenüber steht. Fast immer sind sie die Angreifer. Behend, schnell und überraschend im Angriff, zerstreuen sie sich ebenso schnell und ergreifen scheinbar die Flucht, wenn sie Widerstand finden, um mit Ungestüm zurück- zukehren, und reiten dann, wenn die List gelingt, unter einem entsetzlichen Blutbade alles nieder. Befestigungen und ver- schanzte Lager greifen sie nicht an, und bei Plünderung der- selben hat man sie nie getroffen; denn um hier Erfolge zu er- zielen, sind sie zu roh und ungestüm. Nichts aber gleicht der Ge- wandtheit, mit der sie aus großer Ferne ihre nur mit spitzen Knochen versehenen und mit großer Geschicklichkeit und Berech- nung gearbeiteten Pfeile abschießen. Im Handgemenge kämpfen

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 291

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
37. Teja, der letzte König der Ostgoten. 291 aber fing alle Geschosse mit dem Schild auf, der ihn deckte. Oftmals sprang er blitzschnell vor und tötete viele Feinde. Und wenn sein Schild gänzlich von eingedrungenen Lanzen und Pfeilen starrte, so reickte er ihn einem seiner Waffenträger und ließ sich rasch einen andern geben. So focht der König unermüdet den dritten Teil des Tages. Da ereignete es sich, daß zwölf wuchtige Sperre in seinem Schilde steckten, die ihn gewaltig belasteten, also daß er ihn nicht mehr nach Willkür bewegen und die anstürmendcn Feinde abwehren konnte. Mit lauter Stimme rief er deshalb seinem Waffenträger, ohne jedoch nur einen Finger breit zurückzuweichen. Weder wandte er sich um, den Schild aus den Rücken schivingend, noch kehrte er sich zur Seite; sondern wie festgewurzelt stand er mit seinem Schilde da, mit der Rechten Tod und Verderben verbreitend, mit der Linken die Feinde zurückstoßend. So also rief er mit dröhnender Stimme nach seinem Waffenträger. Dieser trat mit einem neuen Schilde herzu, reichte ihn dem Könige und nahm ihm den schwerbelasteten aus der Hand. Nur einen einzigen Augenblick blieb während des Schildwechsels der König ungedeckt, da fuhr zischend ein feindlicher Speer heran und bohrte sich tief in des Helden Brust. Ohne einen Laut des Schmerzes sank Teja zu Boden. Der letzte König der Ost- goten war tot. Bei diesem Anblick wichen die Seinen voll Entsetzen ein wenig rückwärts; die Kaiserlichen aber benutzten die Bestürzung der Gegner, bemächtigten sich des königlichen Leichnams und schlugen ihm das Haupt ab. Sie steckten es auf eine Lanze, hielten es hoch empor und trugen es hin und wider durch die Reihen, damit beide Heere es erblickten, den Goten zum Schrecken, den Ihrigen zur Ermunterung. Narses glaubte nun nicht anders, als die Feinde würden voll Verzweiflung den Streit aufgeben. Aber dies geschah keines- wegs, sondern sie kämpften bis zum Einbrüche der Nacht mit gleichem Löwenmute fort, obwohl sie wußten, daß ihr König gefallen war. Erst als es völlig dunkel war, trennten sich die Streiter und brachten die Nacht unter den Waffen zu. In der Dämmerung des folgenden Morgens erhoben sie sich wieder und begannen von neuem die Schlacht. Und wieder 19*

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 84

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
84 11. Die Kimbern und Teutonen. andre Teil der Wandervölker, die Kimbern, stand bereits auf italischem Boden. Sie hatten die Mitte der Alpen im Brenner Paß bequem überstiegen, waren von hier durch die Thäler des Eisack und der Etsch gewandert und, in drei Züge geteilt, nach Südtirol gelangt. Unterhalb Trient hatte sich der Konsul Lutatius Catulus, ein trefflicher Mann, am linken User der Etsch aufgestellt. Hier verlegte er die Über- gänge durch starke Verschanzungen und schlug eine Brücke über den reißenden Fluß, um sich für den Notfall den Rückzug zu sichern. Als nun aber die endlosen Scharen der deutschen Riesen aus dem Gebirge hereinbrachen, da erfaßte die Römer von neuem der kimbrische Schrecken. Denn diese Leute zeigten eine Kraft und Todesverachtung, gegen welche Menschenwaffen ebenso wenig wie feindliche Naturgewalten etwas ausrichten zu tonnen schienen. Die an Kälte gewöhnten Nordmänner ließen sich ruhig die halbnackten Leiber beschneien; aus den eisbedeckten Höhen setzten sie sich auf ihre Schilde und glitten lachend die sähen Abhänge hinunter neben gähnenden Abgründen vorbei. Als sie das römische Bollwerk und das Strombett untersucht hatten, begannen sie wie Riesen der Vorwelt Bäume zu entwurzeln, Felsstücke abzubrechen und alles in den Fluß zu werfen. Krachend schmetterten die schweren Gegenstände wider die Pfeiler der Brücke, daß der Bau wankte. Wie nun die Römer vollends sahen, daß die Kimbern sich anschickten, einen Damm in den Strom hineinzubauen, um sich einen Übergang zu schaffen, und daß das Wasser schon über die Ufer trat, da ergriff alle ein namenloses Entsetzen. Der wackre Feldherr bemerkte, daß hier kein Halten mehr möglich sei. Damit die Schmach der Flucht nun nicht das Vaterland, sondern nur ihn treffe, befahl er seinem Adlerträger das Zeichen zum Auf- bruch zu geben, indem er die Stange mit dem Adler aus der Erde zog. Dann eilte er den ersten Flüchtlingen rasch voran und ritt vor ihnen her. Es sollte scheinen, als hätten die Soldaten nicht feige fliehend, sondern auf den Befehl des Feldherrn den Rückzug angetreten. In dem Bollwerk jenseit der Etsch war eine kleine römische Besatzung zurückgeblieben, wackere Helden, die an der allgemeinen Bestürzung nicht teil-

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 160

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
160 22. Tie Westgoten und Theodosius der Große. die Lenden, stürzte mit heiserem Kampfgeschrei und mit ge- schwungenem Dolch mitten unter die Germanen. tötete einen von ihnen, schlug ihm den Kopf ab und sog, zurücksprengend, mit tierischem Behagen das warme Blut aus dem Hals des Enthaupteten. Dieser scheußliche Anblick entsetzte die Goten so, daß sie sich damit begnügten, die herrlichen Vorstädte von Konstantinopel, die außerhalb der Stadtmauer lagen, auszu- plündern. Dann wälzten sich ihre Scharen über die volk- reichen Landschaften der Halbinsel nach dem adriatischen Meere bis an den Fuß der julischen Alpen. 22. Die Westgoten und Theodosius der Grotze. Es schien, als sollte das römische Reich zuerst in seinen östlichen Teilen unter den Stößen der Germanenvölker zu- sammenbrecheu; aber das Schicksal hatte es anders bestimmt. Noch über ein Jahrtausend haben in Konstantinopel „römische Kaiser" residiert, während das damals wenig gefährdete Rom schon nach einem Jahrhundert die alte Kaiserkrone einem deut- schen Fürsten zu Füßen legte. Daß das östliche Reich da- mals dem Zusammenbruch entging, das hatte es einer retten- den Handlung des westlichen Kaisers Gratian zu danken. Dieser fühlte sich zu schwach, die Zügel des wankenden Reichs allein zu führen, zumal seine Gegenwart in Gallien wegen der immer wiederholten Einfälle der Deutschen nötig schien; da wählte er zum Mitkaiser einen Mann, dem er durch ein ungerechtes Urteil drei Jahre zuvor den Vater entrissen hatte, den Theodosius, den die dankbare römische Welt nachmals „den Großen" genannt hat. Er hat Gratians Vertrauen glänzend gerechtfertigt und alle auf ihn gesetzten Erwartungen erfüllt. Als er die Ernennung zum Kaiser des östlichen Römerreichs erhielt, war er erst einunddreißig Jahre alt. Des Theodosius erste Sorge war es, die Goten un- schädlich, ja womöglich dem Reiche nützlich zu machen. Mit straffer Manneszucht und glänzenden Versprechungen dämpfte er den Geist der Unordnung, der im römischen Heere ein-

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 82

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
82 11. Die Kimbern und Teutonen. anfangs im Nachteil; denn bei dem Überschreiten des starken Baches gerieten sie in Unordnung. Zudem strömten immer mehr Römer von dem Berge herab, so daß die Deutschen zurückweichen mußten. In der Verwirrung drängten sie einer den andern, viele wurden niedergehauen und füllten den Bach mit ihren Leichnamen. Die Römer verfolgten sie bis an die Wagenburg. Hier aber empfingen die Frauen sie mit Schwertern und Beilen. Unter zornigem Geschrei warfen sie sich mitten unter die Kämpfenden, rissen mit der bloßen Hand den Römern die Schilde herunter und suchten ihnen die Schwerter zu entwinden. Die schrecklichsten Wunden ertrugen sie ohne einen Schmerzenslaut und starben ungebeugten Mutes. Vor den deutschen Heldenweibern wichen die Römer und zogen sich, da der Abend anbrach, in ihr Lager zurück. Aber sie fanden keinen Schlummer, sondern verbrachten die Nacht in Furcht und Grauen; denn vom Lager der Deutschen erscholl wildes Geheul, vermischt mit Gesang, Drohungen und Weh- rufen, so daß Berg und Thal widerhallte; sie beklagten und bestatteten ihre Toten. Auch den folgenden Tag brachten sie damit zu und bereiteten sich zu dem Kampfe vor, der ihr letzter sein sollte. Am dritten Morgen sandte Marius dreitausend Soldaten in eine tiefe Waldschlucht, die sich oberhalb der germanischen Wagenburg hinzog; dort sollten sie im Verborgenen lauern und auf ein gegebenes Zeichen den Deutschen in den Rücken fallen. Die Hauptmasse des Heeres ließ er nach einem kräftigen Morgenimbiß innerhalb des Lagerwalles unter die Waffen treten. Darauf sandte er seine Reiterei in die Niederung hinab. Als dies die Teutonen sahen, stürmten sie in ungezügelter Kampfbegier den Hügel in die Höhe, Marius hatte seinen Mannschaften eingeschärft, daß sie ruhig abwarteten, bis die Feinde in Wurfnähe wären; dann erst sollten sie ihre schweren Wurfspieße abschleudern, darauf die Schwerter ge- brauchen und mit dem Schilde die Feinde hinunterdrängen. Denn er sah voraus, daß diese auf dem abschüssigen Boden keinen festen Stand haben würden. Alles verlief, wie er vorausgesehen hatte. Als die Römer sich auf die Empor-

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 156

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich » mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren. Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind- lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein- stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt, daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver- hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un- möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen Schlamm aus. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands- kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un- glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten." Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der

10. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 1

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
*1. Die alten Deutschen. Das Land. Deutschland hatte vor 2000 Jahren ein anderes Aussehn als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte, fruchtbare Felder und belebte Straßen erblicken, war damals ein einziger großer Urwald, welcher nur von Sümpfen unterbrochen wurde. Mühsam bahnt sich der Wanderer seinen Weg durch den deutschen Wald, in dem uralte Eichen, Buchen und Birken mit ihren Zweigen den Boden beschatten. Nur spärlich vermögen die Sonnenstrahlen das dichte Laubdach zu durchdringen. Daher ist die Waldluft feucht und kühl. Rauhe Winde und kalte Nebel durchziehen das Land. Die Schlupfwinkel des Waldes gewähren wilden Tieren einen trefflichen Aufenthaltsort. Hier hausen Wölfe, Bären, Elenüere und Auerochsen. Gestalt und Kleidung. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, waren von hohem Wuchs und starkem Körperbau. Die Haut war weiß, das Haar blond, und stolz blickten ihre blauen Augen. Um ihre Schultern trugen sie die Felle erbeuteter Jagdtiere, oder sie bewaffneten sich mit künstlichen Rüstungen aus Eisen. Später kamen auch leinene Gewänder in Gebrauch, welche die deutschen Frauen geschickt zu weben verstanden. Wohnung. Das Zusammenleben in Städten war den Deutschen verhaßt. Ein jeder ließ sich da nieder, wo es ihm am besten gefiel. Die Hütten waren aus Baumstämmen und Lehm gebaut, die Wände weiß getüncht oder mit einer bunten Erdart bemalt, die Dächer mit Stroh gedeckt. Unter dem Hause befand sich der Vorratskeller. Um das Haus herum lag der Hofraum und das zum Hanse gehörige Land. Werkzeuge und Waffen. Die Werkzeuge und Waffen verfertigten die Deutschen in ältester Zeit aus Stein, später aus Eisen. Schon früh entstand daher die Schmiedekunst. Aus der Schmiede kamen die Ackergerätschaften (welche?) und die Kriegswaffen. Die furchtbarste Waffe der Deutschen war der Wurfspeer, mit dem sie aus weiter Ferne ihren Feind sicher treffen konnten. Auch Schwerter. Äxte, Bogen und Pfeile wurden im Kampfe gebraucht. Zum Schutze gegen den Angriff der Feinde diente ein aus Weiden geflochtener Schild. Außer mit dem Helme bedeckten die Deutschen ihr Haupt auch wohl mit der Kopfhaut Wischmeyer u. Stork, Geschichtsbilder. \
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