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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Teil 2 - S. 206

1882 - Leipzig : Brandstetter
206 Die Landsknechte. nie über 101 Mann betragen sollte. Nach allen Himmelsgegenden standen im äußersten Glied die mit Panzern und mit langen Spießen am besten ausgerüsteten Knechte; in dem gegen den Feind gerichteten ersten Gliede standen meist Doppelsöldner und die Mehrzahl der Hauptleute. Der Oberst schritt an jedem heißen Tage vor der ersten Reihe. Erst in späteren Jahrhunderten ward es üblich, daß die Befehlshaber, um der gemeinen Sache willen, ihre Person hinter den Reihen der Soldaten schirmten. Die hinter dem ersten Gliede stehenden Glieder streckten ebenfalls die laugen Spieße dem Feinde entgegen und schlossen so die Lücken des ersten Gliedes. Oft wurden die eisernen Spitzen der Spieße kreuzweise übereinander gehalten und so die Widerstandskraft verstärkt. Dann folgten andere Glieder mit aufrecht getragenen Spießen und Schwertern. Die Fähnlein nahm man zum größten Teil in die Mitte, einige aber wurden in der ersten Reihe getragen. An den beiden Flügeln, wohl auch in den Lücken des ersten Gliedes, waren die Hakenschützen aufgestellt. Im letzten Gliede marschierten gewöhnlich besonders starke Männer, welche kraftvoll vorwärts drängend, dem Ganzen den gehörigen Nachdruck gaben. In einer größeren Schlachtordnung pflegte mit einem solchen Viereck, mit einem solchen „Igel", der nach allen Seiten seine Stacheln kehrte, ein in ähnlicher Weise ausgestelltes Reitergeschwader zu wechseln. Langsam, in wuchtigem Taktschritt bewegte sich der Haufen vorwärts, die vor der Front aufgefahrenen Geschütze, die meist nur einmal abgefeuert wurden, hinter sich lassend. Die Schläge der Trommel aber begleitete der Landsknecht mit den Worten: „Hüt dich, Baur, ich komm!" Eine in den besseren Zeiten der Landsknechte nie versäumte Sitte war es, vor dem Beginn des Kampfes niederzuknieen und ein Gebet zu verrichten, wohl auch ein Lied zu fingen. Von ihren Gegnern sind die Landsknechte darum oft verhöhnt worden. Uralte Kriegssitte war es, wenn die Landsknechte nach verrichtetem Gebet eine Hand voll Erde rückwärts über sich warfen, gleichsam als thäten sie damit alles Irdische von sich ab und weihten sich dem Schlachtengeschick und dem Tode. Bevor es zum eigentlichen Kampfe kam, traten oft vor den Reihen einzelne Kämpfer zum Zweikampfe auf; aber die Ehre des Zweikampfes vor der Schlacht war nur ehrlichen Gesellen gestattet, nicht Verrätern, die das Vaterland verlassen hatten und in den Reihen der Feinde standen, wie dies Georg Laugenmantel in der Schlacht von Pavia erfahren sollte. Hie und da hinderte wohl ein mißbilligendes Murren der Reihen einen geschätzten Hauptmann, mit einem für unwert gehaltenen Gegner sich zu messen. Ja es kam vor, daß ein prahlender Herausforderer durch eine rasche Kugel gedemütigt wurde. Außer von der kriegerischen Tüchtigkeit und Tapferkeit der Massen der Landsknechte berichten die gleichzeitigen Quellen auch von mancher kühnen und heldenmütigen That eines Einzelnen. So wird Johann Harder gerühmt, der in der Schlacht von Ravenna die Fahne trug. Die Feinde

3. Teil 2 - S. 265

1882 - Leipzig : Brandstetter
Altdeutsches Badewesen. 265 besichtigen lassen, und keine Büchse soll also gefast sein, das sie ansf der Achseln anrüre." Es werden hierauf hohlnähtige Rohre, längliche Kugeln u. dgl. verboten, und dann heißt es weiter: „Welchem Schützen auch seine Büchse dreymal am stände versagt, der soll seines Schusses verlustig sein". Ähnliche Bestimmungen finden sich in allen Schützenbriefen. Etwas ganz besonderes stellt ein Schützenbrief der Stadt Ulm vom Jahre 1468 in Aussicht, nämlich ein Pferdewettrennen, bei welchem das zuerst ankommende Pferd ein „rot lompartisch Tuch bei 35 Guldeu wert", das zweite eine Armbrust, 3 Gnlden wert, das dritte ein Schwert, einen Gulden wert, erhalten soll. Wie nun beim Schießen zuweilen der schlechteste Schütze eine Spottprämie, die sogenannte „Sau", erhielt, so soll auch bei diesem Wettrennen das zuletzt ankommende Pferd einen Preis erhalten und zwar nicht nur eine sogenannte, sondern eine wirkliche Sau, und der Schützenbrief bestimmt ausdrücklich, daß das Pferd seinen Gewinn „her ein jn die stat führen" soll, also zum Gelächter der Zuschauer mit dem Schweine zusammen gebnnden werden mußte. 55. Altdeutsches Badewesen. (Nach: Alb. Richter, Altdeutsches Badeweseu, im „Praktischen Schulmauuu". Bd. 24, S. 288 — 313.) l)te älteste Art der Bäder war auch bei den Deutschen das kalte Wasserbad in den Flüssen oder im Meere. Cäsar berichtet, daß die Deutschen sehr abgehärtet waren und in sehr kalten: Wasser badeten. Den Cimbern wurde bei Aquae Sextiae das Baden gefährlich. Plntarch erzählt, daß die Schlacht begann, als die meisten noch nach dem Bade frühstückten, andere noch badeten. Daß die Deutschen in der Regel am frühen Morgen, noch vor dem Frühstücke badeten, bestätigt auch Taeitns, wenn er schreibt: „Unmittelbar nach dem Schlafe, den sie meist bis in den Tag ausdehnen, baden sie, meistens warm, insofern bei ihnen den größten Theil des Jahres der Winter einnimmt. Nach dem Bade frühstücken sie." Mit warmen Bädern waren die Deutschen vielleicht erst durch die Römer bekannt geworden. Verzärtelung konnte man ihnen sicher nicht nachsagen. Galenns berichtet, die Deutschen hätten zu seiner Zeit die Gewohnheit gehabt, ihre neugeborenen Kinder in einein fließenden, kalten Wasser unterzutauchen, damit sie schon von Jugend auf gegen Einflüsse der Hitze und Kälte gestählt würden. Es hat wohl für die Deutschen überhaupt keine Zeit gegeben, in welcher Flußbäder ganz außer Übung gewesen wären, wenn es auch Zeiten gab, in denen ihnen in Bezug auf ihre Beliebtheit bei dem Volke von den künstlich zubereiteten Bädern der Rang abgelaufen war. Namentlich die Jugend

4. Teil 2 - S. 205

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Landsknechte. 205 ihrer Würde den sogenannten „Vergleicher", d. i. einen Stock, der etliche Armeslängen maß und der gar unsanft aus die zankenden Buben und keifenden Weiber niederzusausen pflegte, darum aber auch der beruhigenden Wirkung um so weniger ermangelte. Die große Kriegstüchtigkeit der Landsknechte erfüllt uns nut um so arökerer Bewunderung, wenn wir bedenken, wie wenig ausgebildet das Heerwesen und namentlich der Kampf zu Fuß vor der Zeit der Landsknechte war Noch im Jahre 1490 waren die Bürger des später so waffenrustigen Augsburg in langer Reihe je zwei und zwei hintereinander ms Feld gerückt, eine Ausstellung, wie man sie sich sür ein Kriegsheer kaum naiver denken kann. Dann hatte um die Scheide des Jahrhunderts das noch unfertige Landsknechtswesen feinen alten Lehrmeistern, den Schweizern, noch hartes Lehrgeld zahlen müssen Im dritten Jahrzehnt des 16 Jahrhunderts aber zeigten sich die Deutschen den Eidgenossen nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen. Sie wurden aus Geschlagenen siegreiche Überwinder der stolzen Nachbarn, deren Ruhm vor dem neu ausgehenden Gestirn der Landsknechte zu verbleichen begann. . Zwar war von kunstgerechtem Exerzieren und Tnllen, wie es tm 1 /. und namentlich im 18. Jahrhundert bei den Soldaten üblich wurde, bei den Landsknechten noch keine Rede, noch gab es nicht, wie in der „Kriegskunst t>es Obersten von Wallhausen, welche 1615 mit vielen Kupseru geziert erschien, 143 Tempos, die der Hakenschütze erlernen mußte, um richtig mit dem Gewehr und der zum Auflegen des Gewehres bestimmten Gabel umgehen zu können, sowie 21 Tempos für den Gebrauch des Spießes. Die Anweisung, die der Landsknecht für den Gebrauch des Spießes erhielt, war eine fehr' einfache. Besondere Übungen forderte namentlich nur die Aufstellung der Landsknechte zum Gefecht. Die eigentliche Stärke dieser Truppen lag im Kampf m offenem Felde. Unwiderstehlich war vorzugsweise ihr Massenanprall, unübertroffen die eherne Ruhe, mit welcher sie, gleich dem Igel in einen Knäuel zusammengeballt, durch einen undurchdringlichen Lanzenwald jedem Angriffe trotzboten. Das Wort „Igel" ist übrigens nicht nur ein treffendes Bild sür das Wesen der Sache, sondern es war damals wirklich der technische Ausdruck sür jene „Geviertordnung", die wir jetzt mit fremdem Worte „Qnarro" nennen. Der Geviertordnung des Igels ging beim Sturme, wie bei jedem Angriffe der „verlorene Hause" voran. Dieser bestand in den meisten Fällen aus Freiwilligen, zuweilen wurden seine Glieder auch durch das Los bestimmt, oder'die Fähnlein hatten nach bestimmter Reihenfolge diefen mühseligen Dienst zu versehen. Wer zum verlorenen Hausen gehörte, that gut, wenn er vor dem Beginne des Kampfes feine Rechnung mit dem Himmel abschloß. Dem verlorenen Haufen folgte der „helle Haufen", die Maste des Heeres, bei größeren Heeren ans mehreren Regimentern, also ans etwa 10 bis 12000 Mann bestehend, in regelrechtem Viereck, dessen Front jedoch

5. Teil 2 - S. 378

1882 - Leipzig : Brandstetter
378 Kleiderordnungen und Luxusgesetze. Weib und Mann, Jung und Alt sich also zu Gott schicken, dem Allerhöchsten für alle von uns abgewendete Strafe und Plage inniglich danken, sich innerlich und äußerlich bekehren, .... so muß leider eine christliche Obrigkeit und mit derselben mehr andere christliche Herzen mit rechtem Leid und Betrübnis erfahren, daß neben andern schweren und groben Sünden, als da sind grausames Fluchen und Schwören, Verachtung Gottes und seines Wortes, Entheiligung des Sabbaths, Ungehorsam und Widerspenstigkeit der Unterthanen, insonderheit die Üppigkeit im Essen und Trinken und der hievor in dieser Stadt ungewohnten und niegesehenen Kleiderpracht, ja säst bei männiglich dergestalt überhand genommen haben, daß es nicht genugsam zu erzählen ist. Niemand will mehr sich seinem Stand und Einkommen gemäß kleiden, sondern jeder sich wider alle Gebühr erheben und alle Tage eines das andere übertreiben, und es ist fast zur Regel geworden, daß wer reich und 0ermöglich sei, sich kleiden möge, wie er wolle. Manche gemeine Bürgersweiber und Töchter gehen in Gürteln, Nüstern um die Hälse und anderem Gepränge daher, als wenn sie Bürgermeisters- oder Doktors-Töchter wären, manche Knechte und Mägde und Handwerksburschen aber, wie vor Jahren der Adel und die Geschlechter gingen. Alles muß alamodifch sein, sonderlich bei gemeinen Leuten, welche den Höfen und Vornehmen in Tracht und Pracht, Leibeszierden, Manieren und Farben sich gleichzuhalten und ihnen alles nachzuthnn gelüsten lassen . .. Wer hat noch vor wenig Jahren um die Nördlinger Kappen, so jetzt alle mit Gold, Silber und glattem Sammet ausgemacht sein müssen, um die Halsflore, um die glattsammeten Stirnbinden, um Kammertuch, Atlasbinden rc. hier gewußt? Wer von gemeinen Leuten wäre vor Jahren so keck gewesen, daß er Gold, Silber, Perlen, Nüster über die Krägen herausgehängt, goldene Ketten, Pelze, Tastet und dergleichen getragen hätte? Wo hätte vor Jahren ein gemeiner Mann einen glattsammeten Überschlag, ein gemeines Weib Edelmarder-Schlüpfer (Muffe) und Kappen zu tragen sich gelüsten lassen dürfen? Jetzt aber sieht man dergleichen sogar bei Knechten, Mägden und Handwerksburschen, daß man's ihnen vom Leib und Hals herunterreißen sollte. Vor Jahren hat ein gemeiner Mann und Weingärtner einen Strohhut getragen, jetzt muß es nicht allein ein Hut voll Bändeln, sondern auch ein Flor und ein Leder-käpplein babei sein. Vor breißig Jahren machte man zum Leibzeichen ein wenig schwarzes Boi um den Hut, jetzt lassen sogar Schweinehirten einen Flor ober Tastet über den Hut herabhängen. Bei solcher Hoffart ist zu befürchten, daß Gott die ganze Stadt barum strafen wirb." Diese Einleitung und die einzelnen Paragraphen der nun folgenbett Verordnung würden am 21. Juli von den Geistlichen auf der Kanzel verlesen imb dazu von ihnen scharfe Prebigten gehalten. Am 3. August 1662 würde biesel&e von neuem eingeschärft, und den Angebern von Vergehungen gegen sie würde ein Drittel der Strafe versprochen. Am gleichen Tage mit der Kleiberorbnung erließ der Rat zu Eßlingen auch eine Hochzeitsorbnung. Als Grunb ihrer Bekanntmachung wirb ange-

6. Die vorchristliche Zeit - S. 190

1877 - Leipzig : Brandstetter
190 vorteilhafte Stellung eingenommen. — Als es zur Schlacht kam, versuchte Pyrrhus wieder, durch seine Elephanten den Römern Schrecken einzujagen. Allein diese wußten jetzt die Elephanten zu schrecken; sie warfen brennende Pechkränze auf die Ungeheuer, und diese Thiere wurden darüber so wüthend, daß sie sich gegen ihre eigenen Herren wandten und Alles in Verwirrung brachten. Die Römer erfochten einen vollständigen Sieg, und Pyrrhus verlor nicht allein 20,00u Menschen, sondern mußte auch sein ganzes Lager den Siegern preisgeben. Das letztere war für die Römer ein sehr mächtiger Gewinn, denn sie lernten dadurch die Kunst, ein Lager regelmäßig zu befestigen. Pyrrhus zog aus Italien heraus, Kurius aber mit vier Elephanten triumphirend in Rom ein. Das ganze südliche Italien hatte sich den Römern unterworfen. 5. Wie Fabricius und Kurius lebten fast alle Römer zu der Zeit einfach, den alten Sitten getreu. Jedes Jahr wurden aus denen, die schon Konsuln gewesen waren, zwei Censoren gewählt; diese hatten das Amt, darüber zu wachen, das Jeder sein Vermögen ordentlich verwaltete, keine Schulden machte und ohne Prunk (Luxus) lebte. So — meinten sie — gezieme es einem Republikaner, d. H. dem Bürger eines freien Staates. Als Fabricius Censor war, stieß er einen vornehmen Patricier aus dem Senate, weil er in seinem Hause zehn Pfund Silbergeschirr fand! Die vornehmsten Römer hielten es für keine Schande, den Acker selbst zu bauen, und durch die Arbeit erhielten sie sich gesund und kräftig. Von studirteu Leuten und Gelehrsamkeit wußte man damals noch nichts; die Römer lasen wenig Bücher, auch von Malern, Bildhauern und Schauspielern wußten sie damals noch nichts, sie verstanden aber den Staat auch ohne solche Künste zu regieren und ihre Herrschaft über alle Nachbarländer auszubreiten. Sie hatten noch wenig Prachtgebäude, baueten aber ihre Häuser dauerhaft und ihre Landstraßen waren unverwüstlich. 3. Die römischen Legionen. Das römische Heer war vortrefflich geordnet. Es war in Legionen eingetheilt; jede Legion bestand aus 6000 Mann Fußvolk, bewaffnet mit Speeren, Wurfspießen und Schwertern. Statt der Fahnen hatte jede Legion als Feldzeichen einen silbernen Adler auf einer Stange. Zu den 6000 Mann Schwerbewaffneten kamen noch fast eben so viel leichtbewaffnete Bundesgenossen, und außerdem Reiterei. Eine vollständige Legion bestand dann wieder aus zehn Kohorten. So oft die Römer sich lagerten, warfen sie Schanzgräben auf; innerhalb derselben wurden dann reihenweis die Zelte aufgeschlagen, zwischen denen die Wege so genau abgesteckt waren, daß die Zeltreihen wie Stra-

7. Die vorchristliche Zeit - S. 63

1877 - Leipzig : Brandstetter
63 Sturm gedauert, da beruhigten sich die Winde und Odysseus nahete sich den Gestaden der Insel Scheria. Die Ufer aber waren voller Klippen und seine Gebeine wären zerschellt worden, wenn Odysseus nicht schnell einen Felsen umfaßt hätte, bis die Woge vorbei war. Doch die zurückkehrende Welle zog ihn wieder rn’s Meer zurück und er wäre verloren gewesen, wenn sein Auge nicht die Mündung eines Stromes entdeckt hätte, der sich ganz in seiner Nähe in's Meer ergoß. Dahin schwamm er mit der letzten Kraft und dort gelang ihm endlich die Landung. Nun warf er den Schleier der Göttin in's Meer zurück, mit seinen ermatteten Händen häufte er sich im Gebüsch ein Lager von Moos und Blättern auf und sank ohnmächtig darauf nieder. Doch kam bald der wohlthätige Gott des Schlafes und stärkte die Glieder des Helden mit frischer Kraft. 7. Die Insel Scheria ward von dem Handels- und lebenslustigen Volke der Phäaken bewohnt, über welche zwölf Könige herrschten; der oberste König war aber der Held Alcinous. Der hatte eine Tochter, mit Namen Nausikaa, welche eine fleißige Jungfrau war. Sie wollte am Morgen die Gewänder und Leibröcke ihrer Brüder waschen und ließ die Maulthiere vor den Wagen spannen, setzte sich mit ihren Gespielinnen hinein und fuhr nach dem Flusse, an dessen Ufer sich Odysseus verborgen hatte. Die Mädchen legten die Wäsche in viereckige, mit Wasser gefüllte Löcher, stampften sie darin und breiteten sie dann auf dem weißen Sande aus. Hierauf erfrischten sie sich durch ein Bad und salbten sich mit glänzendem Oel; dann begannen sie ein Ballspiel. Schon wollten sie wieder nach Hause zurückkehren, da warf noch einmal Nausikaa den Ball einer ihrer Freundinnen zu, aber diese fing ihn nicht und der Ball fiel in's Wasser. Da erhoben die Mädchen ein großes Geschrei, das den schlafenden Odysseus erweckte. Jetzt trat er nackt, von Schlamm, Meergras und Blättern verunstaltet, hervor. Die Mädchen flohen bei dem Anblick der seltsamen Gestalt entsetzt von dannen, doch der Nausikaa flößte Athene Muth in die Seele, daß sie es wagte, die flehende Anrede des Fremdlings zu hören. Dieser schilderte in mitleiderregenden Worten sein trauriges Schicksal und bat flehentlich um ein Stück Zeug zur Bekleidung. Die gerührte Nausikaa sprach ihren Freundinnen Muth ein und ließ dem Odysseus Leibrock und Mantel nebst Salböl in goldener Flasche reichen. Hocherfreut stieg nun der Held, während die Mädchen sich entfernten, in den Strom, um sich zu baden, und als er sich gereinigt hatte von dem Schlamme des Meeres, salbte er feinen Körper und legte die köstlichen Gewänder an. Seine Schutzgöttin erhöhete die Größe und die Fülle feiner Gestalt und ließ fein Haar in Locken von feinem Scheitel wallen. So stand er, vorher noch der unansehnliche Fremdling, in jugendlicher Kraft und Schönheit vor den erstaunten Mädchen, deren Blicke voll Verwunderung auf dem herrlichen Manne

8. Das Mittelalter - S. 63

1877 - Leipzig : Brandstetter
63 gewann Rom aufs Neue und vertheidigte die Hauptstadt gegen Totilas mit solcher Beharrlichkeit, daß er, als es an Wurfgeschoß mangelte, sogar die schönsten Bildsäulen auf die Belagerer herabschleudern ließ. Nun aber bestürmten die Feinde Belisars abermals den Kaiser und suchten ihm den Argwohn beizubringen, der Feldherr wolle sich zum Alleinherrscher von Italien machen. Justinian rief wiederum den Belisar zurück, und abermals gewann Totilas Rom, ja noch ganz Sicilien dazu. Doch die Flotte der Gothen ward geschlagen, und zu Lande kam der neue Feldherr Narses, ein Kämmerling des Kaisers, klein und schwächlich, aber großen Geistes und tapferen Muthes. Der brachte ein wohlgerüstetes Herr mit, und am Fuße der Apenninen, in jener Gegend, wo einst Kamillus die Gallier geschlagen hatte (bei Taginae), trafen beide Feinde auf einander. Totilas hatte den Gothen verboten, sich der Pfeile oder irgend eines andern Geschosses zu bedienen, nur die Speere sollten sie brauchen, nur im Handgemenge kämpfen, damit die Kraft und der Muth des einzelnen Mannes entscheide. Dieses Verbot war edel, aber nicht klug, weil dadurch die Seinigen den Kaiserlichen nachstehen mußten; denn diese bedienten sich der verschiedenen Waffen, wie es die Umstände erheischten. Die gothische Reiterei stürmte ungestüm vorwärts, ohne daß die Fußgänger ihr folgen konnten, und vertraute ihren Speeren; aber ihre Kühnheit war blind und bald mußte sie die Folgen derselben empfinden. Sie bemerkten nicht, daß die Enden des Halbmondes, in welchem die Bogenschützen aufgestellt waren, sich einander näherten und sie einschlössen. Als aber die Pfeile von beiden Seiten in ihre Reihen flogen, merkten sie bald ihre Thorheit. Sie hatten schon viele Menschen und Pferde verloren, bevor sie nur mit dem Feinde recht zusammen gekommen waren, und mit Mühe zogen sie sich auf ihre Schlachtreihe zurück. Nun aber begann der gewaltige Andrang der Kaiserlichen gegen die Reihe der Gothen, und die Römer wetteiferten mit ihren Bundesgenossen an Tapferkeit. Der Tag neigte sich, da wurden die Gothen verzagt, denn sie waren zurückgedrängt von der Uebermacht der Feinde. Es wurde immer dunkler, aber die Römer metzelten ohne Erbarmen Alles nieder. Sechstausend Gothen blieben in diesem Treffen, und die, welche sich den Kaiserlichen ergaben, wurden alle getödtet. Totilas floh in der Nacht mit fünf seiner Getreuen; die Feinde setzten ihm nach, ohne zu wissen, wer die Flüchtigen wären. Unter den Kaiserlichen war auch ein Gepide, Namens Asbad. Dieser war dem Gothenkönig zunächst und zielte mit dem Speer auf den Rücken des Helden. Ein gothischer Jüngling sah die Gefahr und hieb nach dem Feinde, doch es war zu spät; Totilas war tödtlich getroffen. Aber er ritt noch eine lange Strecke, bis ihn seine Freunde vom Pferde hoben; sie wollten seine Wunde verbinden, aber er starb unter ihren Händen. Da machten die Gothen ein Grab und legten ihren unglücklichen König hinein. Die Kaiserlichen wußten noch nicht, daß Totilas gefallen sei, bis es ihnen eine gothische Frau, die in der Nähe gewesen war, erzählte. Die Römer nannten das eine Lüge, bis sie den frischen Grabhügel erblickten,

9. Das Mittelalter - S. 68

1877 - Leipzig : Brandstetter
68 und gingen zu Tarek über, der feine Schaaren durch neue Zuzüge von Afrika her verstärkte. Roderich erschrak über die Gefahr und entbot das ganze gothische Heer. An 90,000 Mann sammelten sich unter seinen Fahnen; aber die alte Kraft war nicht mehr in ihnen, und viele haßten den Roderich. Er zog nach Süden in die Nähe der kleinen Stadt X er es, wo auch Tarek gelagert war, und nur der Guadaletestrom trennte die beiden Heere. Die Araber waren viel schwächer an Zahl, aber ihr Kriegsmuth war stürmender und gewaltiger; denn Mohammed hatte gelehrt, daß derjenige die größte Seligkeit im Himmel empfangen würde, welcher die Lehre des Propheten mit bewaffneter Hand ausbreitete und in der Schlacht den Tod fände. Roderich, als er zum Treffen ging, trug auf seinem Haupte ein Perlendiadem, er war bekleidet mit einem weiten Gewände, das mit goldener und silberner Stickerei bedeckt war, er fuhr in einem Wagen von Elfenbein, den zwei weiße Maulthiere zogen, und in demselben lehnte er nachlässig, um der Schlacht zuzuschauen. Drei Tage lang ward schon gekämpft, ohne daß sich der Sieg entschied ; denn gegen den höheren Muth der Araber stand die größere Zahl der Gothen. Am dritten Tage erlahmte fast die Kraft der Mauren vor der Uebermacht; denn Tausende von ihnen tagen schon auf dem Schlachtfelde. Da rief Tarek aus: „Meine Brüder, vor Euch ist der Feind, hinter euch das Meer; wohin wollt ihr? Folget eurem Führer; ich lasse mein Leben, oder setze meinen Fuß auf den Nacken des entthronten Königs." Außer dieser Anrede und der Wuth der Verzweiflung vertrauete Tarek aber besonders auf sein geheimes Einverständnis} mit dem Grafen Julian und den Söhnen des früheren Königs Vitiza, mit denen er die Nacht vorher eine Zusammenkunft gehabt und das Bündniß erneuert hatte. Die beiden Söhne des Vitiza und Oppas hatten die wichtigsten Posten tnne; im entscheidenden Augenblick des vierten Tages verließen sie dieselben, und Entsetzen und Verdacht herrschte nun durch das gothische Heer. Ein Krieger trauete dem andern nicht mehr und jeder suchte nur sein Leben zu retten. Da drängten die Araber immer stärker heran, und das ganze gothische Heer löste sich auf in wilder Flucht. Unter der allgemeinen Verwirrung sprang Roderich von seinem Wagen und bestieg Orelia, das schnellste seiner Rosse; aber wenn er auch dem Tode in der Schlacht enteilte, so entkam er doch nicht seinem Schicksal, denn er gerieth in den Guadalquivir und ertrank in den Gewässern dieses Flusses. Sein Diadem und seine Gewänder wurden am Ufer gefunden; aber seine Leiche ward von den Wellen in’s Meer hinabgespült, und deshalb begnügte sich Tarek mit dem Haupte eines andern Gothen, und ließ es als Zeichen seines Triumphes nach Damaskus bringen. „Und so," erzählt uns der arabische Geschichtsschreiber, „ist das Schicksal der Könige, die vom Schlachtfelde zu entfliehen suchen." Oppas aber und Julian sahen, daß sie sich so tief in Schuld und Verbrechen gestürzt hatten, daß nur der völlige Untergang des gothischen Reichs sie vor Bestrafung schützen konnte. Darum riechen sie dem Tarek, seines

10. Das Mittelalter - S. 220

1877 - Leipzig : Brandstetter
220 »«stärkt war, bei dem Städtchen M ü h ld o r f am Inn und schickte Eilboten an seinen Bruder Leopold, so schnell wie möglich mit seinen Truppen 6er» be,zukommen, Gelang's beiden Brüdern, ihre Streitkräfte zu vereiniaen so war Ludwig verloren. Doch Leopold säumte zur Unzeit, indem er aus Rache tue Guter des Grafen von Montfort verwüstete, und zu Ludwig's (>)luck singen die Mönche von Fürstenfelde die Boten auf, die zwischen den oerden Brütern hin und wieder gingen, so daß keiner vom andern etwas erfuhr. Rasch zog jetzt Ludwig seinem Feinde entgegen und stellte seine Heeresmacht bei Ampfing (nicht weit von Mühldorf) auf; mit ihm waren tue meisten Bürger nebst Kriegsvölkern des Kurfürsten von Trier und des Königs Johann von Böhmen. Er übergab die Leitung der Schlacht und den Oberbefehl einem wohlerfahrenen Ritter, Seifried Schwepper-mann. Als dieser, ein gebeugter Greis, herangeritten kam, schlotterten tyw frte Fiiße in den Steigbügeln, daß ihn alle jungen Herren verlachten: er ließ sie lachen und bestellte still die Schlachtordnung. Den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, legte er mit 400 Rittern, welche aus Kriegslist österreichische Farben und Fahnen angenommen hatten, in einen Hinterhalt. König Ludwig trug einen einfachen Waffenrock, wie em gemeiner Mann, aus Vorsicht, da seinem Leben schon öfters meuchlings nachgestellt worden war. Friedrich ritt, als König gerüstet, in leuch-» tcnt ent goldenem Harnisch, den Reichsadler darauf, die Krone auf dem Helm, stolzfreudig den Seinen voran; nie schien er schöner, als an diesem Tage.' Am frühen Morgen des 18. September 1322 brach die Schlacht los. Die Schlachthörner ertönten, dieheerpauken schmetterten drein; mitgeheuljagten Friedrich s Hülfsvölker aus Ungarn, die wilden Kumanen und Bulgaren, gegen den linken Flügel von Ludwig's Schlachtordnung heran. Dort standen die Böhmen unter ihrem König Johann und vertheidigten sich heldenmütig. Dennoch mußten sie und die Bayern über den Jnnfluß zurückweichen. Schon stand Ludwig selbst in Gefahr, gefangen zu werden; da brachen die Münchener Bäcker zu ihm heran und machten mit tüchtigen Hieben freie Bahn. Bayrische Ritter hielten die Flucht ihres Fußvolks auf, und nun konnten sich auch die Böhmen wieder sammeln. Indessen wandte der kluge Schweppermann plötzlich den linken Flügel, so daß die Feinde Sonnenschein, Wind und Staub in's Gesicht bekamen. Begeistert focht Friedrich mit ritterlichem Heldenmuthe um die Krone; Siegesjubel erscholl in seinem Heere. Doch unerschrocken schlug und wehrte sich Ludwig's Heer zehn Stunden lang. Horch, da erscholl vom rechten Flügel des österreichischen Heeres helles Freudengeschrei, aus einem Waldthal an der Isar rückten frische Schlachthaufen mit österreichischen Farben und Fahnen heran. Das ist gewiß Herzog Leopold! Die Schaaren eilten dicht in Seiten und Rücken der Oesterreicher heran. Jetzt erst, Stirn an Stirn, erkennen d^iese die Kriegslist; nicht Leopold, sondern ihr Feind, der Burggraf von Nürnberg, ist es. Da bricht Entsetzen in die österreichischen Reihen. Von allen Seiten umstellt, drängen sie sich zur Flucht. Nur Friedrich kämpft noch mit drei edlen Genossen wie rasend auf einer Wiese. Endlich stürzt
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