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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 227

1887 - Berlin : Dümmler
Die Bevölkerung Marokkos. 227 Regierung; die Europäer dürfen nicht im Innern des Landes wohnen und Grundbesitz erwerben. Die letzte Madrider Konferenz hat das allerdings beseitigt, in Wirklichkeit sind die Verhältnisse aber derart, daß sich schwerlich jemand finden wird, der Lust hätte, im Innern Marokkos zu wohnen. Der Export von wichtigen und wertvollen Landesprodukten ist verboten, und nur einige wenige Artikel dürfen außer Landes kommen; die Erlaubnis dazu wird aber immer speciell (gewöhnlich dem Konsul eines Landes) und nur für bestimmte Zeit gegeben. Aber auch von osmanischen Einflüssen ist das Land völlig verschont geblieben. Die von der Lehre des Propheten sanatisierten Araber, welche in ihrem raschen Eroberungszuge über Nord-Afrika hin schon bald nach der Hedschra das Volk des alten Mauritanien unterwarfen und bekehrten, Spanien mit dem Schwert gewannen und erst nach mehr als siebenhundertjähriger Herrschaft wieder nach Marokko zurückgedrängt wurden, das sie bis auf den heutigen Tag beherrschen, halten sich für die echten legitimen Erben der ersten Bekenner des Propheten und betrachten den Anspruch der Türken darauf für eine unberechtigte.usurpation. Für sie ist der Sultan in Faß der wahre Kalif, das ist Stellvertreter des Propheten; er ist weltlicher und geistlicher Herr, und die jetzige Familie des Herrschers, die Filali, sind Schurasa (Plural von (Sehens*); im diplomatischen Verkehr mit den Europäern wird der Sultan Muley Hassan auch als „Sa Majeste sherifienne" angeredet. Die Bevölkerung des heutigen Marokko ist eine außerordentlich gemischte, denn Mauritanier und Römer, Westgoten und Vandalen, Byzantiner und Araber sind im Laufe der Jahrhunderte über dieses Land hinweggegangen und haben mehr oder weniger tiefe Spuren zurückgelassen. Andererseits bildet heutzutage diese Bevölkerung in- sofern eine einheitliche Masse, als alle Unterthanen des Sultans Mohammedaner sind; die geringe Menge christlicher Bewohner in den Küstenstädten und die im Lande zerstreuten hispanischen Juden sind nur geduldete Schutzgenossen. Im allgemeinen kann man, abgesehen von einigen wenigen Re- negaten in der marokkanischen Armee, sechs verschiedene Elemente *) Ein Scherls ist ein Mann, der einer Familie angehört, welche direkt von Fatima und dem Schwiegersohne Mohammeds abzustammen vorgiebt; also eine Art geistlicher Adel. Ein Marabut dagegen ist ein Mann, der sich durch besondere Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ein hervorragendes Ansehen ver- schafft hat. 15*

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 343

1887 - Berlin : Dümmler
Bilder aus der Kolonie am Kamerun. 343 statt — um ein Stückchen Holz, damit es nicht wieder zurückgezogen werden kann, denn gewaltsam herausziehen kann man den Wurm nicht; derselbe würde dabei zerreißen. Nach und nach wird er nun durch Drehen des Stäbchens mehr und mehr herausgezogen und aufgerollt, und auf diese Weise der Wurm endlich entfernt. Hin und wieder tritt das gelbe Fieber an der Küste auf und rafft viele Menfchen hin. Als Medikamente werden Abkochungen einiger Pflanzen und äußerlich besonders Palmöl angewendet, obwohl dieses bei Wunden böse Entzündungen hervorruft. Natürlich sind sympathische Heilmittel auch vielfach gebräuchlich, und es werden als solche vorzugsweise Leopardenzähne und Krallen, Schildkrötenschalen und Antilopenhörner benutzt. Auch bei den Kamerunern fand ich bestätigt, daß die Neger in- folge der schlechten Lebensweise sehr früh altern, und daß die Zahl ihrer Lebensjahre gering ist. Ich glaube, daß 60 Jahre im allge- meinen das höchste Alter ist, welches ein Neger erreicht: ein Zeichen, daß die Kultur nicht das menschliche Leben verkürzt, sondern es ver- längert. Als Ergänzung zu der vorstehenden Schilderung der Kamerun- neger von Reichenow, an welcher seit der deutschen Besitznahme des Landes kaum etwas zu ändern ist, geben wir eine Mitteilung des Forschungsreisenden Reinhold Buchholz. Besonders charakteristisch für die Dnalla ist die förmliche Wut, mit der sie Handel treiben, während ihre Industrie sich auf wenige Sachen, wie Elfenbeinringe, Ebenholzstöcke, Messer- und Schwert- scheiden beschränkt; alles Übrige, was sie besitzen, haben sie im Han- bei von den Europäern eingetauscht, der die Mehrzal von ihnen zu wohlhabenden Leuten gemacht hat. Infolge dessen will jeder, vom Häuptling bis herab zum Halbfreien, nur Handel treiben, nicht pro- duzieren oder gar Feldarbeit verrichten. Nur das Nötigste an Hams und Bananen läßt ein jeder durch seine Frauen und Sklaven pflan- zen und bezieht alles Übrige durch den Handel. Nach der Anzahl der Weiber, die ein Neger besitzt, wird sein Reichtum geschätzt. Die Weiber werden von ihren Vätern verkauft und kosten durchschnittlich 900 bis 1000 Mark, oft aber, wenn die Väter angesehene Leute sind, viel mehr. Daher müssen arme Dnalla oft lange dienen, ehe sie heiraten können; nachher aber disponieren sie völlig frei über ihre Frauen, behandeln sie wie Lasttiere und können sie weiter verschenken,

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 286

1887 - Berlin : Dümmler
286 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dein oberen Niger. viel fruchtbarer. Wilder Mms, der sich häufig vorfand, bildete auf dem 5 Tage langen Marsch in nordöstlicher Richtung die Haupt- nahrung der Karawane. Die Nächte waren in dieser wasserreichen Gegend so kalt, daß das Thermometer fast bis auf den Gefrierpunkt sank. Endlich war der Volta und damit wieder die bewohnten Ge- genden erreicht. Die Ufer des Stromes sind an der Stelle, die von Aschante berührt wurde, von dem Pae-Völklein bewohnt, Leute, die in mehrfacher Beziehung unsere Beachtung verdienen. Ihr Wohnsitz war früher rechts des Volta; doch wurden sie durch die fortwährenden Raubzüge der Afchanti gezwungen, sich auf dem jen- feitigen User anzusiedeln, wo sich ihre Hauptstadt Ahen-Kuro be- findet. Diesseits besitzen sie nur noch 4 Dörfer. Die Pae sprechen Tschi und sind Unterthanen des Okwau-Königs von Abetist. Sie sind einfache Leute von mittlerer Größe und tragen noch Zöpfe, was an der Küste ein fchon längst überwundener Standpunkt ist. Ihre Häuser sind klein, rund und fallen durch ihre spitzen Dächer und ihre kleinen Hauseingänge auf, die nur 5' hoch und 2' breit sind. Die Landwirtschaft liefert Baumwolle und einen feinen Tabak, der aber nur zum Schnupfen verwendet wird. In der Töpferei sind die Pae sehr erfahren und produzieren vorzüglich schöne Geschirre, die unserem Steingute nahe kommen sollen. Die Viehzucht dagegen liegt ganz im Argen, da nur wenige Zwergziegen, Enten, Hühner und Perlhühner gehalten werden. Jagd und Fischerei wird eifrig betrieben, und die Kunst des Bierbrauens aus Guineakorn erfreut sich ebenfalls einer eifrigen Pflege. Nachdem der Volta überschritten war, erreichten die Reisenden in 272 Stunden den Nebenfluß Oti, der viel tiefer als der Volta ist und von Krokodilen und Flußpserden wimmelt. Nach 6 Stunden kamen die Reisenden in das Gebiet eines andern Stammes, nämlich der Karakyeer, die ebenfalls Tfchi sprechen. Neben dieser Sprache wird aber noch der sogenannte Kyerepongdialekt gesprochen, der sich auch näher der Küste um Akropoug, Date 2c. herum noch findet. Die Karakyeer sind nämlich aus ihren ehemaligen Wohnsitzen in der Dategegend zur Zeit der Akwamuherrschast ausgewandert'und haben den heimatlichen Dialekt noch bewahrt. Dieses Land ist weit und breit bei allen Fetischdienern berühmt und gefürchtet, weil sich dort der größte Fetisch Odente aufhält und eine wahre Schreckensherr- schaft über die leichtgläubigen Schwarzen ausübt. Auch die Begleiter Aschantes betraten dieses Gebiet mit Zittern und Zagen, und ein

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 407

1887 - Berlin : Dümmler
Geistige Erzeugnisse und Geistesverfassung der Neger. 407 Zustand von Spikka ist sehr. — Nun fährt Tuauigana fort: Wir sind den Wagogo entronnen, weißer Mann, Oh! — Wir sind ihnen entronnen, mein Bruder. — Die Wagogo sind schlecht. — Sie sind schlecht. — Die Wagogo sind sehr schlecht. — Sie sind sehr schlecht. — Die Wagogo sind nicht gut. — Sie sind nicht gut. — Die Wagogo sind gar nicht gut. — Sie sind gar nicht gut. — Ich fürchtete mich sehr vor den Wagogo, denn sie töten die Wanyam- wezi. — Das thuu sie. — Aber nun fürchte ich mich nicht mehr vor ihnen. Ich nenne sie (folgen einige derbe Schimpfwörter) und will mit dem ganzen Stamme fechten, weißer Mann, Oh! — So ist es, mein Bruder! Iii. Außer dem heidnischen „Medizinmann" befitzt die Karawane auch einen Araber, der das Amt eines mohammedanischen Priesters und Wächters in sich vereinigt. Ob er gleich ein arger Dieb ist, lastet doch die Religion schwer auf dem armen Manne. Während z. B. alle untereinander am Feuer sitzen, fährt er plötzlich im Be- kehrungseifer auf einen der Heiden los, der den für ihn sehr phan- tastischen Namen Mugunga Mbaya (der böse weiße Mann) führt, denn er ist so schwarz wie das Piqne-Aß und sagt: „Auch du, Mugunga Mbaya, mußt sterben." „Ich!" antwortete der Angeredete, der sich persönlich beleidigt fühlt, „sprich nicht also. Auch du mußt sterben." „Es ist ein bitteres Ding, das Sterben," fährt Gut Maho- med fort. „Hm," sagte der andere, „es ist schlimm, sehr schlimm, niemals wieder schönes Zeug zu tragen, nicht mehr bei seiner Frau und seinen Kindern zu sein, nicht mehr zu essen, zu trinken, zu schnupfen und Tabak zu rauchen. Hm! hm! es ist schlimm, sehr schlimm." „Aber wir werden", entgegnete der Moslem, „Fleisch von Vögeln essen, sehr viel Fleisch, vortrefflich gebraten, und Zuckerwasser trinken und was wir sonst wünschen." Den Afrikaner bringen diese Widersprüche in Verlegenheit. Vögel hält er nicht gerade für ein gutes Gericht, Braten dagegen liebt er sehr, „sehr viel Fleisch" vergleicht er mit seinem halben Pfund im Topfe und sich selbst würde er für Zucker verkaufen; aber er hört nichts von Tabak und fragt verlegen: „Wo, mein Bruder?"

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 408

1887 - Berlin : Dümmler
408 Central-Afrika und die Negerbevölkerung. „Dort," antwortet Gut Mahomed und zeigt nach dem Himmel. Das versteht der andere nicht. Die Entfernung ist groß und er kann kaum glauben, daß der Araber oben im Himmel gewesen ist und die Vorräte dort gesehen hat. Er wagt also zu fragen: „Bist du dort gewesen, Bruder?" „Verzeihe Allah!" ruft Gut Mahomed, halb zornig, halb er- freut, aus. „Was für ein Heide du bist! Mein Bruder, eigentlich dort gewesen bin ich nicht, aber Allah sagte es meinem Lehrer, der es seinen Nachkommen erzählte, die es meinem Vater und meiner Mutter mitteilten, daß wir nach dem Tode zu einer Pflanzung kämen, wo..." „Hm!" grunzt Mugunga Mbaya, „es ist gut, daß du uns solchen Unsinn von deinem Vater und deiner Mutter erzählst. Also Felder und Pflanzungen giebt es im Himmel?" „Ganz gewiß," 'antwortet Mahomed, der nun ausführlich die Vorstellung des Moslems von dem Paradiese auseinandersetzt, die der andere mit allerlei ungläubigen Ausrufungen unterbricht, bis er aus seinem Nachdenken plötzlich auffährt, den Kopf emporrichtet und fragt: „Nun Bruder, du weißt alles; sage mir, ist dein Gott schwarz wie ich oder weiß wie unser Fremder oder braun wie du?" Darauf weiß Mahomed nicht sogleich zu antworten; er hilft sich vorläufig mit Ausrufungen, bis er endlich den weisen Ausspruch thut: „Gott hat gar keine Farbe." „Pfui!" ruft darauf der Heide, der fehl Gesicht schrecklich ver- zerrt und verächtlich ausspuckt. Er ist nun vollständig überzeugt, daß ihn der Araber zum Narren habeu wollte. Das „sehr viele Fleisch" hätte ihn gegen seine bessere Überzeugung beinahe verleitet; jetzt schwand dies und nichts blieb ihm übrig, als das halbe Pfund im Topfe. Er hört auf gar nichts mehr, was der andere auch zu ihm sagen mag. — Iv. Es ist eine ziemlich allgemeine Erfahrung der Forschungs- reisenden und Missionare, daß die Neger häufig für Bekehrung und Überredung durchaus unempfänglich sind. „Die Missionare", sagt Burton von den Mombas, „mußten eingestehen, daß ihre schwarze Herde den ärgsten Ungläubigen und Spöttern in Europa nichts

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 491

1887 - Berlin : Dümmler
Die Buschleute oder Saan. 491 Die einzige Art vegetabilischer Nahrung der Saan bilden wilde Früchte, Wurzeln und Knollen des Feldes. Letztere werden mit dem oben erwähnten Instrumente ausgegraben. Wenn ihnen aber andere Existenzmittel fehlen, treibt sie der Hunger oder sonst auch wohl die Gier nach fetten Bissen zur Beraubung und zur Plünderung ihrer Nachbarn. Wie sie früher die Hottentotten und später die Bauern im Norden der Kapkolonie ausplünderten, so rauben sie noch jetzt in Natal von Zeit zu Zeit den Ansiedlern ihr 33teh. Bei diesen Raubzügen gehen sie mit äußerster Schlauheit und Klugheit zu Werke. In Natal war der Landstrich unter dem Drakengebirge eine Zeit lang für Weiße fast unbewohnbar wegen der Räubereien der Buschleute. Ungesehen kamen sie vom Gebirge herunter und flohen ebenso schnell in die unzugänglichen Felsenklüfte zurück. Endlich versetzte die englische Regierung einige kleine kriegsgeübte Zulu- stämme in den bedrohten Strich Landes. Man errichtete auch Truppen- Posten am Gebirge, machte einen von den Bnschleuteu öfter benutzten Bergpfad durch Felsensprengungen ungangbar, trotzdem hat man den klugen, kleinen Räubern ihr Handwerk bis heute dort nicht ganz legen können. Ehe die Verfolger sie erreichen konnten, waren sie mit ihrer Beute schon in Sicherheit, oder stachen lieber das geraubte Vieh angesichts der Nachsetzenden nieder, als daß sie es diesen aus- geliefert hätten. Immer neue Wege wissen sie an den steilen Felsen- mauern des Drakengebirges ausfindig zu machen. Wenn das Rind- vieh sich vor den steilen Wänden fürchtet, so helfen sich die Saan dadurch, daß sie Kuhdung an die Stellen der Felsen streichen, welche das Vieh betreten soll. Stürzt auch ein Teil der Rinder in die Abgründe, dem Räuber ist es gleich, wenn er nur etwas von der Beute rettet. Mit eben solcher Schlauheit schützen sich die Buschleute der Kalahari vor ihren Feinden und Verfolgern. Sie wissen die weni- gen Quellen der Wüste geschickt auszugraben, zu bedecken und wieder mit Erde zu überschütten, damit niemand deren Vorhandensein ahne und einen Stützpunkt finde, um ihnen in ihr Gebiet hinein zu folgen. Gehen sie hier auf Viehraub aus, so tragen sie oft Waffervorrat in vielen Straußeneiern mit sich, vergraben hier und da von diesen und bilden so Wasserdepots, welche ihnen später die Flucht mit dem ge- raubten Vieh in die Wüste hinein ermöglichen, während der Wasser- Mangel die Verfolger bald zur Umkehr zwingt. In Folge dieser Räubereien lebten die Buschleute mit ihren

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 203

1887 - Berlin : Dümmler
Verhältnis der Eingeborenen zur christlichen Einwanderung. 203 der Sarg hineingestellt worden und der Mollah ein Gebet stehend verrichtet hatte, das Heiligtum und nur die Mollahs, einige hohe Würdenträger und männliche Familienmitglieder des Verstorbenen blieben darin zurück. Ich kann nun freilich nicht sagen, ob der letz- tere von ihnen in der Kapelle selbst zur letzten Ruhe gebettet wurde, da die Thüren eben geschlossen worden waren. Bei anderen ärmeren Mohammedanern, welche ich früher hierher ohne weitere Begleitung als die der Träger bringen und bestatten gesehen, wurde der Deckel des Sarges, auch die Umwandung desselben weggenommen und der Leichnam auf dem untern Brette in das ausgemauerte, einer Schleuse nicht unähnliche Grab durch eine Seitenöffnung hineingeschoben, die letzte Bekleidung von ihm gezogen und hierauf nach kurzem Gebete des Totengräbers, die offene Stelle zugemauert. Nackt war er aus der Mutter Schoß auf die Erde gekommen, nackt sollte er auch dem Erdenschöße übergeben werden. Die Leidtragenden entfernten sich daraus lautlos, um heimzukehren. Nach der Lehre des Islam verharrt die Seele im Körper des Beerdigten bis der Erzengel Gabriel vom Himmel niedersteigt, denn Gabriel ist der Engel des Todes. Des Abends naht er dem frisch aufgeworfenen Grabe, löst die Erde, welche den Toten bedeckt und begehrt von ihm strenge Rechenschast über das Leben, welches er eben vollendet hat. Der Mensch rechtfertigt sich fo gut als er kann, dann wird der Körper, aus Staub geschaffen, zu Staube, die Seele aber fliegt zum Himmel auf, dem sie entstammt. 3. Das Verhältnis der Eingeborenen zu der christlichen Einwanderung. Es ist an mich gar häufig die Frage getreten, ob die franzö- fische Oberherrschast und überhaupt der Verkehr mit Europäern nicht nach und nach eine ändernde Wirkung auf Anschauungen, Sitten und Gebräuche der Orientalen des algerischen Maghreb geäußert hätten und die Hoffnung auf größere Afsiruilieruug und innigere Vereinigung berechtigt fei. Ich glaube dies für längere Zeit noch verneinen zu müssen. Wir sehen zwar einige wenige Mischehen zwi- schen Mohammedanern und Christen, wir treffen wohl in den Reihen des französischen Militärs so manchen Sohn Afrikas im Dienste mit den Franzosen wetteifernd, wir finden die Vornehmen, Eheiks, Kaids, Marabute oder Chefs größerer maurischer Handelshäuser

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 384

1887 - Berlin : Dümmler
384 Der Kongostaat. geborener, die für Zauberer gehalten werden, sich weiß bemalen, ihre Lippen schwärzen und unbekleidet gehen, mit Ausnahme eines Zipfels von Palmblättern, den sie mit Hilfe eines Bandes um den Leib schlingen. Es gehört eine förmliche Unterweisung dazu, um in diesen Orden eintreten zu können. Der Neuling wird von dem obersten Zauberer unter den Einfluß eines kräftigen Einschläsernngsmittels gestellt, und man glaubt, daß die Wirkung der Medizin sei, den Jüngling zu töten, jedoch der Zauberer erweckt ihn nach drei Tagen. Danach ist er, wie sie sagen, ein anderer Mensch, bekommt auch einen anderen Namen und erhält Unterricht in der Nkimbisprache, eine Sprache, die, wie ich aus guter Quelle erfahren habe, den übrigen Eingeborenen sowohl ihrer Bedeutung, als dem Ursprung nach ganz unbekannt ist. Zwei Monate lang ist das Waschen ver- boten und allerlei feierliche, geheimnisvolle Gebräuche werden erlernt, deren Natur ich nicht kenne. Einige sagen, daß Fleischspeisen dann für immer verboten find, aber ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. Diese Zinkimbi sind den Häuptlingen bestimmter Gegenden ergeben, doch kenne ich ihre Funktionen nicht. Sie weigern sich, ihre Mutter- spräche zu sprechen, wenigstens so lange sie in ihrer eigentümlichen Tracht sind, und sie dürfen jeden, der sie mit ihrem früheren Namen anredet, töten. Dies ist alles, was ich über die Zinkimbi weiß, aber es ist ganz offenbar, daß eine, fo wie die der Kongo-Einge- borenen eingerichtete, Gemeinschaft, solch eine Institution nicht ins Leben rusen konnte; die einzige, mir hierfür möglich erscheinende Erklärung ist, daß in früheren Zeiten diese Gegend von einer erobernden Raffe überwältigt worden.ist, die einen Orden von Prie- stern mitbrachte, welche zugleich Zauberer waren, und daß einige aus der besiegten Rasse in den Priesterorden ausgenommen worden sind, die dann die Vorrechte der Sieger hatten. Der Priesterstand, der sich gewöhnlich einer älteren Sprache bediente, als der sonst ge- bräuchlichen, behielt diese geheiligte Sprache bei und überlieferte sie späteren Nachkommen, wie die Nkimbisprache wirklich eine über- lieferte ist, und nur durch diese Annahme kann ich eine Antwort auf die Frage „Woher kam diese sremde Sprache?" finden. R. C, Phillips.

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 393

1887 - Berlin : Dümmler
Kurzer Blick auf die Geschichte der schwarzen Rasse. Zzz Anzahl Völker des Westsudans und vereinigte sie zu einem Reiche, sein Sohn setzte den erbitterten Kampf fort, der noch mehrere Jahre wütete. — Baker behauptet, der allgemeine Charakter des Sudans sei höchstes Elend; von Ägypten schreibt er (die Nilzustände in Abyssinien, Ii, 247), die Menschen seien an den Ufern des Nils noch eben so roh und wild, wie zur Zeit des Baues der Pyramiden. „Der Nil ist ein Segen, der jetzt bloß halb zu Wirkung kommt, aber es wird eine Zeit eintreten, wo die Welt mit Bewunderung auf ein mächtiges Ägypten blicken wird, desfen wogende Kornfelder über dieselben durstigen Wüsten, wo jetzt nur das Kamel mit der er- schöpften Natur zu kämpfen vermag, bis in die weitesten Fernen laufen, Von einigen hohen Punkten werden die Menschen auf ein Netzwerk von Kanälen und Becken blicken, welches das von Frucht- barkeit überquellende Land überall durchzieht." In Abyssinien blühte im 4.-7. Jahrh. n. Chr. das Reich von Axum, wo das Gherz gesprochen wurde; es bestand aber schon vor der christlichen Ära eine Kultur daselbst, das Christentum wurde von 330 n. Chr. an eingeführt. Später wurde das Reich sehr durch die Kämpfe mit den Mohammedanern geschwächt, seit dem 16. Jahrh. durch die Gallas verheert. Nach der Vernichtung der Herrschaft Kasa's (Kaiser Theodor I.) durch die Engländer 1868 fiel das Land wieder in Anarchie, die wohl zur Stunde noch nicht beendigt ist. Das berberisch-maurische Reich Marokko ist bis auf den heu- tigen Tag auf einer ziemlich tiefen Kulturstufe stehen geblieben, war früher ein Piratenstaat, dem die kleinen europäischen Seemächte bis in die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts Tribut bezahlten, in den letzten Jahrzehnten mit den Spaniern und (wegen Ab el Kader's Unterstützung) wiederholt mit den Franzosen in Krieg verwickelt, der mit Niederlagen endigte. Die neueste Zeit charakterisiert sich einerseits durch das fast un- aufhaltsame Vordringen des Mohammedanismus vom Sudan aus nach Süden und Westen, andrerseits durch das Eindringen euro- päischer Kolonieen und christlicher Religion und Kultur von allen Küsten des Festlandes aus nach dem Innern. Hoffentlich wird der Fortschritt des halbbarbarischen, kulturfeindlichen Islam zurück- gedämmt werden.
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