Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 106

1887 - Berlin : Dümmler
106 Die Stadt Harrar. Die wasserreichen Gebirgsbäche sind mit Fischarten von wohl- schmeckendem Fleische angefüllt. Trotz alledem ist die Landwirtschaft in Harrar nur Nebensache, denn Harrar ist ein Handelsplatz. — Schon Burton nennt es das Timbuktu des Ostens. In der That ist Harrar infolge seiner für Handelszwecke so überaus günstigen geographischen Lage eine uralte Handelsmetropole, jeder Einwohner der Stadt ist ein Händler. Die Abwickelung des täglich um 3 Uhr mittags beginnenden Marktes ist das Haupttagewerk der Stadt. In dieser Zeit ist Harrar, welches circa 27 000 Einwohner zählt, außerdem von etwa 15 000 handeltreibenden, von auswärts kommenden Galla über- schwemmt, die abends 7 Uhr vor Thorschluß die Stadt wieder ver- lassen müssen. Der Warenaustausch ist enorm. Der Export besteht in Kaffee, Tierhäuten, Durra, Fett, Elfenbein, Gummi, Sklaven, Wars, Vieh, Honig. Harrar hat eine bedeutende eigene Industrie im Gebiete der Weberei, Töpferei, Holzschnitzerei, Flechterei, Seide- und Baumwollen- stickerei, Eisen- und Messingarbeiten, Gold- und Silberschmiedekunst, zum Teil auch in der Tischlerei, Ledermannfaktur und Gerberei, Färberei, Kerzenfabrikation, Bäckerei und selbst Buchbinderei. Man sieht, in dem sonst so fabelhaften Osthorn Afrikas sieht es in industrieller Hinsicht weniger barbarisch aus, als in manchen weiten Länderstrecken Europas. Fkbknsivtjse und Krankheiten in (öftnfriliit. Unnötige Furcht. — Wirksamste Diät für Europäer. — Örtliche Einflüsse. — Gesunde Orte. — Neueste Ersahrungen. — Klima im Somallande. Nach Dr. G. A. Fischer, Kurt Toppen und Haggenmacher.*) Wenn ich sagte, daß der Europäer ohne Schaden für seine Ge- suudheit eine Reihe von Jahren in den Tropenländern Afrikas aus- halten könne, so wird das, abgesehen von den Verhältnissen, über *) Aus: Mehr Licht im dunkeln Weltteil. Betrachtungen über die Kolonisation des tropischen Afrikas, unter besonderer Berücksichtigung des Zanzibar- Gebiets. Von Dr. G. A. Fischer, praktischer Arzt in Zanzibar. Hamburg,

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 227

1887 - Berlin : Dümmler
Die Bevölkerung Marokkos. 227 Regierung; die Europäer dürfen nicht im Innern des Landes wohnen und Grundbesitz erwerben. Die letzte Madrider Konferenz hat das allerdings beseitigt, in Wirklichkeit sind die Verhältnisse aber derart, daß sich schwerlich jemand finden wird, der Lust hätte, im Innern Marokkos zu wohnen. Der Export von wichtigen und wertvollen Landesprodukten ist verboten, und nur einige wenige Artikel dürfen außer Landes kommen; die Erlaubnis dazu wird aber immer speciell (gewöhnlich dem Konsul eines Landes) und nur für bestimmte Zeit gegeben. Aber auch von osmanischen Einflüssen ist das Land völlig verschont geblieben. Die von der Lehre des Propheten sanatisierten Araber, welche in ihrem raschen Eroberungszuge über Nord-Afrika hin schon bald nach der Hedschra das Volk des alten Mauritanien unterwarfen und bekehrten, Spanien mit dem Schwert gewannen und erst nach mehr als siebenhundertjähriger Herrschaft wieder nach Marokko zurückgedrängt wurden, das sie bis auf den heutigen Tag beherrschen, halten sich für die echten legitimen Erben der ersten Bekenner des Propheten und betrachten den Anspruch der Türken darauf für eine unberechtigte.usurpation. Für sie ist der Sultan in Faß der wahre Kalif, das ist Stellvertreter des Propheten; er ist weltlicher und geistlicher Herr, und die jetzige Familie des Herrschers, die Filali, sind Schurasa (Plural von (Sehens*); im diplomatischen Verkehr mit den Europäern wird der Sultan Muley Hassan auch als „Sa Majeste sherifienne" angeredet. Die Bevölkerung des heutigen Marokko ist eine außerordentlich gemischte, denn Mauritanier und Römer, Westgoten und Vandalen, Byzantiner und Araber sind im Laufe der Jahrhunderte über dieses Land hinweggegangen und haben mehr oder weniger tiefe Spuren zurückgelassen. Andererseits bildet heutzutage diese Bevölkerung in- sofern eine einheitliche Masse, als alle Unterthanen des Sultans Mohammedaner sind; die geringe Menge christlicher Bewohner in den Küstenstädten und die im Lande zerstreuten hispanischen Juden sind nur geduldete Schutzgenossen. Im allgemeinen kann man, abgesehen von einigen wenigen Re- negaten in der marokkanischen Armee, sechs verschiedene Elemente *) Ein Scherls ist ein Mann, der einer Familie angehört, welche direkt von Fatima und dem Schwiegersohne Mohammeds abzustammen vorgiebt; also eine Art geistlicher Adel. Ein Marabut dagegen ist ein Mann, der sich durch besondere Frömmigkeit und Gelehrsamkeit ein hervorragendes Ansehen ver- schafft hat. 15*

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 330

1887 - Berlin : Dümmler
330 Deutsch-Äquatorial-Asrika. It. Kultnrbilder aus den Anfängen der Kamerunmission.*) Gräuel des Heidentums. — Der Missionar Safer und seine heldenmütige Aus- dauer und Wirksamkeit. — Wie er die Duallasprache lernt. — Verfolgungen. Bis in die neueste Zeit hat im Kamerungebiete die grauen- hafteste Barbarei geherrscht und der Handel, auf der untersten Stufe, der des Tausches stehend, für die soziale und sittliche Hebung der Negerbevölkerung noch sehr wenig leisten können. Vor dem Jahre 1850 bauten die Neger nicht einmal in hinreichender Menge die Nahrungspflanzen, von Kulturen für den Export konnte alfo keine Rede sein; Handeltreiben, Betrügen und Stehlen gaben ihnen die Mittel, ihre Bedürfnisse an Branntwein, Baumwollengewebe, Ta- bak u. s. w. zu befriedigen. Trunksucht und Blutrache waren an der Tagesordnung. Der Aberglaube veranlaßte viele Mordthaten. Nicht felten wurde der Tod eines Negers der Zauberei zugeschrieben, und der Dschudschu-Maun spürte den Missethäter auf, der getötet und in den Fluß geworfen wurde; ebenso wurde bei Epidemieen für jeden Gestorbenen ein zweites Opfer geschlachtet; der gestorbenen Wöchnerin wurde das Kind mit ins Grab gegeben. Wenn auch hierin in neuester Zeit einige Besserung einzutreten scheint, so dauert das Unwesen der Geheimbündelei (S. weiter unten: Der Egboebnnd von Prof. Dr. Bastian) noch fort. Jeder Stamm, ja jede Klasse eines Stammes (Freie, Halbfreie und Sklaven) hat seine besondern Mysterien, die von den Mitgliedern eines Geheim- bundes betrieben werden, die eine wahre Schreckensherrschaft aus- üben. Die Gegner der Bestrebungen des Bundes, der auch politisch auftritt, werden durch Gist beseitigt, so daß das ganze Volk in be- ständiger Furcht schwebt. Daneben herrscht, dem Negercharakter ent- sprechend, das entgegengesetzte Extrem: der ausgelassenste Leichtsinn, aus allen Negerdörfern erschallt in der Nacht der Lärm der Tanzenden. Obige Zustände fand der Missionar Saker, als er im Jahre 1850 nach achtjähriger Arbeit aus Fernando Po die erste christliche Mis- sionsstation am Kamerun gründete. Nur selten hat ein Missionar unter so vielen Schwierigkeiten *) Grundemann. Das Kamerungebiet und die Mission daselbst. Mg. Miss.-Zeitschr., 1885.

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 286

1887 - Berlin : Dümmler
286 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dein oberen Niger. viel fruchtbarer. Wilder Mms, der sich häufig vorfand, bildete auf dem 5 Tage langen Marsch in nordöstlicher Richtung die Haupt- nahrung der Karawane. Die Nächte waren in dieser wasserreichen Gegend so kalt, daß das Thermometer fast bis auf den Gefrierpunkt sank. Endlich war der Volta und damit wieder die bewohnten Ge- genden erreicht. Die Ufer des Stromes sind an der Stelle, die von Aschante berührt wurde, von dem Pae-Völklein bewohnt, Leute, die in mehrfacher Beziehung unsere Beachtung verdienen. Ihr Wohnsitz war früher rechts des Volta; doch wurden sie durch die fortwährenden Raubzüge der Afchanti gezwungen, sich auf dem jen- feitigen User anzusiedeln, wo sich ihre Hauptstadt Ahen-Kuro be- findet. Diesseits besitzen sie nur noch 4 Dörfer. Die Pae sprechen Tschi und sind Unterthanen des Okwau-Königs von Abetist. Sie sind einfache Leute von mittlerer Größe und tragen noch Zöpfe, was an der Küste ein fchon längst überwundener Standpunkt ist. Ihre Häuser sind klein, rund und fallen durch ihre spitzen Dächer und ihre kleinen Hauseingänge auf, die nur 5' hoch und 2' breit sind. Die Landwirtschaft liefert Baumwolle und einen feinen Tabak, der aber nur zum Schnupfen verwendet wird. In der Töpferei sind die Pae sehr erfahren und produzieren vorzüglich schöne Geschirre, die unserem Steingute nahe kommen sollen. Die Viehzucht dagegen liegt ganz im Argen, da nur wenige Zwergziegen, Enten, Hühner und Perlhühner gehalten werden. Jagd und Fischerei wird eifrig betrieben, und die Kunst des Bierbrauens aus Guineakorn erfreut sich ebenfalls einer eifrigen Pflege. Nachdem der Volta überschritten war, erreichten die Reisenden in 272 Stunden den Nebenfluß Oti, der viel tiefer als der Volta ist und von Krokodilen und Flußpserden wimmelt. Nach 6 Stunden kamen die Reisenden in das Gebiet eines andern Stammes, nämlich der Karakyeer, die ebenfalls Tfchi sprechen. Neben dieser Sprache wird aber noch der sogenannte Kyerepongdialekt gesprochen, der sich auch näher der Küste um Akropoug, Date 2c. herum noch findet. Die Karakyeer sind nämlich aus ihren ehemaligen Wohnsitzen in der Dategegend zur Zeit der Akwamuherrschast ausgewandert'und haben den heimatlichen Dialekt noch bewahrt. Dieses Land ist weit und breit bei allen Fetischdienern berühmt und gefürchtet, weil sich dort der größte Fetisch Odente aufhält und eine wahre Schreckensherr- schaft über die leichtgläubigen Schwarzen ausübt. Auch die Begleiter Aschantes betraten dieses Gebiet mit Zittern und Zagen, und ein

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 328

1887 - Berlin : Dümmler
328 Deutsch-Äquatorial-Afrika. Sie wachen streng darüber, daß ein direkter Handelsverkehr zwischen Europäern und dem Hinterlande unterbleibt und finden dabei ziem- lich mühelos reichen Erwerb. Infolge dessen sind alle Lebensmittel, wenn überhaupt zu haben, außerordentlich teuer. Geldeswert ist ein sehr unbestimmter Begriff, fast alles muß durch Vermittlung der Faktoreien im Tauschhandel erworben werden. Selbst diese waren nicht im stände, regelmäßige Lieserungen von srischem Fleisch zu übernehmen, weil die Preise zu hoch und die Quantitäten zu gering waren. Ebenso waren Früchte, Eier n. dergl. kaum zu erlangen. Eine staatliche Ordnung existiert hier wie fast an der ganzen Guineaküste, Dahome ausgenommen, nicht. Die Oberhäupter King Bell, King Aqua 2c. haben über die anderen Häuptlinge fehr wenig Gewalt und thnn nichts Wichtiges ohne deren Zustimmung. Ihr Ausehen ist begründet in ihren starken Familien und ihrem Reichtum an Sklaven. King Bell gab an, daß er etwa 3.50 Frauen habe, einschließlich solcher, welche er seinen erwachsenen Söhnen gegeben. Unter diesen Frauen werden Sklavinnen nicht mitgerechnet, sie sind alle aus freien Familien gekauft. Diese Oberhäupter sind eisrige Händler mit entsprechend höherem Kredit, als die kleineren Leute. Sie begeben sich mit ihren Kanoes auf Wochen in das Innere, um Landesprodukte einzutauschen, gegen die Tanschartikel, welche ihnen von den Faktoreien auf Kredit übergeben sind. Unter solchen Ner- Hältnissen sind Arbeitskräfte aus dem Lande selbst gar nicht zu haben. Die Faktoreien verfügen über zahlreiche Kruneger als Arbeiter, welche von Liberia kommen und nach ein bis zwei Jahren wieder in ihre Heimat zurückgehen. Die Küste südlich von Kamerun bis Kap St. John kann nach den Bewohnern eingeteilt werden in drei Abschnitte: 1. Der nördliche Teil von Kamerun bis circa 3° nördl. Br., bewohnt von demselben Stamme, welcher am Kamerun ansässig ist, den Duallas. In demselben befinden sich die Handelsplätze Ma- limba, Small Batonga (3° 10,6' nördl. Br.) und Plantation (3° 3,8' nördl. Br.). 2. Der mittlere Teil von 3° nördl. Br. bis zum Campofluß (2° 22,7' nördl. Br.), bewohnt von den Stämmen der Banoko und Wapuko, mit den Handelsplätzen Kribby, Batonga (2° 53' nördl. Br.) und Campofluß (2° 22,7' nördl. Br.). 3. Der südliche Teil vom Campofluß bis Kap St. John, be- wohnt von den Knmbestämmen mit den Handelsplätzen Campoland

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 447

1887 - Berlin : Dümmler
Die Eingeborenen von Deutsch-Südwestafrika. 44? Aus solchen Zuständen und Verhältnissen heraus kommen die Leute, welche durch die Kraft des Evangeliums zu menschenwürdigen Wesen herangezogen werden sollen. Die Notwendigkeit einer äußeren Trennung stellt sich dann gar bald heraus, und dies hat zur Folge, daß von einer Christenwerft gegenüber dem Sammelplatz jener Heid- nischen Wohnungen die Rede ist. Während des vorbereitenden Unterrichts tritt zunächst die For- dernng einer anständigen Kleidung in den Vordergrund. Vor der Aufnahme in die Gemeinde muß der Herero sich von der braunen Ockerschmiere entwöhnen. Sein Körper zeigt dann eine schwärzliche Hautfarbe und wird in europäische Kleidung gehüllt. Die sittliche Hebung des Volkes bedingt diesen schwierigen Prozeß, welchen die Mission mit stetig fortfchreitender Kraft vollzieht. Seine Wirkung reicht jetzt schon über die Gemeinden hinaus, da ans einzelnen Sta- tionen die noch heidnischen Häuptlinge und Großen des Stammes bereits europäische Kleidung tragen. Sie sehen wohl ein, daß sie den Weißen gegenüber durch solche Kleidung ihre Würde besser wahren können. Daß die Annahme europäischer Kleidung seitens dieser einzelnen Heiden nicht dem Einflüsse des Handels zugeschrieben werden kann, geht daraus hervor, daß auf dem Felde, fern von den Stationen, kein einziger Herero sich einfallen läßt, europäische Klei- dung zu tragen. Wenn ein neues Gemeindeglied sich dann auf der Christenwerft ansiedelt, so ist es nicht immer im stände, sogleich ein Backsteinhaus zu bauen. Deswegen finden sich auch noch einzelne Pontocs auf den Christenwerften, aber auch diese zeichnen sich schon durch ver- hältnismäßige Reinheit vor den heidnischen Pontocs vorteilhaft aus. Wer aber eben kann, wird durch den Missionar veranlaßt, sich ein Backsteinhaus mit Fenstern und Thüren zu bauen, und so weisen die meisten Christenwerften schon eine stattliche Zahl Häuser mit ver- schiedenen Gemächern auf. Es finden sich in den meisten ein Wohn- zimmer, ein Schlafzimmer für die Familie (teilweise mit netten, reinen Betten), ein anderes Schlafgemach für das Gesinde und eine Vorratskammer. Das Wenige, was zu kochen ist, wird meistens im Freien besorgt, und daß das Seifenkochen eine der häusigsten Arbeiten in diesem Fache ist, zeigt, wie sehr die Leute, welchen Reinlichkeit noch vor kurzem ein völlig unbekannter Begriff war, sich in ihr neues Leben eingewöhnt haben. Wenn die Mission weiter nichts, als das bisher Genannte, zu-

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 407

1887 - Berlin : Dümmler
Geistige Erzeugnisse und Geistesverfassung der Neger. 407 Zustand von Spikka ist sehr. — Nun fährt Tuauigana fort: Wir sind den Wagogo entronnen, weißer Mann, Oh! — Wir sind ihnen entronnen, mein Bruder. — Die Wagogo sind schlecht. — Sie sind schlecht. — Die Wagogo sind sehr schlecht. — Sie sind sehr schlecht. — Die Wagogo sind nicht gut. — Sie sind nicht gut. — Die Wagogo sind gar nicht gut. — Sie sind gar nicht gut. — Ich fürchtete mich sehr vor den Wagogo, denn sie töten die Wanyam- wezi. — Das thuu sie. — Aber nun fürchte ich mich nicht mehr vor ihnen. Ich nenne sie (folgen einige derbe Schimpfwörter) und will mit dem ganzen Stamme fechten, weißer Mann, Oh! — So ist es, mein Bruder! Iii. Außer dem heidnischen „Medizinmann" befitzt die Karawane auch einen Araber, der das Amt eines mohammedanischen Priesters und Wächters in sich vereinigt. Ob er gleich ein arger Dieb ist, lastet doch die Religion schwer auf dem armen Manne. Während z. B. alle untereinander am Feuer sitzen, fährt er plötzlich im Be- kehrungseifer auf einen der Heiden los, der den für ihn sehr phan- tastischen Namen Mugunga Mbaya (der böse weiße Mann) führt, denn er ist so schwarz wie das Piqne-Aß und sagt: „Auch du, Mugunga Mbaya, mußt sterben." „Ich!" antwortete der Angeredete, der sich persönlich beleidigt fühlt, „sprich nicht also. Auch du mußt sterben." „Es ist ein bitteres Ding, das Sterben," fährt Gut Maho- med fort. „Hm," sagte der andere, „es ist schlimm, sehr schlimm, niemals wieder schönes Zeug zu tragen, nicht mehr bei seiner Frau und seinen Kindern zu sein, nicht mehr zu essen, zu trinken, zu schnupfen und Tabak zu rauchen. Hm! hm! es ist schlimm, sehr schlimm." „Aber wir werden", entgegnete der Moslem, „Fleisch von Vögeln essen, sehr viel Fleisch, vortrefflich gebraten, und Zuckerwasser trinken und was wir sonst wünschen." Den Afrikaner bringen diese Widersprüche in Verlegenheit. Vögel hält er nicht gerade für ein gutes Gericht, Braten dagegen liebt er sehr, „sehr viel Fleisch" vergleicht er mit seinem halben Pfund im Topfe und sich selbst würde er für Zucker verkaufen; aber er hört nichts von Tabak und fragt verlegen: „Wo, mein Bruder?"

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 408

1887 - Berlin : Dümmler
408 Central-Afrika und die Negerbevölkerung. „Dort," antwortet Gut Mahomed und zeigt nach dem Himmel. Das versteht der andere nicht. Die Entfernung ist groß und er kann kaum glauben, daß der Araber oben im Himmel gewesen ist und die Vorräte dort gesehen hat. Er wagt also zu fragen: „Bist du dort gewesen, Bruder?" „Verzeihe Allah!" ruft Gut Mahomed, halb zornig, halb er- freut, aus. „Was für ein Heide du bist! Mein Bruder, eigentlich dort gewesen bin ich nicht, aber Allah sagte es meinem Lehrer, der es seinen Nachkommen erzählte, die es meinem Vater und meiner Mutter mitteilten, daß wir nach dem Tode zu einer Pflanzung kämen, wo..." „Hm!" grunzt Mugunga Mbaya, „es ist gut, daß du uns solchen Unsinn von deinem Vater und deiner Mutter erzählst. Also Felder und Pflanzungen giebt es im Himmel?" „Ganz gewiß," 'antwortet Mahomed, der nun ausführlich die Vorstellung des Moslems von dem Paradiese auseinandersetzt, die der andere mit allerlei ungläubigen Ausrufungen unterbricht, bis er aus seinem Nachdenken plötzlich auffährt, den Kopf emporrichtet und fragt: „Nun Bruder, du weißt alles; sage mir, ist dein Gott schwarz wie ich oder weiß wie unser Fremder oder braun wie du?" Darauf weiß Mahomed nicht sogleich zu antworten; er hilft sich vorläufig mit Ausrufungen, bis er endlich den weisen Ausspruch thut: „Gott hat gar keine Farbe." „Pfui!" ruft darauf der Heide, der fehl Gesicht schrecklich ver- zerrt und verächtlich ausspuckt. Er ist nun vollständig überzeugt, daß ihn der Araber zum Narren habeu wollte. Das „sehr viele Fleisch" hätte ihn gegen seine bessere Überzeugung beinahe verleitet; jetzt schwand dies und nichts blieb ihm übrig, als das halbe Pfund im Topfe. Er hört auf gar nichts mehr, was der andere auch zu ihm sagen mag. — Iv. Es ist eine ziemlich allgemeine Erfahrung der Forschungs- reisenden und Missionare, daß die Neger häufig für Bekehrung und Überredung durchaus unempfänglich sind. „Die Missionare", sagt Burton von den Mombas, „mußten eingestehen, daß ihre schwarze Herde den ärgsten Ungläubigen und Spöttern in Europa nichts

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 491

1887 - Berlin : Dümmler
Die Buschleute oder Saan. 491 Die einzige Art vegetabilischer Nahrung der Saan bilden wilde Früchte, Wurzeln und Knollen des Feldes. Letztere werden mit dem oben erwähnten Instrumente ausgegraben. Wenn ihnen aber andere Existenzmittel fehlen, treibt sie der Hunger oder sonst auch wohl die Gier nach fetten Bissen zur Beraubung und zur Plünderung ihrer Nachbarn. Wie sie früher die Hottentotten und später die Bauern im Norden der Kapkolonie ausplünderten, so rauben sie noch jetzt in Natal von Zeit zu Zeit den Ansiedlern ihr 33teh. Bei diesen Raubzügen gehen sie mit äußerster Schlauheit und Klugheit zu Werke. In Natal war der Landstrich unter dem Drakengebirge eine Zeit lang für Weiße fast unbewohnbar wegen der Räubereien der Buschleute. Ungesehen kamen sie vom Gebirge herunter und flohen ebenso schnell in die unzugänglichen Felsenklüfte zurück. Endlich versetzte die englische Regierung einige kleine kriegsgeübte Zulu- stämme in den bedrohten Strich Landes. Man errichtete auch Truppen- Posten am Gebirge, machte einen von den Bnschleuteu öfter benutzten Bergpfad durch Felsensprengungen ungangbar, trotzdem hat man den klugen, kleinen Räubern ihr Handwerk bis heute dort nicht ganz legen können. Ehe die Verfolger sie erreichen konnten, waren sie mit ihrer Beute schon in Sicherheit, oder stachen lieber das geraubte Vieh angesichts der Nachsetzenden nieder, als daß sie es diesen aus- geliefert hätten. Immer neue Wege wissen sie an den steilen Felsen- mauern des Drakengebirges ausfindig zu machen. Wenn das Rind- vieh sich vor den steilen Wänden fürchtet, so helfen sich die Saan dadurch, daß sie Kuhdung an die Stellen der Felsen streichen, welche das Vieh betreten soll. Stürzt auch ein Teil der Rinder in die Abgründe, dem Räuber ist es gleich, wenn er nur etwas von der Beute rettet. Mit eben solcher Schlauheit schützen sich die Buschleute der Kalahari vor ihren Feinden und Verfolgern. Sie wissen die weni- gen Quellen der Wüste geschickt auszugraben, zu bedecken und wieder mit Erde zu überschütten, damit niemand deren Vorhandensein ahne und einen Stützpunkt finde, um ihnen in ihr Gebiet hinein zu folgen. Gehen sie hier auf Viehraub aus, so tragen sie oft Waffervorrat in vielen Straußeneiern mit sich, vergraben hier und da von diesen und bilden so Wasserdepots, welche ihnen später die Flucht mit dem ge- raubten Vieh in die Wüste hinein ermöglichen, während der Wasser- Mangel die Verfolger bald zur Umkehr zwingt. In Folge dieser Räubereien lebten die Buschleute mit ihren
   bis 10 von 62 weiter»  »»
62 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 62 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 15
1 33
2 58
3 21
4 200
5 141
6 32
7 148
8 4
9 23
10 447
11 140
12 72
13 3
14 194
15 13
16 71
17 20
18 6
19 14
20 41
21 28
22 62
23 86
24 55
25 99
26 41
27 49
28 270
29 54
30 20
31 62
32 5
33 38
34 66
35 21
36 62
37 703
38 28
39 238
40 35
41 40
42 45
43 43
44 9
45 404
46 61
47 15
48 68
49 33

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 9
1 0
2 0
3 11
4 10
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 19
18 2
19 0
20 0
21 3
22 2
23 6
24 0
25 1
26 5
27 0
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 0
38 0
39 2
40 1
41 4
42 4
43 16
44 0
45 5
46 0
47 5
48 1
49 1
50 3
51 0
52 10
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 5
62 0
63 1
64 7
65 0
66 1
67 1
68 3
69 3
70 1
71 1
72 5
73 0
74 1
75 5
76 2
77 2
78 3
79 3
80 0
81 1
82 5
83 1
84 1
85 1
86 0
87 4
88 1
89 2
90 0
91 4
92 45
93 0
94 7
95 47
96 0
97 6
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 18
1 3
2 1
3 2
4 0
5 2
6 29
7 6
8 1
9 0
10 2
11 8
12 8
13 4
14 5
15 0
16 1
17 0
18 1
19 10
20 30
21 0
22 0
23 0
24 12
25 5
26 0
27 3
28 6
29 25
30 0
31 13
32 21
33 30
34 15
35 0
36 1
37 0
38 0
39 10
40 2
41 0
42 2
43 34
44 1
45 18
46 8
47 23
48 32
49 1
50 18
51 8
52 18
53 11
54 23
55 0
56 0
57 0
58 1
59 35
60 5
61 0
62 3
63 2
64 2
65 2
66 0
67 0
68 3
69 0
70 0
71 4
72 0
73 1
74 6
75 3
76 13
77 0
78 16
79 0
80 1
81 55
82 5
83 26
84 4
85 5
86 38
87 38
88 12
89 15
90 5
91 23
92 1
93 1
94 1
95 5
96 0
97 0
98 4
99 1
100 2
101 6
102 7
103 19
104 112
105 1
106 2
107 6
108 22
109 100
110 3
111 2
112 9
113 18
114 18
115 7
116 4
117 0
118 0
119 17
120 4
121 4
122 1
123 42
124 11
125 17
126 24
127 391
128 1
129 17
130 1
131 17
132 1
133 41
134 91
135 1
136 143
137 4
138 23
139 7
140 1
141 0
142 27
143 11
144 0
145 14
146 8
147 0
148 3
149 7
150 0
151 3
152 93
153 37
154 22
155 7
156 5
157 0
158 0
159 376
160 14
161 0
162 0
163 0
164 4
165 11
166 72
167 1
168 11
169 2
170 0
171 0
172 4
173 103
174 0
175 192
176 8
177 94
178 20
179 31
180 3
181 0
182 33
183 92
184 39
185 52
186 24
187 57
188 37
189 13
190 0
191 0
192 15
193 69
194 4
195 14
196 15
197 2
198 0
199 1