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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 27

1887 - Berlin : Dümmler
Zusammentreffen Stanleys mit Livingstone am Tanganyika-See. 27 bilde wölbte sich das reine Azur des afrikanischen Himmels. Burton und Speke hatten diesen Anblick einst ebenfalls genossen; aber der eine derselben war damals halb lahm, der andere halb blind infolge der ausgestandenen Strapazen, Stanley dagegen gesund wie ein Fisch im Wasser. Mit vollen Zügen genossen alle das lang ersehnte Schauspiel. Dann brach die Expedition wieder auf, um ein paar Stunden später ihren feierlichen Einzug in Udfchidfchi, dem viel- genannten arabischen Handelsplatze am Ostufer des Tanganyika, zu halten. Mit flatternden Fahnen, unter wiederholten Flintenfalven näherte sich die Schar dem Dorse. Staunend erblickten die heraus- strömenden Bewohner des Handelsplatzes, die Wajiji, Wanyamwezi, Wangwana, Warundi, Waguhha und Araber das von einem riesigen Kerl getragene Sternenbanner der Vereinigten Staaten. Bald aber erinnerte sich deren einer, der auch schon einmal in Zanzibar ge- wesen war, daß er diese Flagge auf dem dortigen amerikanischen Consulate hatte flattern sehen, und sofort hallt ohrenbetäubend der Ruf durch die Menge: Bindera Kifungu — die Flagge eines Weißen, Bindera Merikani — die amerikanifche Flagge! Dann be- gann ein Händeschütteln und Bewillkommnen, das kein Ende nehmen wollte. Mitten in diesem Gedränge vernimmt Stanley plötzlich die Worte: „Good morning, sir!" Verblüfft fchaut er um sich, und vor ihm steht, mit dem schwär- zesten aller Gesichter, ein mit einem langen weißen Hemd und einem Turban aus amerikanischem Zeug bekleideter Mensch. „Who the mischief are you?" (wer zum Kukuk bist du?) fragte Stanley erstaunt. Ich bin Susi, Livingstones Diener, replizierte der Schwarze lächelnd, und zeigte eine Reihe glänzend weißer Zähne. „Was, ist Dr. Livingstone hier?" „Ja, mein Herr." „In diesem Dorf?" „Ja, mein Herr." „Bist Du dessen ganz sicher?" „Ganz sicher, mein Herr. Komme ich doch soeben von dem- selben." „Und ist der Doktor gesund?" „Nicht so ganz, mein Herr." „So laus' denn und sage dem Doktor, ich komme."

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 31

1887 - Berlin : Dümmler
Unter den wilden Massai. 31 Zwei Stunden nach dem Abmarsch aus dem Lager wird Halt gemacht, damit die lange Reihe sich wieder eng anschließe, denn jetzt bei sich erwärmender Atmosphäre beginnen die Massai zu erscheinen. Von allen Seiten werden wir begrüßt mit „Schore! Schore!" (Freund). Ich persönlich werde mit „Leibon!" (Medizinmann) be- grüßt, was ich mit einigen nnartikulirten Töne erwiedere, um zu verstehen zu geben, daß ich ganz Ohr bin. „Gusak!" (Deine Hand) wird dann verlangt. Nachdem sie derb geschüttelt ist, kommen wir zu einem neuen Abschnitt in der förmlichen Begrüßung mit dem Worte „Sobai?" (Wie geht es Dir?), worauf ich antworte „Ebai!" (Gut!), dann läßt der Besucher seinen Begrüßungen einen Zusatz folgen, indem er fragt „Jogon? maschetan!" (Hörst Du? Eine Perlen- schnür!), und ohne Zaudern wird eine solche dem reckenhaften Bettler überreicht. Mehr Vergnügen macht es, unter Begleitung freundlichen Lächelns die „Ditto" zu begrüßen, und zwar auch in anderen Worten als für Männer fassen — („Tagirenja!" worauf sie „(So!" ant- wortet). Abgese^ey von der Begierde nach Geschenken, empfangen uns die Massai mit aristokratischer Würde. Sie laufen nicht wie in den südlicher gelegenen Ländern ängstlich beiseite, noch rennen sie unter rohem Gelächter und gemeinem Geschrei nebenher. Ruhig be- obachten sie uns, neugierig ohne allen Zweifel, verbergen aber ihre Gedanken unter einer anscheinend gleichgültigen Miene. Um Mittag wird der zum Lager ausersehene Platz erreicht. Jeder Händler sucht sich eine passende Stelle, und großes Rennen und Laufen findet statt um den Platz unter schattigen Bäumen oder um andere begehrenswerte Stellen. Der erste Mann, welcher eine geschützte Lokalität erreicht, sichert sich seine Ansprüche, indem er sie mit seiner Flinte oder einem andern Gegenstande belegt, und dann wird ihm niemand sein Recht streitig machen. Muhinna war hierin groß; er schien instinktiv die wohnlichste und traulichste Ecke zu er- kennen, und verstand den Kniff, dort zuerst anzukommen. Wenn jeder im Lager ist, werden die Güter eines jeden Händlers ausge- staut und mit Fellen oder sonstigen Gegenständen bedeckt, um sie vor den spähenden Augen und diebischen Fingern der Massai zu behüten. Wachen werden ausgestellt und ohne Zeitverlust gehen die Männer mit Axt und Gewehr hinaus, dornige Akazien umzuhauen, um eine starke Boma oder Umzäumung herzustellen. Die Flinte wird sür alle Fälle fertig gemacht, während kräftige Hiebe sich gegen die Stämme richten, und bald liegen die Bäume da, um weiter

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 175

1887 - Berlin : Dümmler
Eine ägyptische Elementarschule. 175 anzunehmen. Sie geben der Erde einen Umfang von 2400 Meilen, jede Meile hat 3000 Ellen, die Elle 3 Spannen, die Spanne zwölf Fingerbreiten, die Fingerbreite fünf Gerstenkörner und das Gersten- korn endlich sechs Mauleselhaare. Allah Kebir!" Bei solchen Anschauungen über das Weltsystem ist es nicht zu verwundern, daß noch die alte türkisch-arabische Zeitrechnung fest- gehalten und die Kalender die wunderlichsten Dinge enthalten. So steht in einem Kalender des Jahres 1885: dieses Jahr ist seit der Schöpfung das 185 262., seit dem Sturze des Satans das 31 884. k. Wenn auch die Sonnen- und Mondfinsternisse im Kalender stehen, so hindert das keinen Araber und Türken, an dem Glauben festzu- halten, daß der Weltkörper verfinstert werde, weil sich ein Drache nahe, um ihn zu verschlingen; daher hört man auch bei jeder Finster- nis überall Flinten- und Revolverschüsse knallen, weil die Gläubigen dadurch den bösen Drachen zu verscheuchen wähnen. Namen von Heiligen enthält der Kalender nicht, wohl aber Angaben, wie fol- gende: 1. April: gut zum Nägelschneiden; 2. April: günstiger Tag, um Schulden einzukassieren; 3. April: gut zum Rasieren; 4. April: ungünstig für alle Geschäfte; 5. April: gut zum Heiraten k. In den Städten genießen ziemlich viele türkische Kinder den oben geschilderten Elementarunterricht; auf dem Lande sind die Schulen, wo sie etwa vorhanden sein sollten, wenig besucht. Mädchenschulen existieren nicht. Wozu auch die armen eingesperrten Wesen mit Bildungsstoffen füttern, die sie nur auf Emancipations- gedanken bringen und mit ihrer Lage noch unzufriedener machen, als sie es in den größeren Städten bereits zu fein beginnen. Der Koran hat einen Satz, der eigentlich unferer zahllofen alten Jung- fern und unserer neuen Töchterversorgungsanstalten wegen in der Bibel stehen müßte: „Verheiratet diejenigen, welche es noch nicht sind, und wenn Armut sie daran hindert, so gebt ihnen ein wenig von der Habe, welche Gott euch gegeben hat, ihr Reichen/ und thut sie zusammen." Aber die Übervölkerung!! Nach Eduard Dor (vom Herausgeber). L'iustruction publique en Egypte. P. 1872.

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 202

1887 - Berlin : Dümmler
202 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. Fällen eingeholt, ihre, zumeist dem Koran entlehnten Aus- oder Wahr- sprüche, werden als Amulette in kleine Ledersäckchen eingenäht und sollen, auf dem Körper getragen, Schutzmittel sein vor möglichen Fährlichkeiten. Jedes ihrer Gebote, das dem bekümmerten Frager auferlegt wird, erfreut sich gewiß striktester Ausführung. Bei Dürre vermitteln sie durch Bittprozessionen den Regen. Ja es gelten diese Männer nicht allein im Leben als gottinspirierte Heilige, selbst nach ihrem Tode sollen sie noch die Macht besitzen, um ein Gebet, an ihrem Sarkophage verrichtet, bei Allah annehmbar zu machen. In Algier selbst und vor der Stadt sind die Grabkapellen Sidi Abder Rhamans el Talebi und Sidi Abder Rkamans bu Kobrin vor allen als segenbringend gerühmt und werden deshalb viel aufgesucht. In Algier verstarb sehr hochbetagt Ende Februar 1876 einer der geachtetsten und einflußreichsten Marabute; leider habe ich seinen Namen vergessen, ihn selbst aber noch häufig gesehen, wie er in Stadt und Umgegend mit Ehrerbietung begrüßt wurde. Als ich am Tage nach dem Tode des Marabnt meine gewöhnliche Ausfahrt ins Freie beginnen wollte, machte mich Hamnd darauf aufmerksam, doch ja die Richtung nach dem Jardin d'essai einzuschlagen, weil in dem nahe dabei gelegenen Friedhofe der ehrwürdige Repräsentant seiner Religion heute beerdigt werden würde. Noch war der Wagen nicht abgefahren, als bereits ein Zug von vielen Tausend festtäglich gekleideten Muselmännern unter Trauergesang einherschritt. In- mitten trug man aus kräftigen Schultern die mit grünem Tuch be- deckte Bahre. Da es aber als ein Beweis der Liebe, sowie auch für ehrenvoll und segenbringend gilt, einem so heiligen Manne ans dem letzten Wege mit seiner Schulter gedient zu haben, so lösten fast jeden Augenblick die Träger sich ab, was allerdings, weil es mit zu großer Haft und zu unregelmäßig geschah, die ruhige Würde der Totenfeier etwas beeinträchtigte. Auch waren nicht immer die Trä- ger von gleicher Größe, und das gab manchmal zu recht bedenklichen Schwankungen des Sarges Veranlassung. Trotzdem gelangte der lawinenartig sich vergrößernde Trauerkondukt ohne Unfall am Ziele an. Ich war auf anderem Wege vorausgefahren und erwartete da- selbst mit vielen anderen Personen seine Ankunft. Endlich kam er, noch immer dauerte derselbe Trauergesang fort, alle Wartenden traten in stiller Ehrerbietung hinzu und geleiteten den Toten zu der Grab- kapelle, vor welcher einige Mollahs bereits harrten. Auf den Wink des ersten derselben verließ die größere Zahl der Begleiter, nachdem

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 134

1887 - Berlin : Dümmler
134 Messinische Kriegsbilder. der Festung, ohne etwas zu ahnen. Auf einmal kamen einige Sol- daten, die vom Könige abgesandt waren, und sagten zu ihr: „Unsere Schwester, nimm dein Kind auf den Rücken, mache dich bereit zur letzten Stunde und komm mit uns." Die arme Frau war standhaft, nahm ruhig, wie gewohnt, ihr Kind auf den Rücken, und folgte den Soldaten hinaus auf einen Felsen, der vom westlichen Rande von Magdala 300' tief senkrecht abfällt. Über denselben wurde sie auf Befehl des Königs rücklings mit ihrem Kinde hinabgestürzt, und in der nächsten Minute lagen die beiden Leichen grausam zerschmettert unten. So verging der Donnerstag. Wir gedachten mit Wehmut des treuen Debtera Sahelu, dem ein Jahr vorher an demselben Tag Hände und Füße abgeschnitten worden waren. Das Gemetzel des heutigen Tages machte auch aufs neue den ängstlichen Gedanken in uns rege: „Morgen wird es wohl auch uns ebenso ergehen." Die Nacht brach an, und wir übergaben uns in die Hände des barm- herzigen Gottes. Ii. Die Schlacht am Charfreitag. — Sieg der Engländer. — Verzweiflung des Königs. — Sein Selbstmord. Morgens 6 Uhr kamen königliche Boten eilig in unsere Zelte gelausen und befahlen uns, so schnell als möglich zum König zu kommen. Wir erschraken zuerst über das unruhige geheimnisvolle Benehmen der Boten, faßten uns aber und folgten ihnen. Der König, der auch heute in seiner innern Unruhe stets hin- und her- lief, grüßte uns kalt und befahl uns, den Wagen zur Abfahrt bereit zu halten. Dann ging er in sein Zelt zurück, während die Arbeiter Kanonen und Wagen mobil machten. Nach einiger Zeit kam er im königlichen Schmuck, in einem von Gold und Silber glänzenden Gewände wieder heraus, in seiner Hand die drohende Lanze und in seinem Gürtel zwei Doppelpistolen, die schon manchem Menschenleben ein Ende gemacht hatten. Mit der rechten Hand ließ er die Lanze vibrieren, und die linke hatte er auf den Griff der einen Pistole ge- legt. So stand er lange Zeit auf einer kleinen Anhöhe still und schaute trüb und finster hinauf nach Magdala und wieder herab auf uns und die vielen Soldaten. „Heute sieht es nicht gut aus," sagten wir untereinander, „der Herr stehe uns bei, denn sonst haben

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 163

1887 - Berlin : Dümmler
Ein Tag und eine Nacht in Kairo. 163 Mann dort mit seinem Korbe voll Zuckerwerk ruft euch zu: „Für einen Nagel! o Zuckerwerk!" Das ist ein schlimmer Gesell, da er die Kinder und Dienstboten veranlaßt, Nägel und andere Kleinig- feiten aus dem Hause zu stehlen, um dieselben gegen seine Ware umzusetzen. Eine Art von Gemüse, Tirmus genannt, bieten sie mit den Worten aus: „O wie süß das kleine Söhnchen des Flusses!", die Citronen dagegen mit dem Ruse: „Gott mache sie leicht, o Ci- tronen!" und die gerösteten Kerne einer Art Wassermelone mit dem Schrei: „O Tröster dessen, der in Not, o Kerne!" Leute aller Trachten und aller Zungen, in ruhiger und in leb- haster Stimmung, geben das vollständige Bild eines Karnevals, der tagtäglich die Hauptstraßen Kairos durchwogt. Dort kommt gravi- tätisch, seinen langen, weißen Bart behäbig streichend, ein türkischer Bey geritten, während der neben ihm laufende Diener, die Pfeife tragend, den Arm auf den Rücken des Tieres gelegt hat. Der Schritt seines Pferdes, das ein blutrotes, mit Gold gesticktes und mit Trod- deln behängtes Zaum und Sattelzeug bedeckt, ist ebenso langsam wie der Gedanke seines Herrn. Schnell zu reiten hält der vornehme Türke für unziemlich und seinem Range unangemessen. „O du Sohn des Hundes!" donnert er einem armen Araber entgegen, der im Vorbeigehen sein Kleid gestreift hat und scheu und schüchtern in der Menge verschwindet. Da taucht neben ihm ein Geist, ein lang- gelockter, hagerer Mensch auf; sein Kleid ist aus tausend bunten Flicken zusammengesetzt, sein Kopf ist von einer Art Schellenkappe bedeckt, sein Auge ist irre, seine mageren Hände erhebend, bettelt er um ein Almosen. Das ist ein Verrückter oder Heiliger der geehrten Stadt Kairo. Die Verrückten werden nämlich von den Anhängern des Propheten sür heilige Personen angesehen, da, ihrer Meinung nach, dieselben von Gott dadurch besonders bevorzugt seien, daß ihr Geist bereits im Himmel weile, während ihr gröberer Teil sich hier auf Erden unter sterblichen Menschen befinde. Sie dürfen die arg- sten Handlungen ungestraft begehen und werden mit der bewundernngs- würdigsten Geduld geführt und geleitet. Der feine arabische Effendi in seiner kleidsamen Mamelukentracht bildet hier in Kairo den Lion der arabischen Gesellschaft. Er kleidet sich mit einer gewissen Ele- ganz, die freilich darin nie etwas Anstößiges findet, daß aus einer goldgestickten roten Jacke der Ellenbogen hervorsieht oder die Schuhe ziemlich sichtbar zerplatzt sind. Er begrüßt den koptischen Moallim oder Schreiber der Regierung, dessen bleiches, rundes Gesicht, noch 11*

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 343

1887 - Berlin : Dümmler
Bilder aus der Kolonie am Kamerun. 343 statt — um ein Stückchen Holz, damit es nicht wieder zurückgezogen werden kann, denn gewaltsam herausziehen kann man den Wurm nicht; derselbe würde dabei zerreißen. Nach und nach wird er nun durch Drehen des Stäbchens mehr und mehr herausgezogen und aufgerollt, und auf diese Weise der Wurm endlich entfernt. Hin und wieder tritt das gelbe Fieber an der Küste auf und rafft viele Menfchen hin. Als Medikamente werden Abkochungen einiger Pflanzen und äußerlich besonders Palmöl angewendet, obwohl dieses bei Wunden böse Entzündungen hervorruft. Natürlich sind sympathische Heilmittel auch vielfach gebräuchlich, und es werden als solche vorzugsweise Leopardenzähne und Krallen, Schildkrötenschalen und Antilopenhörner benutzt. Auch bei den Kamerunern fand ich bestätigt, daß die Neger in- folge der schlechten Lebensweise sehr früh altern, und daß die Zahl ihrer Lebensjahre gering ist. Ich glaube, daß 60 Jahre im allge- meinen das höchste Alter ist, welches ein Neger erreicht: ein Zeichen, daß die Kultur nicht das menschliche Leben verkürzt, sondern es ver- längert. Als Ergänzung zu der vorstehenden Schilderung der Kamerun- neger von Reichenow, an welcher seit der deutschen Besitznahme des Landes kaum etwas zu ändern ist, geben wir eine Mitteilung des Forschungsreisenden Reinhold Buchholz. Besonders charakteristisch für die Dnalla ist die förmliche Wut, mit der sie Handel treiben, während ihre Industrie sich auf wenige Sachen, wie Elfenbeinringe, Ebenholzstöcke, Messer- und Schwert- scheiden beschränkt; alles Übrige, was sie besitzen, haben sie im Han- bei von den Europäern eingetauscht, der die Mehrzal von ihnen zu wohlhabenden Leuten gemacht hat. Infolge dessen will jeder, vom Häuptling bis herab zum Halbfreien, nur Handel treiben, nicht pro- duzieren oder gar Feldarbeit verrichten. Nur das Nötigste an Hams und Bananen läßt ein jeder durch seine Frauen und Sklaven pflan- zen und bezieht alles Übrige durch den Handel. Nach der Anzahl der Weiber, die ein Neger besitzt, wird sein Reichtum geschätzt. Die Weiber werden von ihren Vätern verkauft und kosten durchschnittlich 900 bis 1000 Mark, oft aber, wenn die Väter angesehene Leute sind, viel mehr. Daher müssen arme Dnalla oft lange dienen, ehe sie heiraten können; nachher aber disponieren sie völlig frei über ihre Frauen, behandeln sie wie Lasttiere und können sie weiter verschenken,

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 78

1887 - Berlin : Dümmler
78 Die Entdeckung des Albert N'yanza. der Umgegend sammelten wir einige Champignons, die echten Agaricus campestris Europas, die ein großer Leckerbissen waren. Am Nachmittag setzte sich die See, und wir brachen wieder auf. Wir waren noch nicht über drei Meilen vom Dorfe aus gefahren, als ich einen Elefanten bemerkte, der sich im See badete; er stand so tief im Wasser, daß er sich nur mit dem obersten Teile seines Kopfes und Rüffels über der Oberfläche befand. Als wir uns näherten, tauchte er ganz unter, nur die Spitze des Rüffels blieb über dem Wasser. Ich besahl den Bootsmännern, das Kanoe so dicht als möglich an ihn hinanzubringen, und wir fuhren eben bis auf neunzig Fuß an ihm vorüber, als er den Kopf aus feinem üppigen Bade erhob. Ich fühlte mich stark versucht zu schießen, erinnerte mich aber an meinen Entschluß und enthielt mich, ihn zu stören: er ver- ließ langsam den See und begab sich in den dichten Dschungel. Eine kurze Strecke über diese Stelle hinaus lagen zwei große Kro- kodile auf dem Strande und schliefen, aber beim Nahen des Kanoe stürzten sie sich ins Wasser und hoben ans etwa fünfundzwanzig Schritt ihre Köpfe über der Oberfläche empor. In betreff meiner Fletcherschen Büchse war ich unsicher, da sie so vieler Nässe ausgesetzt gewesen war; um sie daher abzufeuern, richtete ich einen Schuß auf das nächste Krokodil gerade hinter das Auge. Die kleine Büchfe war in vollkommener Ordnung — Dank Elys „doppelt wasserdichten Central- Zündhütchen", die jedem Wetter widerstehen werden — die Kugel traf genau die richtige Stelle; das große Reptil that einen krampf- haften Hieb mit dem Schwänze, legte sich auf den Rücken, mit den Pfoten über dem Wasser und sank allmählich unter. Die eingebore- nen Bootsmänner waren beim Knall der Büchse, zum großen Ver- gnügen ihrer Landsmännin Batschita, furchtbar erschrocken, und nur mit Mühe konnte ich sie bereden, das Kanoe genau nach der Stelle hin zu richten. Da es dicht am Ufer war, fo war das Wasser nicht mehr als acht Fuß tief und fo fchön hell, daß ich, als ich mich ge- rade über dem Krokodil befand, dasselbe am Grunde aus dem Bauche liegen sah und den blutigen Kopf erkannte, der von der Kugel zer- schmettert worden war. Während einer von meiner Mannschaft eine sich zuziehende Schleife machte, nahm ich eine lange Lanze, die einem Bootsmanns gehörte, und trieb sie durch die zähen Schuppen tief in den Rücken des Halfes; indem ich die Lanze sanft heraufzog, hob ich den Kopf bis nahe an die Oberfläche des Waffers empor; dann ließ ich die Schleife über denselben gleiten, und das Krokodil wurde

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 183

1887 - Berlin : Dümmler
Die Krokodilengrotte von Maabdeh. 183 Und der spaßhafte Dragoman lehnte sich gegen die Felsenwand, um sein Gesicht zu einem vergnügten Lachen zu verziehen. Wir zündeten einige der mitgebrachten Wachslichter an und drangen 8 bis 10 Fuß in die Höhle vor, dann zwang uns die Plötz- liche Senkung des Gewölbes auf Händen und Füßen weiter zu gehen. Allmählich wurde der Gang noch enger, so daß wir schließlich, auf dem Bauche liegend, uns mit Händen und Ellenbogen vorwärts arbeiten mußten. Gerade als ich darüber ungeduldig und besorgt zu werden be- gann, hob sich die Decke und wir traten in einen mit schönen Sta- laktiten geschmückten Saal; doch war der Raum kaum 30 Fuß breit. Am entgegengesetzten Ende öffnete sich ein Gang, in dem wir noch einige Schritte aufrecht machten, dann aber von neuem auf den Knieen und zuletzt auf dem Bauche kriechen mußten. Die Hitze wurde immer erstickender; der allen Nilfahrern wohl- bekannte ekelhafte Geruch der Fledermäuse vermischte sich mit dumpfem Moderduft und den erdharzigen Ausdünstungen der Mu- mien. Wie lange wir in diesem zwei Fuß breiten Loche weiterruschten, kann ich nicht sagen; vielleicht 300 Meter, jedenfalls nicht weniger als 100. Schließlich bereuten wir unsere Verwegenheit. Dazu kam noch, daß, je weiter wir kamen, die infernalische Hitze über alle Be- schreibung stieg. Ich weiß aus Erfahrung, was die Hitze in allen Tropen zu bedeuten hat, ich kenne die der Wüste und die des Roten Meeres im Monat Mai, allein niemals habe ich eine Brustbeklem- muug wie in diesen scheußlichen Höhlengängen empfunden. Wir erreichten endlich einen langen und niedrigen Saal, in dem wir wenigstens unsere schmerzhaften, fast steisgewordenen Glieder ausrecken konnten. Das Zimmer war von Steinblöcken überfüllt, über welche wir hinwegklettern mußten. Kaum hatten wir damit begonnen, als plötzlich ein ungeheurer Schwärm von Fledermäusen über uns herfiel, die uns mit den Flügeln ins Gesicht schlugen und sich an unsere Köpfe und Bärte klammerten. Es läßt sich kein größerer Schrecken denken! Mein Bruder schlug wie verzweifelt mit den Armen um sich und tötete sicherlich manchen Angreifer, Hassan blieb unbeweglich auf einem Steinblocke sitzen und rief alle Heiligen des mohammedanischen Paradieses zu Hilfe; ich riß mir die Haare mit den daran hängenden Tieren vom Kopfe. Unfere Feinde verschwanden jedoch ebenso plötzlich, wie sie
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