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1. Das Mittelalter - S. 22

1893 - Leipzig : Dürr
I — 22 — dinien und Sicilien hausten die Vandalen, die Westgoten breiteten sich in Spanien ans. So endete das weströmische Kaiserreich im Jahre 476. Aber in der Erinnerung der Völker lebte die Idee des Imperiums fort; der altgeheiligte Thron galt nur für unbesetzt, bis Karl der Große das abendländische Kaisertum erneuerte. Oboafer war ein kluger Herrscher. Um Ostrom nicht zu reizen, ließ er sich boit dem dortigen Kaiser als Patrizins (Statthalter) in Italien bestätigen. Die Römer in Italien söhnte er dadurch mit seiner Herrschaft aus, daß er die römischen Beamten beibehielt und die Erhebung der Stenern ihnen übertrug. Obgleich Arianer, wie seine germanischen Krieger, erkannte er doch die römisch-katholische Kirche an. Die germanischen Nachbarn brachte er teils durch Verträge, teils durch kräftiges Einschreiten zur Ruhe. So bewog er die Vandalen dnrch ein Jahrgeld, ihre Raubzüge nach Sardinien und Sicilien einzustellen, dagegen verteidigte er die Alpenpässe energisch gegen die von Osten her andrängenden gotischen Völker. 9. Chlodewech. Wenige Jahre nach dem Untergange des weströmischen Reiches entstand im nördlichen Gallien ein mächtiger germanischer Staat, an den sich nach und nach die wild durcheinander wogenden deutschen Völkerschaften anschlossen und durch den sie zur Seßhaftigkeit gelangten: das Reich der Frauken. Diese waren zwar in zwei große Stämme geschieden, die salischen Franken zwischen Maas und Schelde und die ripuarischeu au beiden Ufern des Niederrheines, auch war ihr Land durch Erbteilungen ihres Königsgeschlechtes in mehrere kleine Reiche zerfallen, allein sie erkannten doch ihre Zusammengehörigkeit in Krieg und Frieden an. Im Jahre 481 erbte der fünfzehnjährige Chlodowech die Königskrone über ein Teilreich der salischen Franken an der Somme. Dieser Jüngling entwickelte bald außerordentliche Herrschergaben. Gruud-züge seiues Wesens waren eine trotzige, zur Gewaltthätigkeit geneigte Entschlossenheit, welche den halbwilden Zustand der Germanen jener Zeit charakterisiert, und eine berechnende Verschlagenheit, welche sich in unsicheren Zeiten leicht herausbildet. Indem er so alles in sich vereinigte, was man von einem Helden im rücksichtslosen Kampfe um das Dasein verlangen konnte, bekam er seine von der Kultur noch sehr wenig berührten Franken in die Gewalt und konnte hoffen, mit ihrer Hilfe seine Eroberungsgelüste zu verwirklichen. Im Jahre 486 rückte er in Gemeinschaft mit einem anderen fränkischen Teilkönige südwärts und griff die vollständig abgeschnittene und vergessene römische Statt-

2. Das Mittelalter - S. 53

1893 - Leipzig : Dürr
— 53 — der Sau und, diese überschreitend, bis zum Adriatischen Meere, im Süden reichte die äußerste Spitze des fränkischen Reiches tief nach Unteritalien und ins Ebrothal hinein. Gegen solche Macht verblaßte die Herrlichkeit des byzantinischen oder oströmischen Kaisertums in Konstantinopel fast gänzlich, und es regte sich in den abendländischen Völkern der Wunsch, die weströmische Kaiserkrone auf Karls Haupte in neuem Glanze wiedererstehen zu sehen. Nicht nur die dem Frankenreiche eingeordneten Römer hegten diesen Wunsch, auch die Germanen, ja er entsprach geradezu einem Grundzuge des deutschen Wesens: Freiheit im kleineu, am eigenen Herd, im Gau, im Stamme, aber ehrfurchtsvolle Unterordnung unter eine hohe Würde, Nachahmung des Fremden ohne Preisgebung der nationalen Eigentümlichkeiten. Mit diesem Wunsche der Nationen fiel auch das kirchliche Interesse zusammen. Der Papst bedurfte des weltlichen Schutzes, aber der weltliche Schirmherr sollte seine Würde ans der Hand der Kirche empfangen. So entstand das abendländische Kaisertum, mit welchem wohl eigentlich das deutsche Mittelalter seinen Anfang nimmt. Der Papst/der das Kaisertum wieder belebte, war Leo Iii. Als Karl am Weihnachts- und Neujahrsfeste 801*) in der Peterskirche am Altare betend kniete, setzte ihm Leo die Kaiserkrone aus das Haupt, und das Volk brach in lauten Jubel aus. Der Ruf: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten Kaiser der Römer!" erschütterte den weiten Raum, und alle Anwesenden, der Papst voran, huldigten dem Kaiser Karl. Auch nachdem Karl der Große mit der Kaiserkrönung die Höhe seiner Bestrebungen erreicht hatte, zog er wiederholt zu Felde, um feine Eroberungen zu befestigen oder abzurunden. Wie er erst um das Jahr 804 die Unterwerfung Sachsens beendete, ist schon erwähnt worden. Durch Errichtung der Bistümer Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn und Münster übergab er gleichsam der Kirche die weitere Kultivierung des Landes. Noch später ward Karl in einen schweren Krieg mit dem Dänenkönige Godofrid verwickelt, der sich mit den slavischen Wilzen verband und Sachsen und Friesland brandschatzte. Als Karl im Jahre 810 mit Heer und Flotte ankam, um die Räuber zu züchtigeu, waren diese schon mit der Beute entflohen. Aber da Godofrid von seinen eigenen Leuten ermordet ward und sein Sohn den Frieden suchte, so ging die Gefahr vorüber. Karl fandte feinen gleichnamigen Sohn nach dem Norden und Osten, um die Slaven zum Gehorsam zurückzuführen, und dies geschah in *) Fielen damal-r uvch zusammen.

3. Das Mittelalter - S. 31

1893 - Leipzig : Dürr
— 31 — itügenbe Besatzung. Belisar selbst scheint ihn durch die ihm eigene Nberrednngsgabe sicher gemacht zu haben, denn unmittelbar nach dem Abzüge des Gotenheeres drang er in Rom ein. Allein es half ihm tueitig, da er mit den unzureichenden Mitteln sich kaum auf die Dauer halten konnte. Vergebens sandte er Botschaft auf Botschaft nach Konstantinopel und flehte um Unterstützung, man überließ ihn seinem Schicksale, und endlich war er froh, daß er abberufen wurde. Er verschwindet fortan vom Schauplatze der Geschichte. Die Sage berichtet, er sei aller seiner Güter beraubt und geblendet worden. Dies läßt sich nicht beweisen, aber jedenfalls fiel er in Ungnade. Totilas stand nun auf der Höhe feiues Glückes, gauz Italien bis auf wenige Seestädte, Sieilien^ Sardinien und Korsika gehorchten ihm. Er irrte sich aber, wenn er glaubte, daß Justinian den einmal gefaßten Plan aufgeben würde. An die Stelle des gestürzten Belisar trat Narses, ein schlauer, verwegener Mann. Mit reichen Mitteln ausgestattet, warb er ein Heer, das zumeist aus deutschen Söldnern, Langobarden, Geviden, Herulern zusammengesetzt war. Die Alpenpässe, welche die Ostgoten und ihre Verbündeten, die Franken, besetzt hielten, vermied er, marschierte dicht an der Meeresküste hin und kam 552 in Italien an. Sofort suchte er eine Schlacht herbeizuführen, und Totilas, der die Untreue der Italiener fürchtete, hegte denselben Wunsch. Östlich von den Apenninen (in Umbrien) trafen sich die beiden Gegner. Totilas unterlag und wurde auf der Flucht getötet, Rom fiel in die Hände des Oströmers. Die Goten riefen nun den tapferen Heerführer Tejas als König aus. Dieser führte feine Goten noch über das Gebirge nach Campanien zu. Aus den die Landschaft begrenzenden Höhen erwartete ihn Narses. Sechzig Tage lag er dem Römer gegenüber, dann stieg er in die Ebene hinab. Unweit Cumä wurde die furchtbare Schlacht geschlagen, die das Schicksal der Goten entschied. Tejas stürmte allen voran und mähte die Feinde vor sich nieder, bis der Schild, von Speeren und Pfeilen belastet, ihm zu schwer ward. Während er ihn mit einem anderen vertauschen wollte, traf ihn ein Pfeil in die Seite, und der herrliche Mann sank erbleichend zu den Toten hin, die das Schlachtfeld bedeckten. Den ganzen folgenden Tag noch kämpften die Seinen den Kampf der Verzweiflung, bis sie ermüdet und vom Hunger ermattet aufhören mußten. Viele der Überlebenden nahm Narses in seine Dienste, etwa tausend schlugen sich nach Pavia durch (552). Während nach dieser großen Niederlage die meisten italischen Städte sich dem Sieger ergaben, brach ein großer Schwarm Franken und Alamannen, die, zu spät freilich, den Goten zu Hilfe kommen wollten, in Italien ein, mehr als 75 000 Krieger. An sie schloß sich der Rest der Goteu an, darunter auch die Besatzungen,

4. Das Mittelalter - S. 32

1893 - Leipzig : Dürr
— 32 — welche aus den Städten weichen mußten. Narses wartete klug, bis das ungewohnte Klima und unmäßiges Genießen in den üppigen Gegenden Krankheiten erzeugten und die regellose Masse anfing zusammenzuschmelzen. Dann griff er sie an, wieder bei Capua, wo sie ihr Lager ausgeschlagen hatten (554). Die höhere Kriegskunst des schlauen Römers siegte, von dem Germanenheere sollen nur wenige entkommen sein. So gingen die Ostgoten unter, denen eine große Zukunft bestimmt zu sein schien. In mehreren Dörfern am Südabhange der Alpen will man noch die Nachkommen dieses so begabten und doch so unglücklichen Volkes entdeckt haben. Italien wurde nun eine oströmische Provinz, freilich nur auf kurze Zeit. Der den Oströmern schließlich verbleibende Teil hieß später das Exarchat von Ravenna, weil der Statthalter (Exarch) in Ravenna residierte. Von den friedlichen Werken des „großen" Justinian ist besonders die Sammlung römischer Gesetze zu erwähnen, welche unter dem Namen corpus juris bekannt ist. Um eine feste Norm für die gerichtliche Praxis zu gewinnen, ließ er durch den Rechtsgelehrten Tribonins die wichtigsten Gesetze seit Hadrians Zeit, sowie die Rechtssätze und Erläuterungen der älteren Juristen zusammenstellen. Das große Werk besteht aus mehreren Teilen, von denen der Codex Justianens, welcher die früheren kaiserlichen Erlasse enthält, die Pandekten oder Erläuterungen der alten Juristen und die Institutionen, eine systematische Übersicht und Einleitung in das Rechtsstudium, die wichtigsten sind. Obgleich das corpus juris hauptsächlich den Zweck hatte, eine burchaus bespotische Regierung zu stützen, so ist es boch die Grnnblage für das Rechtsstubium geworben und hat nicht nur im oströmischen Reiche, sondern auch in Deutschland die alten einheimischen Volksrechte verdrängt. Mit einer wahren Leidenschaft gab sich Justinian feiner Neigung hin, allerlei Bauten zu unternehmen. So wurde unter ihm die abgebrannte Sophienkirche in Konftantinopel auf das prächtigste wiederhergestellt. Die Kosten zu diesen Bauten konnten nur durch die drückendsten (Steuern gedeckt werden. Das Volk seufzte unter dem Drucke und wurde außerdem von habgierigen Beamten so ausgeplündert, daß eine allgemeine Verarmung eintrat. Ein Glück war es, daß ein neuer, lohnender Industriezweig die Lust zu erwerben wieder erweckte. Um das Jahr 552 brachten persische Mönche die Seidenraupe nach Griechenland, indem sie ans China Eier dieses nützlichen Tieres in ihren hohlen Stöcken entführten. Justinian starb im Jahre 565.

5. Das Mittelalter - S. 13

1893 - Leipzig : Dürr
— 13 — erhoben ihn zu ihrem Könige und vertranten sich seiner Führung an. Ohne Säumen rückte er bor Konstantinopel und belagerte es. Da er jedoch eiuseheu mochte, daß eine so feste Stadt nicht leicht zu nehmen sei, so wandte er sich nach Thessalien und hauste dort so furchtbar, daß das Land zur Einöde ward. Sobald Stilicho von dem Geschehenen Kunde erhielt, raffte er alle Truppen zusammen, die ihm zu Gebote standen und eilte nach der Balkanhalbinsel, um dem Nachbarreiche zu helfen. Aber damit war dem Rnfinns nicht gedient. Er berbat sich die Einmischung der Weströmer. Grollend ging Stilicho nach Italien zurück. Die nächste Folge war die, daß Rnfinns von den erbitterten Trnppen bei einer Heerschau niedergestochen wurde, die weitere, daß Alarich mit den Westgoten die ganze griechische Halbinsel durchzog und alles berumstete. Kaum bermochten sich Städte wie Theben und Athen zu schützen. Damals sind die Kunstwerke, welche die Römer nicht zerstört oder fortgeschleppt hatten, in den Staub getreten und die Nachkommen der alten Griechen mit den Römern zugleich wie das Vieh zusammengekoppelt bor den unerbittlichen, beutegierigen Barbaren des Nordens Hergetrieben worden. Die Not zwang den Hof von Kou-stantinopel, von Alarich den Frieden zu erkaufen. Man überließ ihm das östliche Jllyrien (die östlich von der dalmatischen Küste gelegenen Länder) und einen Teil von Epirns. Die Westgoten bemächtigten sich außerdem eines Teiles des zum Occident gehörigen westlichen Jllyriens. Aber auch damit waren sie nicht zufrieden. Während Stilicho mit den Ostgoten kämpfte, die aus Pannonien (Oberungarn) nach Italien borbrechen wollten, unternahm Alarich, wahrscheinlich von dem Hofe in Konstantinopel in diesem Vorhaben bestärkt, einen Einfall in die Poebene. Der Schrecken, welchen feine Ankunft erregte, Verbreitete sich bis Rom. Da kam Stilicho von den Alpen her, ber-stärft durch gallische und britische Truppen, die er schnell zu sich berufen hatte und warf sich bei Verona auf den Feind. Der Kampf blieb unentschieden, aber Alarich wurde doch dadurch von weiterem Vordringen abgehalten. Da er indes fortfuhr, die Poebene zu ber-wüsten, und Stilicho auch in einem zweiten Treffen den trotzigen Recken und feine germanischen Streiter nicht zu überwältigen bermochte, so überließ er ihm Westillyrieu als Dneat, d. h. er gestand ihm den militärischen Oberbefehl über diese Probinz zu, bielleicht in der Absicht, ihn gegen andere Feinde zu gebrauchen. Ohne Zweifel war damit schon eine Soldbewilligung berbuudeu, die einem jährlichen Tribute gleichkam. 2*

6. Geschichte der Reformation - S. 41

1834 - Leipzig : Dürr
Fernere Verbreitung des Christenthums, re. 41 ihre eigentliche Religionslehre ganz verkennt. Er kam nach einer zweijährigen Regierung in einem Kriege gegen die Per- ser von unbekannter Hand um, 3 2 Jahr alt, und es war zu beklagen, daß er durch Vorurtheile verblendet, die Religion nicht kannte, die so viele tiefdenkcnde Weise befriedigt hat, da seine Mäßigkeit und Selbstbeherrschung, sein Witz und seine Gelehrsamkeit, sein Heldcnmuth und manche edle Grund- sätze, die er auch im Tode noch äußerte, ihn übrigens rühmlich auszeichnen. §. 10. Fernere Verbreitung des Christenthums, beson- ders in Deutschland. Unter den folgenden christlichen Kaisern erhielt das Chri- sicnthum eine noch weit größere Herrschaft. Der Kaiser Lheodosius theilte im I. 5g5 das Reich unter seine Zwei Söhne, und zwar in das morgenländische, wo Coustantino- pcl, und in das abendländische, wo Rom die Hauptstadt war, und es entstand damit auch eine morgenländische und abendländische Kirche. Das römische Reich wurde aber durch jene Theilung sehr geschwächt und dieß erleichterte es den deutschen Völkern in der großen Völkerwanderung die römi- sche Macht in verschiedenen Provinzen zu erschüttern, neue Reiche zu gründen und sich endlich selbst in Italien fest zu setzen, wo Rom mehr als einmal geplündert und der Name der üppigen und weichlichen Römer ganz verächtlich wurde. Die entfernten morgenländischen Kaiser verloren nach und nach allen Einfluß auf Rom, wo sich unterdessen der römische Bischoff erhob und mit andern , besonders deutschen Fürsten, befreundete. Die schrecklichen Erschütterungen und Ver- wirrungen, welche mehrere Jahrhunderte durch solche unge- bildete heidnische Völker, von welchen immer eins über das andre herstürzte, hcrvorgebracht wurden, schienen für das Christenthum höchst gefährlich ; aber diese Völker nahmen bald von den Ueberwundenen die bessere Religionslehre, weisere Gesetze und mildere Sitten an. So die Gothen, eine mäch-

7. Geschichte der Reformation - S. 42

1834 - Leipzig : Dürr
42 Fernere Verbreitung des Christenthums, tige Nation, die sich von der Ostsee bis gegen die Donan und das schwarze Meer hin verbreitete. Sie wurden mit dem Christenthume so bekannt, daß schon 56o ein Bischofs unter ihnen, Ulphilas (oder Wolf), eine der griechischen und lateinischen ähnliche Buchstabenschrift erfand und die heilige Schrift in eine für uns freilich nicht mehr ganz verständliche deutsche Mundart übersetzte; doch ließ er die Bücher weg, welche von Kriegen viel erzählen, um nicht die Kriegslust der Gothen zu nähren. Man hat noch jetzt ein Stück dieser Uebcrsctzung in Upsal in Schweden, und ein kleineres Stück fand man auf der Bibliothek in Wolfcnbüttcl. Mehrere die- ser Nationen, welche auf ihren Zügen in ihrer Unwissenheit auch manche Werke der Kunst und Gelehrsamkeit mögen zer- stört haben, wie man dieß besonders den nach Afrika strö- menden Vandalen schuld gibt, sind dem Namen nach unter- gegangcn, z. B. die Ost - und Wcstgothen, Alanen, Aleman- nen, Longobarden u. s. w. Allein in das eigentliche Deutsch- land drang diese Religion erst späterhin. Es ist bekannt, wie es selbst einige Jahrhunderte nach Christi Geburt noch immer ungeheure Wälder mit wilden Bären und Auerochsen hatte, nur am Rhein hin, sonst aber wenig angebauct, da- her rauh in seinem Clima und arm an edlern Produkten war; wie die alten tapfern Deutschen zwar selbst von den entkräf- teten Römern gefürchtet, wegen ihrer Worttreue und Ehrlich- keit, Keuschheit und Gastfreiheit gerühmt werden, aber bei ihrer Vorliebe zu Krieg und Jagd, und abgeneigt für edle, friedliche Beschäftigungen, bei ihren Nationalfehlern der Händelsuche- rei, des Trunkes und der Spielsucht keinen Geschmack an höherer, geistiger und sittlicher Bildung fanden. Sie ver- ehrten die Sonne, den Mond, die Erde, den Wodan als den Gott der Götter, den Thor als Gott des Donners, auch eine Göttin Freya, und die verschiednen Stämme, als Sue- ven, Bojaren, Sassen, wovon die Schwaben, Baiern und Sachsen hcrstammcn, so wie die Franken und Thüringer mögen wohl noch mancherlei Götter verehrt haben. Sie hatten keine Tempel, sondern verehrten ihre Götter in dü- stcrn Hainen, unter großen Eichen, wo sic ihnen hier und

8. Geschichte der Reformation - S. 85

1834 - Leipzig : Dürr
Die griechische Kirche. 85 §. 20. Die griechische Kirche. Unter den Patriarchen der morgenländischen Kirche, die wir §. 8 und 9. erwähnt haben, bestanden die in Constanti- nopcl am längsten im Kampfe gegen die römischen, mußten aber endlich doch nachgeben. Es gab unter ihnen gelehrte und thätigc, aber auch herrsch - und rachsüchtige Menschen, und bei ihren oft blutigen Streitigkeiten, wobei die Kaiser bald auf diese, bald auf jene Seite traten, so wie durch bürgerliche Unruhen gerieth das Reich in Verfall; Perser, Araber und andre Völker verheerten es. Der Kaiser Justi- nianus (627 — 565) suchte ihm aufzuhelfen, und wenn er nicht geradeso hohe Eigenschaften hatte, als er sich zutraute, so ersetzten dieß treue, treffliche Gehülfen. Seine Feldher- ren, Belisarius, welchen er sehr nndankar behandelte, und Narses führten glückliche Kriege, und der Rechtslehrer Tri- bonianus brachte mit andern Gelehrten ein Gesetzbuch zu Stande, das noch jetzt Wichtigkeit hat und Corpus Iuris heißt. Auch brachten unter Iustinians Regierung Mönche den Seidenbau mit einigen Seidenwürmern nach Griechen- land, von da er nach beinahe 600 Jahren in Italien und in andern Gegenden bekannt wurde. Er wurde vorher in Sina und Ostindien betrieben, und man wußte in Europa gar nichts von seiner Beschaffenheit. Justinian suchte sich auch verdient zu machen durch Herstellung des Friedens in der Kirche, durch Verbreitung der Religion, durch Unterdrük- kung der Ketzereien, ob er gleich nicht den Ruf der Rechl- gläubigkeit hinterließ. Er mischte sich überhaupt zu vie- in die theologischen Händel, versäumte darüber seine eigentli- che Regentenpflichten und that darüber eine Menge Fehlgriffe. Sein schönstes Denkmal war die Sophienkirche in Constan- tinopel. Der Altar glänzte von Gold und Silber, und alles war so prachtvoll, daß Juftiuianus bei der Einweihung, wo er sie selbst zum ersten Male betrat, ausrief: Gott allein die Ehre! Ich habe dich überwunden Salomo!

9. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 107

1903 - Leipzig : Dürr
Die weltgeschichtliche Bedeutung des Frankenreichs 107 die Ursache geworden, daß die Kontinuität der Kultur, wie sie zum Segen der europäischen Völker zwischen dem Altertum und Mittelalter erhalten geblieben ist. nicht jäh durchbrochen wurde. Durch die Franken wurde aus dem Altertum wenigstens so viel in jene neue Zeit der christlich-ger-manischen Geschichte hinübergerettet, als die jugendlichen Völker brauchten, um sich in der alten Kulturwelt zurechtzufinden. Es war wenig genug; aber das wenige reichte aus, um späteren Zeiten den Weg zu den alten vergrabenen Kulturschätzen zu zeigen, um mehrere Male eine Renaissance, eine Wiedergeburt der antiken Bildung zu ermöglichen, aus der immer und immer wieder eine so reiche Geistesfrucht den abendländischen Völkern erwuchs. (Siehe nachher auch die Bedeutung der arabischen Kultur.) — Aber neben dieser Aufgabe, die das Frankenreich für die Entwicklung der Geisteskultur Europas überhaupt erfüllen sollte, sind ihm für die Zeit des beginnenden Mittelalters weltgeschichtliche Aufgaben ursprünglich politischen Charakters erwachsen, deren Lösung für die weitere Geschichte des Mittelalters, insbesondere auch für die Deutschen von der größten Bedeutung werden sollte. Das Frankenreich sollte die Trümmer der germanischen Staaten in Südfrankreich (Burgund), am Rhein und in Norditalien vor dem Untergang durch die Römer bewahren; es sollte die abendländisch-christliche Kultur vor dem Untergang durch die Muhammedaner retten, und sollte durch die Eroberung und Verteidigung des langobardischen Italiens die Erweiterung des byzantinischen Reiches nach Westen verhindern. So ist die politische und kulturgeschichtliche Aufgabe des Frankenreiches gleich wichtig. Ii. Die Vereinigung von Germanen und Romanen in einem Reiche. a) Die politische Entwicklung -es Lrankenreichs. Seit den Tagen Cäsars war Gallien eine römische Provinz. Die Gallier hatten nach und nach römische Kultur und römische Sitten annehmen müssen. Doch es kam die Zeit, wo die germanischen Stämme offen ihre Feindschaft gegen Rom zeigen konnten. Nahrungssorgen trieben die Deutschen immer weiter nach dem Westen. Sie überschritten den Rhein, bis es ihnen endlich gelang, im Lauf des 5. Jahrhunderts die ganze römische Herrschaft zu vernichten. Diese kriegerischen Wanderungen, welche mehrere Jahrhunderte andauerten, erreichten ihren Höhepunkt dreimal. Zuerst um das Jahr 264. Fränkische Chatten und in ihrem Bunde Allemannen fallen in das Dekumatenland ein und dringen später über den Rhein vor. Das Zehntland ging den Römern verloren. Unter Diokletian, Maximian und Konstantin ist der Rhein die Grenze des römischen Reiches. Einen gewaltigen Ansturm unternahmen die Alle-

10. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 108

1903 - Leipzig : Dürr
108 Die Geschichte des Mittelalters mannen zur Zeit Kaiser Julians um das Jahr 350. Es war der zweite Höhepunkt germanischer Eroberung. Die Allemannen wurden zwar geschlagen in der Schlacht bei Straßburg, aber die Ruhe war deswegen in den Grenzen nicht hergestellt. Als Alarich am Anfang des 5. Jahrhunderts mit seinen Westgoten in das römische Reich einfiel, gingen auch die Allemannen und Franken von neuem vor. Andere germanische Stämme folgten ihrem Beispiel. Die Salier besetzten von den Mündungen der Maas und Schelde aus belgisches Gebiet; die Ripuarier überschritten bei Köln den Rhein und besetzten die Eifel; die Hessen dehnten ihre Heimat nach Westen bis in das Mosel- und Nahetal aus. Alle diese germanischen Stämme, welche zur Zeit des weströmischen Verfalls die Gegenden am Mittel- und Unterrhein eroberten, wurden schließlich vereinigt zu einem Volke, den Franken. Diese Vereinigung ist durch Chlodwig herbeigeführt worden, mit dem auch die zusammenhängende Geschichte des Frankenvolkes beginnt. Als Oberanführer der Frankenstämme fing er seine Eroberungen an. Mit allen Mitteln suchte er sein Reich zu vergrößern. Herrschsüchtig und habgierig, gewalttätig und grausam wie er war, besiegte er den Römer Syagrius, dehnte sein Reich bis zur Loire aus, unterwarf die Allemannen und gewann so nach Osten das Land bis an den Rhein und Main (nach der Entscheidungsschlacht seine Taufe). Nach dem erfolgreichen Kampfe mit den Westgoten wurde die Garonne im Süden die Reichsgrenze. Wenige Jahre vor feinem Tode wurde Chlodwig vom oströmifchen Kaiser Anastasius zum römischen Patricius ernannt. Die Insignien dieser Würde, Diadem und Purpur, empfing er ebenfalls und ließ sich in Tours als Augustus huldigen. — Nicht mehr Anführer aller Frankenstämme wollte er nur fein, vielmehr ihr Herrscher und König. Durch Bestechung, Hinterlist und Mord erreichte er sein Ziel. — Die Annahme des katholischen Christentums war für die weitere geschichtliche Entwicklung von besonderer Bedeutung; denn so war die Möglichkeit einer Verschmelzung von Römern und Franken vorhanden, da im Frankenreiche die Verschiedenheit des Bekenntnisses, wie bei anderen germanischen Stämmen, kein Hindernis der Vereinigung bildete. Unter Chlodwigs Nachfolgern zerfiel die Einheit des Reiches, wenn auch die Ausdehnung desselben noch fortgefetzt wurde. Die Westgoten mußten Aquitanien herausgeben, das Reich der Thüringer kam unter fränkische Herrschaft, der sich auch die Bayern beugen mußten. Schließlich sind es drei Reiche, die nach den Wirren und furchtbaren, blutigen Kämpfen der Königshäuser untereinander (Brunhilde und Fredegunbe) entstehen: Auftrasien mit den Hauptstädten Metz und Reims, Neustrien mit Paris und Soiffons und Burgund mit Orleans. Im siebenten Jahr-
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