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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Unser Vogtland - S. 17

1899 - Leipzig : Dürr
— 17 — in einem zehnjährigen Zeiträume begangen werden. Doch bald sollte Karl über die Perlfischerei noch mehr hören; denn der ergraute Fischer setzte sich zu uns, um sein Frühstück zu verzehren. Während des Essens griff er in die Tasche und zeigte uns eine herrlich glänzende, milchfarbene und dabei durchsichtige Perle. Sie hatte die Größe eines Haselnußkernes. „Ein groß- artiges Kunstwerk ist eine solche Perle," rief Karl vor Bewunderung aus, „gar zu gerne möchte ich wissen, wie die stillen Muschelu in ihrer dunklen Werkstatt so hellstrahlende Kleinode herstellen können." Daraufhin erzählte der Fischer: „Wie die Teichmuschel, so besteht auch die Perlmuschel aus dem kopflosen Weichtiere und den beiden Schalen. Die letzteren sehen außen schwarz aus; innen aber sind sie von silberartigem Glänze oder, wie man gewöhnlich sagt, „perlmutterartig". Beim Öffnen der Schalen kommt nun manchmal ein kleiner Gegenstand, z. B. ein Sandkörnchen oder eine Wasser- alge ins Innere der Muschel und setzt sich darin fest. Da der Eindring- ling ein ungewöhnliches Reizen und Jucken aus das Weichtier ansübt, so überzieht ihn dieses mit Schleim. Anfangs entsteht nur ein Bläschen mit roter Flüssigkeit; später verhärtet dieses, nimmt an Glanz und Größe immer mehr zu, bis endlich die Perle fertig ist. Nicht alle Perlen haben eine ruude Form wie diese hier; manche sind oft an einer Seite ganz flach gedrückt. Dies ist dann der Fall, wenn der fremde Körper sich nicht in dem weichen Mantel des Tieres, sondern auf der Innenseite der Schale festgesetzt hat. Leider habe ich auf dieser Strecke fast nur verkrüppelte, halbhelle Perlen gefunden. Als ich vor 10 Jahren dieses Gebiet durchstreifte, da verhieß es reiche Beute. Aber Hochwasser und Eisgang haben den Grund verändert und die Muscheln hinweggeschwemmt. Dort unten besonders, wo die Eisenbahn dicht au die Elster herantritt, war ein reicher Bestand zu finden; aber der Bahnbau hat ihn sehr gelichtet. Die Muscheln wollen eben ungestört sein. Gut gedeihen sie in der Trieb, im Rauuer-, Marieueyer und auch im Schönlinder Bach, weil sie da dnrch keine Fabrikanlage gestört werden. Dort ist der Boden, über den das kalkhaltige Wasser ruhig hinfließt, gleich- sam mit Muscheln gepflastert. Freilich sind die Muscheln selbst in diesen einsamen Gewässern nicht vor jenem fadenförmigen Wasserwurm sicher, der sich durch die Schale bohrt, als wenn eine Stecknadel durchgestochen würde und sich bis in das Tier hineinfrißt. Feinde der Perlmuscheln hat es stets gegeben, und die Klagen darüber siud so alt wie die Perlfischerei selbst. Zur Zeit meiner Vorfahren waren es bald die geflößten Hölzer, welche die Ruhe der Muschelbäuke störten; bald wurde durch die Hammer- und Poch- werke das Wasser verunreinigt; zudem thaten auch die damaligen Kriege dem Friedeuswerke der Perlfischerei großen Abbruch. Trotzdem aber haben meine Vorfahren die Blütezeit der Perlfischerei durchlebt; denn im Jahre 1650 betrug die Ausbeute an Perlen 224 Stück, im Jahre 1681 zwar nur 105, darunter befanden sich aber 73 helle. Heutigentags ist der Ertrag an Perlen weit geringer. Wohl konnte ich vor einigen Jahren anch einmal 147 Stück abliefern, aber unter diesen waren nur 7 von der edelsten Sorte. Obwohl die Ausgabe für die Perlfischerei größer ist als die Einnahme durch die Perlen selbst, so läßt unsere Regierung die Sache doch nicht eingehen, weil die Perlfischerei eine alte, hochgeschätzte Eigentümlichkeit des Vogtlandes ist außer im Vogtland trifft man nur uoch in der Lüneburger Heide Unser Vogtland. 3. Neudruck. 2

3. Volksschulenfreund - S. 36

1860 - Leipzig : Dürr
36 Dritte Abtheilung. die eben hereintrat: Warte, ich will dich gleich erschießen! Sie bat ihn, nicht auf diese Weise zu scherzen, auch wenn das Ge- wehr nicht geladen wäre. Aber er drückte los, es gab einen furchtbaren Knall und seine Schwester stürzte todt zu Boden. Welcher Schmerz für seine Eltern und für den Knaben! §. 17. Noch einige Beispiele. 49 Ein Förster kam von der Jagd und hatte vergessen, seine Gewchrkammcr zu verschließen. Seine beiden Söhne schlichen sich hinein, nahmen zwei Pistolen, die sie für nicht geladen hiel- ten. Sie wollten nun als Soldaten ererciren, und gingen auf einander los. Sie legten die Gewehre an und commandirten: Feuer! Es geschah ein gräßlicher Schlag. Der erschrockene Va- ter eilte herbei, und fand den einen Sohn todt, den andern ge- fährlich verwundet, der, als er wieder hergestellt wurde, seinen tod- ten Bruder glücklicher pries, als sich selbst. Ein' Schmied sollte die Schraube an einem verrosteten Flin- tenlauf losmachen, und legte ihn ins Feuer. Er fragte, ob etwa ein Schliß darin wäre? Allein es wurde ihm versichert, das Ge- wehr wäre in fünf Jahren nicht angerührt worden. Und doch war es geladen. Als der Lauf glühend wurde, fuhr der Schuß heraus und tödtete die Frau des Schmieds, die eben mit ihrem Manne sprach. Wie oft wird durch Schießgewehr Feuer verwahrloset! Bei einer Hochzeit in einem Dorfe schoß ein Knecht vor Freuden ein Gewehr ab, und zwar in ein Strohdach; in wenig Minuten stand das dürre Stroh in Flammen, und es brannten mehrere Wohnungen ab. Wie oft zerspringen Gewehre und zerschmet- tern einem Menschen die Hände oder Finger! §. 18. Beschluß. 50 Wir wollen nie mit Gewehren spielen, sagte Berthold zu seiner Schwester. Ja, setzte der Vater hinzu, auch wenn Dich einst Dein Beruf nöthigt, mit Schießgewehren umzugehen, so sei vorsichtig. Kinder machen sich gern ein Vergnügen mit Schieß- pulver, aber es ist sehr gefährlich. Mancher Knabe hat sich schon Haare und Kleider durch Schwärmer und dergleichen ver- brannt. So hatte einst einer meiner Kameraden sich Pulver gesammelt, und einen Schlüssel, den er sich dazu einrichten ließ, damit geladen. Er legte brennenden Schwamm darauf. Aber die Zeit däuchte ihm zu lang, ehe der Knall erfolgte. Er ging

4. Volksschulenfreund - S. 106

1860 - Leipzig : Dürr
106 Fünfte Abtheilung. Feuer ausgeht, winseln sie, und sind nicht so klug, ein Stück Holz nachzulegen. Woran mag es ihnen wol fehlen? §. 46. Der Elephant, das größte Landthier. 134 Er lebt, so erzählte der Vater, im südlichen Asien und in Afrika, und übertrifft an Gelehrigkeit fast alle Thiere. Er wird 6 bis 7 Ellen hoch, 8 Ellen lang und 3 Ellen breit; mancher wiegt 6 bis 7000 Pfund. Die röthl-chen sind seltner, als die grauen, und man bezahlt einen Elephanten mit 100 bis 1000 Thalern, denn wenn sie zahm sind, so tragen sie Lasten von 4000 Pfund und gehen über 15 Meilen in einem Tage. Aber ein Ele- phant soll auch täglich fast 100 Pfuych Reis oder 150 Pfund an Gras zu seiner Nahrung nöthig haben. Manche Könige in In- dien halten mehrere hundert statt der Pferde. Vorn am Kopf des Elephanten ragen zwei lange Zähne hervor, fast 4 Ellen lang, wovon jeder 100 Pfund schwer wird. Zwischen diesen Zähnen geht ein langer Rüssel, eigentlich eine verlängerte Nase, hervor, die 3 bis 4 Ellen lang, am Munde fast 2 Ellen im Umfang und am Ende noch so stark wie der Arm eines Mannes ist. Damit athmet und riechl dieß Thier, kann aber auch.damit Geld auf- heben, Knoten aufknüpfen, und schleudert auch wol einen-Men- schen in die Höhe, der es etwa neckt, da es besonders an dem Rüffel empfindlich ist. Durch die übrige Haut geht nicht leicht eine Flintenkugel. Die in der Wildniß herumlaufenden Elephan- ten sind sehr gefährlich für den Menschen, der ihnen begegnet; sie spießen ihn leicht an die Zähne. Man lockt sie in enge Be- hältnisse, wo sie sich nicht umwenden können, und sind sie einmal gefangen, so werden sie unter den zahmen auch bald zahm. Diese lassen sich ohne Schwierigkeit von ihrem Führer leiten, indem dieser einen Haken mit einem Leitseil an den Rüffel befestigt. Sie trinken gern Wein und andere geistige Getränke. Die Cartha- ginienscr, Römer und andere Völker (1 Maccab. 6, 34.) benutzten sie im Kriege; sie setzten Thürme auf die Thiere, worin Schützen waren, welche mit Pfeilen und Spießen gegen die Feinde strit- ten; aber vor unserm Schießgewehr fliehen die Elephanten. In Reisfeldern sind sie unwillkommne Gäste. Sie werden über 150 Jahre alt. §. 47. Der Wallfisch, das größte Thier im Wasser. 135 Gibt es denn viele Fische? fragte Hermann. Unzählig ist ihre Menge, sagte der Vater, wie ihr schon aus den Eiern eines

5. Volksschulenfreund - S. 101

1860 - Leipzig : Dürr
Naturgeschichte. Der Mensch. 101 vielleicht mit Euch besser. — Dabei bemerkt, daß ein kühles, durch die Luft gereinigtes Zimmer besser ist, als ein warmes. Schlafet nicht bei Kranken und nicht ohne Vorsicht in ihren Bet- ten. Auch ist es besser, wenn Kinder nicht beisammen und auch nicht bei Erwachsenen schlafen. Eine große Last von Betten preßt mehr Kräfte durch den Schweiß aus, als der Schlaf gibt. In Wirthshäusern auf Streuen und in Betten kleide man sich lieber nicht ganz aus, wenn man Ursache, hat, wegen eines unreinlichen Lagerö mißtrauisch zu sein. Der gesunde Mensch schlafe nicht un- ter 6, und nicht über 8 Stunden. 8) Werdet Ihr krank, liebe Kinder, so gebraucht den verstän- digen Arzt, er hat den Körper, die Krankheiten und Arzneimittel kennen zu lernen gesucht. Pfuscher, Quacksalber meinen, sie ha- den einem Kranken geholfen, dem doch wol nur seine starke Natur wiederaufhalf. Wen sie dem Todtengräber überliefert haben, das mögen sie und die Rathgeber des Todten nicht sagen, und der Verstorbene kann's nicht sagen. Erzählt-dem Arzt genau, was Euch fehlt, was etwa Veranlassung dazu sei, und gehorcht seinen Anordnungen pünktlich. Wer die Arznei im Fenster oder Schränk- lein unangerührt stehen läßt, oder nach dem ersten Einnehmen aufhört, weil sie nicht sogleich hilft, oder weil sie unangenehm schnteckl, oder wer durch verbotene Speisen und Getränke Alles verdirbt, der macht den Arzt verdrüßlich und schadet sich am mei- sten. Daß man bchert und verschrieen werden könne, glaubt jetzt nur der Einfältige; gewöhnlich sind es Krämpfe und Verstopfun- , gen im Leibe, die den Menschen quälen und wo man den Arzt zu Hülfe rufen muß. §. 40. Einige Verschiedenheiten unter den Menschen. 128 Hermann fand es sehr bewundernswerth, daß die Men- schen einander so ähnlich, und daß sie doch auch so sehr von ein- ander verschieden sind. Gebt mir doch einige Verschiedenheiten an, sprach der Vater. Da fanden die Kinder, daß der eine Mensch dick und fett, der andere schlank und hager, der eine groß, der an- dere klein, oder von mittler Größe; der eine schön, der andere weniger schön, wol gar häßlich wäre, daß der eine eine blasse, der andere eine rothe Gesichtsfarbe hätte, und dergleichen mehr. Aber, setzte der Vater hinzu, wenn schon ein jeder Mensch eine menschliche Gestalt und Bildung hat, so haben doch nicht alle unsere weiße Körperfarbe. In Amerika z. B. gibt es Mulatten, oder Menschen von sehr brauner Farbe; und in dem heißen Afrika

6. Das Altertum - S. 147

1893 - Leipzig : Dürr
— 147 hielten sie aber nicht. Dies mußte endlich zum Bruche führen. Als das Heer wieder einmal aus dem Kriege heimkehrte, trennten sich die Plebejer von den Patriziern und zogen in militärischer Ordnung über den Anio auf den heiligen Berg, der eine und eine halbe Meile von Rom entfernt war. Ihre Weiber und Kinder folgten ihnen, es schien, als würde dort alsbald eine neue Stadt entstehen. Nun waren die Patrizier in der größten Verlegenheit. Sie sandten einen den Plebejern angenehmen Mann, Namens Menenius Agrippa, ab, daß er die Bedingungen der Ausgewanderten höre und eine Aussöhnung herbeiführe. Menenius Agrippa entledigte sich seiner Aufgabe auf das beste. Er trat mutig unter die erzürnten Plebejer und erzählte ihnen die Fabel von dem Magen und den Gliedern. Die Glieder, sagte er, waren einst des Dienstes überdrüssig, den sie dem Magen leisten mußten. Dieser spiele den großen Herren, fordere nur immer und verzehre alles, was sie mühsam zusammenbrächten. Zuletzt beschlossen sie, sich von ihm loszusagen, und sie thaten es. Die Füße gingen nicht mehr nach Nahrung, die Hände bereiteten sie nicht zu, die Zähne zermalmten sie nicht, Zunge und Gaumen verschluckten sie nicht. Der Magen krümmte sich und knurrte vor Hunger, und die Glieder lachten und spotteten seiner. Aber bald kam die Reihe zu seufzen und zu klagen auch an sie. Die Arme hingen schlaff nieder, die Beine knickten zusammen, die Kinnladen klafften auseinander, und Zunge und Gaumen vertrockneten. Da erkannten sie ihr Unrecht, machten Frieden mit dem Magen und dienten ihm wieder. Der Magen, schloß Menenius Agrippa feine Erzählung, sind die Patrizier, die Glieder seid ihr. Die Plebejer erkannten den Sinn der weisen Rede und zeigten sich geneigt, zurückzukehren, aber nicht bedingungslos. Die Patrizier mußten sich dazu verstehen, mit ihnen einen förmlichen Vertrag zu schließen, in welchem sie ihnen Schuldenerlaß gewährten und das Recht, Tribunen zu wählen, zugestanden. Die Tribunen, anfangs zwei, später fünf und zuletzt zehn, waren die Volksvertreter, die jeden einzelnen, sowie den ganzen Stand gegen Vergewaltigung und Willkür schützen sollten. Immer, selbst in der Nacht, stand ihr Hans offen, damit jeder Bedrängte ihren Schutz anrufen könnte. Später erhielten sie auch das Recht, in der Sitzung des Senats gegenwärtig zu fein und gegen den Plebejern nachteilige Gesetze ihr Veto (Veto — ich verbiete) einzulegen. Als die Plebejer hierauf nach Rom zurückkehrten, hatten sie viel erreicht, aber der volle Friede zwischen den Ständen war noch nicht hergestellt. Dies zeigte sich, als etwa zwölf Jahre später der Konsul Spurius Cassius das Gesetz einbrachte, daß von den im Kriege eroberten Ländereien ein Teil an die Plebejer verteilt werden solle. 10*

7. Die neue Zeit - S. 112

1895 - Leipzig : Dürr
— 112 — Musketiere, die ein Schießgewehr, die Muskete, handhabten, und Pikeniere, die 18 Fuß lange Piken trugen, doch waren beide Waffengattungen in demselben Regimente, ja in demselben Fähnlein gemischt. Die Waffen der Reiter waren Säbel, Lanze, Pike und Pistole. Man unterschied in der Reiterei Kürassiere, Arkebusiere und Dragoner. Wegen ihrer Raubsucht und Wildheit berüchtigt waren in den österreichischen Heeren die polnischen und kroatischen Lanzenreiter. Die Artillerie, die Bedienung der Geschütze, gewann während des Krieges immer mehr an Wert und Bedeutung. Nicht selten wurden Kirchenglocken eingeschmolzen und in Kanonen verwandelt. Uniformen gab es noch nicht, in der Schlacht trugen die Zusammengehörigen gleichfarbige Binden um den Arm oder bestimmte Reiser auf den Hüten. Die Ausstellung der Truppen vor dem Treffen geschah meist in der Weise, da^-sowohl das Fußvolk als auch die Reiterei in geschlossenen tiefen ecken, Rotten, ausmarschierte, Gustav Adolf brachte größere Beweglichkeit in diese schwerfälligen Truppenkörper, indem er nur 6 Reihen hinter einander zuließ und Pikeniere zwischen die Reiterhaufen verteilte. Ein höchst lästiger Zuwachs ward den Heeren durch das Gefolge, welches sie mit sich schleppten. Außer den Roßbuben, Fuhrleuten, Marketendern, Handelsjuden und dem Gesindel aller Art, das sich anschloß, zogen auch die Weiber und Kinder der Soldaten von Lagerplatz zu Lagerplatz. Es kam vor, daß der Troß zehnmal so groß war als das ganze Heer. Im Stehlen und Plündern, im Auffinden der versteckten Habe, in Verübung alles Mutwillens hatten diese Nachzügler ein außerordentliches Geschick, waren sie doch darauf hauptsächlich angewiesen! So lange es Dörfer auszurauben, Marktflecken und kleinere Städte zu überwältigen gab, schwelgten Heer und Troß im Überfluß, aber wenn der Marsch durch verwüstete Gegenden führte, herrschte oft entsetzliche Not in der zuchtlosen Masse, Krankheiten brachen aus, und der Tod hielt seine furchtbare Ernte. Kein Wunder, wenn dann die entmenschten, vom Hunger gepeinigten Scharen wie Wölfe über jede friedliche Wohnstätte herfielen, die sich ihren Blicken darbot! Mehr noch als die regulären Truppen waren die Freizügler (Marodeure) gefürchtet. Es waren verwilderte Söldner, die sich von den Armeen abgesondert hatten oder von verabschiedeten Regimentern übrig geblieben waren und herrenlos umherschweiften. Sie waren bewaffnet, wählten sich ihre Offiziere und trugen als Banner einen Strohwisch oder einen Lappen an einer Stange voran. Von den Grausamkeiten, die erzählt werden, kommen wohl viele auf Rechnung dieser teuflischen Räuber und Mörder.

8. Das Mittelalter - S. 8

1897 - Leipzig : Dürr
8 dahin, oftmals ganze Strecken des losgerissenen, waldbewachsenen Ufergelndes mit sich fortfhrend. Wogende Seen, weithin gestreckte Bruch-, Moor- und Heidegegenden erhhten die Unwirtlichkeit des wasserreichen Landes. Vor allem aber erregten die ungeheuren Ur-Wlder, mit denen die germanischen Waldgebirge bedeckt waren, das Staunen der Rmer. Ein schauriges Dunkel webte zwischen den riesigen Stmmen der Buchen. Eichen und Linden, die seit Beginn der Welt zu stehen schienen und deren wild verwachsene Kronen dem Sonnenlichte den Zutritt wehrten. Wild zerklftet von den durch-und bereinander gewachsenen Riesenwurzeln der Bume, breitete sich in dieser ewigen Waldesnacht der pfadlose Boden aus, auf dem Ge-strpp und Farnkraut wucherte und die Stmme gestrzter Urwald-riefen moderten. Wald und Wasser, Heide und Moor aber bevlkerte ein mannig-faltiges und zahlreiches Tiergeschlecht. Unter den Bumen des Ur-walds hausten noch der Elch und der Ur. im Steingeklfte brummte der Br, durch Wald und Heide trabte der Wolf, in den Morsten whlte der Eber, aus dem dichten Gezweig der Bume funkelten die beute-gierigen Augen des Luchses. Hirsch und Reh, Fuchs und Hase, Adler und Falke, Specht und Drossel und all das Getier, das noch heute in unsern deutschen Wldern haust, belebte auch damals, aber in viel grern Massen den Urwald Germaniens. Nicht minder zahlreiche und mannigfaltige Fischarten erfllten die Gewsser des Landes, unter ihnen der mchtige Wels und der wohl-schmeckende Lachs; an den Ufern der Gewsser tummelten sich die Scharen der Sumpfvgel, und das ausgedehnte Wald- und Heideland war die Heimat zahlloser Bienenschwrme. der dem allen aber breitete sich fast das ganze Jahr hindurch ein nebelgrauer Himmel aus. Allein ganz so wild und trostlos unwirtlich, wie es den sd-lndischen Rmern erschien, war das germanische Land doch nicht. Denn in ihm lebte ein Menschenschlag, der bei aller barbarischen Rauheit doch durch seine uere Erscheinung sowie durch seine Art und Sitte die Bewunderung, ja fast den Neid des Rmers Tacitus erregte. Groe, krftige Krpergestalt, rotblondes Haar, blitzende Blau-ugen und weie Hautfarbe zeichneten die Germanen, Männer und Frauen, aus. Einfach war ihre Lebensweise. Als Kleidung diente den Mnnern ein kurzer, rmelloser Leinenrock, darber ein Loden- oder Pelzmantel. Leinene Hosen oder Beinbinden und lederne Bund- oder Riemenschuhe vervollstndigten den Anzug. Bei den

9. Die Neue Zeit - S. 70

1895 - Leipzig : Dürr
70 der Infanterie unterschied man Musketiere, die mit der Muskete schossen, und Pikeniere, die 18 Fuß lange Piken trugen; doch waren beide Waffengattungen in demselben Regimenté, ja in demselben Fähn- lein gemischt. Die Waffen der Reiter waren Säbel, Lanze, Pike und Pistole. Man unterschied in der Reiterei Kürassiere, Arkebusiere und Dragoner. Wegen ihrer Raubsucht und Wildheit berüchtigt waren die polnischen und kroatischen Lanzenreiter in den österreichischen Heeren. Die Artillerie gewann während des Krieges mehr und mehr an Be- deutung. Nicht selten wurden Kirchenglocken eingeschmolzen und in Kanonen verwandelt. Uniformen gab es noch nicht; in der Schlacht trugen die Armeegenossen gleichfarbige Binden um den Arm oder Reiser derselben Art auf den Hüten. Die Aufstellung der Truppen vor dem Treffen geschah in der Regel in der Weise, daß sowohl das Fußvolk als auch die Reiterei in geschlossenen tiefen Vierecken, Rotten, aufmarschierte. Ein lästiges Anhängsel der Heere war das Gefolge, das sie mit sich schleppten. Außer den Roßbuben, Fuhrleuten, Marketendern, Handelsjuden und dem Gesindel aller Art, das sich zu- gesellte, zogen auch die Weiber und Kinder der Soldaten von Lagerplatz zu Lagerplatz. Es kam vor, daß der Troß zehnmal so groß war als das ganze Heer. Mehr noch als das reguläre Heer waren die Frei- zügler (Marodeure) gefürchtet. Es waren verwilderte Söldner, die sich von den Armeen abgesondert hatten oder von verabschiedeten Regimentern übrig geblieben waren und herrenlos umherschweiften. Sie waren bewaffnet, wählten sich ihre Offiziere und führten als Banner einen Strohwisch oder einen Lappen an einer Stange. Von den Unmenschlichkeiten, die in den Chroniken erzählt werden, kommen wohl viele ans Rechnung dieser teuflischen Räuber und Mörder. 8. Der Irrede und die Iotgen des Krieges. Im Herbst des Jahres 1648 kam der Friede zu stände, der unter dem Namen des Friedens von Osnabrück und Münster oder des Westfälischen Friedens bekannt ist. Schweden erhielt die Stadt Wismar, die Bistümer Bremen und Verden, Vorpommern, die Insel Rügen, das westliche Hinterpommern mit Stettin und 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Zwar versprach die schwedische Regierung, die Freiheiten der Städte Bremen, Wismar und Stralsund nicht an- zutasten und die neuen Erwerbungen als Bestandteile des deutschen Reiches anzunehmen, aber als Herr deutscher Lande konnte sich der

10. Volksschulenfreund - S. 40

1819 - Leipzig : Dürr
40 Dritte Abtheilung. büchsen, Flinten und Pistolen, und für das Pulver eine eigne Kammer, wozu er den Schlüssel nie aus der Hand gab, und die Gewehre mußten geladen und ungeladen dort seyn, wenn er sie nicht gebrauchte; kein Mensch, außer wem es zukam, durfte damit umgehen. Berthold meinte, sein Vater Ware zu ängstlich; aber dieser sagte: Mit Pulver und Schießgewehr ist unbeschreibliches Elend angerichtet worden. Nun erzählte er ihm einige Falle. Ein Edelmann von etwa zo Jähren ging mit seinen Jagern auf die Jagd. Als er nicht über einen Graben kommen konnte, so reichte er-unvorsichtigcrweisc einem gegenüberstehenden Menschen den Flintenkolben, und er behielt den Lauf, gerade auf seinen Leib gerichtet, in der Hand, ssm sich so hinübemehen zu lassen. Das Gewehr g-ing los; die Schrote ftwkü in seinen Leib, und nach 13 qualvollen Stunden mußte er sterben. Er hinterließ eine traurende Gattin, mit welcher er sich erst 9 Tage vorher verhcyrathet hatte. Ein Jager ließ sein geladenes Schießgewehr in der Stube lehnen und ging in den Gärten. Sein vorwitziger Sohn nahm nnterdcß die'flinte, in der Meinung, sie sey nicht geladen. Er zog auf, und sagte in unbesonnenem Scherz zu seiner Schwester, die eben hereintrat: Warte, ich will dich gleich erschießen. Sie bat ihn, nicht auf die- se Wesse zu scherzen, auch wenn das Gewehr nicht gela- den wäre. Aber er drückte los, und mit einem furchtba- ren Knall stürzte seine Schwester todt zu Boden. Welcher Schmerz für die Aeltern und für den Knaben! §. i?. Noch einige Beyspiele. 4$ Ein Förster kam von der, Jagd, und hatte vergessen seine Gewchrkanuner zu 'verschließen. Seine beyden Söhne schlichen sich hinein, nahmen^zwey Pistolen, die sie für nicht geladen hielten. Sie wvllttn nun als Soldaten exer- ciren, und gingen aufeinander los. Sie legten die Ge- wehre an und kommandi'rtcn r Feuer! Es geschah ein gräßlicher Schlag. Der erschrock.ene Vater eilte herbey, und fand den einen Sohn tobt, t>cr andern gefährlich ver- * wundct, der, als er wieder hergestellt wurde, seinen tob» tcn Bruder glücklicher pries, als sich selbst.
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