Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 49

1912 - Leipzig : Dyk
— 49 — durch Ziegenfelle, die Schuhe schneiden sie sich nicht nach dem Fuße zu und sind deshalb im freien Gehen gehindert. Aus diesem Grunde sind sie auch zum Fußkampf wenig geeignet, dagegen an ihren Pferden, die zwar dauerhaft, aber von häßlichem Aussehen sind, wie angeheftet, und sitzen zuweilen nach Frauenweise auf denselben. Tag und Nacht bringen sie auf ihnen zu, kaufen und verkaufen, essen und trinken reitend und überlassen sich, auf dem schmalen Nacken des Tieres niedergebeugt, einem Schlafe, der so fest ist, daß selbst die bunten Träume nicht fehlen. Auch wenn über wichtige Angelegenheiten zu beraten ist, werden die Verhandlungen zu Pferde geführt. Ohne durch königliche Gewalt beschränkt zu sein, begnügen sie sich, in stürmischer Weise einen ihrer Häuptlinge zum Führer zu wählen, und brechen sich dann durch alle Hindernisse Bahn. Durch einen Angriff bedroht oder gereizt, lassen sie sich zuweilen auch in einen förmlichen Kampf ein und stürzen sich in keilförmigen Massen unter fürchterlichem Kriegsgeschrei auf den Feind. Ungemein flüchtig und behend sprengen sie auf einmal absichtlich auseinander und fallen in unordentlichen Haufen bald da, bald dort wieder frisch ein, um ein mörderisches Blutbad anzurichten; wegen dieser außerordentlichen Eilfertigkeit sieht man auch niemals, daß sie die Erstürmung eines Walles oder eines feindlichen Lagers versuchen. Aus der Ferne schießen sie mit Pfeilen, die aus Knochen geformte, mit wunderbarer Kunst ineinandergefügte, aber abtrennbare Spitzen haben. In der Nähe kämpfen sie mit dem Schwert und suchen, vor einem Schwerthieb sich sorgfältig in acht nehmend, die Feinde mit zusammengedrehten Tuchfetzen so zu verstricken, daß den des Gebrauchs ihrer Glieder beraubten Gegnern jede Bewegung zu Pferd oder zu Fuß unmöglich wird. Niemand bei ihnen bebaut das Feld oder berührt je eine Pflugschar. Ohne feste Wohnsitze, ohne Heimwesen und Gesetz oder bestimmte Sitte und Satzung ziehen sie mit ihren Wagen, die ihnen zur Wohnung dienen, Flüchtigen gleich, von einem Ort zum andern; auf den Wagen weben die Weiber ihnen die garstigen Gewänder, pflegen des Umgangs mit ihren Männern, gebären ihre Kinder und behalten sie bei sich bis zu den Jahren beginnender Mannbarkeit. Keiner von ihnen kann auf Befragen den Ort seiner Heimat angeben, denn an dem einen ist er gezeugt, fern davon geboren, noch weiter weg erzogen worden. Bei einem Waffenstillstand zeigen sie sich treulos, unzuverlässig, bei jedem Windstoß, der neue Hoffnung zuführt, veränderlich und der blindesten Wut völlig untertan. Gleich un-

2. Bd. 1 - S. 85

1912 - Leipzig : Dyk
— 85 — Belisar, der oströmische Feldherr, hatte im Jahre 533 den Vandalenkönig Gelirner besiegt und Karthago erobert. Gelimer führte seine Vandalen gegen Karthago. Dort lagerten sie dicht vor der Stadt und zerstörten die berühmte Wasserleitung, welche dieselbe versorgt, zogen aber wieder ab, da der Feind sich nicht blicken ließ. Ihre Belagerung beschränkte sich hinfort darauf, daß sie die Umgegend durchstreiften und alle Wege scharf beobachteten; sie plünderten und heerten nicht, sondern schonten das Land, als ob es noch ihnen gehörte. Außerdem hofften sie auf Verrat von seiten der Karthager und der römischen Soldaten, die Arianer waren. Ferner bemühten sie sich auch, die Häuptlinge der Hunnen — Hilfsscharen im Heere Belisars — durch Versprechungen aller Art zu gewinnen und zu sich hinüberzuziehen. Diese wollten schon vorher von den Römern garnicht viel wissen, denn sie waren, wie sie behaupteten, unter falschen Vorspiegelungen vom General Petrus nach Byzanz gelockt; sie gingen auf das Anerbieten der Vandalen ein und verabredeten, mitten in der Schlacht mit ihnen gegen die Römer gemeinsame Sache zu machen. Belisar aber erfuhr von diesem Anschlag durch Überläufer und beschloß, vorläufig keinen Ausfall zu machen. Vielmehr setzte er in der Stadt alles in Bereitschaft. Einen Karthager namens Laurus, der wegen Verrats gefangen genommen und durch das Zeugnis seines eigenen Schreibers überführt war, ließ er auf einem Hügel bei der Stadt kreuzigen und jagte dadurch allen andern solche Furcht ein, daß sie von jedem weiteren Versuch abstanden. Die Hunnen brachte er durch tägliche Geschenke, Einladungen zur Mahlzeit und ähnliche Mittel dahin, daß sie ihm mitteilten, was ihnen Gelimer geboten hatte, wenn sie im Kampfe zu ihm übergingen. Diese Barbaren sagten aber, sie hätten deshalb gar keine Lust, für die Römer zu kämpfen, weil sie fürchteten, auch nach Niederwerfung der Vandalen nicht entlassen, sondern bis an ihr Ende in Afrika festgehalten zu werden. Auch wären sie besorgt, man würde ihnen die gemachte Beute wieder abnehmen. Belisar schwor ihnen nun, sie sollten sofort nach der Entscheidung mit all' ihrem Raub entlassen werden, worauf sie sich ihrerseits verpflichteten, mit Mut und Ausdauer den Krieg bis zum Ende mitzumachen. Darauf behielt er nur 500 Reiter zurück, die übrigen Reiter schickte er unter Johannes, dem Armenier, vor, der den Befehl erhielt, die Vandalen anzugreifen, wenn er auf sie träfe. Am nächsten Tage folgte er mit dem Fußvolk und den 500 Reitern. Die Hunnen berieten sich untereinander und beschlossen, damit

3. Bd. 1 - S. 182

1912 - Leipzig : Dyk
— 182 — Gott rühmend und preisend, in die Kirche ein. Das geschah am 24. November. Sieben Tage später erklärte der König öffentlich in einer Versammlung, die er berief, allen, warum er nach Rom gekommen sei, und bemühte sich nun täglich das auszuführen, was ihn hergerufen hatte. Er begann mit dem wichtigsten und schwierigsten, nämlich der Untersuchung über die dem Papst zur Last gelegten Verbrechen. Da sich jedoch keiner fand, der die Wahrheit dieser Beschuldigungen erhärten wollte, so bestieg Papst Leo vor allem Volk, in der Hand das Evangelium, die Kanzel in der Peterskirche und reinigte sich unter Anrufung der heiligen Dreieinigkeit durch einen Eid von den ihm vorgeworfenen Verbrechen. Als Karl an dem heiligen Tage der Geburt des Herrn zur Feier der Messe die Peterskirche betreten und vor dem Altar sich zum Gebet geneigt hatte, setzte Papst Leo eine Krone auf sein Haupt unter dem lauten Zuruf des ganzen römischen Volkes: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedebringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!" Nach diesem Zuruf wurde ihm, wie es bei den alten Kaisern der Brauch war, von dem Papst gehuldigt und er fortan, mit Weglassung des Titels eines Patricius, Kaiser und Angnstus genannt. Wenige Tage nachher wurden auf seinen Befehl diejenigen, welche den Papst im vorigen Jahr abgesetzt hatten, vor Gericht geführt und nach der gegen sie angestellten Untersuchung nach römischem Recht als Majestätsverbrecher zum Tode verurteilt. Der Papst legte jedoch milden Sinnes Fürbitte für sie ein bei dem Kaiser, und so wurde ihnen das Leben und Sicherheit des Leibes gewährt; um der Größe ihres Vergehens willen aber wurden sie in die Verbannung geschickt. f) Des Kaisers Tod. (814.) Als aber der Kaiser fühlte, daß der Tag der Auflösung nahte — denn er war schon sehr alt geworden —, berief er seinen Sohn Hludowich zu sich mit dem ganzen Heer, den Bischöfen, Äbten, Herzögen, Grafen und Vizegrafen; er hielt mit ihnen eine allgemeine Beratung in der Pfalz zu Aachen friedlich und in Ehren, ermahnte sie, die Treue gegen seinen Sohn zu beweisen, und fragte sie alle, vom Höchsten bis zum Geringsten, ob es ihnen genehm wäre, daß er seinen kaiserlichen Namen aufteilten Sohn Hludowich übertrüge. Jene alle aber antworteten mit freudigem Beifall, das fei Gottes Eingebung. Hierauf am nächsten Sonntag, den 11. September 813 be-

4. Bd. 1 - S. 112

1912 - Leipzig : Dyk
— 112 — Aedilberct, dessen Reich sich bis an den Humberflnß erstreckte. An der Ostküste von Cantia befindet sich die Insel Tanatos (Thanet), an Umfang — nach der Art, wie die Angeln zu schätzen Pflegen — 600 Familiengüter groß, vom Festlande durch einen Meerarm getrennt, der ungefähr drei Stadien breit ist, nur an zwei Stellen eine Furt bietet und zwei Mündungsarme hat. Auf dieser Insel also landeten der Knecht Gottes Augustinus und seine Genossen, ungefähr vierzig an der Zahl. Auf Befehl aber des heiligen Vaters Gregor hatten sie bei sich Dolmetscher aus dem Frankenvolke. Augustin sandte nun zu Aedilberct und tat ihm kund, er komme aus Rom und bringe frohe Botschaft, nämlich daß die, welche ihm gehorchten, ewige Freuden im Himmel und das ewige Reich zusammen mit dem lebendigen und wahren Gott haben sollten, und das sei die lautere Wahrheit. Auf diese Nachricht antwortete er, sie sollten auf der Insel bleiben, auf der sie gelandet, und die notwendigen Lebensmittel geliefert erhalten, bis er beschließe, was er ihnen tun wolle. Es war nämlich schon vorher die Kunde von der christlichen Religion zu ihm gedrungen, da er eine Christin zur Frau hatte aus dem Königsgeschlechte des Frankenvolkes, namens Bercta, und zwar hatte er sie von ihren Eltern bekommen unter der Bedingung, daß es ihr erlaubt sei, mit dem Bischof, den sie ihr mitgegeben hatten, namens Lindhard, ungestört ihres Glaubens zu leben und seine Satzungen zu befolgen. Nach einigen Tagen kam wirklich der König auf die Insel, schlug seinen Sitz unter freiem Himmel auf und entbot Augustin und seine Genossen zu einer Unterredung. Er scheute sich nämlich, sie unter Dach und Fach zu empfangen, da sie dort — nach einem alten Aberglauben — durch böse Zauberkünste ihn hätten überwältigen können. Aber jene kamen nicht mit teuflischem, sondern mit göttlichem Werkzeug: als Banner führten sie ein silbernes Kreuz und ein Bild des Heilandes; dazu sangen sie Litaneien, in denen sie den Herrn für ihr eigenes und derer Heil anflehten, zu welchen sie gekommen waren. Als sie auf Geheiß des Königs sich niedergelassen hatten und ihm zugleich mit allen seinen Begleitern das Wort des Lebens anpriesen, antwortete jener folgendermaßen: „Schön sind zwar die Worte und Versprechungen, die ihr bringt; aber weil sie neu sind und ohne Gewähr, so kann ich nicht ohne weiteres ihnen beipflichten und all das aufgeben, was ich mit dem ganzen Angelnvolke so lange Zeit heilig gehalten habe. Weil ihr jedoch aus weiter Ferne als Fremdlinge hierher gekommen seid und meiner Überzeugung nach den Wunsch habt, das, was ihr für das

5. Bd. 1 - S. 213

1912 - Leipzig : Dyk
— 213 — bruodher scal, in thiu, thaz er mig so sama duo; indi mit Ludheren in nohheiniu thing ne gegango, the minan willon imo ce scadhen werdhen.“ Der Eid, welchen darauf die Großen Karls in ihrer Zunge leisteten, lautete: „Si Lodhuwigs sagrament, quae son fradre Karlo jurat, conservat, et Karins meos sendra de sua part non los tanit, si io returnar non lint pois, ne io ne neuls cui eo returnar int pois, in nulla aindha contra Lodhnwig nun li iver.“ In deutscher Sprache schwuren dann die Vasallen Ludwigs: „Oba Karl then eid, then er sin emo bruodher Ludhuwige gesuor, geleistit, indi Ludhuwig min herro then er imo gesuor, forbrihchit, ob ih inan es irwenden ne mag, noh ih noh thero nohhein then ih es irwenden mag, widhar Karle imo ce follusti ne wirdhit.“ — (Der Eid der Könige, den Ludwig der Deutsche in alt-französischer, sein Bruder Karl der Kahle in althochdeutscher Sprache schwor, da die beiderseitigen Gefolge sie sonst nicht mehr verstanden hätten, lautet im Neuhochdeutschen: „Aus Liebe zu Gott und um des christlichen Volkes und unser beider Heil willen will ich von diesem Tage an fürderhin, soweit Gott mir Wissen und Macht gibt, diesen meinen Bruder halten, wie man seinen Bruder halten soll, unter der Bedingung, daß er mir ein Gleiches tut. Und mit Lothar werde ich feinen Vergleich eingehen, der nach meinem Willen diesem meinem Bruder zum Schaden gereicht." Der Eid, den die Mannen Karls romanisch, diejenigen Ludwigs althochdeutsch schworen, bedeutet: „Wenn Ludwig (Karl) diesen Eid, den er seinem Bruder Karl (Ludwig) geschworen hat, hält, und Karl (Ludwig), mein Herr, was er geschworen hat, bricht, so will ich, wenn ich ihn davon nicht abzubringen vermag, weder selbst noch wen ich sonst daran hindern kann, wider Ludwig (Karl) ihm darin Hilfe leisten." Die beiden romanischen Eide bilden das älteste erhaltene Zeugnis der französischen Sprache, die sich aus der lateinischen Volkssprache in Westfranken entwickelt hatte.) b) Der Vertrag von Verdun. (843.) Karl begab sich im Monat Oktober 842 nach Vangium (Worms) und vereinigte sich hier mit seinem Bruder Hlodowich. Nachdem sie daselbst längere Zeit verweilt hatten und währenddessen hin und wieder zu Hlothar Gesandte gegangen und viel und lange über die Teilung des Reichs verhandelt worden war, wurde endlich beschlossen, daß tüchtige Sendboten, vierzig Edle

6. Bd. 2 - S. 177

1914 - Leipzig : Dyk
— 177 — viele andere Beweise von der erfolgten Verschwörung durch Briefe erhalten, die unterwegs aufgefangen wurden, wie dieser Bote selbst genauer gesehen und gehört hat. Auf den Rat rechtgläubiger Männer haben wir nun, wie wir Euch früher kundgetan zu haben uns entsinnen, einen allgemeinen Konvent frommer Männer nach Pavia angesagt, zu dem wir beide, die sich römische Päpste nannten, nicht als zu einem weltlichen Gerichte, wie die Lügenmäuler erzählen, sondern zur Prüfung durch die Kirche durch zwei ehrwürdige Bischöfe, den von Verden und den von Prag, vorgeladen haben. Der eine aber, Herr Viktor nämlich, stellte sich, weil er ein reineres Gewissen hatte, freiwillig dem Urteile der Kirche; der andere, Roland nämlich, widerstand hartnäckig und sagte, er wolle sich von niemand richten lassen, da er selbst über alle zu richten habe. Auf dem ehrwürdigen Konzile nun, zu welchem der Patriarch von Aquileja und viele fromme Erzbischöfe und Bischöfe zusammengekommen waren, ist volle acht Tage hindurch mit größtem Ernste, in genauester Prüfung, mit Ausschluß jedes Laieu darüber verhandelt worden, wer von beiden die Würde des obersten Priestertums von Rechts wegen erhalten müsse. Nach langer Beratung hat die Kirche Gottes also — weil jene ruchlose, Gott und der Kirche sehr verhaßte Verschwörung durch untrügliche Zeugnisse nicht nur erwiesen, sondern angesichts der ganzen Kirche enthüllt ist, und weil am Herrn Viktor nichts tadelnswert erfunden wurde, als daß die geringere Zahl der Kardinäle, die an jener Verschwörung durchaus unbeteiligt waren, ihn, um den lieben Frieden zwischen Königtum und Priestertum wiederherzustellen, unter Anrufung der Gnade des heiligen Geistes erwählt hat —: den Kanzler Roland als Verschwörer und Schismatiker, der da predigt, daß Zwietracht und Streit und Meineid gut seien, verdammt und den Herrn Papst Viktor als geistlichen Vater und allgemeinen Papst bestätigt. Der Kirche als unserer Führerin folgend, haben wir ihn anerkannt und kundgetan, daß er unter Mitwirkung der göttlichen Gnade Vater und Leiter der gesamten Kirche sein soll. Wir bitten und wünschen von Herzen, daß diese durch göttlichen Schutz gestützte und in apostolischer Stätigkeit auf dem Felsen d. h. auf Christus fest gegründete Tat von Eurer Heiligkeit zum Frieden der ganzen Kirche und zum Wohle des Reiches gebilligt werde, und daß die ganze, Eurer Heiligkeit anvertraute Kirche sich daran halte und darnach richte. Gegeben zu Pavia, am 15. Tage vor den Kalenden des März.“1) x) 16. Februar 1160. Qu e ll e ii l e j e b u ch. Bd. 2. 12

7. Bd. 2 - S. 127

1914 - Leipzig : Dyk
— 127 — haben. Jedoch soll er, als der Tumult vorüber war, alles an die frühere Stelle zurückgebracht haben. Als die übrigen Fürsten, nachdem sie alle, auf welche sie in den übrigen Stadtteilen gestoßen waren, getötet hatten, vernahmen, daß das Volk hinter die Ringmauern des Tempels sich geflüchtet habe, stiegen auch sie einmütig dorthin hinab. Sie ließen die ganze Menge der Reiter wie der Fußgänger hinein, und ohne Schonung enthaupteten sie alle, die sie dort fanden, mit den Schwertern und erfüllten alles mit Blut. Nach gerechtem Gerichte Gottes ist dies sicherlich geschehen, auf daß die, welche mit abergläubischen Gebräuchen das Heiligtum des Herrn entweiht und den gläubigen Völkern entfremdet hatten, es mit ihres eigenen Blutes Verlust reinigen und mit ihrem Tode den Frevel sühnen mußten. Ein Grauen war es, die Menge der Erschlagenen zu schauen und die überall zerstreuten Stücke von menschlichen Gliedern zu erblicken, und wie der ganze Boden mit dem vergossenen Blute befleckt und überdeckt war. Und nicht nur der Anblick der Leichname der Toten, die der edleren Glieder beraubt und durch das Abhauen der Köpfe verstümmelt waren, verursachte Beängstigung, sondern auch die Sieger selbst von der Fußsohle bis zum Scheitel von Blut triefend zu erblicken, war schreckenerregend und flößte den Begegnenden einen gewissen Schauder ein. Gefallen sollen sein im Umkreise des Tempels von den Feinden an zehntausend, ausgenommen die anderen, welche, da und dort in der Stadt niedergehauen, die Straßen und die Plätze anfüllten und deren Zahl nicht geringer gewesen sein soll. Der übrige Teil des Heeres zog in der Stadt umher. Die Unglücklichen, welche sich in engen Gäßchen und in Schlupfwinkeln der Straßen verborgen hatten und der Todesgefahr zu entgehen suchten, zogen sie dem Vieh gleich ans Licht hervor und stießen sie nieder. Andere, in Abteilungen getrennt, gingen in die Häuser, rissen die Familienväter mit Weibern und Kindern und dem ganzen Gesinde heraus und durchbohrten sie entweder mit den Schwertern oder stürzten sie von höheren Stellen kopfüber hinab, fo daß sie mit gebrochenem Genick den Tod fanden. Das Hans aber, das er erbrochen hatte, nahm jeder mit allem, was darin war, für sich zu dauerndem Eigentum; denn sie waren vor Einnahme der Stadt miteinander dahin übereingekommen, daß nach gewaltsamer Erstürmung derselben jeder, was er sich erwerbe, dauernd als rechtliches Eigentum ohne Behelligung besitzen solle. Als sie daher die Stadt sorgfältiger durchforschten und das Hinmorden der Bürger nachdrücklicher betrieben, da erbrachen sie die Zufluchtsorte, Schlupfwinkel und auch die geheimen Gemächer der Bürger und hefteten die Schilde oder irgendeine Art von Waffen an den Eingang, damit dies Herannahenden ein Zeichen sei, hier nicht

8. Bd. 2 - S. 193

1914 - Leipzig : Dyk
— 193 — . schlimmer. Durch das Unglück wurden sie zum Verbrechen getrieben; denn schon plagte das Volk in der Stadt heftige Hungersnot. Denn nicht die Hoffnung auf Sieg, sondern Verzweiflung an Rettung weckte in der Mehrzahl von ihnen größeren Trotz, und sie, die so viel Elend sahen, bereuten ihr Unternehmen nicht, sondern verblendet und vom Wahnsinn befallen, wagten sie auch gegen die Person des christlichen Fürsten sich zu verschwören; sie vergaßen, daß nach dem Gesetz die Strafe für solche Tat Verlust des Lebens ist und das Andenken an eine solche Tat noch nach dem Tode verdammt wird. Sie fanden nämlich einen, der sich einfältig und wahnsinnig stellte, und sandten ihn zum Lager Friedrichs, der damals in Lodi weilte, damit er auf irgendeine Art gewaltsam Hand an den Kaiser lege. Es war aber dieser Mensch so groß von Körper und so stark an Kräften, daß er nicht ohne Grund solch kühnes Unternehmen geplant zu haben schien. Durch vielerlei Schmeicheleien und Versprechungen ermutigt, rüstete er sich also zu der ungewöhnlichen Tat, zu dem größten Verbrechen. Er geht nach Lodi, betritt das Lager, und Einfalt oder Wahnsinn heuchelnd, wurde er, wie man es mit dieser Art Menschen zu tun pflegt, lieber zu Scherz und Possen benutzt, als von den Zelten ausgeschlossen. Nun waren die Zelte Friedrichs in der Nähe und hart am Ufer der Adda errichtet; die natürliche Beschaffenheit und Lage dieses Ortes war derart, daß den, der ausglitt, unvermeidlich entweder der jähe Absturz tötete oder der Strudel des unten fließenden Flusses verschlingen mußte. Der Genannte ersah also einen passenden Tag und eine Stunde, da er den Kaiser allein antreffen konnte, um das beschlossene Verbrechen zur Ausführung zu bringen. Als dieser an einem Morgen beim ersten Grauen aus dem Schlafraum seines Zeltes trat, um nach seinem Brauche vor den Reliquien der Heiligen seine Gebete Gott zum Opfer darzubringen, erblickte ihn jener, meinte, die günstige Gelegenheit erlangt zu haben, lief herbei, umfaßte ihn mit den verbrecherischen Händen und versuchte, indem er ihn bald zog, bald trug, ihn an den Abgrund zu zerren, und wahrscheinlich wäre seine gottlose Absicht zur Ausführung gekommen, wenn nicht die göttliche Barmherzigkeit zum Schutz des erhabenen Kaisers ihre Hand ausgereckt hätte. Denn während beide nach Kräften rangen, jener indem er zerrte, dieser indem er Widerstand leistete, geschah es, daß beide in den Stricken, an welchen die Zelte befestigt werden, sich verwickelten und zur Erde stürzten. Und schon hatte das Geschrei des rufenden Kaisers die Kämmerer geweckt; sie eilen herbei, ergreifen das verbrecherische Ungeheuer, stürzen es unter vielen Schlägen an derselben Stelle hinab und ertränken es. 44. Die Mailänder, die bedauerten, daß sie vergebens ein so großes Verbrechen geplant hätten, versuchten unmittelbar darauf Quellenlesebuch. Bd. 2. 13

9. Bd. 2 - S. 223

1914 - Leipzig : Dyk
— 223 — Schlage. Als der König sofort gestorben war und der Bischof von Speyer sich versteckte, verwundete jener die beiden andern, die auf ihn losstürzen wollten, eilte gleich darauf hinaus, bestieg ein Pferd und begab sich mit den Seinigen auf die Flucht. So verlor König Philipp, nachdem er zehn Jahre lang aller Orten Fürsten und Edle unterworfen, Länder und Städte im Zaume gehalten, auch den Papst bereits wieder mit sich ausgesöhnt hatte, und als ihm alles nach seinem Wunsche geglückt war, der Anordnung Gottes gemäß, in dessen Hand die Gewalten aller Mächtigen und die Rechte der Königreiche liegen und der Zeit und Stunde ändert und die Reiche überträgt und befestigt, im elften Jahre mit seinem Reiche zugleich das Leben . . . Noch im Jahre des Herrn 1208 und 1959 nach der Gründung Roms, als seit Erschaffung der Welt sechstausend vierhundert und sieben Jahre verflossen waren, fand am Feste des heiligen Martin (11. Nov.) zu Frankinvort ein sehr glänzender Fürstentag statt, und wie mehrere bezeugt haben, welche zugegen gewesen, sollen in vielen Jahren nicht so viele Edle, soviel Mächtige zusammengekommen sein. Da wird König Otto als 93ster Herrscher seit Augustus von allen zum König erwählt; das Diadem mit der kaiserlichen Lanze wird ihm übertragen, die Tochter des Königs Philipp mit allem, was sie besaß, als ihrer Mitgift, ihm gegeben. Diese erhebt vor dem König und den Fürsten Klage über den Mord ihres Vaters, und nach dem Spruche aller werden jener Pfalzgraf und seine Helfershelfer geächtet und verurteilt. Ferner schwören hier zuerst der König, dann die übrigen Fürsten, einen dauernden Frieden zu Lande und zu Wasser aufrechtzuerhalten, alle ungerechten Erhebungen von Steuern abzustellen und alle von Karl dem Großen eingesetzten Rechte zu beobachten und beizubehalten . . . Pfalzgraf Otto, der Mörder des Königs Philipp, wurde, als er sich an der Donau in einem Hose der Mönche von Evera*) versteckt hielt, an Heinrich von Kalintin verraten, schnell von dessen Rittern umzingelt und grausam getötet; so endete er sein Leben, wie sich gebührte, mit einem gerechten Tode. 14. Abfall der Fürsten von Otto Iv. 1211-1215. In der Chronik von St. Peter zu Erfurt lesen wir: 1211. Nachdem im Verlause der Zeit unzählige Fälle von Krieg und Feindschaft mit Drangsal und Unheil aller Art unsere Harfe in Klage und unsern Reigen in Trauer verkehrt hatten, ver- x) Ebrach, Zisterzienserkloster im Steigerwald in Franken, westlich von Bamberg. Der Ort hieß Oberndorf.

10. Bd. 2 - S. 337

1914 - Leipzig : Dyk
— 337 — glaubwürdiger und religiöser Männer seinen rechtlichen Lebenswandel, indem er seinen katholischen Glauben aufs ehrenvollste überzeugend dartat. Diesem Zeugnisse stimmten alle Bischöfe und die ganze Geistlichkeit völlig bei. Jedoch dem härtesten Richter, dem Bruder Konrad, genügte es nicht, noch standen dieser und die Seinen von ihrem Vorhaben ab, trotz der Einsprache aller Bischöfe und Geistlichen. Und so sicherlich alle in Angst versetzt, rieten alle dem Grafen, er solle an den apostolischen Stuhl Berufung einlegen. Dieses tat er sofort. Er bat, daß ihm von der Geistlichkeit gute Lehrer zugewiesen würden. Dieses wurde sogleich gestattet. Der Mainzer Dekan daher, ein würdiger Geistlicher, und Magister Volzo, ein Wormser Kanonikus, ein ausgezeichneter Geistlicher, und solche von Speyer und von Straßburg und andere versprachen, sofort zur Verteidigung des Grafen und der Herren und ganz Deutschlands zum römischen Stuhle zu gehen. Und unverweilt sich rüstend, begaben sie sich zum Herrn Papste. Diesem legten sie durch gute Schreiben sowohl des Herrn Königs, der Bischöfe und Herren sowie der Städte den Fortgang jenes schändlichen Verfahrens gänzlich dar. Da dies der oberste Priester hörte, sprach er, öfter aufseufzend: „Wir wundern uns, daß ihr solche unerhörte Gerichte so lange bei euch ertragen habt, ohne sie uns zu offenbaren; denn wir wollen nicht, daß solches länger gestattet werde, sondern wir erklären sie durchaus für null und nichtig; solches Elend, wie ihr es uns gemeldet habt, dulden wir nicht." Es geschah aber unterdessen, als jene amtlichen Boten abgegangen waren, daß der Bruder Konrad von Marburg und Bruder Gerhard Lutzelkolbo vom Orden der Minoriten, sein Genosse, nach Hause kehren wollten. Da sie aber ihres Weges ritten, wurden sie von einigen Rittern und anderen, die sie teils an ihren Verwandten, teils an ihren eignen Personen entehrt und verurteilt hatten, verfolgt und getötet, Bruder Dorso aber wurde getötet bei Straßburg und Johannes aufgehäugt bei Frideberg. Und sogleich schickten die, welche um ihrer selbst willen als Rächer ihrer Ehre und der Heiligen Schrift aufgetreten waren, von den Predigermönchen einen Boten zur römischen Kurie wegen deren Ermordung. Da der Herr Papst dies hörte, sagte er im Beisein der Boten: „Siehe, die Deutschen waren immer wütend, und deswegen haben sie jetzt wütende Richter." Und nachdem er sofort die Boten der Herren Deutschlands abgefertigt hatte, entließ er sie freundlich und gebot strengstens, daß niemals solche Urteile beobachtet, sondern der heiligen Väter und der Heiligen Schrift Ordnung und Vorschriften stets hinfort in solchen Dingen, welche die Inquisition der Häretiker betreffen, genau festgehalten werden sollten. Auch erklärte der Herr Papst alle Geistlichen für ordnungswidrig (irreguläres), welche bei diesem Verfahren beteiligt gewesen & u e 11 e ii I e j e b u cf). Bd. 2. 22
   bis 10 von 88 weiter»  »»
88 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 88 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 1
4 13
5 4
6 0
7 2
8 0
9 2
10 37
11 3
12 4
13 0
14 12
15 0
16 3
17 0
18 0
19 0
20 0
21 2
22 2
23 3
24 4
25 10
26 13
27 6
28 6
29 0
30 0
31 2
32 0
33 1
34 3
35 2
36 2
37 40
38 0
39 5
40 0
41 3
42 18
43 2
44 0
45 11
46 5
47 0
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 13
1 135
2 102
3 84
4 15
5 5
6 8
7 22
8 49
9 78
10 2
11 5
12 14
13 17
14 91
15 42
16 195
17 798
18 5
19 194
20 37
21 80
22 36
23 445
24 18
25 32
26 152
27 4
28 43
29 53
30 4
31 128
32 12
33 17
34 18
35 30
36 22
37 16
38 14
39 65
40 2
41 48
42 57
43 129
44 4
45 101
46 8
47 15
48 8
49 13
50 5
51 40
52 178
53 10
54 28
55 71
56 75
57 2
58 31
59 38
60 35
61 14
62 5
63 20
64 24
65 93
66 25
67 83
68 83
69 39
70 5
71 45
72 15
73 13
74 19
75 33
76 31
77 223
78 40
79 5
80 10
81 13
82 181
83 90
84 17
85 64
86 22
87 49
88 52
89 38
90 35
91 20
92 570
93 17
94 140
95 30
96 31
97 40
98 390
99 10

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 54
1 7
2 9
3 10
4 20
5 68
6 46
7 68
8 1
9 25
10 16
11 32
12 22
13 6
14 3
15 12
16 46
17 4
18 6
19 22
20 1
21 4
22 20
23 3
24 15
25 44
26 114
27 5
28 0
29 12
30 12
31 29
32 12
33 146
34 31
35 7
36 2
37 6
38 1
39 64
40 21
41 6
42 4
43 17
44 4
45 11
46 5
47 21
48 11
49 55
50 20
51 8
52 22
53 7
54 13
55 15
56 5
57 4
58 22
59 171
60 5
61 6
62 256
63 12
64 22
65 18
66 2
67 20
68 9
69 0
70 0
71 9
72 13
73 84
74 2
75 15
76 123
77 72
78 9
79 13
80 100
81 99
82 6
83 4
84 0
85 8
86 94
87 19
88 17
89 10
90 1
91 25
92 3
93 1
94 2
95 11
96 1
97 37
98 47
99 44
100 91
101 3
102 15
103 25
104 1
105 1
106 10
107 4
108 8
109 9
110 16
111 5
112 10
113 4
114 5
115 4
116 19
117 13
118 17
119 40
120 5
121 16
122 24
123 6
124 13
125 6
126 13
127 51
128 15
129 57
130 0
131 48
132 19
133 12
134 4
135 7
136 113
137 0
138 9
139 2
140 32
141 7
142 42
143 38
144 15
145 49
146 16
147 5
148 23
149 3
150 8
151 15
152 24
153 5
154 10
155 29
156 22
157 1
158 25
159 16
160 65
161 2
162 32
163 6
164 1
165 10
166 42
167 11
168 1
169 16
170 1
171 35
172 4
173 48
174 4
175 94
176 13
177 330
178 6
179 40
180 3
181 9
182 154
183 128
184 7
185 1
186 15
187 11
188 25
189 13
190 5
191 21
192 14
193 82
194 20
195 3
196 18
197 21
198 11
199 3