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1. Leitfaden der alten Geographie - S. 202

1879 - Berlin : Reimer
202 Ost-Germanien. denen Völkerschaft der Kimbern, deren Name nur der grossen nördlichen Halbinsel, der Chersonesus Cimbrica bei den classischen Autoren (j. Jütland) geblieben war. !) Hier werden die flachen Küsteninseln, auf welchen, in reichlicherer Menge als jetzt, angetriebener Bernstein (germ, glesum, daher der Name Glessariae insulae) gesammelt wurde, damals in grösserer Anzahl als sie jetzt noch bestehen, angeführt, nachdem die langsame, aber viele Jahrhunderte fortgesetzte Senkung des ganzen Continentalbodens auf dieser Seite sowol Teile der einst grösseren Inseln, als manche Inseln gänzlich unter den Meeresspiegel hat verschwinden lassen. Mit Specialnamen wird bei den Alten nur eine dieser Inseln genannt: Burchana, j. Borkum. Die nördlichere Inselgruppe, an der Westküste der kimbrischen Halbinsel, welche seit dem Mittelalter unter dem Namen Nordfriesland begriffen wird, bildete wahrscheinlich die Sitze des germanischen Volkes der Aviones, von avi, d. i. Insel. 2) Dies ist wahrscheinlich der in der alten Heimat zurückgebliebene Rest der früher bedeutenderen Teutonen, welche schon vor 300 v. Chr. Pytheas an der Elbmündung traf und als erstes germanisches Volk in die Geographie einführte, von dem ein grosser Teil aber später sich der Auswanderung der Kimbern angeschlossen hatte. 269. Mittel- und ostgermanische oder suevische Völker. Der seit der Völkerwanderung des 4.-5. Jahrh. auf einen, weit nach Süden vorgerückten germanischen Stamm beschränkte Name der Schwaben wird in der älteren, von den Römern überlieferten Form Suevi zwar auch speciell für ein sehr grosses, in den Ebenen zwischen Elbe und Oder wohnhaftes Volk, die Semnönen, welche den religiös-politischen Mittelpunkt eines grossen Völkerbundes gebildet zu haben scheinen, gebraucht, — daneben aber auch in weiterem Sinne für die ganze mittlere und östliche Reihe der germanischen Stämme vom oberen Rhein bis zur Vistiila und dem nach ihnen benannten nordöstlichen (baltischen) Meere, dem sog. Oceanus Suevicus. In diesem weiteren Sinne gehörte zu den Sueven die östliche oder innere der drei oben genannten Stammgruppen, die der Herminöneu welche namentlich aus den drei grossen Völkern der Cherusker am oberen Visurgis (Weser), der Chatten (Hessen) zwischen Werra und Rhein1), und der Hermunduren (d. i. grossen Duren, wovon abgeleitet die spätere Namensform Durinc, Thurinyi), die schon im 2. Jahrh. n. Chr. bis an die obere Donau reichten, bestand. Aus den Hermunduren und semnonischen Sueven waren die Kriegerscharen hervorgegangen, welche unter dem neuen Namen der „Grenzmannen“, Mar com an ni, südlich über den herkynischen Waldgürtel vordringend, die keltischen Bojer (vgl. §. 195) aus dem oberen Elbgebiete, dem der Landesname Bojohaemum (Böheim, Böhmen) verblieb, vertrieben und daselbst ein grosses suevisches Reich errichteten; dasselbe reichte unter K. Maroboduus zu Augustus Zeit von der Donau bis zum

2. Bd. 1 - S. 34

1912 - Leipzig : Dyk
— 34 — Empörung gesteckt hätten; ein Teil von ihnen gäbe den Rücken, der noch schwer an seinen Wunden zu tragen hätte, ein Teil die Glieder, von Wogen und Stürmen zerschlagen, aufs neue den erbitterten Feinden, den zürnenden Göttern Preis, ohne sich eines Guten zu versehen. Die Flotte und die Fahrt über den unwegsamen Ozean habe bewirken sollen, daß niemand ihnen, als sie anzogen, entgegenrücken, niemand sie auf der Flucht bedrängen könnte; aber, wäre es einmal zum Handgemenge gekommen, so sei es mit dem Beistände der Winde und der Ruder vorbei für die Besiegten. Sie möchten sich nur erinnern an ihre Habsucht, ihre Grausamkeit, ihren Übermut; ob noch etwas anderes ihnen übrig bliebe, als entweder die Freiheit zu behaupten, oder zu sterben vor der Knechtschaft. Dann führen sie ihre Krieger, angefeuert durch solche Reden und laut eine Schlacht fordernd, hinab in eine Ebene namens Jdistaviso. Diese zieht sich zwischen der Weser und einer Hügelreihe in ungleichmäßiger Krümmung hin, je nachdem die Ufer des Flusses ihr nachgeben oder vorspringende Berge ihr entgegenstehen. Im Rücken erhob sich ein Wald, hoch mit seinen Ästen in die Luft aufsteigend, der Boden zwischen den Stämmen von Gestrüpp rein. Das Feld und den vordersten Teil des Waldes hatte die Schlachtreihe der Barbaren inne; die Cherusker allein hielten die Höhen besetzt, um sich während der Schlacht von oben auf die Römer zu werfen. Unser Heer zog folgendermaßen auf: voran die gallischen und germanischen Hilfstruppen, hinter ihnen die Bogenschützen zu Fuß; sodann vier Legionen und der Cäsar selbst, von zwei Kohorten und einer auserwählten Reiterschar begleitet; hierauf wieder ebensoviele Legionen und die leichten Truppen mit den Bogenschützen zu Pferde; dann die übrigen Kohorten der Bundesgenossen. Mit Eifer war der Soldat bedacht, sofort in wohlgeordnetem Zuge dem Feinde entgegenzutreten. Als sich die Cheruskerhaufen, die in wilder Kühnheit hervorgebrochen waren, sehen ließen, befahl der Cäsar dem tüchtigsten Teile der Reiterei, sich ihnen in die Seite zu werfen, dem Stertinius, sie mit den übrigen Schwadronen zu umgehen und von hinten anzugreifen; er selbst würde zur rechten Zeit eingreifen. Unterdessen zog ein herrliches Zukunftszeichen — acht Adler, die man gegen die Waldung hin und in sie hineinfliegen sah — des Feldherrn Blicke auf sich. Laut ruft er: vorrücken möchten sie und folgen den Vögeln Roms, den Gottheiten der Legionen! Zu gleicher Zeit rückt nun das Fußvolk von vorne gegen die Feinde an, während unsere Reiterei sich von hinten und von

3. Bd. 1 - S. 85

1912 - Leipzig : Dyk
— 85 — Belisar, der oströmische Feldherr, hatte im Jahre 533 den Vandalenkönig Gelirner besiegt und Karthago erobert. Gelimer führte seine Vandalen gegen Karthago. Dort lagerten sie dicht vor der Stadt und zerstörten die berühmte Wasserleitung, welche dieselbe versorgt, zogen aber wieder ab, da der Feind sich nicht blicken ließ. Ihre Belagerung beschränkte sich hinfort darauf, daß sie die Umgegend durchstreiften und alle Wege scharf beobachteten; sie plünderten und heerten nicht, sondern schonten das Land, als ob es noch ihnen gehörte. Außerdem hofften sie auf Verrat von seiten der Karthager und der römischen Soldaten, die Arianer waren. Ferner bemühten sie sich auch, die Häuptlinge der Hunnen — Hilfsscharen im Heere Belisars — durch Versprechungen aller Art zu gewinnen und zu sich hinüberzuziehen. Diese wollten schon vorher von den Römern garnicht viel wissen, denn sie waren, wie sie behaupteten, unter falschen Vorspiegelungen vom General Petrus nach Byzanz gelockt; sie gingen auf das Anerbieten der Vandalen ein und verabredeten, mitten in der Schlacht mit ihnen gegen die Römer gemeinsame Sache zu machen. Belisar aber erfuhr von diesem Anschlag durch Überläufer und beschloß, vorläufig keinen Ausfall zu machen. Vielmehr setzte er in der Stadt alles in Bereitschaft. Einen Karthager namens Laurus, der wegen Verrats gefangen genommen und durch das Zeugnis seines eigenen Schreibers überführt war, ließ er auf einem Hügel bei der Stadt kreuzigen und jagte dadurch allen andern solche Furcht ein, daß sie von jedem weiteren Versuch abstanden. Die Hunnen brachte er durch tägliche Geschenke, Einladungen zur Mahlzeit und ähnliche Mittel dahin, daß sie ihm mitteilten, was ihnen Gelimer geboten hatte, wenn sie im Kampfe zu ihm übergingen. Diese Barbaren sagten aber, sie hätten deshalb gar keine Lust, für die Römer zu kämpfen, weil sie fürchteten, auch nach Niederwerfung der Vandalen nicht entlassen, sondern bis an ihr Ende in Afrika festgehalten zu werden. Auch wären sie besorgt, man würde ihnen die gemachte Beute wieder abnehmen. Belisar schwor ihnen nun, sie sollten sofort nach der Entscheidung mit all' ihrem Raub entlassen werden, worauf sie sich ihrerseits verpflichteten, mit Mut und Ausdauer den Krieg bis zum Ende mitzumachen. Darauf behielt er nur 500 Reiter zurück, die übrigen Reiter schickte er unter Johannes, dem Armenier, vor, der den Befehl erhielt, die Vandalen anzugreifen, wenn er auf sie träfe. Am nächsten Tage folgte er mit dem Fußvolk und den 500 Reitern. Die Hunnen berieten sich untereinander und beschlossen, damit

4. Bd. 1 - S. 86

1912 - Leipzig : Dyk
— 86 — sie sowohl gegen Gelimer als gegen Belisar ihr Wort zu halten schienen, weder auf seiten der Römer in den Kampf einzutreten, noch vor der Schlacht zu den Vandalen überzugehen, sondern nach der Entscheidung mit dem Sieger die Besiegten zu verfolgen. Das schien ihnen das beste. Das römische Heer traf aber auf das Lager der Vandalen bei Trikamarum, 140 Stadien von Karthago. Dort brachten die Heere, ziemlich weit voneinander, die Nacht zu. Mitten in der Nacht ereignete sich im römischen Lager ein Wunder: die Lanzenspitzen leuchteten, als ob sie brennten. Nicht viele hatten es gesehen, und die es sahen, fürchteten sich, da sie es nicht erklären konnten. Als es später wieder einmal in Italien vorkam, wußte man schon, daß es Sieg zu bedeuten habe. Damals aber, als es zum erstenmal geschah, erschrak man und brachte den Rest der Nacht in Furcht und Besorgnis zu. Am folgenden Tage ließ Gelimer Weiber, Kinder und alle Habe in die Mitte des Lagers bringen, das übrigens nicht befestigt war, und führte die Vandalen in den Kampf zur Mittagszeit, als die Römer gerade dabei waren, ihre Mahlzeit zu bereiten. Am Flußufer nahmen sie Stellung. Dieser Fluß hat zwar das ganze Jahr hindurch Wasser, ist aber so unbedeutend, daß die Eingeborenen ihm nicht einmal einen bestimmten Namen gegeben haben. Die Römer machten sich so schnell als möglich fertig und nahmen auf dem andern Ufer Aufstellung. Dahin sprengte auch Belisar selbst noch gerade zur rechten Zeit mit seinen 500 Reitern, das Fußvolk konnte nicht so schnell nachkommen. Die Hunnen standen alle beiseite, wie sie auch sonst schon sich immer von den Römern abgesondert hielten, hier aber noch aus dem vorerwähnten Grunde. Bei den Vandalen standen auf jedem Flügel die Chiliarchen, jeder von seiner Tausendschaft umgeben, die Mitte hatte Gelimers Bruder Tzazon, im Hintertreffen standen die Mauren. Gelimer ritt umher und sprach den Seinen Mut ein. Er hatte geboten, keinen Speer, überhaupt gar keine andere Waffe als das Schwert in diesem Kampfe gegen den Feind zu gebrauchen. So standen sich die Heere lange gegenüber, ohne daß eines wagte, den Kamps zu beginnen. Nachdem aber gegen Abend das Fußvolk herangekommen war, brach Belisar sofort das Lager ab und ging mit seinem ganzen Heer gegen das Vandalenlager vor. Kaum bemerkte Gelimer, daß Belisar zum Angriff schritt, so warf er sich, ohne ein Wort zu sagen oder einen Befehl zu hinterlassen, aufs Pferd und jagte auf dem Wege nach Numidiett davon. Ihm folgten seine Verwandten und wenige Diener, die ihm tief erschüttert

5. Bd. 1 - S. 97

1912 - Leipzig : Dyk
— 97 — und Lavaströme brechen aus seinem Innern hervor und wälzen sich die Abhänge herab. Am Fuß des Vesuvs sind Quellen mit trinkbarem Wasser, aus denen ein Fluß namens Drakon entsteht, der bei Nuceria vorbeifließt. An den Ufern dieses Flusses schlugen damals die beiden Heere ihre Lager auf. Der Drakon ist zwar nur ein kleiner Fluß, aber für Reiter und Fußgänger nicht passierbar, da er in einem engen, tiefen Bett einherfließt und seine User außerordentlich abschüssig sind. Ob das durch die vulkanische Natur des Bodens oder die Kraft des Wassers bewirkt ist, vermag ich nicht zu sagen. Die Goten besetzten nun die Brücke, welche über den Fluß führte, und hatten ihr Lager dicht an derselben. Sie wurde durch hölzerne Türme und Maschinen aller Art, unter anderen auch durch sogenannte Ballisten befestigt, damit die Goten ihre Feinde durch Schüsse von oben belästigen könnten. An ein Nahgefecht war nicht zu denken, da der Fluß, wie schon bemerkt, die Gegner trennte; man trat nur so dicht wie möglich ans Ufer und beschoß sich gegenseitig. Auch einige Zweikämpfe kamen vor, wenn ein Gote die Brücke überschritt und dazu aufrief. So lagen sich die Heere zwei Monate einander gegenüber. Und solange die Goten die See beherrschten und zu Schiff Lebensmittel heranschaffen konnten, vermochten sie standzuhalten, da ihr Lager vom Meere nicht weit entfernt war. Dann aber bemächtigten sich die Römer der feindlichen Schiffe durch den Verrat eines gotischen Mannes, der den Oberbefehl über die ganze Flotte hatte, und außerdem kamen nun unzählige Schiffe für sie aus Sizilien und den anderen Teilen des Reiches. Außerdem ließ Narses (der Nachfolger Belisars) am Flußufer hölzerne Türme aufstellen, welche den Goten allen Mut benehmen mußten. Deshalb gerieten die Goten, die bereits Mangel an Lebensmitteln litten, in große Bestürzung und zogen sich auf einen Berg ganz in der Nähe zurück, den die Römer auf Lateinisch „Mons Lactarins" nennen. Dorthin konnten ihnen die Römer nicht folgen. Aber die Barbaren sollten sofort bereuen, sich dorthin zurückgezogen zu haben, da sie noch viel größeren Mangel leiden mußten und gar kein Mittel hatten, für sich und die Pferde irgend etwas aufzutreiben. Deshalb schien es ihnen besser, den Tod in offener Schlacht zu suchen, als Hungers zu sterben. Unerwartet rückten sie vor und machten plötzlich einen Angriff auf die Feinde. Die Römer wehrten sich den Umständen gemäß, d. h. nicht in Reih und Glied, sondern bunt durcheinander, ohne selbst die gegebenen Befehle hören zu können. Dennoch verteidigten sie sich, so gut es ging, mit aller Kraft.

6. Bd. 1 - S. 106

1912 - Leipzig : Dyk
— 106 — eingerückt und traten denjenigen gegenüber, welche die Mitte durchbrochen hatten und dann weiter vorgedrungen waren. Sofort gingen sie zum Angriff über; jene waren aber nicht wenig bestürzt, glaubten, in einen Hinterhalt gefallen zu sein, und wandten sich zur Flucht, indem sie die beiden Überläufer des Verrats beschuldigten. Sindual und seine Leute ließen jedoch nicht nach, sondern drängten vor, bis jene teils niedergestreckt, teils in die Strudel des Flusses hinabgeworfen waren. Als so die Heruler ihren Platz eingenommen hatten, die Lücke ausgefüllt und die Phalanx geschlossen war, wurden die Franken, wie in ein Netz verstrickt, hingeschlachtet. Ihre Schlachtordnung war gänzlich zertrümmert, und sie ballten sich zu einzelnen Knäueln zusammen, die nicht mehr aus noch ein wußten. Jetzt griffen auch das schwere Fußvolk und die Leichtbewaffneten ein mit Spießen, Stangen und Schwertern. Die Reiter überflügelten sie vollends und schnitten jeden Ausweg ab. Was dem Schwerte entrann, sah sich genötigt, auf der Verfolgung in den Fluß zu springen und ertrank. Von allen Seiten ertönte des Wehgeheul der Barbaren, die aufs elendeste abgeschlachtet wurden. Der Anführer Butilin und sein ganzes Heer wurden vom Erdboden vertilgt, wobei auch die kaiserlichen Überläufer umkamen, und kein einziger von den Germanen sah den heimatlichen Herd wieder, mit Ausnahme von fünf Mann, die auf irgendeine Weise dem allgemeinen Verderben entronnen waren. Wie sollte man da nicht sagen, daß sie die Strafe erlitten für ihre Missetaten und eine höhere Gewalt über sie gekommen war? Jener ganze große Haufe von Franken und Alemannen und wer sonst noch mit ihnen in den Krieg gezogen war — alles war vernichtet, und von den Römern waren nur 80 Mann gefallen, die den ersten Stoß der Feinde hatten aushalten müssen. In dieser Schlacht kämpften mit Auszeichnung fast alle römischen Regimenter, von den verbündeten Barbaren taten sich am meisten hervor der Gote Aligern und der Heruler Sindual, der keinem etwas nachgab. Alle aber priesen und bewunderten den Narses, der durch seine Feldherrnkunst sich so hohen Ruhm erworben hatte. e) Die Pest in Ligurien. Im Jahre 565 brach besonders in der Provinz Lignria eine fürchterliche Pest aus. Denn plötzlich kamen an Häusern, Türen, Gefäßen, Kleidern eigentümliche Flecken zum Vorschein und wurden, wenn man sie abwaschen wollte, immer stärker. Nach Umlauf eines Jahres aber entstanden an den Leisten der Menschen und an andern empfindlichen Stellen Geschwülste wie Nüsse

7. Bd. 1 - S. 29

1912 - Leipzig : Dyk
— 29 — welche übriggeblieben waren von jener Niederlage, aus der Schlacht oder den Fesseln entkommen, berichteten: hier seien die Legaten gefallen, dort die Adler ihnen entrissen; wo Varns die erste Wunde beigebracht ward, wo er durch seine unselige Rechte und eigenen Stoß den Tod fand, von welcher Erhöhung herab Arminius redete, wie viele Galgen für die Gefangenen angelegt wurden, wie viele Gruben, und wie er die Feldzeichen und Adler frech verspottete. So brachte denn das anwesende römische Heer sechs Jahre nach der Niederlage die Gebeine der drei Legionen allesamt wie Verbündete, wie Verwandte zur Ruhe, da keiner unterscheiden konnte, ob er fremde oder der Seinen Reste mit Erde bedeckte — mit gesteigertem Zorn gegen die Feinde, tief betrübt zugleich und tief erbittert. Die erste Rasensode bei Errichtung des Grabhügels legte der Cäsar: den Toten ein willkommener Dienst, den Anwesenden ein Zeichen, wie sehr er ihren Schmerz teilte. Tiberins billigte dies nicht: sei es, weil er bei Germanikus alles mißgünstig auslegte, sei es, weil er glaubte, das Heer wäre durch das Bild der Erschlagenen und Unbestatteten träger gemacht zur Schlacht und zaghafter gegen die Feinde. 8. Von den Chauken an der Nordseeküste. Plinins erzählt: Wir haben im Norden die Stämme der Chauker gesehen, die größeren und die kleineren genannt. Dort dringt Tag und Nacht zweimal in ungeheurer Weite der Ozean mit unermeßlichem Wogenschwall gewaltig an, und begräbt unter seinen Fluten den ewigen Streit der Schöpfung: ob Meer, ob Land, keiner vermag es zu sagen. Dort hat das unglückliche Volk Höhen oder Erdhügel inne, die es mit eigener Hand aufgeworfen hat; es weiß ja ans Erfahrung, wie hoch die höchste Flut steigt. Darauf stehen ihre Hütten: Seefahrern gleichen sie, wenn die See das Land umher bedeckt, Schiffbrüchigen, wenn sie zurückgetreten ist. Rings um ihre Hütten machen sie Jagd auf die Fische, welche mit dem Meer entfliehen. Nicht ist es ihnen geworden, Vieh sich zu halten und von Milch zu leben, wie ihren Nachbarn, selbst nicht einmal den Kampf mit wilden Tieren zu bestehen; denn weit umher gedeiht kein Strauch. Aus Schilf und Riedgras flechten sie Stricke, um Netze für die Fische auszuspannen. Mit ihren Händen sammeln sie Schlamm, den sie dann mehr am Winde als an der Sonne trocknen; mit dieser Erde kochen sie ihre Speise, damit erwärmen sie sich,

8. Bd. 1 - S. 30

1912 - Leipzig : Dyk
— 30 — wenn ihre Glieder von Frost starren. Ihr einziges Getränk ist das Regenwasser, welches sie in Gruben und in dem Vorhof ihres Hauses aufbewahren. Und wenn diese Stämme heute von dem römischen Volke besiegt werden, so klagen sie über Knechtschaft! So ist es fürwahr: viele schont das Geschick, um sie zu strafen. Ein anderes Wunder bieten die Wälder. Wald erfüllt das ganze übrige Germanien und mehrt die Kälte durch tiefen Schatten; die höchste Waldung aber ist nicht weit von den oben genannten Chaukern, besonders rings um zwei Seen. Das Gestade selbst ist mit Eichen besetzt, die ein ungeheures Wachstum haben. Von den Fluten untergraben oder vom Sturme fortgerissen, reißen sie große Inseln mit sich fort, welche ihre Wurzeln umfassen. So treiben sie, geradestehend, auf dem Meere; wie Takelwerk erscheinen ihre gewaltigen Aste. Oft sind durch sie unsere Flotten in Schrecken gesetzt, wenn sie von den Fluten, als ob es Absicht wäre, bei Nacht gegen unsere Schiffe getrieben wurden, die dann, da man kein Mittel dagegen wußte, den Bäumen eine förmliche Seeschlacht liefern mußten. 9. Die Römer an der deutschen Nordseeküste. (16 n. Chr.) Germanikus übergab von den Legionen, die er zu Schiffe nach Germanien geschafft hatte, die zweite und vierzehnte dem Publius Vitellius, damit er sie den Landweg führe und damit so die Flotte leichter über das seichte Meer dahinglitte oder, wenn es zurückebbte, ohne Gefahr auf den Watten warten könne. Vitellius hatte zuerst auf trockenem Boden oder bei mäßigem Andrang der Flut einen ruhigen Marsch. Es war aber die Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Herbst, in der die Nordsee am stärksten anschwillt. Da erhob sich ein Sturm aus Nordwest, und das Hochwasser brachte den Heereszug in wüste Unordnung. Das Land wurde überflutet. Das heranspülende Meer, das Ufer, die Ebene, eins sah aus, wie das andere; keiner konnte Sumpf und festes Land, flache und tiefe Stellen unterscheiden. Zugvieh und Gepäck wurden von den Fluten umgeworfen und vom Strudel verschlungen; tote Körper schwimmen dazwischen umher und versperren den Weg. Ganze Abteilungen geraten durcheinander, bald bis an die Brust, bald bis an den Mund im Wasser, bisweilen, wenn sie den Boden unter ihren Füßen verloren, auseinandergesprengt oder untersinkend. Kein Befehl, kein gegenseitiger Zuruf half, die rauschenden Wellen verschlangen

9. Bd. 1 - S. 74

1912 - Leipzig : Dyk
— 74 — ein klägliches Schicksal umstrickt, das Blut, das sie aus ihrer Wunde vergossen. Da wurde auch der König Theodorich, während er ermutigend sein Heer durcheilte, vom Pferde gerissen; und von den Füßen der Seinigen zertreten, endete er in frühem Alter. Andere dagegen behaupten, er sei von dem Geschoß des Andagis auf der Seite der Ostgoten gefallen. Das war's, was die Wahrsager früher dem Attila verkündet hatten, obwohl er es auf Aetius bezogen hatte. Da trennten sich die Westgoten von den Alanen und drangen auf die Scharen der Hunnen ein; und fast hätten sie den Attila getötet, wenn er nicht vorher vorsichtig geflohen wäre und sich und die Seinen sogleich in das Gehege seines Lagers, das er mit Wagen umgeben hatte, eingeschlossen hätte. Wenngleich dies nur eine gebrechliche Schutzwehr bildete, so suchten doch dort diejenigen Fristung ihres Lebens, denen kurz zuvor kein Mauerwall hätte widerstehen können. Thorismund aber, des Königs Theodorich Sohn, der mit Aetius den Hügel vorweggenommen und die Feinde von der Höhe herabgejagt hatte, geriet im Glauben, zu seinem Volke zu kommen, in finstrer Nacht ahnungslos zwischen die Wagen der Feinde. Als er tapfer kämpfte, zog ihn, der schon am Kopf verwundet war, jemand vom Pferd herab und dann ließ er, durch die Fürsorge der Seinigen befreit, ab von des Kampfes Anstrengung. Aetius, der ähnlich bei der Verwirrung während der Nacht von den Seinen abgekommen war, fragte, als er mitten unter den Feinden umherschweifte, ängstlich, ob den Goten kein Unglück zugestoßen sei, und als er endlich zum Freundeslager kam, verbrachte er den Rest der Nacht unter schützenden Schilden. Als man am folgenden Morgen bei Sonnenaufgang !die angehäuften Leichen auf den Feldern erblickte und sah, daß die Hunnen keinen Ausfall wagten, hielt man den Sieg für gewonnen; aber man wußte, daß Attila nur nach einer großen Niederlage fliehe. Jedoch tat er nicht wie einer, der darniedergeworfen ist, sondern unter Waffenlärm ließ er die Hörner blasen und drohte mit einem Angriff, wie ein Löwe, der den Jagdspeer in der Seite trägt, am Eingang seiner Höhle auf-und abgeht und nicht wagt aufzuspringen, dagegen unaufhörlich mit seinem Gebrüll die Nachbarschaft schreckt. So ängstigte der kriegerische König seine Besieger noch, als er eingeschlossen war. Darum kamen Goten und Römer zusammen und berieten, was anzufangen sei gegen den überwundenen Attila. Man beschloß, ihm mit einer Belagerung zuzusetzen, da er keine Getreidevorräte hatte, und von ihren Bogenschützen, die nahe der

10. Bd. 1 - S. 76

1912 - Leipzig : Dyk
— 76 — Berechnung, indem sie befürchteten Gefahren begegnen will, häufig die Gelegenheit, große Taten zu vollführen. — In diesem hochberühmten Kampf der tapfersten Völker berichtet man von 165000 Gefallenen auf beiden Seiten, abgesehen von 15000 Gepiden und Franken, die vor der eigentlichen Feldschlacht aufeinanderstießen und einander zusammenhieben, indem die Franken für die Römer, die Gepiden für die Hunnen fochten. Als Attila den Abzug der Goten erfuhr, hielt er, wie man gewöhnlich bei unerwarteten Vorgängen vermutet, es mehr für eine Kriegslist der Gegner und blieb noch länger im Lager. Als aber anhaltende Stille infolge der Abwesenheit der Feinde eintrat, da richtete sich sein Geist wieder zu Siegeshoffnungen auf; schon im voraus genoß er die Freude, und des Königs Geist schweifte zum früheren Glück zurück. Die Trennung der Feinde, die er oft gewünscht, machte ihn wieder sicher, und er brach auf zur Unterwerfung der Römer. Beim ersten Eindringen in Italien belagerte er Aquileja, die Hauptstadt Venetiens, auf einer Spitze oder Landzunge am adriatischen Meer gelegen. Da er sie nun lange Zeit belagerte, ohne etwas auszurichten — denn drinnen leisteten sehr tapfere Soldaten der Römer Widerstand — und auch schon sein Heer murrte und abzuziehen verlangte, da bemerkte Attila beim Umwandeln der Mauern, indem er überlegte, ob er abziehen oder bleiben sollte, weiße Vögel, Störche, die auf den Giebeln ihre Nester bauten, wie sie ihre Brut aus der Stadt schleppten und ganz gegen ihre Gewohnheit über die Felder davontrugen. Wie er nun ein ungemein scharfsinniger Beobachter war, bekam er gleich eine Ahnung der Zukunft und sprach zu den Seinigen: „Seht da, wie diese Vögel, die die Zukunft voraussehen, die zum Untergang bestimmte Stadt verlassen und wegen der drohenden Gefahr die Burgen fliehen, die bald fallen sollen!" Man halte dies nicht für bedeutungslos, für ein unsicheres Zeichen; die Furcht vor dem Kommenden verändert durch die Vorahnung desselben die Gewohnheit. Kurz, die Hunnen lassen sich wieder von Kampfbegier entflammen, um Aquileja zu erstürmen. Maschinen werden gebaut und Wurfgeschosse jeder Art in Anwendung gebracht, dann dringen sie unverzüglich in die Stadt ein, rauben, plündern, sengen und brennen mit solcher Grausamkeit, daß sie kaum eine Spur von ihrem einstigen Dasein übrig lassen. Darnach rasen die Hunnen, schon mutiger und noch nicht gesättigt am Blute der Römer, durch die übrigen Städte Venetiens. Auch Mailand, das Haupt von Ligurien, einst eine Kaiserstadt, verwüsteten sie in gleicher Weise und stürzten auch Ticmunt in
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