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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 60

1822 - Berlin : Reimer
öö Erzählungen. Denn noch kämpften all' Auf der Leichen Wall, Wild mit der Verzweiflung letzten Wuth. Flüchtend drängten nach drs Tempels Hallen Die Besiegten nun im Wahn sich hin, Nimmer könne lstes Gebäude fallen, Denn Jehova wohne selbst darin. Doch kein heilger Ort Hält zurück den Mord Naubbegierger Krieger wilden Sinn. - Uno so sank, ein unerhört Exempel, In der ungeheuren Flamme Brand Der erhabne, gottgeweihte Tempel, Der ein ganz Jahrhundert stand. Aber nun zurück Wendet still den Blick, Und erkennt, wo waltet Gottes Hand. Sieh, ein Krieger, mord-und racheschnauvend Naht der Wohnung einer Gläubigen, Welche Jesum einst bewirthet, glaubend An die Sendung dieses Göttlichen. „Flieh zum Tempel, flieh! Fleht ihr Mann, die Kniee Ihr umfassend, eilig laß uns gehn!" Doch sie nimmt an ihre Brust den Säugling-.- „Fliehe! Gott ist dort, und Gott ist hier; Geh zum Tempel dann, du bist ein Weichling! Gottes Hand allein ist über mir!" Sprichts, und bleibt zurück, Und mit Wuth im Blick Tritt der Krieger ein und naht sich ihr. „Hier, Soldat, ist mefne Brust! ich siehe Nicht mm Schonung," ruft sie. Doch es streckt Schnell das Kind die Händchen in die Höhe, Und umfchmiegcnd hält es sie bedeckt. Da umfließt ein Glanz Kind und Mutter ganz, Und der Mörder steht zurückgeschreckt.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 66

1822 - Berlin : Reimer
66 Erzählungen. 5g. Harras. Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht Die Welt dem Morgen entgegen, Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht, Da begann sichs im Lhale zu regen. Und es klingt herauf mit Stimmengewirr^ Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr, Und rief aus dem Wald zum Gefechte Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte. Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Troß, Wie Brausen des Sturms und Gewitter, Und voran auf feurig schnaubendem Roß, Der Harras, der muthige Ritter. Sie jagen, als gält es dem Kampf um die Welt, Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld Den Gegner noch heut zu erreichen, Und die feindliche Burg zu ersteigen. So stürmen sie fort in des Waldes Nacht Durch den fröhlich aufglühenden Morgen, Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht, Es lauert nicht länger verborgen. Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt Der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt, Das Hüfthorn ruft furchtbar zum Streite Und die Schwerdter entfliegen der Scheide. Wie der Wald donnernd wieder erklingt Won ihren gewaltigen Streichen! Die Schwerdter klingen, der Helmbusch winkt. Und die schnaubenden Rosse steigen. Aus tausend Wunden strömt schon das Blut, Sie achtens nicht in des Kampfes Gluth, Und keiner will sich ergeben, Denn Freiheit gilts oder Leben. Doch dem Häuflein des Ritters wankt endlich die Kraft, Der Uebermacht muß es erliegen, Das

3. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 44

1822 - Berlin : Reimer
K4 Erzählungen. Und grüßten ihren Freund. (So pflegt es zu geschehn.) Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele, „Dich hier zu sehn; und nun— erzähle! Was ward da nicht erzählt! Hört, sprach er einst, ihr wißt Wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist« Eilf hundert Meilen hinter ihnen * Sind Menschen die mir seltsam schienen. Sie sitzen oft bis in die Nacht Beisammen, fest auf einer Stelle; Und denken nicht an Gott, noch Hölle. Da wird kern Lisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht. Es können um sie her die Donnerkeile blitzen Zwei Heer' im Kampfe stehn, —- sollt' auch der Him- v '., mel schon Mit Krachen seinen Einfall drohn: Sie blieben ungestöret sitzen; Denn sie sind taub und'stumm. Doch läßt sich dann und wann Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören, Der nicht zusammenhangt und wenig sagen rann, Db sie die Augen schon darüber oft verkehren. Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen: (Denn wenn dergleichen Ding geschieht, So pflegt man öfters hinzugehen, Daß man die Leute sitzen steht:) Glaubt Brüder, daß mir nie die gräßlichen Geberden Aus dem Gemüthe kommen werden, Die ick an ihnen sah! Verzweiflung, Raserei, Boshafte Freud', und Angst dabei, Die wechselten in den Gesichtern. Sie schienen mir -- das Schwor ich euch! — An Wuth den Furien, an Ernst den Höllenrichtery, An Angst den Missethätern gleich. Allem was ist ihr Zwecks" so fragten hler die Freunde, „Vielleicht besorgen sie die Wohlfahtt^der^ Gemein-

4. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 57

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. ■- 57 Den Bürgern wurde kalt und heiß, Bis noch der Trost sich fand, Daß unentdeckt im ebrnen Kreis Ein Fluchtweg offen stand. Da griffen sie geschwind zum Stabe, Und'stöhn mit Weib und Kind und Habe. Hans Marsch, der Schafhirt, blieb im Ort Der Männer ganzer Nest, Denn Ehehaflen hielten dort Den wackern Burschen fest. Sein Weib, ein ihm sehr liebes Wesen „ y; War eines Kindleins erst genesen. „Sikh zu, was siehet dir bevor? Rathschlagte Hans mit sich. Das Wölk umlagert Wall und Thor, Und tobep fürchterlich. Doch nur getrost! Wie sichs auch stelle. Es stamm?denn doch nicht aus der Hölle!" „Tritt mannhaft ihm vor's Angesicht, Und sprich ein tapfres Wort! Das war des Bürgermeisters Pflicht, Doch lief die Memme fort. So bist du leicht der Stadt wehr nütze, Als jene ausgewichne Stütze." Und zwischen Donnerbüchsen stand Er plötzlich auf dem Thor, Schwang muthig mit der rechten, Hand Ein weißes Luch empor, Und rief fast trotzig: „Hört ihr Degen, Ich soll mit euch Verhandlung pflegen. Gelobt ihr Schutz und Sicherheit Uns allen redlich an, So wird euch ohne Widerstreit Das Thor flugs aufgethan. Doch, wollet ihr die Stadt verheeren, So werden wir uns grimmig wehren."

5. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 257

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. 257 Unter stillen feiernden Gebeten Flammt der Opfer Lohe himmelan; Won geweihten, Speer-umkränzten Stätten, Durch des Lagers weit gekreisten Plan. Schnell enteilt die dunkelste der Nächte; Und an Ostens purpurfarb'nem Rand Steigt der Liebling aller Himmelsmächte Glühend auf, an Eos Rosenhand. Da tönt, von Pieriens Gefilden Her, ein schauerlicher Schlachtgesang; Gleich dem Blitzstrahl zuckt von tausend Schilden Helles Glanzen durch der Waffen Klang. Jst's die Vorhut schon der Feindesheere, Won Philippi's Thoren früh genaht? Oder einen wohl noch Freundesspeere Sich mit uns zum Siegestodes -Pfad ? Zweifelnd reiht der Feldherr seine Schaaren, Schickt des Heeres schnellste Jugend aus; In des Spähens Kunde wohl erfahren, Führt sie Kassius zum Erstlingsftrauß. Doch kaum theilen sich des Staubes Wogen, Die den nahen Hcereszug umfahn: Da enteilt dem schon gespannten Bogen Tönend das Geschoß — die Feinde nährst Froh, dem Feldherrn diese Kunde sendend, Sammelt Kassius die leichte Schaar, Und zum Feindeshaufen hin sich wendend, Beut er kühn die Brust dem Kampfe dar. Bald entbrennt der Streit, und Wunden klaffen, Tod verbreitend schmettert Wehr an Wehr; An den Bergen wiederhallt der Waffen Schauerklang — da naht sich Brutus Heer. Und verdoppelt tobt das Schlachtgedrango, „Freiheit" tönt's und „Cäsar" schalls zurück; Unaufhaltsam stürzt sich Meng' an Menge, Kühnheit ringt mit altem Kriegerglück. R Aus

6. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 265

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. Lv5 Aus der. Berge dichtem Nebel Schießt der Pfeile Hagel nieder; Donnernd ballt das Schlachtgeheule; Klirrend fahren aus dem Dunkel Mordbegier'ge Schwerterblitze, Und zerschmettert sinken Römer, Tausende, wie vor Orkanen Meilenlange Wälder brechen. Es erbebt die Erde, Felsen Schütteln ihre grauen Scheitel; Grausig walzt der See die Leichen Auf dem blutbeschäumten Rücken, Wild die schwarzen Wasser hebend. Die Schlacht ist gewonnen und Hannibal wendet Den Zug, wo das Land seine Schätze ihm spendet» , Roma zittert. Doch die Ströme Wiel vergossenen Blutes löschen Nicht der alten Heldentugend Lichte Flammen. Neue Heere Ziehen aus den reichen Mauern, Und des Führers weises Zaudern * Hemmt des Feindes rasche Schritte. - .' Hannibal begehrt zu schlagen, Und den Muth der Römer reizend, Weigern die, durch lange Künste Den Karthager zu ermüden. . Neues Kampfgetürnmel tobet In verwüsteten Gefilden, , Und auf's neue trinkt die Erdtz Blut der übermannten Römer; Nömerkraft sinkt vor den Listen Hannibals, des vielgeprüften. Doch im kühnen Alpenzuge, Und im Eis des rauhen Himmels, Den durchwateten Gewässern, Und *)^Fabius Maximus, der Zauderer, vermied die Schlacht, Überzeugt, daß Hannibal sich m dem verwüsteten Lande nicht halten könne.

7. Bd. 2 - S. 272

1854 - Leipzig : Engelmann
272 24. Jan. 1742. 17. Mai. 28. Juli 1742. Decbr. 1742. Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. niß vollständig zu machen, ließ Friedrich Ii. nunmehr seine Truppen auch in Mahren und Böhmen einrücken. tz. 660. Umschwung. In ihrer Noth wandte sich Maria There- sia an die Ungarn. Auf einem Reichstag in Presburg (wo sie nach einer verbreiteten Sage mit ihrem jungen Sohne Joseph auf den Armen er- schienen sein soll) erregte sie durch die Schilderung ihrer Bedrängniß und durch günstige Verheißungen eine solche Begeisterung unter den Magnaten, daß diese sich mit dem einstimmigen Rufe: Vivat Maria Theresia Piex! er- hoben und die streitbare Nation unter die Waffen riefen. Auf gleiche Weise beurkundeten auch die Tyroler ihre alte Treue an Oeftreich. In Kurzem zog aus Ungarns Niederungen eine gewaltige Streitmacht ins Feld. Die kriege- rischen Völkerschaften von der Theiß und der Marosch, die wilden, zu Streifzügen und Uebersallen geschickten Schaaren der Croaten, Slavonier, Panduren und andere rückten unter Khevenhüllers und Barenklau's (Pereklö's) Anführung in Oestreich ein, trieben die bayerischen und fran- zösischen Truppen mit leichter Mühe zurück, eroberten die besetzten Städte wieder und drangen plündernd und verheerend in Bayern ein. Um dieselbe Zeit, als Karl Albert in Frankfurt durch französischen Schutz unter großem Festgepränge mit der ersehnten Kaiserkrone geziert ward, zogen die Feinde in seine Hauptstadt München ein, besetzten Landshut und ließen ihre wilden Reiterscharen bis an den Lech streifen. — Seiner Erblande beraubt gerieth der neue Kaiser Karl Vii. bald in solche Noth, daß er nur durch franzö- sische Unterstützung seinen Unterhalt zu bestreiten vermochte. — Zu gleicher Zeit drang eine östreichische Armee in Böhmen ein, wo zwei französische Heere unter zwietrachtigen Anführern standen; und damit diese nicht einen Hinterhalt an den Preußen hätten, deren König kurz zuvor durch die Schlacht von Chotusitz (oder Czaslau) in Böhmenseine kriegerische Ueber- legenheit aufs Neue glänzend bewährt hatte, willigte Maria Theresia, wenn gleich mit schwerem Herzen, in den Frieden von Breslau, worin beinahe ganz Ober- und Niederschlesien anpreußen abgetreten wurde. Freudig begrüßten die schlesischen Protestanten, die unter Oestreichs Herr- schaft harte Drangsale erduldet, den neuen Gebieter. — In Kurzem war der größte Theil von Böhmen wieder in den Händen der Oestreicher; Prag, wo Belleisle mit einer beträchtlichen Armee lag, wurde bereits belagert; Krankheiten und Mangel an Lebensmitteln drohten der ganzen Streitmacht den Untergang. Da bewies Belleisle durch den kühnen Rückzug von Prag nach Eger mitten im Winter, daß der kriegerische Geist der Fran- zosen noch nicht entschwunden sei. Freilich war der Weg mit Tobten und Erstarrten bedeckt und selbst die Geretteten trugen den Keim des Todes in sich; dafür wurde aber Belleisle als zweiter Lenophon gefeiert. — Im fol- genden Frühjahr wurde Maria Theresia in Prag gekrönt und zu gleicher Zeit erlangte sie einen mächtigen Bundesgenoffen an Georg Ii. von Hannover 1743.

8. Bd. 2 - S. 425

1854 - Leipzig : Engelmann
425 Das französische Kaiserreich. ters hinzuhalten suche, damit die Kalte die schlecht gekleideten und am Noth- dürftigften Mangel leidenden Soldaten auf dem Heimweg vernichte. Er erreichte seinen Zweck. Ende October wurde der verhängnißvolle Rückzug angetreten, der in der Geschichte der Kriegsleiden seines Gleichen nicht hat. Der anfängliche Plan, gen Kaluga zu ziehen, wurde nach der entsetzlichen Schlacht von Malo-Jaroslavetz aufgegeben, und der Weg über das 24- mit Leichen und Blut bedeckte Schlachtfeld von Borodino nach Smolensk eingeschlagen. Im November stieg die Kälte bereits auf 18 Grad und er- reichte später 27. Wer vermochte alle Leiden, Kämpfe und Mühseligkeiten zu schildern, durch welche die großearmee in dem strengen Winter allmählich aufgerieben wurde? Hunger, Frost und Ermattung richteten größere Ver- heerungen an als die Kugeln der Russen und die Lanzen der Kosaken. Es war ein Anblick zum Entsetzen, Tausende von verhungerten oder erfrornen Kriegern an der Heerstraße und auf den öden, grausigen, mit Schnee und Glatteis überdeckten Steppen, abwechselnd mit gefallenen Pferden, wegge- worfenen Waffen und Trümmern aller Art und den reichsten, nun zur Last gewordenen Beutestücken liegen zu sehen! — Kutusoff, der in einer Procla- mation den Brand von Moskau den Franzosen zuschrieb, um das Volk noch mehr zum Haß gegen dieselben zu entstammen, wich mit seinen durch Pelz- mantel wider Sturm und Kälte geschützten Truppen den Feinden nicht von der Seite und zwang sie jeden Schritt zu erkämpfen. Als um die Mitte No- vembers Smolensk erreicht wurde, zählte das Heer noch etwa 40,000 streit- bare Soldaten; über 30,000 wehrlose Nachzügler folgten ohne Zucht, Ord- nung und Führung den Spuren der Vorangegangenen, ein Bild des Jam- mers und Entfetzens. Und doch begann das größte Elend erst hier, weil durch fehlerhafte Anordnung die erwartete Zufuhr von Waffen, Kleidern und Lebensmitteln sich in Smolensk nicht vorfand und die durch neue Truppen verstärkten Russen den Ziehenden überall den Weg verlegten. Die größten Heldenthaten, die unter Napoleons Augen von Eugen, Davouft, Mürat, Oudinot, Victor u. A. vollführt wurden, hatten keinen weitern Erfolg, als daß sie den Untergang des ganzen Heeres um wenige Tage hinausschoben. Der Held des Rückzugs war Ney, der Führer der Nachhut, „der Tapferste der Tapfern." Sein Uebergang über den gefrornen, aber an beiden Ufern aufgethauten und von den Russen bewachten Dnepr zur Nachtzeit war eine der kühnsten Waffenthaten, deren die Weltgeschichte gedenkt. Freilich konnte er von 6000 Mann nur 2000 zu dem Heere führen, das unterdessen bei Krasnoi den Feind zurückgeschlagen und sich den Weg zur B er esin a frei gemacht hatte. An diesen ewig denkwürdigen Fluß gelangte das Heer am 25. November. Im Angesicht der feindlichen Armee wurden zwei Brücken geschlagen, und der kleine Rest, der sich noch in Reih' und Glied bewegte, unter unzähligen Gefahren hinübergeführt, aber gegen 18,000 Nachzügler, die nicht zeitig genug ankamen, sielen in die Hände der Feinde und mit ihnen

9. Bd. 2 - S. 653

1854 - Leipzig : Engelmann
Unterdrückung der Revolution. 653 diese Stadt mit Osen verband, wurde hinter ihnen abgebrannt, damit die in Ofen verbleibende Besatzung vor unerwarteten Ueberfällen gesichert Ware. Noch an demselben Vormittag zogen die Magyaren unter dem Jubel des Volks in die freudetrunkene, festlich geschmückte Stadt ein. Zwei Tage nachher wurde das 25. April, kaiserliche Belagerungsheer vor Komorn zum Rückzug genöthigt, nachdem es den Ungarn gelungen war, noch eine zweite Brücke über die Donau zu schlagen, und sich der Verschanzungen und eines großen Theils des Geschützes zu bemächtigen. Aber der heftigste Kampf zog sich um Ofen zusammen. Als Görgey Anfangs 3.Mai. Mai mit seinen tapfern, wohlgerüsteten Truppen auf den benachbarten Berg- hohen sich zeigte, in der Absicht, auch das rechte Donauufer von den Feinden zu befreien, da erkannte die kaiserliche Besatzung, daß ihr einziges Heil auf ihrer Tapferkeit beruhe. Der Befehlshaber, General Hentzi, ein Schweizer, ließ daher in aller Eile die in guten Stand gesetzten Festungswerke schließen, Schanzen und Umpfahlungen errichten, Graben und Brüstungen aufführen und traf alle Vorkehrungen zu einer hartnäckigen Vertheidigung. Umsonst! Durch ein furcht- bares Bombardement, täglich wiederholt, durch unterirdische Minen und durch häufige Angriffe vernichtete Görgey allmählich die Vertheidigungsanstalten, so daß, als am 21. Mai durch das unaufhörliche Feuern mit glühenden Kugeln die Stadt in Brand gcrieth und ein heftiger Wind die Flammen rasch von einem Ort zum andern trug, ein während der Verwirrung mit aller Anstrengung unternommener Sturm auch Ofen zu Fall brachte. Die Tapferkeit und Kriegswuth war auf bei- den Seiten gleich; schrittweise wurde die Stadt erobert und vertheidigt; in Höfen und Zimmern focht Mann gegen Mann; Leichen und Blut bedeckten weithin den Boden. Hentzi, der bei Görgey's Ankunft ganze Quartiere der jenseitigen Hauptstadt Pesth wegen Kundgebung magyarischer Sympathien in Brand ge- schossen, fiel bei der Erstürmung. Die Ueberlebenden geriethen in Kriegsgefangen- schaft. Die östreichischen Heere zogen sich nach Preßburg und an das äußerste Ende der Insel Schütt zurück, um neue Verstärkungen abzuwarten. — Auch im Sü- den behielten die Magyaren die Oberhand; die Schanzen von St. Thomas fielen in ihre Gewalt, bis Pancsova trugen sie ihre siegreichen Waffen; die öst- reichischen Truppen blieben auf fremdem Boden; auf drei Seiten standen die Ungarn drohend an den Grenzen ihres befreiten Landes. — Voll stolzen Ver- trauens über diese Erfolge hatte bereits der Reichstag in Debreczin die Unab- hängigkeit Ungarns von Oestreich ausgesprochen, eine provisorische Re-"^nl. gierung unter der Leitung Kossuth's als Gouverneurs bestellt und somit die Brücke zu einer friedlichen Ausgleichung abgebrochen. Dieser ent- scheidende Schritt zur Begründung einer magyarischen Republik erzeugte die erste große Spaltung zwischen Kossuth und Görgey und schuf „den Geist des Zerwürfnisses" in ihren eigenen Reihen. Letzterer, mit der Unabhängigkeits- erklärung unzufrieden und von Neid erfüllt über die hohe Stellung des Gouver- neurs, folgte von dem an den Eingebungen seines Ehrgeizes und seiner Herrsch- sucht und nahm eine von der Regierung immer mehr unabhängige Haltung an. Weder der Rang eines Oberbefehlshabers, der von Dembinski auf ihn übertragen ward, noch die damit verbundene Würde eines Kriegsministers waren vermögend, den ehrsüchtigen Feldherren mit Kossuth und der Landesregie- rung zu versöhnen. In seinem militärischen Stolze verachtete er die Befehle der Regierung, lehnte das ihm vom Reichstag zugetheilte Militärverdienstzeichen nebst Rangerhöhung ab und handelte im Bewußtsein des überlegenen Talentes eigen- mächtig und rücksichtslos. h. 892. Hayn au und Pas kiew i tsch. In ihrerbedrärigniß wendete sich

10. Bd. 2 - S. 201

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xiv. 201 nicht nur mit Drohen die Aufhebung des ewigen Edikts und die Wiedereinsetzung des Prinzen von Oranien in die Statthalterwürde von Holland und Seeland for- derte und erlangte, sondern daß auch in einem Pöbelaufftand der hochherzige^ Johann d e Witt und sein gleichgesinnter Bruder Cornelius in den Stra- iß72?* ßen von Haag ermordet und ihre Leichname von der wüthenden Rotte gehöhnt und beschimpft wurden. So schmachvoll diese That fürholland und den Prinzen war, sie gab dem Staate Einheit und Kraft. Wilhelm Iii. von Oranien, auf den sowohl die kluge Besonnenheit ^'in. und Charakterstärke als das Feldherrntalent seiner Vorfahren übergegangen war, weckte kriegerischen Sinn und patriotische Begeisterung in den Strei- tern. Die Holländer durchstachen die Dämme und machten ihr über- schwemmtes Land den Franzosen unnahbar; die Mauern Groningens hielten die Feinde lange auf; Stürme zerschlugen die englisch-französische Flotte, die am Texel Anker geworfen, und des Marschalls von Luxembourg kühner Marsch gegen Amsterdam auf den gefrornen Gewässern wurde durch plötzlich eintretendes Thauwetter vereitelt. Zugleich brachte der große Kur- fürst von Brandenburg den Kaiser Leopold zur Theilnahme am Krieg. Die Erscheinung ihrer Truppen am Nieder- und Mittelrhein nöthigten den Mar- schall Türenne den Kriegsschauplatz zu verlegen. Zwar sah sich Friedrich Wilhelm im nächsten Jahr gezwungen, mit den Franzosen einen Neutra- litätsvertrag abzuschließen, weil der kaiserliche General Montecuculi A73 von seinem Hof die Weisung hatte, sich in keine Gefechte einzulassen und dadurch eine so unsichere Haltung annehmen mußte, daß die brandenburgi- schen und bstreichischen Truppen den mit erneuten Kräften ins Feld rücken- den Franzosen nicht gewachsen waren. Als aber der französische Machthaber Trier, Cleve und andere Orte besetzte, mehrere Reichsstädte im Elsaß an sich riß und durch freche Verletzung des deutschen Reichsgebiets seinen Ueber- muth beurkundete, da erklärte endlich Leopold offen den Krieg, dem nun- mehr auch Spanien, aus Besorgniß für seine Niederlande, und etwas 1674- später das deutsche Reich beitrat. §. 615. Saßbach und Fehrbellin. Aber mit der Zahl der Feinde mehrte sich auch Frankreichs kriegerische Kraft; Türenne setzte nach bar- barischer Verwüstung der pfälzischen Lande über den Rhein und drang sen- gend und brennend in Franken ein, indeß Condé und Luxembourg die Frei- grafschaft (lügnelre Comté) eroberten und in den Niederlanden der spanisch- holländischen Kriegsmacht entgegentraten. Bei der Unfähigkeit und Zwei- deutigkeit der kaiserlichen Feldherren, die zum Theil den Weisungen des an Frankreich verkauften Ministers Lobkowitz folgten, und bei der Uneinigkeit der deutschen Fürsten wären Frankreichs Eroberungen noch glänzender ge- worden, hätte nicht der große Kurfürst (der seit der Kriegserklärung des deutschen Reichs als Glied desselben von Neuem ins Feld gezogen war) und der talentvolle muthige Wilhelm von Oranien die Kriegsehre gerettet (unentschiedene Schlacht von Senef zwischen Condé und Oranien) bis die 1674.
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