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1. Leitfaden der alten Geographie - S. 145

1879 - Berlin : Reimer
Panonien. Noricum. 145 tende Colonien aus der Mitte des 2. Jahrh. Mursa (j. Eszeg) und Aquincum (Alt-Ofen). Hauptstadt von Ober-Pannonien schon seit K. Claudius ist Savaria (Stein am Anger): andere bedeutende Städte im Norden an der germanischen Grenze das starken Handel treibende Carnuntum (Ruinen von Deutsch-Altenburg bei Haimburg) und Vindobona (Wien), beide in älterer Zeit Städte der norischen Kelten; im Süden am Draus Poetovio (Pettau), am Saus Segestica oder Siscia (Siszeg) und Hmona (Laibach), letzteres eine lebhafte Handelsstadt am östlichen Ausgange des niedrigsten Alpenpasses über die seit Augustus sogenannte Alpis Julia, in dieser Zeit ungeachtet der Lage jenseit der natürlichen Begrenzung zu Italien gezogen. 1) So (nicht Danu&ius) die richtige Form des keltischen Flussnamens, der von allen späteren Uferanwohnern aufgenommen (byz. Aovraßig, slav.-magyar. Duna, wlach. Dunarea), auch im Unterlaufe den thrakischen Namen Istros ganz verdrängt hat. 196. Noricum. Das östliche Dritteil des Alpengebietes, dessen Yorhöhen nach Norden hin bis an den Donaulauf treten, aber auch an diesem, an Drau und Mur weitere Talebenen einschliessen, als die centralen und die westlichen Alpen, ist vollständiger als das entlegenere Pannonien von keltischen Völkern (wahrscheinlich nur einer Minderheit neben älteren illyrischen Bewohnern) besetzt und beherscht worden. Ihr besonderer Name ist Taurisker1); nach der Stadt Noreja, wahrscheinlich dem Sitze ihrer Könige, wurden sie auch Noriker und das Land selbst Noricum (sc. regnum) genannt, ein Name der auch nach der Eroberung durch Drusus 15 v. Chr. für die Provinz beibehalten wurde, welche die römische Kaiserzeit zu den illyrischen rechnete.2) Römische Landeshauptstadt scheint Virunum gewesen zu sein (Ruinen im Zollfelde bei Klagenfurt), die übrigen wichtigsten Städte sind Celeja (Cilli), Juvavum (Salzburg), Ovilava (Wels) und die Grenzfestung und Flottenstation an der Donau Lauriacum (Ruinen Lorch an der Mündung der Enns, des alten Anisus). J) Dieser Name beweist zugleich das hohe Alter der noch heut geläufigen, in der älteren Litteratur aber zufällig nicht erwähnten Benennung Tauern für die Passübergänge der centralen norischen Alpenkette. 2) Berühmt bei den Römern und stark nach Italien und weiter exportirt war das norische (oder, wie es in der Neuzeit heisst, steirische) Eisen. Auch die Salzgewinnung aus Steinsalzlagern und Soolquellen ist schon in vorrömischer Zeit betrieben worden, wogegen der Ertrag des von den Alten gleichfalls vielgenannten Waschgoldes der Alpenbäche nicht bedeutend gewesen sein kann. 197. Raetia. Das Centralgebiet der Alpen, dessen Haupteinschnitte in der nördlichen Abdachung bezeichnet werden durch die Täler des Aenus (Inn) und Rhenus (während das obere Tal des Licus, Lech, H. Kiepert’s Leitf. d. alten Geographie. ja

2. Leitfaden der alten Geographie - S. 136

1879 - Berlin : Reimer
136 Thrakische Länder. Dacien. 185. Dacia. Das an die untere Donau nördlich grenzende fruchtbare Flachland der jetzt sog. Walachei oder Rumäniens steigt weiter an zu einem von breiten Waldgebirgen1) umschlossenen Hochlande (dem heutigen Siebenbürgen oder Transilvanien). Seine allgemeine Abdachung geht nach Süden und Westen; dahin brechen in engen Bergschluchten die Flüsse der Binnentäler durch: der Alutus oder Aluta (j. Oltu, Alt) nach Süden zur Donau, der Maris oder Marisia (j. Marosch, Mieresch) nach Westen, der Samus (j. Szamosch) nach Nw., beide zum grössten Donau-Nebenfluss, dessen alter Name wahrscheinlich Tisia oder Tissus war (auch irrig Pathissus geschrieben, j. Tisza, Teiss). Dieses goldreiche Hochland war, als die Griechen zuerst im 5. Jahrh. davon hörten, im Besitz der Agathyrsen, die Donauebene im Besitz der politischen Skythen, wohl auch nur als Herren über eine sesshafte thrakische Bevölkerung. Wenigstens seit Alexanders Zeit wohnten die thrakischen Ge ten (Tercci) unabhängig in denselben Ebenen, während nun die demselben Stamme angehörigen Bewohner des Hochlandes Daken (Daci oder Bavi, aläoi) genannt werden. Aus diesen erhob sich um 50 v. Chr. ein Eroberer, K. Boerebistes (Burvista), der sein Reich östlich bis zum Borvsthenes, südlich bis zum Haemos, westlich bis zum norischen Alpenlande erweiterte; mehrfach geteilt, dann wieder vereinigt, wurde es ein so gefährlicher Grenznachbar der römischen Donauprovinzen, dass Trajanus es 101 bis 107 zu unterwerfen und in eine neue Provinz Dacia zu verwandeln genötigt war. Dieselbe wurde durch zahlreiche Militärcolonien schnell so vollständig romanisirt, dass auch nach dem Abzüge der römischen Legionen und Bürger zu K. Aurelianus’ Zeit (271) ein lateinischer Vulgärdialect, der jetzt sog. rumänische oder wlachische, sich fast genau in den Grenzen des alten Daciens, erhalten hat.2) Die Residenz des letzten Königs Decebälus, Sarmizegetusa (Ruinen Yarhely oder Gradischtje) wurde auch römische Provinzialhauptstadt, doch abwechselnd mit der in der Nähe der Goldbergwerke gelegenen Colonie Apülum (j. Karlsburg). Der gebirgigste Teil des Hochlandes und das ganze Tiefland war unter römischer Verwaltung wenig angebaut; von letzterem wurde der östliche Teil zwischen den Flüssen lerasus (Seret), Pyretus (Prut) und Tyr as (Dnjestr) mit der Provinz Moesia inferior vereinigt. *) Die Alten benennen die östlichen Gebirgszüge nach dem seit dem 1. Jahrh. daran wohnenden germanischen Volke der Bastarnen Alpes Bastar-nicae; der analoge Name „transilvanische Alpen“ ist willkürlich neu gebildet. 2) In Folge der Neuansiedelung der römisch-dacischen Colonisten in dem Berglande südlich der Donau auf den Grenzen von Moesia interior, M. superior und Dardania, wurde der Name Dacia (Aureliani) auf diese neugebildete Provinz übertragen.

3. Leitfaden der alten Geographie - S. 157

1879 - Berlin : Reimer
Gallia Cisalpina. Ligurien. 157 angelegte römische Colonie Dertona (j. Tortona) wichtig. An der Küste unter den Hafenorten für den Export der Rohproducte des Landes (Bauholz, Yieh, Häute, Wolle u. a.), namentlich das am Ausgang des kürzesten — wenn auch nicht absolut niedrigsten — Apen-ninenpasses gelegene Genua. Im äussersten Sw. wurde jenseit des noch zu Caesars Zeit die Grenze der cis- und transalpinischen Provinz bildenden Küstenpasses, der Alpis maritima im engeren Sinne, das Gebiet bis zum Flusse Varus durch Augustus mit Italien vereinigt, worin die von Massalia abhängigen griechischen Ansiedelungen Monoekos (Monaco) und Nikaea (Nizza). Ausgeschlossen von den politischen Grenzen Italiens blieb dagegen damals das vom oberen Padus im Taurinerlande westlich eingehende Alpental der südlichen Duria (Dora Riparia), mit dem Passe über den Berg Matröna (Mont Genevre), da es mit seiner kleinen Hauptstadt Segusio (j. Susa) und mit Einschluss mehrerer T^ler des westlichen Alpen-Abhanges im Flussgebiete der Druentia den Besitz einer abhängigen gallischen Fürstenfamilie, der Cottii bildete (daher die Landschaft Regnum Cottii und der Pass selbst Alpis Cottia genannt); nach dem Ende dieser Dynastie 6ß v. Chr. wurde dieses Gebiet im ganzen dem narbonensischen Gallien und erst im 2. Jahrh. Italien zugelegt. Mittel-Italien. 213. Etruria (in späterer Kaiserzeit auch Tuscia, daher Toscana, griech. Tyrsenia, Tyrrhenia)ist nächst Campanien die durch Fruchtbarkeit ihres Bodens, überdies durch Reichtum an Mineralien ausgezeichnetste Landschaft auf der Westseite Italiens. Seine alte Bevölkerung1), durch Seeverkehr mit Griechen und Orientalen die frühest civilisirte und kunstreichste der ganzen Halbinsel (wie sie denn auch in vielen Einrichtungen des bürgerlichen Lebens — Maass, Gewicht, Zeitrechnung, Häuser- und Tempelbau, Tracht — starken Einfluss auf das benachbarte Rom ausgeübt hat), stand gleichwohl der Sprache und Sitte nach den übrigen italischen durchaus fremd gegenüber, ohne dass über ihre Herkunft und Stammverwandtschaft sicheres überliefert oder zu ermitteln ist.2) Nur soviel folgt bestimmt aus den Angaben römischer Geschichtsschreiber, dass die Bevölkerung aus zwei, nicht nur durch politische Stellung (Adelsherschaft über zahlreiche Leibeigene), sondern auch durch die Sprache sich scharf unterscheidenden Classen bestand; der unterworfene Yolksteil scheint einem der in der Urzeit in Mittel-Italien weiter verbreiteten Stämme (den Umbrern oder den Ligurern?) angehört zu haben.

4. Leitfaden der alten Geographie - S. 188

1879 - Berlin : Reimer
188 Gallien. seit dem 6. Jahrh. ionische Griechen besetzt hatten, wurde erst nach der über See erfolgten römischen Eroberung Hispaniens, behufs Her- stellung einer gesicherten Landverbindung, seit 154 v. Chr. von den Römern in Besitz genommen und diese neue Provincia1) seit 124 nördlich im Rhodanus-Tale aufwärts über das Allobrogen-Gebiet, 106 westlich bis zur oberen Garumna erweitert. Die unvermischten keltischen oder gallischen Stämme, kör- perlich scharf sich unterscheidend von den muskulösen aber kleinen, tiefbrünetten Iberen und Liguren durch hohe Statur, helle Augen, langlockiges blondes Haupthaar (Gallia comata), hatten vorzugsweise den grösseren Landesteil nördlich von der centralen Gebirgsgruppe inne: es werden unter ihnen von der Hauptmasse, der jener Volksname im strengeren Sinne zukam (qui Galli nostra, ipsorum lingua Celtae appel-lantur, Caesar) die Bewohner des nördlichsten Teiles zwischen Sequana und Rhenus unter dem allgemeinen Namen Belgae als bei weitem roher, kriegerischer und gemischt mit eingedrungenen Germanen unterschieden. Das eigentliche Keltenland zerfällt also in die beiden Hauptteile Celtica und Belgica, jeder derselben in eine grössere Anzahl von Staten oder Stammgebieten (civitates, populi)2), solcher bestanden in Aquitania, Celtica, Belgica im ganzen 64, als diese Landschaften seit 58 v. Chr. in wenigen Jahren durch Caesar der römischen Herschaft unterworfen wurden. Behufs Herstellung gleichmässiger Verwaltungsbezirke erfolgte 27 v. Chr. durch Augustus eine neue Provinzialeinteilung: die alte Provincia behielt ihren, nur durch die inzwischen unterworfenen Alpentäler ver-grösserten Umfang und erhielt nach der Hauptstadt den neuen Namen G. Narbonensis; ebenso wurde der mittlere Streifen der alten Celtica nach der Hauptstadt Lugdunensis genannt, der südwestliche Teil davon aber der Pr. Aquitania, der ^östliche der Belgica zugelegt, endlich unter K. Claudius der Grenzstrich längs des Rheins als besondere Provinz Germania eingerichtet. *) Dass diese Benennung y.ai schon früh als wirklicher Landes- name üblich geworden ist, zeigt ihre Erhaltung im südöstlichen Teile dieses Landstriches als Provence. 2) Diese wurden durchaus in oligarchischer Weise, mit Beschränkung der formellen Stellung des Fürsten oder Königs durch einen zahlreichen Adelssenat und namentlich durch die, eine bevorrechtete Classe im Adel bildende Priesterschaft der sog. Druiden regiert; dieser nur mit Krieg und Jagd beschäftigte Adel beherschte eine sehr viel grössere Zahl von Leibeigenen, denen allein Land- und Hauswirthschaft überlassen blieb: ein selbständiger Bürgerstand, wie er in Italien und Hispanien bestand, fehlte durchaus und der Gemeinbesitz der nach gewissen Zeiträumen immer neu verteilten Feldmarken beweist einen niedrigen Zustand des Anbaus; die Existenz von grossen Heerstrassen dagegen ergiebt sich aus der Beibehaltung des nationalen Wegemaasses, der leuga (lieue) durch die Römer.

5. Leitfaden der alten Geographie - S. 193

1879 - Berlin : Reimer
Lugdunensis. Belgica. 193 1) Teile des Aeduer-Gebietes bildeten die Gaue (pagi) der Segusicivi (Hauptort Forum ßeg., j. Feurs), Aulerci Brannovices, Mandubii mit der durch Caesar’s Belagerung berühmten Festung Alesia, und Boji — der einzige in der Heimat zurückgebliebene Rest dieses grossen keltischen Volkes, dessen Hauptteile in den eroberten östlichen Ländern, an Po, Donau, Elbe und bis Kleinasien hin weit zerstreut denselben Namen bewahrten. Andere alte Städte im Aeduer-Gebiete: Matisco, Cabillonum, Decetia, Nevirnwrn, j. Mäcon, Chalon, Decize, Nevers. 2) In ihrem Gebiete noch zu merken Autessiodurum, j. Auxerre. 3) Römische Neubenennungen, durch welche die älteren keltischen Stadtnamen durchaus in Vergessenheit geraten sind. 4) Richtiger keltisch (auch griech.) iaikotitia, zu Caesar’s Zeit auf die kleine Insel in der hier durch den Zufluss der Matrona (Marne) schiffbar werdenden Sequäna beschränkt, auch als temporäre Kaiserresidenz im 4. Jahrh. immer noch eine kleine Stadt genannt. 5) Eine wichtigere Lage als der politische Hauptort hat in ihrem Gebiete die Stadt Genabum am Liger, in der späteren Kaiserzeit umgenannt Aureliani, j. Orleans. 6) Die Veneter waren von allen gallischen Küstenvölkern die bedeutendsten Seefahrer, deren Verkehr bis nach Ivernien und Hispanien reichte. 259. Celtica, östlicher Teil, seit Augustus zu Belg’ica. Die Helvetier, früher in der Main-Gegend ansässig, hatten das später nach ihnen benannte Gebiet im westlichen flacheren Teile der heutigen Schweiz im Flussgebiete des Arurius (Aar) und bis zum See Leinanus (lac Leman, Genfer See) noch nicht lange eingenommen und waren im Vordringen am Rhodanus abwärts gegen Süden begriffen, als sie 58 v. Chr. von Caesar zurückgedrängt und auf jenes Gebiet beschränkt wurden.1) Nachdem dasselbe unter Augustus als Teil der belgischen Provinz organisirt und mit einer Hauptstrasse vom Lemanus zum Lacus Venuus (Bodensee) durchzogen war, entstanden längs dieser Strasse römische Ortschaften: an der Süd- und Nord-Grenze die Colo-nien Nomodunum und Vindonissa (Nyon und Windisch), in der Mitte die grössere Landeshauptstadt Aventicum (Avenches, deutsch Wiflisburg).2) Nur mittelbar, definitiv wahrscheinlich erst seit dem 3. Jahrh. n. Chr. gehörte zu diesem Teile Galliens das obere Tal des Rhodanus, die sogenannte Vallis Poenina (j. Valais, Wallis), bewohnt von vier kleinen Volksstämmen, welche erst von Augustus mit den übrigen Alpenvölkern unterworfen waren.3) Die Sequäner, ein grosses, vor der Zeit der Obmacht der Aeduer im südlichen Gallien weit berschendes Keltenvolk, hatten das Land zwischen dem Gebirge Jura und dem Arar (Saöne) inne, besonders längs des engen felsigen Tales des Arar-Zuflusses Bubis (Doubs), über welchem auf schwer zugänglicher Höhe ihre sehr feste Hauptstadt Visontio (Besangon) lag. Zu ihrem Gebiete gehörte noch zu Caesar’s Zeit der später selbständige Gau der Raurici am Rhein, dessen H. Kieper t’s Leitf. d. alten Geographie.

6. Leitfaden der alten Geographie - S. 195

1879 - Berlin : Reimer
Römisches Germanien. 195 oder Heidenmauer genannt) geschützt. Das vorzüglich mit Colo-nisten aus Gallien besetzte Gebiet bildete dann unter dem Namen der Agri De cum at es auf anderthalb Jahrhunderte, bis es unter K. Aurelianus von den Alamannen erobert wurde, einen mit römischen Strassen durchzogenen und in römischer Weise angebauten Teil der oberen germanischen Provinz.2) x) Neben diesen Hauptorten der Gaue noch zu nennen: Argentovaria, Arzenheim, Breucomagus, Brumat, Tahernae, Zabern, Saletio, Selz, Concordia, Altenstadt bei Weissenburg, Alteja, Alzei, Bauconica, Oppenheim, Bingium, Bingen, an der Mündung der Nava, Nahe. 2) Alte Ortsnamen sind nur zufällig für einzelne der überaus zahlreichen Stätten mit Resten römischen Anbaus in diesem Teile Deutschlands bekannt geworden: so Tarodunum, Zarten bei Freiburg, Arae Flaviae, Rottweil, Sume-locenna, Rottenburg, C7aren?2ct(Cannstadt?), Aquae Aureliae, Baden, Lupodunum, Ladenburg, Aquae Mattiacae, Wiesbaden. 261. Germania inferior. Ueber den unteren Rhein sind unvermischte Germanen in Menge zuerst unter Augustus auf römisches Gebiet versetzt worden: so namentlich die früher gegenüber der Mosel-Mündung ansässigen Ubier; in ihrem neuen Gebiete lag die administrative Hauptstadt des ganzen Niederrheinlandes oder des sog. Nieder-Germaniens, als Veteranencolonie unter K. Claudius nach dessen hier geborner Gemahlinn, der Tochter des Germanicus, Colonia Agrippina (Cöln) benannt.1) Von altersher bewohnte das germanische Volk der Bataver (Batävi oder auch Batävi) die noch jetzt Betuwe „gute Aue“ genannten Inseln des Rheindelta’s; ihr Verhältniss zum römischen Reich war das steuerfreier Bundesgenossen: doch wurde ihr Gebiet der Provinz zugerechnet, da es von römischen Heerstrassen durchzogen und mit keltischrömischen Städten besetzt war, unter denen Lugdunum und Noviomägus (Leiden und Nimwegen, Nijmegen) die bedeutendsten sind.2) Die wirklich germanische (d. i. deutsche) Bevölkerung war also in dieser, vielmehr aus militärischen Rücksichten zusammengelegten Provinz auf die unmittelbare Nähe des Rheinufers beschränkt, der weit grössere Rest des Binnenlandes von Kelten bewohnt, unter denen die Menapier in der sandigen und sumpfigen Tiefebene an der unteren Mosa (Maas) und neben einer Anzahl kleinerer Stämme im höheren Waldlande der Arduenna die Tun gern (um Tongres) und Eburönen die bedeutendsten waren; aber gerade diese echten Kelten waren zuerst von ihren gallischen Stammgenossen mit dem Gesammtnamen Germanen bezeichnet worden, der wahrscheinlich die appellative Bedeutung „Waldbewohner“ hatte und in diesem Sinne von den Galliern, denen die Römer die Benennung entlehnten, auf das ähnlich beschaffene Land jenseits des Rheins und dessen Bewohner übertragen wurde. 13*

7. Leitfaden der alten Geographie - S. 197

1879 - Berlin : Reimer
Belgien. Britannien. 197 Durocortörum der Remi j. Reims2) Augustomägus „ Silvanectes „ Senlis Noviodunum, später Augusta „ Suessiones „ Soissons Caesaromägus „ Bel/ovaci „ Beauvais Augusta „ Viromandui „ Vermand Samarobriva „ Ambiani „ Amiens Nemetäcum oder Nemetocenna „ Atrebates „ Arras (fläm. Atreeht). Untergegangen sind nur die Namen der Leiden nördlichsten Stämme, der Morini („Meeranwohner) und Nervii, welche als die rohesten und kriegerischesten unter allen Beigen galten und erst nach mehrjährigen Kämpfen im schwierigen Sumpflande unterworfen wurden.3) x) Andere alte Orte des Trevererlandes Orolaunum, Arel oder Arlon, Beda, Bitburg, Noviomagus, Neumagen, Eigodulum, Reol. 2) In ihrem Gebiete noch merkwürdig durch den Römischen Sieg über Attila 451: Durocatelauni, j. Chälons sur Marne. 3) Im Nervier-Gebiete Bagäcim, Bavay Hauptort, andere alte, wiewohl erst später bedeutend gewordene Orte: Camaräcum, Kamerijk, Cambray, Tur-näcum, Doornik, Tournay, Cortoriäcum, Kortrijk, Courtray. Bei den Moriuern Taruenna, Therouanne, Gessoriäcum, später Bononia genannt, Boulogne sur mer und der als Station von Caesar’s Flotte vor dem Uebergang nach Britannien genannte Portus Itius (Wissant, jetzt versandet). Britannia. 263. Namen. Geschichte. Den älteren Griechen nur durch unbestimmte phoenikische Berichte als „Zinninseln“ vrjgoi xaoonrj-Qidsg bekannt, wurden die grossen Inseln des nördlichen Oceans geographisch zuerst durch den Seefahrer Pytheas von Massalia (vgl. § 4, n. 2) bestimmt, unter den keltischen Namen Bsqyiov (vergyn „die westliche“) und (alba-inn „die Berginsel“ in dem auf Ireland gesprochenen Dialekt, weil die gebirgige Seite nach der grossen Insel Ireland zugewendet ist). Die Kaufleute von Massalia verkehrten aber nach dem „Zinnlande“, d. i. dem südwestlichen Bergland von Albion, auch auf dem Landwege durch Gallien und hörten an dessen Nordküste als Bezeichnung der sehr rohen Bewohner der Inseln, welche die nackten Körperteile zu bemalen pflegten, Bqsxtuvo'i, d. i. brythön „bemalte , daher sie die grössere Insel auch jbqsttavixijj die Römer, welche aut demselben Wege ihre erste Kenntniss der Inseln erwarben, Britannia nannten. Nach Caesar’s erfolglos gebliebenen Expeditionen, welche durch die Teilnahme der britannischen Beigen an den gallischen Kriegen veranlasst waren, wurde erst unter K. Claudius seit 43 n. Chr. durch Suetonius Paullinus das südöstliche Flachland (Britannia inferior), unter

8. Leitfaden der alten Geographie - S. 199

1879 - Berlin : Reimer
Caledouien. Ivernien. 199 des westlichen Berglandes (des heutigen Wales, d. i. des gallischen Landes) haben ihre keltische Sprache bis in die Gegenwart beibehalten; unter ihnen werden die Silüres wegen ihrer in dunkler Haut- und Haarfarbe von den Kelten auffallend abweichenden, den Iberen ähnlichen Erscheinung von Tacitus bemerklich gemacht. x) Andere, nach Maassgabe der erhaltenen Reste nicht ganz unbedeutende Städte des römischen Britanniens sind Camboritum, Cambridge, Cono-vium, Conway, Jdubris, Dover, Durnovaria, Dorchester, Durovernum, Canterbury, Isca Dumnoniorum, Exeter, Isca Silürum, Caerleon (keltisch: „Stadt der Legion“), Luguvalliwn, Car-lysle, Mancunium, Manchester, Rutupiae, Rich-borough, Sorbiodunum, Old Sarum bei Salisbury, Venta Belgarum, Winchester, Venta Icenorum, Norwich, Venta Silürum, Caerwent, Viroconium, Wroxeter. Die im jetzigen England häufige aus castrum entstandene Namenendung — caster, — ehester, — caistor, — xeter — bezeichnet überall eine antike Ortslage. 265. Caledonia. Dieser dem keltischen Dialekte des südlichen Britanniens angehörige Name für den gebirgigen Norden bedeutet, der Natur desselben entsprechend „Walddickicht“; die einem anderen Sprachzweige der keltischen Nation angehörigen Bewohner werden als äusserst roh und kriegerisch geschildert; wiederholte römische Angriffe auf ihr überaus unwirtliches, durch kaltes, regenreiches Klima abschreckendes Land verliefen stets fruchtlos.1) Ebenso sind die nordwestlich und nördlich gelegenen Gruppen von Felseninseln, die Ebudae oder Hebudes (auf Grund falscher Lesart neuerdings Hebriden genannt) und die Orkaden (Orkneys) zwar von römischen Flotten besucht, aber nie ein Versuch zu ihrer Eroberung gemacht worden. Die letzte von Kelten bewohnte Insel (vielmehr Inselgruppe, da die Shetland-Inseln gemeint sind) lernte schon der erste griechische Entdecker, Pytheas, unter dem Namen Thule kennen: sie galt dem Altertum stets als das Ende der bekannten Welt. Ivernia, gr. ’Isqvij, von den Römern auch in Hibernia verdreht (vgl. Bergion § 263), ist ebenfalls schon von Pytheas, dann von Agricola umschifft, aber nie die Eroberung versucht worden; es bestanden daselbst mehrere kleine Reiche keltischer Stämme, unter deren Namen die aus Nord-Gallien und Britannien bekannten der Menapii und Brigantes sich hier wiederholen, der der Nagnatae sich in Connaught erhalten hat. Dem überaus regenreichen Klima entsprechend war der Ackerbau unbedeutend, die Hauptnahrung der Bewohner Viehzucht auf den üppigen Wiesen der Ebenen. 1) Die Lage des bei Agricola’s Feldzügen in Caledonien von Tacitus genannten Berges Graupius (vulg. falsch Grampius) ist unbestimmbar; die moderne Anwendung der falschen Lesart auf das Centralgebirge des heutigen Schottlands („Grampian mountains“) durchaus grundlos.

9. Leitfaden der alten Geographie - S. 201

1879 - Berlin : Reimer
West- und Nord-Germanien. 201 des westlichen und mittleren Germaniens und entspricht ungefähr den seit dem 3. Jahrh. allgemeiner werdenden Gesammtbenennungen der drei dialektisch geschiedenen Hauptgruppen der Franken am Rhein, der Saxen an der Meeresküste und der Thüringen im Mittellande. Zu den Istaevonen gehörten diejenigen Völker, mit welchen die Römer zuerst am Rhein in feindliche Berührung kamen, von denen sie aber auch einzelne Teile als friedliche Colonisten innerhalb der Reichsgrenze und auf das linke Rheinufer aufnahmen, wie die Ubier (§.261), die Usipier und Tencteren, die Sugambern und Marsen im Berglande des späteren Westfalen: Namen, welche seit dem 3. Jahrh. dem allgemeinen der ripuarischen Franken gewichen sind1). Länger haben sich dagegen die Spuren der Völkersitze in der nördlichen Ebene von der Lippe an2), wie der Bructerer, Tubanten, Chamaven5 Chattuarier in den mittelalterlichen Gaunamen; Borahtra, Twente, Hamaland, Hattera erhalten. 1) Aus den seit Caesar’s Zeit weiter rheinaufwärts gewanderten Usipiern und Tencteren und vielleicht einigen anderen kleinen Stämmen scheint das seit ca. 200 unter dem neuen Namen der Alamanni am römischen Grenzwall erscheinende Volk sich gebildet zu haben, welches im 4.—5. Jahrh. die ganze oberrheinische Provinz (Germania superior) eroberte. 2) Au der Lujpia (Lippe), an der Grenze der Marsen und Bructerer welche damals durch römische Heere unterworfen waren, erbaute Drusus 11 v. Chr. zum Schutze der neu entstehenden Provinz und als Ausgangspunkt fernerer Unternehmungen das Castell Aliso, welches nach der Varianischen Niederlage von den Germanen wieder zerstört wurde; seiue Lage, abhängig von derjenigen des Teutoburger Waldes, ist um so weniger mit Sicherheit nachzuweisen, als in diesem ganzen Striche zwischen Rhein und Weser viele und gleich erhebliche Reste römischer Befestigungen und der dieselben verbindenden Grenzwälle (Landwehren) gefunden werden. 268. Die I ngiuaeonen an der Nordseeküste (dem germanischen Ocean der Alten) begreifen die späteren grossen Volksstämme der Friesen und Saxen, von denen jene (Frist?., Frisiones, Frisiavönes von den Römern genannt) schon bei der ersten Umschiffung ihres Küstenlandes durch Germauicus in ihren uralten Wohnsitzen gefunden wurden1), ebenso wie ihre Nachbarn, die in den Marschen der unteren Weser wohnenden Chauken, deren Name später in dem friesischen untergeht. Der im Mittelalter über sämmtliche Stämme Niederdeutschlands ausgedehnte Sachsenname (Saxbnes) bezeichnet dagegen, als er im 2. Jahrh. n. Chr. zuerst genannt wird, nur einen kleinen Gau an der Elbmündung, neben den ihm später untergeordneten der Angri-varier (Engern), Teutonovaren (Ditmarschen)2) und Angeln und der, nach der grossen (angeblich durch eine verheerende Sturmflut veranlassten) Auswanderung im 2. Jahrh. v. Chr. hier ganz verschwun-

10. Leitfaden der alten Geographie - S. 203

1879 - Berlin : Reimer
Ost-Germanien. 203 baltischen Meere. Von ihnen scheint sich der gegen So. wohnende Volksteil abgezweigt zu haben, welcher von seinen Nachbarn den Spottnamen der Quaden („bösen“) erhielt2). Die suevischen Völker des nördlichen Flachlandes von der unteren Elbe bis zur Weichsel haben bekanntlich zwischen dem 3. und 5. Jahrh. den wenig ergiebigen Boden und das rauhe Klima ihrer damals noch mehr nomadisch bewohnten Heimat völlig verlassen und in den römischen Provinzen neue Sitze erworben, wodurch sie (ebenso wie ein grosser Teil der Franken), dem germanischen Volkstum verloren gegangen sind. Nur von den nordwestlichsten derselben, den Langobarden und Rugier n, hat sich eine Namenspur ihrer vormaligen Wohnsitze im mittelalterlichen Bardengau (um den Flecken Bardewiek) und der Insel Rügen erhalten; die Sitze der Guttonen (erst seit dem 5. Jahrh. Gothi geschrieben) waren bekannter durch den Bern-steinreichtum ihres, unter allen germanischen Gebieten allein über die Vistula (Weichsel) östlich hinausreichenden Küstenlandes. Sehr unbestimmt sind dagegen die Nachrichten über das von römischem Verkehr am weitesten abliegende Flussgebiet der Oder und die dahin fallenden Sitze der Burgundiönen und der verschiedenen unter dem allgemeinen Namen Lugier begriffenen Stämme3) sind nur hypothetisch anzugeben. Ebenso unsicher bleibt, ob das vom oberen Weichselgebiet bis zur unteren Donau schon im 2. Jahrh. v. Chr. ausgedehnte Volk der Bastarnen oder Basternen überhaupt mit Tacitus den germanischen, oder nach griechischen Berichten den keltischen Stämmen beizurechnen sei. *) In ihrem Gebiete wird eine sogenannte Stadt oder Burg Mattium (wahrscheinlieh j. Maden) nahe dem Flusse Adrana, Eder, genannt. Die an ihrer Grenze gegen die Hermunduren gelegenen, zwischen beiden Völkern streitigen Salzquellen sind wahrscheinlich die im Werratale befindlichen. -) Beide Völkernamen sind im 4. Jahrh. bereits verschollen und im 5. durch den neuen der Bai wären (Baiern) ersetzt, unter welchem sie über die Donau südlich in römisches Gebiet einrücken. 3) Dieser nach dem 2. Jahrh. nicht mehr vorkommende Name ist wahrscheinlich dem der Vandalen (Vandilii, Vindilii schon im 1. Jahrh. bei Plinius, wol irrig als Gesammtname der östlichen Suevenvölker) gewichen, da in jener Zeit als Lage der Elbquellen das vandalische Gebirge genannt wird. Im 3. Jahrh. reichten die Vandalen südlich bis an die Donau, wahrscheinlich in derjenigen Gegend, welche früher die Quaden inne gehabt hatten. Der äusserste Osten und Norden von Europa. 270. Von den noch innerhalb der von den alten Geographen beliebten östlichen Flussgrenze Germaniens, der Weichsel, in der oberen metallreichen Höhengegend wohnenden Stämmen werden die als Eisen-
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