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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 122

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
122 Die Zeit der Kreuzzüge bewaffnet, deren Spitze im Feuer gehärtet war: freiwillige Banden, deren Anführer einen krummen Säbel trug und mit einer Krone und einer silbernen Keule, dem Abzeichen seiner Würde, ausgestattet war. Wo sie erschienen, bezeichnete Verwüstung ihre Spuren; sengend, brennend, raubend und mordend durchstreiften sie zur Zeit der Kreuzzüge die französischen und deutschen Landschaften. 3. Die Ausrüstung. Die Scharen, welche sich so einfanden, waren bunt zusammengewürfelt und ohne gleichmäßige Ausrüstung, da jeder für sich selbst zu sorgen hatte. Die Soldaten trugen Helme und Rüstungen der verschiedensten Form, die Ritter kleideten sich, wie es ihnen beliebte; nur die, welche zum kriegerischen Hoststaat des Königs gehörten, waren in der Regel mit dem Wappen ausgezeichnet. Um sich im Kampfe zu erkennen, legten sie manchmal weiße Feldbinden an, oft trugen sie auch bunte Wimpel und Schleifen, deren Farbe vorher verabredet war, an ihren Lanzen oder an den Rossen. Die Ritter bildeten den Kern des Heeres. Wie die Reiter, so waren auch die Rosse bepanzert, deshalb konnte ein einziges Kriegsroß nicht mehr genügen; das Pferd, welches den Reiter im Kampfe tragen sollte, mußte im Augenblick der Gefahr noch bei frischen Kräften sein, deshalb durfte er es auf dem Marsche nicht besteigen; er saß während dessen auf einem zweiten, das neben dem eigentlichen Streitroß zur Linken geführt ward. Selbst seinen Schild vermochte er wegen der Schwere der Rüstung nicht mehr selbst auf dem Marsche zu tragen. Die Heere waren oft von ansehnlicher Stärke; Kaiser Konrad Iii. soll zum dritten Kreuzzuge 70000, Friedrich Barbarossa 90000 Ritter bei sich gehabt haben, wozu mindestens die zehnfache Zahl an Fußsoldaten hinzugerechnet werden müßte. Die Angehörigen und die Gefolgschaften des Lehensträgers blieben zusammen. Der König oder der Hauptmann, den der Fürst ernannte, führte die Fahne, um die sich das Kampsgewühl sammelte, an seinem Sattel befestigt; auserlesene Ritter waren zu ihrem Schutze befohlen. Später trat der Fahnen wagen, der von den Langobarden herübergenommen war, an ihre Stelle; ein hoher Mastbauin trug die Fahnentücher oder einen Drachen, das Wappenschild der Sachsen und Friesen; eine Glocke wurde geläutet, weitn vorgerückt werden sollte, sie schwieg, wenn der Feldherr Halt gebot. Auf dem Wagen, der vou Ochsen gezogen ward, stand eine erlesene Besatzung, die durch zinnenartige Schutzwehren gegen die Feinde gedeckt war. Friedliche Heere zogen mit zusammengerollter Fahne einher; kamen sie mit fliegender Fahne, so wußte jedermann, daß sie als Feinde erschienen. 4. Die Marschordnung. Setzte sich das Heer in Bewegung, so war es in drei Abteilungen gegliedert. Die Borhut, durch Schützenabteilungen verstärkt, marschierte oft mehr als eine Meile vor der Haupttruppe, in welcher der Kern des ganzen Heeres vereint war. Hier ritten die Ritter, die ihre schweren Rüstungen und Helme abgelegt hatten und von ihren Schildknappen und Buben aus Packpferden nachfahren ließen. Ihnen folgten dann die Fußtruppen, die Gepäckwagen, Proviantkolonnen, der Geschütz- und Belagerungszug. Die Kriegsmaschinen waren auseinander genommen und stückweise aus Wagen, Karren, Maultiere, Esel und Packpserde verladen. Den Schluß bildete die Nachhut. 5. Die Verpflegung. Marschierte man durch feindliches Gebiet, so gewann das Heer durch Rauben und Plündern seinen Unterhalt; in Freundesland suchte man möglichst die Lebensmittel durch Ankäufe zu ergänzen, entschädigte die unvermeidlichen Verwüstungen, wenn auch oft die Einwohner sich flüchteten und manche Schriftsteller hen Durchzug eines befreundeten Heeres auf gleiche Stufe mit einem Hagelschlag und

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 203

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 203 Flucht zu sehen. Weiter sieht man die Thaten Karls des Großen und seiner Helden. Von einem Ohr zum andern ist mit glänzender Seide ein Tanz genäht, zwischen je zwei Figuren steht ein Ritter und ein Fiedler dabei." Dieses Kunstwerk soll eine entsprungene Nonne verfertigt und eine Kuh nebst Butter und vielen Eiern zum Lohn erhalten haben. Vorhänge zur Ausschmückung der Wände wurden gleichfalls gestickt. So befindet sich eine gestickte Tapete im Dom zu Bayeux, 60 Meter lang, die den Sieg Wilhelms des Eroberers über den Grafen Harald von Kent bei Hastings darstellt. Danach müssen die Frauen mitunter eine nicht ganz geringe Geschichtskenntnis gehabt haben. Vorzüglich waren die Thaten Karls des Großen und seiner Helden, sowie die griechischen und römischen Sagen der Gegenstand, den die deutschen Frauen zu ihrer Darstellung erwählten. Die deutschen Frauen waren wegen dieser Kunstfertigkeit berühmt. Wie heute gab es Vorzeichner für die Stickerinnen, da nicht jede imstande war, die Zeichnungen auf die Stoffe sich selbst zu entwerfen. Die übliche Art der Stickerei war der Kreuzstich; erst viel später kam der Plattstich auf. Die Goldfäden wurden mit Umfang-stichen festgenäht. Neben dieser Handstickerei kamen die gewebten Umhänge (Wandteppiche), Tisch- und Handtücher mit Ornamenten und Figuren mehr und mehr in Brauch, die dann später in den flandrischen Gobelins zur hohen Kunstblüte gediehen. Die römischen teppichartigen Tücher wurden zuerst in den Kirchen verwendet, von da ging ihr Gebrauch in die Häuser über. Bilder aus beliebten Erzählungen wurden am liebsten auf den großen Geweben gesehen. An der Teppichweberei oder -Wirkerei waren die Frauen in Deutschland auch beteiligt, ebenso an verschiedenen Handwerken, so bei den Lein- und Wollwebern und bei den Schneidern. Das Spinnen, Garnziehen, Wollekämmen, die Vorarbeiten für die Gewandbereitung lagen von jeher in weiblicher Hand. Auch Handelsgeschäfte sehen wir im Mittelalter von Frauen betrieben. Der Hausierhandel mit Gewürz und Kleinwaren, Messern, Ringlein, Hefteln, Tisch- und Handtüchern, Kopfbändern u. d. gl. nährte gar manches Kaufweib. Außerdem handelten die Kauflerinnen — so ist ihre Bezeichnung — in den süddeutschen großen Städten mit alten Sachen. Aber weder sie, noch die Hausiererinnen erfreuten sich eines besonders guten Rufes.

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 223

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zu Maximilian I. 223 eines Obersten den Auftrag erhielten, eine bestimmte Anzahl Volk zum Kampf unter dem Reichsbanner zu sammeln. Hatte der Oberst an seine alten Genossen, die müßig daheim saßen, die Aufforderung erlassen, in seinem Regiment als Hauptleute zu dienen, so wurden in Stadt und Land die Werbetrommeln gerührt, die Söldlinge mit Laufgeld versehen, um sich am bestimmten Tag und Ort vor kaiserlichen Musterherren zur Musterung zu stellen. Kein Dieb, kein Verbrecher erlangte Ausnahme; alle mußten makellos und mit reiner Ehre dastehen. Jedes räudige Schaf, das etwa bei der Prüfung des Vorlebens durchschlüpfte, wurde aus der Reihe der Krieger gestoßen. Auch konnte nur der, welcher sich selbst mit Wams und Schuhen, mit einer Blechhaube, einem Harnisch, gutem Schwerte und tüchtigem Spieße auszurüsten imstande war, auf Aufnahme in das Fähnlein rechnen. Vorzugsweise war es der Mittelstand aus Stadt und Land, den der Kriegsruf anlockte. Allmählich folgten auch die vornehmen Stände nach. Eitelfritz, Graf von Zollern, war der erste deutsche Edelmann, der den Ritterspeer mit dem Landsknechtspieß vertauschte. Kaiser Maximilian ging selbst mit gutem Beispiel voran und zog einmal inmitten von neunhundert mit Landsknechtrüstung versehenen Fürsten und Edelleuten in die Reichsstadt Köln ein. Bald drängte sich der Adel in Menge zu dem neuen rühm- und lohnverheißenden Waffenhandwerk und aus seiner Mitte war auch der kaiserliche Feldhauptmann Georg von Frundsberg hervorgegangen, der die verachteten Rotten zu einem angesehenen kaiserlichen Fußvolk umschuf. Unter ihm herrschte eine ziemlich strenge Zucht. Die Landsknechte banden sich durch den Fahneneid, Plünderung in Freundesland war ihnen streng verboten, ebenso alles gotteslästerliche Fluchen und Schwören. Um die Ordnung aufrecht zu erhalten, hatte jedes „Fähnlein", deren ein Regiment zehn bis sechzehn zählte, einen „Prosoß", der die Strafen vollziehen ließ, die der „Schultheiß", der Richter des Regiments, mit seinen zwölf Geschworenen über die Schuldigen verhängte. Die schwerste Strafe war die „des Rechtes der langen Spieße", eine furchtbare Todesstrafe. Eine Gasse ward gebildet und deren eine Öffnung dem Rücken der Sonne zugekehrt, Fähnriche mit verhüllter Fahne verschlossen dieselbe. Aus dem eisen-starrenden Engpaß zu entkommen war unmöglich, denn unerbittlich mußte der, durch dessen Schuld der „arme Mann" etwa entronnen war, in die Fußtapfen des Flüchtigen treten. Nach kurzer Beichte fielen die Fesseln des Verurteilten, er war zum letztenmal frei. Ein

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 224

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
224 Von der Zeit Rudolf von Habsburg dreimaliger Schlag auf die rechte Schulter im Namen der Dreieinigkeit hieß ihn, sich zum letzten Gang anzuschicken. Fest und todesmutig rannte der Verurteilte in die Gasse voll entgegenstehender Schwerter und Spieße, um dem Fähnrich sterbend als ehrlicher Soldat in die Arme zu sinken. Die Waffenbrüder fielen um seine Leiche auf die Kniee nieder, für seiner Seele Seligkeit betend, dann gaben sie ihm drei Ehrensalven aus ihren Feuerrohren; die Trommeln wirbelten, und die Fähnriche ließen ihre Fahnen wiederum frei im Winde flattern. Eine besondere Rolle spielte im Lagerleben der Landsknechte der „Weibel," der mit dem Rumormeister den Troß im Zaune zu halten hatte, von welchem der Heereszug unablässig begleitet war. Da jede andere Verpflegung fehlte, waren die Söldlinge darauf angewiesen, auf den Schlachtfeldern ihre Familien mit sich herum zu schleppen, die für sie kochten, buken, wuschen, für sie Voten- und Kundschafterdienste leisteten. Erstlich muß er ein weib und flaschen haben, dabei ein Hund und einen knaben; das weib und wein erfreut den man, der knab und Hund soll spüren, was in dem Haus tut start. Die Bekleidung der Knechte war in der ersten Zeit ihres Bestehens einfach und knapp, aber bunt und verschieden. Die Fähnlein, die unter Georg von Frundsberg die Franzosen und Schweizer besiegten, trugen nur in der Schlacht gemeinsame Abzeichen, meist ein rotes Kreuz oder eine rote Schärpe und suchten sich bei nächtlichen Überfällen durch ein Hemd, das man über Wams und Panzer warf, oder durch ein aufgeklebtes Papier kenntlich zu machen. Nach jedes Belieben und Vermögen war auch die Ausrüstung, bald bedeckte ein Visierhelm, bald eilte Pickelhaube oder ein breitkrämpiger Hut das trutzige, bärtige Haupt; an den eisernen Halsberg schloß sich in späteren Zeiten das bunt ausgeschlitzte, mit Bauschärmeln versehene Wams, bei anderen ein Panzer; ungeheuere, aus vielen Ellen Tuch gefertigte Pluderhosen fielen über die aus Streifen verschiedenartigen Tuchs bestehenden Strümpfen herab, die der Bequemlichkeit halber beim Sturm auf die derben Schuhe herunterhingen. Hatten die kühnen Gesellen nun vollends bei Eroberung einer Stadt reiche Beute an Gold und köstlichen Stoffen gemacht, Samt und Seide mit der längsten Elle d. h. mit ihren Spießen gemessen, so wußten sie kein Maß zu halten, wie sie sich bekleiden sollten. So tapfer und todesmutig die Landsknechte waren, so gefährlich waren sie, wenn der Sold nicht pünktlich bezahlt wurde oder die

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 57

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit des Frankenreichs. 57 das Reich ein Herd innerer Fehden und der Raub der beutegierigen Ungarn, eines halbwilden Nomadenstammes, der vom Ural in die Gegenden der Theiß und Donau gewandert war. Kaum erwachsen, sank der junge König 911 ins Grab. Die Karolinger in Deutschland waren ausgestorben; der deutsche Königsthron stand verwaist. Anhang: Das Keben der Frau in der karolingischen Zeit. 1. Die Eheschließung. Nach altfränkischer Sitte überreichte der Bräutigam den Angehörigen der Braut 1 Solidus und 1 Denar, zum Zeichen dafür, daß er die Mundschaft über die Jungfrau zu erwerben, d. h. sie zum Weibe zu nehmen gesonnen sei. War der Bräutigam vermögend, so schenkte er der Braut als Morgengabe einen kleineren oder größeren Landbesitz. Während früher die Zusammen-sprechung der Verlobten durch Nichtgeistliche (Laien) stattgefunden hatte, wird in der Zeit der Karolinger die kirchliche Eheschließung üblich. Doch war des Priesters Segen nicht unbedingt notwendig, und das Volk begehrte denselben auch erst nach und nach. Oft geschah die Einsegnung durch den Priester nicht in der Kirche, sondern im Hochzeitshause und zwar nicht selten erst nach der eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeit. 2. Das eheliche Leben. Die Frau stand noch immer unter der Mundschaft ihres Gatten. Starb der Mann, so währte die Trauerzeit 30 Tage, während welcher die Hinterbliebenen fasteten und Opfergaben für den Toten spendeten. Erst nach Verlauf dieser Zeit durfte die Erbteilung vorgenommen und von der Witwe eine neue Ehe eingegangen werden. Wo das Christentum Wurzel gefaßt hatte, wurden die Kinder innerhalb des ersten Lebensjahres getauft. Wie am Hofe Karls des Großen, so wird es wohl auch sonst mit der Erziehung gehalten worden sein. Die Söhne mußten, sobald es das Alter erlaubte, reiten, sich in den Waffen und in der Jagd üben, die Töchter aber sich an die Bearbeitung der Wolle, an Spinnrocken und Spindel gewöhnen. Während die Eltern angehalten wurden, die Söhne in die Schule zu schicken, wurde es von den Mädchen nicht verlangt. 3. Die Kleidung der Frau. Kleider aus weichen, schönfarbigen Stoffen umhüllten die Gestalt. Ein Mantel, zuweilen mit Pelz verbrämt und von goldenen Schnüren zusammengehalten, wallte von den

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 123

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 123 verderblichen Unwettern setzen; das ist begreiflich, da hinterher noch Leute zogen, die nur in Hoffnung auf Beute sich angeschlossen, verwegene Gesellen, leichtfertige Dirnen in Menge, die hie und da feldmäßig geordnet, mit Keulen bewaffnet und unter eigner Fahne erschienen. 6. Die Lager. Sobald man Halt machte, um über Nacht zu ruhen, warfen Ritter und Soldaten ihre Schilbe auf die Erde und legten sich darauf zum Schlafe nieder. Gewöhnlich warb zunächst auf Anweisung des Marschalls ein Lager auf freiem Felde rund oder viereckig abgesteckt und in Feindesland mit Wall und Graben befestigt, ganz nach der Römer Weise. Schmiede und Handwerker sowie die Schar der Kaufleute bilbeten mit ihren Zelten und Werkstätten eine Art von Vorstabt. Durch Sonderung von Quartieren wurden, gleichsam Straßen und Thore hergestellt; in der Mitte staub das Zelt des Herrschers, einem Tempel ähnlich und von erstaunlicher Größe. Friedrichs I. Zelt, das er vom König Heinrich Ii. von England zum Geschenk erhalten hatte, konnte kaum aus drei Wagen befördert werden. Oft war es so kostbar und prächtig mit gestickten Figuren ausgeschmückt, daß es durch lederne Decken gegen Regen geschützt werden mußte. Rings um das Zelt des Königs hatten die Befehlshaber und Vornehmen in der Reihe, wie es jedem zukam, ihre Zelte aufgeschlagen. Die Ritter lebten angenehm und heiter in Zeltgenosfenschasten, Übten sich wohl in den Waffen, um jeden Augenblick zur Schlacht bereit zu sein. 7. Die Aufrechthaltung der Ordnung. Schwer war es, in einem aus so vielen verschiedenartigen Bestandteilen zusammengewürfelten Heere während der Ruhezeit Frieden und Ordnung aufrecht zu halten. Oft mußten die Einwohner ] zur ver zweifelten Selbsthülfe schreiten. Hauptsächlich kam es darauf an, der Streitlust der Ritter und der Knechte einen Zügel anzulegen, und für die rauflustige Gesellschaft konnte keine Strafe zu streng erscheinen. Zu vielen Unordnungen gaben auch die Weiber im Heere Anlaß, bereu sittenloses Treiben selbst bei Kreuzfahrten nicht zu bänbigen war. Sie würden gefesselt, geschoren, gebrandmarkt, es wurden ihnen die Hände auf den Rücken gebunden, Stockknechte peitschten sie durch und führten sie überall umher, um die Übrigen durch den Anblick abzuschrecken. Während man das Lagerleben benutzte, die Soldaten auszubilden und Schießübungen anzustellen, wurden verhältnismäßig wenig Sicherheitsmaßregeln gegen einen nächtlichen Überfall getroffen, da man diesen noch immer für wenig ritterlich hielt. Eine Schildwache hatte wohlgerüstet das Eigentum des schlafenden Heeres zu hüten. Die Helden meldeten sich freiwillig und wählten ihre Begleitmannschaften aus; sie ritten auf Kundschaft, vertrieben sich die Zeit mit Musik und waren froh, wenn endlich ein Posauuentou und das Morgenlied des Wächters den Anbruch des Tages an-kündete, der auch das ganze Heer aus dem Schlafe weckte. Ein Herold des Feldherrn rief dann ans, ob mau den Tag noch rasten oder weiter marschieren solle. 8. Die Verabredung des Kampfes. Eigentümlich ist es, wie der alte Brauch der Germanen, Tag und Ort der Schlacht mit dem Feinde zu vereinbaren, noch im Mittelalter zuweilen geübt ward. Die Schlacht galt eben als ein Zweikampf, in dem ein Gottesurteil zwischen den Gegnern entscheiden sollte. Es wurden Sicherheiten gegeben, daß bis zu dem bestimmten Termine der Friede nicht gebrochen werde; jeder Feldherr bedrohte seine L-oldaten, falls sie vorher Feindseligkeiten verübten, mit dem Galgen. Nahte der Schlachttag, so herrschte in beiben Heeren die größte Emsigkeit; die Werbe würden gestriegelt, die Helme blank geputzt, die Rüstungen gescheuert, die Schwerter geschliffen; die Schleuberer gossen bleierne Kugeln, und die Schützen füllten

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 341

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformationszeitalter. 341 klatschenden Kolben ober Schwert von Holz ober Messing so benannt, straften sie mit bett Schlägen der Pritsche die Ungebühr und Ungeschicklichkeit einzelner Schützen und hielten auch die Zuschauer in Ordnung. Auf dem Festplatze war oft zwischen Buden und Zelten ein „Rabenstein" errichtet, „worauf man die, so es verdient, es wären gleich Adelspersonen, Schützen, Bürger oder Bauern, gestraset und ihnen die Pritschen geschlagen hat." Der Pritschenmeister war auch zugleich der Lustigmacher der Gesellschaft. Pries der Herold einst die Großthaten der Wettkämpfer auf den Turnieren, so hatte der Meister jetzt die Mißgriffe der Kämpfer zu verspotten. Um auf die Festlichkeiten, denen er diente, Spruchgedichte zu verfertigen oder bei Abstrafungen herkömmliche oder aus dem Stegreif verfaßte Verse hersagen zu können, mußte er stets reimfertig, gewandt und geschickt sein und daneben niemals einen guten Trunk verschmähen. Da es solche Leute nicht in jeder Stadt gab, so mußten sie verschrieben werben; sie trieben für gewöhnlich ein bescheibenes Handwerk, das nicht zuviel Ausbauer forberte. Am Morgen des Festes zogen die Pritschenmeister mit der Stadtmusik durch die Straßen und forderten die Fremden zur Versammlung auf deut Schießplatz auf. In feierlichem Zuge marschierten die Festgeber hinaus, voran die Pritschenmeister, bahinter die Zieler, die Zielstäbe in der jgattb, batttt die Trommler und Pfeifer, barauf die Wür-benträger und Schützen der Stadt, weiter ein Zug von feinen jungen Knaben der Stadt, alle gleich gefleibet, Söhne der angesehensten Familien, welche die kleinen Scheibenfahnen trugen, barauf folgten die Fahnen mit den Schimpffahnen, der spöttischen Auszeichnung schlechter Schüsse. Dazu kamen attbere Knaben, welche die bunten Truhen trugen, in betten die Bolzen gesammelt würden. Bald babarauf begann dann das Schießen, das mehrere Tage, zumeist eine Woche, oft auch länger anhielt. Gegen das Ende des Festes würde das Schießen in den meisten Landschaften Deutschlands durch einen schönen Brauch unterbrochen. Im Zuge schritten mehrere der vornehmsten Jungfrauen der Stadt, festlich gekleidet, von Ratsherren, Stadtpfeifern und Trabanten begleitet, auf den Schützenplatz. Eine von ihnen trug in verzierter Schachtel einen kostbaren Kranz, — zuweilen von Silber und Gold mit Perlen und Edelsteinen geziert, — eine andere die schöne Fahne. Auf dem Platz hielten sie ihren Umzug, dann wurden die Schützen einer befreundeten Stadt aufgerufen, ein Sprecher der Stadt hielt

9. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

10. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 361

1830 - Berlin : Reimer
361 stankenbraim bis zum Blonden, fast Weißen variirend; ein mehr oder weniger hohes Fleischroth erhöht die Weiße der Haut, welche, schneller Farbeveränderung unterworfen, je nach der Art auf das Subject einwirkender Eindrücke roth oder blaß und so ein Verräther der Leidenschaften wird, sich aber unter dem Einfluß des Klima's verändert, und mehr oder weniger die braune Farbe der folgenden Art annimmt, jedoch bisweilen diese, selbst im höchsten Grade statt findende Fär- bung wieder verliert, wenn sich die Individuen der Sonnen- hitze nicht mehr aussetzen» kurz diese Art behält oder bekommt im Schatten ihre ursprüngliche Weiße immer wieder. Ein gegen das kleine Knie hin dünner werdender Schenkel, eine stark markirte Wade, der sichere Gang, die runden halbkuge- ligen Brüste des Weibeö, deren Warzen selten braun, oft rosenroth gefärbt sind, und den Achselhöhlen gegenüberstehen, vollenden den Character dieser Art. Frühzeitig trat bei bei- den Geschlechtern die Schaamhaftigkekt ein, was die Kleidung bezeugt. Sie leben vorzugsweise in Monogamie. Die Gottesverehrung der zu dieser Art gehörenden Völ- ker bestand anfangs in der Anbetung vieler Götter; sie hat- ten früh eine Idee von Unsterblichkeit der Seele, und haben im Allgemeinen den christlichen Glauben angenommen. Sie sind am meisten für das gesellschaftliche Leben geeignet. Un- ter ihnen sind die größten Geister geboren worden. Liebe für das Vaterland, und zu den Künsten und Wissenschaften zeichnen sie aus. Erlaüterung 2. Racen, bei denen von jeher weite Beklei- dung gewöhnlich; wo die Sitte die Weiber den Männern fast bis zur Sclaverei untergeordnet hat; wo sehr oft mit dem Alter der Kopf vorn kahl wird. r>) Kaukasische (östliche) Race. Der Teint der Wei- der ist frisch und glänzend weiß, die Haut ausgezeichnet glatt, der Mund sehr klein, die Augenbraunen sehr dünn; die Haare gewöhnlich schön schwarz, fein, glänzend und herrlich gelockt, die Nase fast gerade, das Gesicht ein vollkommenes Oval; der Hals besonders schön, die Haltung majestätisch, aber bald durch die gewöhnlich eintretende Wohlbeleibtheit gestört. Da- hin gehören die Bewohnerinnen Mingreliens und Georgiens, am südlichen Abhange des Kaukasus und Circassiens am Nord, Abhange, welche wegen ihrer Schönheit die Harems (Frauengemächer) der Mohameder von dem Innern Asias aus bis zur Nordwestecke Afrikas, Marocco, schmücken. Die Män, ner sind eben so schön, ihr mittlerer Wuchs fünf Fuß vier Zoll, ihr Temperament sanguinisch und phlegmatisch. In jedem Zeitalter die Gebirgsketten des Kaukasus zwischen dem schwarzen Meere und dem Caspi See bevölkernd, breitete sich diese Race in einem halben Bogen längs den Küsten des letz- tern gegen W. aus, und findet sich auch in einigen Thälern an den Quellen des Euphrats wieder. Durch die beständige
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