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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 54

1909 - Leipzig : Hirt
54 Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii. kund, denen der rechte Begriff fehlte. Ihr Streben ging dahin, die deutsche Einheit wiederherzustellen so stark und umfassend, wie sie in den Tagen des höchsten Glanzes des mittelalterlichen Kaiserreichs gewesen war. Im Juni 1815 wurde in Jena die Allgemeine Deutsche Burschenschaft gegründet. Wahres Christentum, ernste Geistesarbeit, Sittlichkeit und echtes und rechtes Deutschtum waren die ursprünglichen Ideale dieses Bundes. Ein mit Schnüren besetzter schwarzer Samtrock mit übergeklapptem, breitem, weißem Kragen und ein schwarz-rot-goldnes Band auf der Brust waren die Abzeichen. Eifrig wurde auf Jahns Veranlassung auch das Turnen betrieben. Burschenschaften entstanden bald an allen deutschen Universitäten. Seitens der Regierungen wurden die Bestrebungen der Burschenschaften und des Turnvaters Jahn nicht gern gesehen, als die jungen Leute anfingen, Politik zu treiben. Die dritte Jahrhundertfeier der Reformation im Jahre 1817 gab den Burschenschaften Anlaß, einen großen deutschen Burschenschaftstag abzuhalten. Am 18. Oktober 1817 kamen die Burschenschafter aus allen deutschen Gauen auf der Wartburg zusammen. Das Fest hatte einen ernsten, religiösen Anstrich. Zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig flammten auf den Bergeshöhen die Oktoberfeuer. Da führten einige Studenten ohne Vorwissen des Festausschusses ein verhängnisvolles Nachspiel auf. Es wurden eine Anzahl Bücher, die man als undeutsch und unchristlich bezeichnete, mit einer Heugabel ins Feuer gestoßen. Zuletzt flogen die Nachbildungen eines hessischen Zopfes, eines österreichischen Korporalstockes und eines preußischen Gardistenschnürleibes ins Feuer. Damit war das der unerfahrenen Jugend nicht zustehende Gebiet der Politik betreten; die Schuld der einzelnen wurde der ganzen Studentenschaft zur Last gelegt. Diese Vorkommnisse erregten den Unwillen der Regierungen. Zu einem strengen Einschreiten gegen jegliche freiheitliche Bewegung aber wurden sie veranlaßt, als 1819 der russische Staatsrat Kotzebue von dem Studenten Karl Sand in Mannheim ermordet wurde. Kotzebue war der deutschen Jugend verhaßt, weil er scharfe Artikel gegen die freiheitlichen Bewegungen schrieb. Sand hatte keine Mitschuldigen. Einige Wochen später wäre beinahe der nassanische Präsident Jbell in Wiesbaden der Mordwaffe des jungen Apothekers Löning zum Opfer gefallen. Die Karlsbader Beschlüsse (20. September 1819). *) Sogleich nach dem Wartburgfeste wurden in Preußen die Studentenverbindungen verboten und die Turnplätze sorgfältig bewacht. Die Greueltaten in Mannheim und Wiesbaden aber boten dem österreichischen Staatskanzler Metternich Veranlassung, noch andre Maßregeln zur Unterdrückung der freiheitlichen Bewegung zu ergreifen. Metternich war der größte Gegner *) Quellenbuch S. 370 ff

2. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 56

1911 - Breslau : Hirt
56 Xvii. Moderne Plastik. Tuaillon. 104. ouis Tuaillon, Reiterstandbild Kaiser Wilhelms Ii. auf der Klner Hohenzollernbrcke. Das neuerstandene Reich stellte die deutsche Kunst vor eine Flle monumentaler Auf-gaben, die sie zunchst durch (Erneuerung der alten historischen Stile zu lsen versuchte. (Ein Menschenalter mute vergehen, ehe man auf Anregungen hin, die vom englischen Kunst-Handwerk kamen und auf Zweckmigkeit und Materialgerechtigkeit" drangen, sich nach mancherlei Wirrsal zu einem dem Zeitgeist entsprechenden neuen Stil durchrang. (Eines der edelsten Werke dieses neuen Stils ist das Reiterdenkmal Wilhelms Ii. von Louis Tuaillon. Die knappen, scharf umrissenen Formen des kaiserlichen Reiters, in dem sich trotz eherner Ruhe jede Muskel spannt, gehen mit dem gleichfalls groß und lebenswahr durchmodellierten, weitausgreifenden edeln Pferde, fr welches selbst der gestutzte Schweif charakteristisch ist, zu dem berzeugenden (Eindruck einer willensstarken Persnlichkeit zusammen. So wird das Standbild zugleich zum Symbol des unter des Kaisers Zepter auf allen Lebensgebieten mchtig vordringenden deutschen Volkes.

3. Griechische und römische Geschichte - S. 12

1913 - Leipzig : Hirt
19. Rmischer Triumphzug. In der Mitte des Bildes der Feldherr, die Toga der dem linken Arm auf einem von vier weien Pferden gezogenen vergoldeten Wagen, der hinten eine Siegesgttin tragt. Sc Es folgen die Angehrigen des Feldherrn, seine Offiziere und Soldaten mit ihren Feldzeichen. Der Zui Feldherr seinen Lorbeerkranz oder seine goldene Rm

4. Griechische und römische Geschichte, Der Sieg des Christentums - S. 12

1909 - Leipzig : Hirt
12 Geschichte der Griechen. seiner Rckkehr aus dem Trojanischen Kriege fand er seinen alten Bater Laertes im Garten mit der Schaufel beschftigt. Seine Ge-mahlin Penelope webt mit ihren Dienerinnen die Gewnder fr die ganze Familie. (Bild 6.) Auch ein Leichentuch fr den alternden Laertes. Die Sitte, die Leichentcher in Bereitschaft zu halten, finden wir ebenfalls in der Geschichte des deutschen Mittelalters. Knigin Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., gab die fr sie bestimmten Leichen-tcher ihrem Enkel Wilhelm, Erzbischof von Mainz, mit, als dieser sie kurz vor seinem und ihrem Tode zum letztenmal besuchte. Das Zusammen-arbeiten von Herrschaft und Dienerschaft zeigt, da ein innigeres Verhltnis zwischen beiden Teilen bestand, als das Wort Sklave ausdrckt. Der Sklave mehrte den Wohlstand des Herrn; dieser war dafr dankbar. Kleinstaaterei. Fast jede Stadt und jede Insel hatte ihren König; Homer nennt die Könige die Hirten der Völker. Der König bewohnt einen Palast, der durch seine Gre kenntlich ist. Hier versammelt er die Edeln des Volkes, die Geronten, um sich zu Sitzungen und gemeinsamen Mahlzeiten. Er wird zuerst bedient; die besten Fleischstcke werden ihm gereicht. Zu seinem Haushalt erhlt er Geschenke vom ganzen Volk. In den ffentlichen Volksversammlungen trgt er als Zeichen seiner Wrde das Zepter. Jeder, der in der Versammlung das Wort ergreift, nimmt das Zepter. Die Geronten sind die Volksltesten. Sie werden auch Könige genannt. Sie sind gewissermaen die adligen Grundbesitzer. Mit ihnen bert der König der alle wichtigen Angelegenheiten. Dann werden die Beschlsse in der Volksversammlung verkndet. Die knigliche Kleidung Agamemuons beschreibt Homer, indem er zeigt, wie der König sich ankleidet: Setzte sich aufrecht hin und zog das weiche Gewand an, Sauber und neu gewirkt und warf den Mantel darber; Unter die glnzenden Fe band er sich stattliche Sohlen; Lngte sodann um die Schulter das Schwert voll silberner Buckeln, Nahm das Zepter darauf, vom Dater ererbt und von ewiger Dauer. Der König ist oberster Heerfhrer im Kriege, oberster Priester seines Volkes und oberster Nicht er. Reichtum. Einzelne 5!nigsgeschlechter mssen sehr reich gewesen sein. Schliemanns Ausgrabungen in Myken, Tiryns und Troja haben eine Menge Schmucksachen zutage gefrdert. In den Grbern zu Myken und Troja fanden sich staunenswerte Gold- und Silberschtze, die den Toten mit ins Grab gegeben worden waren. Goldne Masken, die Zge des Verstorbenen darstellend, lagen der dem Antlitz der Männer, und groe goldne Platten deckten die Brust. Goldumsponnene Zepter, kost-bare Dolche, Schwerter an goldnen Wehrgehngen wurden gefunden. Die Gewnder der Frauen mssen mit Gold berladen gewesen sein,

5. Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 2

1909 - Leipzig : Hirt
Li ,e\ 61 n&sjnedjte. Die Landsknechte, eine von Maximilian I. eingefhrte Futruppe, wurden aus allen Stnden geworben. Die Waffen (tapieg, Schwert, Feuerrohr) hatte sich jeder selbst zu besorgen, auch die Kleidung, die meist farbenfreudig und bequem war. Mit den Soldaten zogen vielfach auch ihre Frauen und Kinder ms Feld. - Auf dem Bilde wird nach dem Zelte des Feldobersten ein Unterhndler von zwei berittenen Offizieren geleitet. Links I..gamtlien'^ne- Das aufgesteckte Reisigbndel dahinter bezeichnet das Marketenderzelt. Die Zelte der Fhrer waren kenntlich an dem aufgesteckten Banner.

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 11

1909 - Leipzig : Hirt
18. Turnier. Die beiden in Eisen gekleideten Ritter, deren Einzelkamps das Bild darstellt, sind im schrfsten Galopp aufeinander losgeritten. Mit der Linken haben sie den Schild gefat, mit der Rechten die stumpfe, zum Schutze der Hand mit einer Scheibe versehene Lanze, Der von der linken Seite heran-sprengende Ritter hat den Gegner gut getroffen; seine Lanze ist von dem heftigen Anprall zerbrochen, aber der Gegner strzt.

7. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

8. Ferdinand Hirts historische Bildertafeln - S. 19

1886 - Breslau : Hirt
19 Reichen, in welche sich die grosse Frankenhei 1 schaff auflöste, ward das gleiche Schicksal wilder Anarchie und trostloser Stagnation zu teil. Bis in das 10. Jahrhundert beruhte die abendländische Kultur immer noch auf der Tradition der römischchristlichen Kaiserzeit, wenn auch diese Quelle nur in sehr dünnen und fast versiegenden Rinnsalen sich ergoss. Am meisten wehte der Hauch des antiken Lebens in Italien, wo in den Städten die alte Gewerbs- und Handelsthätigkeit nicht ganz erloschen war. Und als Otto I. die politische Verbindung zwischen Italien und Deutschland erneute, begünstigte sie die Förderung der Zivilisation nördlich der Alpen. Dazu trat der Verkehr mit Constantinopel, den schon Karl der Grosse angeknüpft hatte, und besonders seit der Vermählung Ottos Ii. mit der byzantinischen Prinzessin Theophano erhielt griechische Bildung am Hofe auf einige Jahrzehnte eine Pflegestätte. Aber solche fremde Elemente verkümmerten wieder und drangen nicht in weitere Kreise. Die ottonische Periode ist mehr als ein Ausläufer und Schlussglied der karolingischen Entwickelung zu betrachten. Und es mag wohl der Wahrheit entsprechen, dass die Gesandten der sächsischen Kaiser in Byzanz, wie am Kalifenhofe als die Repräsentanten halbgebildeter Barbaren erschienen. Im 11. Jahrhundert bemächtigte sich aber im Abendlande aller Gemüter eine gewaltige Unruhe; es gährte in allen Geistern. Dieselben erhielten durch die Berührung mit der islamitischen Welt, in welcher die verschiedenartigsten Kulturelemente sich durchdrungen hatten und zu einer nicht unwesentlichen Steigerung gelangt waren, eine besondere Auffrischung. Zunächst gingen die arabischen Einflüsse von der pyrenäischen Halbinsel aus, und hier war auch der Schauplatz, auf welchem im 11. Jahrhundert die Veredelung des mittelalterlichen Rittertums erfolgte. In dem Kampfe mit den Mauren fanden die Christen der nördlichen Ge-birgsstriche Unterstützung hauptsächlich durch französische Krieger. Die Glaubensstreiter unterwarfen die Führung der Waffen einem hohem, sittlichen Gesetz. Hier erhielten die Forderungen ritterlichen Ehrgefühls, die Verbindung kriegerischer Tugenden mit idealen Gesinnungen, die Romantik des ritterlichen Heldentums ihre Ausbildung. Dann war es die Kreuzzugsbewegung, welche eine umfassende Einsicht in die arabische Kulturwelt ermöglichte, einen unerschöpflichen Reichtum neuer Anregungen bot und durch die unermessliche Erweiterung des geistigen Horizontes der abendländischen Entwickelung die entscheidende Wendung gab. Nicht minder mussten die Kreuzzüge für die ideale Form des Rittertums, für die Kräftigung ritterlichen Sinnes, für die Verfeinerung der ritterlichen Institutionen günstig wirken. Und da der französisch-normännische Volksstamm in ganz überwiegender Weise an den östlichen Unternehmungen sich beteiligte, so dass die Kreuzfahrerstaaten gleichsam zu französischen Kolonien sich gestalteten, so kamen natürlich ihm hauptsächlich die segensreichen Folgen zu Gute. Durch ihre Ueber-legenheit erhob sich französische Gesittung rasch zum Muster für die ritterlichen und höfischen Kreise anderer Völker; französische Sprache bürgerte sich überall bei der vornehmen Gesellschaft ein und stieg zum Range einer internationalen Weltsprache auf; französische Kultur machte die Deutschen in ihrer Denk- und Lebensweise vollständig abhängig. Wir erkennen dies deutlich z. B. an der Kleidung. Freilich die alten Volkstrachten der mittleren und unteren Stände wurden sogleich nicht berührt. Zunächst also zeigen sich hier nur geringe Veränderungen. Sie bestanden hauptsächlich darin, dass man die Schenkelbinden aufgab und Socken von Filz, beziehentlich Halbstiefel von Leder anlegte (Tafel 17, No. 6). Doch blieb bei den Bauern der alte Bundschuh in Gebrauch. Allgemein trug man enganliegende Hosen d. h. Langstrümpfe, die bis zum Oberschenkel reichten und hier mit einem andern, schwimmhosenartigen Beinkleid (Bruoch) durch Schnüre verbunden waren, oder ganze, geschlossene Beinlinge. Erst in dem 13. Jahrh, gestatteten sich die niederen Gesellschaftsklassen den schon früh von Frankreich übernommenen Brauch der höheren nachzuahmen und die Männerkleider zu verlängern (Bogen 17, No. 7 u. 8) Die Vornehmen und Hofleute fanden dabei das Vorbild in dem Herrscherornat der Fürsten, die den Kleiderprunk und Pomp der byzantinischen Kaiser angenommen hatten, seitdem das fränkische Königtum mit der kaiserlichen Würde verbunden worden und mit dem oströmischen Reiche in Verkehr getreten war. Dargestellt in faltigen, tief über die Kniee herabreichenden Untergewändern und lang wallenden, weiten Mänteln erscheinen Rudolf von Schwaben, der im Jahre 1080 verstorbene Gegenkönig Heinrichs Iv., (Tafel 16 No. 1), König Wilhelm der Rote von England (t 1100; Tafel 17 No. 5), Gottfried Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie (f 1151; Tafel 16, No. 5). Für die Gewänder, deren die Männer wie Frauen mehrere übereinander trugen, kostbare, gemusterte Stoffe von Byzanz zu beziehen, sie mit nordischem Pelzwerk zu verbrämen und zu füttern, die Kleiderränder durch Stickereien u. s. w. zu verzieren und glänzende Schmuckgegenstände zu verwenden, griff immer mehr um sich. Selbst die Dienerschaft nahm an dem Prunke teil, wie aus den Abbildungen der beiden Pagen oder Knappen (Tafel ; 17 No. 3 u. 4) hervorgeht. Der eine von ihnen trägt als Kopfbedeckung eine Art Zeugkappe, über deren Form oben (zu Tafel 15, No. 8) zu sprechen Gelegenheit war, und in den Händen eine Schriftrolle; bemerkenswerter Weise ist sein langes Gewand, jeden-j falls um die eilige Bewegung des Gehens zu erleichtern, vorn vom Gürtel abwärts aufgeschlitzt, eine Form, welche den späteren Rock vorbereitet. Das Gewand des andern Pagen besteht zwar aus einem zusammenhängenden Stück, besitzt jedoch eine verschiedenfarbige Halbteilung der Länge nach vom Halse abwärts, um die Wappen färben des Herrn zur Schau zu stellen. Mit der Zeit verschritt aber Frankreich, das den Ton angab, zu Änderungen, indem die Verkürzung und Verengerung der männlichen Gewänder aufkam. Letztere führte des leichteren Anziehens wegen dazu, dieselben längs der Brust oder des Rückens ganz aufszuschlitzen und zum Knöpfen, beziehentlich Zuschnüren einzurichten (Tafel 17, No. 14 u. 15). Der untere Rock gewann dadurch den Charakter einer Weste mit Ärmeln, die ebenfalls Knöpfvorrichtungen besassen. Doch gehört diese Neuerung mehr in das 14. Jahrhundert. Solange die Verlängerung der Männerkleider bestand, näherten sich dieselben sehr den Frauengewändern. Für den Schnitt der letzteren wirkte nicht minder die französische Mode bestimmend, und darum ist die Darstellung einer französischen Dame aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts (Tafel 17, No. 9) von Wichtigkeit. Am meisten fällt dabei der neue. aber im 13. Jahrh, wieder verschwindende Brauch auf, die Ärmel des oberen Kleides zu Hängeärmeln zu erweitern; ausserdem ist dasselbe an der Brust etwas geöffnet, so dass es die reiche Halsbordierung des unteren Gewandes blicken lässt; das Haar fällt in langen Zöpfen geflochten herab; Kopfschleier und Schultermantel vollenden die Bekleidung. Überhaupt war der Mantel, der für beide Geschlechter die nämliche Form zeigte, das Staatskleid der Damen wie der Herren, gehörte zu den Bedingungen einer vornehmen Erscheinung auch in Deutschland (a. a. 0., No. 12) und blieb stets für Festlichkeiten erforderlich. Eine weibliche Figur vom Naumburger Dome zeigt den Mantel mit einem kleinen, an beiden Seiten dreieckig endigenden Umschlagkragen, und es fehlen die weiten Hängeärmel (a. a 0. No. 10). Es liegt das untere Kleid am ganzen Körper fest an (a. a. 0. No. 11). Die Frauen trugen darüber auch ein weiteres, ärmelloses Gewand (a. a. 0. No. 13), womit sich wiederum die männliche Tracht berührt (a. a. 0. No. 8), und zugleich tritt es auf jener Abbildung zu Tage, dass man auch in der Frauenwelt die Kleider und zwar oben auf der Vorder- oder Rückseite aufschlitzte und für das Zuschnüren einrichtete. Neben Kopftuch oder Schleier war als weibliche Kopftracht üblich das Gebende d. h. das Gebundene, ein Band, welches um Kinn und Wange laufend in Verbindung mit einer flachen, gesteift umrandeten Mütze zu stehen pflegte (a. a. 0. No 10); wo es der Rang verstattete, trat eine Krone hinzu. Letztere bestand für beide Geschlechter zumeist aus einem Goldreifen mit Edelsteinschmuck und lilienartigen Zinken. Dazu trat ein Zepter, der Herrscherstab aus Edelmetall, welcher verschiedenartige, dem Tier- (der Adler ist jedoch noch selten!) oder Pflanzenreich entnommene Verzierungen aufwies. Zum Ornate des Fürsten gehörte ausserdem der Reichsapfel, das Sinnbild des sich über die Erde erstreckenden Reiches. Doch erschienen die Könige natürlich nur bei feierlicher Gelegenheit in ihrem Herrscherornate, gleichwie die Weltgeistlichkeit und die Ritterschaft im Alltagsleben gewöhnliche Kleidung trugen. Was den geistlichen Ornat betrifft, so gelangte er später als im Morgenlande zu festen Formen, und die Trennung beider Kirchen, welche seit dem i. J. 726 entfachten Bilderstreit ihren Anfang nahm, macht es erklärlich, dass gewisse Abweichungen in der Gestalt der liturgischen Gewänder eintraten. Etwa seit dem 9. Jahrhundert hat sich die Form der letzteren in der katholischen Kirche fixiert: Sie bestehen hauptsächlich aus dem langen Untergewand (ursprünglich aus weisser Leinwand und daher Alba genannt), einem kürzeren Überziehkleid (Dalmatika oder Tuni-cella), das zuweilen (Tafel 17, No. 1) bogenförmig am untern Rande ausgeschnitten wird, und aus dem Messgewand (Pänula, Casula). Das letztere bewahrte zwar seine für den Gebrauch der Hände etwas hinderliche Glockenform, erhielt aber vielfach die glänzendste Ausstattung. Auf der Casula erscheint entsprechend der gabelförmigen (Y) Schulterbinde, welche in der griechischen Kirche üblich (vergleiche Tafel 13, No. 4 ff.), ein aufgenähter Besatz; der Gebrauch eines ähnlichen, aber beweglichen Streifens (Pallium) beschränkte sich auf Erzbischöfe. Als allgemeines Zeichen der priesterlichen Gewalt pflegte die Geistlichkeit die Stola, ein riemenartiges, langes Band, zwischen Alba und Dalmatica um den Hals gelegt zu tragen, dergestalt dass die mit Stickereien und Troddeln versehenen Enden bis zu den Füssen herabreichten und hier sichtbar waren. Für die Kopfbedeckung des Bischofs tritt seit dem 10. Jahrh, die Mitra auf, eine

9. Ferdinand Hirts historische Bildertafeln - S. 22

1886 - Breslau : Hirt
22 im Mittelalter durch das Istützlichkeitsprinzip bedingt; das Mobiliar kennt keine durchgebildete Formenüberlieferung. Der Stuhl, der Tisch u. s. w. ist in der Kegel nichts weiter als ein einfaches, aus vierkantigen Ständern und Querhölzern zusammengezimmertes Holzgestell, bei welchem ganz im Gegensatz zur antiken Kunstrichtung nur geringe Versuche stattfinden, das starre Strukturschema, die massige Schwerfälligkeit zu beleben. Im übrigen entzog man die Betten durchaus nicht, wie jetzt, dem Auge des Fremden, sondern wies ihnen in den dem Verkehr gewidmeten Räumen sogar einen Hauptplatz an und machte sie vielfach durch künstliche Schnitzarbeit zu Prunkgeräten. Bogen 18 und 19. Vom 14—15. Jahrhundert. Mit dem Beginn dieser Periode liegt der Verfall des Rittertums offenkundig vor. Hand in Hand war mit den Fortschritten der Kultur die Ausbildung des Geschmackes für alles, was das Leben verschönern kann, das Verständnis für die Reize der Kunst und der Luxus gestiegen. Die alte Schlichtheit, Sittenstrenge und Tüchtigkeit hatten der Prunk- und Genusssucht Platz gemacht, die guten Seiten der feineren Lebensart durch das Raffinement und die Entartung der Sitten in den ritterlichen Kreisen sich überwuchern lassen. Dafür gewinnt ein anderer Stand, welcher durch eigene Kraft sich zum Wohlstand und zur Selbständigkeit aufgeschwungen, eine wachsende Bedeutung: Der Bürgerstand überflügelt die eigentümliche Kultur des ritterlichen Zeitalters und stützt seit dem 14. Jahrhundert hauptsächlich die nationale Entwickelung. Die Mittel, zu denen der Bürger gelangt war, dienten ihm nicht nur zur Forterhaltung und Sicherung des Errungenen, sondern auch zur ferneren Ver-annehmlichung seines Zustandes überhaupt. Aus der bürgerlichen Gesellschaft gehen nunmehr die Vertreter der Bildung und die Künstler hervor, die für jene schaffen, den Geschmack jener repräsentieren. Die reicheren Bürgerklassen suchen es dem Adel im Aussern des Lebens gleich zu thun und nehmen von ihm die Umgangsformen an. Es werden nun feinere Sitten gewisser-massen ein Gemeingut, aber sie verlieren auch zum guten Teil ihren Reiz und ihre Anmut. Bei aller Gesinnungstüchtigkeit der neuen Gesellschaft erscheinen ihre Leistungen vielfach prosaischer und philiströser. Dabei bewahrte Frankreich, welches in so mannigfachen Beziehungen des Lebens die Führung übernommen hatte, sich diese Rolle. Massgebende Geltung behauptete es speciell in der Tracht. Und zwar beliebte man eine starke Verengerung der Gewänder bei beiden Geschlechtern, sowie eine zunehmende Kürzung des Oberkleides bei den Männern, wie schon auf Seite 19 erwähnt worden. Demgegenüber bewegte sich aber der Tagesgeschmack auch im andern Extrem. Der Einschnürung und Verkürzung wurde die Erweiterung und Verlängerung entgegengesetzt, und man schwankte zwischen den verschiedenen Bestimmungen der Mode, deren Zeitalter nunmehr beginnt. Der Kleiderprunk und das Geckentum, wogegen strenge Ordnungen und Verbote nichts auszurichten vermochten, erreichte eine erstaunliche Höhe. Die kostbaren Stoffe aber, welche man in grosser Fülle verbrauchte, kamen nicht mehr wie früher aus weiter Ferne, sondern es lieferte jetzt die gesteigerte Gewerbethätigkeit besonders der Niederlande geschmackvoll gemusterte Seidengewebe, Samt und Brokat (gold- und silberdurchwobene Stoffe). Und gerade der Hof der prachtliebenden Herzöge von der Bourgogne, welche während des 15. Jahrhunderts französische und deut sch-nieder ländische Gebiete in weitem Umfang vereinigten, bildete einen Mittelpunkt des übertriebenen Luxus. Von der erstaunlich vielartigen Formenmenge, welche die damalige Mode oft in widerwärtigen Ausartungen schuf, lässt sich hier nur weniges anführen. Zunächst die Schellentracht, welche hauptsächlich in Deutschland Beliebtheit genoss. Sie scheint ihren Ursprung daher gewonnen zu haben, dass der den Orientalen entlehnte bchellenbehang der Pferdegeschirre auf die menschliche Kleidung übertragen wurde. Männer (Tafel 19, No. 1) und Frauen der wohlhabenderen Klassen gingen gern mit tönenden Glöckchen „schurr, schurr und kling, kling“, bis man diesen merkwürdigen Schmuck etwa seit 1470 aus Überdruss beseitigte und dem Narrentum überliess, welches ihn danach zu einem bestimmten Abzeichen seines Standes machte. Kurze Zeit dauiuf veilor sich auch ein anderer Brauch, die geradezu unsinnige Zuspitzung der Schuhe. Sei es nämlich, dass man besonderes Schuhwerk anzog (hohe, zum Umschlagen eingerichtete Lederst] efel, wie sie der Knappe auf Tafel 19, No. 6 trägt, scheinen nur in beschränkter Anwendung für Reiten, Jagd u. s. w. üb ich gewesen zu sein), sei es dass die Beinkleider auch die i usse bedeckten und darunter Sohlen genäht waren (zum weiteren Schutz gab es in diesem Falle sogenannte Trippen, d h hölzerne, durch Querriemen an den Füssen befestigte Untergestelle; vergl. Tafel 19, No. 14), so verlängerte man die Spitzen ganz ungeheuerlich und liess sie vielfach in gekrümmten Schnä- beln auslauten, Es war dies eine Sitte, welche schon vor dem 14. Jahrhundert aufgetaucht war, dann aber allgemeine Verbreitung fand und Anfang des 16. Jahrhunderts in das Gegenteil umschlagend dem an den Zehen handbreit abgestumpften Schuh werk wich. Nicht minder ungebührliche Verlängerung liessen vornehme Männer auch den Ärmeln zu teil werden, so dass sie fast auf die Erde herabreichten und zur freien Bewegung der Hände erst zurückgeschlagen werden mussten (Tafel 19, No. 7). In hohen und in niederen Kreisen (ebenda No. 4) waren wallende Binden, welche um Hut und Schultern geschlungen wurden, sehr beliebt. Im Gegensatz zu dem Prinzip, gewisse Teile der Tracht extrem lang zu gestalten, stand die schon erwähnte Unsitte, die Männerkleider möglichst (nicht selten bis zur Unanständigkeit) eng und kurz einzurichten. Sie schloss jedoch nicht aus, dass man darüber bequemere Gewänder trug, wie z. B. die sog. Schaube, einen vorn offenen Überziehrock, welcher seit circa 1450 besonders in Aufnahme kam (ebenda No. 5). Auch folgten durchaus nicht alle der bizarren Willkür des Geckentums. Als Staats- und Zierkleid blieb unter dem Namen „Robe“ die lange und weite Tracht in allen Klassen der Gesellschaft, in allen Ländern üblich und gerade bei den ehrbaren Männern z. B. des Bürgerstandes (a. a. 0., No. 2—4), des Gelehrtenstandes (ebenda No. 12) u. s. w. in Gebrauch. Natürlich hielten sich auch die Frauenkostüme von Modethorheiten nicht frei. Die weiblichen Gewänder bestanden hauptsächlich aus einem oberen und einem unteren Rock, welche beide möglichster Verengerung unterworfen waren. Dazu trat ein ungebührliches Mass der Schleppe, die Aufschlitzung der Ärmel (um das Unterkleid zu zeigen; Tafel 19, No. 9) und der tiefe Ausschnitt an Hals und Schultern, womit nicht immer durch einen verzierten Brustlatz eine Verhüllung des Busens verbunden war. Die seltsamsten Formen wies der Kopfputz auf: Wulsthauben oder zuckerhutförmige Aufsätze mit Schleierbehang (Tafel 19, No. 10 u. 11). Die Mode beeinflusste auch den über der Rüstung getragenen Waffenrock. Derselbe bildete ein Schmuckstück des Ritters und erscheint z. B. auf der Abbildung des Herzogs Heinrich Iv. von Breslau (f 1290; Tafel 18, No. 1) mit dem Eigenwappen als Muster bunt gestickt. Als man um 1400 alle Säume der Kleidung in Zacken oder Zaddeln zu zerschneiden beliebte, nahm der Waffenrock die gleiche Form an (ebenda No. 4 u. 5). Derselbe schwand aber als kriegerischer Schmuck gegen das Ende unserer Periode. In dieser erhielt die bisher übliche Ringelflechtschutzbekleidung eine Verstärkung durch Auflegung von Metallstücken an einzelnen Stellen (des. Gelenkstellen) des Körpers: Knie-, Ellbogen- und Schlüterkapseln treten z. B. an der Rüstung des Königs Günther von Schwarzburg (f 1349; Tafel 18, No. 2) hervor; auch die Handschuhe weisen einen oberen Blechschutz aut. Zu weiteren Verbesserungen führte hauptsächlich der französisch-englische Krieg (1339—1453); in ihm zeigte sich die Gefahr, welche dem Ritter durch die Wucht der scharfen und schweren Bolzen entstanden, die von den mit Winden gespannten Metall bügeln der mächtigen Armbrüste entsendet wurden (Tafel 18, No. 11 u. 12). Auch begann sich die Wirkung der Feuerrohre zu äussern. Im 14. und 15. Jahrhundert tritt freilich die spätere, entscheidende Macht derselben in der Feldschlacht noch keineswegs hervor. Der Gebrauch von Feuerwaffen findet sich mit Bestimmtheit aber erwähnt für das Jahr 1324. Sehr primitiv jedoch blieben sie in ihrer Verwendung für den Handgebrauch bis zur Erfindung des Luntenschlosses (um 1378), und ihre Wirkung vermochte erst am Ende des 15. Jahrhunderts einige Sicherheit zu erlangen, als ein ordentliches Zielen dadurch sich ermöglichte, dass man den Schaft der Waffe fest an die Schulter und mit Hilfe eines Hakens an der Mündung (daher „Hakenbüchse“) auf eine Gabel, die in den Boden gestossen wurde, auflegte. Zeitiger errang eine Bedeutung das Geschützwesen, wenn auch noch nicht für die Feldschlacht, so doch für Belagerungen. Schon im 14. Jahrhundert verwendete man zum Brechen von Mauern u. s. w. „Bombardon“, welche entweder aus einem Stück Eisen oder aus Eisenstäben hergestellt waren, die man zusammenschweißte und gleich Fassdauben von aussen her mit schweren eisernen Ringen umgab. Am Anfang des 15. Jahrhunderts führte einen wichtigen Fortschritt der Bronzeguss für Kanonen herbei, und es verschwanden nun allmählich diö bei Belagerungen früher allein, dann nebenher gebrauchten Schleudermaschinen (Tafel 18, No. 13, linke Ecke). Man sieht sie nicht mehr auf der Abbildung der Belagerung, welche die Truppen des schwäbischen Bundes 1519 gegen die württembergische Veste Asperg unternahmen (ebenda No. 14). In der Mauer derselben erscheint die breite Bresche, welche in wenigen Tagen geschossen die Übergabe herbeiführte. Für den Kampf auf offenem Felde, für das rasch wechselnde, wesentlich von Reiterei getragene Gefecht zeigten freilich sich die Geschütze nur wenig verwendbar, weil es die grössten Schwierigkeiten verursachte, sie zu transportieren

10. Ferdinand Hirts historische Bildertafeln - S. 24

1886 - Breslau : Hirt
gegangen war ein lebhafter Aufschwung der Plastik, Malerei u. s. w. im Zusammenhange mit den gewaltigen Fortschritten, welche das allgemeine Kulturleben der Kreuzzugsbewegung verdankte. Derselbe machte seine Wirkung auf das eng verwandte Kunsthandwerk geltend; ferner erfuhr der Betrieb des letzteren eine weitere Förderung dadurch, dass er aus den Kreisen der Geistlichkeit auf das Bürgertum überging, und damit verknüpfte sich nicht bloss die Möglichkeit einer allseitigen Entfaltung der schöpferischen Kraft; es vermochte mit der Ausbildung der Zünfte, deren Sieg über den städtischen Patriziat einen starken Hebel für ihre Betriebsamkeit bedeutete, auch eine ordnungsgemässe Verteilung der Arbeit, eine rationelle Ausübung derselben einzutreten. Das bisher schwankende Bestreben, sich im Geiste und Geschmacke der Zeit künstlerisch zu bewegen, weicht einem festen Gepräge. Gotisch erscheint dasselbe zunächst bei demjenigen Geräte, das für den kirchlichen Dienst bestimmt der ganzen Umgebung angepasst werden musste, bei den heiligen Gefässen. Die Monstranzen, Reliquiengehäuse und Hostienbehälter (Tafel 19, No. 16) zeigen an Stelle schwerer Formen freie Gliederungsweise, leichte Erhebung, feines Strebewerk; gleichen Charakter verrät auch der Kelch in seinem schlanken Schaft, in der Schale, die statt der früheren Kugelgestalt die Eiform aufweist, u. s. w. Wo sich an den Geräten ein Knauf befindet, erhält er die Bestimmung, der Hand ein bequemes Mittel zum Anfassen zu bieten. Langsamer ward das ausserkirchliche Gerät von der neuen Kunstrichtung beeinflusst. Da man bei der Herstellung desselben sich an die Grundform und Zweckdienlichkeit band, war das künstlerische Bestreben auf die zierliche Ausstattung beschränkt. Aber gerade hierin begann ein ungemeiner Wetteifer, der sich um so höher steigerte, als mit der Zunahme der Bedürfnisse auch der Sinn für das Schöne sich verallgemeinerte. Freiere Herausarbeitung aus dem Stoff tritt deutlich in den Möbeln auf Abbildung 15 der Tafel 19 hervor: es besitzt z. B. das Gestell des zum Drehen eingerichteten Sessels, der aus der Kirche zu Kat zwang bei Nürnberg stammt, leichte Gliederung in hohem Grade; ferner zeichnet sich der Tisch, dessen breite Stützen schon wegen der gebrochenen Linien des Umrisses spezifisch gotische Elemente enthalten, durch sein Ebenmass und seine Verzierungen aus. Geblieben ist die hergebrachte Grundform des Ornamentes (Nachahmung pflanzlicher Gebilde, Netzwerk von geometrischen Figuren u. s. w.); aber niemand vermag die reichere Ausbildung und die schwungvollere Behandlung zu verkennen. Den Verhältnissen der Zeit entsprechend ging der Umwandlung des Hausgerätes auch die der häuslichen Räumlichkeiten parallel. Ihre Erweiterung und Ausschmückung, womit der reiche Adel bei den Burgen und Schlössern bereits gegen den Schluss des 13. Jahrhunderts begonnen, dehnte sich allmählich auf die städtischen Wohnungen der begüterten Bürger aus, und wiederum ging hier Frankreich voran. Die bestehenden Häuser wurden den vermehrten Bedürfnissen gemäss umgebaut, und die neuen Räume mit Möbeln modischer Form gefüllt; durch die Ausstattung, wie sie Abbildung 16 der Tafel 18 zur Darstellung bringt, geht der Charakter einer soliden, aber etwas steifen Pracht. Bogen 20 und 21. Das 10. Jahrhundert. Ein gewaltiger Umschwung aller Verhältnisse des Lebens vollzieht sich um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts; es beginnt eine neue Zeit; doch hat sie ihre Vorbereitung schon lange in dei Periode des späteren Mittelalters. Langsam machte das alte Feudal- oder Lehnswesen einer neuen staatlichen Gestaltung Platz: es wich der straffen Zentralgewalt in den Monarchien ausserhalb Deutschlands und innerhalb desselben der territorialen Fürstenmacht. Verbunden waren damit politische und soziale Veränderungen der wichtigsten Art, wobei z. B. die Städte wie der Stand des niederen Adels eine gewaltige Einbusse ihrer Bedeutung und das Kriegswesen eine völlige Umwandlung erlitten. In den Vordergrund des europäischen Staatenlebens drängen sich in heftiger Rivalität um die Vorherrschaft Frankreich und die spanisch-habsburgische Weltmacht. Mehrere Jahrhunderte der Geschichte sind von dieser Erscheinung beherrscht. In sozialer Beziehung üben ferner den wichtigsten Einfluss die Auffindung des Weges nach Indien und die Entdeckung Amerikas aus. Der kaufmännische Verkehr entwickelt sich zum Welthandel, ruft eine steigende Vermehrung von Reichtümern lieix or. Die Genüsse, die Ansprüche der Menschen ver-uelfältigten und verleinerten sich. Das Leben weiter Kreise gewann an Schmuck und Reiz. Gewerbe und Kunst fanden infolge dessen neue Impulse zur Entwickelung und Ausdehnung ihrer 1 hatigkeit, für welche die von Italien ausgehende Renaissance das Gepräge gab. Diese d. h. die Wiedergeburt des Altertums in Wissenschaft, Kunst und Leben hatte die engen Schranken m welche den menschlichen Geist die mittelalterliche Kirche ge- bannt hatte, niederzureissen begonnen. Es erhebt sich neben der Kirche eine neue Macht, welche in der gelehrten wie populären Parteinahme für das Antik-Klassische besteht; es verbreitet sich eine Atmosphäre des Idealen, in welcher alle höher Gebildeten von nun an Befriedigung finden. Den geistigen Horizont noch mehr zu erweitern, trugen die neuen Entdeckungen wesentlich bei, und dazu tiat als mächtigste Erschütterung der Gemüter die Revolution im Innern der Kirche, der als ,,Reformation“ bezeichnete Siegeskampf zur Befreiung der menschlichen Erkenntnis von dem erstarrten Autoritätsglauben, von dem unbedingten Gehorsam gegen die Hierarchie. Nun erscheinen alle Formen des Lebens, die ganze Anschauungs- und Gefühlsweise der Menschen total gewandelt. Kein Zweig der Kultur machte aber radikalere Änderungen durch als das Kostüm. In Deutschland dauerte zunächst die alt gewöhnte Tracht im allgemeinen fort; doch gewinnt sie an Stelle der wirren Zerfahrenheit und Bizarrerie, welche bisher geherrscht hatte, wieder mehr Einheit und Würde, verhältnismässig grössere Einfachheit. Besondere Beliebtheit genoss der Brauch, gewisse Kleiderteile einerseits aufzubauschen, anderseits aufzuschlitzen und untergelegte 8toffe zur Geltung zu bringen. Er tritt hauptsächlich an den weiten Ärmeln des Männerrockes, welcher in breiten Langfalten bis zu den Knieen herabreicht, und an den Oberbeinkleidern hervor. Letztere bedeuten eine Neuerung, die man allseitig angenommen hatte: das lange Männerbeinkleid schied sich in eine 'Oberhose und eine selbständige Strumpfhose, welche unter dem Knie vermittelst eines Bandes ihre Verknüpfung erhielten. Das Knieteil der Oberhose zeigt dem erwähnten Brauche entsprechend die Form eines senkrecht gegitterten Kranzes (Tafel 21, No. 3 u. 4). Als Überkleid diente wie früher die „Schaube“. Vom Fürsten herab (Tafel 20, No. 2) trug sie jedermann, der auf Ansehen und Würde hielt; bei vornehmen Personen (Tafel 21, Eo. 4) reichte das lange Übergewand auch bis zu den Füssen herab. Im übrigen unterschied die mehr oder minder kostbare Ausstattung desselben die einzelnen Stände: einfach und von schwarzer Farbe bildete es die Tracht der Reformatoren und blieb bis heute der Amtsornat der evangelischen Prediger. In Kopfbedeckungen hatte das 15. Jahrhundert eine überaus bunte Mannigfaltigkeit hervorgebracht. In der neuen Zeit verloren sie sich alle mit Ausnahme des Barettes oder fristeten ihr Dasein in den niedrigsten Sphären, wie z. B. der Filzhut, der zu den Bauern herabstieg, um ein Jahrhundert später zu den Soldaten und von den Soldaten in die höchsten Höhen der Gesellschaft zu gelangen. Das Barett, eine flache Mütze mit einem mehr oder minder gesteiften Rand, der durch verschiedene Breite und durch Schlitzung, Schleifenwerk, Federschmuck u. s. w. dem Ganzen das mannigfachste Ansehen zu verleihen vermag, wird die herrschende Kopftracht für die Herren und die Frauen. Letztere geben allmählich die wunderliche Mode der Hauben, der langgestreckten (mit oder ohne Kinnband, welches den unteren Teil des Gesichtes verhüllte; Tafel 21, No. 6 u. 7) und der mit Hilfe eines Drahtgestelles eckig gestalteten (ebenda No. 8) auf. Sonst erlitten die weiblichen Gewänder nur geringe Umgestaltung dadurch, dass man den oberen Rock vorn herum noch mehr als früher kürzte, die Schleppe für gewöhnlich aufgab. Ausserdem kam ein besonderer Schulterumhang, der sogenannte Goller (Tafel 21, No. 6) auf. Die Vorliebe für Schlitze und Bauschen findet sich wie bei den Männern, so auch bei den Weibern, und gerade sie war geeignet, den Aufwand beider Geschlechter für kostbare Stoffe gefährlich zu steigern. Man begnügte sich nicht mehr, die Unterlage durch die Schlitze nur leichthin sichtbar zu machen, sondern begann dieselbe gerade zur Hauptsache zu machen, aus den Schlitzen glockenartig ausbauschen zu lassen. Mitte des 16. Jahrhunderts aitete diese Moderichtung" bedenklich aus. Vor allem betraf sie die Oberhose. Man fertigte sie aus einer Überfülle von sehr dünnem Stoff, gewöhnlich einem Seidengewebe, und fasste diesen durch mehrere senkrecht nur lose darüber gelegte Streifen von derberem Zeug (Samt) zusammen, so dass dieselben jene Stoffmasse nicht hinderten, frei schlotternd herauszuquellen. Das sind die sogenannten Pluderhosen. Ihre Erfindung rührt von den Landsknechten her, welche zur Befriedigung ihrer Eitelkeit sich in der Kleidung einer wilden Phantastik überliessen, schon der Tendenz des Schützens u. s. w. unmässig gehuldigt hatten (Tafel 20, No. 3—7) und nun jene unsinnige Pludertracht (ebenda No. 9—12) um 1550 ausbrachten. Dieselbe fand, obwohl gerade über sie die Sittenrichter mit den härtesten Scheltworten herfuhren, auch in der guten Gesellschaft Anklang, sah sich aber bald zurückgedrängt durch die spanische Mode, welche die „ausgestopfte“ Tracht bringt. Am Ende des Jahrhunderts scheint die letztere den Sieg davon getragen zu haben, um alsbald danach in einer neuen Periode sich gänzlich umzuwandeln. Schwer ist es zu erklären, warum gerade die Kleidung der Spanier eine so merkwürdige Anziehung, einen solchen Reiz zur Nachahmung ausübte. Darin gab gerade der schärfste Gegner
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