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1. Leitfaden der alten Geographie - S. 58

1879 - Berlin : Reimer
58 Kypros. weit höheren südlichen (darin ein zweiter Olympos und die Hochgipfel des Aoon, j. Troödes 2000m). Zwischen beiden eine weite sehr fruchtbare Ebene, wie denn auch die Bergabhänge und Vorhügel, namentlich der Südseite, reichen Ertrag an Wein und Früchten, die höheren an Schiffbauholz gewährten, ausserdem metallreich sind, namentlich an Kupfer (Kvnqiog %dxxog, aes cuprium, cuprum). Der Besitz der Insel wurde daher seit sehr alter Zeit von den benachbarten Grossmächten und seefahrenden Völkern erstrebt, von denen die älteren Bewohner (uns unbekannten Stammes) assimilirt worden sind. Zahlreiche phoenikische Colonien, auch im Inneren, scheinen schon seit dem 15. Jahrh. bestanden zu haben, viele derselben wurden von Griechen in Besitz genommen schon vor der um 708 beginnenden assyrischen Oberherrschaft, nach deren Verfall Tyros wieder wenigstens die Südhälfte der Insel beherrscht; auch dem ägyptischen Reiche hat sie unter Amasis 567—40 angehört. Von der persischen Herschaft durch die athenische Seemacht 478 bis 449 befreit, wurde sie seit 410 zu einem fast unabhängigen griechischen Reiche (K. Euagoras von Salamis) vereinigt. Seit der Teilung des Alexander-Reiches den ägyptischen Ptolemäern unterworfen, wurde sie endlich 58 v. Chr. römische Provinz und als solche mit Kilikien vereinigt. *) Ganz verschieden die alt-orientalischen Namen: hebr. Kittim, assyr. Jatnan, ägypt. Kefa. 81. (Städte oder Staten auf Kypros.) Das Inselgebiet war in frühester Zeit unter eine grosse Zahl selbstständiger Fürstentümer geteilt, von welchen bis auf die Zeit der Vereinigung zum griechischen Gesammtstat noch 9 bestanden. Phoenikisch waren davon (also erst seit der ptolemaeisehen Periode hellenisirt) einige bedeutende Städte der Südküste: Kition (wonach die ganze Insel von den Phoe-nikiern und Hebräern Kittim genannt, j. Larnaka), Amathüs (d. i. Hamath „Festung“, j. Palaeo Limisso) und besonders Paphos (j. Bafa), die vorzüglichen Sitze des Cultus der phoenikischen Aschera (griech. Aphrodite); Unter den ebenfalls nach Maassgabe ihrer semitischen Namen ursprünglich phoenikischen, aber schon früh griechisch gewordenen Küstenstädten sind die bedeutendsten die am West- und Ost-Ende der centralen Ebene gelegenen, nur in Ruinen erhaltenen Soloi und Salamis, letztere seit Euagoras Hauptstadt der ganzen Insel, während die kleineren an der Nordküste Lapethos und Keryneia unter dem alten Namen (Lapatho, Tzerina) noch fortbestehen. Auch an der Südküste war Kurion schon in alter Zeit eine griechische Stadt.

2. Leitfaden der alten Geographie - S. 70

1879 - Berlin : Reimer
70 Syrien. 95. Koelesyria „das liohle Syrien“ nannten die griechischen Eroberer zunächst die hochgelegene Einsenkung zwischen dem Lebanon und seinem östlichen Parallelgebirge, dem von ihnen sogenannten 3'Avuxißavoc, deren eine Hälfte als oberes Orontestal nach Norden, die andere nach Süden zwiefach gespalten teils als Tal des Litäni zum Meere, teils als oberstes Jordantal sich absenkt.1) Dann wurde der Name ohne Rücksicht auf strengen Wortsinn auf den ganzen südlichen Teil des eigentlichen (aramäischen) Syriens einschliesslich der östlich vom An-tilibanos sich absenkenden Hochebenen ausgedehnt. In diesen liegt in 600m Meereshöhe eine flache Mulde, durchströmt und mit fruchtbarstem Alluvialboden bedeckt von mehreren aus dem östlichen Gebirgsfusse hervorbrechenden starken Bächen2), daher eine immergrüne Oase inmitten weiter Wüstenumgebung. Die in ihrer Mitte erbaute uralte Stadt Damaskos (hebr. Dammesek, syr. Darmsu/c, arab. Di?neschk) hat daher zu allen Zeiten eines der grössten Bevölkerungscentren Vorderasiens und vor der Eroberung durch die Assyrer 810 v. Chr. den Sitz eines bedeutenden aramäischen Reiches, unter persischer Herrschaft die Hauptstadt der syrischen Satrapie gebildet. Wieder seit dem Zerfall des Seleukidenreiclies Sitz eines unabhängigen Fürstentums (angeblich einer aus Arabien erobernd eingedrungenen Dynastie), wurde sie mit ihrem grossen Gebiete erst von Trajanus 105 n. Chr. dem römischen Reiche einverleibt. Nächst Damaskos erhob sich zur bedeutendsten Handelsstadt in diesem südöstlichen Syrien das inmitten der grossen Wüste in einer quellreichen Oase gelegene Palmyra (syrisch Tadmör, d. i. Palmenort, nach hebr. Tradition von Salomo zur Zeit der grössten Ausdehnung des judäischen Reiches bis an den Euphrat gegründet), besonders blühend im 3. Jahrh. n. Chr. unter einer arabischen Dynastie, die während der inneren Wirren des Römerreiches ganz Syrien von hier aus beherrschte, aber 272 durch K. Aurelianus ihr Ende fand.'') x) Die Namen für diesen Landstrich: hebr.-plioen. Bilcä (lat. Lucca), arab. j. Bjcä'a bedeuten einfach „Tal“. Alte Städte darin auf der Wasserscheide selbst nahe der Litani-Quelle Jbaalbelc, uralter Name, von den Griechen nach der dort verehrten Hauptgottheit Hliov-noxis, Heliopolisi genannt (prachtvolle Ruinen des Sonnentempels aus dem 2. Jahrh. n. Chr.); “ vor dem Nordende des Tales am Orontes Hemesa {tu Kfxiou, j. Horns) mit dem Cultus derselben Gottheit, im 1. Jahrh. n. Chr. Sitz einer arabischen Dynastie, erst im 2. Jahrh. römisch. 2) Der bedeutendste, im A. T. Amana ,,der immerwährende“ genannt, j. arab. Bdrada ,,der kalte“, heisst schon bei den späteren Griechen aber gewöhnlich wegen der durch ihn verbreiteten Fruchtbarkeit Xqvgoqqous ; die flachen Sumpfseen, in welche er und seine Parallelbäche sich nach Erschöpfung des grössten Teiles ihres Wassers durch zahlreiche abgeleitete /

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 466

1910 - Regensburg : Manz
466 „Die Schlacht über den Wolken". Bonapartes Aufruf an das Volk in Kärnten. brannte der Kampf auf allen Punkten; vergeblich hielten die Franzosen ihre Bajonette entgegen. Das Dreinschlagen mit umgekehrten Stutzen war das Lieblingsgefecht der Baueru, es dröhnte Schlag auf Schlag. Diese Schläge und das klägliche Heuleu der Feinde, die unter den fürchterlichen Streichen sielen, hallten durch den Spingeser Wald; nur da und dort hörte man einen Schuß, der einen feindlichen Offizier durchbohrte. In dem Dorfe warf sich eine durch das Gefecht ermattete Truppe von Bauern in den Friedhof, Korporal Türk sprengte die Turmtüre und zog die Sturmglocke. Geschützt durch die Brustwehr, schlugeu die Bauern die stürmenden Feinde immer wieder zurück. Da sah man unter andern ein Mädchen von Spinges mit zusammengegürtetem Unterkleide und wallendem Haare die andringenden Franzosen mit einer eisernen Gabel von der Friedhofmauer hiuabftoßeu. Auf den Spingeser Feldern lagen die Leichen der Feinde in großer Zahl, meist mit zerschlagenen Köpfen, und wo der Bauer nur noch das mindeste Röcheln spürte, wurde die Hirnschale vollends zerschmettert. Pardon wurde nicht gegeben noch genommen. Furcht und Schrecken vor dem Landsturm verleidete den Franzosen den Aufenthalt in Tirol. Am 5. April abends 8 Uhr verließ Joubert Brixeu, um durch das Pustertal abzuziehen, und suchte so schnell als möglich Villach zu erreichen. Massena und Bonaparte gegenüber mußte die Verteidigung des Erzherzogs Karl bei der Übermacht des Feindes nur ein fortwährender Rückzug werden. Er hatte hinter dem Tagliamento Stellung genommen; aber es gelingt ihm nicht, Bonaparte aufzuhalten. Seinen rechten Flügel sandte er nach Tarvis; er hoffte, derselbe werde am 20. März das Ziel erreichen und Maffenn zuvorkommen, während er selbst dem Gegner den Übergang über den untern Jsonzo streitig machen wollte. Allein am 20. März war der rechte Flügel noch einige Meilen von Tarvis entfernt, weil sein Nachtrab angefallen worden war; Mafsena aber hatte schon den Paß besetzt. Bonaparte war dem Erzherzog auf dem Fuße gefolgt und bemächtigte sich der venetianischen Stadt Palmauuova mit ihren Vorräten. Gradiska fällt. Karl eilte, so rasch er konnte, nach Villach, nahm einige Abteilungen, die vom Rhein eingetroffen waren, mit sich, um Tarvis anzugreifen und Mafsena zu verjagen, gewinnt den Paß und setzt sich mit 6000 Grenadieren fest. Aber Mafsena kehrt mit seiner ganzen Division zurück. Mehrmals setzt der Erzherzog sein Leben der äußersten Gefahr aus, immer wieder führt er feine Reiter in den Kampf, ganze Reihen von Reitern stürzen und brechen auf dem Eise zusammen. Es war „die Schlacht über den Wolken", wie Bonaparte sie nannte. Der Erzherzog kehrt erst um, als nur noch acht Mann bei ihm aushielten. Jetzt standen die Franzosen auf der Höhe der Alpen und konnten mit 50,000 Mann gegen Wien marschieren. Aber trotz dieser Siege war Bonaparte von ernsten Sorgen niedergedrückt. Von Süden kamen schlimme Nachrichten; in den venetianischen Provinzen war ein blutiger Aufstand gegen die Franzosen ausgebrochen. In Ungarn regte es sich, in Österreich, in Wien stammte Kriegsbegeisterung auf; darum erließ Bonaparte von Villach aus einen beruhigenden und zur Lieferung von Lebensrnitteln einladenden Aufruf an das Volk von Kärnten und ließ ihn in Trieft in alle Sprachen der Monarchie übersetzen und besonders viele Exemplare in ungarischer Sprache abziehen. Auch wandte er sich in einem schlauen Schreiben an Erzherzog Karl, worin er seiner Friedensstimmung Ausdruck gab. Und doch bewilligte er Meerroaldt und Bellegarde, die zu Unterhandlungen in Judenburg bei ihm eintrafen, nicht einmal einen Waffenstillstand auf zehn, sondern nur auf sechs Tage. Das österreichische Heer war geschlagen; aber in Wien bildete sich ein Korps von Freiwilligen; Studenten und Kaufleute meldeten sich; in kurzer Zeit hatten sich 40,000 eingeschrieben. Prinz Ferdinand von Württemberg, der Schwager des Kaisers, sollte ihr

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 504

1910 - Regensburg : Manz
504 Erste Befreiung Tirols. Die Bayern rücken durch den Strubpaß wieder ein. als nichts Unrechtes galt. Diese Haufen drangen gegen Innsbruck vor, wo General Kinkel mit einem bayerischen Infanterieregiment und einigen 100 Mann Reiterei lag, und warfen dessen Vorposten schon am 11. unter mörderischem Feuer zurück. Am 12. stürmten sie die Stadt. Während General Kinkel schon mit Teimer unterhandelte, ritt der tapfere Oberst Dietsnrth, obgleich von 2 Kugeln getroffen, immer noch durch die Straßen, die Soldaten anfeuernd, sich von gemeinen Bauern nicht überwinden zu lassen; aber eine 4. Kugel streckte ihn zu Boden. Kinkel kapitulierte und alle seine Soldaten wurden gefangen, nicht ein Mann entkam. Als nun am 13. früh Bisson und Wrede von Sterzing ankamen und vor Innsbruck erschienen, sahen sie sich plötzlich von allen Seiten umringt und mußten sich nach kurzem Kampf ergeben. Sie wollten als Soldaten die Waffen vor Soldaten niederlegen. Da aber Chasteler immer noch nicht da war, sah sich Teimer genötigt, eine alte Uniform anzuziehen, gab sich für einen österreichischen Major aus und unterzeichnete die Kapitulation. So hatten die entschlossenen Bauern binnen 2 Tagen gegen 6000 Bayern und Franzosen mit mehr als 100 Offizieren und 2 Generalen gefangen genommen. Man brachte sie nach Salzburg, die Bayeru vou Männern, die Franzosen aber zur Demütigung für ihren Übermut von Weibern geführt. 2 Ziller-talerinnen zogen mit den eroberten französischen Adlern voran. Chasteler und der vom Kaiser Franz für Tirol ernannte Zivilintendant, der bekannte Geschichtschreiber und Archivar Freiherr von Hormayr, kamen erst am 14. gemächlich in Innsbruck an. Letzterer erließ schwülstige Proklamationen und fing in bureaukratischer Manier zu regieren an, was um so weniger gefiel, als er besondern Eifer bewies, Geld einzutreiben und nicht einmal alles quittierte. Chasteler verließ Innsbruck wieder, um ein von Italien her unter Baraguay d'hilliers eingedrungenes französisches Korps von Bozen und Trient zurückzutreiben, wobei ihm die Tiroler unter Hofer Erzherzog Johann. gute Dieuste leisteten. Napoleon konnte bei den erbärmlichen Maßregeln Chastelers ziemlich sicher sein, schickte jedoch nach dem Kampfe bei Negensburg den Marschall Lesebvre, Herzog von Danzig, mit dem bayerischen Armeekorps nach Tirol, um die Empörung daselbst niederzuschlagen. Unter seinem Oberbefehle standen die drei bayerischen Divisionen Kronprinz, Wrede und Deroy. Wrede rückte gegen Paß Strub, Deroy gegen Kufstein vor. Bei dem Strubpasse standen nur die Kompagnie der Stadt Kitzbühel unter dem Hauptmanne Joseph Hechenberger und die Kompagnie von Jochberg unter Anton Oppacher. Am 11. Mai griff Wrede mit einem fürchterlichen Geschützfeuer den Paß an. Vier wütende Stürme wurden von den Tirolern in neunstündigem Kampfe siegreich abgeschlagen. Siebzig Tiroler lagen schwerverwundet auf dem Kampfplatze. Der heldenmütige Oppacher verließ feinen Posten erst, als eine leichte Abteilung, von einem Reichenhaller Jäger geführt, den Paß umgangen hatte und ihm in den Rücken gekommen war. Am folgenden Tage hielt Chasteler gegen die beiden Divisionen Wrede und Deroy, der mittlerweile Kufstein genommen hatte, bei Wörgl in einer ganz offenen Gegend stand, nachdem er die besten Gebirgspositionen zu verteidigen versäumt hatte. Seine 3000 Mann schlugen sich brav, erlagen aber der Übermacht und verloren alle Kanonen. Als er auf der Flucht einen Augenblick in Hall ausruhte, machte ihm das Volk Vorwürfe, die nur allzu gerecht waren. Die Bayern aber rückten dem Fliehenden im weit offenen Tale nach und nahmen mit Brand und Mord für die Gefangen-

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 542

1910 - Regensburg : Manz
542 Napoleon zieht sich über den Rhein zurück. heure Aufgabe, die er lösen sollte, in ihrer Riesengröße vor seinem Geiste stand, still im Herzen das Versprechen gemacht, gern jedem Ruhm zu entsagen, wenn er den Sieg erringen würde. Er war ruhig. „Sie sind atemlos," sprach er, „wertn sie da sein werden." In der Frühe hatte er die Gegend durchforscht, über die er die Reiterschwärme heranbrausen sah, und wußte, daß sie über einen Graben mußten, der zwei Tümpel verband. Jetzt, wo die Gefahr aufs höchste stieg, bat er die Monarchen, sich zu entfernen, zog den Degen, sprengte zur Schlachtlinie hinab und führte die wenigen Schwadronen der russischen Garde gegen den Feind. Plötzlich stürzt die erste Linie der im raschesten Galopp heranstürmenden Reiterei und die zweite auf die erste, die dritte auf die zweite, die vierte auf die dritte. Und schon fallen die österreichischen Kürassiere, die Rostitz über die Pleiße gebracht, dem Feinde in die Flanke und donnern die russischen Kanonen auf die wirren Massen. Die Wirkung der Ge- schütze auf den aufgetürmten Menschen- und Tierknäuel war eine entsetzliche. Der 16. Oktober entschied die Niederlage Napoleons. 300,000 Mann der Verbündeten standen am 18. gegen 130,000 des französischen Heeres, Am 18. abends war der Sieg der Verbündeten entschieden und Napoleon beschloß für den andern Morgen den Rückzug aus Leipzig. Aber ehe die Armee denselben völlig bewerk- stelligen konnte, wurde die Stadt gestürmt und mit einer Masse von Verwundeten, Gefangenen und Geschützen genommen, Tausende der Fliehenden sahen sich abgeschnitten, als hinter Napoleon die Brücke, welche den einzigen Weg zum Rückzüge bot, gesprengt wurde. Auf der Flucht durch die Elster ertrank der Anführer der Polen, Fürst Joseph Poniatowski, Neffe des letzten Königs, der sich im Geiste seiner Landsleute dem Despoten als blindes Opfer ergeben hatte. Aber auch weit über 40,000 Sieger lagen tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde. Der König von Sachsen, dem Napoleon noch am 16. Siegesnachrichten geschickt hatte, sah sich am 19., als die verbündeten Monarchen in die Stadt eingezogen waren, als Kriegsgefangenen erklärt und genötigt, mit seinem Hofe und seinen Ministern einstweilen seinen Aufenthalt in Berlin zu nehmen. Sein Land wurde von einem russischen Gouverneur verwaltet, sein Heer unter eigenen Fahnen zur Teilnahme am gemeinsamen Kampfe bestimmt. Bayern hatte kurz vor der Leipziger Schlacht dem Bunde mit Frankreich entsagt und mit Österreich gemeinsame Sache gemacht. Österreich, dem viel daran gelegen war, die bayerische Armee gegen den Hauptfeind in Tätigkeit setzen zu können, ging auf die gemachten Bedingungen ein, worauf am 8. Oktober auf dem Schlosse Ried im Jnnviertel zwischen dem österreichischen General Fürsten Reuß und dem bayerischen General Wrede ein Vertrag zum Abschlüsse kam, welcher den König von Bayern verpflichtete, für Auslösung des Rheinbundes kämpfen zu helfen, dagegen die bei Stiftung desselben ausgesprochene Souveränität in ihrem ganzen Umfange ihm verbürgte. Dem General Wrede wurde auch das österreichische Heer, das gerade an der Grenze von Tirol gegen ihn zu Felde stand, untergeordnet; mit dieser vereinigten Macht eilte er nach Hanau, um dem französischen Kaiser, der sich über Erfurt nach dem Rhein zurückzog, den Rückweg abzuschneiden. Napoleon mußte sich ihn durch ein blutiges Treffen am 31. Oktober öffnen, in welchem er zwar eine Menge Soldaten und Geschütze verlor, aber doch zuletzt, da er immer noch 70,000 Mann hatte, mit seinen durch General Graf v. Wrede,

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 548

1910 - Regensburg : Manz
548 Die Kongreßakte. Einspruch des Papstes. — Schlacht bei Ligny. opferte aber dafür Belgien, West-Galizien und die Besitzungen in Schwaben. Sämtliche deutsche Staaten wurden später zum Beitritt aufgefordert. Der Bevollmächtigte Spaniens Don Gomez Labrador versagte jedoch seine Unterschrift, nachdem er die Gründe seiner Weigerung einige Tage vorher dnrch eine dem Fürsten von Metternich übergebene Note dargelegt hatte. Von den acht Mächten, die ursprünglich zusammengetreten waren, unterzeichneten demnach nur sieben und außer der von Spanien ausgesprochenen Verwahrung erhob auch noch nachdrücklichen Einspruch der Kardinal Consalvi im Namen des Papstes gegen alle Verfügungen, welche der Kongreß zum Nachteil der katholischen Kirche getroffen habe. Damit schloß der Wiener Kongreß. Die Fäden, die man hier fallen ließ, wurden später weiter gesponnen. Die verabredete Feststellung und Gewährleistung des Besitzstandes und der Verfassungsrechte wurde die Grundlage eines Staatensystems, das im Laufe der Zeit noch manche Veränderung erfahren sollte, bis es in den Jahren 1866 und 1871 einer neuen Ordnung Platz machte. Mittlerweile bewegten sich aus allen Gegenden die großen und kleinen Heeressäulen unablässig nach dem Rheine und den Niederlanden. Viele der in Wien vereinigten Fürsten, Staatsmänner und Generale waren in ihre Heimat zurückgekehrt oder dem Rufe zum Kampfe gefolgt. Auch die großen Herrscher verließen endlich Wien, um bald im Feldlager wieder zusammenzutreffen. Die Schlacht von Waterloo. Gewaltige Heeresmasfen scharten sich 1815 an Frankreichs Grenzen. In Belgien sammelte Wellington ein Heer von Engländern und Holländern. Neben ihm an der Maas nahm Blücher mit 120,000 aus Preußen und den Kleinstaaten Stellung. Vom Mittelrhein sollten 150,000 Russen unter Barclay vorrücken; Fürst Schwarzenberg traf mit 230,000 Österreichern, Bayern, Württembergern usw. am Oberrheine ein. Napoleon gedachte, sich zuerst der Preußen und Engländer durch einen raschen Angriff zu entledigen. Sie lagen der leichteren Verpflegung wegen in ihren Kantoniernngen etwas weit auseinander. Da brach Napoleon mit einem auserwählten Heere von 120,000 Mann gerade gegen die Preußen hervor. Die verschiedenen Heeresteile konnten nicht alle sogleich vereinigt werden; allein der tapfere Blücher wollte doch nicht den ganzen Feldzug mit einem Rückzug anfangen und nahm daher am 16. Juni bei Ligny die Schlacht an, obgleich er erst 80,000 Mann beisammen hatte. Von den drei Dörfern, die er besetzt hielt, war Ligny Las mittlere und wichtigste. Um diese Dörfer wurde mit der heftigsten Anstrengung gestritten, besonders um Ligny mit seinen aus Steinen gebauten Häusern und Gartenmauern. Fünf Stunden lang dauerte der Kampf um jedes Haus und jeden Garten; unaufhörlich rückten von beiden Seiten neue Haufen in das Dorf, während von den Höhen diesseits und jenseits wohl 200 Stück Geschütz hineinschmetterten. Kein Teil konnte dem andern das Dorf abgewinnen; aber von dem kleinen Preußenheere waren schon alle Abteilungen im Gefechte gewesen und kein Rückhalt mehr zu sehen. Napoleon dagegen hatte seine Garde noch zur Stelle und diese ließ er in der Dämmerung das Dorf umgehen, um den Feind im Rücken anzufallen. Der alte Blücher erkannte die Bedeutung des Augenblicks, sammelte schnell einige Reiterhaufen, stellte sich selbst an ihre Spitze und unbekümmert um sein eigenes Leben jagte er den französischen Kürassieren und Grenadieren entgegen. Aber die geringe Zahl seiner Reiter wurde zurückgeworfen und sein Pferd von einer Kugel durchbohrt. Es stürzte zu

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 550

1910 - Regensburg : Manz
550 Napoleon geschlagen. Wellington hatte seine Stellung vier Stunden südwärts von der großen Stadt Brüssel auf den Hügeln von Mont St. Jean genommen, hinter sich den großen Wald von Soignies. Napoleon dagegen wählte seinen Standpunkt auf einer Höhe bei der Meierei La belle Alliance, von wo er das ganze Schlachtfeld übersehen konnte. Er war froh, als er die Engländer auf ihren Hügeln in Schlachtordnung erblickte; denn er hoffte ganz sicher, sie zu schlagen und seinen unversöhnlichen Haß gegen sie in ihrem Blute zu kühlen. Sobald der Regen etwas nachgelassen, ließ er einige große Meierhöfe, die sie besetzt hatten, mit aller Macht angreifen, und da es ihm gelang, einen davon zu nehmen, richtete er nun seinen Hauptangriff auf die Hügel, wo sich Wellingtons Zentrum befand. Es bestand aus Engländern, Schotten und Hannoveranern, letztere unter dem tapfern General Alten. Napoleon ließ 80 Kanonen vorfahren und Fußvolk und Reiterei zur Seite und dahinter gerade die Hügel hinanstürmen. Es war ein furchtbarer Angriff und es gehörte die ganze kaltblütige Tapferkeit der englischen und deutschen Krieger und die Feldherrngröße Wellingtons dazu, ihn auszuhalten. Aber die Reihen wankten nicht. Wenn das heftige Feuer sie zerriß und viele Tote dahinstürzten, schlossen sich die übrigen sogleich wieder dicht zusammen und feuerten unermüdet weiter, und wo die treffliche englische Reiterei irgend eine vorteilhafte Stelle znm Angriffe fah, da brach sie hervor und warf jedesmal die französischen Reiter zurück, die Hügel hinunter. Dreimal stürmten die Kolonnen Napoleons gegen die Hügel, dreimal waren sie nahe daran, die englische Schlachtreihe zu durchbrechen; allein der Entschluß des englischen Feldherrn wie des Heeres stand fest, zu siegen oder zu sterben. Endlich hätte jedoch die heldenmütigste Tapferkeit der Übermacht unterliegen müssen. Napoleon, ergrimmt über den hartnäckigen Widerstand, sammelte noch einmal noch stärkere Angriffshaufen; seine Garde, die immer den Ausschlag geben mußte, sollte selbst den Angriff machen; Wellington dagegen konnte keine frischen Truppen mehr in den Kampf führen und die ungeheure Anstrengung hatte die ©einigen erschöpft. Seufzend sprach er: „Ich wollte, es wäre Abend oder die Preußeu kämen!" — und in diesem Augenblicke hörte er den Donner ihres Geschützes irrt Rücken der Franzosen. Da rief er mit Tränen der Freude in den Augen: „Nun, da ist der alte Blücher." Die Preußen hatten sehr schlimme, vom Regen ganz verdorbene Hohlwege gefunden. Nachmittags 5 Uhr waren trotz aller Anstrengung erst zwei Brigaden von der Bülowschen Abteilung am Saume des Waldes von Frichemont angekommen. Dennoch beschlossen die Feldherren, mit diesen ungesäumt anzugreifen, da sie die Engländer so im Gedränge sahen, und im Sturmschritt ging's die Hügel hinunter. Sie fanden heftigen Widerstand; denn hier gerade stand die französische Reserve, die noch gar nicht im Gefecht gewesen war. Allein nun drängten auch ohne Aufenthalt immer frische Haufen der Preußen in die Schlacht; immer heftiger wurden die Franzosen in die Enge getrieben und jetzt hatte auch Wellington, durch die Ankunft der Preußen neu belebt, den letzten Angriff der kaiserlichen Garden zurückgeschlagen. Von vorne drangen die Engländer die Hügel hinab, von der Seite und vom Rücken kamen die siegreichen Preußen. Da brach auf einmal der ganze französische Trotz zusammen und Angst und Schrecken traten an feine Stelle. „Rette sich, wer kann!" ertönte es von allen Seiten und die Flucht wurde so allgemein und verworren, daß Hohe und Niedere wild durcheinander rannten und einzig auf die Erhaltung ihres Lebens dachten. Bei dem Meierhofe Belle-Alliance trafen die beiden Feldherren Blücher und Wellington zusammen und umarmten sich in unsäglicher Freude ob des von Gott geschenkten Sieges. General Gneisenau sammelte in Eile die nächsten Hausen leichten Fußvolkes und Reiterei, um den flüchtigen Feind in der Nacht beim Scheine des Mondes zu verfolgen. Kein Augenblick der

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 465

1910 - Regensburg : Manz
Mantua kapituliert. Erzherzog Karls Sieg bei Amberg; in Italien. Kämpfe in Tirol. 465 erfolgte der Sieg bei Rivoli, am 16. muß Provera bei Mantua weichen und am 2. Februar Wurmser wegen Mangel au Lebensmitteln nach achtmonatlicher tapferer Verteidigung und nach vier Entsatzversuchen kapitulieren. Die Direktoren wollten ihn zum Tod verurteilen, aber Bonaparte gestand ihm zum Zeichen der Anerkennung seiner tapferen Verteidigung freien Abzug mit dem Stab und 700 Mann und 6 Kanonen zu. Aus seinen Proklamationen spricht der Enthusiasmus für das Glück der Völker; aber Bonaparte selbst schrieb darüber an Talleyrand: „Alles, was man in Proklamationen und gedruckten Reden vorbringen kann und muß, sind Romane." Und doch spielen sie in sranzösischen Geschichten eine große Rolle. Unterdessen hatte im September 1795 Jourdan den Rhein überschritten, aber vor Clerfait bei Neuwied und Düsseldorf sich wieder zurückziehen müssen. Seit dem 1. Juni 1796 hatte der 24jährige Erzherzog Karl den Oberbefehl über das ganze Heer am Rhein. In diesem Jahre sollten Jourdan bei Düsseldorf und Koblenz, Moreau bei Straßburg den Rhein überschreiten und konzentrisch gegen Wien vorrücken. Erzherzog Karl zog sich, um seine Armee nicht zu gefährden, langsam zurück. Ulm und Regensburg waren sichere Schutzwehreu Österreichs; dort konnte er Verstärkung aus der Heimat an sich ziehen und einen nach dem andern von den beiden Gegnern schlagen. Am 24. August brachte er Jourdan bei Amberg eine vollständige Niederlage bei und zerstreute dessen Parks, sein Fußvolk und seine Reiterei derart auf Feldwege, daß er erst bei Schweinfurt sein Heer wieder sammeln konnte. Jourdan legte den Oberbefehl nieder, bevor seine Truppen noch vollständig auf das linke Rheinufer zurückgekehrt waren. Moreau war bis Freising vorgerückt, wurde aber durch die Siege des Erzherzogs zum Rückzüge gezwungen und bei Biberach, Emmendingen und Schliengen geworfen; am 25. und 26. Oktober passierte er den Rhein bei Hüningen. Nun wendete sich der deutsche Oberfeldherr nach Italien. Ganz Europa harrte mit Spannung auf den Ausgang dieses Kampfes. Bonaparte war kühn und stürmisch, Karl gemäßigt und vorsichtig; Bonaparte scheute auch Betrug und Lüge nicht, Karl war edel, wohlwollend und treu. Der Corse teilte sein Heer in drei Korps, das eine unter Joubert sandte er nach Tirol; Massena sollte den Paß von Ponteba und Tarvis besetzen, Bonaparte selbst wollte den Erzherzog zurückdrängen, sich nach Kärnten wenden und dann vor Wien den Frieden diktieren. Joubert drang im hartnäckigen Kampfe mit Kerpen unter schweren Verlusten bis Brixen vor. In Varn war das Hauptquartier der Franzosen. Aber nun wollten die Söhne der Berge den Feinden zeigen, daß sie nicht so leicht wieder aus den Bergklüften hinauskämen, wie sie sich hineingedrängt. Die Mannschaften waren mit Flinten, Stutzen, Spießen, Sensen, Hacken, Morgensternen, Knitteln bewaffnet. In Sterzing trat ein Ausschuß zusammen und entwarf den Plan zu einem allgemeinen Angriff auf den 1. April. An fünf Orten sollten die Franzosen zugleich angegriffen werden. Drei Korps sollten die Feinde an der Front fassen, das vierte deren linke Flanke bedrohen und der Landsturm vom Pustertal die rechte Flanke angreifen. Leider gelang der Plan nicht vollständig, so tapfer man sich auch von drei Seiten her schlug; denn die Pustertaler waren lässig, sie kamen nicht; es scheint, daß es ihnen an den rechten Führern mangelte. Der blutigste Streit entspann sich beim Dorfe Spinges. Es begann ein lebhaftes Feuer, die Franzosen schossen mit unglaublicher Fertigkeit, doch meist zu hoch; das Feuer der Tiroler war langsamer, aber mörderischer. Nach und nach schien es zu erkalten; die Munition ging zu Ende. In diesem kritischen Augenblicke entriß Major von Wörndle einem Bauernknechte seinen Streitkolben und ließ das Zeichen zum Angriff geben mit dem Losungswort: „Zuschlagen! Zuschlagen!" Nun ent- Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. qq

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 533

1910 - Regensburg : Manz
Abzug der Franzosen. 533 Teil demontiert, aber die Artillerie hatte noch ihre Bespannung; die Infanterie befand sich in einem leidlichen Zustande und die Kaisergarde war beinahe unverletzt. Die obschon auf drei Vierteile reduzierte große Armee verdiente noch immer ihren Namen und ihr Oberhaupt gab, ohne noch feine Pläne knndzutun, heimlich seine Befehle, damit sie, sobald sie sich der russischen Grenze nähere, von neuen Streitkräften empfangen würde. Der Plan des Kaisers war, sich nicht über Smolensk auf der Straße von Mozaisk und Wjasma, die gänzlich ausgeplündert war, zurückzuziehen; nur Ney sollte sie mit seinem Korps einschlagen, das von ihm selbst geführte Gros der Armee sollte in der Richtung gegen Süden nach Kaluga marschieren, um von hier aus durch ein fruchtbares Land, das noch nicht gelitten hatte, nach Smolensk zu gelangen. Aber auf dieser Straße nach Kaluga hatte sich Kutusow aufgestellt, der sofort die Offensive ergriff. Er befehligte 75,000 Mann, zu welchen frische Truppen gestoßen waren; aber es ist erstaunlich, daß die Verstärkungen kaum über 30,000 Mann betrugen, darunter 26 Regimenter don'scher Kosaken und irregulärer Haufen. Selbst in der äußersten Gefahr hatte Rußland Mühe, imposante Streitkräfte ins Feld zu stellen. Zum Glück für die russische Armee hatte sie die Elemente zu Bundesgenossen. Eine Schlappe, die Murat bei Winkowo und Tarutino erlitt, bezeichnete die ersten Schritte der Franzosen nach ihrem Abmarsch von Moskau; trotzdem wäre der Kaiser vielleicht dem russischen Generalissimus bei Kaluga zuvorgekommen, wenn er sich nicht zur Unzeit in Borowsk aufgehalten hätte, anstatt geradenwegs auf Malojaroslawez zu marschieren. Hier fand am 24. Oktober ein blutiges Gefecht statt, in welchem trotz der vortrefflichen Position der Russen der Sieg den Franzosen verblieb. Am folgenden Tage erneuerte sich das Gefecht bei Gorodnja; hier war Napoleon, von einigen tausend Kosaken überrumpelt, nahe daran, gefangen genommen zu werden. Die Russen versperrten ihm den Weg, so daß er sich genötigt sah, feinen Plan zu ändern und rechts auf der Straße von Wjasma, die er vermeiden wollte, vorzurücken. Kutusow, der von den Generalen feiner Umgebung, unter denen namentlich Bennigsen obenanftand, gut beraten war, schickte sich an, ihm auch hier zuvorzukommen. 7 km diesseits von Wjasma trafen Eugen und Davoust auf Milora-tmwitfch, den russischen Murat, der die Avantgarde führte. „Kutusow hätte sie erdrücken können," sagt Segur, „allein die Langsamkeit und die Vorsicht des Greises retteten sie." Ney stieß zu ihnen und außer dem Gefecht bei Wjasma (3. November) ging der Marsch gut bis Dorogobufh, wo die Armee am 7. anlangte. „Es fehlten nur drei Tage," sagt Napoleon, „um den Rückzug (von Smolensk) in guter Ordnung vollführen zu können; aber in diesen drei Tagen verlor sie 30,000 Pferde; der frühzeitige Frost wirkte gleichmäßig auf beide Armeen . . . Alle Bespannung der Convois und die meisten Pferde der Artillerie und Kavallerie kamen um; alle Dienstleistungen der Armee waren desorganisiert; es war unmöglich, vor Wilna Position zu nehmen." Am 6. November siel ein fürchterlicher Schnee und jetzt begann der Frost. Obwohl anfangs mäßig, wurde er doch für die unglücklichen, gegen solche Witterung schlecht geschützten französischen Soldaten außerordentlich empfindlich. Ihre Glieder erstarrten und sie waren nicht mehr imstande, die Waffen zu tragen. Taub gegen die Gesetze der Disziplin werfen sie sie weg, verlassen ihre Reihen und laufen auseinander. Man ist gezwungen, die Bagage in einem Lande im Stiche zu lassen, das schon viel zu sehr gebrandschatzt war, als daß es die Armee zu ernähren vermocht hätte. Jetzt gesellten sich Hunger und Bestürzung zu der Strenge des Klimas; die französischen Soldaten werden in dem Maße, in welchem die physische Kraft sie verläßt, demoralisiert; sie stürzen erschöpft und ohnmächtig nieder und bedecken mit ihren Leichnamen die Straßen oder werden die Beute

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 535

1910 - Regensburg : Manz
Übergang über die Beresina. 535 von 2 m passierte, war abgebrochen, das Bett des Flusses war infolge des Tauwetters mit Treibeis bedeckt. Kutusow rückte mit dem Gros der russischen Armee heran; Tschitschagow kam ihm mit der Moldauarmee, welche Schwarzenberg nicht aufzuhalten vermocht hatte, zuvor; Wittgenstein, der vom Norden heranzog, forcierte seinen Marsch, um ihm die Hand zu reichen. Die Beresina sollte das Grab der Trümmer der großen Armee werden; sie wurde jedoch wie durch ein Wunder gerettet. Infolge fehlerhafter Kombinationen ließen die Russen sie entwischen. General Eble, das Haupt der Pontoniere, war so glücklich, nach unerhörten Anstrengnugen und troa des Ä?angels an erteil unter den Augen dev Kaisers zwei Brücken bei Studianka zu schlagen. Der russische General Tschaplic, der mit einigen Kanonenschüssen die erste fertige Brücke hätte zertrümmern können, ging in eine Falle und ließ sich anderwärts hinziehen. Ohne diese glücklichen Umstände wäre kein Franzose entwischt. Am 28. November überschritt die französische Armee den Fluß; aber Tausende kamen noch während des Überganges um. „Der Zusammenstoß der Truppen," sagt Segnr, „stürzte mehrere in den Fluß mitten unter die Eisschollen und das Gewühl der Schlitten bildete eine so dichte und starre Masse, daß eine Menge Menschen dabei erdrückt wurde; die Regimenter waren gezwungen, sich mitten durch sie hindurch mit dem Säbel in der Hand den Weg zu bahnen." Gegen 30,000 Kampffähige und nahe an 20,000 Mann Entwaffnete sahen sich so einem gewissen Tode entrissen. Als aber am nächsten Morgen Eble, der das Korps Wittgensteins herannahen sah, die Brückeu um 81/2 Uhr morgens wieder abbrechen mußte, wurden immer noch gegen 2000 desorganisierter Menschen geopfert. Außerdem wurde noch die Division Parthouueaux, 3500 Mann stark, die sich durch ein Mißverständnis vom Gros der Armee getrennt hatte, auf dem linken Ufer zurückgelassen und so gezwungeu, die Waffen vor Wittgensteins Truppen zu strecken. Alle andern kamen am 3. Dezember zu Molodetschua an, wo sie auch noch von Frost litten, aber mindestens etwas zu essen fanden und ausruhen konnten. Während sie nach Wilna marschierten, waren ihnen die Russen immer auf den Fersen; die Kälte wurde fürchterlicher als je vorher und der Thermometer sank bis 30 Grad Reaumur. Die Russen litten ebensoviel als die Franzosen, aber sie waren Sieger. In den dezimierten und aufgelösten Reihen der bejammernswerten Überreste der großen Armee wurde die Verwirrung fürchterlich. Dennoch erreichte man am 9. und 10. Dezember Wilna; von hier gelangte man nach Kowno und am 15. Dezember wurde der Njemeu von einigen tausend Mann wieder überschritten, welche so viele Schicksalsschläge, so erschütternde Katastrophen überlebt hatten. Alexander sah seine triumphierende Armee am 18. Dezember zu Wilna wieder und erkannte ihr Belohnungen zu. Kutusow, der nach der Schlacht von Borodino zum Feldmarschall erhoben worden war und hierauf den Fürstenrang mit dem Beinamen Smolenskoi erhalten hatte, empsing aus der Hand seines Souveräns das Band des Ordens vom heiligen Georg erster Klasse, das nicht einmal der Monarch selbst trug. Es war dies die größte Ehre, die einem russischen General zuteil werden konnte. Der Feldzug war beendigt; die Truppen bezogen die Winterquartiere. Gottes Hand hatte die Franzosen getroffen. Am 6. Dezember hatte Napoleon den Oberbefehl Murat übergeben und war nach Paris vorausgeeilt, um eine neue Armee auszuheben, mit welcher er das Unglück wieder gutzumachen hoffte.
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